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angeliques.leseecke
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Nübbel

Bewertungen

Insgesamt 763 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2014
Vassena, Mascha

Das Schattenhaus


ausgezeichnet

Die 30jährige Anna erfährt von dem Tod ihrer Mutter Simona und reist zur Beerdigung nach Hause auf die kleine Insel. Dort sieht sie sich mit ihrer Vergangenheit, die sie in sich tief vergraben hat, konfrontiert. Das Wiedersehen mit ihrer Tochter Rike, die sie ein paar Jahre nicht mehr gesehen hatte, verläuft schwierig.
Im Nachlass ihrer Mutter entdeckt Anna, dass sie nun ein Haus im Tessin besitzt. Nach einem Anruf beim Bürgermeister in Vignano/Tessin erfährt sie, dass es dieses Haus tatsächlich gibt, es aber noch bewohnt ist. Anna und Rike machen sich auf den Weg dorthin, um die Besitzverhältnisse zu klären und dieses Haus zu verkaufen. Nach und nach stellt Anna fest, dass ihre Mutter einige Geheimnisse mit ins Grab genommen hat. Sie weiß zum Beispiel nicht, wer ihr Vater ist.
Werden sich Anna und Rike zusammen raufen? Wer ist die alte Dame im Haus, warum wohnt sie dort?

Zeitsprung: 1963... die junge und verwöhnte Schweizerin Charlotte lernt die lebenslustige Amerikanerin Amanda und ihren Freund George kennen. Die Anziehungskraft zwischen George und Charlotte wird immer größer, sie werden ein Paar und verbringen einen wunderbaren Sommer zusammen. Durch Leichtsinn und puren Egoismus verursacht Charlotte einen Unfall, der ihr Leben komplett auf den Kopf stellt.

"Das Schattenhaus" von Mascha Vassena ist eine berührende Geschichte um ein Familiengeheimnis aus der Vergangenheit. Der Prolog beginnt gleich spannend und geheimnisvoll und die Geschichte hat mich sofort in den Bann gezogen.
Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat Protagonisten mit den verschiedensten Eigenschaften zum Leben erweckt, am meisten beeindruckt hat mich die Verwandlung von Charlotte, von einem lebenslustigen und schönen jungen Mädchen zuerst zu einem im Gesicht entstellten und unsicheren Mädchen und zuletzt zu einer alten Frau, die nur noch an Hass und Rache denken kann. Auch Anna hat eine gute Entwicklung vollzogen, von einer jungen Frau, die sich mit Jobs über Wasser hält zu einer Frau, die Verantwortung trägt und auch endlich Muttergefühle entwickelt.
Die bildhaften Beschreibungen von der schönen Landschaft und dem Haus im Tessin machen Lust auf Urlaub.

Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart macht die Geschichte noch spannender. So erfährt der Leser so nach und nach, wie die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verknüpft sind.
Jeder, der Familiengeschichten und Geheimnisse mag, sollte dieses Buch lesen.

Bewertung vom 31.08.2014
Poppe, Grit

Schuld


ausgezeichnet

Die regimetreue und gutsituierte Familie Kölpin zieht 1988 nach Berlin. Ihre 15jährige Tochter Jana hat Schwierigkeiten als Landei neue Freunde zu finden, bis sie sich in Jakob verliebt. Jakobs Familie hat einen Ausreiseantrag gestellt und lebt nun mit all den unangenehmen Konsequenzen. Jana lernt hier eine völlig neue Welt kennen und Jakob versucht ihr die Augen zu öffnen. Janas Vater versucht Jana den Umgang mit dem "Staatsfeind" Jakob zu verbieten.
Dann werden sie schneller getrennt als gedacht. Jakob hat mit Freunden eine Demo organisiert, bei der es um Rede- und Ausreisefreiheit geht. Auf den Weg dorthin wird er verhaftet und durchlebt anschließend eine echt grausame Zeit.
In einem weiterem Erzählstrang sucht Jana 1992 Jakob, sie leidet sehr unter Schuldgefühlen. War sie für das Leiden von Jakob verantwortlich? Findet sie ihn und kann sich mit ihm aussprechen?

