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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2024
Die Zeit der Kinder
Riess, Lena

Die Zeit der Kinder


gut

Wichtiges Thema
Es geht um die Rechte der Kinder um 1800 und dazu passt das Cover mit 3 fröhlich spielenden Jungs in einem Leiterwagen.
Fröhlichkeit und Spielen waren nicht gerade gefragt im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert in Preussen, wie einige Beispiele im Buch ausdrücklich zeigen. Körperliche Züchtigung, Strenge oder Verwahrlosung in den Großstädten waren die Regel. Schon kleine Kinder mussten in Verwahranstalten arbeiten.
Revolutionär dagegen sie Methoden von Friedrich Fröbel, der Kinder zum Spielen, Toben und Experimentieren ermuntert. Diese fast schon antiautoritäre Erziehung wurde natürlich argwöhnisch betrachtet. Im Buch geht es um all das und auch um die aufkeimende Liebe zwischen Luise und dem wesentlich älteren Friedrich Fröbel. So weit so gut. Ein spannendes und wichtiges Thema.
Leider sind mir die Zeitsprünge zwischen dem einzelnen Kapiteln wirklich an die Nerven gegangen. Neue Personen, neue Orte, dann wieder 50 Jahre vor oder zurück, das fand ich etwas viel und es war nicht nötig, um die Spsnnung zu steigern. Bis kurz vor Ende habe ich dadurch permanent den Faden verloren und die Zusammenhänge dadurch leider nicht immer erfasst. Schade.

Bewertung vom 29.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Menschlichkeit in einer Unmenschlichen Welt
Das neue Buch von Trude Teige "Und Grossvater atmete mit den Wellen" hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe es in einem Rutsch ausgelesen.
Aufgrund des Covers mit dem entspannten Bild vom Großvater am Meeresufer hatte ich zwar etwas anderes erwartet, aber die Erzählweise ist wirklich einmalig. Diese Sicht auf die Großeltern von Juni, die im Buch nur im Intro erwähnt wird, führt bei mir allerdings dazu, dass ich jetzt unbedingt auch Band 1 lesen muss, auch wenn dieser 2te Band auch alleine Bestand hat.
Das Schiff des Norwegers Konrad wird 1943 von den Japanern versenkt und nach einer wochenlangen Irrfahrt auf dem Meer wird er in eines der vielen Lager nach Java gebracht. Dort herrschen die Japaner brutal über die europäischen Gefangenen. Konrad lernt im Sanatorium die norwegische Krankenschwester Sigrid kennen und lieben. Sigrid kommt kurz darauf ebenfalls in ein Gefangenenlager. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege in den nächsten Jahren. Dich das Leben ist bestimmt von Brutalität, Krankheit und Tod. Trotzdem verliert Konrad nie seine Menschlichkeit. Erst am Schluss des Romans schließt sich der Kreis und man begreift die einleitenden Worte. Schönes Buch über alle Grenzen hinweg.

