Benutzer
Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 304 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2024
Baldelli, Simona

Die geheimnisvolle Freundin


gut

Die Autorin Simona Baldelli, erzählt in ihrem neuen Roman „Die geheimnisvolle Freundin“ eine fiktive Geschichte über Freundschaft und weibliche Solidarität vor dem Hintergrund der „Revolte“ der Tabacchine von Lanciano.

Inhalt:
Abruzzen, 1950er Jahre. Von Geburt an lebt Nina in einem von strengen Nonnen geführten Waisenhaus auf dem Land. Als sie sieben ist, wird Lucia aufgenommen, die gerade ihre Eltern verloren hat. Zwischen den beiden gleichaltrigen Mädchen entwickelt sich über viele Jahre hinweg eine enge Freundschaft. Bis ein dramatisches Missverständnis ihr Vertrauensverhältnis nachhaltig erschüttert und beide getrennte Wege gehen. Nina findet Arbeit in einer Tabakfabrik, erfährt dort Solidarität und schöpft neue Zuversicht für ihr weiteres Leben. Dann steht eines Tages Lucia vor ihrer Haustür. Und vertraut ihr ein für beide weitreichendes Geheimnis an ...

Meine Meinung:
Von der Autorin selbst habe ich bisher noch kein Buch gelesen und war umso gespannter auf ihre Geschichte, die sich laut Klappentext, recht dramatisch und bewegend anhörte.

Das Leben von Nina in dem von strengen Nonnen geführten italienischen Waisenhaus, ist recht ausführlich und oft bedrückend, geschildert. Bisher hatte ich auch noch nie den Gedanken daran verschwendet, dass zwischen Waisenkindern und Findelkinder, Unterschiede gemacht werden könnten.
Zu lesen, wie die Kinder behandelt werden und welche Zustände im Waisenhaus herrschen, lies mich oft innehalten.

Nina ist verzagt, weil bei der Zurschaustellung sie keiner adoptieren möchte, dabei weiß sie ja nicht mal, was das bedeuten würde! Nina kennt nur das Waisenhaus und sehnt sich doch so sehr danach, gemocht und gewollt zu sein …

Nina wird detailliert ausgeleuchtet und steht hier klar im Mittelpunkt der Geschichte.

Als die Waise Lucia ins Waisenhaus kommt, fühlt Nina sich verpflichtet ihr zu helfen und freut sich auf der einen Seite endlich eine Freundin gefunden zu haben aber auf der anderen, beruht diese Freundschaft auf Einseitigkeit, die Nina nicht wahr haben will. Schon mit der Ankunft von Lucia im Waisenhaus, verklingt die rührende Handlung, um Nina …

Dann wechselt die Autorin ihre Geschichte aus heiterem Himmel innerhalb einiger Kapitel plötzlich mit gewaltigen Zeitsprüngen in die Zukunft der plötzlich 20jährigen Nina und umgekehrt wieder so plötzlich in die Kindheit. Diese Sprünge sind wohl die beiden Erzählstränge, die aber erst im Anhang, klar und detailliert von der Autorin erklärt werden.

Fazit:
Nachvollziehen konnte und wollte ich den Erzählstrang der „Revolte“ der Tabecchine von Lanciano nicht, denn meine Erwartungshaltung zu dieser Geschichte, bezog sich auf „Eine bewegende Geschichte über Freundschaft und weibliche Solidarität“ die sich aber aus meiner Sicht durch eine weitere von mir unerwartete Geschichte, aufgelöst hat. Leider sind für meinen Geschmack, die beiden Erzählstränge zwei eigene unterschiedliche Geschichten, die hier nicht so recht zusammen passen wollen.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 26.06.2024
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Die Autorin Romy Fölck, erzählt in ihrem neuen Roman “Das Licht in den Birken“ eine Geschichte über Freundschaft und Neuanfang auf einem alten Hof in der Lüneburger Heide.

Inhalt:
Thea wagt mit Mitte fünfzig einen Neuanfang und kehrt nach über zwanzig Jahren im sonnigen Portugal zurück in ihre norddeutsche Heimat. Sie zieht mit ihren beiden Ziegen auf einen idyllischen Hof in die Lüneburger Heide. Hier will sie zur Ruhe kommen und Frieden mit ihrer Vergangenheit schließen. Das Ankommen ist alles andere als einfach – der Hofbesitzer Benno hat ein Händchen für Tiere und Pflanzen, aber anderen Menschen begegnet er schroff.

