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Magda
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Köln

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Insgesamt 303 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2025
Renaud, Claire

Die Liebenden am Canal Saint-Martin


ausgezeichnet

Die Liebenden am Canal Saint-Martin von Claire Renaud spielt in einer kleinen Brasserie in Paris. An den Tischen sitzen Paare in verschiedenen Stadien ihrer Beziehung. Zwischen den Geschichten der Paare sind Kapitel über die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Cyril und Marion eingeschoben, den beiden Angestellten der Brasserie.
Die Kapitel über die Paare sind mit den von ihnen bestellten Gerichten betitelt, es geht los mit Amuse-guele über mehrere Hauptgerichte bis hin zu Profiteroles au chocolat zum Dessert.
Im ersten Kapitel wird Frédéric von seiner Frau verlassen, was von den anderen Gästen und den Angestellten mit großem Interesse beobachtet wird.
Wir beobachten ein Ehepaar, das schon lange verheiratet ist und lesen sowohl seine als auch ihre Gedanken. „All die Pärchen um sie herum befinden sich an unterschiedlichen Punkten ihrer Liebesgeschichte: Die einen umkreisen einander noch, andere lernen sich gerade besser kennen, wieder andere ringen anscheinend darum, sich einander anzupassen. Julien und sie verkörpern dabei das Endstadium: das Absterben der Gefühle, die Vereinsamung trotz Zweisamkeit.“ (S. 143)
Aurélie hat einen positiven Schwangerschaftstest in ihrer Handtasche und sucht nach dem passenden Moment, um ihrem Mann Franҫois die frohe Nachricht zu verkünden. Die beiden werden von Ariane beobachtet, die nach der Geburt ihres Sohnes zum ersten Mal wieder abends ausgeht. Sie denkt an ihre Freude zurück, als sie vor einigen Monaten von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte und daran, wie unglücklich und ausgelaugt sie jetzt ist, den ganzen Tag allein mit einem ständig schreienden Baby.
Mir hat die Geschichtensammlung der Liebesbeziehungen sehr gut gefallen, besonders schön fand ich die allmähliche Annäherung zwischen Cyril und Marion. Sehr berührt hat mich die Geschichte von Monsieur Fontaine, der in liebevoller Erinnerung an seine verstorbene Frau gleich zweimal Entrecôte-frites bestellt. Sehr amüsiert habe ich mich über den arroganten Gast, der von Cyril des Lokals verwiesen wird.
Ich empfehle, das Buch häppchenweise zu lesen und täglich ein bis zwei Geschichten zu genießen. Der Text auf der Rückseite fasst den Inhalt wunderbar zusammen: „Kommen Sie herein, nehmen Sie Platz und erleben Sie die Liebe in Paris, wie sie wirklich ist: lebensreich, lebensecht und voll bezaubernd französischem Charme.“

Bewertung vom 19.02.2025
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


sehr gut

Middletide, Was die Gezeiten verbergen von Sarah Crouch - ein gelungener, poetisch geschriebener Debütroman.
Der Roman spielt in der kleinen Küstenstadt Point Orchards im Jahr 1994 mit vielen Rückblenden in die Vergangenheit.
Prolog, Januar 1994: Erin Laundry, die beliebte Ärztin von Point Orchards, wird an einem kleinen idyllischen See auf Elijah Leiths Grundstück erhängt aufgefunden. Es gibt einen Abschiedsbrief, in dem Erin schreibt, dass sie nach dem Tod ihrer kleinen Tochter nicht weiterleben will, doch einige Indizien weisen darauf hin, dass ein Mord als Selbstmord getarnt wurde.
1973-1988: Elijah verliebt sich in Nakita, doch trotz seiner Liebe zu dem jungen Mädchen aus dem Sacred Mountain Reservat verlässt er sie, um nach San Francisco zu gehen, und dort seinen Traum zu verwirklichen, einen Bestseller zu schreiben. Sein Buch mit dem Titel „Middletide“ wird von einem Kritiker verrissen, und Elijas Traum vom Bestseller platzt. Als ihn die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht, kehrt Elijah nach Point Orchards zurück.
1988-1994: Elijah arbeitet zunächst in einer Autowerkstatt, die dem besten Freund seines Vaters Chitto gehört. Nach Chittos Tod wird er Reporter bei der Lokalzeitung. Nakita hatte inzwischen geheiratet, doch ihr Mann ist kürzlich bei einem Unfall verstorben. Elijah versucht, seine Jugendliebe zurückzuerobern, doch Nakita trauert um ihren Mann. Derweil lernt er Erin Laundry kennen. Sie war Chittos Ärztin und Kundin der Autowerkstatt. Alles deutet darauf hin, dass Erin an Elijah interessiert ist, sie bittet ihn um ein Date.
Das Buch hat mir aufgrund der wunderbaren Naturbeschreibungen und der poetisch erzählten Liebesgeschichte gut gefallen. Ich mochte Elijah und Nakita genauso wie die Nebencharaktere Chitto und den Reverend. Den Kriminalfall fand ich nur mäßig spannend, außer Elijah gab es keine weiteren Verdächtigen, und die Geschichte mit der Beschreibung des Mord-/Selbstmordes in einem Buch, das aufgrund einer schlechten Rezension nur achtundvierzig Mal verkauft wurde, fand ich unrealistisch. Die Liebesgeschichte und die Naturbeschreibungen haben das jedoch wieder wettgemacht. Gerne empfehle ich das Buch weiter an Leser*innen von atmosphärischen Liebesromanen.

