Benutzer
Benutzername: 
Katie
Wohnort: 
Ulm

Bewertungen

Insgesamt 215 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2024
Seck, Yandé

Weiße Wolken


sehr gut

Ein Roman über zwei Schwestern mit deutscher Mutter und senegalesischem Vater, in Deutschland geboren und aufgewachsen. Zwei unterschiedliche Lebensmodelle. Die jüngere versucht den Rassismus immer wieder aufzudecken und dagegen anzugehen - auch ihrem deutschen Schwager gegenüber.

Es werden viele wichtige Themen angesprochen, die gerade in den Zeiten des Aufstands gegen die AfD eine noch größere Plattform brauchen. Alleine deswegen empfehle ich das Buch. Sich der "white fragility" bewusst werden, dem alltäglichen Rassismus stellen sind dabei wichtige Elemente.

Die Umsetzung des Themas hingegen hat nicht immer meinen Geschmack getroffen. Selbst innerhalb eines Kapitels wird plötzlich - ohne Anhaltspunkt - in der Zeit gesprungen. Entgegen des Klappentextes ist der Tod des Vaters aus meiner Sicht nicht wirklich entscheidend für die Geschichte. Das Ende kommt mir viel zu plötzlich. Das Buch wird aus Sicht der beiden Schwestern und des Schwagers geschrieben und trotzdem sind mir alle Charaktere sehr auf Distanz geblieben, und ich habe nicht das Gefühl, sie wirklich zu kennen.
An manchen Stellen schien es, als wollte die Autorin alles, rund um das Thema auf Biegen und Brechen in dem Roman unterbringen.
Auch der Witz aus dem Klappentext ist mir nicht wirklich begegnet.

Aber wie gesagt, bin ich der Meinung, dass es aufgrund des Themas ein lesenswertes Buch ist!

Bewertung vom 29.01.2024
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


sehr gut

Valerie's Mutter erkrankt an Krebs. Trotz der schlechten Beziehung zu ihrer Mutter, kümmert sie sich. Zur selben Zeit, ist ihr Sohn dabei sich weiter abzunabeln und plant ihr Auslandsschuljahr.
Darüber hinaus erfahren wir in Rückblicken über die Geschichte der Großmütter.
Die Geschichte thematisiert Konflikte zwischen den Generationen und wie die Art und Weise, wie wir großgezogen wurden, uns nachhaltig prägt. Darüber hinaus geht es um die Frage, welche Pflichten Kinder ihren Eltern gegenüber möglicherweise haben.

Mir hat die Geschichte gut gefallen. Gerade Mutter-Tochter Beziehungen sind oft kompliziert und ich finde auch durch die Vergangenheit kann man sich manche Konflikte erklären. Der Vater bleibt schemenhaft, aber ich denke, das war auch die Intention.
Das Ende fand ich etwas plötzlich - an dieser Stelle hätte der Roman gerne noch länger sein können.
Die Rückblicke fand ich etwas unübersichtlich und hätte mir hier einen Stammbaum gewünscht.

Bewertung vom 19.01.2024
Köhler, Karen

Himmelwärts


ausgezeichnet

Toni-Peperoni und YumYum übernachten im Zelt im Garten. Dort wollen sie ihr selbstgebasteltes kosmische Radio testen, um mit Toni's verstorbener Mutter Kontakt aufzunehmen.
Toni ist erst 10, als ihre Mutter an Krebs stirbt. Karen Köhler beschreibt in ihrem Kinderbuch, einfühlsam wie sich Trauer anfühlen kann. Ich war bereits 37 als meine Mutter starb, aber ich konnte mich in vielen Beschreibungen wiederfinden. Auch aus meinem ehrenamtlichen Engagement in einer Trauer-Supportgruppe für Kinder und Jugendliche, weiß ich, wie hilfreich es für die Trauernden ist, zu wissen, dass es anderen genauso geht. Trauer ist nicht nur ein Gefühl, sondern hat viele Facetten und vor allem am Anfang begleitet sie einen ständig.
Auch sehr schön beschreibt die Autorin wie sensibel Kinder für ihr Umfeld sind - z.B. wie Toni die Trauer ihres Vaters erlebt, der glaubt, sie bekommt es nicht mit.