Thea und Benno schaffen es, sich anzunähern als sie einer jungen Frau helfen, die sich beim Wandern den Fuß verletzt hat. Juli bleibt nichts anderes übrig, sie muss ihre Reise aufschieben. Weil es schlecht um den Lebenshof für Tiere steht, werfen Thea und Juli ihre Vorbehalte über Bord und setzen alles daran, Bennos Lebenswerk zu retten.

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt auf sehr ruhiger Weise und mit leisen Tönen, wie sich drei völlig fremde und unterschiedliche Figuren auf Bennos Gnadenhof in der Lüneburger Heide begegnen.

Die Geschichte wird aus abwechselnden Perspektiven von Thea, Benno und Juli erzählt, wodurch die Gedanken und Gefühle der einzelnen Figuren, deutlich und nachvollziehbar werden.

Thea ist Mitte fünfzig und beschließt nach zwanzig Jahren Portugal endlich wieder nach Deutschland zurückzukehren. Sie will sich ihrer Vergangenheit stellen und startet einen Neuanfang mit ihren beiden Lieblingsziegen, in der Lüneburger Heide.

Auf dem idyllischen Hof trifft Thea auf ihren Vermieter Benno, ein alter Mann, der mit sich und seinem Leben scheinbar nicht klar kommt, dafür aber ein Herz für Tiere hat. Er versucht auf seinem heruntergewirtschafteten Hof den Tieren eine Chance zu geben, doch seinem Lebenswerk, droht das Aus.

Benno findet im Wald eine junge Frau, die sich auf ihrer langen Wanderung den Fuß verletzt hat, und bringt sie vorerst auf dem Hof unter.

Das Zusammenleben der Drei gestaltet sich zunächst etwas schwierig aber schon bald werden sie zu einem eingeschworenen Team, denn Thea und Juli packen mit an um Bennos Lebenswerk zu retten.

Fazit:
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und mit einer Leichtigkeit geschrieben, der mir von Anfang an gut gefallen hat. Eine wunderbare Wohlfühlgeschichte mit unterschiedlichen Charakteren, die ihre Freundschaft zueinander finden und für einen Neuanfang auf dem Lebenshof kämpfen, begleitet mit schönen Landschafts- und Umgebungsbeschreibungen.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 11.06.2024
Heiland, Julie

Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt


sehr gut

Die Autorin Julie Heiland, erzählt in ihrem neuen historischen Roman „Schicksalsjahre. Die Frauen vom Neumarkt“ die Geschichte über eine junge Frau in den Wirren der Nachkriegszeit mitten im völlig zerstörten Dresden, um eine Liebe die Hoffnung schenkt und von Geheimnissen die alles überschattet.

Inhalt:
Dresden ist vollkommen zerstört. Die junge Lotte gehört zu den Frauen, die die Stadt mit bloßen Händen wieder aufbauen. So sehr sich Lotte nach einem Neuanfang sehnt, so verzweifelt ist sie auf der Suche nach ihrem Geliebten. Als sie eines Abends einen jungen Mann vor dem Tod bewahrt, kehrt ihre Zuversicht zurück: Jakob weckt in ihr Gefühle, die sie verloren geglaubt hatte. Doch das Schicksal greift auch nach dieser Liebe, und erst Jahrzehnte später wird Lottes Enkelin Hannah die Wahrheit über ihre tragische Familiengeschichte erfahren...

Meine Meinung:
Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin Abwechselnd und chronologisch, über spannende Fakten Anfang 1945 rund um die Bombardierung der Stadt Dresden und über den grausamen Umgang mit Juden sowohl während als auch nach dem zweiten Weltkrieg. In späteren Jahren folgen die Unterschiede zwischen Ost und West, die ganz natürlich in die Geschichte integriert wurde.

Deutschland 1945: Endlich Frieden. Die Zeit ist geprägt von Armut, Verlust von Familienmitgliedern und Wiederaufbau. Lotte lebt zusammen mit ihrer Tante in einer notdürftigen Wohnung aber diese kann sich mit den neuen Lebensumständen schlecht abfinden und Lotte wird mit dem harten Leben der Nachkriegszeit konfrontiert. Um für sie beide, dass Leben einigermaßen bestreiten zu können, arbeitet Lotte bei den Trümmerfrauen. Mutig und tapfer stellt sie sich den Herausforderungen des Lebens und dieser Zeit. Ihre ständige Sorge gilt ihrer großen Liebe Leon, der Jude ist und von heute auf morgen verschwunden ist. Ihre Hoffnung ihn wieder zu finden, gibt sie nicht auf.

