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sofie

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2013
Bradfield, Scott

Die Leute, die sie vorübergehen sahen


gut

„Aus allem, was dir in diesem Leben widerfährt, und von jedem, der dir begegnet, lernst du etwas, und dann machst du von dem, was du lernst, Gebrauch und verschaffst dir einen besseren Begriff davon, wer du bist und was du willst. Manchmal bleibst du eine Zeitlang bei Leuten, oder sie bleiben bei dir. Ihr arbeitet zusammen wie ein einziges Individuum, und das nennt man Familie, oder ein Geschäftsunternehmen, eine Firma, besonders wenn sie Aktien verkauft oder Krankenversicherungen, solche Sachen.“ (S. 130)
Die dreijährige Sal wird eines Tages von dem Mann, der den Boiler im Keller ihrer Eltern repariert, mitgenommen. Er will ihr neuer Daddy sein und ihr zeigen, wie er die Welt sieht. Damit beginnt für Sal eine Reise, auf der sie viele Menschen kennenlernt, Menschen, mit denen sie zusammenlebt, die in ihr etwas besonderes sehen oder sie völlig ignorieren. Das kleine Mädchen – so wird sie meist genannt – hat eine ganz eigene Sicht auf die Welt und vor allem auf die Leute. Sie macht sich viele Gedanken über sich und ihre Umgebung und versucht irgendwie durchs Leben zu kommen.
Es fällt mir etwas schwer „Die Leute, die sie vorübergehen sahen“ zu bewerten. Ich hatte oft beim Lesen das Gefühl, dass mir der Roman entgleitet und ich nicht mehr ganz mitkomme. Dann wieder hatte ich das Gefühl genau zu verstehen, worum es geht und ich habe auch einige schöne Gedanken darin gefunden. Das Thema des Romans ist auf keinen Fall Kindesentführung, auch wenn das der erste Eindruck sein könnte. Es geht mehr um die Art wie Menschen miteinander umgehen. Viele Menschen, denen Sal auf ihrer Reise begegnet, glauben sie würden ihr helfen, dabei geht es ihnen oft nur um sich selbst. Wieder andere projizieren Dinge in das Mädchen, die sie nicht erfüllen kann, und machen sie sogar zu einem neuen Messias. Sal merkt schnell, dass es am besten ist, wenn man ihnen das sagt, was sie hören wollen. Und oft geht es ihr am besten, wenn sie sich gar nicht mit anderen herumschlagen muss.
Wie gesagt, das Buch hat mich ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und wirft einen interessanten Blick auf unsere Gesellschaft. So ganz überzeugen konnte es mich aber trotzdem nicht.

Bewertung vom 13.02.2013
Glattauer, Daniel

Ewig Dein


ausgezeichnet

Judith lernt Hannes in einem Supermarkt kennen. Kurze Zeit später taucht er dann in ihrem Lampengeschäft auf und so beginnt die Liebesbeziehung der beiden. Anfangs fühlt sich Judith geehrt und geschmeichelt von der großen Aufmerksamkeit, die ihr Hannes zukommen lässt. Doch schnell wird ihr das Ganze zu viel und nach einem gemeinsamen Venedigurlaub trennt sie sich von ihm. Aber so leicht lässt sich Hannes nicht abschütteln…
„Ewig dein“ war mein erstes Buch von Daniel Glattauer und bestimmt nicht mein letztes. Ich habe es fast in einem Zug durchgelesen, weil es einfach so spannend war. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Judith erzählt und so kann der Leser gut nachfühlen, wie es ihr in der Beziehung mit Hannes ergeht. Man steht eigentlich auf ihrer Seite. Aber Glattauer schafft es, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem man sich auch als Leser fragt, ob Judith nicht übertreibt und Gespenster sieht. Man beginnt praktisch genau wie Judiths Freunde an ihr zu zweifeln und sie aufzugeben. Glattauers Sprache hat mir sehr gut gefallen. Er kreiert wirklich eine Atmosphäre der Bedrohung, sodass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte.
Das Buch ist nicht in Kapitel eingeteilt, sondern in die Phasen der Beziehung von Hannes und Judith. Auch das finde ich eine sehr schöne Idee. Insgesamt war der Roman ganz anders als ich es erwartet hätte, aber er hat mich auch völlig begeistert. Hier kann ich nur 5 Sterne vergeben!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2013
Löhnig, Inge

Verflucht seist du / Kommissar Dühnfort Bd.5


ausgezeichnet

So muss ein Krimi sein
Ganz München stöhnt unter der Hitze dieses Jahrhundertsommers und Kommissar Dühnfort erhält einen neuen Fall. Daniel, ein junger Automechaniker, wird nachts auf einer Baustelle erschossen. Bei seinen Ermittlungen stellt Dühnfort schnell fest, dass der anfängliche Verdacht einer misslungenen Drogenübergabe nicht stimmen kann. In der Clique von Daniel stößt er zudem auf einen weiteren Todesfall: der Selbstmord von Isa. Stehen die beiden Todesfälle in einem Zusammenhang?
„Verflucht seist du“ bringt meiner Meinung nach alles mit, was einen guten Krimi ausmacht. Kommissar Dühnfort ist ein interessanter und sympathischer Charakter. Man lernt ihn gut kennen und erfährt auch etwas über sein Privatleben, doch trotzdem steht der Fall, den es zu lösen gilt, immer im Vordergrund. Auch die anderen Teammitglieder, Alois und Kirsten, bekommen Hintergrundgeschichten, aber auch diese lenken nicht zu sehr von der Hauptgeschichte ab. Daneben erfährt der Leser auch immer wieder etwas aus der Perspektive von Angehörigen der Opfer, aber auch das wird nicht übertrieben. Perfekt!
Ein wenig Lokalkolorit bietet der Krimi auch. Man erkennt München auf jeden Fall wieder, hier und da wird auch ein wenig Dialekt eingestreut, aber auch das im richtigen Maß. Außerdem besticht der Stil von Inge Löhnig auch oft durch sehr schöne Bilder. Anfangs fand ich die Kapitel ein bisschen zu kurz, doch gerade zum Ende hin, erhöhen genau diese kurzen Kapitel die Spannung ungemein. Und spannend ist dieser Krimi auf jeden Fall. Als Leser kann man die ganze Zeit mitermitteln, es werden mehrere Täter präsentiert und auch wieder verworfen.
Kurz gesagt: „Verflucht seist du“ ist einfach ein richtig gut gemachter Krimi, so wie es sein soll. 5 Sterne von mir.