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k04

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Insgesamt 142 Bewertungen
Bewertung vom 30.10.2023
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


gut

Mabels Leben verfolgt schon lange einen rational durchgeplanten Weg. Sie konzentriert sich lieber auf ihr Studium, als auf Menschen, die sie irgendwann wieder verlieren wird. Ihre zwei besten Freunde Zoe und Davie sind alles, was Mabel braucht und wenn es nach ihr ginge, würde sich daran nichts ändern. Schon gar nicht will sie einen der beiden verlieren. Und doch droht Zoe ihr langsam zu entgleiten, seitdem ein seltsamer Freundeskreis auf dem Campus aufgetaucht ist. Etwas an ihnen beunruhigt Mabel zutiefst – ganz gleich, wie angetan Zoe von einem der jungen Männer ist. Ganz gleich, wie sehr es sich nach Ankommen anfühlt, als Mabel selbst einen von ihnen kennenlernt. Aber wo beginnt die Wahrheit, wenn Blake sich vom ersten Moment an in Lügen verstrickt?

Bevor ich das Buch zu lesen begonnen habe, habe ich mich nicht allzu groß damit auseinandergesetzt. Das Cover hat mir sehr gefallen, es hat eine schaurige Herbststimmung verbreitet, die ich gerade unfassbar passend finde und in die ich gerne tiefer eintauchen wollte. Das Hauptargument für mich, um dieses Buch zu lesen, war aber die Autorin selbst. Durch die Mulberry Mansion-Reihe bin ich zu einem riesengroßen Fan von Merit Niemeitz geworden und war mir ziemlich sicher, dass ich alles lieben würde, was sie schreibt. Die Autorin hat nämlich eine ganz eigene Art, mit Worten zu jonglieren. Was sie schreibt sind keine Bücher, es ist einfach Kunst.

Und so habe ich also IM SCHATTEN DER WAHRHEIT gelesen, obwohl ich dem Dark Academia-Vibe etwas zwiegespalten gegenüberstehe. Ich mag atmosphärische Geschichten, aber ich bin nicht so der Thriller-Fan. Dass dieser Roman allerdings Dark Academia mit einer anderen Komponente als dem Thriller-Element ist, war mir lange nicht klar. Erst etwa zur Hälfte des Buches zeigt sich so richtig, in welche Richtung die Geschichte strebt – und das herauszufinden war dann nochmal eine 180-Grad-Wendung, die mich bis jetzt unschlüssig zurücklässt, wie ich zur Geschichte stehe.

Aber nochmal von vorne: Das Buch beginnt, ohne groß um den heißen Brei herumzureden. Der Klappentext beschreibt, dass Zoe – und somit auch Mabel – in die Kreise rund um Ashton, Blake und ihre Clique geraten und genau so startet die Geschichte. Es ist somit von Anfang an spannend, das Setting wird toll und im typischen Merit-Niemeitz-Stil atmosphärisch beschrieben. Es catcht einen von Anfang an. Die Stimmung der kalten Monate kann man beim Lesen richtig spüren und genau darauf hatte ich auch gehofft.

Es dauert nicht lange, bis Mabel auf Blake trifft, der sich zunächst als Cliff vorstellt. Es ist eines dieser zahlreichen Rätsel, die sich durch die Geschichte hindurchziehen und einen so immer weiter zum Lesen antreiben. Denn in meinen Augen ist das die Quintessenz des Romans – die Spannungskomponente. Das hat mich dann auch tatsächlich überrascht, weil ich von der Autorin einfach Geschichten mit großen Gefühlen und ganz viel Liebe (nicht nur, aber auch romantischer Natur) gewöhnt bin und Dark Academia durchaus Romance impliziert. IM SCHATTEN DER WAHRHEIT setzt die Schwerpunkte aber deutlich anders, es gibt ein wenig Slow Burn, wobei die „Beziehung“ zwischen Balke und Mabel tendenziell im Hintergrund steht.

Zum Großteil wird das Buch aus Mabels Sicht geschildert, womit ich auch kein Problem hatte. Trotzdem muss ich sagen, dass ich zu Mabel schlechter Zugang gefunden habe, als ich es bei den weiblichen Charakteren in anderen Büchern (auch von Merit) gewöhnt bin. Mabel hat meinem Gefühl nach einige Vorhänge um sich gezogen, die sie für den Leser nicht völlig beiseitegeschoben hat.

Mein Fazit:
IM SCHATTEN DER WAHRHEIT ist anders, als die Romane, die ich bisher von der Autorin gelesen habe. Das Setting konnte mich wie gewohnt einnehmen. Doch bereits ihr geradezu philosophischer Schreibstil hat mich hier nicht überzeugt und für einige Längen in der Geschichte gesorgt. Im Gegenzug sind mir andere Aspekte zu kurz gekommen. Die Grundidee des Buches war, das muss man einfach sagen, wirklich clever, überraschend und ungewöhnlich. Meinen Geschmack hat sie trotzdem nicht ganz getroffen. Blake und Mabels Geschichte ist in sich geschlossen, trotzdem wird im zweiten Band, der sich auf Ashton und Zoe konzentriert, sicher noch das ein oder andere Fragezeichen geklärt und manch Leerstelle gefüllt werden. Ich für meinen Teil bin mir aber nicht sicher, ob ich den zweiten Band noch lesen werde. Für Band 1 vergebe ich 3,5 Sterne. Meinen Geschmack hat das Buch zwar nicht ganz getroffen, aber ich kann mir vorstellen, dass es Hardcore-Fans von Dark Academia und vor allem solche, die mal eine etwas andere Dark Academia-Story lesen wollen, mehr anspricht.

Bewertung vom 07.10.2023
Borison, B. K.