Lotte entdeckt auf der Elbbrücke einen verwahrlosten Mann, der sich anscheinend in die Elbe stürzen will. Mit viel Feingefühl und Geduld schafft sie es, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Gegen den Widerstand ihrer Tante gibt sie ihm sogar ein Zuhause. Lotte gelingt es nach anfänglichen Schwierigkeiten, Jakob in seiner Trauer zu trösten und schafft es, dass er sich ihr gegenüber öffnet. Sie nimmt ihn sogar mit zur Arbeit, hofft dass die Enttrümmerung Dresdens, bei der sie täglich hilft, seinem Leben wieder einen Sinn gibt. Das Leben nimmt seinen Lauf und Lotte wird auf äußerst bittere Art und Weise, um ihre Liebe betrogen …

Dresden 1993: Die Denkmalpflegerin Hannah findet in den Trümmern der Dresdner Frauenkirche das Foto einer jungen Frau, die ihr auf den ersten Blick bekannt vorkommt und ihre Neugier ist geweckt, sie beginnt zu recherchieren. Schnell wird Hannah klar, dass Lotte ihre Großmutter ist, nur warum besteht keine Verbindung? Hannahs Mutter Marlene, weigert sich über ihre Mutter Lotte, zu reden. Erst als Hannah auf die dramatische Liebesgeschichte ihrer Großmutter Lotte stößt, erfährt sie mehr über die Vergangenheit ihrer Familie, die ein dunkles Geheimnis umgibt …

Fazit:
Der Autorin ist es gelungen mit ihrem flüssigen Schreibstil, ihre historische Geschichte mit fiktiven Details, packend und nachvollziehbar zu erzählen. Besonders von dem Schicksal der jungen Lotte, war ich zuerst tief berührt doch zum Ende hin, wirkte ihre Geschichte plötzlich sehr konstruiert erzählt.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 10.06.2024
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen


ausgezeichnet

Die Autorin Buzzy Jackson, erzählt in ihrem Debütroman "Wir waren nur Mädchen", nach wahren Begebenheiten die Lebensgeschichte der niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, die ihr Leben für die Freiheit aller während der Besatzung der Nationalsozialisten, riskierte.

Inhalt:
Amsterdam, 1940: Hannie Schaft studiert Jura, und ihre Träume für die Zukunft sind ehrgeizig und voll Hoffnung. Doch es herrscht Krieg, und es sind die Träume, die zuerst sterben. Hannie sieht keine andere Möglichkeit mehr, als sich dem Widerstand anzuschließen. Und sie entdeckt ihre gefährlichste Waffe: ihr Frausein. Getarnt von Schönheit und Jugend kommt sie jenen Männern nahe, die so viel Unheil stiften – und tötet sie. Bald ist »das Mädchen mit den roten Haaren« die meistgesuchte Frau Hollands. Die Welt um sie herum verliert alles Menschliche, Hannie indes ist fest entschlossen, menschlich zu bleiben. Aber dann beginnt sie, Gefühle für den Widerstandskämpfer Jan zu entwickeln, mit verheerenden Konsequenzen ...

Meine Meinung:
Im Vorwort des Buches ist eine kurze historische Anmerkung zu lesen, die schildert, wie am 10. Mai 1940 Nazideutschland in den Niederlanden einmarschierte. Nachdem der Krieg andauerte, engagierten sich viele Niederländer am Widerstand.

Aus der Ich-Perspektive der Hannie Schaft erzählt die Autorin ihre gut recherchierte Geschichte und räumt dabei tiefe Einblicke in ihre Beweggründe und Motivation, ein.

Die Einzelgängerin Hannie studiert Jura und lernt die beiden Jüdinnen Sonja und Philine kennen und hat endlich Freundinnen gefunden. Hannie schätzt sich glücklich mit ihnen befreundet zu sein. Als sich die Situation an der Uni verschärft, keine Juden mehr studieren dürfen und die niederländischen Studenten sich schriftlich dem Deutschen Reich, verpflichten sollen, eskaliert die Situation und die Studenten, werfen ihr Studium hin. Um den Schikanen der Nazi-Besatzer zu entfliehen, flüchtet Hannie mit ihren Freundinnen aus Amsterdam nach Haarlem, um sie in ihrem Elternhaus zu verstecken.

