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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 76 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2021
Hunt, Peter

Die Erfindung von Alice im Wunderland


ausgezeichnet

Ausgesprochen ästhetisches Buch
Bei dem Buch "Die Erfindung von Alice im Wunderland - Wie alles begann" von Peter Hunt handelt es um eine gut bebilderte literaturgeschichtliche Abhandlung, die kürzlich in der deutschen Übersetzung bei wbg THEISS erschienen ist.
Das Buch behandelt zunächst den Verfasser der Alice-Werke, Charles Dodgson - besser bekannt unter seinem Pseudonym Lewis Carroll - sein Leben, seine Position an der Universität Oxford im 19. Jahrhundert und wie die Idee zum Buch auf einer Bootsfahrt auf der Themese geboren wurde.
Man erfährt viel Neues über die Literatur, Grafik und Fotografie seiner Zeit. Die Einbettung des Werkes in die Welt der Nonsens-Literatur bzw. Kinder- und Jugendliteratur der Mitte des 19. Jahrhunderts. Desweiteren wird auf die Person Alice (Liddell) und ihre Familie in Oxford eingegangen.
Insgesamt fehlt mir zwar als Nicht-Literaturwissenschaftler ein wenig der rote Faden in dem Werk, aber auch das Vorwissen, um alles genau einordnen zu können.
Trotzdem wird das großformatige Werk durch seine über 120 teils farbigen Abbildungen (Grafiken, Gemälde, Fotografien) für jeden Leser zu einem absoluten Highlight; sozusagen eine Krönung der privaten Bibliothek mit Alice-Büchern.

Bewertung vom 02.05.2021
O'Connor, Nuala

Nora Joyce und die Liebe zu den Büchern


sehr gut

Interessant
Mir hat der Roman bzw. die Biographie "Nora Joyce und die liebe zu den Büchern" von Nuala O'Connor sehr gut gefallen. Der deutsche Titel passt allerdings nicht so gut zum Inhalt, wie der englische Titel "Nora, A Love Story of Nora and James Joyce", denn um diese lebenslange Liebesgeschichte geht es hier eigentlich.
Joyce und Nora Barnacle lernen sich mit Anfang Zwanzig in Dublin kennen. Seither sind sie unzertrennlich. Das Buch erzählt ihr gemeinsames Leben in Pola, Triest, Zürich und Paris. Die Geburt der beiden Kinder Giorgio und Lucia, das Familienleben mit weiteren Mitgliedern der Familie Joyce. Jim der grosse Schriftsteller, der allerdings dem Alkohol verfallen ist und die sprachbegabte Nora, die aus einfachen Verhältnissen stammt. Ihre Sexualität, ihr Streiten aber auch ihre unendliche Liebe zueinander bis zum Tod.
Alles in allem habe ich mich gefreut, dieses Buch lesen zu können. Der Schreibstil war flüssig, man konnte sich gut hineinversetzen und ich habe ganz viel über das Leben von James und Nora Joyce gelernt. Habe es bisher nie geschafft, etwas von James Joyce zu Ende zu lesen. Aber das hier war ein guter Ersatz.

Bewertung vom 02.05.2021
Rosenberger, Pia

Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5


gut

Schwer zu lesen
Der Roman 'Die Bildhauerin' von Pia Rosenberger behandelt die Jugend und die frühen Jahre der französischen Bildhauerin Camille Claudel.
Eigentlich ist es es eine biographische Abhandlung, die als Roman verpackt worden ist.
Mehrere Umstände machten das Lesen für mich sehr kompliziert. Was mich zunächst furchtbar gestört hat, waren die Zeitsprünge: einmal ist Camille 18 Jahre alt, dann plötzlich 12, dann 18, dann 15. Ständig springen die Kapitel in Ort und Zeit hin und her. Das hat mich sehr irritiert. Eigentlich finde ich den Werdegang der Künstlerin Claudel am Ende des 19. Jahrhunderts in einer von Männern dominierten Kunstwerk in Paris äußerst interessant. Die Schwierigkeiten im Elternhaus werden akribisch berichtet. Überhaupt hatte ich Probleme mit den exakten Orts- und Zeitbeschreibungen. Dann werden Bildwerke und ihre Entstehung behandelt. Ein Problem, wenn man die Werke nicht kennt oder vor sich sieht. Die Beziehung zu Rodin kann einen ja nur sehr wütend machen. Mir ist der Roman einerseits zu detailliert, andererseits fehlt praktisch Camilles halbes Leben. Ich kriege da leider keinen richtigen Zugang zu Camille und den anderen Protagonisten.