Bewertung vom 16.02.2025
Storks, Bettina

Die Schwestern von Krakau (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Schwestern von Krakau ist das erste Buch, das ich von Bettina Storks gelesen habe.
Der Roman spielt auf mehreren Zeitebenen und in mehreren Städten: Krakau, Fellbach bei Stuttgart und Paris.
1941-43: Rigobert, Käthe und Lilo Wagner leben als Volksdeutsche in Krakau. Rigobert Wagner ist Arzt, seine Tochter Lilo Apothekerin, sie arbeitet in der Apotheke unter dem Adler (Apteka pod Orłem). Die Apotheke liegt mitten im Krakauer Ghetto.
1943: Nachdem Käthe an Lungenentzündung gestorben ist, baut Rigobert geistig immer mehr ab, er wird vergesslich und redet unzusammenhängend und wirr. Stets fragt er nach Helene, seiner jüngsten Tochter. Helene ist 1936 ohne Zustimmung und Wissen ihrer Eltern nach Paris gegangen. Nur selten meldet sie sich bei Lilo. In Paris bekommt sie ein Kind von ihrem jüdischen Lebensgefährten Samuel Altmann.
2017: Tatjana, Lilos Enkelin, erfährt von Edith, dass Helenes Sohn Simon kürzlich mit 77 Jahren in Paris verstorben ist, dabei gingen die Wagners immer davon aus, dass Helene und ihr Sohn 1943 in Paris an Fleckfieber gestorben seien. Simon wuchs nach Helenes Tod in einer französischen Familie auf, und Edith ist seine Enkelin.
Tatjana fährt nach Krakau, die Stadt, in der ihre Großmutter und ihre Urgroßeltern bis zum Jahr 1943 gelebt hatten. In Krakau besichtigt sie die Apotheke, in der ihre Großmutter gearbeitet hatte. Der Inhaber der Apotheke, Tadeusz Pankiewicz, war im polnischen Widerstand aktiv. Sie lernt den Historiker Adam Nowak kennen. Dieser hatte zunächst einige Vorbehalte gegenüber Tatjana und ihrer Familie, legte diese jedoch ab, nachdem er erfahren hatte, dass Lilo mit Tadeusz Pankiewicz zusammengearbeitet hatte, den er sehr verehrt und bewundert.
Bettina Storks gelingt es, historische und fiktive Ereignisse und Personen zu einer spannenden Familiengeschichte zusammenzuführen. Einige Kapitel handeln von der jüdischen Widerstandskämpferin Gusta Davidson Dränger. Lilo hilft Gusta auf der Flucht vor den Nazis, dabei bezeichnet Gusta Lilo, Helene und sich als „Die Schwestern von Krakau“.
Neben den historischen und fiktiven Charakteren steht die Stadt Krakau im Mittelpunkt des Romans, es ist die Stadt Oskar Schindlers und die Geburtsstadt von Papst Johannes Paul II. Auschwitz ist nur fünfzig Kilometer entfernt.
Sehr gern habe ich mit Tatjana und Adam Krakau besichtigt und sie auf die Burg Wawel und in das jüdische Viertel Kazimierz begleitet. Von mir bekommt das Buch fünf Sterne und eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.02.2025
