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geschichten.von.buechern

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2023
Seeburg, Uta

Der treue Spion / Offizier Gryszinski Bd.3 (MP3-Download)


sehr gut

Bester Teil der Reihe

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Das Motiv und die gedeckten Farben passen wunderbar zu einem historischen Krimi und machen neugierig.
Zum Inhalt: 1896 verschwindet ein französischer Diplomat in München. Gryszinski macht sich auf die Suche nach ihm und gerät dabei auch immer tiefer in politische Spannungsfelder. 20 Jahre später tobt der Erste Weltkrieg und Gryszinskis Sohn Fritz befindet sich mitten im Kampfgetümmel, als er auf eine geheime Mission geschickt wird, die tiefe Verbindungen zum längst vergangenen Fall seines Vaters aufzuweisen scheint.
Ein paar Worte vorab: Als ich den Klappentext gelesen habe, befürchtete ich zuerst, dass wir den gewohnten Protagonisten der letzten zwei Bände, Vater Wilhelm Freiherr von Gryszinski, nun komplett hinter uns gelassen hätten. Glücklicherweise war das nicht der Fall. Stattdessen sorgen nun wechselnde Erzählperspektiven für zusätzliche Spannung und Abwechslung.
Der Sprecher macht einen sehr guten Job, seine angenehm ruhige Sprechweise lässt sich wunderbar verfolgen und so wirkt das Gehörte trotz Krimigenre fast schon entspannend. Das sorgt mit einigen Längen im Mittelteil der Handlung allerdings dazu, dass die Geschichte teilweise etwas dahinplätschert. Zusammen mit dem Erzählstil, der wie gewohnt sehr viel Zeitgeist durch die Sprache einbringt, entsteht so eine gelungene Atmosphäre, die die Vergangenheit wieder lebendig werden lässt.
Gryszinski mit seinem Faible für alles Kulinarische ist einfach ein herrlich bodenständiger, mitunter etwas eigenwilliger Ermittler. Gemeinsam mit seinem erneut auftretenden, sympathischen Umfeld schaffen diese Charaktere fast schon eine cosy crime ähnliche Kulisse. Der nunmehr erwachsene Sohn wirkt insgesamt noch etwas blass, reichlich naiv, unerfahren und mitunter etwas unselbstständig, was angesichts seiner Jugend sowie seines behüteten heimischen Umfelds aber nicht weiter überrascht und immerhin für so manches Spannungsmoment sorgt.
Beim vorliegenden Hörbuch handelt es sich um Band 3 der Reihe. Es lässt sich aber durchaus auch ohne Vorkenntnis der anderen Teile genießen. Für mich enthält dieser Band mit Abstand die undurchsichtigste Handlung und die interessanteste Verdächtigenkonstellation gepaart mit etwas Roadtrip-Charakter, weshalb Band 3 der bisher Überzeugendste der Reihe ist.
Insgesamt wurde ich besonders im ersten und letzten Drittel der Geschichte gut unterhalten. Wer einen eher ruhigen, aber doch fesselnden und verzwickten Krimi vor überzeugender historischer Kulisse zum Miträtseln sucht, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 24.04.2023
Philipps, Carolin

Therese von Thurn und Taxis (eBook, ePUB)