Lichterglanz / Lovelight Farms Bd.1


sehr gut

Kleine, familiäre, süße Farmen in Amerika sind aktuell ein absolutes Trend-Setting in Liebesromanen. Ich lese diese Geschichten unfassbar gerne, weil man dabei total runterfahren und gedanklich in die Ferne reisen kann. Ob die Lovelight Farms eine Reise wert ist? Werfen wir dazu erstmal einen Blick auf den Inhalt:

Estelle hat sich vor einem Jahr einen Kindheitstraum erfüllt, als sie die Christbaumfarm „Lovelight Farms“ gekauft hat. Aber Träume werden einem nicht geschenkt, sondern man muss dafür kämpfen. Bäume werden krank, Schulden häufen sich und Stella ist sich nicht sicher, wie sie die kommende Wintersaison überstehen sollen. Um nicht nur ihren Traum am Leben zu halten, sondern auch ihre Geschäftspartner – und Freunde – nicht zu enttäuschen, nimmt sie an einem attraktiven Wettbewerb bei Social Media teil, der zumindest den finanziellen Teil ihrer Sorgen beseitigen könnte. Allerdings braucht sie dazu die Hilfe ihres besten Freundes Luka. Um die Farm romantischer wirken zu lassen, wird er für den Wettbewerb ihren festen Freund spielen. Luka hat nichts gegen das kleine Schauspiel einzuwenden – und lässt es nebenbei überhaupt nicht wie ein Schauspiel wirken …

Die Geschichte ist also eine wunderbare Mischung aus den Fake-Dating und Friends-to-Lovers-Tropes. Ich persönlich bin besonders ein Fan von Friends-to-Lovers Geschichten, weshalb mich dieses Buch mit einem Paradebeispiel einer solchen Lovestory voll abholen konnte. Ich möchte aber anfügen, dass man wirklich ein Faible für dieses Trope haben sollte, denn sonst wird es schwierig, sich so in die Geschichte einzufühlen, wie sie es verdient hat. Man stelle sich vor, eine unvergleichbare, unbezahlbare Freundschaft in seinem Leben zu haben, obwohl man schon von Anfang an viel mehr empfindet als Freundschaft. Die Jahre vergehen und man versteckt die Gefühle. Es ist schlichtweg logisch, dass eine solche Liebesgeschichte ihre Zeit einfordert und Ängste zu Missverständnissen werden. Der ganze Weg, den Luka und Stella während der Geschichte gemeinsam zurücklegen ist daher weniger geprägt von überraschenden Wendungen und vielmehr von ganz viel Gefühl und Mitfühlen. In meinen Augen ist LICHTERGLANZ deshalb genau die Art von Buch, die man im Spätherbst und Winter braucht, um es sich unter einer warmen Decke gemütlich zu machen.

Ich habe gerade bewusst gesagt „im Spätherbst“. Es ist nämlich so, dass die Geschichte auf einer Weihnachtsbaumfarm spielt, aber nicht vor Weihnachtsstimmung platzt. Die Story beginnt im Herbst und man begleitet die Figuren bis in den Dezember – aber nicht bis Weihnachten. Wenn man dies schon im Voraus weiß, geht man vielleicht mit anderen Erwartungen an die Geschichte heran und wird deshalb nicht enttäuscht, sondern einfach auf eine andere Art überzeugt.

Was dieses Buch auf jeden Fall total ausmacht, sind seine Figuren. Die Bewohner der Kleinstadt sind herzlich bis schrullig. Die Nebencharaktere machen Lust auf die anderen Bände der Trilogie. Luka und Stella aber geben die Dynamik im Buch an. Die Geschichte hätte nicht funktioniert, wenn Stella nicht so sehr Stella gewesen wäre – und Luka so sehr Luka. Sie pendelt irgendwo zwischen naiv und zielsicher, stark und ängstlich – eine Mischung, die sie absolut menschlich macht. Und Luka ist schlichtweg der perfekteste aller Bookboyfriends. Bei ihm trifft hundertprozentig der Spruch „Zu schön um wahr zu sein“ zu - und das meine ich nicht auf eine optische Weise. Luka weckt den Wunsch nach einem eigenen Luka für uns Lesende und damit lädt die Geschichte einmal mehr zum Träumen ein.

Mein Fazit:
LICHTERGLANZ ist ein Liebesroman, der mir genau das angeboten hat, was ich lesen wollte: Eine runde, ruhige, perfekte und ganz leicht kitschige Lovestory. Der Roman enthält alles, was in diesem Genre zur Unterhaltung beiträgt, angefangen bei der gemütlichen Atmosphäre, über den Humor, die Romantik bis hin zu einer Prise Spice. Für mich ist dieses Vorweihnachtsbuch vier Sterne und eine empfehlenswerte „Reise“ wert.

Bewertung vom 21.08.2023
Bagci, Tarkan

Heartbreak


sehr gut

Marie ist psychisch schon lange angeschlagen. Wenn es ihr schlecht geht, reichen Kleinigkeiten aus, und ihr Leben gerät aus der Bahn. Dass ihr Partner ohne ein Wort der Erklärung den Kontakt abbricht, ist jedoch weit mehr als eine Kleinigkeit. Tom dagegen hat nie gewusst, wie einfach sein Leben aus der Bahn geraten, in sich zusammenbrechen kann. Vom einen auf den anderen Tag steht er plötzlich ohne Freunde und Familie da. Noch kennen sich Marie und Tom nicht – doch bald schon werden sie eine entscheidende Gemeinsamkeit haben. Beide junge Menschen setzen alles darin, ihr Leben zusammenzuhalten. Aber wie geht das – und was wird es sie kosten?

HEARTBREAK ist der erste Roman, den ich von Tarkan Bagci gelesen habe. Entsprechend ungewohnt war sein Schreibstil zu Beginn für mich. Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt und wechselt hauptsächlich zwischen den Perspektiven von Tom und Marie. Zunächst habe ich damit zu kämpfen gehabt, mich wirklich von der Geschichte mitreißen zu lassen, weil ich mich durch die Erzählweise distanziert gefühlt habe. Doch das hat sich zum Glück gegeben. Dann konnte ich die enorm bildhafte Schreibweise mit den zahlreichen sarkastischen Einwürfen sehr genießen. Nur als die Perspektiven stellenweise jede Seite gewechselt haben, wurde es kompliziert.

Mit den Protagonisten Tom und Marie kam ich sehr gut zurecht. Als Personen sind sie eigentlich grundverschieden, doch gemeinsam haben sie eine gewisse Unsicherheit. Diese bietet Raum zur Weiterentwicklung, der gut genutzt wurde. Mir hat sehr gefallen, wie realistisch die Schicksale von Marie und Tom waren, was einen unterhaltsamen Kontrast zu der skurrilen Handlung bot. Das Buch lebt von einem eigensinnigen Humor, der sich aus Überspitzungen und schrägen Zufällen ergibt, und erinnert damit an ARD-Filme oder Kino-Komödien aus deutscher Produktion. Wer diese Art von Filmen mag, wir das Buch bestimmt sehr gerne lesen. Als Sommerlektüre ist HEARTBREAK dank seiner kompakten Seitenanzahl auch für all jene geeignet, die nicht so häufig und hauptsächlich im Urlaub lesen.

