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vielleser18
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Hessen
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Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 831 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2014
Ziefle, Pia

Länger als sonst ist nicht für immer


sehr gut

ra arbeitet in einer kleinen Bäckerei, nach der Arbeit kümmert sie sich um ihren Vater, der im Sterben liegt. Lew ist in Indien auf der Suche nach seinem Vater. Doch hinter den beiden steckt noch so viel mehr - so viel Vergangenheit, so viel Verlassenheit, so viele Fragen, die beide bisher nicht beantwortet bekommen haben. Und da gibt es auch noch Fido, der als er klein war von seiner Mutter verlassen worden ist und beim Großvater aufgewachsen ist, bis die beiden sich auf der Suche nach der Mutter nach Deutschland aufgemacht haben. Drei Kinder - drei Schicksale.

Der Autorin gelingt es, durch die abwechselnde Erzählweise - einmal aus Sicht von Ira, dann wieder aus Sicht von Lew - zwei Vergangenheiten wieder ans Licht zu holen. Beide hatten keine einfache Kindheit. Zu ihrer Erzählweise passt das Titelbild unheimlich gut. Nach und nach wird aus der Geschichte ein Flechtezopf - leicht und locker geflochten.

Unheimlich intensiv bringt Pia Ziefle diese Geschichte herüber, die Geschichte entwickelt schnell einen Sog, ein Mitgefühl mit den Protagonisten, obwohl Pia Ziefle dafür nicht viel Worte braucht, und vor allem auch nicht viel Handlung. Es sind eher die Gedanken, die Reflexionen der Protagonisten, die diese Geschichte fesselt. Protagonisten, die in ihrer Kindheit loslassen mussten, die seit ihrer Kindheit Fragen mit sich herum schleppen und die hoffen, dass sie nun endlich Antworten erhalten. Denn bisher konnten sie ihre Vergangenheit nicht verarbeiten, sie schleppen den Ballast mit in das Hier und Heute und sind auch dadurch bindungsgestört. Dazu passt dann auch der Titel " Länger als sonst ist nicht für immer" - werden es Ira und Lew, aber auch Fido schaffen, dass sie mit ihrer Vergangenheit leben können ? Werden sie es besser machen können ?

Gefallen haben mir auch die Wechsel zwischen dem Heute und der Vergangenheit, die so fließend eingebaut worden sind, aber dennoch weiß man immer, wo man sich befindet.

Allerdings sind viele Fragen, die man sich selber beantworten muss. In vielen Bereichen bleibt der Roman offen, auslegbar, reißt manche Gegebenheiten an, oder besser deutet sie an, und der Leser muss für sich selbst entscheiden, ob ihm das reicht. Ob er den Spuren, die die Autorin in diesem Roman legt, gedanklich zu Ende folgt oder sie einfach als Spuren am Rande liegen lässt.

Aber am Schluß muß ich einfach nochmal herausstreichen, dass es der Autorin gelungen ist so viel Gefühl, so viel Emphatie hervor rufen zu können, trotz oder auch wegen einer so reduzierten Handlung, allein durch die Sprache, die mit weinigen Worten viel erzeugt.

Bewertung vom 26.08.2014
Boie, Kirsten

Leinen los, Seeräuber-Moses / Seeräuber-Moses Bd.2


ausgezeichnet

Seeräuber-Moses ist nun Prinzessin auf dem Schloss, sie hat den Blutroten Blutrubin gefunden und er ist nun sicher bei den Seeräubern auf der Insel versteckt. Eigentlich sollte nun alles in Ordnung sein - aber nicht nur, dass Moses sich gar nicht mit dem Prinzessinnenleben anfreunden kann, passieren auch allerhand Dinge, die das Leben von Moses und den Seeräubern wieder durcheinander wirbeln.