Bewertung vom 13.03.2024
Annas Lied
Koppel, Benjamin

Annas Lied


ausgezeichnet

Glaube Liebe Hoffnung
Ich danke dem Autor Benjamin Koppel für dieses wunderbare Buch über das Leben seiner Grosstante und seiner großen Familie.
Der Roman kommt ähnlich wie das Titelbild (ein Ausschnitt des Bildes "A Room in New York") ruhig und melancholisch daher. Hannah Koppelmann, die Titelheldin, ist ein temperamentvolles jüdisches Mädchen, das in den 30er Jahren in Kopenhagen aufwächst. Sie spielt meisterhaft Klavier und ist genauso musikalisch, wie ihre vier älteren Brüder. Der Vater hat eine Schneiderei und ist mit der Mutter Bruche jung verheiratet aus Polen nach Skandinavien ausgewandert. Die meisten Verwandten haben es ihnen gleichgetan. Die Familie ist religiös aber doch sehr liberal. Das stößt allerdings an seine Grenzen, als Hannahs Brüder nach und nach nichtjüdische Frauen heiraten. Die Mutter stürzt von einem cholerischen Anfall in den nächsten und setzt sich zum Lebensziel, wenigstens ihre Tochter in eine gute jüdische arrangierte Ehe zu zwingen. Dass Hannah eigene Pläne hat ist der Mutter vollkommen egal. Früh wird Hannah mit François Mandel in Paris verlobt. Sie bleibt zunächst bei ihren Eltern in Kopenhagen und beginnt sozusagen ihr eigenes Leben. Sie gerät in eine Gruppe Widerstandskämpfer, verliebt sich in Aksel und besteht mitten im Krieg die Aufnahmeprüfung im Kopenhagener Konservatorium. Nun schlägt der Krieg erstmal auch in Dänemark zu und die dort lebenden Juden sind vor den Nazis nicht mehr sicher.
Man hofft inständig, dass sich durch diese Verzögerung die Sache mit der versprochenen Heirat mit François von selber lösen möge.
Leider ist dem nicht so und Hannah hat weder den Mut noch die Kraft, sich auch gegen die Mutter zu stellen und ihr womöglich nich mehr Leid zuzufügen.
Aus meiner ein großer Fehler. Es ist wirklich ein großes Trauerspiel, was sich in ihrem Leben ab da abspielt.
Hannah oder Anna Koppel wird 98 Jahre alt und vertraut ihr Leben und ihre Geheimnisse ihrem Grossneffen Benjamin an, der daraus dieses wunderbare Buch zaubert.
Besonders beeindruckt haben mich die detailreichen Milieuschilderungen und auch der untergründige Humor, der der Erzählung innewohnt.

Bewertung vom 05.03.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


gut

Große Erwartungen
Der Roman Kantika mit dem wunderschönen Cover auf dem alte osmanische Kacheln zu erkennen sind, hat mich leider ein wenig enttäuscht. Sowohl vom Klappentext her als auch aufgrund der kurzen Leseprobe, war ich zunächst fasziniert von Rebecca und ihrer Familie im multikulturellen Istanbul am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Ich habe dann aber leider keinen richtigen Einstieg in ihr Leben, die Flucht über Barcelona und Havanna nach New York mehr finden können. Die Personen waren mir zu emotionslos geschildert, ich war etwas verwirrt über die Menge der Personen. Dann wich die Autorin immer wieder vom Handlungsstrang ab, holte zu weit aus.
Natürlich liegt es auch an mir, dass ich mit dem Roman nicht warm geworden bin. Leider habe ich ihn am Ende nur noch überflogen. Sicher werde ich ihn mir aber noch einmal vornehmen. Das Lied "Kantika" kam bisher nicht zum Klingen.

Bewertung vom 23.02.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


ausgezeichnet

Spannung pur
Ich habe den schwedischen Bestseller von Ulf Kvensler in einem Rutsch durchgelesen. Im Mittelpunkt steht die jährliche Wanderung von Anna, Henrik und ihrer guten Freundin Melina durch die Wildnis der Fälle. Kurzfristig kommt in diesem Jahr der neue Freund von Melina, Jacob, zu dem Trio dazu. Erzählt werden die Überlegungen,ob er überhaupt mit soll und dann der etwas holprige Start der Reise, von der nicht mehr alle lebend zurückkommen werden.
Eingestreut werden Szenen aus der Vergangenheit, wie Anna und Henrik sich beispielsweise 10 Jahre zuvor kennengelernt haben. Dann immer wieder Polizeiprotokolle, in denen die Aussagen der schwerverletzten Anna, die als einzige zurückgekehrt ist, dokumentiert werden.
Ich kann jetzt leider nicht mehr verraten, sonst ist die Spannung dahin.
Etwas noch, mehr und mehr habe ich mich beim Lesen über Anna gewundert, oder geärgert, denn ihr Verhalten war teils sehr seltsam....
Das Buch mit dem knallgrünen Umschlag und einer moosfarbenen Landschaft im Hintergrund ist einfach toll zu lesen und wahnsinnig intensiv.