Hannie schließt sich den bewaffneten Widerständler an und scheut sich nicht, sich den Umgang mit den Waffen, anzueignen. Sie verliebt sich unsterblich in ihren Ausbilder Jan Bonekamp, der ebenfalls dem Widerstand angehört und zeitweise sogar ihr Partner wird. Hannies Ziel ist es, den Nazis so viel Schaden wie nur möglich zuzufügen und dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, die Waffe gegen die, die so viel Unheil stiften – zu richten und tötet sie. Bald ist »das Mädchen mit den roten Haaren« die meistgesuchte Frau Hollands …

Besonders hervorheben möchte ich das gelungene und ausführliche Nachwort, welches diese historische Geschichte, hervorragend abrundet.

Fazit:
Der Autorin ist es wunderbar gelungen, ihre historische Geschichte mit fiktiven Details, packend und nachvollziehbar zu erzählen. Das Schicksal der jungen niederländischen Widerstandskämpferin Hannie Schaft, konnte mich bis zum Ende, sehr berühren.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.06.2024
Everett, Percival

James


sehr gut

Der Autor Percival Everett, erzählt in seinem neuen Roman „James“ eine eindringliche Neuinterpretation des Klassikers der amerikanischen Literatur "Huckleberry Finn" und zwar aus der Perspektive des Sklaven Jim, der im Missouri der 1840er Jahre lebt..

Inhalt:
"Huckleberry Finn" wird zum Roman der Freiheit – in "James" erfindet Percival Everett den Klassiker der amerikanischen Literatur neu. Fesselnd, komisch, subversiv Jim spielt den Dummen. Es wäre zu gefährlich, wenn die Weißen wüssten, wie intelligent und gebildet er ist. Als man ihn nach New Orleans verkaufen will, flieht er mit Huck gen Norden in die Freiheit. Auf dem Mississippi jagt ein Abenteuer das nächste: Stürme, Überschwemmungen, Begegnungen mit Betrügern und Blackface-Sängern. Immer wieder muss Jim mit seiner schwarzen Identität jonglieren, um sich und seinen jugendlichen Freund zu retten. Percival Everetts „James“ ist einer der maßgeblichen Romane unserer Zeit, eine unerhörte Provokation, die an die Grundfesten des amerikanischen Mythos rührt. Ein auf den Kopf gestellter Klassiker, der uns aufrüttelt und fragt: Wie lesen wir heute? Fesselnd, komisch, subversiv.

Meine Meinung:
Im Mittelpunkt des Romans gibt der Autor einen tiefen Einblick in die Sklaverei der Südstaaten Amerikas im 19. Jahrhundert sowie die spezielle Ausprägung des Südstaatenenglisch, die von Schwarzen gesprochen wurde.

Der Ich-Erzähler James, der Jim genannt wird, ist mit Frau und Kind einer von Mrs. Watsons Sklaven. Jim weiß aber, wie er die Vorurteile der weißen Bevölkerung für sich nutzt und obwohl er ihre Sprache perfekt beherrscht, bedient er sich des ausgeprägten Südstaatenenglischs, denn als Sklave muss er sich dumm stellen, obwohl er klüger als so mancher Weißer ist. Außerdem darf niemand wissen, dass er sich heimlich Lesen und Schreiben selbst beigebracht hat.

Als man Jim verkaufen will, flieht er von der Farm auf eine kleine Insel. Am Mississippi trifft er auf Huck, der ebenfalls von zu Hause vor seinem gewalttätigen Vater weggelaufen ist. Gemeinsam schlagen sie sich entlang des Mississippi durch. Jim wird gesucht, nicht nur als entlaufener Sklave, sondern auch als mutmaßlicher Mörder von Huck, denn keiner weiß, dass der Junge noch lebt.

