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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1377 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2023
Das Geheimnis der Dior-Kleider
Lester, Natasha

Das Geheimnis der Dior-Kleider


ausgezeichnet

Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? Vincent van Gogh
1939 England. Skye Penrose hat schon als Kind von ihrer Mutter Flugunterricht bekommen, seitdem liebt sie das Fliegen mehr als alles auf der Welt. Während des 2. Weltkrieges erkämpft sich Skye die Chance, den Lufttransport der Royal Air Force zu unterstützen, Kampfflugzeuge sind für sie und die anderen 11 rekrutierten Frauen allerdings bisher tabu. Das ändert sich, als immer mehr Piloten von ihren Einsätzen nicht zurückkehren. Unterstützung bekommt sie von ihrem Jugendfreund Nicholas, den sie unerwartet nach langen Jahren fehlenden Kontakts bei der RAF wiedertrifft. Schnell müssen beide feststellen, dass das altvertraute Band zwischen ihnen noch immer besteht, obwohl Nicholas inzwischen mit der Französin Margeaux verlobt ist. Werden Skye und Nicholas den Krieg überleben und ein gemeinsames Glück finden?
2012 findet die australische Modekonservatorin Kat in dem alten Haus ihrer Großmutter Margeaux 65 Haute Couture Kleider von Christian Dior und ist völlig begeistert. Sie fragt sich aber auch, wie ihre Großmutter an diese Kleider gekommen ist, doch Margeaux will Kats Nachfragen nicht beantworten. Erst, als ein berühmter englischer Autor für ein Buch recherchiert und Kontakt zu Kat aufnimmt, beginnt diese, Nachforschungen über die Vergangenheit ihrer Großmutter anzustellen…
Natasha Lester hat mit „Das Geheimnis der Dior Kleider“ einen wunderschönen, berührenden Roman vorgelegt, der sich an der wahren Geschichte von Catherine Dior anlehnt, der Schwester des weltberühmten Modeschöpfers, die selbst im Widerstand gekämpft hat. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil nimmt den Leser sofort in den Bann und lässt ihn mal in die Vergangenheit von Skye, Margeaux und Nicholas reisen, mal im Jahr 2012 an der Seite von Kat verweilen, deren Handlungsstrang einen gelungenen Rahmen für die Erlebnisse der Vergangenheit bildet. Während die Autorin wortgewandt dem Leser Informationen über die RAF-Pilotinnen im 2.Weltkrieg vermittelt, sind es gerade die Schicksale ihre Protagonisten, die den Leser mitten ins Herz treffen. Was Skye, Catherine Dior und Margeaux als Insassinnen im brandenburgischen KZ Ravensbrück erlebten, ist an Grausamkeiten kaum zu überbieten und beschert dem Leser eine Dauergänsehaut. Während der Leser mit Kat der Vergangenheit hinterherspürt, werden ihm durch detaillierte Beschreibungen Bilder der unvergleichlichen Haute Couture Roben in den Kopf gepflanzt. Durch den Wechsel der Handlungsstränge erzeugt Lester eine unterschwellige Spannung, die sich immer weiter in die Höhe schraubt, je mehr die Geschichte fortschreitet.
Den Charakteren wurde Leben eingehaucht, ihre menschlichen Ecken und Kanten können den Leser sofort überzeugen, so dass er sich an ihre Fersen heftet, um hautnah ihre Erlebnisse mitzuverfolgen. Skye ist eine offene, liebenswerte, abenteuerlustige Frau, die ebenso hilfsbereit wie unbekümmert ist. Nicholas, als Junge noch eher schüchtern, wirkt als erwachsener Mann zurückhaltend, jedoch loyal, mitfühlend und vor allem vertrauenswürdig. Margeaux macht mit ihrem Wesen einer unterkühlten Französin alle Ehre, jedoch ist das hauptsächlich Fassade, oder sollte man besser sagen Pokerface? Skyes Schwester Liberty ist von Kindheit an ein Aas, ein Stachel im Fleisch von Skye, denn sie ist nicht nur egoistisch, verzogen und arrogant, ihre Art und Weise lässt dem Leser das Blut in den Adern gefrieren. Aber ebenso wichtig für die Geschichte sind Kat, Eliott, Rose und einige andere, denn sie machen die Handlung sehr lebendig.
Mit „Das Geheimnis der Dior Kleider“ hat sich Lester endgültig in den Schreibhimmel katapultiert, denn ihre historische Hintergrundrecherche sowohl über die RAF als auch über die Dior-Kleider ist meisterhaft. Die feinfühlige Anlehnung an die reale Geschichte von Catherine Dior verbunden mit einem spannenden, unterhaltsamen Mix aus Familiengeschichte, Kriegsgeschehen, Liebe, Verrat und mutigen starken Frauen, der den Leser bis ins Mark berührt, ist atemberaubend und verdient eine absolute Leseempfehlung. Chapeau – besser geht es nicht!!!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2023
Die Lichter der Stadt / Fräulein Gold Bd.6
Stern, Anne