Mit "Schuld" hat die Autorin Grit Poppe ein brisantes Thema der DDR-Geschichte aufgegriffen und in einen wunder einfühlsamen Jugendroman eingebettet.
Der Schreibstil ist flüssig und sehr realitätsnah, er lässt mich nur so durch die Seiten fliegen. Die Autorin beschreibt die Geschehnisse mit so viel Emotionen ohne gefühlsduselig zu sein.
Sie erzählt die Geschichte aus zwei Sichten, einmal aus Janas und dann auch aus der Sicht von Jakob. So ist man als Leser immer nach dran und kann Einblick in die Gedanken und die Gefühle der beiden Hauptprotagonisten nehmen. Jana und Jakob sind mir sehr sympathisch, die Autorin hat ihnen Leben eingehaucht und sie langsam wachsen lassen. Ich kann mich gut in beide hineinversetzen, in die unsichere, naive und wohlbehütete Jana wie auch in den rebellischen Jakob.
Die Liebesgeschichte zwischen Jana und Jakob ist wunderschön und die Autorin beschreibt die innere Zerrissenheit der beiden sehr authentisch und gefühlvoll, trotzdem "zwingt" mich die Geschichte ab und zu anzuhalten und über die Geschehnisse nachzudenken.
Am meisten schockiert haben mich die Grausamkeiten, die Jakob während der Haft erleben musste.

Dieser Jugendroman bekommt eine klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 16.08.2014
Simon, Lars

Elchscheiße / Torsten, Rainer & Co. Bd.1


ausgezeichnet

Der 35jährige Torsten Brettschneider erbt von seiner Tante Lillemoor einen Hof in Schweden in Gödseltorp. Nach kurzer Überlegung kündigt er seinen Job und nimmt das Erbe an.
Nach einem Streit mit seiner Freundin Tanja, ist sein Entschluss gefestigt, er kauft sich einen alten VW-Bus, nennt ihn Lasse und macht sich auf den Weg nach Schweden. Seiner Meinung nach kann es nicht schlimmer kommen - kein Job, Freundin ist mit seinem Freund und Therapeuten Ferdinand über alle Berge, aber sein Vater warnt ihn vor diesem Drecksnest.
Unterwegs nimmt Torsten den Soziologie- und Langzeitstudenten Rainer mit, was zu echt witzigen Textpassagen führt.
In Schweden wartet auf Torsten eine Überraschung…. wer wissen will, wie es Torsten in Schweden ergeht und warum Gödseltorp ein Drecksnest ist, sollte dieses Buch lesen.

Mit "Elchscheiße" ist dem Autor Lars Simon ein echt witziges und klischeehaftes Debüt gelungen. Ich war sofort in der Geschichte und habe mich schon auf den ersten Seiten kringelig gelacht. Der Humor ist herrlich überzogen und an manchen Stellen kam dann doch das Wort "typisch" über meine Lippen. Der Schreibstil ist leicht und locker, einfach eine gute Sommerlektüre.
Die Beschreibungen von der Landschaft in Schweden, dem Hof und der ganzen Situation im Dorf Gödseltorp sind gut und anschaulich formuliert, so dass ich alles genau vor meinem geistigen Auge habe.
Die einzelnen Protagonisten sind sehr unterschiedlich und trotzdem habe ich fast alle ins Herz geschlossen… den etwas naiven Torsten auf der Suche nach sich selbst, Torstens Vater Gerd, der Schwedenhasser und der immer mal wieder recht hat, Rainer, der einfach nur sein Leben genießt und dann ist da noch der Norweger Bjørn, der "sein" Land und Hof verteidigt.

Älgskit! Was für eine Elchscheiße! Dieses Buch bekommt eine klare Leseempfehlung von mir.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2014
Borkschert, Emlin

Des einen Freud, des anderen Tod


sehr gut

Dem Team um Peter Vollmer genannt Piwi werden die Ermittlungen zu einem Todesfall auf Usedom übertragen. Der 15jährige Sebastian wird morgens auf einem Campingplatz tot aufgefunden, wer hat Interesse daran, einen Teenager, der als Engel gilt, zu töten?
Das ungewöhnliche Team besteht dem Leiter Piwi, aus dem frisch von der Polizeischule kommenden Ed Stenzl, dem Praktikanten Till Brenner und der arbeitslosen Mutter Grit Loch, die an einem Programm zur Wiedereingliederung in den Polizeidienst teilnimmt.
Zu Beginn laufen die Ermittlungen etwas chaotisch, da jeder auf eigene Faust ermittelt. Erst als alle zusammen an einem Strang ziehen, kommen sie der Lösung näher.
Die Camper sind schon ein komisches Völkchen, sie rücken der Polizei gegenüber nicht mit der Wahrheit heraus. Und jeder verdächtigt jeden.