Eine Abenteuerreise, mit vielen Gefahren und Wendungen lauern an jeder Ecke auf Jim und Huck, die sie aber waghalsig, meistern. Manche Situationen wirken skurril, andere nur traurig und menschenverachtend. James hat nur ein Ziel vor Augen. Er möchte Frau und Tochter freikaufen und mit ihnen ein gemeinsames Leben führen …

Fazit:
Dem Autor ist es gelungen, ein sensibles und ernsthaftes Thema, auf feinsinnige und doch stellenweise humorvolle Art mit einer Leichtigkeit zu erzählen. Mit seiner Neuinterpretation und der Balance zwischen Fakten und Fiktion, ist dem Autor ein hoffnungsvolles Ende gelungen.
Von mir 4 von 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.05.2024
Que Mai, Nguyen, Phan

Wo die Asche blüht


sehr gut

Die Autorin Nguyễn Phan Quế Mai, erzählt in ihrem neuen Roman “Wo die Asche blüht“ eine bewegende Geschichte von Schuld und Vergebung und über das Schicksal der Kinder vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten während des Vietnamkriegs.

Meine Meinung:
Im Vietnamkrieg kämpfte die USA auf der Seite Südvietnams gegen das kommunistische Nordvietnam. Der Krieg dauerte von 1964 bis 1975. Doch neben all dem Leid, der immer durch einen Krieg entsteht, wurden gewollt oder ungewollt, tausende Kinder aus Beziehungen oder Prostitution zwischen vietnamesischen Frauen und amerikanischen Soldaten, gezeugt.
Die Autorin widmet sich in ihrem Roman besonders und eindringlich den unglaublichen Schwierigkeiten der Amerasier (Kinder) und inwieweit ihre Familien dadurch konfrontiert waren.

Auf zwei Zeitebenen zwischen 1969 – 2016 aber in drei Handlungsstränge verflochtene Schicksale, erzählt die Autorin die Geschichte von den beiden Schwestern Trang und Quỳnh, einem amerikanischen Veteran und Phong, dem Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen Gis.

Vietnam, 1969: Die beiden Schwestern Trang und Quỳnh wachsen ärmlich in einem kleinen Dorf im Mekongdelta auf. Ihr täglicher Kampf ums Überleben ist hart. Als ihre Eltern an einen Betrüger geraten und all ihre Ersparnisse, verlieren, überredet eine Freundin die beiden Schwestern mit nach Saigon zu kommen. Trang findet sich als Barmädchen nicht so leicht zu recht wie Quỳnh, doch diese erinnert ihre Schwester immer wieder an die Schulden der Eltern, die abgezahlt werden müssen! Als Trang mitten in den Wirren des Krieges dem amerikanischen Soldaten Dan begegnet, stürzt sie sich mit ihm in eine Affäre, die nicht ohne Folgen bleibt.

Ho-Chi-Minh-Stadt 2016: Das Schicksal von Phong, Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen GIs, der in einem Waisenhaus aufwuchs und jetzt versucht verzweifelt ein Visum für sich und seine kleine Familie, in die USA zu bekommen. Alle Anstrengungen auf ein Visum scheitern und Phong, ist verzweifelt, denn wie soll er seine Eltern finden? Eine unglaubliche und schwierige Suche begleitet ihn bis er seine Antworten findet …

Ho-Chi-Minh-Stadt 2016: Nach Jahrzehnten kehrt der amerikanische Veteran Dan zurück ins Land der Angst und versucht Vergebung seiner alten Schuld zu finden. Dan’s Ehefrau Linda, ist ihm dabei eine große Stütze obwohl sich für sie erst im Jetzt und Hier, die ganze Wahrheit über die Vergangenheit ihres Mannes, offenbart. Auf der Suche nach seiner damaligen Geliebten Kim und ihr gemeinsames Kind, erfahren Dan und Linda, schreckliche Details …

Der Autorin gelingt es hervorragend, diese drei Schicksale so geschickt zu verweben, dass der Eindruck entsteht, so hätte es sich im echten Leben abspielen können.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem flüssigen Schreibstil, ihren Charaktere und Zeitsprüngen, eine Geschichte über die Zeit während des Vietnamkrieges, deren Auswirkungen auf das Land und der Menschen aber auch die der Veteranen, die auf der Suche nach Vergebung ihrer Schuld sind, zu erzählen.
Ein Glossar im Anhang, der die vietnamesischen Wörter übersetzt, hat mir ein bisschen gefehlt.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.05.2024
Odijk, Patrick van

Der falsche Vermeer


ausgezeichnet

Dem Autor Patrick van Odijk, gelingt es in seinem Debütroman „Der falsche Vermeer“ hervorragend Fakten und Fiktion über den niederländischen Kunstmalers Han van Meegeren (1889 bis 1947) und vielleicht vom größten Kunstskandal der Nachkriegszeit, spannend zu erzählen.

