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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1453 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2025
Blake, Katherine

Not your Darling


gut

Hoppla, jetzt komme ich!
England in der Nachkriegszeit - das ist kein Land, in dem Margaret leben möchte! Mit List und Tücke katapultiert sie sich in die Vereinigten Staten und mit noch etwas mehr davon nach Hollywood, dem Ort, an dem Stars geboren werden. Sie tauft sich um in Loretta und sucht einen Job. Dabei weiß sie genau, was sie will und es ist keine Rolle in einem Film. Nein, sie will Maskenbildnerin werden und diesen Job von der Pike auf erlernen!

Dass das nicht einfach ist , so ganz ohne Geld und vor allem ohne Erfahrung, ist klar Aber Loretta hat etwas anderes, nämlich einen eisernen Willen, Selbstbewusstsein und Standvermögen. Obwohl sie ein paarmal auf die Nase fällt und zwar so richtig, gibt sie nicht auf.

Ein Roman, den ich vor allem aufgrund des Stils und der Sprache gern gelesen habe. Autorin Katherine Blake (und ebenso ihre Übersetzerin) haben die Vorstellung von wagemutigen Tausendsassas geschaffen, die vor nichts Angst haben, um in Hollywood erfolgreich zu sein. Leider konnten dabei die Präsentation der Charaktere und der Handlung als solcher nicht ganz mithalten. Ich war zwar im richtigen Jahrzehnt am passenden Ort, fand da aber nicht ganz diejenige, die ich suchte.

Bewertung vom 26.01.2025
Naumann, Kati

Fernwehland


ausgezeichnet

Um die Welt mit der "Völkerfreundschaft"
Einem großen Kreuzfahrtschiff nämlich, das in Stockholm gefertigt wurde und nach einem Unfall von der DDR aufgekauft wird. Für Henri, der schon als Kind vom Seefahrerleben träumte, werden damit seine kühnsten Träume wahr. Im Gegensatz zu seinem Vater Erwin, der nur vom Meer geträumt hat, ist es ihm nämlich gelungen, eine Ausbildung zum Matrosen zu machen und nun kennt er keine Grenzen mehr. Sein Arbeitgeber allerdings schon, weil er die vom Staat gesetzten Grenzen einhalten muss, aber das ist für Henri kein Thema - zunächst jedenfalls. Denn obwohl er selbst sich nicht allzusehr um die Politik schert, kommt ihm diese irgendwann in der Quere.

Wir begleiten Leser*innen begleiten aber nicht nur Henri, sondern auch seinen Vater Erwin von Kindheit auf und dazu zeitweise auch einige andere Menschen wie die Schwedin Ida, deren Lebensgeschichte wie die von Henri und seiner früheren Kollegin Simone ganz fest mit der "Völkerfreundschaft", die inzwischen "Astoria" heißt, verbunden ist.

Kati Naumann ist eine der Autorinnen, deren Romane ich voller Sehnsucht erwarte, sobald ich von ihnen gehört habe. In ihnen wird die Vergangenheit auf eine Art zum Leben erweckt, die informiert berührt und mich mit allen Sinnen packt. Ich kann ihre Bücher nicht aus der Hand legen, bis ich am Ende angelangt bin. Sie sind nicht nur eindringlich und anregend geschrieben, nein, die Autorin hat auch mehr als sorgfältig recherchiert und könnte - da bin ich überzeugt - aus dem ihr vorliegenden Material noch zwei oder drei weitere Werke erschaffen. Ich habe mit den Protagonisten gelacht und gelitten. Ein wundervoller Roman, den ich mit Sicherheit das ein oder andere Mal wieder lesen werde - wenn ich mir etwas besonders Gutes tun will!

Bewertung vom 21.01.2025
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ein neues Ermittlerduo sorgt für Spannung - und für Tränen
Wobei die Tränen meist Lachtränen sind - aber nicht nur. Denn Möchtegern-Autor Tommi und seine ukrainische Putzfrau Svetlana, die selbst auf dieser Bezeichnung besteht, kümmern sich um die Aufdeckung eines Mordes. Und der hat mit einem kleinen Mädchen aus der Ukraine zu tun, das nun mutterseelenallein dasteht.

