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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1068 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2025
Menzel, Marlene

Inseldate auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rendezvous mit dem Tod
Der Auftakt des Falles hat mich ein wenig verwirrt. Zuerst treffe ich die rothaarige Lina in Neuharlingersiel, die sich auf ein Date freut. Dann liegt eine tote Frau, auf die Linas Beschreibung passt , auf Spiekeroog im Watt und Reik, Anke und ich stecken wieder in einer Mordermittlung. Der Fall ist dieses Mal besonders erschreckend und nicht nur, weil die Mordwaffe ungewöhnlich ist. Die Tote ist zu meiner Überraschung nicht Lina, hatte aber auch ein Date mit einem Mann, den sie erst kurz kannte. Verdächtige gibt es zuhauf, von denen jeder behauptet, er sei durch ein anonymes Schreiben auf die Insel gelockt worden. Wer lügt ? Sollte ein möglicher Serienmörder sein Unwesen auf der beschaulichen Insel treiben ? Kaum vorstellbar. Ausgerechnet jetzt ist Anke nicht sie selbst und Reik macht sich ernsthaft Sorgen um die Kollegin und liebe Freundin.

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich fand es gut, dass der Fall etwas härter war wie sonst. Für mich war der Spagat zwischen Wohlfühlkrimi und "Thriller " gelungen, zumal es weiterhin ein Cosy Crime bleibt. Um Anke habe ich mir wirklich Sorgen gemacht, da sie ihre traumatische Erfahrung aus dem letzten Fall noch nicht verarbeitet hat. Ich hoffe, sie findet beim nächsten Fall zur alten Stärke zurück. Die Person des Täters und seine Motivation war erschreckend . Ich finde es beängstigend, dass psychisch kranke Menschen so lange agieren können, ohne in den Focus zu geraten. Gut, dass Reik und Anke dafür gesorgt haben, dass Spiekeroog wieder sicher ist.

Bewertung vom 15.02.2025
Haller, Elias

Der Seher


ausgezeichnet

Ein Cold Case wird zum Albtraum

Vor 17 Jahren wurde Doris Köpke ermordet. Ihr kleiner Sohn Jan ist seitdem verschwunden. Als bei Bauarbeiten im Zwinger ein Arbeiter schwer verletzt wird, sieht es zuerst nach einem aus dem Ruder gelaufenen Streit aus, bis einer der Beteiligten eine Zeitkapsel mit eingeprägten Chiffren übergibt. Darin befinden sich die sterblichen Überreste von Jan Köpke. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Ein Baby wird entführt. Weitere Todesfälle hängen möglicherweise mit den Entführungsfällen zusammen. Auch der alte Fall muss neu aufgerollt werden, da damals erheblichen Schlampereien passiert sind. Und wäre das nicht genug, bekommt der leitende Beamte und Kryptologe Stiller , eine Praktikantin zur Seite gestellt, um die er sich kümmern soll. Und der Seher von der Elbe meldet sich auch noch zu Wort und bietet seine unerwünschte Hilfe an. Stiller verfolgt mehrere Spuren, die nicht wirklich weiter helfen. Das dringendste Rätsel, das es zu lösen gilt, bleiben die Chiffren auf der Zeitkapsel und einer weitere verschlüsselte Botschaft des Täters. Die Zeit arbeitet gegen die Ermittler, denn das Leben des Kindes steht auf dem Spiel.

Das ist meine erste Mordermittlung mit Arne Stiller und ich habe einige Seiten gebraucht, um mich für ihn zu erwärmen. Als Kettenraucher scheint er etwas aus der Zeit gefallen und sein Verhalten gegenüber der Praktikantin Sandy hat mich geärgert. Nur gut, dass sich die beiden zusammenraufen und dann ein gutes Team bilden. Stillers Widerspruchsgeist, akribische Arbeitsweise und Empathie haben mich letzten Endes für ihn eingenommen. Ich habe bei den Ermittlungen mit gefiebert und war enttäuscht, wenn sie ins Leere liefen. Einig war ich mit Stiller in der Einschätzung des Sehers : nervig, selbstverliebt und irgendwie verdächtig.

