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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


sehr gut

„Pineapple Street“ ist nicht nur der Titel des Debütromans von Jenny Jackson. Es ist auch der Name einer Straße, die in Brooklyn Heights liegt und eine der exklusivsten Adressen in New York ist, was dem Roman somit eine angenehme Authentizität verleiht. Hier ist das sehr vermögende Ehepaar Stockton zu Hause, das drei Kindern das Licht der Welt geschenkt hat. Die Geschichte beleuchtet in jeweils eigenen Kapiteln das Leben der Töchter Darley und Georgiana und deren Schwägerin Sasha, die die Ehefrau des einzigen Sohnes Cord Stockton ist. Alle drei Stockton Kinder sind in einen Luxus aufgewachsen, den wir uns als Otto-Normal-Verbraucher schwer vorstellen können, der jedoch für diese Kinder, inzwischen alle erwachsen, selbstverständlich war und ist. So ist es auch kein Wunder, dass sich Sasha, die ihr bisheriges Leben in einer normalen Mittelschichtfamilie verbracht hat, schwertut, sich in der versnobten Stockton Familie einen Platz zu erkämpfen. Doch schon bald muss man als Leser feststellen, dass Geld allein nicht glücklich macht. Gesellschaftliche Erwartungen müssen erfüllt werden, die unglaublich anstrengende Mutter will befriedigt werden und es wird allen Familienmitgliedern von allen Seiten sehr genau auf die Finger geschaut. Auch bei den Stocktons liegen Freud und Leid sehr eng beieinander und Identitätskrisen und Selbstzweifel ließen sie mich immer wieder mit Sympathie aber auch oft Unverständnis betrachten.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, wenn ich mir auch an mancher Stelle ein wenig mehr Tiefgang gewünscht hätte. Dem auf dem Cover beworbene Vergleich zu den Werken von Jane Austen kann ich nicht zustimmen, das erscheint mir eher als eine Art Marketing Strategie. Insgesamt vergebe ich jedoch gerne vier schillernde Sterne verbunden mit einer Leseempfehlung an alle, die auch gerne mal hinter die Fassade der Reichen und Schönen schauen möchten.

P.S.: Lustig finde ich übrigens, dass auf dem deutschen Buchcover keine Ananas, sondern eine Orange abgebildet ist …

Bewertung vom 04.12.2024
Mein Mann
Ventura, Maud

Mein Mann


ausgezeichnet

Ui jui jui … was für ein scharfsinniges Werk der Autorin Maud Ventura mit „Mein Mann“ da gelungen ist. Ich bin begeistert. Wir lesen bzw. hören von einem Ehepaar, das nach außen hin eigentlich glücklich ist. Sie sehen beide gut aus, sind gebildet, haben zwei gesunde und dazu brave Kinder und on top das nötige Kleingeld, um ein gutes Leben zu leben. Was aber am wichtigsten ist, sie lieben sich. Doch tun sie das wirklich, denn tief in ihrem Innersten scheint die Protagonistin wie getrieben davon ihrem Mann nachzuspionieren, jedes seiner Worte auf die Goldwaage zu legen und stets an seiner Integrität zu zweifeln. Ist sie noch gut genug, liebt er sie noch oder hat er bereits eine andere? Stets versucht sie ihn mit Tricks dazu zu bringen, sich zu verraten, doch da scheint nichts zu sein. Sie vergibt Farben für jeden Tag und macht daran seine Launen fest. Kurzum, sie scheint besessen und in ihrer Unsicherheit nicht zu schlagen zu sein. Wie soll das enden?

Ich habe mich beim Hören mal köstlich amüsiert, um im nächsten Kapitel wieder mit dem Kopf zu schütteln und fast zu verzweifeln über diese Frau. Aber ich muss sagen, das war mal etwas ganz anderes und die Aufklärung am Schluss ist einfach nur genial. Hätte ich nicht zwischendurch mal arbeiten gehen müsse, hätte ich das Buch wohl in einem Rutsch gehört. Von mir bekommt es die volle Punktzahl und eine Empfehlung an diejenigen, die mal etwas abseits vom Mainstream unterwegs sein wollen.

