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smartie11
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Insgesamt 920 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2017
Holler, Renée

Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper


sehr gut

Zum Inhalt:

Als Selina von ihrer Mutter aus Indien ins britische Oxford geschickt wird, um dort zur Schule zu gehen, ist sie wenig begeistert. Nur dass sie dort bei ihrer Cousine Lily Cooper wohnen und zusammen mit ihr zur Schule gehen soll, gefällt ihr. Doch als sie nach der langen Reise am Flughafen ankommt, ist niemand da, um sie abzuholen. Als sie es endlich auf eigene Faust zum Haus der Coopers geschafft hat, herrscht dort der Ausnahmezustand: Lily ist spurlos verschwunden! Während die Polizei noch daran glaubt, dass Lily mal wieder ausgerissen ist, sind sich Selina und Lilys bester Freund Eric sicher, dass Lily entführt worden ist...



Meine Meinung:

Mit „Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper“ hat die deutsche Kinderbuchautorin Renée Holler (sicherlich Vielen von ihren historischen Ratekrimis für Kinder bekannt) nun einen etwas anderen Krimi für Kinder und Jugendliche ab ca. 10 Jahren vorgelegt.


Abgesehen von Lilys merkwürdigem Verschwinden ist der Start in die Geschichte eher unaufgeregt und die Autorin nutzt das rund erste Viertel der Geschichte dazu, ihre Leser mit den einzelnen Charakteren vertraut zu machen. Insbesondere Selina sowie Eric und seine unkomplizierte Familie mochte ich hierbei vom Start weg. Spannend ist bereits zu Beginn, dass nahezu alle anderen Charaktere irgendwie „komisch“ und wenig vertrauenswürdig wirken, allen voran Lilys Eltern, die irgendwie mehr mit sich selbst als mit dem spurlosen Verschwinden ihrer Tochter beschäftigt zu sein scheinen.

Nach dem relativ ruhigen Start in die Geschichte nehmen sowohl die Spannung als auch die geheimnisvolle Atmosphäre sukzessive zu, denn langsam beginnen sich mysteriös erscheinende Dinge zu ereignen und im sechsten Kapitel kommt ein zweiter, schmaler Handlungsstrang hinzu, der die Spannung nochmal extra anfacht. Im weiteren Fortgang entspinnt sich eine Geschichte, die immer rätselhafter und auch mysteriöser wird und mich damit voll und ganz in ihren Bann gezogen hat. Am Ende läuft die Story auf ein super spannendes, extrem atmosphärisches und auch wirklich gruseliges Finale zu, das alle wesentlichen Fragen aufklärt und auch die Motive und Handlungsweisen des Antagonisten erklärt. So ergibt sich insgesamt eine in sich runde Story mit einem ordentlichen Spannungs-Crescendo und einem deutlichen Schuss Mystery, der stellenweise schon an Steampunk erinnert. Das sollte man schon mögen, wenn man sich auf diese sehr fantasievolle Geschichte einlassen will.

Dass ich dabei die wesentlichen Zusammenhänge der Auflösung schon vorausgeahnt habe, hat mich weniger gestört. Auch dass Renée Holler immer mal wieder zu sehr einfachen, aber natürlich legitimen Mitteln (z.B. Handyakku alle) gegriffen hat, um die Spannung zu erhöhen, ist zwar nicht besonders innovativ, war für mich im Ganzen aber absolut ok.



FAZIT:

Ein Jugend-Krimi mit einer faszinierenden Grundidee, einem stetigen Spannungs-Crescendo und einer gehörigen Portion Mystery mit toller Atmosphäre.

Bewertung vom 04.04.2017
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


sehr gut

Spannende Leseunterhaltung garantiert: ein sehr atmosphärischer und temporeicher Regionalkrimi

Zum Inhalt:
Nordfrieslang leidet unter ungewöhnlichen Wetterkapriolen, es ist unerträglich heiß und Gewitter wühlen die Nordsee auf. Auf dem abseits gelegenen Hof der Familie Jessen stürzt Hinnerk Jessen in den Tod und alle sind sich einig, dass es sich um einen schrecklichen Unfall handeln muss. Nur Kommissar Theo Krumme möchte ein mögliches Fremdverschulden sicher ausschließen und begibt sich im Alleingang auf eine Ermittlung, die ihn immer wieder an die Grenzen des Schweigens und der eigenen Fähigkeiten führt… und dabei nimmt die Bedrohung nahezu unbemerkt immer weiter zu!