Gelungen fand ich die Kapitel, in denen der Täter zu Wort kam. Man erfuhr einiges über seine Beweggründe und Vergangenheit ohne konkrete Hinweise auf Person oder Geschlecht. Das hat meine Phantasie zusätzlich befeuert. Die Lösung war für mich stimmig und der Täter nur bedingt eine Überraschung. Obwohl ich sein Schicksal tragisch fand, konnte ich kein Mitleid empfinden. Mein Entsetzen über die Taten überwogen. Ich fand den Krimi fesselnd mit einem eher ungewöhnlichen Ansatz sowohl was den Seher anbetraf als auch die Hintergründe der Tat. Manches war für mich zu konstruiert, tat aber in meinen Augen der Spannung und dem Unterhaltungswert keinen Abbruch.

Bewertung vom 13.02.2025
Bach, Ina

Goldene Zeiten / Die Münchner Ärztinnen Bd.2


ausgezeichnet

Der Traum, Ärztin zu werden und der lange Weg dahin
Dies ist der 2. Teil einer Trilogie , die die Geschichte dreier Frauen erzählt, die unbedingt Medizin studieren wollen. In München um 1900 ist das nur ein schöner Traum. ich kenne den 1. Band nicht, konnte der Handlung jedoch problemlos folgen.

Was mir sehr gut gefallen hat, die drei Frauen kommen aus unterschiedlichen sozialen Schichten und so erfahre ich einiges über die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gegebenheiten. Elsa arbeitet im Münchner Kinderspital als Wärterin. Sie kommt ursprünglich aus einem Arzthaushalt. Ihr Vater wollte genau wie sie, dass sie Medizin studiert aller Widrigkeiten zum Trotz. Nach dessen Tod verwehrt ihr die Mutter die finanziellen Mittel, um ein Studium aufnehmen zu können. Elsa geht nach München und verdingt sich als Dienstmädchen. Was ihr dort widerfahren ist, zeigt in meinen Augen anschaulich und wirklichkeitsnah , die damalige beschämende Situation des Hauspersonals. Elsa hat diese Erfahrung nicht verarbeitet und leidet weiter darunter. Sie lag mir besonders am Herzen.

Fanny würde ebenfalls gerne Medizin studieren. Sie kommt aus einfachen Verhältnissen und die Eltern investieren nur in die Bildung ihres Zwillingsbruders Anton, der aber lieber Fußball spielt. Fanny nimmt seine Identität an und fängt mit dem Studium seiner statt an. Das Geld ist knapp, denn Anton lebt auf großem Fuß und Fanny hat als Frau kaum Möglichkeiten , legal Geld zu verdienen. So lernt sie Änny kennen, die als Prostituierte arbeitet. Obwohl vor dem Gesetz alle gleich sind, ist Änny im Grunde rechtlos und wird von den so genannten anständigen Leuten verachtet. Trotzdem habe ich sie als liebevolle und starke Persönlichkeit wahrgenommen.

Lulu ist die Tochter des Direktors des Kinderspitals. Ihr Vater traut ihr nichts zu, weder Abitur ,geschweige denn ein Studium und hält das Frauenstudium per se für Narretei. Lulu soll standesgemäß heiraten. Die fünfte im Bunde ist Ida, die gerne heiraten möchte - oder doch lieber studieren ? Zusammen überstehen sie einige Krisen, Rückschläge, aber auch kleine Erfolge und wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen.

Der Roman ist sehr unterhaltsam und dabei spannend und an manchen Stellen sehr berührend. Die Autorin schildert die Geschehnisse so lebendig, dass ich meine Umwelt nach wenigen Seiten vergessen habe. Ich war immer wieder abwechselnd wütend oder traurig darüber, welche Beschränkungen und Fesseln Frauen durch die männliche Gesellschaft auferlegt wurden. Ich verlasse die Freundinnen an dem Tag, an dem sie endlich mit vollem Recht und erhobenen Hauptes den Hörsaal der medizinischen Fakultät betreten. Nun freue ich mich auf ein baldiges Wiedersehen, denn es sind noch einige Fragen offen und das Studium wird sicher nicht einfach.