Bewertung vom 19.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


weniger gut

Verlorene Lebenszeit
Aus meiner sicher sehr einseitigen Sicht ist das einzig Gute am Buch das Cover, das von der Farbgebung her und mit dem Nashornkopf prächtig zu diesem Sumpf aus Staub, Blut, Tod und Schweiß passt.
Tut mir leid, dass ich mich für dieses Buch interessiert habe. Moralisch bleibt es weit unterhalb der Grenze zwischen richtig und falsch. Alles ist höchst unmoralisch. Das Töten von Tieren aus reinem Jagdinstinkt finde ich schon äußerst verwerflich, die Jagd auf the Big Six (damit ist die Jagd auf menschliche Trophäen gemeint) ist vollkommen unterirdisch. Ein Buch darüber zu schreiben, das nicht mal ansatzweise diese Unmoral anprangert sondern sich in möglicherweise gelungenen Naturbetrachtungen weidet, finde ich sehr zweifelhaft.
Leider habe ich die zweite Hälfte des Buches nur noch überfliegen können, so sehr ekelte es mich an. Was bildet der Mensch sich eigentlich ein, was er ist?
Humanität ist etwas anderes.

Bewertung vom 10.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Interessante Perspektive
Sebastian Conrad hat eine spannende Abhandlung über die Büste von Nofretete, die seit über 100 Jahren in Berlin ausgestellt wird, geschrieben.
"Die Königin" ist seit ihrer Auffindung im Jahre 1912 in Amarna/Ägypten eines der weltweit bekanntesten und berühmtesten antiken Kunstwerke.
Das Buch ist gut recherchiert und wissenschaftlich fundiert, was durch eine große Anzahl an Anmerkungen und Literaturhinweisen belegt wird.
Das Buch ist aber auch für Laien und Interessierte sehr gut lesbar und verständlich geschrieben.
Der Autor legt besonderen Wert auf die Ausgrabungsgeschichte. Herkunft und historischer Hintergrund werden erläutert, dann die Problematik der Besitzverhältnisse, wem gehört diese Ausnahmebüste eigentlich.
Spannend finde ich, welche Berühmtheit und Beliebtheit die Nofretete praktisch schon vor ihrer ersten öffentlichen Ausstellung in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erlangen konnte. Ihre Schönheit und Makellosigkeit beeindruckt die Welt, die Mode und sogar die Popkultur bis in die heutige Zeit. Ihre Rezeptionsgeschichte ist einmalig. Immer wieder wurde versucht, "die Königin" für bestimmte (auch politische) Werte zu instrumentalisieren.
Tolles Buch, sehr lesenswert.
Besonders gefällt mir auch das Cover, das sich schlicht auf die Schönheit der Büste konzentriert.

Bewertung vom 23.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Außergewöhnlich