Meine Meinung:

„Das Böse ist da. Und nur wenn wir seinen Preis bezahlen, wird es wieder im Dunkeln verschwinden.“ (S. 136)

„Küstenfluch“ ist der mittlerweile dritte Band des deutschen Autors Hendrik Berg um den eigenwilligen, aber liebenswerten Kommissar Theo Krumme, der als Exil-Berliner unter den Nordfriesen erstmal seinen Platz finden muss. Eine Vorkenntnis der ersten beiden Bände ist m.E. nicht notwendig.

Bereits der Start in die Geschichte gibt einen sehr guten Ausblick auf das, was den Leser erwartet: Bauer Hinnerk Jessen stürzt in den Tod und sein Neffe, der sechsjährige Jan will den Tod seines Onkels gespürt und "gesehen" haben. Von hier aus entspinnt sich eine Geschichte, die extrem spannend, temporeich, düster und geheimnisvoll ist – und immer wieder überraschend! Stellenweise erinnert Hendrik Bergs Plot schon an einen waschechten Mystery-Thriller, was mir persönlich extrem gut gefallen hat. Immer mehr, mal mehr, mal weniger geheimnisvolle Ereignisse stürzen dabei auf den Leser ein und man fragt sich unweigerlich, was an den aufkommenden Ideen eines Fluchs oder eines „schwarzen Mannes“ dran sein könnte. Sehr gekonnt fängt der Autor dabei die schon fast unwirklich wirkende Atmosphäre ein, die in dem unter der Hitzeperiode ächzenden Nordfriesland herrscht, und die auf das Gemüt der Charaktere drückt.

Überhaupt haben mir die Protagonisten in „Küstenfluch“ sehr gut gefallen, allen voran natürlich Kommissar Theo Krumme, den ich vom Start weg mochte. Seine Kollegin „Pat“ ist schön schräg und zunächst erst das stille, zurückhaltende Mäuschen, im Verlauf der Geschichte durchaus aber für die eine oder andere Überraschung gut. Die Mitglieder der Familie Jessen sind hingegen ein bunter Strauß verschlossener Eigenbrötler, mit Ausnahme des herzerwärmenden kleinen Jan. Die Antagonisten (auf dessen Offenbarung der Leser lange gespannt sein darf!) sind mir hingegen ein bisschen zu blass und klischeehaft geblieben.

Einen Stern Abzug gibt es von mir, da am Ende zwar alle wesentlichen Fragen beantwortet und alle relevanten Vorkommnisse aufgelöst worden sind, ich mir hier allerdings in Teilen eine etwas stärkere Verknüpfung gewünscht hätte. Dafür ist der Epilog ein sehr gelungenes „Sahnehäubchen“, das einen perfekten Abschluss für diese spannende und düstere Geschichte bildet.


FAZIT:
Sehr spannend, geheimnisvoll, temporeich und immer wieder überraschend. Ein überzeugender Regionalkrimi!

Bewertung vom 03.04.2017
Costello, Matthew;Richards, Neil

Cherringham - Folge 1 & 2


sehr gut

Zwei unterhaltsame und sehr atmosphärische Kurzkrimis

Meine Meinung:

„Cherringham – Landluft kann tödlich sein“ ist eine inzwischen 24 Folgen umfassende Kurz-Krimi-Reihe rund um ein ungleiches Ermittlerpaar, die 38-jährige Webdesignerin Sarah Edwards und den frisch pensionierten, verwitweten und aus New Yorker zugezogenen Ex-Cop Jack Brannen.

Dieses Hörbuch enthält mit „Mord an der Themse“ und „Das Geheimnis von Mogdon Manor“ die beiden ersten Fälle von Sarah & Jack und eignet sich damit hervorragend als Einstieg in die Krimi-Welt des beschaulichen Städtchens Cherringham in den britischen Cotswolds. Ähnlich wie bei anderen Serien (z.B. „Agatha Raisin“) bietet auch „Cherringham“ klassische „whodunit“-Krimis zum Mitraten in schön-schräger britischer Atmosphäre. Da es sich allerdings um Kurzkrimis handelt, ist der Kreis der Verdächtigen bei den ersten beiden Fällen recht überschaubar. Die Stories an sich sind dementsprechend auch nicht so komplex wie man es von „langen“ Romanen gewohnt ist. Dafür sind die Cherringham-Krimis eine sehr kurzweilige und atmosphärisch gelungene Unterhaltung für „zwischendurch“, die man perfekt an einem Abend lesen oder auch auf einer Auto- / Zugfahrt von rd. 3 Stunden hören kann.