Bewertung vom 10.02.2025
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 6: Der süße Klang von Rache (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Comeback mit unerwarteten Folgen
Es beginnt mit viel Urlaubsfeeling und Annas Wunsch, Gutes zu tun. Anna trifft am Strand den scheinbar obdachlosen Musiker Mauro, ist begeistert von seiner Darbietung und lädt ihn ein, im Da Giovanna in Fontenaia ein Konzert zu geben. Mauro sagt zu und sorgt für ein volles Haus, denn Mauro ist ein ehemals bekannter Musiker. Der Abend endet mit einem tödlichen Autounfall, der kein Unfall war, sondern Mord. Nun beginnen die Ermittlungen und führen Commissario Vico und seine Kollegen und auch mich in den Sumpf der Musikszene. Rache, Intrigen, Enttäuschungen, Neid und sogar Drogen sind mögliche Motive und das engt den Kreis der Verdächtigen nicht ein. Sogar Luca, der Koch aus dem Da Giovanna und guter Freund von Anna könnte der Mörder sein. Erst durch eine Täuschung gelingt es den Täter zu entlarven und festzunehmen.

ich liebe diese Reihe wegen der gelungenen Mischung aus packendem Kriminalfall, liebeswerten Figuren und der ordentlichen Dosis Dolce Vita, die mich jedes Mal in Urlaubslaune versetzt. War Vico bisher ein eher unangenehmer Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter und besonders Anna das Leben schwer gemacht und kein gutes Haar an Fontenaia gelassen hat, kommt es bei ihm zu einem Sinneswandel. Er ist bereit, auch die guten Seiten und die besonderen Fähigkeiten seiner Kollegen zu sehen und alle können dadurch als Team noch bessere Arbeit leisten. Ich finde , diese Wendung hat die Reihe noch besser gemacht, da nun sowohl Marco als auch Flavia mehr Gewicht bekommen und die Handlungsmöglichkeiten vielfältiger werden. Auch Anna darf endlich ohne schlechtes Gewissen kreativ ermitteln. Was mir wieder gut gefallen hat, liebenswerte Nebenfiguren hatten ihren Auftritt. Tameo und sein Hund Peppo, die grantige Gemüsehändlerin Amalia und zu meiner großen Freude auch Padre Benedetti durften ihren Teil zur gelungenen Aufklärung des Falles beitragen.

Bewertung vom 09.02.2025
Schwarz, Gunnar

Der Engelschlitzer (Thriller)


sehr gut

Tödliches Ballett
Dieses Mal müssen die beiden Ermittler Emma Bajetzky und Alex Kuper im Künstlermilieu ermitteln. Kurz hintereinander werden zwei junge Frauen brutal ermordet und als als Kunstwerk arrangiert auf alten Bühnen zur Schau gestellt. Die beiden waren talentierte Balletttänzerinnen und so führt die Spur zu der Ballettschule, wo die beiden trainiert haben und damit hinein in eine Welt von Missgunst, Überheblichkeit, aber auch der großen Träume und Hoffnungen. Schnell ist klar, dass der Täter im Kreis der Balletteleven und deren Umfeld zu suchen ist. Doch was ist das Motiv und warum diese Inszenierung ? Die Tänzerinnen waren alle keine beste Freundinnen, sondern Konkurrentinnen im rücksichtslosen Kampf um eine gute Rolle . Dann geraten mehrere Personen in den engeren Fokus. Nur haben die einen ein wasserfestes Alibi und ein Verdächtiger verschwindet kurz vor der Festnahme.. Abgetaucht oder neues Opfer ?

Ich mag die Bücher des Autors sehr, gerade auch weil sie nichts für schwache Nerven sind . Bei diesem Fall war für mich das Umfeld , in dem ermittelt wurde, das besondere und ein weiterer Pluspunkt. Es war definitiv eine besondere und in meinen Augen keine erstrebenswerte Welt. So viel Neid, Rücksichtslosigkeit und Egoismus war für mich erschreckend. Und ich hatte sogar eine Hassfigur, die Leiterin der Ballettschule. Ihr war das tragische Schicksal ihrer Schüler schlichtweg egal. Sie erwartete, dass alle in Ehrfurcht vor ihr erstarren und ihrem Genie huldigen, einschließlich die Ermittler. Ich habe die beiden dafür bewundert, dass sie nicht die Haltung verloren haben . Ich selbst hätte schreien können, so genervt war ich. Die Person des Täters war für mich ungewöhnlich und ein wenig regte sich Mitleid mit ihm. Beim Showdown hat der Autor für mich ein wenig übertrieben. das hat aber der Spannung und dem Nervenkitzel nicht geschadet.