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Für Polina von Takis Würger ist das erste Buch, das ich von dem Autor gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte. Hannes‘ und Polinas Geschichte hat mich sehr berührt, und ich möchte unbedingt auch die anderen Bücher von Takis Würger lesen.
Fritzi Prager ist bei einem One-Night-Stand während einer Italienreise kurz vor ihrem Abitur schwanger geworden. Sie entscheidet sich fürs Muttersein und gegen das ursprünglich geplante Jurastudium. Auf der Entbindungsstation lernt sie Günes kennen, die soeben Mutter einer Tochter namens Polina geworden ist. Die beiden jungen Frauen freunden sich an, beide haben keinen Kontakt zum Kindsvater und wollen auch keinen.
Heinrich Hildebrand, 60, lebt schon lange in der Villa, die mitten im Naturschutzgebiet Kananohe liegt. Er kümmert sich um das Moor und übernimmt Aufgaben wie Wildcamper verjagen oder umgestürzte Bäume wegräumen. Nachdem er beschlossen hatte, eins der vielen Zimmer der Villa zu vermieten, zieht Fritzi mit dem kleinen Hannes bei ihm ein. Die drei verleben wunderbare Jahre in der Villa im Moor. Günes ist regelmäßig zu Besuch bei Fritzi, und Hannes und Polina sind bald unzertrennlich.
In der Villa steht ein altes Klavier, das auf Hannes eine große Anziehungskraft ausübt. Er lernt Klavier spielen und komponiert ein Lied für Polina.
Als Hannes vierzehn ist, stirbt seine Mutter, und er wird zu seinem Vater nach Hamburg geschickt. Er vermisst das Moor, Heinrich und vor allem seine große Liebe Polina. Die beiden bleiben zwar in Kontakt, sehen sich aber nur noch selten.
Hannes‘ Vater erkennt das musikalische Talent seines Sohnes und möchte ihn fördern, doch Hannes weigert sich, vor Zuschauern zu spielen. Er spielt entweder für sich und Heinrich oder für Polina. Nach dem Abitur bekommt er einen Job als Klavierträger bei Transporte Forte. Er und Bosch werden zum eingespielten Team, das Klaviere von einem Ort zum nächsten transportiert - bis Hannes eines Tages auf einem Klavier auf der Straße spielt und dabei gefilmt wird. Das Video mit dem Titel „Mover plays piano on the street and moves my heart” geht viral um die ganze Welt, Hannes wird berühmt.
Das Buch hat mich sehr berührt, es ist die Geschichte einer großen Liebe, sowohl der Liebe Hannes‘ zu Polina als auch seiner Liebe zu Musik. Es ist die Geschichte der Freundschaft zwischen Fritzi und Günes und Hannes und Bosch. Es ist die Geschichte von der Suche nach dem Vater, die Polina ihr Leben lang betreibt, und last but not least ist es die Geschichte der Freundschaft und Liebe zu Heinrich, für den nach Fritzis Einzug in die Villa ein neues, viel schöneres Leben begann. Für mich war Für Polina eine hochemotionale Reise auf einer Achterbahn der Gefühle, ein Buch, das mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und das ich jedem ans Herz legen möchte.