Dies ist der zweite Band um Seeräubermoses von Kirsten Boie. Wir kannten den ersten Band noch nicht, kamen aber gut in die Geschichte hinein. Wir - das ist mein 6jähriger Sohn, dem ich die Geschichte vorgelesen habe und ich. Wir haben zwar eine ganze Weile für das 320 seitige Buch gebraucht, aber das war kein Probem.
Meinem Sohn haben auch die Bandwurmsätze gefallen, dadurch wurde die Geschichte schön ausgeschmückt und hat richtig Spaß gemacht.
Am besten gefallen haben ihm die Protagonisten: die Dohle Schnackfass, Seeräubermoses, Lütt Hein und Olle Holzbein, aber auch Rosa Rosenduft und die Prinzessin Isadora . Nicht jeder von denen war eine gute Figur, aber gerade das macht ja eine gute Geschichte aus, dass es gute und schlechte Figuren beherbergt.
Besonders gut gefallen (als Mutter) hat mir die persönliche Ansprache der Autorin, die an vielen Stellen den Leser direkt "mit an Bord" nimmt. So erklärt sie den jungen Lesern viele Situationen, die damals ganz anders waren als heute, dies wird von ihr auch gleich bewertet , so dass die Geschichte authentisch beschrieben wird, aber auch der Bezug zur heutigen Zeit gezogen wird.


Mein Sohn bekommt viel vorgelesen, auch längere Geschichten, daher war dieses Buch für ihn kein Problem. Aber es ist anspruchsvoll und daher wirklich nur für Kinder geeignet, die lange und konzentriert zuhören könnnen. Ein bestimmtes Lesealter kann ich daher nicht bestimmen, es kommt auf das bisherige Leseverhalten an. Allerdings ist es eher ein Buch zum vorlesen, und für Leseanfänger zu schwierig, um es selber zu lesen.
Wir jedenfalls haben es mit Begeisterung gelesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.08.2014
Green, John

Das Schicksal ist ein mieser Verräter


ausgezeichnet

Hazel ist sechzehn, sie leidet unter Jahren an einem unheilbaren Schilddrüsenkrebs, der mittlerweile auch ihre Lunge befallen hat, als sie in der Selbsthilfegruppe Augustus kennen lernt. Schon der erste Blick - und bei beiden knistert es gewaltig. Sie sind einzigartig, lieben Bücher, haben eine gemeinsame Sprache, die voller Gefühle und Emotionen ist. Beide haben nur ein Ziel: den Autor zu treffen, der "Ein herrschaftliches Leiden" geschrieben hat und ihn befragen, denn das Buch endet mit vielen Fragen. Doch der Autor sitzt in Amsterdam.

John Green hat das Buch aus Hazel´s Sicht geschrieben, sie ist die Ich-Erzählerin, ihre Gefühle gehen unter die Haut. Sie, die junge Krebspatientin, deren Krebs unheilbar ist, vermittelt dem Leser eine Sicht auf die Welt und auf ihre Mitkrebspatienten, die einem unter die Haut geht.
Aber auch ihre Liebe zu Augustus ("Gus"), das Hauptthema dieses Buches, ist mitreißend geschrieben. Die eine zu Tränen rührt. Eine Geschichte, die man, einmal angefangen, nicht aus der Hand legen kann.

Gefallen hat mir der Mut, aber auch der Humor, mit denen die Protagonisten leben, ihre Kraft, aber auch der Zusammenhalt.
Mir fehlen die Worte, um alles zu beschreiben, das Buch muss selbst gelesen werden.
Ein Buch, dass man so schnell nicht vergessen wird.

Volle Fünf-Sterne und eines der besten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe.

63 von 99 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.08.2014
Murmann, Amelie