gut

Sehr informativ, aber schwer lesbar

Das Cover ist ansprechend gestaltet und passt hervorragend zum Genre einer Biografie.
Was mich zu dieser Biografie zog, war der historische Ausbildungshintergrund der Autorin. Gemessen daran hatte ich dann auch entsprechend hohe Erwartungen. Einerseits wurden diese in Form vieler Quellenzitate und nachvollziehbarer historischer Arbeit erfüllt, andererseits traf aber auch meine Befürchtung hinsichtlich der Lesbarkeit eines solchen Werks ein. Da ich selbst vom Fach bin, habe ich grundsätzlich kein Problem mit schwer lesbarer, trockener Fachliteratur. Trotzdem hatte ich mir etwas mehr vom Schreibstil erhofft und als Laie kann das sicherlich erst recht abschrecken.
Die Autorin schildert den facettenreichen Lebensweg Thereses von Thurn und Taxis (1773 bis 1839) mit allen Höhen und Tiefen. Dabei geht sie aufgrund der Konzentration auf briefliche Korrespondenzen als Quellenkorpus nicht nur auf Therese selbst, sondern auch auf viele Familienmitglieder - eine ihrer Schwestern, Luise, war beispielsweise Königin von Preußen - und so auf ein weit verzweigtes Netzwerk ein. Das hat zur Folge, dass man von Beginn an von Namen nur so erschlagen wird und das Beschriebene manchmal schwer durchschaubar ist.
Durch die vielen Zitate bekommt man einen tiefen Einblick in Thereses Lebenszeit, also aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung vor allem auch in politische Ereignisse. Allein deshalb kann sich die Lektüre lohnen. Allerdings stehen besagte Zitate häufiger relativ allein und es wird nicht immer erklärende Interpretation zu ihnen geboten. Außerdem tauchen die gleichen Zitate immer wieder auf, ohne neuen Deutungsansatz, weshalb sich einige Sachverhalte wiederholen. Möchte man dies positiv sehen, so kann man durchaus festhalten, dass sich die verschiedenen Kapitel recht gut einzeln lesen lassen.
Am Stück gestaltet sich die Lektüre, wie bereits angemerkt, leider etwas zäh, was neben vielen Namen und Quellenauszügen auch an dem etwas holprigen Schreibstil und der mitunter wirren Erzählstruktur, die zwischen verschiedenen Zeitabschnitten sowie dem politischen und privaten Lebensbereich hin- und herwechselt und dadurch eine hohe Konzentration und Durchhaltevermögen erfordert, liegt.
Gelungen ist jedoch der vollumfängliche Blick auf Therese von Thurn und Taxis mit ihren Stärken und Schwächen. Der tiefe Einblick in ihre Persönlichkeit kommt nicht zuletzt dank ihrer eigenen brieflich festgehaltenen Worte zustande und erlaubt so einen persönlichen Zugang zu einer interessanten historischen Figur.
Halten wir also fest: Man merkt dieser informativen Biografie den Rechercheaufwand deutlich an, vor allem die Detailfülle macht es allerdings nicht unbedingt leicht, dieses Buch zu lesen. Wer sich allerdings für Therese von Thurn und Taxis, ihre Familie und die Zeit ihres Lebens, die voller politischer Umbrüche ist, interessiert, wird definitiv viel Input aus der Lektüre mitnehmen können.

Bewertung vom 12.04.2023
Matthews, John

Die Legende von König Arthur und den Rittern der Tafelrunde (eBook, ePUB)