Der Autor Emlin Borkschert hat mit seinem Debüt "Des einen Freud des anderen Tod" einen gelungen Krimi geschrieben, der die Klischees des Campings gut rüber bringt.
Die Spannung wird langsam aufgebaut und gut gehalten. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer Portion Witz und Ironie. Der Autor bringt mich immer wieder zum Lachen, gerade mit der Tollpatschigkeit von Grit oder dem Machogehabe von Ed.
Es wird aus der Sicht der Ermittler berichten, was mir sehr gut gefällt, so bekomme ich als Leser einen guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der einzelnen.
Die Protagonisten sind authentisch, manchmal chaotisch und irgendwie hat jeder seine Macken. Sie entwickeln sich im Laufe des Buches und wachsen mir auch ans Herz. Bei dem nächsten Fall bin ich wieder dabei.

Wer Krimis mit ungewöhnlichen Ermittlern lesen mag und auch gerne lacht, ist hier genau richtig.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2014
Negra, Cassandra

Die Lust des Bösen


sehr gut

Bei einer Führung durch Berlins Unterwelt wird eine junge Frau tot aufgefunden. Sie wurde auf brutalste Weise getötet und im ehemaligen Fahrerbunker Hitlers in Szene gesetzt.
Kommissar Hoffmann und die junge Profilerin Lea Lands vom LKA ermitteln in diesem Fall. Dann passiert ein weiterer Mord, der große Ähnlichkeiten mit dem ersten hat. Wieder wird eine junge Frau grausam ermordet und an einem Schauplatz Hitlers, der Wolfsschanze in Polen abgelegt.
Ist der Psychopath in der rechten Szene zu finden?
Lea lernt den charismatischen Jack Braun kennen, er ist der Parteivorsitzende der Nationalen Partei. Beide sind voneinander fasziniert und leben ihre Leidenschaft aus.
Jack ist zur gleichen Zeit an der Wolfsschanze, als der zweite Mord passiert, Lea kommt der Verdacht, ob er vielleicht etwas damit zu tun hat.
Nach und nach erkennt Lea das Grauen. die Besessenheit, den Wahnsinn und den Fanatismus der rechten Szene.

"Die Lust des Bösen" von Cassandra Negra ist der Auftakt einer Trilogie um die Profilerin Lea Lands.
Die Autorin gewährt uns einen spektakulären Einblick in menschliche Abgründe.
Der Schreibstil ist flüssig und spannend. Die Autorin beschreibt viele Schauplätze und Begebenheiten ausführlich und detailgenau, was mich sehr anspricht. Man spürt beim Lesen, wieviel Energie und Recherchearbeit dahinter steckt.
Ungewöhnlich an diesem Buch sind die vielen verschiedenen Handlungsstränge, wobei man am Anfang echt irritiert ist, was hat das nun mit der Geschichte zu tun? Aber die Autorin führt zum Schluss alles gut gekonnt zusammen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und entwickeln sich im Laufe des Buches.
Mit Lea Lands hat Cassandra Negra eine sehr sympathische Ermittlerin erschaffen, mit Ecken und Kanten, mit Ängsten und Träumen.
Auch von Jack Braun bin ich ganz angetan, er wird als gutaussehend und charismatisch beschrieben und so habe ich ihn auch beim Lesen gesehen.
Dann ist da noch Wenger, mit ihm hat die Autorin ein wahres Monster erschaffen, der Hitler und den Nationalsozialismus verherrlicht.

Insgesamt hat mir das Buch gefallen, nur muss ich einen Punkt abziehen, da manche langen Beschreibungen die Spannung etwas gedrosselt haben.