Die Lichter der Stadt / Fräulein Gold Bd.6


ausgezeichnet

Du musst die Dunkelheit spüren, um das Licht zu lieben. – Argyris Eftaliotis
1929 Berlin. Zwar hat die Inflation endlich ein Ende, doch leider liegt die Wirtschaft immer noch am Boden. Unsichere politische Zeiten ebnen den immer mehr erstarkenden Nazis den Weg bei den Menschen, die verzweifelt unter Armut und Hunger leiden. Als Hebamme steht Hulda Gold in der Schöneberger Mütterberatungsstelle ihren Patientinnen in jeder Notlage bei und unterstützt sie aus vollen Kräften. Gleichzeitig macht es ihr ihr Umfeld als ledige, alleinerziehende Frau nicht leicht, doch für ihre dreijähriges Töchterchen Meta erträgt sie alles mit der Stärke einer Löwenmutter. Mit dem Besuch der jungen Schauspielerin Milli Nowak und deren Tochter in der Beratungsstelle eröffnet sich Hulda eine weitere Welt ihres Stadtviertels; die beiden benötigen dringend Hilfe. Währenddessen häufen sich die Einbrüche in Schöneberg, sogar die Apotheke und Berts Zeitungskiosk bleiben nicht davon verschont. Dem geht Hulda mit ihrer ureigenen Spürnase auf den Grund und muss dabei Acht geben, schon wegen Meta nicht in Gefahr zu geraten…
Anne Stern hat mit „Die Lichter der Stadt“ den sechsten Band ihrer historischen „Fräulein-Gold“-Reihe um die Hebamme Hulda Gold vorgelegt und lädt den Leser zu einer spannenden Zeitreise in die späten 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein. Der flüssige, farbenprächtige und empathische Erzählstil hat den Leser sofort fest im Griff und schleust ihn zurück ins alte Berlin, um dort als unsichtbarer Schatten Hulda auf Schritt und Tritt zu folgen. Dabei erlebt er, welche Schwierigkeiten Hulda als unverheiratete, alleinerziehende Mutter hat, was zur damaligen Zeit ein echter Skandal war. Als Mutter muss Hulda immer wieder Zugeständnisse machen, denn die Verantwortung für ihr Kind hat oberste Priorität. Deshalb kann sie auch nicht mehr als Hebamme arbeiten wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten, doch ihr geliebter Beruf fehlt ihr sehr. Die Arbeit in der Beratungsstelle ist ihr zwar eine Herzensangelegenheit, jedoch füllt er sie nicht aus. Die Einbruchsserie im Schöneberger Kietz lenkt sie daher ab, denn sie liebt es, Verbrechen auf die Spur zu kommen. Da diesmal auch enge Vertraute von den Einbrüchen betroffen sind, ist es ihr geradezu eine Herzensangelegenheit, die Übeltäter zu stellen. Stern lässt den Leser nicht nur gemeinsam mit Hulda auf spannende Verbrecherjagd gehen, sondern trumpft gleichzeitig mit einem akribisch recherchierten historischen Hintergrund auf, so dass man das Gefühl hat, die Vergangenheit leibhaftig mitzuerleben, ob es sich dabei um die am Boden liegende Wirtschaft, die wachsende Armut in der Bevölkerung, horrende Reparationszahlungen oder den immer größeren Zulauf zu den Nationalsozialisten handelt. Die gesamte Handlung ist so fesselnd konzipiert, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann und eine Achterbahn der Gefühle erlebt.
Die Charaktere sind so detailliert und lebensecht gezeichnet, dass der Leser sich nur zu gern unter sie mischt, mit ihnen hofft und bangt. Vor allem Hulda stiehlt sich mit ihrer Art schnell ins Leserherz, denn sie ist nicht nur offen und aufrichtig, ihr Verständnis von Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Unterstützung sucht seines gleichen. Neben Stärke und Mut sind es vor allem ihr Dickkopf und ihre unbändige Neugier, die immer wieder für Gefahrenmomente sorgen. Ihre neue Bekanntschaft, der verheiratete Professor Max, ist ein sympathischer Kerl, aber ist er auch ein Mann, auf den Hulda sich verlassen kann? Ebenso bereichern Kommissar Karl, Irma, Bert, Jette und viele weitere Protagonisten die Handlung mit ihren jeweiligen Auftritten.
„Die Lichter der Stadt“ präsentiert dem Leser neben einer wunderbar unberechenbaren und liebenswerten Hauptprotagonistin einen exzellent recherchierten historischen Hintergrund sowie einen spannenden Kriminalfall, der unbedingt gelöst werden will. Stern schreibt empathisch, authentisch und mit dem gesegneten Talent, das Kopfkino des Lesers auf Touren zu bringen. Absolute Leseempfehlung für ein Lesehighlight des Jahres 2023!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.10.2023
Das Cottage über dem Meer
Hannon, Irene