Das es den Stories an Komplexität, ausschweifenden Rahmenhandlungen und mehr als ein / zwei überraschenden Wendungen mangelt, ist für mich somit auch keine Schwäche, da es sich nun mal um Kurzkrimis handelt. Dafür haben die beiden Autoren ein sehr sympathisches Ermittlerpaar geschaffen und transportieren in ihren Geschichten eine sehr passige und stimmungsvolle Atmosphäre, wie man es von britischen Krimis gewohnt ist. Auch über einen Mangel an skurrilen Charakteren kann man sich hier nicht beschweren. Selbstverständlich kommt dabei auch der britische Humor nicht zu kurz („Ist das nicht illegal?“ - „Ich ziehe das Wort fragwürdig vor!“). Insbesondere die zweite Folge („Das Geheimnis von Mogdon Manor“) besticht in meinen Augen durch das sehr gelungene Setting eines alten, heruntergekommenen Herrenhaus sowie durch eine schon fast klischeehafte, englische Familie, in denen sich alle irgendwie spinnefeind sind.

Die Audioproduktion ist gewohnt solide und von guter Qualität. Die Sprecherin Sabina Godec liest in einem sehr angenehmen Tempo und mit passender Betonung. Durch wohldosierte Pausen und stellenweise musikalische Untermalung ist das Zuhören insgesamt sehr angenehm.

FAZIT:
Ideal für (jeweils) rd. drei gemütliche Hörstunden: Atmosphärische Kurzkrimis zum Mitraten mit einem sehr ungleichen, aber absolut sympathischen Ermittlerduo.

Bewertung vom 30.03.2017
Frank, Astrid

Enno Anders


ausgezeichnet

Mit „Enno Anders – Löwenzahn im Asphalt“ entführt Astrid Frank (u.a. „Wunderpferde“, „Unsichtbare Wunden“) ihre Leser in die ganz besondere Welt des elfjährigen Enno Anders und lässt uns auf eine sehr einfühlsame Weise an seinen Gedanken und Gefühlen teilhaben. Enno leidet sehr darunter, dass er sich anders fühlt und dies auch immer wieder von seinen Mitmenschen gespiegelt bekommt. Seine Lehrerin Frau Wolf („der böse Wolf“), die ihren Beruf eindeutig verfehlt hat, sagt „Enno kann sich nicht an Regeln halten. Er passt nicht auf, ist ständig abgelenkt, versteht die Aufgabenstelllungen nicht und will immer seinen Kopf durchsetzen.“ (S. 70). Seine Mutter sagt ganz oft „Ach Enno,…“ zu ihm, wenn er mal wieder alles vergessen oder falsch gemacht hat oder wenn er alles wieder ganz wortwörtlich nimmt. Sein Papa sagt, „Enno hat nun mal Pech, nicht in ihr (Frau Wolfs) Weltbild zu passen“ (S. 70). Und Enno denkt über sich selbst: „so was passiert mir ja manchmal, dass ich Dinge nicht merke, die für alle anderen offensichtlich sind, und andererseits Dinge sehe, die außer mir niemand sieht.“ (S. 58). Kurzum scheint Enno das ungeliebte Gegenteil seiner Schwester Elena zu sein, denn „Elena ist groß und stark und schön und kann alles und weiß alles. Und alles, was Elena macht, ist gut und richtig.“ (S. 58).

In dieser schwierigen Situation flüchtet sich Enno ein ums andere Mal in die oftmals skurrile, aber stets absolut liebenswürdige Welt seiner Gedanken und Fantasie. Er schreibt Briefe an seinen verstorbenen Opi, der ihm sehr ähnlich war und der der einzige Mensch in Ennos Leben gewesen ist, der ihn verstehen konnte. Auf seinem Computer schreibt Enno eine Geschichte über sich selbst, die noch viel mehr vor Fantasie und Fantastik strotzt als vor Rechtschreibfehlern (und davon gibt es nicht wenige). So bittersüß und stellenweise durchaus humorvoll sich das alles liest, so tiefgründig, ernst und berührend ist doch die Botschaft, denn Enno träumt von seiner eigenen Beerdigung und einer Reise zu „seinem Heimatplaneten“ Mamojusave, wo er endlich ganz normal sein kann.