Was außer den beiden so richtig niemanden interessiert - und seien wir ehrlich, zunächst nicht einmal Tommi. Aber Svetlana, gerüstet mit einem beträchlichen Maß an Lebenserfahrung und einem noch größeren an intuitiver Intelligenz, lässt nicht locker - und so "ermitteln" die beiden in ihrem ersten Fall gemeinsam. Svetlana ist der eigentliche Star des Romans; sie hat eine Art, deutsche Ausdrücke zu verdrehen, die mich während meiner Lektüre immer wieder zum Lachen brachte - und zwar, bis die Tränen flossen. Und ein erhebliches Maß an Mitgefühl und Einfühlungsvermögen in die Situation ihrer Landsleute, die sich aufgrund des Krieges in der Heimat in Deutschland befinden - diese Eigenschaft brachte mich aufgrund ihrer Nähe zur Realität aus anderen Gründen zum Weinen.

Ein warmherziger und witziger Krimi von Volker Klüpfel, der einen Hälfte des Autorenduos der "Kluftinger"-Reihe, der den ernsten Hintergrund nicht außer Acht lässt. Andere Themen, die er in diesem Buch streift, sind das Zusammenleben verschiedener Generationen in Deutschland, sowie Wohnungs- und Beziehungsprobleme. Immer in heiterem Kontext, aber nicht ohne ernsten Hintergrund. Ich habe diese Lektüre sehr genossen und freue mich bereits auf den nächsten Band!

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Bewertung vom 16.01.2025
Pásztor, Susann

Von hier aus weiter


ausgezeichnet

Marlene ist frisch verwitwet - und dabei war doch etwas ganz anderes abgesprochen mit Rolf, mit dem sie seit über 30 Jahren verheiratet war. Sie hatte sozusagen eine Familie auf Distanz - seine drei Söhne waren bereits vorhanden, als sie im Alter von 37 mit ihm zusammen kam.

Als er nicht mehr konnte und auch nicht wollte, da sah sie auch keinen Sinn mehr in ihrem Leben, aber nun ist er fort und sie ist noch da. Und trifft aus Zufall einen Bekannten aus früheren Zeiten, mit dem jetzt auf Augenhöhe ist: Jack war nämlich in der Grundschule in ihrer Klasse, jetzt hingegen ist er ihr Klempner und zieht bei ihr ein.

Eine ungewöhnliche, berührende Geschichte, die stellenweise fast das Niveau von "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" erreicht, es am Ende aber doch leider etwas zu eilig hat, so dass der Schluss aus meiner Sicht etwas knapp ausfällt und der gesamten Handlung nicht ganz gerecht wird.

Dennoch hat es Spaß gemacht, die Charaktere der Autorin Susann Pásztor zu begleiten und näher kennenzulernen!

Bewertung vom 16.01.2025
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


sehr gut

Dies ist bereits der vierte Krimi der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, den ich gelesen habe und ich muss gestehen, dass ich zunächst etwas verwirrt war, weil sich dieser Band nicht so recht in die bisherige Reihe um Ermittlerin Elma einfügen wollte. Im Verlauf der Lektüre wurde dann aber klar, dass er eigentlich den anderen Büchern vorangestellt ist, Elma ist noch nicht als Ermittlerin nach Akranes zurückgekehrt.

Auch die Handlung ist etwas außergewöhnlich, geht es hier doch um eine der reichsten Familien Islands, die sich zu einem Familienwochenende in einem schicken Hotel inmitten der Natur trifft. Alte und neue Verbindungen und ebensolche Differenzen blitzen wieder auf und irgendwann gibt es eine Leiche - oder doch nicht?

Die Autorin vermag die Spannung im großen und ganzen durch ihren Stil - es wird aus der Perspektive unterschiedlicher Charaktere berichtet - zu halten, wenngleich es für mich hilfreich gewesen wäre, wenn manche Fakten früher dargelegt worden wären. Nicht der gelungenste Fall der Autorin Eva Björg Ægisdóttir, aber einer, den ich durchaus gern gelesen habe.