Das aktuelle Buch von Eve Harris "Die Hoffnung der Chani Kaufman" hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen.
Da ich Band 1 "Die Hochzeit der Chani Kaufman" vorher nicht gelesen hatte, habe ich das schnell noch nachgeholt. Um Bd. 2 zu lesen, ist das vielleicht nicht unbedingt nötig, aber sehr zu empfehlen. Die Geschichte der Hauptperson Chani und auch die Entwicklung mehrerer anderer wichtiger Charaktere setzt sich durch beide Bände fort und baut auf Bd. 1 auf.
Diesmal fiel mir auch wieder das gelungene Cover auf. Eine junge Frau (Chani) in der typischen schwarz-weissen Tracht und mit bedeckten Haar hält einen Granatapfel vor ihr linkes Auge. Abgesehen von dem Symbol für die Fruchtbarkeit, um die es im Buch ja geht, ist jeder Kern eines Granatapfels Symbol für ein jüdisches Gebot.
Also ich bin überwältigt von dem Einblick in die Welt der orthodox lebenden Juden. Mitten im modernen London leben sie eng an ihre Gemeinde und den Rabbiner gebunden unter der absoluten Sozialkontrolle. Was besonders die Frauen aus der weltlichen Sicht total einschränkt, aber auch die Männer sind den strengen Gesetzen unterworfen, haben allerdings den Vorteil, dass sie diese Gesetze gemacht haben.
Ich kann hier nicht auf den gesamten Inhalt eingehen, denn dieses Universum ist nicht in ein paar Sätzen darzustellen.
Ich fand es extrem gut, dass in beiden Büchern im Anhang ein Glossar ist, in dem jüdische Alltagsbegriffe erklärt werden. Ohne diese Signalwörter im Text, wäre der Lesegenuss nur halb so groß. Begeistert bin ich von dem Einblick in einen solchen Kosmos von Menschen. Fromme und nicht fromme, gehorsam und nicht gehorsam. Jeder muss seinen Weg finden, in der Gemeinde oder in der Welt.
Chani und ihr Mann Baruch sind fromm und ziemlich gehorsam, trotzdem finden sie ihre ganz persönliche Lösung.

Bewertung vom 13.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Pferdeliebe
Das aktuelle Buch "Das Gemälde" ist das erste Werk von Geraldine Brooks, was ich gelesen habe.
Ich bin hellauf begeistert und dass, obwohl ich von Pferden eigentlich keine Ahnung habe.
Das klassische Cover, dass ein wundervolles Gemälde eines braunen Rennpferdes zeigt, bezieht sich auf den Inhalt des Buches.
Es ist die Geschichte des berühmten Pferdes Lexington, das Mitte des 19. Jahrhunderts in den USA lebte.
Eigentlich aber sind es mindestens 3 Geschichten von Menschen, die direkt oder indirekt mit Lexington in Berührung kamen. Die Geschichte der Sklaverei, Kunstgeschichte und eine moderne Geschichte von 2 Menschen, die sich über die Erforschung von Lexington näher kennenlernen, sind miteinander verwoben. Von Seite zu Seite hat mich das Buch mehr gefesselt. Ich werde es noch ein weiteres Mal lesen, um das Gelesene zu vertiefen. Ganz große Literatur.

Bewertung vom 15.08.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Traurig und schön
Das Erstlingswerk von Elena Fischer mit dem Titel "Paradise Gardens" ist mir wirklich sehr nah gegangen - ohne dabei kitschig zu sein.
Es geht um die junge Billie, die allein mit ihrer Mutter Marika in einer Hochhaussiedlung lebt. Marika hält die beiden mit viel Fantasie, mehreren Jobs und wenig Geld über Wasser. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochte ist eng und herzlich. Von ihrem Vater weiß Billie gar nichts.
Als sie gerade mit einem kleinen Lotterie-Gewinn in ihren ersten Urlaub starten wollen, kündigt sich die Oma aus Ungarn an, die eine langwierige Arztbehandlung in Deutschland vor sich hat.
Billie ist nicht begeistert, ihre Mutter noch weniger.
Nach ein paar Wochen kommt es zum Streit, die Mutter kippt um und erliegt einer Gehirnblutung.
Billie ist mit ihren 14 Jahren vollkommen verstört.
Mit der Oma hält sie es nicht aus. Mit dem klapprigen Auto ihrer Mutter setzt sich die 14jährige von daheim ab. Sie merkt, dass das Meer eine magische Anziehung auf sie ausübt und sie sucht ihren Vater.
Das Buch ist wunderbar geschrieben, melancholisch und doch sehr zeitgemäß.
Was Billie auf ihrer Reise lernt, dass jeder Mensch seine Geschichte hat.
Mehr möchte ich hier nicht verraten. Ich hätte auch gerne noch mehr als 5 Sterne gegeben.

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