Inhalt:
Ein unbekanntes Gemälde Vermeers und eine junge Reporterin auf der Jagd nach der Story ihres Lebens

Nach der Befreiung der Niederlande 1945 herrscht ein Klima des Aufbruchs. Jetzt sind neue Stimmen gefragt: So wie die der Reporterin Meg van Hettema, die ihren Mut schon im Untergrund unter Beweis gestellt hat und sich jetzt keineswegs mit dem Schreiben von harmlosen Alltagsgeschichten zufrieden geben will. Bei Recherchen stößt sie auf den brisanten Fall des Malers Jan van Aelst, dem vorgeworfen wird, niederländische Kunst an Nazis verkauft zu haben. Doch van Aelst besteht darauf, die Nazis in Wahrheit raffiniert ausgetrickst zu haben. Um sich in diesem Labyrinth aus Geheimnissen zurechtzufinden, braucht es einen unbestechlichen Blick, Hartnäckigkeit und keine Scheu vor Autoritäten – genau die Qualitäten, für die Meg steht.

Basierend auf einer wahren Begebenheit erzählt Patrick van Odijk nicht nur von einem der größten Kunstskandale der Nachkriegszeit, sondern vermittelt auch einen Einblick in die faszinierende Welt der Malerei, Fälscherwerkstätten und Zeitungsredaktionen.


Meine Meinung:
Die Geschichte beruht auf dem Leben des niederländischen Kunstmalers Han van Meegeren und wird in der Handlung durch die fiktive Figur - Jan van Aelst - ersetzt.

Niederlande 1945: Der Krieg ist beendet und das Land befreit, doch die Schatten des Nazi-Regimes sind noch vorhanden. Die junge talentierte und ehrgeizige Reporterin Meg van Hettema kriegt Wind von den Ermittlungen der Polizei gegen den Maler und Kunsthändler Jan van Aelst und erhofft sich die größte Story ihres Lebens. Van Aelst gilt als Kollaborateur und Volksfeind, weil er den Nationalsozialisten kostbare Bilder niederländischer Meister verkauft haben soll.

Die Reporterin Meg erzählt aus ihrer Perspektive, oft auch in Rückblenden, aus ihrem Leben und ihr Streben als Frau im Verlag anerkannt zu werden um gute Storys schreiben zu können. Meg scheut keine Gefahr, denn sie hat einfach das Talent, immer zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein. Mit einer unglaublichen Beharrlichkeit heftet sie sich schließlich an die Fersen von Jan van Aelst und beginnt Stück für Stück, seine Lügen, Tricks und Täuschungen aufzudecken. Meg gelingt es, dem Kommissar Aaron Rosendahl und den anderen Zeitungen in jeder Hinsicht, voraus zu sein. Ihre exklusiven Artikel in der Zeitung führen sie trotz einiger Hindernisse, zum Erfolg.

Jan van Aelst, fälschte unter anderem mehrere Vermeers und narrte selbst renommierte Kunstexperten. Der Nazi Hermann Göring war begeisterter Anhänger niederländischer Maler und zahlte ein Vermögen für einen Vermeer. Van Aelst, gelangte unter deutscher Besatzung zu einem unermesslichen Reichtum, was ihm aber nach dem Krieg beinahe den Kopf kostete.

Um seinen Kopf zu retten, liefert van Aelst schließlich den Beweis, dass er Göring und andere Kunstliebhaber um Millionen betrogen hat, um der Todesstrafe zu entkommen.

Fazit:
Dem Autor gelingt es in seinem gut recherchierten historischen Debütroman, eine wunderbare und spannende Atmosphäre zu schaffen, die wie ein Sog wirkt. Mit seinem flüssigen und glaubwürdigen Schreibstil, stellt er seine Charaktere lebendig und bildhaft, dar. Mich konnte diese außergewöhnliche und spannende Geschichte, mit der ich viele schöne Lesestunden hatte, überzeugen. Nach diesem gelungenen Debütroman, bin ich sehr auf weitere Veröffentlichungen des Autors, gespannt.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für Fans historischer Romane!

Bewertung vom 22.05.2024
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Der Autor Christoph Wortberg, erzählt in seinem neuen Roman „Gussie“ die berührende Geschichte über das Schicksal einer außergewöhnlichen Frau: Auguste »Gussie« Adenauer, die zweite Frau Konrad Adenauers.