Es gibt nichts, was mir an dem Buch gar nicht gefallen hat. Ebenso hat mich aber auch nichts absolut begeistert. Es war eher so, dass die Handlung vor sich hinplätschert, weil der Klappentext (so kurz er auch sein mag) viel vorausnimmt. Zum Ende hin hat mich doch noch eine gewissen Spannung gepackt und der Schluss war erfrischend.

Mein Fazit:
HEARTBREAK ist ein Roman, der einen gleichermaßen zum Schmunzeln und Grübeln anregt. Die Handlung ist zwar nicht alltäglich, trotzdem ist der Roman wie eine kurze Sequenz der Wirklichkeit. Es werden wichtige Themen angesprochen und Missstände unserer Gesellschaft geschickt herausgearbeitet. Weltbewegend ist die Geschichte aber nicht. Ich würde deshalb sagen: Kann man lesen, muss man aber nicht. Von mir gibt es 3,5 Sterne, die ich aufgrund des tollen Humors auf 4 Sterne aufrunden werde.

Bewertung vom 13.08.2023
Suchanek, Andreas

Stolen Kisses


sehr gut

München und Berlin – Kai und Jannis. Sind da wirklich so viele Unterschiede, dass zwei Welten kollidieren können? Auf den ersten Blick scheint alles zu passen Großstadt und U-Bahnen – zwei queere junge Männer, deren Familien Modellabels haben. Aber wo München sonnig und ordentlich ist, ist Berlin regnerisch und chaotisch. Wenn Kai von der Freiheit, er selbst zu sein, nur träumen kann, ertrinkt Jannis bereits darin. Während Jannis auf der Suche nach einem „Für immer“ ist, flüchtet Kai sich in die Anonymität. Doch wenn Jannis und Kai kollidieren, dann scheint ein One-Night-Stand erst der Anfang zu sein. Der Anfang von für immer? Oder der Anfang eines verbitterten Konkurrenzkampfes ihrer Modelabels?

Wenn man STOLEN KISSES in die Hand nimmt, dann sieht man zunächst einmal Rosa. Ganz viel Rosa. Und das ist eigentlich eine wunderbare Metapher für die gesamte Geschichte. Sie beginnt mit einem Prolog, der das beschreibt, was man als Liebe auf den ersten Blick bezeichnen kann. Und dann entfaltet sich diese Geschichte, die aus bunten Charakteren, cleveren Verstrickungen und vielen Zufällen besteht. Dazu ein Klecks Erdnussbutter und ein großer Löffel Nutella – und man hat eine herrlich süße Lovestory. Mit etwas Kitsch. Und vielleicht ein paar Klischees.

Bei diesem Thema scheiden sich vielleicht die Geister. Wenn man STOLEN KISSES lesen möchte, dann sollte man sich meiner Meinung nach sicher sein, dass man DIESE Art von Geschichte lesen will. Manche Liebesroman-Fans wollen Drama und tiefgründige Emotionen, andere wollen eher das sweete Wohlfühlklima. STOLEN KISSES spricht vor allem die zweite Gruppe an.

Die Thematiken rund um Outing, Selbstfindung, Konkurrenz, Vertrauen, Freundschaft und Familie sind zwar bei weitem nicht oberflächig, doch bleibt die Geschichte eine, die sich leicht liest. Sie wird dabei abwechselnd aus Kais und Jannis‘ Perspektive erzählt und hebt sich mit einem Schreibstil der etwas anderen Art ab. Er ist reich an Bildern, Stilmitteln und lustigen Anspielungen. Generell kann das Buch durch schräge Ironie überzeugen – muss man natürlich mögen. Ich mochte es jedenfalls, denn auch wenn manche Überspitzungen schon beinahe too much waren, passte es einfach.

Ein Fall dieses „beinahe too much“ ist etwa Jannis‘ Familie. Seine hippe Künstler-Mutter, die nervtötende Zwillingsschwester und dann noch die bunt-bemalte Haustüre sprechen eigentlich schon für sich. Die Dynamik zwischen den Charakteren war einfach genial. Das Gleiche gilt für Jannis‘ Freundeskreis, der vorbildhaft zeigt, wie Freundschaft sein soll. Mit Kai, der ebenso unvorbereitet auf diese Welt wie man selbst ist, dort hineinzustolpern, ist ein Erlebnis für sich. Ein Leseerlebnis, das gleichermaßen was fürs Herz und die Lachmuskeln ist.

Mein Fazit:
STOLEN KISSES ist genau die Geschichte, die wir an nebligen Herbstwochenenden und nass-kalten Februartagen brauchen. Sie ist erfrischend wie Jannis‘ Morgenkaffee, vielseitig wie besagte Haustüre und behaglich wie Marzipangebäck. Zugleich darf man nicht vergessen, dass diese etwas kitschigen Beschreibungen durchaus Programm sind. Der Geschichte fehlt es nicht an Tiefe, doch ich würde durchaus zustimmen, dass sie manchmal auf einer rosafarbenen Wolke davonschwebt. Wer sich auf eine bahnbrechende Erörterung über die Belastung, die ein Coming Out für manche darstellt, einstellt, wird wohl enttäuscht werden. Wer aber eine Gay-Romance sucht, welche die im Genre oft anzutreffende Schwere mit Leichtigkeit ersetzt, ist hier an der richtigen Adresse. In diesem Fall kann ich guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen, vergebe vier von fünf Sternen und grinse noch ein Weilchen verträumt vor mich hin, während ich an einen verregneten Spätwinter in Berlin denke.