Das Cottage über dem Meer


ausgezeichnet

Wer oder was für Dich bestimmt ist, wird seinen Weg zu Dir immer finden. – Unbekannt
Der Polizist und Bestsellerautor Jack Colby hat nach einigen Tiefschlägen in seinem Leben in Hope Harbour eine neue Heimat gefunden, wo er auch weiter an seine beruflichen Erfolge anknüpfen kann. Auch Christi Reece, die Jacks Herz vor mehr als einem Jahrzehnt gebrochen hat, findet den Weg in den kleinen Ort, und als sie auf einmal auf seiner Türschwelle steht, um ihn um einen Kredit zu bitten, fühlt sich Jack von alten Gefühlen überrollt und in die Vergangenheit zurückgesetzt. Die Sympathiewelle der Ortsbewohner hilft Christis geschundener Seele schnell, sich schon bald heimisch zu fühlen. Kaum hat Jack sich von dem ersten Zusammentreffen mit Christi etwas erholt, ereilt ihn schon die nächste Überraschung, die ihm so langsam die Zügel über sein Leben aus den Händen gleiten lässt. Doch dann ist es ausgerechnet Christi, die ihm zu Hilfe eilt…
Irene Hannon hat mit „Das Cottage über dem Meer“ den 8. Band ihrer Hope-Harbour-Reihe vorgelegt, der den Leser mit einer berührenden Handlung, neuen Charakteren sowie bereits liebgewonnenen Protagonisten wunderbar zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil lädt den Leser ein, sich in dem kleinen malerischen Küstenort einzufinden, um dort das Schicksal von Jack und Christi hautnah mitzuerleben. Der Beruf als Polizist sowie das Schreiben von Büchern erfüllen Jack vollends und helfen dabei seine Seelenwunden heilen zu lassen. Doch diese werden durch die Begegnung mit Christi wieder aufgerissen. Die beiden haben eine nicht gerade rühmlich Vergangenheit, die Jack noch lebhaft vor Augen steht. Umso mehr ist Jack von Christis verändertem Verhalten überrascht, sie hat keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der Frau die er kannte. Christi musste ebenfalls so einige Schicksalsschläge einstecken, hat ihr Leben völlig umgekrempelt, möchte alte Schulden wiedergutmachen sowie einen Neustart wagen. Während die Bewohner von Hope Harbour es Christi relativ leicht machen, sich wohlzufühlen und optimistisch in die Zukunft zu schauen, wird Jacks Leben richtig durcheinandergewirbelt. Hannon hat ein besonderes Geschick, nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen der Protagonisten zu vermitteln, auch altbekannte und liebgewonnene Charaktere spielen immer wieder tragende Rollen in ihren Geschichten und machen so die Lektüre für den Leser zu einem besonderen Genuss, der sich sofort wohl fühlt. Auch den christlichen Aspekt hat die Autorin sehr schön mit ihrer Handlung verwebt, der sich nicht nur im Verhalten der Dorfbewohner widerspiegelt. Gottvertrauen, Hoffnung, Verzeihen und Neubeginn sind hier die Themen, um die sich alles dreht.
Liebevoll ausgestaltete Charaktere wurden lebendig in Szene gesetzt und können den Leser mit ihren glaubwürdigen menschlichen Ecken und Kanten schnell von sich überzeugen. Dieser heftet sich sofort an ihre Fersen, um ihr Schicksal mitzuverfolgen. Jack ist ein ausgeglichener, sympathischer Mann, der durch negative Erfahrungen ein gesundes Misstrauen entwickelt hat. Man kann ihm so schnell nichts vormachen. Christi hat nach einigen Schicksalsschlägen ihr Verhalten und ihre Einstellung von Grund auf geändert, sich von einer ehemals egoistisch anmutenden Frau zu einer mitfühlenden, gebenden Person entwickelt. Tacokochkünstler Charly hat nicht nur seine Augen und Ohren überall, sondern anscheinend einen besonderen Draht zum Allmächtigen. Aber auch die Beziehung des Ehepaars Beth und Steve spielt in dieser Geschichte eine wichtige Rolle.
„Das Cottage über dem Meer“ beschenkt den Leser mit einer warmherzigen, gefühlvollen Handlung, einem Kurzurlaub im Küstenort Hope Harbour, wo die Uhren etwas anders zu schlagen scheinen, sowie mit menschlichen Schicksalen, die nicht nur die Seele berühren, sondern auch nachdenklich stimmen. Absolute Leseempfehlung für eine zauberhafte Wohlfühllektüre!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2023
Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1
Duncan, Tessa

Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1


ausgezeichnet

Alles, was man vergessen hat, schreit im Traum um Hilfe. (Canetti)
Die zerbrochene Beziehung zu ihren Kollegen Dan nimmt die forensische Polizeipsychologin Lily Brown zum Anlass, Scotland Yard zu verlassen, um in Canterbury einen Neustart als Psychotherapeutin in eigener Praxis zu wagen. Mit ihrer ersten Patientin Samantha Harris bekommt Lily gleich einen komplizierten Fall, denn die junge Frau ist ihrem gewalttätigen Ehemann regelrecht hörig, lässt sich von ihm auf brutalste Weise zusammenschlagen und manipulieren, ohne sich zur Wehr zu setzen. Vera Osmond ist das genaue Gegenteil von Samantha: selbstbewusst und beruflich erfolgreich leidet diese unter schlimmen Panikattacken, die auf ein schreckliches Erlebnis in ihrer Kindheit zurückzuführen sind. Die Therapie schlägt bei Vera schnell an und schon bald möchte diese auf eigene Faust die Wahrheit über ihre Vergangenheit herausfinden. Als Vera tot aufgefunden wird und von der Polizei als Selbstmord eingestuft wird, glaubt Lily nicht daran. Sie beginnt, auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen, um Veras Tod aufzuklären und begibt sich dabei in größte Gefahr…
Marita Spang, die vor allem durch ihre exzellenten historischen Romane bekannt ist, hat unter dem Alias Tessa Duncan mit „Wer das Vergessen stört“ ihren ersten Psychokrimi mit ihrer Hauptprotagonistin Lily Brown vorgelegt, der nicht nur auf einem wahren Fall basiert, sondern mit dem angelegten Spannungslevel den Leser durchweg in Atem hält. Schon mit dem Prolog zieht der flüssige, bildhafte und packende Erzählstil den Leser mit Sogwirkung regelrecht in die Handlung hinein. Schnell findet man sich an der Seite von Lily Brown wieder, um nicht nur ihr Handeln und Tun mitzuverfolgen, sondern auch Einblick in ihre Gefühlswelt zu bekommen. Lily leidet immer noch unter der gescheiterten Beziehung zu einem Ex-Kollegen, so dass sie sich voll in ihre neue Aufgabe stürzt. Zwei interessante parallel laufende Therapiefälle lenken sie schon bald vom eigenen Kummer ab. Während sie an ihrer Patientin Samantha fast verzweifelt, weil diese sich eigentlich gern helfen lassen würde, jedoch die Kraft dafür nicht aufbringt aufgrund ihrer Hörigkeit zu Ehemann Thomas, sind die Therapiestunden mit Vera wesentlich erfolgreicher. Vera will auf jeden Fall den Dingen, die sie belasten auf den Grund gehen, deshalb lässt sie sich auf jede Behandlungsmethode ein und arbeitet intensiv mit. Mit klug eingeschobenen Szenenwechseln und Rückblenden in die Vergangenheit bringt die Autorin viel Bewegung und weitere Spannung in die Handlung, der Leser klebt regelrecht atemlos an den Seiten, um mit Lily den Dingen auf den Grund zu gehen. Dabei stehen ihm gleichzeitig die Haare zu Berge und die Gänsehaut bleibt dauerhaft bis zur letzten Seite.
Den Charakteren wirken mit ihren menschlichen Ecken und Kanten sehr lebendig, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen kann und an den einzelnen Schicksalen regen Anteil nimmt. Lily Brown ist eine empathische Frau, die sich gut in andere hineinversetzen kann und mit ihrer Art schnell eine Vertrauensbasis schafft. Privat folgt sie ihren Patientenratschlägen auch nicht immer, wirkt oftmals unsicher und einsam. Vera ist eine selbstbewusste Frau, die den Dingen auf den Grund gehen will. Samantha dagegen wirkt total naiv und ohne Selbstbewusstsein, was der Behandlung durch ihren Ehemann geschuldet ist. Matt ist Lilys Praxiskollege, der ihr immer wieder eine Schulter zum Anlehnen bietet, während Ex-Freund Dan wie ein Stachel in Lilys Fleisch sitzt, von dem sie sich bisher nicht befreien konnte.
„Wer das Vergessen stört“ brilliert nicht nur mit einer fesselnden und gut durchdachten Handlung, die auf einer wahren Begebenheit im England der 60er Jahre basiert. Mit Lily Brown hat die Autorin auch eine nahbare Hauptprotagonistin geschaffen, die sich schnell ins Herz des Lesers schleicht und die man so schnell nicht mehr missen möchte. Ein Psychokrimi der Extraklasse, der schlaflose Nächte garantiert. Absolute Leseempfehlung für Hochspannung pur!!!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2023
Strahlen der Liebe / Das Haus der Perlen Bd.3