Bewertung vom 08.02.2025
Hawkins, Paula

Die blaue Stunde


ausgezeichnet

Die blaue Stunde von Paula Hawkins ist das erste Buch der Autorin, das ich gelesen habe. Ich habe ihren Roman sehr gern gelesen und fand ihn sehr spannend.
Vanessa Chapman war eine erfolgreiche und berühmte Künstlerin, die nicht nur gemalt hatte, sondern auch aus verschiedenen Materialien wie Glas, Ton, Pflanzen oder auch Knochen Kunstwerke hergestellt hatte. Einige Jahre nach ihrem Tod fällt einem Wissenschaftler beim Betrachten eines ihrer Bilder auf, dass darin ein menschlicher Knochen verarbeitet ist. Eine unglaubliche Entdeckung, zumal Vanessas Mann einige Jahre vor ihrem Tod spurlos verschwunden ist.
Becker, der für die Fairburn-Stiftung arbeitet, der Vanessa ihre Kunstwerke vermacht hatte, wird von der Stiftung damit beauftragt, sich mit Grace, Vanessas Freundin und Pflegerin, in Verbindung zu setzen. Grace hatte einige von Vanessas Kunstwerken behalten und Becker soll sich dafür einsetzen, dass Grace die noch bei ihr verbliebenen Kunstwerke an die Stiftung weiterleitet. Becker fährt zu der Insel, auf der Vanessa mit Grace ihre letzten Jahre verbracht hatte. Grace wohnt nach wie vor auf Eris Island. Anfangs sträubt sie sich dagegen, sich mit Becker zu unterhalten, doch nachdem sie erfährt, dass seine Mutter eine glühende Verehrerin Vanessas war, ändert sich das. Sie sichtet mit ihm sogar Vanessas Tagebücher und ihre Briefe.
Im Mittelpunkt des Romans stehen neben Vanessa Grace und Becker. Wir erfahren, wie Vanessa Grace kennengelernt und wie ihr gemeinsames Leben auf Eris Island ausgesehen hatte. Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein, Vanessa ist schön, erfolgreich und promiskuitiv, Grace ist Landärztin und wird als hässlich beschrieben. Während Vanessa von Männern begehrt und bewundert wurde, wurde Grace von ihnen gedemütigt und verlassen.
Becker ist mit Helena zusammen, die er seinem Chef und besten Freund Sebastian ausgespannt hatte. Alle drei arbeiten für die Stiftung, die von Sebastians Vater Douglas Lennox gegründet wurde. Douglas war Kunsthändler und Vanessas Galerist, er ist vor einigen Monaten bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. In ihren Tagebucheinträgen schreibt Vanessa nicht nur über ihre Arbeit, sondern auch über ihren Mann Julian und ihre Mitbewohnerin Grace.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, durch die Beschreibungen von Vanessas Kunstwerken hatte ich diese bildhaft vor Augen, auch Eris Island wurde so authentisch beschrieben, dass ich mich gedanklich auf die Insel mit ihrem Spiel der Gezeiten versetzen konnte. Mit psychologischem Feingespür stellt die Autorin Grace‘ verletzte Gefühle und Beckers Eifersucht und seine Minderwertigkeitskomplexe dar. Das Ende hat mich umgehauen, es war für mich überhaupt nicht vorhersehbar, und es macht aus dem psychologischen Kunst- einen spannenden Kriminalroman. Von mir eine große Leseempfehlung und fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 07.02.2025
Lano, Ralf

Ein Echo aus stählerner Zeit


ausgezeichnet

Ein Echo aus stählerner Zeit von Ralf Lano ist ein Eifel-Kriminalroman, der mir sehr gut gefallen hat.
1946 in Disselbach, in der Nähe von Bitburg: Karl Bermes, 24, ist nach dem Krieg in sein Heimatdorf zurückgehrt. Während des Krieges war er zunächst Funker und anschließend in Gefangenschaft. Seine beiden Brüder sind gefallen, Karl übernimmt die Dorfschmiede von seinem Vater.
Eines Tages werden die Überreste seines besten Freundes Werner im Wald gefunden, alles deutet darauf hin, dass Werner auf eine vergessene Mine getreten ist. Die herbeigerufene französische Besatzung stuft das Ereignis als Unfall ein, doch Karl kommt einiges am Unfallort seltsam vor. Auch der deutsche Kriminalkommissar Peters, der für die Franzosen dolmetscht, glaubt nicht an einen Unfall.
Karl hört von einem Fremden, der in den letzten Tagen im Dorf gesehen wurde und sich jetzt im Flüchtlingslager am Rande des Dorfes aufhalten soll. Zusammen mit Fräulein Schneebach, seiner früheren Lehrerin, sucht er das Lager auf und lernt Lagervorsteher Globkow aus Schlesien samt seiner schönen Tochter Pauline kennen. Schon bald muss Karl um sein Leben fürchten.
Die Bewohner des Lagers sind für die Disselbacher „lästige Fremdkörper. Vielleicht sähe es anders aus, wären der Mangel und die Not nicht so groß. Niemand hat etwas abzugeben, weil es meist für das eigene Überleben gerade so reicht. Die Leute aus dem Osten haben den höchsten Preis für den Größenwahn Hitlers bezahlt, niemand von ihnen lebt freiwillig in dem Provisorium im Disselbacher Forst.“ (S. 123)
Der historische Kriminalroman hat mir sehr gut gefallen. Gespannt habe ich die Ereignisse verfolgt, die sich an sieben Tagen im August abspielen. Der Dorfschmied war mir sehr sympathisch, bei seinen schüchternen Versuchen, Pauline näher zu kommen, musste ich oft schmunzeln. Das Leben in der Eifel nach dem Krieg wurde authentisch geschildert, kaum vorstellbar, dass es im Dorf damals noch nicht einmal ein Telefon gab. Sehr gern werde ich die Reihe weiterverfolgen und bin schon auf den zweiten Fall für den Eifeler Dorfschmied (und Pauline?) gespannt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.02.2025
Anthony, Jessica