sehr gut

Lohnende Sammlung

Die gesamte Aufmachung dieser Sagensammlung ist großartig gelungen. Das Cover ist ein echter Eyecatcher, die hochwertigen Illustrationen ergänzen die Legenden hervorragend und schmeicheln dem Auge. Optisch ist dieses Buch ein Volltreffer!
Zum Inhalt: Der umfangreiche, gut strukturierte Sammelband erhält von John Matthews liebevoll zusammengestellte, größtenteils bisher unveröffentlichte Sagen aus der Welt der Tafelrunde um König Artus. So handelt es sich nicht schlicht um die Neuerzählung schon reichlich bekannter Legenden, deren Vorkenntnis zum Verständnis dieses Buchs übrigens durchaus beitragen könnte, sondern häufig um literarische Neuentdeckungen, womit auch eingefleischte Kenner der Legenden noch auf ihre Kosten kommen können.
Der Schreibstil mutet teilweise etwas altertümlich an, aber das ist selbstverständlich gewollt und passt wunderbar zu den Sagen selbst. So fühlt man sich in der Zeit zurückversetzt, als könnte man wirklich in die Welt der Tafelrunde eintauchen. Die kurzgeschichtenartigen Sagen sind spannend und aufgrund ihrer begrenzten Länge auch schnell wegzulesen, trotz so mancher zäheren Passage. Aufgrund der brutalen und düsteren Inhalte sind sie dabei aber nicht immer leichte Kost.
Viele Geschichten ähneln sich inhaltlich sehr und wirken fast schon austauschbar. Deshalb würde ich empfehlen, dieses Buch nicht am Stück zu verschlingen, was angesichts der großen Fülle an verarbeitetem Material generell schwierig werden dürfte, sondern es lieber von Zeit zu Zeit in die Hand zu nehmen und eine Legende zu genießen oder vielleicht auch in geselliger Runde vorzulesen, denn auch dazu lädt die Gestaltung der Erzählungen ein. Ein Schmuckstück im Regal ist dieser Band allemal.
Kaum ein Mythos erfreut sich so viel Aufmerksamkeit wie die Artus-Legenden und dieses Werk beweist erneut, wie zeitlos die Geschichten um die Abenteuer der Tafelrunde sind. Dieser Sammelband ist definitiv ein wundervolles Geschenk für Bibliophile und Fans der Sagen um König Artus und die Tafelrunde.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten und kann die Lektüre dieser lesenswerten, toll gestalteten Zusammenstellung nur wärmstens allen Artus-Fans oder solchen, die es werden wollen, ans Herz legen.

Bewertung vom 11.04.2023
Haselmayr, Verena; Haselmayr, Andrea; Rosenberger, Denise

Eat like a Woman (eBook, ePUB)


gut

Mit Einschränkungen empfehlenswert

Die äußere Aufmachung des Buches ist schick, die Fotografien hochwertig und die vorgestellten Rezeptbilder sind ansprechend. Das alles steht ganz außer Frage. Optisch weiß dieses besondere Kochbuch, dass neben Rezepten beispielsweise auch Steckbriefe der Autorinnen, Meditations- und Yoga-Übungen enthält, vollkommen zu überzeugen.
Die vorgestellten Rezepte - von Vorspeisen, Hauptgerichten, herrlich vielen Nachspeisen und auch Getränken sowie kompletten Menüvorschlägen ist alles dabei - sind ziemlich extravagant und - gut zu wissen - außerdem rein pflanzlich. Die Ausführungen zu Wirkungen und Inhaltsstoffen einzelner Lebensmittel und die dargebotene Kräuterkunde fand ich total spannend und kann sicher einiges daraus mitnehmen.
Allerdings sind die Rezepte durch den großen Anteil an ausgefallenen und teilweise je nach Lebensmittelpunkt sicherlich schwer beschaffbaren Zutaten sicherlich recht teuer in der Umsetzung. Hinzu kommt, dass man für die meisten Rezepte eine wahnsinnig gut ausgestattete Küche - Stichwort Küchengeräte - gebrauchen kann. Außerdem wird Kocherfahrung vorausgesetzt, KochanfängerInnen würde ich das Buch nur bedingt empfehlen. Hinzu kommt, dass viele Rezepte beispielsweise Nüsse enthalten, weshalb für Allergiker wohl Vorsicht geboten ist. Bei den Rezepten hätte ich mir zudem eine Sortierung nach Jahreszeiten bzw. saisonaler Zubereitung gewünscht. Teile von Rezepten klingen vielversprechend und werden sicher ausprobiert, andere Rezepte werde ich abändern oder zumindest als Inspiration benutzen. Ganze Rezepte nachkochen, nun, das wird wohl eher seltener passieren.
Was die Yoga-Übungen angeht, waren viele davon mir bereits im Voraus bekannt. Auch hier hätte ich statt einer Zeichnung und viel Text zum Beschreiben der Übungen lieber mehrere Zeichnungen oder Fotos und wenig Text, die dann schrittweise anleiten, bevorzugt - das würde sicher auch das eigene Ausprobieren vereinfachen.
So bietet das Buch einen reich bebilderten, interessanten, abwechslungsreichen und gut lesbaren Einstieg in das Thema rund um den weiblichen Zyklus und natürliche Linderung von etwaig auftretenden Beschwerden. Vor allem kann dieses Buch als Inspiration zu weiterer Beschäftigung mit dem Thema dienen.