Bewertung vom 04.12.2024
Im Haus der Flynns
Raleigh, Michael

Im Haus der Flynns


sehr gut

Aus der Sicht Danny Flynns begleiten wir ihn und seine Großfamilie durch einen kleinen Abschnitt seines jungen Lebens. Durch einen tragischen Unfall hat Danny seine Eltern verloren und steht nun als kleiner Waise im Leben. Doch bei den Flynns ist man nie lange allein, denn nicht nur die Großeltern, sondern auch Tanten, Onkels, Cousins und Cousinen nehmen sich seiner an. Für Trauer scheint kaum Zeit zu sein und so stolpert er durch die Zeit, erlebt viel mehr als erwartet und wird von allen verwöhnt.

Eigentlich hatte ich mich gefreut auf dieses Buch, hörte es sich trotz seiner Traurigkeit auch nach einer fröhlichen und lebensbejahenden Geschichte an. Dennoch hatte ich an vielen Stellen das Gefühl, dass hier ein Event das nächste jagte und diese Events dann wie an einer Perlenschnur aufgezogen aneinandergereiht wurden. Die Story beinhaltet durchaus liebeswerte Abschnitte war aber meiner Meinung nach oft auch recht klischeebehaftet. Von mir gibt es leider nur eine Note im mittleren Bereich, bedingt auch durch das doch recht abrupte Ende, das mich ein wenig im Regen stehen ließ. Somit vergebe ich für „Im Haus der Flynns“ dreieinhalb von fünf möglichen Sternen.

Bewertung vom 28.11.2024
Heumahd
Betz, Susanne

Heumahd


ausgezeichnet

Wenn man die junge Bäuerin Vroni Grasegger durch den Roman „Heumahd“ begleitet, wird einem schnell bewusst, wie beschwerlich die Arbeit und das Leben schlechthin vor weit über hundert Jahren auf einem kleinen Bergbauernhof gewesen sein muss. Auch Vroni wird bald klar, dass sie zwar nicht mehr den Gewalttätigkeiten ihres Mannes ausgeliefert ist, die Arbeit aber ohne seine Arbeitskraft nun auch nur noch auf drei Schultern verteilt werden kann. Dazu kommt noch die Betreuung der kleinen Rosl, die der Grasegger Bauer mit in die Ehe gebracht hatte und die an Downsyndrom leidet. Doch Vroni ist ehrgeizig und fleißig und versucht gemeinsam mit dem Knecht Korbinian und der Magd Josepha den Alltag zu meistern. Da taucht auf einmal ein Kunstmaler auf dem abgelegenen Hof auf, der schließlich noch einen jungen Arzt im Schlepptau hat, welcher Vroni ganz schön aus Gleichgewicht bringt. Während dies die Leute im Dorf misstrauisch beäugen und die Bergbäuerin geradezu nötigen wieder zu heiraten, hat Vroni ganz andere Gedanken im Kopf. Doch was für eine Zukunft wird ihr und dem kleinen Rosl beschert sein? Dürfen die Zwei auf ein wenig Glück hoffen?

Schon lange habe ich keinen Roman mehr gelesen, der eine derartige Bild- und Sprachgewalt aufweist wie dieser hier aus der Feder der Autorin und Hörfunkredakteurin Susanne Betz. Als Leserin fühlte ich mich auf wunderbare Weise in eine vergangene Bergwelt katapultiert und sah direkt das liebe Gesicht von Rosl, den in sich gekehrten Knecht und die brummige Magd Josepha vor mir. Ich schnitt und wendete Heu mit der Bäuerin und litt mit ihr, als sie es mit Tränen in den Augen verschimmeln sah. Ich fühlte mich allen Charakteren auf die ein oder andere Weise ungewöhnlich nah und war fast ein wenig traurig, als das Buch gelesen war. Von mir gibt es auf jeden Fall eine dicke, fette Empfehlung gepaart mit fünf „bergigen“ Sternen. Liebe Susanne, ich habe mich wirklich sehr gut unterhalten gefühlt, vielen Dank dafür!