Es geht mir gut


ausgezeichnet

Es geht mir gut von Jessica Anthony ist ein Kurzroman mit 160 Seiten, auf denen die Ehe von Kathy und Virgil, ihre Herkunft und ihr Familienleben analysiert werden.
Ein Sonntag im November 1957 in Newark, Delaware: Kathy, Virgil und ihre beiden Söhne Nicholas und Nathaniel wohnen seit sechs Monaten in einer Apartmentanlage mit einem nierenförmigen Pool in der Mitte. Sobald der Pool benutzt werden kann, ergreift Kathy die Gelegenheit, geht hinein und verbringt dort den ganzen Tag, während Virgil wie jeden Sonntag mit seinen Kollegen Golf spielt, und die beiden Söhne fernsehen und mit den Nachbarskindern spielen.
Nach und nach erfahren wir wie es um Kathys und Virgils Ehe steht. Kathy denkt an Billy, ihre erste Liebe, und überlegt, warum sie eigentlich nicht Billy, sondern Virgil geheiratet hatte. Billy war ihr Tennistrainer, an der Universität von Delaware war sie eine erfolgreiche Tennisspielerin. Virgil arbeitet bei einem kleinen Versicherungsunternehmen, er ist selten zu Hause und verbringt seine Zeit lieber mit Kollegen in Bars oder beim Golfen. „Wo Billy intellektuell und ernsthaft war, war Virgil locker. Lustig. Kathleen konnte sich nicht erinnern, Virgil einmal mit einem Buch gesehen zu haben.“
Wir erfahren viel über Kathys und Virgils Elternhäuser, Virgils Vater Coke ist Kriegsveteran und erzählt liebend gern von seinen Erlebnissen im Ersten Weltkrieg. Er ist davon überzeugt, dass Virgil nicht Nathaniels leiblicher Sohn ist.
In dem Roman werden zwei bedeutende historische Ereignisse erwähnt: Die Einweihung der Golden Gate Bridge in San Francisco im Jahr 1937 und die Weltraumfahrt von Sputnik 2 mit der Hündin Laika an Bord im November 1957.
Der Roman hat mir gut gefallen, die Einblicke in eine Ehe in den 1950er Jahren in Amerika waren sehr interessant. Leicht konsterniert war ich über den Vaterschaftstest, den Coke bei Nathaniel vorgenommen hatte. Kathy fand ich sympathisch, Virgil hingegen empfand ich als sehr oberflächlich, er hatte sich sein Leben lang immer nur auf sein gutes Aussehen verlassen.
Das offene Ende passt gut zur Handlung und regt zum Nachdenken an. Ein Buch, das nachhallt, und das ich gerne weiterempfehle.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2025
Motte, Anders de la