Bewertung vom 09.07.2023
Payne, Lyla

April & May. Der Skandal / Secrets of the Campbell Sisters Bd.1


ausgezeichnet

„Gentlemen spielten zur Unterhaltung. Damen jedoch um ihr Leben.“
Als das Frühjahr in London heranbricht, beginnt zugleich eine neue Saison für die jungen Frauen und Junggesellen der feinen Gesellschaft. Für April ist es bereits die zweite Saison. Doch dass sie kein Verlangen danach empfindet, eine weitere Saison zu meistern, liegt nicht daran, dass sie das alles schon kennt. Es liegt vielmehr am Verlauf der letzten Saison. Und wie diese Aprils Hoffnungen für eine Saison, die erfolgreicher verlaufen könnte, unwiederbringlich davongefegt hat. Doch was ist vor einem Jahr geschehen? Und was hat der junge Mr Pembroke damit zu tun?
Aprils Schwester May stellt sich genau diese Fragen. Dabei wollte sie sich doch voll und ganz auf ihre eigene, ihre erste Saison konzentrieren! Doch da May nicht heiraten darf, bevor ihre ältere Schwester diesen Schritt gegangen ist, bleibt ihr wenig anderes übrig, als sich für das (Liebes-)Leben von April zu interessieren. May findet dabei gefallen in ihrer Rolle als Kupplerin. Aber ist May als Debütantin dafür wirklich die richtige Person?
Bereits die ersten paar Seiten haben einiges über die Geschichte verraten:
1. Sie wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. 2. Sie ist sowohl heiter, als auch ergreifend. 3. Die Liebesgeschichte ist leidenschaftlich.
Das alles hat mir sehr zugesagt und ich habe DER SKANDAL mit ganz viel Spaß zu lesen begonnen. Und dieser Spaß hat tatsächlich bis zur allerletzten Seite angehalten. Ich habe mich nicht nur top unterhalten gefühlt, ich wurde auch richtig mitgerissen, aus einem tiefen Loch der Leseflaute herausgerissen und habe das Buch innerhalb von nur zwei Tagen regelrecht verschlungen. Kurzum: Ich war begeistert. Und das, obwohl ich doch so ein paar Bedenken hatte.
Der Schreibstil ist sehr typisch für dieses Genre und hat etwas Altertümliches an sich. Ich liebe diese Ausdrucksweise sehr, nur die dritte-Person-Erzählung ist oft nicht so mein. Ich fühle mich da oft zu distanziert. Aber bei den Campbell Schwester war das zu keinem Zeitpunkt der Fall.
Von wechselnden Perspektiven bin ich generell ein großer Fan. Doch ich habe bereits die Erfahrung gemacht, dass mehr als zwei Perspektiven zu chaotisch und oberflächlich werden. Man will schließlich alle Charaktere kennenlernen und ihre Geschichten nicht nur lückenhaft zusammenpuzzeln müssen. Doch dieser Roman hat mich tatsächlich etwas Besseren belehrt. Er wird nicht nur aus zwei, nicht aus drei, sondern aus tatsächlich vier POVs geschildert – und ist dadurch einfach perfekt. Jede Perspektive ergänzt die anderen und fügt sich nahtlos ins Geschehen ein, sodass diese vier Perspektiven ihre volle Daseinsberechtigung haben.
Nun stellt man sich aber vielleicht die Frage: Vier Hauptfiguren – kann ich die überhaupt alle mögen? Und ja, die Figuren sind wirklich sehr unterschiedlich und sicher liegt jedem Leser die eine etwas mehr als die anderen. Um nicht zu spoilern, möchte ich nur zwei der vier Figuren vorstellen:
Zum einen haben wir April, die älteste der Campbell-Sisters und ein richtiger Ruhepol. April liebt Blumen und genießt ihre eigene Gesellschaft. Sie wirkt oft kühl, aber ich wurde mit ihr direkt warm, weil sie eine angenehme Figur ist. Ihre jüngere Schwester May ist so ziemlich genau das Gegenteil von April. May ist immer in Bewegung – und wenn es nur ihre Gedanken sind, welche sich überschlagen. Dabei übersieht sie jedoch manche wichtigen Details, was sie leider etwas naiv macht. Ich mochte May zwar wirklich gerne, aber ihre stürmische Art hat mir tatsächlich ein paar Nerven geraubt. Total verliebt habe ich mich übrigens in die männlichen Hauptfiguren – was natürlich auch nochmal ein dicker Pluspunkt fürs Buch ist ;)
Die Thematiken von Regency-Romances ähneln sich natürlich alle ein wenig. Man könnte sagen, dass dieser Roman das Rad nicht neu erfunden hat. Doch ich war tatsächlich überrascht, wie neu einige Themen für mich waren. Deshalb konnte mich der Roman zusätzlich sehr fesseln.
Mein Fazit:
Ich habe mich riesig auf das Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht. Wie begeistert ich tastsächlich sein würde, habe ich nämlich nicht ahnen können. Es ist die erste Regency-Romance, die ich gelesen habe und die tatsächlich zum Lieblingsbuch wurde und Highlightpotenzial besitzt. Wer ein Buch mit ganz viel Herz und Herzschmerz sucht, ist hiermit sehr gut beraten. Fans des Genres kann ich diese etwas andere Geschichte sehr empfehlen und allen anderen würde ich ebenfalls empfehlen, sie sich nicht entgehen zu lassen. Ganz große Leseempfehlung und 5 von 5 Herzen von mir. Nun bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich den Band über die anderen beiden Campbell-Schwestern kaum erwarten kann.

Bewertung vom 19.12.2022
Mohn, Kira;Moran, Kelly

Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1


ausgezeichnet

Über BECAUSE IT’S TRUE wusste ich nicht allzu viel, bevor ich es zu lesen begonnen habe. Die Grundidee war mir bekannt: Ein in den sozialen Medien trendendes „Spiel“ – nenne eine Wahrheit, eine Lüge und etwas, von dem du dir wünschst, es wäre entweder wahr oder gelogen. Ein sehr spannendes Spiel, wie ich finde. Noch dazu bietet es ganz viel Potential für die vielfältigsten Geschichten. Und vielfältig, dass sind TAUSEND MOMENTE und EIN EINZIGES VERSPRECHEN definitiv.