Bewertung vom 04.02.2025
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

GefDer Roman spielt in einer kleinen irischen Stadt im Herbst 1994, als Scheidungen noch verboten waren. Männer hatten bedeutend mehr Freiheiten. Das lag meiner Ansicht nach vor allem daran, dass eine Frau wirtschaftlich völlig von ihrem Ehemann abhängig war und am herrschenden Rollenbild. Haushalt, Kinder und im konservativen Irland die Kirche, das war der Wirkungskreis der Ehefrau.
Dementsprechend groß ist die Aufregung in der Gemeinde, als Colette Crowley in den Ort zurückkehrt. Sie hatte ihre Familie - Ehemann und Kinder - verlassen, um in Dublin zu leben. Erschwerend in den Augen der anderen kommt hinzu, dass sie eine Dichterin ist und somit auch hier nicht den Konventionen entspricht. Den Preis, den sie für ihren Ausbruch bezahlt, ist hoch. Ihr Mann, Fabrikbesitzer und von Einfluss, verbietet ihr den Kontakt zu ihren Kindern, zahlt keinen Unterhalt.
Izzy ist mit einem Politiker verheiratet, der die meiste Zeit nicht zuhause ist Sie wäre gerne berufstätig, was er ablehnt und wünscht sich mehr Unterstützung von ihm. Das führt immer wieder zu Streit. Dolores ist die dritte wichtige Person. Sie ist ebenfalls Hausfrau und betreut die wachsende Kinderschar. Ihr Ehemann Donal ist ein notorischer Fremdgänger, der seine Frau demütigt. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf, als Colette das Ferienhaus der beiden mietet.
Ich habe schon lange keinen Roman mehr gelesen, der mich emotional so bewegt hat. Zum einen fand ich die Situation der Frauen schreiend ungerecht . Zum anderen fand ich es bestürzend, dass die geschilderten gesellschaftlichen Verhältnisse erst 30 Jahre zurückliegen. Colette ist für mich eine tragische Figur. Sie dachte, sie hätte die Liebe gefunden, wollte frei sein, um dann zu erkennen, dass sie einer Illusion erlegen ist und nicht ohne ihre Kinder leben kann. Ihr den Umgang mit ihren Kindern zu verbieten, fand ich unmenschlich. Was mich zudem entsetzt und wütend gemacht hat, war, dass vor allem die Frauen, sich das Maul über sie zerrissen und sie ausgegrenzt haben. Izzy weiß nicht so recht, wie sie sich gegenüber Colette verhalten soll. Trotz Bedenken und mit einem schlechten Gewissen verhilft sie Colette zu einem heimlichen Treffen mit ihrem Sohn. Auch Izzy zahlt für ihre Hilfsbereitschaft einen hohen Preis. Dennoch ist sie für mich diejenige, die am Ende Hoffnung aufkommen lässt. Ich fand ihre persönliche Entwicklung und ihre Erkenntnisse sehr überzeugend. Neben Colette gehört mein Mitgefühl auch Dolores, obwohl ich sie nicht mochte. Sie bemüht sich, alle Erwartungen zu erfüllen und steht dann mit leeren Händen da.
Die Sprache im Buch ist sachlich, ohne Pathos und lässt sich sehr gut lesen. Ich konnte mich trotz der unterschiedlichen Charaktere gut in die Frauen hineinversetzen. Für mich war es unfassbar, dass alle drei Frauen keine Möglichkeit hatten, ihre Lebenssituation durch eine Scheidung zu verändern und neu zu beginnen.angen in einer unglücklichen Ehe

Bewertung vom 31.01.2025
Brunjes, Julia

Tauchermord auf Wangerooge. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tödlicher Tauchgang
Die beiden Inselpolizistinnen Mutter Nele und Tochter Jule wollen gemeinsam einen Tauchkurs machen , Jule voller Begeisterung, Nele mit gemischten Gefühlen. Die Gruppe der Teilnehmer ist bunt gemischt. Gerade als Nele beginnt, Spaß an der Sache zu finden, treibt einer der Teilnehmer tot im Wasser. Unfall oder Mord ? Die beiden Polizistinnen nehmen die Ermittlungen auf und decken dabei einige Geheimnisse auf. Nur mit dem Motiv und einem fehlenden Alibi tun sich die beiden schwer. Kurzfristig gerät sogar Nele unter Verdacht. Per Zufall ergibt sich der entscheidende Hinweis und lässt einige Ereignisse in einem neuen Licht erscheinen. Auch die Aufklärung einer Diebstahlserie, die ebenfalls die Gemüter erhitzt, scheint in greifbarer Nähe.