Eisiges Glas / Leo Asker Bd.2


ausgezeichnet

Eisiges Glas ist das erste Buch, das ich von Anders de la Motte gelesen habe, und der zweite Fall für Kommissarin Leo Asker. Ihren ersten Fall möchte ich auch noch lesen, da mir Eisiges Glas sehr gut gefallen hat.
Früher gehörte Leo Asker der Mordkommission an, doch sie wurde degradiert und leitet neuerdings die Cold Case-Abteilung. Diese besteht aus ein paar wenigen Mitarbeitern, die alles andere als dienstbeflissen und ehrgeizig sind. Eines Tages bekommt Leo einen Anruf von ihrem Vater Prepper Per, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Leo und ihr Vater hatten früher auf einer einsam gelegenen Farm gelebt. Prepper berichtet Leo, dass in der Nähe der Farm die Leiche eines früheren Bekannten von ihm gefunden wurde und bittet sie, sich in die Ermittlungen einzuschalten. Er befürchtet, dass er von der Polizei verdächtigt wird, Tord Korpi umgebracht zu haben.
Zeitgleich bekommt der Autor und Leos Jugendfreund Martin Hill den Auftrag, die Geschichte des Unternehmens Alfacent aufzuschreiben. Der Inhaber der Firma wird Ufo-Gunnar genannt, da er seine besten Geschäftsideen viele Jahre zuvor von Außerirdischen erhalten haben soll. Viele Urban Explorers interessieren sich für die Insel, auf der die Außerirdischen gelandet sein sollen. Zwei junge Männer, die zu der Insel wollten, werden seit vielen Jahren vermisst.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Leo Asker und Martin Hill geschrieben, zwischendurch tauchen ein paar Kapitel aus der Sicht von Kommissar Hellmann und der des Gläsernen Mannes auf. Hellmann ermittelt in dem Mordfall an Pers Bekannten, mit Leo verbindet ihn eine Hassliebe. Der Gläserne Mann erzählt aus seinem Leben und von den Morden, die er begangen hatte.
Ich fand den Thriller sehr spannend und atmosphärisch. Ich hatte das Anwesen auf der Insel, auf der Martin Hill seine Nachforschungen zu Alfacent und Gunnar Irving betreibt und die Geschehnisse auf der Farm sechzehn Jahr zuvor deutlich vor Augen. Am meisten hat mich die Geschichte des Gläsernen Mannes fasziniert, der infolge von medizinischen Experimenten zu einem unheimlichen und furchterregenden Wesen mutiert ist. Ich freue mich auf Askers weitere Fälle und spreche eine große Leseempfehlung für diesen spannenden Thriller aus.

Bewertung vom 29.01.2025
Rudolf, Emily

Das Dinner - Alle am Tisch sind gute Freunde. Oder?


sehr gut

Das Dinner ist das zweite Buch der Autorin und auch das zweite, das ich von ihr gelesen bzw. gehört habe. Bereits ihr Debütroman Die Auszeit hat mir gut gefallen, und auch Das Dinner habe ich mit großer Spannung verfolgt.
In einem Nobelrestaurant in der Eifel findet ein Krimidinner statt, zu dem Jonathan und Lotta ihre früheren Freunde Hanna, Tristan und Kiano eingeladen haben. Die Gruppe hat sich zuletzt vor fünf Jahren auf einem Festival getroffen, damals waren sie noch zu sechst. Seit dem Festival wird Hannas beste Freundin Maria vermisst.
Die Kapitel sind aus der Sicht der Fünf auf zwei Zeitebenen geschrieben – damals und heute. Damals zelteten sie zu sechst auf einem Festival am See. Tristan und Hanna waren ein Paar, Jonathan ist Hannas Bruder und Tristans bester Freund, Lotta ist mit Hanna und Maria befreundet und seit Jahren in Jonathan verliebt, Kiano ist Jonathans WG-Mitbewohner.
Während des Krimidinners stellt sich schnell heraus, dass sich die angeblich fiktive Handlung um die Nacht von Marias Verschwinden dreht. Während die Nacht aus fünf Perspektiven nacherzählt wird, stellt sich heraus, dass alle ein Motiv hatten, um Maria aus dem Weg zu räumen.
Ich fand den Thriller sehr spannend, sowohl das Geschehen während des Krimidinners als auch die Ereignisse in der Nacht von Marias Verschwinden. Bis zum Schluss habe ich gerätselt, wer Maria umgebracht haben könnte. Von Anfang an waren mir nur zwei der sechs Personen sympathisch, und ich war froh, dass es keine der beiden war.
Ich mochte den Sprachstil und die Cliffhanger am Ende der Kapitel. Weniger gut haben mir die teilweise vulgäre Sprache und der Drogenkonsum gefallen. Es hat mich insbesondere deswegen überrascht, da die Protagonist*Innen größtenteils gebildet sind, mit einer Psychologin, einer Ärztin und einem Polizisten. Ist die Sprache der Jugend heutzutage so vulgär und ist Drogenkonsum für junge Leute etwas Alltägliches? Negativ aufgefallen ist mir das bereits in „Die schönste Version“. Aufgrund dieser beiden Punkte, die mich gestört, ja sogar verstört haben, ziehe ich einen Stern ab und vergebe eine Leseempfehlung für alle, die einen atmosphärischen und spannenden Thriller lesen möchten.