Jacobi, Charlotte

Strahlen der Liebe / Das Haus der Perlen Bd.3


sehr gut

Wenn wir wirklich wissen, wofür wir brennen, dann leuchten wir! (Albert Einstein)
1924 München. Seit Jahren führt das Ehepaar Henya und Jakob Schmerler nun das traditionsreiche Schmuckgeschäft Thomass. Tochter Lulu wurde ebenfalls mit dem Juwelenvirus geboren und wünscht sich nichts mehr als Goldschmiedin zu werden, so dass ihr Vater Jakob sie schon bald in die Lehre nimmt. Ihr älterer Bruder Valentin dagegen arbeitet als Anwalt in einer angesehenen Kanzlei. Als der Eigentümer des Juweliergeschäfts, Fritz Thomass, sowohl das Wohnhaus als auch das Geschäft beim Glücksspiel an den ewigen Widersacher Gehrke verliert, steht die Familie Schmerler vor den Scherben ihres Lebens. Doch dann naht Rettung durch die Ankunft von Ayumi, die im Auftrag ihres Onkels Kokichi Mikimoto ein Ladengeschäft in München finden soll, um dort die weltberühmten Mikimoto-Perlen zu vertreiben. Während Valentin sich sofort in Ayumi verliebt, durchlebt ausgerechnet Lulu immer wieder ein Wechselbad der Gefühle, denn ihr Angebeteter ist nicht nur der Sohn des Erzfeindes, zwischen ihnen gibt es auch immer wieder Missverständnisse, bis Tobias auf einmal spurlos verschwunden ist…
Mit „Strahlen der Liebe“ legt das Autorenduo Charlotte Jacobi den finalen Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der nicht nur mit gut recherchiertem historischen Hintergrund glänzt, sondern auch mit einer weit verzweigten Familiengeschichte zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil bringt den Leser zurück ins vergangene 20. Jahrhundert, um sich dort im Juweliergeschäft Thomass einzunisten und den Familienmitgliedern, allen voran Valentin und Lulu, auf Schritt und Tritt zu folgen. Während Valentin seinen Beruf als Rechtsanwalt in einer Kanzlei ausübt, verdingt sich Lulu erst als Verkäuferin im eigenen Laden. Insgeheim jedoch möchte sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin machen, um all ihre Ideen in die Tat umsetzen zu können. In Australien packt Jakob Schmerlers alter Freund Daku mit seiner Familie die Koffer, da die Geschäfte schlecht laufen. Eine Einladung von Kokichi Mikimoto, dem Onkel seiner Frau, nach Japan soll die Wende bringen. Tochter Ayumi ist sofort Feuer und Flamme für die japanischen Zuchtperlen und eignet sich mit Hilfe von Kokichi einiges an Wissen an, mit dem sie dann nach München geschickt wird, um dort ein Ladenlokal zu finden. Über wechselnde Perspektiven erhält der Leser nicht nur einen guten Einblick in die japanische Perlenkunst, sondern erlebt parallel die Schwierigkeiten mit, die das Haus Schmerler und das Juweliergeschäft Thomass erreichen. Während im Hintergrund Hitler versucht, mit seinen Schergen Unruhe in München zu verbreiten, Drogen Einzug in die Tanzlokale halten sowie Hass und Intrigen zu einem Toten und einer Verhaftung führen, reist der Leser zwischen München und Italien hin und her. Der Spannungslevel wird durch die Perspektivwechsel in die Höhe gepuscht und lässt Raum für allerlei Spekulationen, die nach und nach aufgeklärt werden.
Die Charaktere besitzen authentische menschliche Eigenschaften, die sie dem Leser ans Herz wachsen und ihnen auf Schritt und Tritt folgen lassen. Lulu ist eine liebenswerte, offene junge Frau mit Talent. Tobias Gehrke ist ein herzensguter Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein eigenes Restaurant. Valentin ist ein zurückhaltender, eher pragmatischer Mann, den nichts so leicht aus der Reserve locken kann. Ayumi betört nicht nur mit ihrem exotischen Aussehen, sondern auch mit ausgeprägtem Wissen und Cleverness. Aber auch Jakob, Henya, Kokichi, Daku, Gesa, Joetze und der alte Gehrke tragen auf ihre Weise zum Unterhaltungswert der Handlung bei.
„Strahlen der Liebe“ bildet einen gelungenen Abschluss der Perlen-Trilogie um das Traditionsjuweliergeschäft Thomas am Münchner Marienplatz und überzeugt mit Familiengeschichte, Liebe, Intrigen und guter historischer Hintergrundrecherche. Verdiente Leseempfehlung für eine unterhaltsame sowie lehrreiche Lektüre!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2023
Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3
Berg, Susanne von

Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3


sehr gut

Es sind immer die einfachsten Ideen, die außergewöhnliche Erfolge haben. (Tolstoi)
1909 Berlin. Die Kaufhäuser von Leonhard und Flora Tietz sind mittlerweile in jeder größeren deutschen Stadt und werden von ihnen und ihrer engeren Verwandtschaft geführt. Sohn Alfred soll demnächst in die Geschäftsführung einsteigen, deshalb reist er nach Berlin, um dort im Auftrag seines Vaters Aktien zeichnen zu lassen, damit Tietz demnächst an die Börse gehen kann. Durch einen Zufall begegnet er im von Oscar geführten dortigen Kaufhaus Tietz der jungen Lehrerin Margarete. Zwischen den beiden sprühen sofort die Funken, doch sie verlieren sich wieder aus den Augen. Aber Alfred lässt nicht locker, diese wunderbare Frau in Berlin aufzuspüren und stürzt sich dabei in so allerlei fragwürdige Unternehmungen, bis er Margarete wiedergefunden hat. Von da an kann sie nichts mehr trennen, sie gibt sogar ihre geliebte Stelle auf, um mit Alfred nach Köln zu gehen. Doch die Kaufhauswelt Tietz steht immer öfter harten Gegnern gegenüber, die sich gegen die Übermacht wehren und dabei auch nicht vor Gewalt und Zerstörung halt machen…
Susanne von Berg hat mit „Zeit des Wandels“ den Abschlussband ihrer historischen Hertie-Trilogie vorgelegt, der durch die Verflechtung von Fiktion und Realität eine unterhaltsame Lektüre verspricht und dem Leser gleichzeitig eine Zeitreise spendiert. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil bringt den Leser schnell ins 20. Jahrhundert, um sich dort unsichtbar unten den Mitgliedern der Familie Tietz zu bewegen und vor allem Albert zu folgen. Dieser macht sich mit einem Auftrag seines Vaters auf den Weg von Köln nach Berlin, wo er einerseits in Oscars Warenhaus-Dependance einige neue Ideen aufschnappt und andererseits auf die Frau seines Lebens stößt. Während er alles daran setzt, Margarete für sich zu gewinnen, muss er nebenbei auch miterleben, wie Konkurrent Wertheim seinem Onkel Oscar das Leben schwer macht und ihn ausbooten will. Daheim in Köln sehen sich Leonhard und Flora Anfeindungen anderer Ladenbesitzer ausgesetzt, die zunehmend radikaler und gewalttätiger werden. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung verwoben. So darf der Leser gemeinsam mit Margarete und Alfred per Zeppelin von Berlin nach Köln reisen, auf deren Reise auch die Wuppertaler Schwebebahn von oben zu sehen ist. Der Spannungslevel zwar ist mäßig, die Perspektivwechsel zwischen einigen Protagonisten verleihen der Geschichte aber Kurzweiligkeit.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und lassen mit ihren menschlichen Eigenschaften den Leser nahe an sich heran. Flora und Leonhard sind inzwischen alt geworden, doch noch immer brennt die kaufmännische Leidenschaft in ihren Adern. Beide sind liebevolle und kreative Menschen, die nichts auf die Familie kommen lassen und sich auch um jeden und alles selbst kümmern wollen. Oscar und Betty sind mittlerweile verheiratet und mit ihrem Kaufhaus erfolgreich. Alfred ist ein junger Mann mit Prinzipien, freundlich, aufgeschlossen, auf der Suche nach der großen Liebe. Margarete hat eine Frau mit einem Herz aus Gold, der die Bedürftigen am Herzen liegen. Sie ist wohlbehütet und gut erzogen aufgewachsen, hält viel auf Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit. Protagonisten wie Wertheim sind in dieser Geschichte das Salz in der Suppe, denn sie bringen mit ihrem Neid und ihren Intrigen etwas Unruhe hinein.
„Zeit des Wandels“ bildet einen gelungenen Abschluss der Hertie-Trilogie, die mit einem Mix aus Familiengeschichte, Missverständnissen, Liebe, Einfallsreichtum und historischem Hintergrund eine unterhaltsame Lektüre für den Leser bietet. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Trau Dich, sei mutig! Kein Übel ist so schlimm wie die Angst davor. (Seneca)
1965. Als gradlinige Gesellschaftsreporterin der Münchner Zeitung „Der Tag“ hat sich Malou Graf einen Namen gemacht, dass löst auch bei ihrem Verleger sowie biologischen Vater Winkler Respekt aus. Ihre empathische Art bringt ihre Gesprächspartner zum Reden, so dass schon bald eine Anfrage nach der anderen ins Haus flattert. Von Romy Schneider über die Rolling Stones oder Roy Black – alle geben sich die Klinke in die Hand, um von Malou interviewt zu werden. Einigen Kollegen gefällt ihr Erfolg nicht, deren Missgunst bekommt Malou am eigenen Leib zu spüren. Neben ihrem beruflichen Pensum ist Malou eine junge Mutter, die sich nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes allein um Töchterchen Leonie kümmern muss. Ohne ihre Freundinnen würde sie nicht alles unter einen Hut bekommen. Und dann gibt es auch noch einige familiäre Geheimnisse, die an die Oberfläche drängen…
Teresa Simon hat mit „Worte der Wahrheit“ den Abschlussband ihrer Reporterin-Dilogie um ihre Hauptprotagonistin Marie „Malou“ Graf vorgelegt, der den Leser nicht nur mit einem akribisch recherchierten historischen Hintergrund zu faszinieren weiß, sondern mit einer spannend erzählten Handlung an das Buch fesselt und auch nach der letzten Seite noch lange gedanklich beschäftigt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil schafft es bereits mit wenigen Worten, den Leser zurück ins Jahr 1965 zu beamen, wo er als unsichtbarer Schatten Malou auf Schritt und Tritt folgt. Hier erlebt er eine zielstrebige, fleißige junge Frau, die einige Schicksalsschläge einstecken muss, aber auch als berufstätige Mutter alles unter Dach und Fach kriegen möchte. Malou wickelt mit ihrer offenen und aufrichtigen Art so manchen Star um den Finger und kratzt so Dinge an die Oberfläche, auf die Kollegen ihres Genres ewig warten. Ihre eigene Familiengeschichte ist kompliziert und kommt erst nach und nach ans Tageslicht. Aber auch die Männer, die sie näher an sich heranlässt, machen es ihr nicht gerade leicht. Auf ihre Freundinnen kann sie sich dagegen in jeder Lebenslage verlassen, sie sind ihre eigentliche Familie in der Not. Während Simon mit dem Leser Malous Werdegang und Schicksal teilt, lässt ihn gleichzeitig durch die historischen Ereignisse der Jahre 1965 bis 1969 sausen. Ob Musik, Mode, politische oder gesellschaftliche Ereignisse –ein wunderbarer Farbfilm läuft im Kopf des Lesers ab, während dieser vor Spannung Seite um Seite verschlingt. Die Autorin hat ein Händchen dafür, dass Geschichte in ihren Büchern lebendig wird.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert in Szene gesetzt, menschliche Ecken und Kanten lassen sie sehr authentisch wirken, so dass der Leser das Gefühl hat, sie zu kennen, sich sofort mit ihnen wohlfühlt und sich an ihre Fersen heftet. Marie ist eine patente, freundliche Frau mit großem Einfühlungsvermögen, Empathie und Rücksichtnahme. Ebenso ist sie eine Kämpferin und mutig genug, sich allen Widerständen in den Weg zu stellen. Freundin Roxy ist Malous Fels in der Brandung, immer da, wenn man sie braucht. Halbbruder Chris ist auf der Suche, doch diese gestaltet sich recht gefährlich, wenn ihm nicht jemand zu Hilfe kommt. Aber auch Philip, Matthias, Samy und Onkel Julius haben Auftritte, die der Handlung zusätzlichen Pepp geben.
Der Titel „Worte der Wahrheit“ ist Programm: ob bei Malous Interviews oder in Hinblick auf ihre familiäre Situation. Der Roman vereint exzellente historische Recherche mit einer Handlung, die durchweg zu fesseln weiß. Neben einer wahren Achterbahn der Gefühle spendiert die Autorin dem Leser ein wunderbares Kopfkino und eine Reise durch vier spannende Jahre, in denen Geheimnisse, Missgunst, Freundschaft und Liebe hervorragende Unterhaltung bieten. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht – Chapeau!!!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2023
Hickory Hills
Musser, Elizabeth