Meine Meinung:
Mit seinem gelungenen Schreibstil gelingt es dem Autor ein berührendes Porträt von Auguste „Gussie“ Adenauer, geb. Zinsser, der zweiten Frau des legendären deutschen Politikers Konrad Adenauer, zu erzählen.

Auf dem Sterbebett lässt Gussie Erinnerungen ihres Lebens an sich vorbeiziehen und erzählt ihre Geschichte nicht chronologisch, sondern was ihr im Moment in den Sinn kommt und ihr wichtig erscheint. Jedes Kapitel beginnt aber mit einem datierten fiktiven Briefausschnitt zwischen ihr und ihrem Vater. Berührend werden Gussies Erinnerungen zwischen den Jahren des Kennenlernens mit Konrad, ihrer drei Stiefkinder und ihrer gemeinsamen fünf Kinder, wach. Ihr Erstgeborener stirbt nach nur vier Tagen und Gussie, kann den Schmerz über den Verlust, nie überwinden.

Gussie lässt die Bilder entstehen, wie sie als junge Frau des Oberbürgermeisters von Köln, Zugang zu ihrem schweigsamen und wortkargen Mann gefunden hat und an seiner Seite, trotz vieler Entbehrungen, ihr Glück gefunden hat. Als Hitler 1933 die Macht übernimmt, verändert sich das Leben der Familie Adenauer, gravierend.

Adenauer wird von seinem Posten abgesetzt, schließlich überwacht, enteignet, gefangen genommen und entgeht nur durch eine List dem Konzentrationslager. Adenauer muss sich vor den Nazis verstecken, taucht im Westerwald unter und Gussie wird von der Gestapo verhaftet und verhört. Unter enormen Druck und um ihre Töchter zu retten, verrät sie schließlich, den Aufenthaltsort ihres Mannes.

Fazit:
Der Autor hat hier eine atmosphärische und beeindruckende Romanbiografie über das Schicksal einer starken Frau: Auguste »Gussie« Adenauer, mitreißend erzählt. Mit seiner Erzählung und der Balance zwischen Fakten und Fiktion, ist dem Autor ein realistisches Bild der damaligen Zeit gelungen und hat mich bis zum Ende mitgenommen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.05.2024
Frank, Rebekka

Das Echo der Gezeiten


ausgezeichnet

Die Autorin Rebekka Frank, erzählt in ihrem neuen Roman “Das Echo der Gezeiten“ eine Historie mit Fiktion verflochtene Geschichte über die wilde Schönheit der Nordseeküste, ein geheimnisvolles Schiffswrack und über zwei Frauen, getrennt durch Jahrhunderte aber verbunden durch das Meer.

Meine Meinung:
In zwei Handlungssträngen erzählt die Autorin abwechselnd aus dem Leben der jungen Tilla Puls, die 1955 in St. Peter lebt und den großen Wunsch hegt, tauchen zu lernen und von Ness Dorn, die 1633 auf einer Nordseeinsel mit ihrer Mutter Zuflucht bei den Beginen vor ihrer Vergangenheit sucht.

St. Peter 1955: Schon lange träumt Tilla Puls davon, tauchen zu lernen und ist begeistert, wenn ihre Großmutter Frieda mit ihr und ihrem Bruder, mit dem Boot auf die Nordsee hinausfährt. Aber besonders liebt sie die Geschichte ihrer Großmutter über das Schiffswrack an der nordfriesischen Küste. Endlich scheint sich Tillas Traum zu erfüllen als ihr Vater mit ihr und ihrem kleinen Bruder nach Elba reist, damit sie tauchen lernen.
Tilla studiert an der Hamburger Universität Ende der 1950er Jahre Archäologie und muss sich erst einmal gegen eine Männerdomäne behaupten, denn als eine der wenigen Frauen wird sie nicht ernst genommen. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Projekts hofft Tilla, das Schiffswrack und die Geschichte seines mysteriösen Untergangs erforschen zu können.