Bewertung vom 17.03.2021
Abel, Susanne

Stay away from Gretchen / Gretchen Bd.1


ausgezeichnet

Fesselnd geschrieben
Das Buch "Stay Away From Gretchen" von Susanne Abel hat mich vom ersten bis zum letzten Satz gefesselt.
Zwei Geschichten, die am Schluss ganz eng zusammen gehören.
Auf der einen Seite der Fernsehredakteur Tom Monderath, Anfang 50, karriere"geil" und auch sonst einem One-Night-Stand nicht abgeneigt, fällt aus allen Wolken, als seine Mutter Greta immer stärkere Anzeichen von Demenz zeigt. Bei seinen oft missglückten Hilfsaktionen findet er Dinge über das Leben seiner Mutter heraus, an die er im Traum nicht gedacht hätte.
Parallel dazu wird in einem zweiten Erzählstrang die Kindheit von Gretchen in Ostpreußen nacherzählt. Die Jugend in der Nazizeit, der Krieg und schließlich die Flucht nach Heidelberg, wo die Familie notdürftig unterkommt. Gretchen verliebt sich in Bob, einen schwarzen GI und Saxophonisten einer Jazzband. Es kommt, wie es kommen muss, Gretchen wird schwanger...
Nach und nach versteht Tom, warum seine Mutter oft lange depressive Phasen in seiner Kindheit hatte.
Tom macht sich auf die Suche, nach seiner Halbschwester, nach Bob und nach der traurigen Wahrheit über die Brown Babies, die im Nachkriegsdeutschland verachtet wurden und teilweise auch gegen den Willen ihrer Mütter in die USA zur Adoption vermittelt wurden.
Das Buch hat ein Happy End, mehr sei hier nicht verraten.

Bewertung vom 17.03.2021
Schäfer, Bodo

Ich kann das


weniger gut

Enttäuschend
"Ich kann das." ist das erste Buch von Bodo Schäfer gelesen habe. Nach dem kurzen Leseeindruck war ich zunächst recht angetan. Denn, wer möchte nicht selbstbewusst sein und etwas "können".
3 Fragem soll man sich stellen, "Wer bin ich?, Bin ich liebenswert? Kann ich das?" Die Sinngebung dieser Fragen hat sich mir nicht erschlossen.
Dieses Selbsthilfebuch, dessen Botschaften in einem Roman versteckt sind, hat mich leider nicht berührt und nicht erreicht. Mit der Hauptperson Karl, der in einem beruflichen Dilemma steckt, konnte ich mich nicht identifizieren. Die Story war irgendwie nicht spannend und unglaubwürdig. Dazwischen seltsame Ratschläge zur Lebensführung. Habe mich durchgequälen müssen. Und bin letztendlich ziemlich enttäuscht. Die Sprache hat mich nicht mitreißen können. Eigentlich war mir der Inhalt unangenehm.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2021
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


ausgezeichnet

ZEN - in der Kunst des Klavierstimmens
"Der Klang der Wälder" handelt von dem jungen Tomura, der noch etwas unsicher in der Welt unterwegs ist. Die Wälder seiner Heimat und die Töne des Waldes haben ihn als Junge tief beeindruckt.
So ist er fasziniert als er durch Zufall in der Turnhalle seiner Schule einem Klavierstimmer bei des Arbeit zusehen und zuhören kann.
Das Klavier oder der Flügel aus Holz und das Klavierspiel erinnern Tomura an die Wälder und Berge von zu Hause.
Er beginnt eine Ausbildung zum Klavierstimmer - obgleich er selber nicht Klavierspielen kann. Er ist demütig und glaubt sich immer noch am Anfang seines Weges. Sehr lernbegierig folgt er seinen Kollegen stets zu deren Kunden und traut sich zunächst selber kaum, Hand anzulegen. Die Perfektion und die Kontemplation, die er im Klavierstimmen erlebt sind einzigartig.
Interessant sind auch die Einblicke in die japanische Seele, die Menschen sind ausgesprochen höflich und beflissen. Sie mühen sich mit jedem Ton, um einen einzigartigen Klang zu erreichen.
Erst als Tomura die beiden Zwillingsschwestern Yuni und Kazune kennenlernt, die beide sehr gut Klavier spielen, beginnt er zu ahnen, dass jede Persönlichkeit einen anderen Klang des Klavieres benötigt, um das Spiel zum Klingen zu bringen.
Er folgt schließlich der jungen Kazune, die auf dem Wege zu einer sehr guten Pianistin ist, um nur für sie das Klavier immer perfekt zu stimmen.
Auf mich wirkt das Buch sehr japanisch und sehr kontemplativ - eben ZEN.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.02.2021
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