Bewertung vom 15.01.2025
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Margrit ist schon 102 Jahre alt und hat, bis sie weit über 80 war, in einem erfüllenden Beruf gearbeitet. In die Seniorenresidenz zog sie erst mit über 90 und hat nun Angst, dass sie vor ihrem Tod noch einmal umziehen muss - in eine Pflegestation. Margrit schaut nach vorn, vor allem aber nach hinten und versucht, sich über bestimmte Stationen ihres Lebens klar zu werden, sich selbst und ihr Umfeld verstehen zu lernen.

Begleitet wird sie im Alltag durch ihre ehemalige Schwiegertochter Brisko - der Sohn weilt in Australien und hat dort eine neue Familie gegeründet - und ihre Enkelin Luzie, die eigentliche zweite Hauptfigur des Romans. Luzie versucht, nach einem sexuellen Übergriff in Australien ihr Leben und vor allem sich selbst neu und deutlich resilienter aufzustellen - unter anderem durch die Umwandlung eines Hobbies - nämlich dem Tätowieren - in einen Beruf.

Was mir sehr gefällt: Luzie tätowiert vor allem ihre Großmutter und nähert sich dadurch deren Leben und der Vergangenheit ihrer eigenen Familie. Wichtige Themen des Romans sind Hamburg vor und während des Zweiten Weltkriegs, die Rolle der Frau einst und heute verbunden mit der Fragestellung, wie sie selbst (also die Frau) ihre Rolle beeinflussen kann.

Ein außerordentlich scharfsinniges, aber auch warmherziges und humorvolles Werk, das ich jedem empfehle, der beim Lesen gern historische Vergangenheiten kennen lernt!

Bewertung vom 09.01.2025
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


sehr gut

Zunächst fand ich so gar keinen Zugang zu diesem Buch, was mich ziemlich verwunderte, weil ich die Werke von Isabel Bogdan bisher sehr mochte. Und auch hier habe ich dann Gefallen dran gefunden, allerdings nach einer ausgesprochen langen Anlaufzeit.

Es geht um eine Vierer-WG und die Handlung setzt ein, als die Letzte und Jüngste von ihnen, eine Zahnärztin, hinzustößt. Es ist keine WG ganz auf Augenhöhe: die Wohnung gehört dem Ältesten von ihnen, Jörg, einem Endsechziger, der sich nach dem Tod seiner Frau für diese Wohnform entschied.

Murat und Anke leben schon seit einigen Jahren dort und es läuft gut, auch Constanze, die Letzte, lebt sich gut ein. Aber dann passiert etwas, was die Handlung in eine andere Richtung lenkt: es wird klar, dass sie nicht für immer so weitermachen können. Dies transportiert Isabel Bogdan auf eine sehr einfühlsame und nachvollziehbare Art und Weise, so dass es mir nicht schwer fiel, dieses Buch mit etwas Verspätung doch noch ins Herz zu schließen!

Bewertung vom 08.01.2025
Nell, Joanna

Mrs Winterbottom nimmt sich eine Auszeit


ausgezeichnet

Das Ehepaar Alan und Heather Winterbottom kann auf ein langes gemeinsames Berufsleben als Hausärzte in einer Gemeinschaftspraxis zurückblicken - nun steht die Rentenzeit an, für die beide unterschiedliche Pläne haben: während Heather sich auf lange gemeinsame Reisen freut, liegt Alans Schwerpunkt auf der Bewirtschaftung des heimischen Gartens, den er sich nun, da er Zeit dafür hat, mal so richtig vornehmen will!

Heather reicht es und sie macht sich alleine auf zu ihrem Traumziel, einer griechischen Insel, wobei sie erst nach und nach ihre Situation genießen kann, ist es doch ihre erste große Aktion alleine seit Jahrzehnten. Die letzte war vor zig Jahren eine Bewerbung in der Winterbottomschen Praxis.

Ein warmherziger Roman, der mir stellenweise zu konservativ daherkommt, was aber vor allem daran liegt, dass er in einem kleinen südenglischen Ort spielt, wo dieser Blick auf die Welt mit Sicherheit Gang und Gäbe ist.

Der Humor der Autorin (sowie der von Heather Winterbottom) macht das durch seine Treffsicherheit und Originalität mehrfach wett! Ein warmherziger und eindringlicher Roman, den ich vor allem Leserinnen empfehle, die sich schon auf ihr Rentnerinnenleben freuen (oder sich davor fürchten)!

