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Lara89
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Münster
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Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2023
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


sehr gut

Freude und Wissen
Die Autorin will die Welt für die Vögel besser machen. Deshalb teilt sie ihre Faszination im Internet und jetzt auch in diesem Buch. Sie ist Autodidaktin und gibt ihr Wissen als selbst Erlerntes weiter.
Schon die allererste der aufgezählten Superkräfte zeigt eine andere Herangehensweise an das Thema, als man es von anderen Sachbüchern gewohnt ist: Verzaubern. Vögel verzaubern. Dies ist keine Listung von Arten oder Familien, hier steht das Staunen im Mittelpunkt. Es geht um die besonderen Kräfte und Fähigkeiten, die die Vögel, Nachfahren der Dinosaurier, im Laufe einer langen Evolution entwickelt haben. Teilweise werden sie mit denen von uns Menschen verglichen, was der Anschaulichkeit dient. Andere Eigenschaften sind nicht vergleichbar, wie zum Beispiel die Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes, die den Zugvögeln bei der Orientierung hilft. Eine echte Superkraft ist, dass sie heilen können, denn Vogelgezwitscher ist nachweislich gesundheitsfördernd für uns.
Aufgelockert wird der Text durch Fotos und Zeichnungen sowie ein Layout mit Rufzeichen und Hervorhebungen, die das Erstaunliche noch einmal betonen. Auf Schemazeichnungen, Diagramme und Tabellen kann verzichtet werden.
Ein Sachbuch voller Faszination. Aber nicht alles ist neu. Manches ist eher dem besonderen Blick der Autorin aufgefallen. Und für die, die bereits einiges wissen über die „Superhelden“, gibt es auch viel Bekanntes.

Bewertung vom 08.10.2023
Gavric, Iris;Renger, Matthias

Shitmoves


sehr gut

Fäkalien im Miteinander
Das unappetitliche Titelbild ist abschreckend, aber es illustriert das Thema: Shit Moves sind Verhaltensweisen, die die zwischenmenschliche Kommunikation verderben. Es geht um Manipulation in Gesprächen die das Ziel haben, einen lösungsorientierten Austausch zu vermeiden.
Gavric und Renger produzieren einen Podcast, in dem sie humorvoll auf Themen eingehen, die in der zwischenmenschlichen Kommunikation Schwierigkeiten machen. Hier sind die ShitMoves wohl entstanden: im Miteinander.
Gelistet sind 20 rhetorische ShitMoves, und jeder einzelne wird detailliert dargestellt und analysiert. In der Zusammenfassung gibt es eine genaue Anleitung, wie man den jeweiligen ShitMove anbringt und auch, wie man auf ihn antwortet. Beispiele aus Streitgesprächen, die sicherlich jeder schon einmal so erlebt hat, illustrieren, was gemeint ist. So ist ein persönlicher Angriff anstelle einer konstruktiven Bemerkung der ShitMove Nummer 1 in diesem Buch. Nach den rhetorischen folgen die wortlosen ShitMoves, ein Verhalten, das den Gespächspartner diskreditiert, ohne viel sagen zu müssen – Gavric und Renger vergleichen es mit Pupsen.
Generell geht es darum, Manipulationstechniken im Gespräch erkennen und sich dagegen wehren zu können. Das ist gelungen, aber genügen wird es nicht. Denn wer gar nicht kommunizieren, sondern eine Auseinandersetzung gewinnen will, dem ist jeder Shit recht.
Eine interessante und oft witzige Lektüre für Menschen, die täglich kommunizieren müssen.