Bewertung vom 25.11.2024
Blue Sisters (MP3-Download)
Mellors, Coco

Blue Sisters (MP3-Download)


gut

In dem Roman „Blue Sisters“ der Autorin Coco Mellors geht es, wie der Name schon sagt, um Schwestern. Ursprünglich ein Vierergespann, dass noch dem Tod der jüngsten Schwester etwas aus der Bahn geworfen versucht, diesen zu verarbeiten. Wer hier jedoch in der ehemaligen Konstellation ein vierblättriges Kleeblatt erwartet hat, wird enttäuscht sein. Dank eines dysfunktionalen Elternhauses war den Schwestern diese traute Gemeinsamkeit von Anfang an verwehrt. Mit einer Mutter, die eigentlich nie Kinder wollte und einem Alkoholiker als Vater versucht jede Schwester auf ihre Art das Leben zu meistern. Doch jede für sich scheint auch wie eine einsame Insel und kämpft für sich allein. Nun kommen sie alle nochmal zusammen, um die Hinterlassenschaften der verstorbenen jüngsten Schwester Nicky aufzulösen. Dass hier Konflikte vorprogrammiert sind, verwundert sicher niemanden …

Ich habe mich bei der Sprecherin Jodie Ahlborn, die mir der Roman rund um Avery, Bonnie, Lucky und Nicky näherbrachte, sehr gut aufgehoben gefühlt. Dennoch lässt mich das Ganze weitaus unberührter zurück, als ich gedacht hätte. Für mich schien „Blue Sisters“ oft einfach wie eine Geschichte, wie sie tausendfach passiert ist und wieder passieren wird. Jede Familie hat ihre Geheimnisse und jede Familie hat mit kleinen und großen Problemen zu kämpfen. Gefallen hat mir, dass die drei verbliebenen Schwestern versuchen ihre Konflikte zu lösen und am Ende, trotz des Verlusts der kleinen Schwester, gestärkt aus der Situation hervorgehen. Ich vergebe hier drei von fünf Sternen gepaart mit einer Empfehlung unter Vorbehalt.

Bewertung vom 24.11.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


ausgezeichnet

Wo fängt man an, wo hört man auf … bei diesem Roman ist es schwer, den Zeitabschnitt zu definieren, über den man als LeserIn die Frauen begleitet, die mit dem „geheimnisumwitterten“ Haus auf den Klippen in Berührung kamen. Viel mehr ist dieses Buch eine Art Aneinanderreihung von Abschnitten – ohne dieser Beschreibung jetzt einen negativen Touch zu verleihen – die viel mehr als das Haus und seine Bewohnerinnen abdeckt. Als Hauptprotagonistin würde ich Jane bezeichnen, eine Frau die sich, selbstverschuldet oder aber auch nicht, in einer Phase ihres Lebens wiederfindet, in der sie allein dasteht, da sie alles verloren hat. Sie vermisst ihren Mann Daniel spürbar, aber auch der Verlust ihres Traumjobs schmerzt mehr, als sie sich eingestehen will. Doch dann entwickelt eine Reise in die Vergangenheit eine Eigendynamik, der sie sich stellen will. Wie bei einem Spinnennetz, werden Fäden gewoben und Charaktere kommen an die Oberfläche, deren Geschichte viel zu lange unerzählt blieb. Eine mystische Reise gepaart mit Problemen der Gegenwart, denen Jane sich stellen muss, nimmt ihren Lauf und nahm mich als Leserin mit in den Nordosten der USA. Eine Reise, die mich in den Bann zog und mich das Buch schwer aus der Hand legen ließ …