Bewertung vom 10.04.2023
Schwab, V. E.

Gallant (MP3-Download)


sehr gut

Ein gespenstisches Hörerlebnis

Das Cover sieht wundervoll aus, macht gekonnt neugierig und passt hervorragend zum Inhalt und den düsteren, mysteriösen Vibes der Geschichte.
Zum Inhalt: Olivia Prior wächst im Waisenhaus auf. Von ihren Eltern ist ihr nur das verwirrende Tagebuch ihrer Mutter geblieben. Dann erhält Olivia jedoch einen Brief von einem Familienmitglied, das sie einlädt, nach Hause auf das familiäre Anwesen zu kommen. Doch ist dieses Angebot vielleicht tatsächlich zu schön, um wahr und so unkompliziert zu sein?
Gleich vorab: Ich bin sehr froh, dieses Buch gehört und nicht gelesen zu haben. Das Lesen hätte ich sicher nicht bis zum Ende durchgezogen. Die Sprecherin macht jedoch einen so fabelhaften Job, dass sie mich über inhaltliche Mankos hinwegsehen lässt. Ihre raue Stimme verleiht dem Hörbuch eine grandiose Atmosphäre und setzt die gewollte Spannung inklusive Gruselmomenten dermaßen gekonnt um, dass das Hören zu einem wahren Genuss geworden ist. Es fiel mir sogar schwer, das Hörbuch zu unterbrechen.
Olivia, unsere Protagonistin, kann nicht sprechen, was in der Konsequenz zu sehr wenig Dialog und einem Fokus auf die Gedankenwelt der Protagonistin führt. Auch bekommen wir - abgesehen von einigen wenigen anderen Erzählelementen - nur ihre einseitige Erzählperspektive, wodurch Spannung aufgebaut wird und die Handlung gewissermaßen funktioniert, was zeitweise aber auch etwas eintönig wirkt.
Zudem ist Olivia keine besonders sympathische, sondern eine sture, teilweise regelrecht verbohrte Protagonistin mit unnachgiebigen Zügen. Gemessen an ihrer Persönlichkeit kommen mir ihre Entscheidungen gegen Ende der Handlung, die übrigens zuletzt generell recht schnell abgehandelt wird, auch recht unglaubwürdig vor. Der interessanteste Charakter war für mich fast noch der Bösewicht der Geschichte, dessen Schicksal jedoch ebenfalls ab einem gewissen Punkt im Eiltempo abgearbeitet wird. Das ist ziemlich schade, überschattet das Ende so den Gesamteindruck. Vielleicht ist es hier jedoch wichtig, zu erwähnen, dass die Geschichte sich eigentlich an eine jüngere Leserschaft richtet und vielleicht gerade deshalb auch einige seichte Handlungselemente beinhaltet.
Die trostlose, düstere Atmosphäre macht dieses Hörbuch zu keiner leichten Lektüre, verleiht der Handlung und dem gelungenen Setting aber eine großartige Authentizität. Gerade deshalb würde es wohl auch gut in die Zeit um Halloween oder zu einem verregneten Aprilnachmittag passen. Die Geschichte ist eher kurz gehalten, weshalb man sie durchaus an einem freien Tag oder einem Wochenende genießen könnte.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, was ich zu großen Teilen der Performance der Sprecherin verdanke. Wer eine grandios gelesene, dunkle Geschichte mit einer kleinen Portion Grusel und Mystery, einer eigenwilligen Protagonistin sowie einer interessanten Erzählstruktur sucht, sollte hier definitiv einmal reinhören.