Bewertung vom 04.10.2023
Schneider, Helge

Stepptanz (eBook, ePUB)


gut

Alle Stepptänzer trinken Zitronengenever
Helge Schneider ist bekannt für albernen Quatsch und gute Musik. Er hat viele Bücher veröffentlicht und ist regelmäßig als Entertainer auf Tour.
Ein Toter wird gefunden. Aber ist das überhaupt ein Mensch? Kommissar Schneider ermittelt. Er ist ein ziemlich schräger Typ, und dies ist bereits sein siebter Fall. Es entsteht eine Geschichte voller abstruser Einfälle, abgebrochener Spannungsbögen und verdorbener Pointen. Personen aus früheren Romanen treten auf, und manche Morde gehören gar nicht zum Fall.
Erwartungen an klassische Krimis werden hier kaum bedient, unnötige Spannung kommt nicht auf. Doch das Ende ist logisch.
Feines für Schneider-Fans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2023
Bürster, Helga

Als wir an Wunder glaubten


sehr gut

Hexen!
Unnenmoor liegt in Ostfriesland. Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs warten die Bäuerinnen Anni und Edith noch immer auf die Rückkehr ihrer Ehemänner, die in Russland gekämpft haben. Schließlich kehrt einer zurück.
Die Atmosphäre in diesem Buch ist so düster wie die lichtlosen Katen, in denen die Menschen leben, denn Strom gibt es noch lange nicht. In der Nähe des Dorfes stand eine Baracke, in der Zwangsarbeiter lebten, wie jeder im Dorf wusste. Der Krieg kam den Menschen also sehr nah. Die Überlebenden sind verstört und traumatisiert, sie suchen nun nach Orientierung, begleitet von Aberglauben. Zwischen Arbeit, Kirche und Kneipe erscheint das Leben eng und aussichtslos.
Mir gefielen die dichte Atmosphäre, die glaubhaften Figuren und die begreifliche Handlung, die zum Schluss fast in eine Katastrophe mündet. Gerade die emotionale Schilderung der Personen macht es leicht, ihnen zu folgen und sie zu verstehen. Die häufig gesprochene Mundart lässt das Ganze noch authentischer wirken.
Eine bewegende Geschichte, dicht erzählt und mit einem versöhnlichen Ende im Heute. Es ist der dritte Roman der Autorin.

Bewertung vom 27.09.2023
Whitehead, Colson

Die Regeln des Spiels


sehr gut

Schwarzer Bilderbogen
Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.
Ray Carney betreibt einen Möbelladen und ist nebenberuflich als Hehler aktiv. Seine Frau Elisabeth arbeitet in einem Reisebüro. Sie haben zwei Kinder und einen Neffen. Das Leben ist gefährlich im Harlem der siebziger Jahre. Ständig werden Häuser angezündet, Menschen ermordet, kriminelle Deals abgewickelt und Schmiergelder bezahlt.
„Die Regeln des Spiels“ ist in drei Teile gegliedert, die nur lose miteinander verbunden sind. Das ist beim Lesen verwirrend, weil der Protagonist aus dem ersten Teil im zweiten kaum mehr auftritt. Deshalb ist dies kein Roman, der ja eine Entwicklung der Hauptperson nachzeichnen würde. Es ist eher ein Bilderbogen, ein Kaleidoskop jener Zeit und der Menschen, die in dieser Situation lebten.
Der Stil des Autors ist äußerst bemerkenswert. Er verbindet Brutalität, feine Beobachtung und Poesie teilweise innerhalb eines Satzes, als liege das alles dicht beeinander. Sein trockener Humor ist unterhaltsam, seine Analyse wissenschaftlich abgesichert.
Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Whitehead seine Figuren schildert. Jeder will überleben und es ein bisschen gut haben, und so arrangiert man sich mit Korruption und kriminellen Machtstrukturen. Die weißen Machthaber von New York sind daran nicht unschuldig. Aber niemand ist nur böse oder nur gut. Die Menschen sind eben, wie sie sind. Und Whitehead kennt sie offenbar sehr gut.
Ein interessanter Einblick in eine fremde Welt. Aber kein Roman, wie wir es gewohnt sind.