Dieser Roman hat gemischte Bewertungen und nachdem ich das Buch zuklappte, konnte ich gut nachvollziehen, woran das gelegen haben möchte. Ich bin der Meinung, dass man zu dieser Geschichte einen persönlichen Bezug finden muss, durch den man sich damit identifizieren kann. Ich konnte für mich einige Parallelen finden und so entwickelte das Buch irgendwann eine Art Sogwirkung auf mich, der ich mich schwer entziehen konnte. Einen Stern muss ich leider abziehen für ein paar Längen und einige Abschnitte, die auf den ersten Blick ein wenig schwer einzuordnen waren. Von mir gibt es also „nur“ vier von fünf Sternen, die dafür umso begeisterter sind. Beim Lesen fragte ich mich manchmal, ob sich ein wenig eigene Erfahrung der Autorin mit in die Geschichte gemischt hat, da sie vieles so authentisch schildert, als hätte sie es live erlebt. Ich nehme jedenfalls einiges mit und bin ziemlich begeistert. Für mich ist es bereits das dritte Buch der Autorin und es wird sicher nicht das Letzte bleiben.

Bewertung vom 22.11.2024
Die Himmelsstürmer / Herrliche Zeiten Bd.1
Prange, Peter

Die Himmelsstürmer / Herrliche Zeiten Bd.1


ausgezeichnet

Wie es der Zufall will, treffen im Jahr 1871 drei junge Menschen namens Vicky, Paul und Auguste aufeinander. Die beiden Herren sind in ein tiefschürfendes Streitgespräch vertieft, was sich die vorwitzige Vicky zum Vorteil macht, um die Beiden näher kennenzulernen. Es dauert nicht lange, bis sie ein in sich konkurrierendes Trio bilden, bei dem Vicky eindeutig im Vorteil ist. So oder so haben die drei ihren eigenen Kopf und gedenken diesen durchzusetzen. Der deutsche Paul, der aus einer angesehenen Ingenieursfamilie in Berlin stammt, möchte sich am Bau des Kurfürstendamms – ein Traum des Reichskanzlers Otto von Bismarck – beteiligen. Die englische Vicky sträubt sich gegen den Wunsch ihrer Mutter in eine gute Familie einheiraten zu müssen und der ehemalige französische Küchenjunge Auguste träumt den Traum ein Meisterkoch zu werden. Für welchen der drei Protagonisten werden Träume wahr werden?

Über dreißig Jahre darf ich Vicky, Paul und Auguste begleiten, darf mich mit ihnen freuen, mit ihnen bangen und mit ihnen weinen. Und gleichzeitig lerne ich dank des Autors Peter Prange, mal wieder viel über die Geschichte Deutschlands, Englands und Frankreichs, so dass mein „Google Finger“ zur Vertiefung derselben stets in Bewegung war beim Lesen. In relativ kurzen und hervorragend gegliederten Kapiteln kommen die Drei immer wieder zu Wort, sodass ich schnell in der Geschichte gefangen war. Wie von dem Autor gewohnt, hat er auch bei seinem neuesten Werk sehr intensive Recherchearbeit betrieben und verbindet Fiktion und Fakten auf eine beeindruckende Weise. Paul und Vicky gehören in die erste Kategorie, doch Georges Auguste Escoffier, der 1846 in Villeneuve-Loubet geboren wurde, war ein französischer Meisterkoch, der Weltruhm erlangte. Er adaptierte Spezialitäten anderer Länder, prägte die französische Haute Cuisine und brachte die berühmten Hotels Ritz und Savoy zum Glänzen.

Das Buch endet mit einem kleinen Cliffhanger, der mich nun natürlich gespannt auf die Fortsetzung warten lässt, die im nächsten Jahr erscheinen wird. Der Schutzumschlag hat einen wunderbaren Wiedererkennungswert gegenüber anderen Büchern aus der Feder Peter Pranges und das Gesamtwerk erhält von mir fünf begeisterte Sterne. Und eine Leseempfehlung schiebe ich natürlich gerne noch hinterher. Schön, dass ich Vicky, Paul und Auguste ein Stück des Weges begleiten durfte.