Sand der Zeit / Wanderer Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Emilia ist sechzehn und hat eigentlich nur einen Wunsch: Sie möchte unbedingt auf das Internat Palaestra Viatorum aufgenommen werden. Aber sie hat kaum Hoffnung darauf, weil ihr die Kunstnote den Schnitt verhagelt hat und die Schule strenge Richtlinien für die Aufnahme erlassen hat. Aber ausgerechnet bei einem Ausflug der Kunstklasse in ein Museum passiert es: urplötzlich springen nacheinander zwei Jungen aus einem Bild. Sie sind sogenannte "Wanderer", die durch die Bilder an andere Orte reisen können. Doch seltsamerweise kann nur sie diese Jungen sehen, die anderen Museumsbesucher bekommen nichts mit. Denn Emilia hat besondere Fähigkeiten, von denen sie bisher noch nichts ahnte. Aber nicht nur die Palaestra wird nun auf sie aufmerksam, sondern auch die Gegenseite. Denn Emilia ist wichtig - die Visionen der Wanderer lassen nur einen Schluß zu: Emilia wird diejenige sein, die die Zukunft aller in der Hand hat. Doch will Emilia diese Verantwortung ?

Amelie Murmann ist ein fantastischer Debütroman gelungen. Nicht nur ihr Schreibstil überzeugt, das ganze Buch ist ein Pageturner. Die Autorin erzählt die Geschichte meist aus der Ich-Perspektive von Emilia, aber auch aus der Perspektive von Maximilian, und ab und an auch von dem ein oder anderen. Diese wechselnden Perspektiven lassen den Leser in die Motive und Gefühle der Protagonisten Einblick nehmen. Es macht die Geschichte verständlich und interessant.
Aber vor allem überzeugen die Ideen, die Amelie Murmann hier verarbeitet hat. Ein Roman mit Visionen, Fantasie, überraschenden Wendungen und mit witzigen Verweisen auch auf Harry Potter und Co. Ein Roman, der nicht nur Freundschaft, Liebe, Teamgeist und Verantworung, sondern auch Verrat, Verlust und Feindschaft verarbeitet. Keine Seite ist langweilig.

Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, dass ich mir beim Lesen richtig vorstellen konnte, wie ein Kopfkino in meinem Kopf ablief. Ein Buch, das man sicher sehr gut verfilmen könnte.
Amelie Murmann kann gut mithalten mit Autoren wie Kerstin Gier (Rubinreihe), Eva Völler (Zeitenschaukel) , braucht sich aber auch vor den ganz großen Autoren nicht zu verstecken.

Manchmal hatte ich Probleme die ganzen wechselseiten Entwicklungen nach zu vollziehen, aber so wird es auch nicht langweilig.
Der Schluß kam etwas schnell und das Ende ist noch nicht geschrieben, denn dies ist nur der Auftakt, ein weiterer Band soll noch erscheinen.

Bisher ist der Roman nur als ebook erschienen.

Von mir bekommt das Buch 5 tolle Sterne für einen gelungenen Debütroman.

Bewertung vom 05.08.2014
Furniss, Clare

Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb


ausgezeichnet

Pearl ist 16 und eigentlich wollte sie an diesem Tag nur mit ihren Freunden ins Kino. Doch nach dem Film ist nichts mehr wie vorher. Ihr Stiefvater hatte sie versucht auf dem Handy zu erreichen. Sie eilt ins Krankenhaus. Doch ihre Mutter Stella stirbt - nur das Baby überlebt als Frühgeburt. Rose, oder "die Ratte" - wie Pearl sie nennt. Pearl gibt ihr die Schuld am Tod der Mutter. Ihr und ihrem Stiefvater, der ja unbedingt noch ein eigenes Kind wollte.
Für Pearl bricht eine Welt zusammen, sie zieht sich in ein Schneckenhaus zurück.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Pearl geschrieben. Die Kapitel sind die einzelnen Monate eines Jahres. Ein Jahr. Clare Furniss gelingt es eindrucksvoll die Trauer der Jugendlichen, ihre Wut, ihre Verzweiflung und ihre Reaktionen zu beschreiben. Man fliegt nur so durch das Buch und leidet mit ihr. Wird sie daran zu Grunde gehen ? Es ist ein tiefes Loch, in das sie gefallen ist.

Das Buch ist sehr emotional, aber auch sehr beeindruckend geschrieben. Man leidet und hofft, man fiebert mit. Das Buch ist aber nicht nur traurig, es hat auch humorvolle und liebevolle Szenen. Es ist sehr realistisch geschrieben.