Beginnen wir einmal mit der ersten Kurzgeschichte – TAUSEND MOMENTE von Kelly Moran. Solltet ihr euch von der Handlung nicht (wie ich) überraschen lassen wollen, hier eine kleine Inhaltsbeschreibung:
Rosemary liebt ihren Beruf – sie ist Englischlehrerin mit Leib und Seele. Sie bringt ihren Schülern die Liebe zum geschriebenen Wort näher. Drei ihrer Schülerinnen sind davon so angetan, dass sie ihrer Lieblingslehrerin etwas zurückgeben wollen. Rosemary lebt allein, doch laut ihren Schülerinnen soll sich das bald ändern. Sie planen, die Lehrerin mit dem Besitzer der städtischen Bibliothek, Sheldon, zu verkuppeln. Aber Sheldon hat auch ohne die Liebe bereits einige Sorgen…
Diese Kurzgeschichte war die erste Geschichte überhaupt, die ich von Kelly Moran gelesen habe. Dementsprechend musste ich mich erst ein wenig an ihren Stil gewöhnen. Die Geschichte wird aus der dritten Person erzählt und der Erzählstil ist hierbei sehr bildhaft und detailreich. Sicherlich waren es ein wenig viele Details, doch letzten Endes waren sie der Grund für solch ein Gefühl der Entschleunigung beim Lesen. Trotz der wenigen Seiten hat die Autorin es geschafft, ganz viel Emotionen, Tiefgang und Liebe in die Geschichte hineinzulegen. Zugleich ist TAUSEND MOMENTE eine absolute Wohlfühlgeschichte nach einem stressigen Tag. Es geht sehr romantisch zu – und sehr „bookish“. Wofür mir die Geschichte im Kopf bleiben wird, das ist eindeutig die Dynamik zwischen Rosemary und Sheldon. Die beiden sind für mich der Inbegriff von Seelenverwandten und ihre Kommunikation hat mir extrem gut gefallen. Die zwei sind wohl zu meinem Lieblingspaar geworden :)

Kira Mohns Geschichte steht Kellys komplett gegensätzlich gegenüber. Wo TAUSEND MOMENTE uns Zeit und Raum zum Durchatmen verschafft, wird der Leser in EIN EINZIGES VERSPRECHEN mit der harschen, traurigen Realität konfrontiert.
Jack ist seit einem Jahr mit der Schule fertig. Doch statt wie andere aufs College zu gehen, steht er Abend für Abend im Pub seiner Familie und kümmert sich zugleich als einziger um seinen kleinen Bruder Finlay. Jacks Vater trinkt und sein älterer Bruder ist nie da. Jack weiß gar nicht mehr, wo ihm der Kopf steht – dennoch schlägt er sich seit einiger Zeit auch noch mit Gefühlen rum, die nicht sein sollen. Er braucht seine beste Freundin Vic viel zu dringend an seiner Seite, um diese Freundschaft wegen der Liebe zu riskieren.
Jacks Geschichte war besonders für mich, weil sie ausschließlich aus seiner Perspektive geschrieben ist. Durchgängig die männliche Sichtweise ist ungewöhnlich in Liebesromanen – aber es hat natürlich wunderbar funktioniert. Kira Mohns Schreibstil ist sehr angenehm und durch die Ich-Perspektive dauert es nur wenige Sätze, bis man in der Geschichte drin ist. Die Story ist eine sehr tiefgründig-emotionale. Man wird mitgerissen und leidet vor allem mit. Hierbei steht aber nicht die Liebe im Vordergrund.

Generell möchte ich noch eine kleine Anmerkung machen. Ich habe beide Geschichten sehr geliebt. Beide auf eine ganz andere Art. Dennoch stehen die Geschichten weniger für sich, als man denkt. Sie sind eher der Prolog – zu Kellys neuer Reihe über Rosemarys drei Lieblingsschülerinnen und zu Kiras Reihe über Vic und ihre Mutter. TAUSEND MOMENTE kann gut und gerne unabhängig von der Reihe gelesen werden. EIN EINZIGES VERSPRECHEN dagegen hat bisher noch keinen (runden) Abschluss gefunden. Ich hatte das irgendwie anders erwartet. Eigentlich bin ich froh, die Charaktere noch nicht so schnell wieder gehen lassen zu müssen. Dennoch ist es vielleicht für manche wichtig, dies bereits im Voraus zu wissen ;)

Mein Fazit:
Der erste Teil der BECAUSE IT’S TRUE – Reihe hat mich nicht enttäuscht. Die zwei Kurzgeschichten waren genau die richtige Unterhaltung für jeweils einen gemütlichen Leseabend. Die zwei Liebesgeschichten unterscheiden sich total voneinander – und deshalb ergeben sie ein derart facettenreiches Buch wie BECAUSE IT’S TRUE. Wer neuen Lesestoff der beiden Autorinnen kaum erwarten kann oder einfach mal eine knackig-kurze Liebesgeschichte lesen möchte, der ist mit diesem Buch perfekt beraten. Von mir gibt es volle fünf Sterne.

Bewertung vom 25.11.2022
Hotel, Nikola

Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1


ausgezeichnet

Als Eden in Woodford ankommt wünscht sie sich nichts sehnlicher als einen Neuanfang. Sie hat unfassbar hart für ihr Stipendium gekämpft, und das soll nicht umsonst gewesen sein. Doch Eden ist noch nicht mal ganz auf der Academy angekommen, da wird ihr schon bewusst, wie fehl am Platz sie dort ist. Allein in der Fremde zwischen Studenten, die schon zuvor auf Privatschulen waren – wie soll sie hier Anschluss finden? Doch was mit unangenehmen Missgeschicken und einigen Missverständnissen beginnt, wird bald zu etwas sehr Schönem.
Aber noch sind die Freundschaften sehr frisch und fragil – halten sie all die bedrückenden Geheimnisse aus, die Eden mit sich herumschleppt? Und kann Eden jemals wieder einen Mann küssen, nachdem ihr letzter Kuss ihr Leben in die Tiefe gerissen hat?

WENN ICH FALLE ist der erste Band der DARK IVY – Dilogie. Schon der Epilog verrät, wie spannend und herzzerreißend die Reihe werden wird, doch zunächst geht die Geschichte sehr entspannt los. Innerhalb von nur wenigen Sätzen war ich in der Geschichte drin. Sie wird ausschließlich aus Edens Perspektive erzählt und liest sich absolut flüssig. Das Buch war nicht das erste, welches ich von Nikola Hotel gelesen habe, aber es ist schon eine Weile her, seit ich zuletzt etwas von ihr gelesen habe. Nichtsdestotrotz war mir direkt wieder klar, weshalb ich ihre Romane so sehr liebe: Sie entwickeln sich innerhalb von nur wenigen Sekunden zu Pageturnern und man spürt von der ersten Seite an das Lieblingsbuch-Potential.