Zu Beginn der Geschichte hat Enno eigentlich nur einen einzigen Menschen, der wirklich an ihn glaubt und ihn gerne und vorbehaltlos so akzeptiert, wie er ist: sein bester und leider auch einziger Freund Olsen, das hochbegabte Genie von nebenan. Es ist sehr schön zu lesen, wie Olsen Enno Halt gibt, ihn bestärkt und dabei mehr als einmal die Rolle übernimmt, die eigentlich Ennos Eltern zukommen sollte. Doch im Verlauf der Geschichte findet Enno glücklicherweise auch immer mehr und mehr Rückhalt in seiner eigenen Familie – und das ist wirklich herzerwärmend zu lesen!

***ACHTUNG SPOILER: IM FOLGENDEN VERRATE ICH, WAS ENNO SO „ANDERS“ MACHT***
Selbstverständlich lässt die Astrid Frank ihre Leser nicht ratlos zurück, sondern verrät auch durch die sehr gelungene Figur des Dr. Müller, was Enno so besonders macht: Enno ist hochsensibel – Er nimmt unglaublich viele Dinge wahr und das auch noch viel stärker, als die meisten andern Menschen. Ein „Ausblenden“ z.B. von störenden Geräuschen oder Gerüchen ist für Enno ganz, ganz schwer, so dass in seinem Kopf oftmals ein ganz großes Durcheinander herrscht. Das macht Enno unter den robusten Löwenzähnen zu einer empfindlichen Orchidee, die viel Pflege und Zuwendung braucht, um dann am Ende doch alle überstrahlen zu können!
***SPOILER ENDE***

Wenn Du eine Orchidee bist - sei stolz darauf!

FAZIT:
Bittersüß, fantasievoll, humorvoll-schräg und zutiefst bewegend. Ein flammendes Plädoyer für die positive Sicht der Individualität eines jeden Kindes und ein fantastischen Buch für alle Eltern und Lehrer besonderer Kinder – und auch für diese Kinder selbst!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2017
Weiß, Sabine

Schwarze Brandung / Liv Lammers Bd.1


sehr gut

Ein sehr atmosphärischer, gesellschaftskritischer und vor allem überraschender Regionalkrimi

Zum Inhalt:
Am Sylter Strand vor Westerland wird die grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Mit den Ermittlungen werden die Kommissare des Flensburger K1 betraut. Mit im Team ist Liv Lammers, die erst vor kurzem einen Anruf ihres Neffen Jan bekommen hat, der ihr vom Verschwinden seiner Freundin berichtet hat. Vor Ort muss sich Liv nicht nur einem undurchschaubaren Fall, sondern auch den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Meine Meinung:

„Kriminalistisches Denken kennt keine Skrupel.“ (S. 132)

Mit „schwarze Brandung“ legt die deutsche Erfolgsautorin Sabine Weiß ihren ersten Krimi vor. Mit ihren historischen Romanen (u.a. „Hansetochter“, „Die Buchdruckerin“) hat sie bereits bewiesen, dass sie ein gutes Händchen für regionale Geschichten hat.

Der Start in die Geschichte ist ein klassischer Krimi-Start: Ein knapper, bedrohlicher Prolog, eine kurze, sehr plastische Einführung der neuen Protagonistin Liv Lammers und schon geht es mit dem Auffinden der Leiche direkt hinein ins Krimi-Geschehen und ab nach Sylt. Sehr eindrucksvoll skizziert Sabine Weiß dabei ein sehr ambivalentes Bild dieser Insel: Auf der einen Seite die raue und fast unvergleichliche Schönheit der Natur, auf der anderen Seite die glitzernde Welt der Schönen und Reichen, die ihre ganz eigene und sehr unschöne Schattenseite hat. Diese Zerrissenheit spiegelt auch die nicht einfache Vergangenheit der Protagonistin sehr gekonnt wider, wodurch Liv Lammers zwar manchmal ebenso rau und unnahbar wirkt, dafür aber umso plastischer und realer erscheint und mir vom Start weg sympathisch war.