Hickory Hills


sehr gut

Es kommt der Tag, der alles lösen wird. (Friedrich von Schiller)
2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann kommt alles ganz anders. Nach dem Tod von Dale muss Allie erfahren, dass ihre Großmutter das Gestüt an einen Immobilienhai verloren hat und ihre Zukunftspläne Geschichte sind. Allie will sich damit nicht abfinden und sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, ihr versprochenes Erbe doch noch zu bekommen. Dabei stößt sie auf die Vergangenheit von Dale und alte Familiengeheimnisse, von denen Allie keine Ahnung hatte. Ob sie erkennt, welchen Schatz ihre Großmutter ihr wirklich hinterlassen hat?
Elizabeth Musser hat mit „Hickory Hills“ einen sehr tiefgründigen, emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser über zwei unterschiedliche Zeitebenen gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort mitten hinein ins Geschehen, wo er zum einen Allie in der Gegenwart zur Seite steht, zum anderen aber auch die Vergangenheit von Großmutter Dale in den 30er/40er Jahren miterleben lässt. Im Wechsel erlebt der Leser einerseits die Enttäuschung von Allie über das verlorene Erbe und ihre geradezu besessene Suche nach dem versprochenen Nachlass ihrer Großmutter, während er andererseits Einblick in Dales Leben als erfolgreiche Spring- und Dressurreiterin und ihre Liebe zum Pferdesport sowie zu Jungendliebe Tommy bekommt bis hin zu den großen Veränderungen durch den 2. Weltkrieg. Die Autorin verknüpft beide Zeitstränge auf wunderbare Weise miteinander, gibt die Emotionen von Verlust, Enttäuschung sowie Hoffnungsschimmer sehr gut an den Leser weiter, der sich gemeinsam mit Allie auf der Suche nach dem „Schatzkästchen“ immer mehr dem Familiengeheimnis nähert. Während die Geschichte um Dale dem Leser sehr nah ans Herz geht, steht er Allie eher als Beobachter gegenüber, zu sehr von ihrer Enttäuschung geleitet und verbissen wehrt sie sich dagegen, dass ihre Träume nicht erfüllen. Dabei zeigt sich umso deutlicher, dass sie den Kampfgeist ihrer Großmutter geerbt hat und ihr sehr ähnlich ist. Der christliche Aspekt wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, in dem es vor allem um Hoffnung, Respekt, Genügsamkeit und Gottvertrauen geht.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften ausgestattet und liebevoll in Szene gesetzt, so dass der Leser sich nur zu gern an ihre Fersen heftet, um die Vergangenheit und die Gegenwart mit ihnen zu erkunden. Dale ist eine sympathische Frau, zielstrebig, ehrgeizig, mutig, kämpferisch und stark. Jugendliebe Tommy ist ein fröhlicher Filou, der mutig und abenteuerlustig ist, jedoch auch einiges wegstecken muss. Allie ist mit ihrer Sturheit nicht gerade eine Sympathieträgerin. Zeitweilig wirkt sie hart, völlig verbohrt und unbeugsam, will mit dem Kopf durch die Wand und stößt viele mit ihrer Art vor den Kopf. Es dauert eine Weile, bis sie anfängt, sich auf das eigentliche Erbe ihrer Großmutter zu konzentrieren und den Wert dessen schätzen zu lernen. Aber auch Nanny Husy spielt eine große Rolle in dieser tiefgründigen Geschichte.
„Hickory Hills“ ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte über zwei Zeitebenen, interessanten Protagonisten sowie einem zu lüftenden Familiengeheimnis, sondern spiegelt das gesamte Kaleidoskop von Gefühlen wieder. Die Seiten jagen nur so dahin und fesseln den Leser bis zum letzten Moment. Verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2023
Glanz des Glücks / Das Haus der Perlen Bd.2
Jacobi, Charlotte

Glanz des Glücks / Das Haus der Perlen Bd.2


sehr gut

Viele Tränen sind Perlen, die nicht gehoben wurden. - Peter Sirius
1888. Seit Marie Thomass ins Münchner Juweliergeschäft kam, sind 44 Jahre vergangen. Inzwischen ist das Geschäft nach ihrem Bruder Carl Thomass benannt, der dieses mit seiner Familie unterhält. Die 19- jährige Henya Schmerler, deren Vater in Frankfurt als Notar arbeitet, hat bei Carl eine Anstellung als Schmuckverkäuferin ergattert und darf schon am ersten Arbeitstag die Bekanntschaft von Erzherzogin Marie Therese machen. Auch die Begegnung mit dem Goldschmiedelehrling Jakob ist für Henya schicksalhaft, denn beide verlieben sich sofort ineinander, obwohl Jakob kurz vor seinen Wanderjahren steht, die ihn nach Australien zu Henyas Großonkel Moritz Schmerler und dessen Perlenfischerei führen sollen. Als Henya in ihrem Gästezimmer ein altes Tagebuch findet, ist sie von dem Inhalt sofort fasziniert, gehörte es doch der verstorbenen Marie Thomass. Schon bald kommt sie einem alten Geheimnis auf die Spur, dass Jakob in Australien plötzlich lüftet…
Das Autorenduo Charlotte Jacobi hat mit „Glanz des Glücks“ den zweiten Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der dem ersten in punkto Familiengeschichte und gut recherchiertem Hintergrundwissen über die Perlenzucht in nichts nachsteht. Der flüssige, gefühlvolle und farbenfrohe Erzählstil beamt den Leser sofort in die Vergangenheit und ins Juweliergeschäft Carl Thomass in München, wo er Henya Schmerler über die Schulter schauen darf und einige Schicksalsmomente miterlebt. Im Juweliergeschäft Carl Thomas ist die jüngste Generation am Start. Henya kommt aus Frankfurt nach Bayern, da sie nicht nur ihren Traumberuf ausüben darf und ihre große Liebe Jakob kennenlernt, sondern mit seiner Hilfe auch ein altes Familiengeheimnis aufdeckt. Als Leser vermisst man im ersten Moment die liebgewonnene Marie, doch wird man mit den neuen und einigen altbekannten Charakteren schnell warm. Der Tagebuchfund ist ebenso spannend inszeniert wie Jakobs Aufenthalt in Australien, aber auch Henyas persönliches Schicksal geht dem Leser schnell ans Herz. Einige Machenschaften sind wirklich kriminell. Die Lage für ledige schwangere Frauen erforderte zur damaligen Zeit so einiges an Phantasie und Vorschiebung falscher Tatsachen, um das Kind nicht einfach entzogen zu bekommen. Auch die Machtverhältnisse und Intrigen zwischen einigen Charakteren sind unfassbar böse, was dem Spannungslevel der Handlung gut tut und den Leser mitreißt.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten versehen, so dass sie sofort eine Nähe zum Leser herstellen, der ihnen nur zu gerne bei ihren Unternehmungen folgt. Henya Schmerler ist eine liebenswerte junge Frau, die ihren Beruf liebt und sich um ihre Mitmenschen sorgt. Sie ist neugierig und offen. Jakob ist ein lieber Kerl, der ein großes Interesse an fremden Tierarten und der Perlenzucht hegt. Er ist ehrlich, hilfsbereit und schließt schnell Freundschaften, nur das Verhältnis zu seinem Vater ist vergiftet, denn jener ist die Hinterhältigkeit auf zwei Beinen. Kutscher Leonhard spielt diesmal nicht nur eine Nebenrolle, auch der Doktor rückt in den Fokus des Geschehens. Ebenso verhelfen einige andere Protagonisten sowie überraschende Wendungen der Geschichte zu dem gewissen Etwas.
„Glanz des Glücks“ ist eine gelungene Fortsetzung über das traditionsreiche Münchner Juweliergeschäft Thomas. Historische Recherche sowie eine durchweg unterhaltsame, verzweigte Familiengeschichte mit einigen Intrigen sorgt für schöne Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung!