Die Figuren machen es einem sehr leicht, sich in sie und die Geschichte hineinzufühlen. Was mich an Eden direkt überzeugt hat, war ihr durchdachtes Handeln. Sie hat Hoffnung in den Neuanfang, aber diese Hoffnung macht sie nicht naiv. Eden hinterfragt und ist vorsichtig – und das macht sie zu einem sehr authentischen Charakter, den man sehr gerne über hunderte von Seiten hinweg begleitet.
Auch William war mir auf Anhieb sympathisch, obwohl ich dafür eigentlich keine Erklärung habe. Irgendwo zwischen den Zeilen vermittelt das Buch einfach direkt den Eindruck, dass er einer von den Guten ist. Und deshalb habe ich ihn direkt ins Herz geschlossen. Generell mag ich die Art, wie Nikola Hotel die männlichen (Haupt)Charaktere in ihren Romanen gestaltet. Sie haben kein Badboy-Image notwendig, um interessant zu sein. Im Gegenteil – William ist einfühlsam, zeigt Gefühle und ist rundum DER Bookboyfriend schlechthin.

Was ich an DARK IVY außerdem besonders hervorheben möchte, das ist die Atmosphäre. Die Autorin hat genau das richtige Maß an Altertümlichkeit gefunden, um Woodford und dem Buch eine majestätisch-dunkle Stimmung einzuhauchen. Zugleich wurde das aber mit ganz viel heiteren Szenen und unfassbar lustigen Dialogen aufgelockert. Sehr gefallen haben mir auch all die Beschreibungen, mit denen die Stimmung perfekt eingefangen wird. Hier wurde die Architektur erklärt, dort der Kleidungsstil, dann ein wenig Kunst und dazwischen ein paar historische Fakten. Das alles ergab eine super ausgewogene Mischung. Man erhielt immer nur so viele Infos, damit die Neugierde zwar weiter angestachelt, die Geschichte aber nicht langatmig wurde.

So wird WENN ICH FALLE zu einem Buch, das man gut und gerne innerhalb von ein, zwei Tagen liest. Die Woodford Academy heißt den Leser ebenso herzlich willkommen, wie Eden und William und die vielen Nebenfiguren. Und je weiter man liest, desto mehr wächst einem die schrullig-herzliche Truppe ans Herz. Daher ist es wenig wunderlich, dass die tragischen Thematiken einem sehr nahegehen. Dennoch bin ich auch großer Fan der Thematiken – egal ob es die zentralen sind, oder eher nur stellenweise erwähnte Themen. Nikola Hotel hat enorm wichtige Schwerpunkte gesetzt und ich finde es absolut richtig, dass diese Themen in Romanen behandelt werden. Trotzdem möchte ich erwähnen, dass der Roman nicht ohne Grund eine Triggerwarnung besitzt.

Mein Fazit:
WENN ICH FALLE ist eine emotionsreiche Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gepackt hat. Sie ist reich an Emotionen jeglicher Art und spart auch nicht an spicy Szenen. Die lustigen Szenen sind so witzig und die traurigen Szenen so ergreifend, dass man beim Lesen oft den Tränen nahe ist. Es ist wohl kein Wunder, dass dieser erste Band mit einem emotionalen Cliffhanger endet – allerdings hat es mich dann doch kalt erwischt, dass wir noch FÜNF Monate auf ein Wiedersehen mit Eden und William warten müssen. Diese viel zu lange Wartezeit ist allerdings der einzige Kritikpunkt, den ich an der Geschichte haben könnte ;)
Von mir gibt es daher natürlich volle und wohlverdiente fünf Sterne und eine ausdrückliche Leseempfehlung.

Bewertung vom 14.11.2022
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1


ausgezeichnet

Björn lebt auf Catan. Er ist ein Nachfahre der mutigen Siedler, die vor einigen Jahren ihre Heimat im hohen Norden verlassen haben, um auf Catan ein neues Leben zu beginnen. Doch sind wir ehrlich: Es war nicht der Mut, der sie dorthin getrieben hat, sondern der Kampf um ihre Existenz.
Alles begann mit einer Liebe, die nicht sein durfte. Thorolf liebt Asla, Asla liebt Thorolf – aber sie ist einem anderen Fürsten versprochen. Asla sieht ihren einzigen Ausweg in einer Flucht von Zuhause. Dass ihr dabei ihre jüngere Schwester folgt, war allerdings kein Teil ihres Planes. Ebenso wenig, dass ihr Vater derart außer sich ist, dass er Thorolfs Kopf fordert und dessen Dorf verwüstet.
In einem Kampf auf Leben und Tod, zwischen Hoffnung und Schicksal sticht Thorolf zusammen mit seinen beiden Brüdern Digur und Yngvi, sowie Asla und einigen Dorfbewohnern in See.

CATAN ist definitiv ist kein Buch, das sich einfach mal an einem Stück liest. Aber darum geht es bei diesem Buch auch nicht. CATAN ist ein Roman für neblige Sonntage und lange Winterabende. Es ist eine Geschichte, die einen innerhalb von nur einem Satz packt – egal ob man gleich hundert Seiten auf einmal oder immer wieder nur ein halbes Kapitel liest.
Der Schreibstil trägt hierzu sicherlich einen großen Teil bei. Er besitzt das richtige Maß an Spannung um Abenteuer-Feeling aufkommen zu lassen. Zugleich beschreibt er alles sehr detailreich – aber immer nur so viel wie notwendig. Dadurch erlebt man alles hautnah und doch wird es nie langatmig. Ebenso werden genau die richtigen Stellen mit einer Portion Humor gewürzt, was das Leseerlebnis noch vielfältiger gestaltet. Der Humor ist dabei so trocken, dass man gar nicht anderes kann als laut aufzulachen.