Die Person des Täters war gegen Ende keine wirkliche Überraschung mehr, dafür die Umstände und Zusammenhänge. Mir waren der Täter und seine Entourage von Herzen zuwider und ich hätte mir keinen anderen gewünscht. Der Ausflug nach Wangerooge war wieder spannend und hat viel Spaß gemacht.

Bewertung vom 28.01.2025
James, Evelyn

Mord ist Familiensache


ausgezeichnet

Verwandtschaft kann man sich nicht aussuchen
Wieder einmal wird Clara eher unfreiwillig in eine Mordermittlung hineingezogen und das auch noch innerhalb der Familie. Claras Cousin Andrew. Vertreter der reichen Familienseite, heiratet und Clara und ihr Bruder Tommy sind eingeladen. Bei der kirchlichen Trauung kommt es zum Eklat. Eine Frau platzt in die Zeremonie und behauptet , mit Andrew verheiratet zu sein. Am nächsten Morgen ist sie tot und Andrew der Hauptverdächtige. Natürlich ist Claras Neugierde geweckt und sie fühlt sich auch für die Familie verantwortlich. Dann stirbt überraschend auch noch ihr Onkel Eustace, den alle von Herzen verabscheut haben, unter ungeklärten Umständen. Clara deckt mehr und mehr Familiengeheimisse auf und möchte nur noch nach Hause, um der Schlangengrube zu entkommen. Also gilt es so schnell als möglich, den Täter zu fassen und die Spur zu ihm deckt weitere Abgründe auf.

Mittlerweile bin ich ein Fan von Clara und ihrer unaufgeregten Art, die Fälle zu lösen. Besonders gut gefällt mir, dass es meist mit einer Kleinigkeit beginnt und dann der Fall ein Ausmaß annimmt und Kreise zieht, die so nicht zu erwarten waren. Auch hier scheint es sich zu Beginn um eine übertriebene Familienfeier zu handeln und Familienmitglieder, die wenig Sympathien für einander hegen. Also im Grunde völlig normal, auch wenn es hier unter der Oberfläche gewaltig gärt. Da gilt es unter allen Umständen der Ruf der Familie zu schützen, auch wenn man dafür einen möglichen Mörder decken muss . Verletzte Gefühle, Auswirkungen des Krieges und auch Dummheit sind im Spiel. Ich habe Clara dafür bewundert, wie sie den gordischen Knoten löst und dabei nur selten die Beherrschung verliert. Angesichts der Umstände, die zum Mord geführt haben und dem miesen Charakter des Täters, war ich mit ihr einer Meinung, dass Mitgefühl und Verständnis fehl hier am, Platze sind. Zu meiner Freude ist auch die Polizei fast von Beginn an bereit, mit Clara vertrauensvoll zusammenzuarbeiten . Trotzdem konnte ich Clara gut verstehen, dass froh war, als sich wieder auf den Weg nach Brighton machen konnte.

Bewertung vom 26.01.2025
Hebesberger, Roland

Der Zuschauer


ausgezeichnet

Spiel um Dein Leben
Erneut müssen Lisa Seifert und ihr Kollege Jan Theurer sich mit den kranken Phantasien eines Mörders auseinandersetzen, um ein Profil zu erstellen, damit die Kollegen die Chance bekommen, den Täter zu fassen. Der Mörder macht sich nicht selbst die Hände schmutzig. Er kidnapped eine Gruppe, gerne eine Familie, und lässt diese entscheiden, wer allein überleben soll. Kommen sie zu keinem Ergebnis, sterben alle. Für mich ist diese Situation einfach unethisch und mit das schlimmste, was man einem normalen Menschen antun kann . Erschwerend kommt hinzu, dass der "Zuschauer " bereits vor Jahren seine Spiele getrieben hat und nun nach einer langen Pause erneut aktiv wird. Lisa und Jan geben ihr bestes und erstellen ein recht präzises Profil und ziehen damit den Hass des Täters auf die aktuellen Ermittler und sich selbst.