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Bewertung vom 28.08.2023
Schimmern der Hoffnung / Das Haus der Perlen Bd.1
Jacobi, Charlotte

Schimmern der Hoffnung / Das Haus der Perlen Bd.1


sehr gut

Man muss viele Muscheln öffnen, um eine Perle zu finden...
1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres Bruders Carl Thomass folgt und nach München reist, wo er als Goldschmiedelehrling beim Juwelier Neustätter arbeitet, kommt sie eher zufällig an eine Anstellung als Schmuckverkäuferin. Diese bringt sie eines Tages auch ins Vogtland zu den Perlenfischern, wo sie sich Hals über Kopf in Moritz Schmerler verliebt, der dort im elterlichen Betrieb als Perlenfischer arbeitet. Da Moritz Marie als Zweitgeborener nichts zu bieten hat, begibt er sich auf Wanderschaft nach Bayern, um bei einem anderen Perlenfischer zu arbeiten, sich so einen eigenen Betrieb zu erarbeiten und in der Nähe von Marie zu sein, während diese in München weiterhin als Verkäuferin tätig ist. Ein Unglück und ein Missverständnis sorgen für die Trennung von Marie und Moritz…
Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi hat mit „Schimmern der Hoffnung“ den Auftakt für ihre Haus-der-Perlen-Trilogie vorgelegt, die nicht nur die Entstehung und den Werdegang des Münchner Traditionsjuweliers Carl Thomas am Marienplatz erzählt, das heute noch existiert, sondern den Leser mit viel Hintergrundwissen vor allem über Perlenschmuck zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell gedanklich ins 19. Jahrhundert reisen, wo er sich an die Seite der jungen Marie Thomass heftet und ihr Schicksal hautnah miterlebt. Marie liebt den Zauber von Schmuck und vor allem Perlen, so dass die Arbeit als Schmuckverkäuferin für sie ein absoluter Traumberuf ist. Mit ihrer Gabe, jedem Kunden genau das Richtige zu präsentieren, erarbeitet sie sich schon bald einen guten Ruf. Ebenso hat sie wunderbare Ideen für Maßanfertigungen des königlichen Hofes, vorerst glänzt damit ein Mitglied der Juweliersfamilie. Marie saugt alles auf, was die Schmuckherstellung und das Entstehen der Perlen betrifft. Dabei hilft ihr Moritz Schmerler sehr, in den sie sich sofort verliebt. Während die Autoren dem Leser die schwierige Perlenfischerei näher bringen, schaffen sie ein farbenfrohes Bild der Landschaften und Örtlichkeiten, so dass der Leser das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Gesellschaftliche Normen werden innerhalb der Handlung zwar nur gestreift, sind jedoch aussagekräftig genug, um die damaligen Sitten und Gebräuche zu erfassen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Authentische menschliche Eigenschaften verleihen ihnen etwas Lebendiges, so dass der Leser sich ihnen gern an die Fersen heftet. Marie Thomass ist eine offene und ehrliche junge Frau, der schnell die Sympathien zufliegen. Sie durfte ihre Leidenschaft zum Beruf machen und liebt es, edle Schmuckstücke an den Kunden zu bringen. Ihre herzliche, liebevolle Art lässt sie schnell Freunde gewinnen. Moritz Schmerler ist ein herzensguter Kerl, der seine Arbeit als Perlenfischer liebt und dessen Erfahrung allseits geschätzt wird. Er ist hilfsbereit und unterstützt jeden, der seine Hilfe benötigt. Simon Neustätter, der Neffe des Juweliers ist ein strebsamer Mann, der sich allerdings mit fremden Federn schmückt und zuweilen aufdringlich und arrogant daher kommt. Carl Thomass, Maries Bruder, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse. Luise Neustätter ist eine patente Frau, die ein großes Herz hat. Aber auch die weiteren Protagonisten machen die Handlung lebhaft und interessant.
„Schimmern der Hoffnung“ ist nicht nur ein gelungener Einstand in eine große Familiensaga, sondern erzählt neben einer Geschichte von Liebe und Freundschaft auch die Entstehung eines alteingesessenen Münchner Juweliergeschäfts. Unterhaltsame Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!

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