Bewertung vom 12.03.2023
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Durchwachsen

Das Cover ist einfach nur großartig gestaltet und hat mich sofort angesprochen. Er wirkt geheimnisvoll, macht gelungen neugierig und passt perfekt zum Fantasygenre.
Zum Inhalt: Der junge Alwyn wächst als Gesetzloser auf, bis sein Leben durch einen Verrat komplett aus den Fugen gerät. Gefangen in einem Kampf ums Überleben und unter den Verlockungen der Rache beginnt ein gefährliches Abenteuer.
Der Schreibstil konnte mich nicht ganz überzeugen. Anthony Ryans Roman ist zwar grundsätzlich gut lesbar, die Kampfszenen des Autors sind nach wie vor episch und auch an der düsteren, bedrohlichen Atmosphäre habe ich nichts auszusetzen. Spannung kommt jedoch nur in Wellen auf und wechselt sich immer wieder mit zähen Passagen ab. Besonders die erste Hälfte erschien mir äußerst langwierig und zog sich ins Unendliche. Der zweite Teil des Buchs gefiel mir, nicht zuletzt dank dem höheren Erzähltempo, der häufigeren Actionszenen und dem tatsächlichen Auftauchen von Fantasyelementen, deutlich besser, bei einem Werk dieses Umfangs ist das aber schlicht nicht genug.
Zum wiederholten Spannungsverlust tragen auch die vielen verschiedenen Settings bei, durch die Handlung sich seltsam zerstückelt anfühlt und die für mich definitiv zu viel des Guten waren. Zudem stehen eher trockene, philosophische Religionsfragen rund um Treue und Fanatismus im Fokus. Die Erzählweise, der Protagonist erzählt uns seine Lebensgeschichte aus der Retrospektive heraus, gepaart mit den Zitaten am Beginn jedes Handlungsteils ist hingegen wieder gelungen ausgeführt, denn allein die dadurch entstehenden Fragen haben mich zeitweise überhaupt weiterlesen lassen. Auf die ständigen erzählerischen Spoiler in Richtung Zukunft hätte ich allerdings getrost verzichten können.
Hinzu kommt, dass Alwyn mich als Protagonist nicht wirklich überzeugt. Er erschien mir zu oft wie eine willenlose Marionette, die jegliches selbstständige Handeln aufgibt, sobald ihm die nächste beeindruckend charismatische Frauenfigur über den Weg lief. Generell habe ich mich keinem der eigentlich herrlich moralisch grau angelegten Protagonisten besonders nahe fühlen können, wodurch auch die Handlung mich letztlich nur bedingt mitreißen konnte.
Insgesamt wurde ich leider nur solide unterhalten und nach jetzigem Stand werde ich wohl eher auf die Folgebände verzichten. Fans von abwechslungsreichen Outlaw-Romanen, eigenwilligen Charakteren, epischen Schlachtszenen vor einem interessanten Fantasysetting und einer ungeschönten Sprache, sollten dennoch einmal reinlesen.

Bewertung vom 11.03.2023
Swan, Richard

Im Namen des Wolfes / Die Chroniken von Sova Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Macht verändert Menschen