Für mich ist das Buch ein Plädoyer, über Trauer und den Tod mehr zu reden. Dadurch verschwindet die Trauer nicht, aber es macht es ein wenig leichter, sie zu tragen.
Ich denke vor allem für Kinder, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, aber auch für deren Freunde ist es ein großartiges Buch.

Bewertung vom 15.01.2024
Attia , Peter

OUTLIVE


ausgezeichnet

In Outlive erklärt der Arzt und Autor Peter Attia, welche Faktoren ein gesundes und langes Leben begünstigen. Hierbei betont er, wie wichtig Prävention ist und nicht erst dagegen zu steuern, wenn Krankheiten bereits diagnostiziert wurden.
Er erzählt von Studien - und auch wie Studienergebnisse missverstanden werden können - persönlichen Erfahrungen, Erfahrungen seiner Patienten und geht auf Themen wie Bewegung, Schlaf, Ernährung und mentale Gesundheit ein. Er gibt ganz praktische Tipps, die man direkt umsetzen kann.
Gleichzeitig ist es ein Plädoyer, dass die Gesundheitssysteme überdacht werden müssen. Aus meiner Sicht ist dies natürlich in vielen Bereichen ein Knackpunkt: bestimmte Vorsorgeuntersuchungen werden nicht von der Kasse getragen und generell ist ein Umdenken gefragt, wenn es darum geht, dass sich Ärzte nicht erst mit den Patienten befassen, wenn es um Behandlung von Schmerzen geht, sondern bereits im Vorfeld, um gewissen Krankheiten gar nicht entstehen zu lassen.

Ich war positiv überrascht, wie sich dieses wissenschaftliche Thema, laiengerecht und durchaus unterhaltsam lesen lässt!

Bewertung vom 29.12.2023
Hill, Nathan

Wellness


ausgezeichnet

Der Roman erzählt die Liebes- und Lebensgeschichte von Jack und Elizabeth. Der Roman fängt mit der Kennenlerngeschichte an, die so romantisch anmutet, dass man auch als Leser zu spüren scheint, wie sich hier zwei Seelenverwandte treffen. Danach springt die Geschichte zwischen den Zeiten und wir erfahren etwas über die jeweilige Kindheit, als auch die Gegenwart des nun verheirateten Paares mit Kind.
Anfangs hat mich das Herumgespringe in den Zeiten etwas irritiert, aber dann wurde mir schnell klar, wie dies einige für mich absolut unerwartetete Überraschungen genial platziert. Der Schreibstil lässt sich wunderbar lesen und thematisch können sich sicher die meisten von uns in einigen Aspekten wiederfinden. Wer sind wir wirklich? Wer prägt uns? Welche Lügen erzählen wir uns, die wir tatsächlich auch noch glauben? Welche Geschichten helfen uns durch die Unwägbarkeiten des Lebens?
Ein absolut großartiges Werk!

Bewertung vom 02.12.2023
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Maali ist Kriegsfotograf und findet sich im After Life wieder - nur weiß er nicht mehr, wie genau er dort hin gekommen ist. Und wie es aussieht, gibt es noch etwas, was er erledigen muss - aber wird das vom Jenseits aus noch möglich sein?
Der Roman spielt 1989/1990 in Sri Lanka und erzählt die blutige Geschichte des Landes, gemischt mit einer Vorstellung, was uns nach dem Tod erwartet.
Ich muss sagen, dass ich vor dem Buch nichts über Sri Lanka wusste. Die beschriebene Willkür, die Gewalt, das Leid der Zivilisten, alles in einer sehr bildhaften Sprache beschrieben - es ist schwer zu lesen, vielleicht (aber sicher nicht nur) auch gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation in Gaza. Es macht fassungs- und sprachlos. Und war bzw. ist die grausame Realität.
Ein bewegendes Buch, grandios geschrieben.

Der Anhang ist übrigens sehr hilfreich - die Namen und Personen haben mich zum Teil verwirrt und ich musste immer mal wieder nachschauen, wer wer ist.