Auf einer Nordseeinsel 1633: Nes Dorn musste zusammen mit ihrer Mutter aus ihrem alten Dorf fliehen und findet bei einem Beginenkonvent, der von Nes Großmutter Kreske geleitet wird, Schutz. Doch auch die Frauen des Ordens werden im Dorf ausgegrenzt und geraten in den Mittelpunkt gefährlicher Gerüchte. Auf der Insel verschwinden immer wieder auf unerklärliche Weise Kinder und die Inselbewohner verdächtigen die Beginen, doch Nes will die Beschuldigungen entkräften und begibt sich auf die Suche der verschwundenen Kinder. Ihre Entdeckungen bleiben nicht unbemerkt und Nes muss über sich hinauswachsen, um die Gemeinschaft zu schützen.

Das Nachwort der Autorin zu Fakten und Fiktion runden den Roman hervorragend ab.

Fazit:
Von Anfang an konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen Schreibstils, sondern weil es der Autorin gelingt, ihren fiktiven Charakteren Leben einzuhauchen. Durch den Spannungsbogen der sich über die ganze Geschichte zieht und immer weiter aufbaut, fühlte ich mich regelrecht auf einer Achterbahn der Gefühle und wollte das Buch kaum aus der Hand legen.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für alle Literaturfreunde!

Bewertung vom 12.05.2024
Mytting, Lars

Astrids Vermächtnis


ausgezeichnet

Der Autor Lars Mytting, erzählt in seinem neuen historischen Roman „Astrids Vermächtnis“ den Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie, die Geschichte von einem norwegischen Tal in den Jahren 1936 ‒ 1945 und einer Familie, die geprägt ist von widerständigen Frauen und von Männern mit Pioniergeist. Sie lassen überkommende Mythen und Aberglauben hinter sich, trotzen Not und Krieg und machen sich auf den Weg in eine neue Zeit.

Meine Meinung:
Der Einstieg beginnt tief in der Vergangenheit mit der Geschichte der Hekne Schwestern, mit wertvollen zusätzlichen Details und dem Hintergrund zu den Schwesterglocken sowie des geheimen Webteppichs. Das Buch kann dadurch zwar auch einzeln gelesen werden aber die Jahre und tollen Ereignisse die dazwischen liegen, fehlen einfach und lassen Zusammenhänge zum Teil nur erahnen.

Butangen, 1936: Astrid Hekne, Tochter von Kristine und Jehans Hekne und eine Nachkommin der Hekne-Schwestern, spürt ihrer Vergangenheit nach – und engagiert sich zugleich im Widerstand, als die Deutschen Norwegen besetzen.

Obwohl Pfarrer Kai Schweigaard inzwischen recht alt geworden ist, steht er noch immer vor der Kanzel, hält seinen Gottesdienst und kümmert sich um seine Pfarrgemeinde. Pfarrer Schweigaard vertraut aus vollem Herzen nur Astrid Hekne und weiht sie über sein Wissen über die Hekne-Schwestern ein. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach der Vergangenheit und spüren die fehlenden Puzzleteile auf.

Pfarrer Schweigaard lässt sich so leicht nicht von seinem Amt vertreiben, auch nicht, als die Nazis sein Pfarrhaus in Beschlag nehmen. Erst als die Deutschen Ansprüche auf die zweite Schwesterglocke und des Sagenumwobenen Webteppichs erheben, bannt sich in Pfarrer Schweigaard, ein ungeheurer Kampfgeist an und zusammen mit Astrid Hekne, leisten sie einen erbitterten Widerstand, denn es gilt, ein Erbe zu schützen.

Ausgerechnet Astrids Zwillingsbruder Tarald, der gezeichnet aus dem Krieg nach Hause zurückkehrt, wird zum Verräter über den Verbleib der Schwesterglocke.

Besonders hervorheben möchte ich noch den ausführlichen Überblick im Anhang, der die wichtigsten Figuren, Tiere und Gegenstände der Trilogie, sowie das Hervorheben der historischen Persönlichkeiten oder Gegenstände aufzeigt und damit die Geschichte gekonnt abrundet.

Fazit:
Auf diesen Abschluss der Schwesterglocken-Trilogie habe ich mich schon sehr lange gefreut, denn der Autor versteht es ausgezeichnet, mit einer fesselnden und intensiven Sprache zu erzählen, die mich einfach nur begeistern konnte. Dem Autor gelingt es hervorragend, seine Handlungsfäden zum Ende geschickt zu verknüpfen und die Rätsel um die Weberinnen Halfrid und Gunhild, zu lösen. Jede Zeile war für mich spannend und lesenswert.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für jeden Literaturfreund!