Ein Buch über eine Jugendliche, aber das Buch ist nicht nur für Jugendliche geschrieben.
Der Debütroman von Clare Furniss hat mir sehr gefallen.

Bewertung vom 30.07.2014
Schuetz, Dominique Anne

Die unsichtbare Grenze


ausgezeichnet

Fanell, ein kleines Dorf hoch oben im Valsertal, Ende des 19. Jahrhunderts. Seit Jahrhunderten wabt oberhalb des Dorfes der Nebel. Hervorgerufen durch eine Thermalquelle. Doch im See soll der Teufel baden, daher wagen sich die Bewohner nicht dorthin. Andreas stammt aus diesem Dorf. Doch seine Wissbegier siegt, er verlässt Fanell zum lernen. Und lässt seine Freundin Elfi zurück. Doch als er Jahre später unbedacht vom Teufelsbad erzählt, bringt er eine Reihe von schicksalhaften Ereignissen in Gang.

Dominique A. Schuetz hat mit ihrem dritten Roman ein absolut fesselnden Roman geschrieben. Zweisträngig erzählt er uns von zwei unterschiedlichen Menschen, von dem Schweizer Andreas und dem Engländer Clifton. Beide können unterschiedlicher nicht sein. Doch die Autorin verwebt langsam aber beständig den Lebenslauf dieser beiden bis zum schicksalhaften Aufeinandertreffen.
Dabei schafft sie eine eindrucksvolle Atmosphäre. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Gespenstisch, beklemmend, aber nachvollziehbar, wie Menschen andere Menschen beeinflussen, lenken und zu Taten bringen können, die erst durch die Agitation ins Rollen gebracht werden. Die Autorin hat dies in ihrem Roman langsam, aber sicher aufgebaut - bis zum dramatischem Höhepunkt.

Ein Buch, das noch nachhallt, auch wenn die Buchdeckel schon lange geschlossen wurden.

Bewertung vom 20.07.2014
Jonuleit, Anja

Der Apfelsammler


ausgezeichnet

Ein Buch mit zwei Zeitsträngen:
Eli, Jahrgang 1949, ist 16 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern und einer sehr kleinen Schwester auf einem Einödhof in der Nähe des Bodensees. Ihr Vater ist streng, unbarmherzig und gewalttätig. Dennoch gelingt ihr es auf´s Gymnasium zu gehen und heimlich sich Freiheiten zu nehmen. Bis....ja bis alles auffliegt.
Ihre Nichte Hannah lebt im hier und jetzt. Nach dem Tod von Eli reist sie nach Umbrien um ihren Haushalt aufzulösen. Doch so einfach geht das nicht. Hannah findet Reste von Briefen, diese machen sie genauso neugierig wie ihr eigenbrödlerische Nachbar Matteo. Sie bleibt und versucht mehr heraus zu finden.

Anja Jonuleit erzählt die Geschichte der zwei Frauen abwechselnd. Der Leser ist immer einen kleinen Schritt voraus, tappt aber genau wie Hannah lange im Ungewissen. Eli´s Geschichte hat mir einen Tick besser gefallen. Sie hat mich neugierig gemacht. Ihre Lebensgeschichte ging unter die Haut, hat berührt.
Der Autorin ist es gelungen dem Roman Atmosphäre zu geben, italienisches Flair. Durch die wechselnden Zeiten und Perspektiven ist Spannung entstanden.

Auch wenn mich Hannah´s Verhalten ab und an vor den Kopf gestoßen hat, war ich gespannt, wie alles zum Ende hin ausläuft. Diese Protagonistin sehe ich aber zwiegespalten. Einerseits ist sie sehr hilfsbereit, anderseits hat sie in ihrer Neugier eindeutig Grenzen überschritten, die mir nicht gefallen.

Das Schlußszenario - ob es dieses Verhalten wirklich geben könnte ???? Ich bezweifle es.

Das Buch hat mich aber gefesselt und ich bin nur so durch die Seiten gerauscht. Es weckt Emotionen und Gefühle.

Vier Sterne für ein gutes Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.