Die sich daraus ergebenden Folgen lassen mir das Blut in den Adern erstarren. Ich lese Thriller sehr gerne und sie dürfen durchaus auch gewalttätig sein. Hier hat mich das Ausmaß der Grausamkeit überrascht und schockiert. Je mehr sich das Buch dem Ende nähert, um so mehr steigt die Spannung , obwohl ich das kaum für möglich gehalten hätte. Hinzu kommen die wechselnden Emotionen , die das Geschehen in mir auslöst. Hatte ich einen Punkt, an dem ich wegen der Perfidität des Täters nicht mehr weiter lesen konnte oder wollte ? Das kann ich ganz klar mit nein beantworten. Dazu war die Handlung zu spannend und mein Wunsch , den Mörder zur Strecke zu bringen , einfach zu groß. Außerdem konnte ich die ermittelnden Beamten nicht im Stich lassen . Ich musste einfach wissen, ob sie alle überleben und es ihnen am Ende nach Möglichkeit gut geht.

Dies ist mein zweiter Fall , den ich aus der Feder des Autors gelesen habe. Ich finde , der Thriller ist noch bösartiger, noch perfider und packender als der erste und erneut nichts für schwache Nerven. Ich habe einen weiteren Lieblingsautor gefunden.

Bewertung vom 23.01.2025
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


ausgezeichnet

Fesselnder Politthriller mit bestechend aktuellem Bezug
Einen möglichen politischen Skandal aufdecken und damit die Existenz des Zeitungsverlages und dessen Beschäftigten riskieren oder den Mund halten und eine lohnende Fusion mit dem Unternehmen eines Medienmoguls ermöglichen ? Vor dieser Frage steht die Verlagsinhaberin und Herausgeberin Helen der angesehenen "Deutschen Allgemeinen Zeitung " Wie es zu dieser Situation kam, erzählt der Autor in Rückblenden, die einzelne Begebenheiten schildern, die erst nach und nach ein Ganzes bilden. Nach vielen Jahren des Schweigens nimmt eine Freundin von Chefreporter David Jakubowicz Kontakt zu ihm auf und bittet um Unterstützung. Er zögert und kurz darauf kommt sie bei einer Explosion zusammen mit einem weiteren alten Freund ums Leben. Von Schuldgefühlen und Neugierde beflügelt , versucht David Licht ins Geschehen zu bringen. Zusätzlichen Antrieb erhält er, als der BND mit ins Spiel kommt. Der Ursprung der Ereignisse scheint beim Ex-Präsidenten Adam Rycart zu liegen, der an einem tödlichen Gendefekt leiden soll. Würde diese Information an die Öffentlichkeit gelangen, wäre seine politische Karriere beendet. Währenddessen ist die Journalistin Emma Bricks hinter einer Story her. Sie hat einen Obdachlosen kontaktiert, der aktiv am Sturm auf das Capitol beteiligt war und dabei möglicherweise eine Frau getötet hat.
Mein Einstieg ins Buch war etwas holprig, weil die mich kurzen Sequenzen zu Beginn etwas verwirrt haben. Das ändert sich schlagartig , als die Handlung sich überwiegend in der Vergangenheit abspielt. Ich war von der Skrupellosigkeit ,mit der Politiker ihre Pfründe schützen, entsetzt. Korrupt, auf den eigenen Vorteil bedacht sind Menschenleben nichts wert. Hinzukommt, dass sie die Macht und die Mittel haben, ihre Interessen durchzusetzen, ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Spannend war besonders, dass ich mir nie sicher sein konnte, welche Ziele der Einzelne verfolgt und ob er zu den Guten oder Bösen gehört. Zu meinem Bedauern und auch gelegentlicher Freude lag ich mit meiner Einschätzung mehrmals daneben.
Ganz nebenbei thematisiert der Autor auch die Frage, wem oder was ist eine Zeitung verpflichtet, als er die Verantwortlichen des Verlages über die mögliche Veröffentlichung der brisanten Informationen diskutieren lässt. Für mich war das ernüchternd. Der Extrapunkt, der meine Lesefreude zusätzlich befeuert hat, war die Person Adam Rycart , der große Ähnlichkeit zu Trump aufweist. Die Darstellung durch den Autor war so überzeugend, dass ist sie als mögliche Erklärung für einige Absonderheiten für nachvollziehbar halte, obwohl es natürlich reine Fiktion ist.
Das Buch liest sich packend bis zur letzten Seite und war sprachlich ein echtes Vergnügen. Das Ende ist für mich realistisch, hinterlässt aber bei mir ein Gefühl der Enttäuschung.