Das Buch wird zum größten Teil aus der dritten Person erzählt und beleuchtet dabei viele verschiedene Figuren. Tatsächlich gibt es sehr viele Hauptfiguren und noch mehr Nebenfiguren. Es dauert ein paar Seiten, bis man die vielen Namen zuordnen kann; aber irgendwann macht es dann klick und man denkt gar nicht mehr darüber nach, wie viele verschiedene Figuren es gibt. (Als kleiner Tipp: Am Ende der Danksagung gibt eine Figurenliste und einen Stammbaum)
Im Mittelpunkt stehen besonders die drei Halbbrüder Digur, Thorolf und Yngvi, sowie Asla. Sie leben in einer komplett anderen Zeit und auch die Sitten waren damals anderes - schließlich entstammen sie einer Wikinger-Familie. Dennoch fiel es mir erstaunlich leicht, mit den Figuren zu sympathisieren. Ich mochte ihr authentisches, nachvollziehbares Handeln sehr. Und auch ihre – sehr unterschiedlichen – Charakterzüge machen die Geschichte vielfältig.
Asla ist eine sehr junge Frau, doch das vergisst man schnell, wenn man bedenkt, womit sie zu kämpfen hat und was sie alles meistert. Sie arbeitet als Heilerin, was eine interessante Thematik darstellt. Ich mochte an ihr besonders ihre Klugheit und Selbstsicherheit.
Thorolf ist ein äußerst vielschichtiger Mann. Es sticht in nichts besonders heraus und ich mochte sein ausgeglichenes Gemüt sehr. Wie stark seine Liebe zu Asla ist, hat mich beeindruckt.
Digur ist der Inbegriff von „stille Wasser sind tief“. Er stellt einen spannenden Kontrast dar, denn obwohl er im Kampf ohne mit der Wimper zu zucken seine Gegner tötet, hat er ein unfassbar großes, weiches Herz.
Yngvi ist der Sonnenschein der Geschichte. Ob es in den Moment passt oder nicht – Yngvi hat immer einen Scherz parat. Doch taktlos ist er niemals – denn Yngvi weiß in den richtigen Situationen mit Ernsthaftigkeit zu überzeugen.

Insgesamt ist CATAN ein durch und durch facettenreicher Roman. Sämtlicher Aspekte des Lebens als Wikinger, Händler und Siedler wurden anschaulich und ausführlich belichtet. Alles ist gut recherchiert und nichts kommt zu kurz. Es geht um die Männer- und Frauenbilder jener Zeit. Die Stellung der Knechte und Mägde. Der ständige Kampf ums Überleben. Drohende Gefahren. Glückliche Fügungen. Handwerk und Kämpfe. Und ja, auch um die Liebe. Nur um ein paar Beispiel zu nennen…

Mein Fazit:
CATAN ist für mich auf jeden Fall ein Highlight, das ich bestimmt noch ein paar Male re-readen werde. Es überzeugt beim Lesen in praktisch jeder Kategorie. Zugleich findet der Autor immer ein Gleichgewicht – zwischen Spannung und Humor, Abenteuer und Gefühl, Detaillierung und Kurzweiligkeit. Das Buch mag zwar kein Schnäppchen sein, doch es ist die Investition wert oder auch ein sehr geeignetes Geschenk für die anstehenden Feiertage. Von mir gibt es zusammen mit vollen 5 Sternen eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.11.2022
Dade, Ayla

Unendliche Macht / The Witches of Silent Creek Bd.1


weniger gut

Helenas Eltern sind beide tot. Es gibt nichts mehr, was sie in ihrer Heimat hält. Dafür umso mehr, was sie in die Ferne zieht – tausend Fragen, auf die sie endlich Antworten will. Wieso hat ihre Mutter vor all den Jahren Silent verlassen? Wieso ist sie nie mehr dorthin zurückgekehrt? Helena beschließt ihr Studium genau dort zu beginnen, wo sie selbst noch nie war – bei ihrem Großvater in Silent Creek. Doch schon bei ihrer Ankunft muss sie feststellen, wie seltsam der Ort ist. Schön zwar, aber auch beunruhig. Und es gehen seltsame Dinge vor sich. Geradezu übernatürliches. Und ob sie will oder nicht – bald schon ist sie mittendrin…
Ich habe das Buch zu lesen begonnen und war eigentlich direkt fasziniert. Erst ein vielversprechender Prolog, dann das beeindruckende Setting und auch Helena war mir direkt sympathisch. Ich habe weiter und weiter gelesen. Die Seiten vergingen, dann die Kapitel. Aber irgendetwas passte für mich nicht. Es dauerte ein wenig, bis mir auffiel, dass ich selbst nach über 100 Seiten noch nicht wirklich in der Geschichte angekommen war. Das war es, was mich verwirrt hat. Das, und noch so viel mehr.

Bald schon offenbart sich die erste Besonderheit – das Buch wird nicht aus einer einzigen Perspektive erzählt. Auch nicht aus zwei oder drei. Es sind ganze vier Stück: Tyrael, der Helena vom ersten Moment an loshaben will, dazu sein Kumpel Emille und nicht zuletzt die unscheinbare Didre.
Das mag etwas kompliziert wirken und für mich war es auch genau das. Ich freue mich normalerweise über Perspektiv- oder Zeitsprünge in Büchern. Das bringt Spannung ins Buch – unter der Voraussetzung, dass der Leser nachvollziehen kann, weshalb wann welche Perspektive eingesetzt wird. Doch genau das ist mir bei THE WITCHES OF SILENT CREEK nicht gelungen. Bis zum Schluss habe ich vergeblich nach einem roten Faden gesucht, der alle Perspektiven irgendwie miteinander vereint. Am Ende blieb nur eine Vermutung und die Vertröstung auf Band zwei.
In anderen Bereichen, praktisch bei allen angesprochenen Themen gelang es mir ebenfalls zu keinem Zeitpunkt durchzublicken. Mit jedem Kapitel kamen weitere Problematiken und einige weitere Figuren hinzu – alles lose Enden. Einen Zusammenhang dazwischen habe ich nicht gefunden. Was ich dagegen gefunden habe, waren einige Plotholes. Anders kann ich die Logik im Buch, die sich mir leider entzog, nicht nennen. Und ich bezweifle, dass sämtliche Schwachstellen aus Band eins wiederaufgegriffen werden können – es sind einfach zu viele, dass sie ohne weitere Handlung schon einen extra Band ergeben.
Leider haben es mir die Figuren ebenfalls nicht leicht gemacht. Helena handelte zumeist reflektiert, aber in den entscheidenden Momenten war sie unrealistisch leichtgläubig. Zugleich war sie die einzige Figur, der man wirklich trauen konnte. Alle anderen bin ich beim Lesen mit zunehmendem Misstrauen begegnet, denn Anzeichen dafür, wer gut und wer böse ist, gab es einfach nicht. Und diese Unsicherheit hielt mich auf Distanz zu den Figuren und zwangsläufig auf Distanz zur gesamten Story.