Die Spannung ist für meinen Geschmack nach dem Auffinden der Leiche erstmal etwas seichter geblieben und die Story hat sich auf den ersten ca. 100 Seiten etwas zu linear entwickelt. Im Folgenden verästelte sie sich aber immer mehr und bot gleich einen ganzen Strauß an Antagonisten auf, bei dem von überkandidelt-snobbistisch bis ekelhaft-abstoßend wirklich alles dabei war. Je weiter die Story voran schritt, desto mehr Spaß hatte ich daran, eigene Theorien aufzustellen und Hauptverdächtige ins Visier zu nehmen. Und doch ist es Sabine Weiß am Ende gelungen, ein absolut dramatisches und (für mich) unvorhersehbares Finale aufzufahren und eine Auflösung zu präsentieren, die in sich rund, nachvollziehbar und dennoch vollkommen überraschend war. Genau das macht einen guten „whodunit“-Krimi aus!

Eine weitere Stärke dieses Krimis ist die außergewöhnlich starke Charakterentwicklung. Neben der Story-immanenten Entwicklung bei Liv hat es Sabine Weiß beispielsweise geschafft, mit Hennes Liv einen Ermittlungspartner an die Seite zu stellen, den ich zu Beginn so gar nicht mochte, der sich im Verlauf der Geschichte aber mehr als nur meine Hochachtung verdient hat.

FAZIT:
Atmosphärisch, spannend und absolut überraschend – ein toller Regionalkrimi mit einem Schuss Gesellschaftskritik. Bitte mehr von Liv Lammers!

Bewertung vom 24.03.2017
Rath-Hodann, Nora

KLIMT - erzählt für Kinder


ausgezeichnet

Das Leben des berühmten Malers – kindgerecht erzählt und wunderbar illustriert

Meine Meinung:
„Klimt – Erzählt für Kinder“ ist der zweite Band aus der Reihe „Julie geht ins Museum“ („Kinderbücher zu Österreichs Geschichte(n)“). Auf 55 Seiten erzählt Autorin Nora Rath-Hodann die Geschichte des berühmten österreichischen Malers Gustav Klimt (1862 – 1918) indirekt durch Julies Mama, die mit ihrer Tochter ein Museum besucht, um sich die bekannten Werke anzusehen. Dabei sind Mutter und Tochter stets in einem Dialog so dass am Thema „Klimt“ entlang gleichzeitig Informationen über die Kunstgeschichte und (nicht gerade einfachen!) Lebensumstände zu dieser Zeit vermittelt werden. Beispielsweise wird vom Wandel Wiens unter Kaiser Franz-Joseph I. vom „mittelalterlichen Dorf“ hin zur modernen, mondänen Stadt berichtet oder auch von der Rolle der Frau in den damaligen Zeiten. Dies ist wirklich interessant zu Lesen, auch für Erwachsene! Besonders gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin (wie schon bei „Sisi“) kein Blatt vor den Mund nimmt und auch die Schicksalsschläge, die Klimt in seinem Leben hinnehmen musste, erwähnt – sei es der frühe Tod der kleinen Schwester oder auch der Ausbruch des ersten Weltkriegs. Dies tut sie allerdings stets in kindgerechten Worten und auf sehr einfühlsame Weise.

Diese wirklich sehr schön erzählte Geschichte wird komplettiert von zahlreichen, teilweise ganzseitigen Illustrationen von Peter Diamond. Der Wiener Illustrator schafft es mit seinen „Neuinterpretationen“, die fantastischen Werke Klimts in eine „moderne“ und sehr kindgerechte Form zu bringen. Allein Diamonds Illustrationen sind sehr sehenswert – sie laden zum Betrachten, Entdecken und Träumen ein. Am Anfang ist es nur etwas irritierend, dass im Text nicht die Originale von Klimt abgedruckt sind. Diese finden sich erst im Anhang auf den Seiten 60 – 73. Für meinen Geschmack wäre es passender gewesen, wenn die Bilder von Peter Diamond gleich den Originalen im Text gegenüber gestanden hätten.

Band 3 - „Maria Theresia“ – ist für 2017 angekündigt.

FAZIT:
Klimts Leben in einfühlsamen und kindgerechten Worten – kombiniert mit großartigen „Neuinterpretationen“ von Klimts Werken sowie Abbildungen der Originale. Ein zauberhaftes kleines Buch für kleine wie große Leser!