Bewertung vom 14.09.2023
Molinari, Gianna

Hinter der Hecke die Welt


gut

Wandel - Wachstum - Wünsche
Dies ist der zweite Roman von Gianna Molinari, die für ihren Erstling mehrere Preise gewonnen hat.
Hier geht es um eine Arktisforscherin, die ihre Arbeit beschreibt, und um deren Tochter, die in einem kleinen Dorf bei ihrem Vater lebt. Dieses Dorf hat nur noch sehr wenige Einwohner. Die einzigen beiden Kinder dort haben aufgehört, zu wachsen. Wissenschaftler machen regelmäßig Aufzeichnungen darüber.
Viel passiert nicht in dieser Geschichte. Es wird beobachtet und aufgezeichnet, so wie die Wissenschaft das mit sonderbaren Phänomenen immer macht. Das Dorf scheint zu „verschwinden“, und die wenigen Dorfbewohner sträuben sich mit allen Mitteln dagegen. Es gibt ein Museum, eine Pension, und als Attraktion gibt es diese Hecke. Ein Bus bringt regelmäßig Touristen. Währenddessen schildert die Arktisforscherin, wie in Eisbohrkernen Geschehnisse aus vielen hunderttausend Jahren zu finden sind.
Bildreich meditiert das Buch über Zeit und Vergänglichkeit. Am Rande entstehen einige überraschende Erkenntnisse.

Bewertung vom 12.09.2023
von Wantoch, Patrick

Ein ko(s)mischer Auftrag


ausgezeichnet

Thomas rettet die Welt
Privatdetektiv Thomas Lohbeck hat vom Leben genug. Er will sich umbringen, aber seine Versuche schlagen fehl. Stunden später erhält er einen Auftrag.
Was wie eine Detektivgeschichte beginnt, führt bis ins fernste Weltall und an den Ursprung allen Lebens. Ein böses Alien-Volk, die Düsteren, hat sich auf der Erde festgesetzt und muss vertrieben werden. Jede Menge schwere Waffen sind dafür notwendig. Immer wieder gibt es Überraschungen und Deja-Vu-Erlebnisse. Elvis Presley und Michael Jackson treten auf, der Babelfisch aus dem Anhalter erlebt eine Wiedergeburt und das sind nicht die einzigen Verweise auf die Popkultur der 80er und 90er Jahre.
Das Buch ist witzig geschrieben und nimmt sich selbst nicht allzu ernst. Es hat großen Spaß gemacht.

Bewertung vom 08.09.2023
Heitz, Markus

Die Schwarze Königin Bd.1


sehr gut

Mit Alchemie gegen Vampire
Len ist ein Nachfahre des Grafen Dracula. Geglaubt hat er das seiner Großmutter nie, aber als er nach Prag reist, ändert er seine Meinung.
Parallel erzählt wird eine Geschichte, die sich vor über 600 Jahren in der Gegend zutrug. Die Königin Maria von Ungarn, hochschwanger, wird auf einer Jagd ermordet. Ihre Nachfolgerin Barbara von Cilli experimentiert mit Alchemie und Zauberei. Vampire, hier „Strigoi“ genannt, sind eine düstere Bedrohung.
In beiden Geschichten ist eine mutige Alchemistin handelnde Hauptperson. Das machte es manchmal etwas schwierig, nichts durcheinander zu bringen. Lange ist unklar, was die Vampire genau können und wie man sich überhaupt gegen sie wehren kann. Es gibt mehrere Arten von Vampiren und außer ihnen auch noch andere fantastische Wesen, die alle zueinander in komplexen Verhältnissen stehen. Ein ganzer Kosmos wird hier erschlossen. Das wird manchmal etwas unübersichtlich. Früher bewohnten die „Strigoi“ riesige unterirdische Städte mit mehreren zehntausend Einwohnern. In der heutigen Gegenwart ist vieles anders und einfacher, für die Vampire. Und so bekommt auch Len mit ihnen zu tun.
Markus Heitz erzählt den Mythos ganz neu, entlang historischer Tatsachen. Das ist fesselnd und fantastisch. Aber manchmal etwas zuviel.