Es schien mir, als wäre die Schreibregel „Show, don’t tell“ ein wenig zu wörtlich genommen worden. Denn Erklärungen waren rar und wenn sie dann doch kamen zu kompliziert und geballt. Weitergelesen habe ich nicht aufgrund von Spannung, sondern in der Hoffnung, dass es sich bessert und ich wenigstens einen Hauch von Ahnung erhalte, was der Kern der Geschichte ist.
Was ich an dieser Stelle positiv hervorheben kann, ist der Schreibstil. Das Buch liest sich unerwartet flüssig und zügig und ich hatte kein Problem weiterzulesen - selbst als ich mit der Handlung völlig uneins war. Allerdings komme ich auch bei diesem Aspekt nicht ohne ein ABER aus. Denn ein Teil des Schreibstils sind die Beschreibungen, und die haben mich vollkommen abgeschreckt. Dieser Punkt ist eng verbunden mit der Handlung, schließlich ist es nun einmal so, dass das Buch sehr ekelerregende Passagen besitzt. Wenn man schon im ersten Drittel angewidert war, so ist das nichts im Vergleich dazu, was einen zum Schluss hin erwartete.

Mein Fazit:
Wer die Rezension bis hierher gelesen hat, wird schon wissen was nun folgt. Von mir gibt es keine Leseempfehlung für THE WITCHES OF SILENT CREEK – UNENDLICHE MACHT. Es ist nicht meine Absicht, die Geschichte komplett niederzumachen oder ähnliches. Es ist nur so, dass mir das Buch nicht einfach „nicht gefallen hat“. Mein Problem bestand darin, dass ich gar nicht genug verstanden habe, um direkt beurteilen zu können, wie gut es mir denn nun gefallen hat. Ich glaube bei diesem Buch wäre weniger einfach mehr gewesen. Von mir gibt es nur 2 von 5 Sternen – diese sind für Lesefluss und Cover. Obwohl das Buch mit einem Cliffhanger endet, werde ich Band zwei wohl nicht lesen. Die Wendung am Ende war vorhersehbar und ich bezweifle, dass der Abschlussband mehr Spannung und ausreichend Erklärungen enthält.

Bewertung vom 01.11.2022
Flint, Alexandra

Meet Me in Maple Creek / Maple Creek Bd.1


sehr gut

Gibt es für euch schon dieses eine Buch, das ihr mit dem Herbst verbindet? Eine Geschichte, die ebenso die cozy Stimmung bei Pumpkin Spice, sowie auch den spannungsvollen Gruselfaktor von düsteren Nebelnächten einfängt? Ich persönlich habe eine solche Geschichte bisher noch nicht gefunden – weshalb ich mich besonders auf MEET ME IN MAPLE CREEK gefreut habe. Das wunderschöne Cover verspricht Herbststimmung pur – idyllische Atmosphäre. Der Klappentext dagegen erzählt von einer spannungsvollen Lovestory mit Nervenkitzel. Und zugleich ist da Buch noch ganz viel mehr:

Mira lebt schon immer in Maple Creek, der wohl gemütlichsten Kleinstadt der Welt. Sie hat alles, was sie braucht – einen Dad, mit dem sie sich super versteht. Ihren Hund Flex, mit dem sie gerne lange Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur unternimmt. Und ihre besten Freunde Tami und Eli, die zu ihr halten, egal was passiert. Mira ist glücklich – obwohl da eine kleine Stimme in ihr sagt, dass mehr auf sie wartet.
Dass dieses „mehr“ aber ausgerechnet ein Zwillingsbruder sein soll, der in New York und völlig gegensätzlich zu ihr selbst aufgewachsen ist, damit hätte sie nicht gerechnet. Und erst recht nicht damit, dass Lilac nicht allein in Maple Creek auftaucht, sondern einen Freund – Joshka – mitbringt, der Lilacs düsteren Blick um Welten übertrifft.
Die Situation ist völlig verworren und fremd – aber noch lange nicht kompliziert genug. Die Dunkelheit, welche die beiden New Yorker mit in Miras Heimatstadt gebracht haben, klopft schon bald sehr dringlich an…

Das Buch ist extrem vielschichtig. Das sieht man allein schon an meiner nicht gerade knappen Beschreibung des Inhalts, die noch lange nicht vollständig ist. Was ich etwa noch gar nicht erwähnt habe, ist die Lovestory, die sich mit der Zeit zwischen Mira und Joshka anbahnt. Ich sage bewusst mit der Zeit, denn MEET ME IN MAPLE CREEK ist Slow-Burn pur. Mira ist lange hin und hergerissen zwischen der Furcht vor Joshkas durchdringendem Blick und dem behüteten Gefühl in seiner Nähe. Außerdem ist da noch die Tatsache, dass Joshka nicht für immer in Maple bleiben wird – er gehört durch und durch nach New York.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Mira und Josh erzählt. Plus, es gibt das ein oder andere Kapitel aus Lilacs Sicht. Welcher Sinn dahinter steckt, werdet ihr wohl selbst herausfinden müssen. Nur so viel: Alle drei Geschichten haben ihre eigenen Töne und zusammen ergeben sie eine ganz besondere Melodie.
Joshkas Geschichte verspricht hierbei besonderen Nervenkitzel und ist der perfekte Gegenpart zur Idylle und den leisen Gefühlen.

Thematisch hat mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite – sowie darüber hinaus – gefesselt. Es geht um viel verschiedenes und vieles bleibt lange als Rätsel verpackt. Es gab zwar nicht allzu viele Plottwists, aber besonders der Schluss hatte es in sich. Meine Empfehlung daher: Wenn ihr die Geschichte lesen möchtet, dann holt euch Band zwei gleich dazu ;)
Generell würde ich sagen, die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Der Schreibstil war sehr angenehm, die Handlung interessant. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass das Tempo etwas zurückgeschraubt wird. Oder dass die Handlung das Setting nicht übertrumpft.
Joshka hatte ich trotz seiner dunklen Seite schnell sehr gern. Zwar war in seiner Geschichte nicht jede Wendung ganz Stimmung, aber ich bin schon jetzt gespannt, wie sie in Band zwei weitergeht. Mira hat es mir nicht immer leicht gemacht. Sie unterschätzt die Situation und überschätz sich selbst gerne mal – das hat mich ein wenig gestört.

Mein Fazit:
MEET ME IN MAPLE CREEK bereitet sehr aufregende Lesestunden. Es geht um sehr viel mehr als um eine Liebesgeschichte – und doch ist das Buch eines der Sorte, die einem das Herz brechen kann. Nicht alle Passagen waren gleich stark, lesenswert ist das Buch jedoch allemal. Daher vergebe ich 4 von 5 Sterne und klemme mich nun direkt hinter Band zwei ;)