Bewertung vom 07.01.2025
Mann, Klaus

Berlin war meine Stadt


ausgezeichnet

Vor langer, langer Zeit, nämlich vor rund vierzig Jahren habe ich das Gesamtwerk des unkonventionellen Autors Klaus Mann geradezu verschlungen. Noch heute stehen die Taschenbücher bei mir im Regal, in Würde gealtert, wenn auch völlig vergilbt. Dieser schmale Band beinhaltet Auszüge aus den verschiedenen Werken und hat nicht nur mit Berlin zu tun, auch wenn die damalige und auch jetzige Hauptstadt, zeitweilige Wahlheimat von Klaus Mann, wieder und wieder eine wichtige Rolle spielt.

Wie schon bei meiner ersten Lektüre wunderte ich mich wieder über die frühe Reife Klaus Manns: in sehr jungen Jahren unternahm er schon Dinge, die andere erst ab der Mitte des Lebens wagen - wenn überhaupt. Wobei ihm seine prvilegierte Position als Sohn eines der größten Autoren der damaligen Zeit (und, wie inzwischen feststeht:: aller Zeiten) Privileg und Bürde zugleich war.

Die ausgewählten Textpassagen sind eindringliche Zeitzeugnisse - zunächst aus der Zeit der Weimarer Republik, dann unter der Diktatur des Nationalsozialismus. Wobei der Autor Zeit seines kurzen Lebens, dem er selbst ein Ende setzte, ständig auf Achse war.

Es sind Zeugnisse aus dem Leben eines unruhigen Menschen, die ich sehr gerne las!

Bewertung vom 06.01.2025
Frank, Arno

Ginsterburg


gut

Ginsterburg ist eine fiktive Stadt mittendrin im tausendjährigen Deutschen Reich. Naja, sie ist schon eher im Westen des zunächst prosperierenden und siegreichen Landes, aber nicht allzu nah an einer Staatsgrenze gelegen. Berlin - wohin nicht alle, aber doch einige blicken - ist manchmal weit weg, dann wieder ganz nah.

Während der Lektüre, welche das Leben in Ginsterburg in den Jahren 1935, 1940 und 1945 thematisiert, begegnet man verschiedenen Einwohnern der Stadt, die so unterschiedlich sind wie die Bewohner des gesamten Reiches. Halt, nicht ganz, es gibt nur wenige Ausländer hier wie es sich für eine Stadt inmitten des Reiches auch gehört. Und die wenigen Juden sind bald nicht mehr da, außer in den Gedanken einiger Mitbürger.

Über den zeitlichen Verlauf hinweg verfolgt der Autor die Geschicke einiger Charaktere, wodurch uns das ganze Szenario im tragischen Wandel der Zeit vor Augen geführt wird. Zunächst traut man sich noch einiges, auch wenn man anderer Meinung ist als derjenigen, die die Politik vorgibt. Und diejenigen, die sich von Beginn an das nationalsozialistische Regime hängen, nutzen ihre Macht bis zuletzt aus. Manche spielen öffentlich keine Rolle mehr. Ein interessanter, vielschichtiger Roman definitiv nicht ohne Anspruch.

Ich habe ihn gerne gelesen, doch hat mich einiges gestört, so dass ich mich nicht in Gänze für das Buch begeistern kann. Ein Stilmittel, mit dem ich generell Schwierigkeiten habe, sind Passagen, die zunächst nicht eingeordnet werden können, sondern erst ganz am Ende als Teil des großen Ganzen einen Sinn ergeben und die hier bereits von Beginn an in die Handlung eingebaut sind. Auch mit bestimmten Arten des Umgangs mit realen Personen habe ich ein Problem: hier ist es der Pilot Lothar Sieber, ein Kriegsheld, der kommentarlos von Kindesbeinen auf als ein Bürger Ginsterburgs mit entsprechender Biographie eingefügt wird. Zu einer solchen Volte hätte ich mir ein Vorwort gewünscht, um zu wissen, wie diese spezielle Person einzuordnen ist. Aber ich bin von der Ausbildung her Historikerin und habe deswegen möglicherweise einen anderen Zugang als die Masse der Leserschaft zu den genannten Aspekten.