Bewertung vom 28.08.2023
Santana, Lea

Das Versprechen der Oktoberfrauen


gut

Katastrophen und Bärenarme
Das Cover wirkt sehr harmonisch. Die Leseprobe ist interessant. Ein kühner Einstieg.
Hanna ist auf der Flucht vor ihrem Leben. Ein Fischer rettet sie aus der Ostsee, und bringt sie in einem kleinen Dorf unter. Für eine Weile findet sie hier eine Art Zuhause.
Hanna hat eine Krankheit, die viele ihrer Macken erklärt. Dennoch wird ihr Handeln nicht so recht begreiflich. Anders die zweite Hauptperson Frida: Sie schreibt Lieder und will als Musikerin Erfolg haben. Die Personen im Dorf führen ein sehr harmonisches Leben. Viele erscheinen klischeehaft und oberflächlich.
Die Geschichte hat Lücken. So wird nicht klar, warum Hanna schließlich professionelle Hilfe sucht. Auch die Schlussszene ist nicht weiter begründet. Dass Hanna und Frida überhaupt etwas Besonderes verbindet, wird erst ganz am Ende genannt. Immerhin verzichtet die Autorin auf eine allzu naheliegende Liebesgeschichte.
Das Buch ist schnell gelesen und schnell vergessen. Leider nichts Besonderes.

Bewertung vom 20.08.2023
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser


gut

Ansichten eines Kopffüßers
Ein Riesenkalmar (Architeuthis dux) wird von einem Fischereiboot gefangen. An Bord ist Sanja, die ihn mit der Hand berührt und eine Verbindung mit dem Tier spürt. Sie begleitet ihn auf das Forschungsschiff, auf dem er wissenschaftlich untersucht werden soll.
So ein Kalmar kann über zehn Meter lang werden. Er hat acht Arme, und jeder dieser Arme besitzt ein eigenes Gehirn. Durch einen Zusammenstoß mit einem Tiefseekabel erlebte der Kalmar dieser Geschichte eine Belebung und Bewusstwerdung seiner Arme. Dieses Tier besteht aus acht verschiedenen Einzelwesen, die durch Berührung Informationen aufnehmen und miteinander reden.
Sie erzählen die Geschichte von Sanjas Familie und schildern, dass schon einer von Sanjas Vorfahren Kontakt mit einem solchen Meeresungeheuer hatte. Erst nach fünf Generationen ist dieses angsteinflößende Erlebnis in der Familiengeschichte einigermaßen bewältigt. Doch Kalmare leben nur wenige Jahre. All diese Geschichten, auch wenn sie schon Jahrhunderte alt sind, entnehmen die Krakenarme den Berührungen mit anderen Wesen und geben sie hier wieder. Und sie erzählen noch viel mehr. So kommen Jules Verne vor, Peter Benchley und Steven Spielberg. Aber auch Geschichten vom Leben im tiefen, nachtschwarzen Ozean und von Begegnungen mit Walen und einem anderen Kalmar berichten die Arme.
Das ist eine sehr seltsame, eigenartige Angelegenheit. Das Erleben und Empfinden eines so fremdartigen Wesens nachzubilden, ist eine Aufgabe für einen gut recherchierenden Schriftsteller. Es zu genießen ist nicht jedermanns Sache. Das Wiedererkennen einiger Berühmtheiten hilft, sich zurecht zu finden, aber vielleicht wäre weniger Länge leichter zu verdauen gewesen. So sind es zu viele Einzelgeschichten, die zu wenig zusammenhängen. Das Ganze erscheint oft etwas wirr. Die menschlichen Nebenfiguren sind sehr unterschiedlich und alle etwas oberflächlich. Doch der Kalmar wird dem Leser durchaus vertrauter. Was für ein faszinierendes Tier!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.