Das Cover ist großartig gestaltet. Es wirkt absolut eindrucksvoll, passt von der Farb- und Motivgestaltung hervorragend zum Genre und zum Inhalt. Was will man mehr?
Zum Inhalt: Konrad Vonvalt, ein kaiserlicher Richter, untersucht gemeinsam mit seiner Schreiberin Helena und seinem Vollstrecker Bressinger den Mordfall einer Adligen. Dabei wird schnell deutlich, dass der Fall sich als komplizierter erweist, als ursprünglich gedacht und folglich das ganze Konstrukt des Kaiserreiches bedrohen könnte. Wie weit ist Vonvalt bereit zu gehen, um dies zu verhindern?
Was den Schreibstil angeht, bin ich absolut zwiegespalten, wie bei einigen weiteren Aspekten des Buches. Aber der Reihe nach. Dem Autor ist es gelungen, ein atmosphärisches Werk voller Düsternis und Trostlosigkeit zu erschaffen. Vermischt wird das Ganze mit packenden Grusel- und Ekelmomenten. Dazu kommt ein hohes Maß an Action und Spannung. Langeweile sucht man hier vergebens. So weit, so gut. Bleiben wir allerdings kurz beim Stichwort Action, muss auch die äußerst brutale, grausame, erbarmungslose und ungeschönte Sprache erwähnt werden, die mir teilweise etwas zu viel war und die man beim Lesen definitiv sollte verkraften können.
Mein größter Kritikpunkt aber ist die Wahl der Erzählerin. Vonvalts Geschichte wird uns von seiner Schreiberin Helena aus der Retrospektive heraus berichtet. Zum Zeitpunkt der Handlung dieses Bandes ist sie theoretisch eine junge Frau, die aber trotz ihrer eigentlich harten Kindheit eine solche Unreife und Naivität an den Tag legt, gepaart mit fast schon pubertierendem Verhalten, was mich einfach nur fassungslos den Kopf schütteln ließ. Sie ist mir dermaßen unsympathisch und nervig vorgekommen, dass das Lesen dadurch reichlich qualvoll wurde.
Und auch wenn ich die männlichen Protagonisten Vonvalt und Bressinger und ihre moralisch grauen Einstellungen grundsätzlich mochte, wirkten ihre Handlungsstränge vor allem gegen Ende der Handlung in einer bestimmten Szene wahnsinnig gekünstelt und unglaubwürdig, was meinen Gesamteindruck ihrer Geschichten nachhaltig geprägt hat.
Noch ein paar Worte zum Worldbuildung und damit zurück zu den positiveren Seiten des Buches: Die Welt wurde nicht nur detailliert ausgearbeitet, sondern auch verständlich erklärt ohne dabei jemals seitenlange, trockene Beschreibungen zu liefern. Dem Magiesystem begegnet man bereits früh, ihm haftet allerdings stetes eine gewisse mysteriöse Seite an, was es letztlich wohl auch so interessant macht. Die Welt erscheint inspiriert von mittelalterlichen Bauweisen und Vielvölkerreichen, wobei der Autor auch verschiedene konkurrierende Gesellschaftsschichten gelungen einzuflechten weiß. Man gebe noch eine Prise politische Intrige hinzu und heraus kommt ein wahrhaft beeindruckendes Fantasy-Setting, dass perfekt von der bereits erwähnten dunklen Atmosphäre ergänzt wird.
Insgesamt lässt das Buch mich also etwas zwiegespalten zurück: Die Handlung war fesselnd, Atmosphäre und Setting schlicht perfekt umgesetzt. Auch die gelungene Genremischung aus Krimi und Fantasy konnte mich begeistern. Die Charaktere hatten theoretisch Potenzial. Nach jetzigem Stand bin ich noch unsicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.
Wer spannende Fantasyunterhaltung mit Krimieinschlag, moralisch grauen Protagonisten, einer ungewöhnlichen Erzählperspektive und politischen Intrigen sucht, sollte hier jedoch unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 26.02.2023
Haynes, Natalie

STONE BLIND - Der Blick der Medusa (eBook, ePUB)