Bewertung vom 29.01.2025
Ota, Shiori

Das kleine Café der zweiten Chancen


ausgezeichnet

Das kleine Café der zweiten Chancen ist das erste Buch von Shiori Ota, das ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hatte eine Sammlung von Kurzgeschichten ähnlich wie bei Frau Komachi empfiehlt ein Buch erwartet, doch dieses Buch ist anders, konnte mich aber genauso begeistern.
Himari, die hervorragend Klavierspielen kann, hatte einige Jahre auf einem Musikinternat in England verbracht. Nach einem Unfall zieht sie zu ihrer Mutter und Schwester nach Japan zurück. Sie macht sich große Sorgen, dass sie in ihrer neuen Schule gemobbt werden könnte. Auf dem Schulweg lernt sie Frau Sugiura kennen, die ihr Mut macht. Himari beherzigt die Tipps der alten Dame und wird von ihren Klassenkameradinnen freundlich aufgenommen. Auf dem Nachhauseweg geht sie bei Frau Sugiura vorbei und erzählt ihr von den Problemen mit ihrer Mutter, die nach wie vor davon träumt, dass ihre Tochter eine berühmte Pianistin wird. Bei Frau Sugiura trinkt Himari ihren ersten Kaffee, den sie sehr lecker findet. Sie erfährt, dass ihre Gastgeberin das Kaffeepulver aus dem Café Tacet hat. Neugierig sucht Himari das Café auf und lernt Hayari, die Besitzerin, kennen. Bereits bei ihrem ersten Besuch macht sie eine seltsame Beobachtung, während Hayari für einen Kunden einen Kaffee zubereitet: „Die Barisa füllte die Bohnen langsam in die French Presse und sagte: „Jeder hat Zeiten, in die er zurückkehren möchte und etwas anderes tun oder sagen möchte. Wenn Sie in die Nacht des Geburtstags Ihrer Frau zurückkehren könnten, und sei es auch nur für vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden, was würden Sie tun?“ (S. 57/58) Herr Kobayashi bekommt die Chance, in die Vergangenheit zurückzukehren und einen Fehler wiedergutzumachen.
Von da an verbringt Himari viele Nachmittage im Café Taced und blickt in die Momente in der Vergangenheit der Kunden und Kundinnen zurück, in denen sie sich lieber anders entschieden hätten.
Sie lernt Frau Takanashi kennen, die Patissière aus einer Konditorei kennen, die wie Himari kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Frau Takanashi reist an den Punkt in ihrer Vergangenheit zurück, an dem der Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen ist.
Himari wird zwar nicht gemobbt, eine beste Freundin hat sie in ihrer Klasse aber nicht. Das wird ihr besonders bewusst, als sie im Sportunterricht eine Tanzpartnerin braucht. Sie ist glücklich, als Tsukiko sie anspricht und mit ihr tanzen will. Von nun an verbringen die beiden sehr viel Zeit zusammen, und Hirami lernt Tsukikos Zwillingsbruder kennen. Dann passiert jedoch ein schlimmes Unglück, und Hirami möchte in die Vergangenheit reisen, um es ungeschehen zu machen.
Hiramis Geschichte hat mir sehr gut gefallen, es war spannend, verschiedene Menschen auf ihrer Reise in die Vergangenheit zu begleiten. Ob Hirami das Unglück verhindern konnte, werde ich nicht verraten. Das Ende verspricht eine Fortsetzung, über die ich mich sehr freuen würde. Ich bin auch gespannt, ob sich Hiramis Verhältnis zu ihrer Mutter bessern wird. Der Schreibstil ist kurzweilig und unterhaltsam, großartig übersetzt von Anemone Bauer. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung für diese wunderbare Kombination aus Familienroman und Fantasy.