"Ich weiß nicht, warum Menschen zerstören, wenn sie auch erschaffen könnten. Solche Verschwendung." S. 532

Bewertung vom 06.11.2023
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


gut

Mit den Ämtern, Beamten und deutscher Bürokratie machen wir zwangsläufig alle unsere Erfahrungen und die Vorurteile sind bekannt. In ihrem Buch bestätigt Conny from the Block diese nun. Ich kannte Conny vor diesem Buch noch nicht. Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen. Ich könnte mir vorstellen, dass ihre Stand Up Comedy die Themen lustiger rüberbringt als in dieser Buchform. Vieles ist in berlinerisch geschrieben, was meinen Lesefluss deutlich erschwert hat. Zwischendrin gibt es immer mal wieder versöhnliche Töne und sie scheint mir betonen zu wollen, dass sie ja doch ganz nett ist (als sie sich zB um die Kundin kümmert, die im falschen Amt gelandet ist).
Alles in allem sind vieles Szenen, die wohl fast jeder kennt, der im Büro arbeitet, vor allem in eher konservativen Branchen. Zum Lachen hat sie mich damit leider nicht bringen können.

Bewertung vom 30.10.2023
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


ausgezeichnet

Clover ist Sterbe-Doula - ein Begriff, der vermutlich vielen noch unbekannt ist: sie begleitet Menschen beim Sterben. Clover selber ist schon früh mit dem Tod konfrontiert worden, als sie als Kind ihre Eltern verloren hat. Zum Selbstschutz verkriecht sie sich und vermeidet es Menschen zu nah an sich rankommen zu lassen. Gleichzeitig sehnt sie sich jedoch sehr nach persönlichen Verbindungen.

Ein toller Roman über ein Thema, über das die meisten nicht gerne reden. Dabei wird nichts schön geredet: Sterben ist oft schmerzhaft, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Menschen bedauern, sterben oft allein und hinterlassen "unfinished business".
Ich habe großen Respekt vor der Arbeit die Sterbe-Doulas sowie alle haupt- und ehrenamtlichen im Bereich Sterbebegleitung leisten.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, und ich finde es werden viele Themen aufgegriffen, die mit dem Sterben verbunden sind. Dabei ist Clover eine sympathische Protagonistin.
Interessant finde ich übrigens wie sehr der deutsche Buchtitel "Dieses schöne Leben" vom Originaltitel "The Collected Regrets of Clover" abweicht.

Bewertung vom 17.10.2023
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


ausgezeichnet

Diamantnächte ist eine Art Coming of Age Geschichte, aber rückblickend erzählt. Und vieles kann überhaupt erst richtig im Rückblick verstanden werden. Anfangs wusste ich nicht so recht, wo die Geschichte "hinführen" soll. Aber es war auf alle Fälle wert, dran zu bleiben. Wie eine Beobachterin schaut die Ich-Erzählerin auf ihr Leben. Und dabei wird klar, dass sie bestimmte Erlebnisse versucht zu meiden. Und gleichzeitig ist das der Wille, sich endlich diesen Erlebnissen zu stellen, um zu beginngen sie zu verarbeiten.
Der Roman behandelt dabei Fragen zu unserer Identität. Wir existieren nicht in einem Vakuum und werden von unserem Umfeld geprägt. Und im Kinder-, Jugend- und auch noch jungen Erwachsenenalter sind wir dabei sehr verletzlich. Wir wollen geliebt werden und dies wird leider oft ausgenutzt.
Der Roman wird einerseits mit einer fast emotionslosen Distanz erzählt und berührt dabei doch das tiefste Innere.

Bewertung vom 10.10.2023
Kaiser, Menachem

Kajzer


sehr gut

Menachem Kaiser's Großvater stirbt noch vor seiner Geburt. Er weiß nur wenig über ihn. Und so macht er sich auf Spurensuche in Polen, der Heimat seines Großvaters. Einerseits eine persönliche Spurensuche und andererseits ein Einblick in die historische Vergangenheit. Seine Suche nimmt so einige Abzweigungen, die wohl auch der Autor nicht erwartet hatte.
Dabei stellt er sich immer wieder selbstkritische Fragen auf die es oftmals keine eindeutige Antworten gibt. Es geht um den Holocaust, Enteignung, Umgang mit Geschichte, die Wahrung von Erinnerungen.
Es ist kein einfaches Buch, aufgrund des Themas als auch der intellektuellen Gedankengänge.

Manche Übergänge fand ich etwas holprig und einige Ausführungen etwas langatmig. Aber es ist ein interessantes und ungewöhnliches Buch, dass stellenweise auch noch spannend wie eine Detektivgeschichte ist. Vor allem, aber ist es ein Thema, dass auch Jahrzehnte nach dem Holocaust nicht vergessen werden darf.