sehr gut

Lesenswertes Retelling

Das Cover ist hübsch gestaltet, ein echter Eyecatcher, der einem besonderen Mythologie-Werk würdig ist.
Zum Inhalt: Natalie Haynes erzählt die Geschichte von Medusa neu. Dabei hinterfragt sie aus verschiedenen Blickwinkeln, inwiefern die Medusa anhaftende Bezeichnung eines Monsters tatsächlich zutreffend ist, und wagt damit eine moderne Neuinterpretation des Mythos.
Gleich vorab sei erwähnt, dass ich in letzter Zeit viele Neuerzählungen von Mythen verschlungen habe, besonders solche, die sich rühmten, einen feministischen Ansatz zu präsentieren. Und siehe da, hier habe ich endlich einen Roman gefunden, der in dieser Hinsicht all seine Versprechen zu halten vermag.
Der Roman ist grundsätzlich gut lesbar, allerdings braucht man ein gewisses Maß an Konzentration, da mit jedem kurzen Kapitel das Setting und die handelnden Personen wechseln und man sich so ständig in einen neuen Kontext hineindenken muss. Dabei sind auch Vorkenntnisse in griechischer Mythologie durchaus nützlich.
Im Klartext heißt das, dass Medusas Perspektive bzw. Geschichte nicht durchgängig im Fokus der Handlung steht. Die vielen Nebenschauplätze haben mich anfangs verwirrt, werden allerdings später gelungen zusammengeführt, sodass alles einen höheren Sinn ergibt. Das bedeutet allerdings auch, das wir immer nur einen schlaglichtartigen Einblick in Charaktere bekommen, weshalb immer eine gewisse Distanz zu ihnen bestehen bleibt. So kommen zwar viele weibliche Charaktere zu Wort, hier hätte ich mir gelegentlich jedoch mehr Charakterfokus gewünscht.
Langweilig wird es aufgrund der komplizierten Erzählstruktur aber wenigstens nie und die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man das Buch schnell weggelesen hat. Das alles, was mit griechischer Mythologie zu tun hat, eher düster, tragisch und emotional ist, brauche ich hoffentlich nicht zu erwähnen.
Der Schreibstil ist bissig, provokant und trieft teilweise herrlich vor Ironie. Damit könnte die Geschichte potenziell bei einigen LeserInnen anecken, mir hat es aber gefallen. Ich mochte die Denkanstöße, die uns geboten werden. So regt die Lektüre tatsächlich zum Bilden einer eigenen Meinung über einen wohlbekannten Mythos an und erzählt diesen nicht einfach nach. Damit vereint das Buch vieles, was ich mir von einem Mythos-Retelling wünsche.
Insgesamt konnte das Buch mich mit kleineren Abstrichen überzeugen. Wer eine anspruchsvolle mythologische Neuerzählung mit scharfer Zunge und bissigem Humor sucht, die starke weibliche Figuren in den Vordergrund stellt, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 21.02.2023
Harris, C. S.

Der Mörder von West End (MP3-Download)


sehr gut

Überzeugender Folgeband

Das Cover passt mit seinen dunklen, geheimnisvoll wirkenden Farben wunderbar zum Krimigenre und macht damit gekonnt neugierig.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1811 treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Seine entstellten Opfer gehören der gesellschaftlichen Elite an. Sebastian St. Cyr wird gebeten, die Ermittlungen zu unterstützen und gerät dabei immer tiefer in einen gefährlichen Strudel menschlicher Abgründe.
Der Sprecher macht erneut einen guten Job. Zusammen mit dem angenehmen Schreibstil und der großartig erschaffenen, bedrohlichen Atmosphäre sorgt das dafür, dass man das Hörbuch nur ungern pausieren möchte. Nach wie vor mag ich den eingeflochtenen Humor, die fein gezeichneten Nebencharaktere und die allmählich enthüllten Geheimnisse der Protagonisten, auch wenn sich Letzteres im Fall dieses Hörbuchs manchmal etwas Seifenoper-ähnlich angefühlt hat. Auch der Spannungsbogen hätte für mich noch eine Spur ausgewogener sein können, anfangs plätschert die Handlung etwas dahin, bevor sie plötzlich Fahrt aufnimmt und dann zu einem sehr schnellen und etwas verknappten Schluss kommt.
Die detailliert ausgearbeiteten Protagonisten sind mir nach wie vor sympathisch. Sebastian ist ein intelligenter, aber auch moralisch grauer Ermittler, der von seiner eigenen Vergangenheit heimgesucht wird, wohingegen andere Figuren wie beispielsweise sein Botenjunge für den leichtlebigen Gegenpol sorgen und die ernste, düstere Handlung immer wieder auflockern.
Der Fall selbst hat also seine Höhen und Tiefen, erscheint aber durchaus fesselnd und ist übrigens definitiv nichts für empfindliche Mägen. Verletzungen und Motiv sind reichlich blutrünstig und leider war das Warum für mich auch ziemlich schnell durchschaubar.
Nichtsdestotrotz wurde ich auch vom dritten Teil der Reihe um den Viscount gut unterhalten und freue mich auf den folgenden Band. Wer fesselnde, abwechslungsreiche Krimis mit interessanten Ermittlerfiguren vor historischem Hintergrund sucht, sollte hier unbedingt einmal reinhören.