Bewertung vom 21.11.2024
Jenseits der blauen Grenze
Linke, Dorit

Jenseits der blauen Grenze


ausgezeichnet

Ich bin ja eigentlich kein wirklicher Fan von Jugendbüchern und mir war auch nicht bewusst, dass es sich mit „Jenseits der blauen Grenze“ um genau solch ein Exemplar handelt. Nun gut, es lag zu Hause und wollte gelesen werden, also frisch ans Werk. Umso positiver wurde ich nun überrascht, als ich merkte, dass mich die Geschichte tatsächlich total in den Bann zog. Wie live dabei fühlte ich ins Jahr 1989 in die DDR katapultiert und litt mit den beiden jungen Menschen Hanna und Andreas mit, wie sie in ihrer Verzweiflung nur einen Ausweg sehen, nämlich sich über die eiskalte Ostsee in Richtung Westen aufzumachen. Es beginnt eine mehr als tragische Odyssee. Wenn man doch nur eine Glaskugel hätte befragen können, die einem hätte sagen können, dass nur in wenigen Monaten die Grenze fallen würde …

Der Schreibstil des Buchs war einfach aber dennoch strukturiert und spannend gehalten, so dass man sich immer mitten im Geschehen befand und die tiefe Niedergeschlagenheit gepaart mit wild entschlossener Hoffnung von Hanna und Andreas spüren konnte. Während mir Hanna definitiv als die Stärkere im Team vorkam wurde sie nie müde, sich um Andreas zu kümmern und ihm vor dem Aufgeben zu bewahren. Um den nächsten Lesern nicht die Lesefreude zu nehmen, belasse ich es an dieser Stelle mit weiteren Beschreibungen und vergebe stattdessen tatsächlich mit fünf Sternen die volle Punktzahl. Während mir die Thematik an sich nichts wirklich Neues geboten hat, ist die liebevolle Verpackung der Geschichte hier definitiv Programm. Von mir gibt es eine dicke Empfehlung!

Bewertung vom 18.11.2024
Die Lindenterrasse
Jary, Micaela

Die Lindenterrasse


sehr gut

„Die Lindenterrasse“ … ich gestehe, diese Lokalität musste ich erstmal ergoogeln. Sie scheint sich ja doch ein wenig außerhalb meiner finanziellen Wohlfühlzone zu bewegen. Umso neugieriger machte mich die Geschichte ihrer Entstehung, die ich in Form des neuen Romans der bekannten und allseits beliebten Autorin Micaela Jary miterleben durfte. Ich lerne die liebevolle Familie Burmester kennen, die aus Mann und Frau sowie fünf Kinder besteht und die glücklicher eigentlich nicht sein könnte. Die Konditorei ist Dank des fleißigen und talentierten Familienoberhaupts eine kleine Goldgrube, bis die Familie von einem schrecklichen Schicksalsschlag heimgesucht wird. Ohne ihren geliebten Mann ist Maria der Willkür der Gesellschaft ausgesetzt und besonders die männlichen Exemplare machen keinen Hehl daraus, dass sie ohne einen Mann an ihrer Seite kaum überleben kann. Doch dann kommt Hilfe aus einer ihr bis dahin unbekannten Ecke. Der Kaufmann Joachim Graaf gewährt ihr einen Kredit und das Leben scheint endlich wieder weitergehen zu können. In einem zweiten Erzählstrang treffen wir auf Emilia von Wedekind, die zwar ihren Gatten noch an ihrer Seite hat, aber dennoch ausgeliefert ist, denn von Liebe kann in dieser Beziehung keine Rede sein. Auch sie ist mit Joachim Graaf auf ihre ganz eigene Weise verbunden und so entwickelt sich auf spannende Weise die Geschichte rund um die beiden Frauen aber natürlich auch um die Konditorei, die später einmal zum über seine Grenzen hinaus bekannten Restaurant „Lindenterrasse“ werden soll …