gut

Langatmig
Der Beginn des Romans bringt den Leser zur schwangeren Leela, die sich in Hamburg befindet. Endzeitstimmung, überschwemmte Straßen deuten auf die beginnende Welterwärmung hin.
Leela erhält noch eine Mail mit wichtigen Daten von ihrem Freund Jakob, der am Südpol als Klimaforscher auf der Forschungsstation Neumayer III tätig ist. Jakob kommt unmittelbar danach, bei einem durch die Klimaerwärmung hervorgerufenen Gletscherabbruch ums Leben, als die Forschungsstation in den eisigen Fluten versinkt. Leela macht sich auf den Weg, seine Mission zu beenden. Sie gerät dabei selber in Lebensgefahr.
Drei Monate später sieht sie nur noch einen Ausweg.
Der Beginn des Romans ist dicht und spannend was sich dann schlagartig ändert. Immer neue Personen und Nebenkriegsschauplätze tauchen auf.
Die Benamung der Akteure, z.B. Henry Fonda, kommt mir ziemlich seltsam vor.
Ständig wechselt die Erzählperspektive, dann Leelas schwierige Familienverhältnisse bringen mich beim Lesen leider immer wieder aus dem Konzept.
Ein spannendes und wichtiges Thema - verschenkt.

Bewertung vom 29.12.2020

The Great Escape


ausgezeichnet

Tolle Atmosphäre
Ein toller Fotoband aus den 50er und 60er Jahren, mit lebensnahen Eindrücken aus der Frachtschiffahrt, der Berufsschifffahrt allgemein und Kreuzfahrten.
Die Bilder aus privater Hand zusammengestellt vermitteln eindrücklich den Spaß, den die Matrosen auf großer Fahrt miteinander teilten, aber auch die Gefahren und Mühen, denen sie weit weg von daheim ausgesetzt waren.
Der Text ist sowohl in englischer als auch in deutscher Sprache verfasst. Alle Bilder werden im Register mit Herkunft (Fotograf), Datum sowie Name des Schiffs aufgelistet. Eine Arbeit, die sich wirklich gelohnt hat.
Ich hätte mir dieses Buch etwas grösserformatig gewünscht und hätte es noch besser gefunden, wenn Schiffsname und Bildtitel direkt unter oder neben dem Foto gestanden hätten.
Trotzdem 5 verdiente Sterne, mit den Verbesserungsvorschlägen wäre es 5+++ geworden. Freue mich sehr, dass ich dieses Buch besitze.

Bewertung vom 23.11.2020
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


gut

Nicht mein Ding
Der neue Krimi von Martin Michaud, der in Montreal spielt, beginnt mit zwei fulminanten Morden. Eine Psychologin und ein Anwalt werden auf brutalste Weise ermordet. Kurz darauf stürzt sich ein Obdachloser von einem Häuserdach. Das Erstaunliche ist, dass man in seiner Manteltasche die Brieftaschen mit den Ausweisen der beiden Ermordeten findet.
Nun geht es weiter mit dem aus früheren Krimis von Michaud bereits bekannten Ermittlerduo. Ein Tonband mit der Stimme von Lee Harvey Oswald (der wegen der Ermordung Kennedys in den 60er Jahren verhaftet wurde) taucht auf.
Nun gehen die Ermittlungen zäh voran. Die Befindlichkeiten der Ermittler und ihre privaten Probleme spielen eine große Rolle. Hier habe ich irgendwie den Überblick verloren und den Rest des Buches nur überflogen.
Da ich mich mit den Lokalitäten in Montreal überhaupt nicht auskenne, konnte ich mich damit nicht wirklich identifizieren.

Bewertung vom 25.10.2020
Buford, Bill

Dreck


ausgezeichnet

Faszinierendes Werk
Was für ein tolles Buch. Der Name des Autors, Bill Buford, war mir zuvor noch nicht begegnet. Das Cover und der Titel des Buches waren mir ebenfalls zunächst etwas seltsam vorgekommen. Allerdings hatte die Story schon beim ersten Leseeindruck gewaltiges Potential gezeigt.

Bill Buford, ein amerikanischer Journalist ehemals beim New Yorker, der bereits in Italien einige Erfahrungen in Restaurantküchen gesammelt hat, verwirklicht sich einen Traum. Mit der ganzen Familie, also seiner Ehefrau und den dreijährigen Zwillinge, geht er nach Lyon in Frankreich, um die französische Haute Cuisine von unten zu erlernen und zu erleben. Dafür müssen zunächst gewaltige Hürden genommen werden, er muss Französisch lernen, das Visum ergattern, eine Wohnung finden und natürlich ein Restaurant finden, in dessen Küche er die Basis und Feinheiten der Französischen Küche von der Pike auf erlernen darf.

Das Buch ist spannend, lehrreich und unterhaltsam. Ein Gemisch aus Biographie, Kochlehrgang, historischer Betrachtung über die Entwicklung der Kochkunst in Frankreich sowie französischer Landeskunde aus dem Blickwinkel des Insiders. Unglaublich spannend und auch sehr herzerwärmend.