Bewertung vom 17.02.2023
Willberg, T. A.

Der Mitternachtsmord (eBook, ePUB)


gut

Hat Potenzial, aber noch Luft nach oben

Das Cover sieht wundervoll aus. Es passt mit den dunklen, gedeckten Farben wunderbar zum Inhalt und hat mich sofort angesprochen und neugierig gemacht.
Zum Inhalt: Im London des Jahres 1958 geschieht tief in den verborgenen Tunneln unterhalb der Stadt ein Mord an einem Mitglied einer geheimen Privatdetektei. Marion Lane, Lehrling in der Detektei, wird ungewollt in die Ermittlungen hineingezogen und sieht bald alles, was sie bisher kannte, in großer Gefahr.
Der Beginn war ziemlich mysteriös und dieses Gefühl ließ mich über weite Teile der Handlung nicht los. Was genau geht hier eigentlich vor sich? Das habe ich mich durchgängig fragen müssen. Die Autorin lässt die Handlung lange undurchsichtig wirken und verknüpft das gekonnt mit Figuren, die selbst unglaublich viele Geheimnisse hüten, sodass man nicht weiß, wem man eigentlich trauen kann. So entsteht teilweise eine gelungene Gruselatmosphäre, die für richtig Spannung sorgt. Andere Abschnitte haben sich hingegen eher etwas gezogen oder hielten den ein oder anderen Ekelmoment bereit.
Das Buch passt grundsätzlich dank einem mystischen und Fantasy-ähnlichen Touch in mehr als nur das Krimigenre. Das macht die Handlung unterhaltsam und abwechslungsreich, allerdings konnte ich mir das außergewöhnliche Setting mit seinen speziellen Elementen teilweise nur sehr schwer vorstellen, weshalb mir die einzigartige Tunnelwelt immer ein bisschen fremd blieb.
Gleiches gilt für die Charaktere, die grundsätzlich sehr interessant und herrlich moralisch grau angelegt sind. Leider ist mir selbst Marion als junge Protagonistin trotz ihrer tragischen Erlebnisse und Vergangenheit einfach ein bisschen zu blass und unnahbar geblieben - vielleicht liegt das aber auch daran, dass sie sich als Charakter genau so geben möchte.
Wie bereits erwähnt, war die Krimihandlung über weite Teile gut ausgearbeitet und schwer durchschaubar. Das Finale war mir allerdings eine Spur zu dramatisch und übertrieben. Auch wenn es Hinweise auf die Handlungsverläufe folgender Bände gibt, die eigentlich nicht ganz mein Fall sind, wäre ich grundsätzlich offen, weiterzulesen. Die düsteren Londoner Tunnel und die speziellen Ermittler haben echt Potenzial. Zudem hat mich die großartige Einarbeitung des historischen Kontextes positiv überrascht.
Insgesamt wurde ich solide unterhalten, hätte mir aber einen etwas ausgewogeneren Spannungsbogen und mehr Charakterfokus gewünscht. Wer interessante Settings mit fesselnder Krimihandlung und Spionageeinflüssen mag sowie offen für Einflüsse anderer Genres ist, sollte hier einmal reinlesen.