Micalea Jary ist mir durch ihre historischen Romane, die oft im Norden Deutschlands angesiedelt sind, bestens bekannt. Ich bin, wie sie, eine in Hamburg geborene „Deern“, was wohl zu einer ganz besonderen gedanklichen Zusammengehörigkeit bei mir geführt hat. Die Autorin hat auch in „Die Lindenterrasse“ wieder einen flüssigen Schreibstil präsentiert, so dass es mir schwerfiel das Buch aus der Hand zu legen. Ich habe mit Maria und Emilia mitgelitten, mit gefiebert und gebangt und konnte mich gut in die Zeit des ausgehenden 18. Jahrhunderts hineinversetzen. Das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich spreche natürlich gerne eine Leseempfehlung aus. Eine kleine Anmerkung hätte ich jedoch noch … ich hätte mir ein wenig mehr „Lindenterrasse“ im Austausch für ein bisschen weniger weiblichen Dramen gewünscht. Dennoch erhält dieser schöne Roman von mir vier sehr wohlverdiente Sterne. Liebe Micaela, ich bin heute schon gespannt, womit du uns als nächstes überraschen wirst!

Bewertung vom 11.11.2024
Kasino
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Kasino


ausgezeichnet

Zu meiner großen Freude hat sich das Autorenduo Martina Sahler und Heiko Wolz mal wieder zusammengesetzt und einen Roman geschrieben. Aber bei „Kasino“ handelt es sich nicht nur um irgendeinen Roman, nein, sie haben damit ein spannendes Thema aufgegriffen, zu dem ich bis dato noch kein Buch gelesen hatte. Es geht um die junge Claire Engel, deren Eltern in Sinzheim ein Wirtshaus betreiben. Damals wie heute ist es üblich, dass die ganze Familie mit anpackt, und so sehen es die Eltern auch gar nicht gerne, dass Claire andere Träume hegt. Sie will sich einen Traum erfüllen und Croupière werden, einen Grundstock dafür legte bereits ihr Großvater, der im Wirtshaus einen kleinen Spielsalon betreibt. Doch wird sie sich in dieser von Männern dominierten Branche durchsetzen können oder wird ihr Traum eben wirklich nur ein Traum bleiben? Man bietet ihr zunächst eine Stelle als Garderobiere und sie sieht es als Chance einen Fuß in die Tür zu bekommen. Wird das Schicksal es gut mit ihr meinen?

Atemlos verfolgte ich Claires Werdegang und lernte mit ihr die verschiedensten Charaktere kennen, von denen ihr nicht jeder wohl gesonnen ist. Martina Sahler und ihr Kollege Heiko Wolz verstehen es auf wunderbare Weise gemeinsam mit den mitspielenden Figuren ernste Themen wie Depressionen, Alkohol- sowie Spielsucht in ihrem Roman zu verarbeiten und schaffen damit wie von selbst Sympathien wie Antipathien gegenüber denselben. Mehr als einmal fieberte ich mit Claire, drückte ihr die Daumen und setzte große Hoffnungen in sie. Sie ist eine starke aber auch durchaus liebenswerte Protagonistin, die ich ins Herz geschlossen habe und im nächsten Band gerne noch ein weiteres Stück des Weges begleiten möchte.

Der Schreibstil ist anschaulich und der damaligen Zeit angepasst, ich fühlte mich direkt ins Baden-Baden im Jahr 1847 versetzt. So ist es dann wohl auch nicht verwunderlich, dass „Kasino“ von mir fünf strahlende Sterne mit einer vorbehaltlosen Leseempfehlung erhält. Ich freue mich schon riesig auf den zweiten Teil!