Bewertung vom 23.03.2017
Stewner, Tanya

Das Geheimnis der Ozeane / Alea Aquarius Bd.3


ausgezeichnet

Bereits im ersten Kapitel wird es wieder richtig spannend und auch magisch auf der Crucis, denn der altgediente Segler der Alpha Cru kommt in ein schweres Gewitter und Alea macht Bekanntschaft mit neuen „Magischen“, wie die zauberhaften Wesen in dieser Reihe heißen. Entsprechend taucht man als Leser wieder sofort mitten hinein in die zauberhafte und faszinierende Welt von Alea Aquarius. Sehr geschickt webt Tanya Stewner dabei immer wieder kleine Rückblicke und Erklärungen für die Leser ein, bei denen das letzte Alea-Abenteuer schon einige Zeit zurück liegt.

Die Reise, die die Alpha Cru und die Leser in diesem Band vom schottischen Loch Ness bis nach Island führt, nimmt einen schnell voll und ganz gefangen. Ebenso wie Alea und die Cru ist man auch als Leser vollkommen fasziniert von der Unterwasserwelt, die die Autorin zum Leben erweckt. Hier gibt es immer wieder neue Überraschungen zu entdecken und neue Magische kennenzulernen, wie z.B. die Helmse oder auch die Seh-Saffiere. Klingt absolut fantastisch? Genau, das ist es auch! Besonders gelungen finde ich auch, wie "bekannte" Fabelwesen mit eingebunden werden und dabei einen ganz eigenen "Charakter" bekommen (z.B. sind die Nixen hier keine wunderschönen, jungen „Arielle“-Mädels). Neben dieser Fantastik weist die Geschichte für mein Empfinden noch viel mehr Spannung auf, als es die ersten beiden Bände getan haben, so muss die Alpha Cru auf ihrer Reise gleich mehrere brenzlige und gefährliche Situationen meistern und mit mehr als nur einer faustdicken Überraschung klar kommen. So entwickelt sich eine Geschichte, die man am liebsten von der ersten bis zur letzten Seite in einem Rutsch durchlesen würde. Auch wenn das vielleicht nicht geht: spätestens ab Seite 326 kann man dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen, denn das Finale lässt sich an Spannung und Dramatik kaum noch überbieten!

Aber „Alea Aquarius“ ist nicht einfach „nur“ eine spannende und unglaublich fantasievolle Geschichte, denn sie besitzt auch eine gehörige Portion an Tiefgang. Man merkt beim Lesen ganz schnell, dass der Autorin ein Thema ganz besonders am Herzen liegt: die Verschmutzung der Weltmeere. Sie berichtet von Müllteppichen im Ozean, die die Größe ganzer Länder haben, von gefährlichen Chemikalien, die illegal in den Meeren verklappt werden und von Mikro-Plastikpartikeln, die sich in der Nahrungskette nahezu unbemerkt immer mehr anreichern – mit noch weitgehend unerforschten Auswirkungen! Und so fantasievoll diese Geschichte auch ist – diese Thematik ist leider bittere Realität, für die man nicht genug sensibilisieren kann. Hier leistet „Alea Aquarius“ in meinen Augen einen ganz wichtigen Beitrag.

Eine weitere große Stärke der „Alea“-Reihe sind für mich die tollen Charaktere, allen Voran natürlich die fünf von der Alpha Cru, die allesamt ihre „Nachnamen“ den Sternbildern entliehen haben. Die herzensgute Alea Aquarius auf der Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Bestimmung, der zuverlässige und verantwortungsbewusste Benjamin „Ben“ Libra, die manchmal etwas ruppig wirkende Tess Taurus mit dem Herzen am rechten Fleck und der mutige Lennox Scorpio, der ein ähnliches Schicksal wie Alea erfahren hat. Unser absoluter Liebling ist aber der Jüngste an Bord, der kleine Samuel „Sammy“ Draco, der Erfahrungen, Bestmomente, Sturmerinnerungen und Schnürsenkel sammelt. Und natürlich (Bauchnabel-)Fusseln und Flusen, was in diesem Band eine ganz besondere Bedeutung bekommt. Spätestens bei der Alpha Cru merkt man, dass es in diesem Buch sowohl für Jungs als auch für Mädchen auf jeden Fall eine passende Identifikationsfigur gibt und dass in dieser Geschichte Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, (Selbst-)Vertrauen und Ehrlichkeit ganz groß geschrieben werden.
FAZIT:
Eine fantastische Fortsetzung voller Magie, Abenteuer, Spannung und Überraschungen. Ein absolutes Lesehighlight, auch für Jungs! Alea Aquarius macht süchtig!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2017
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


sehr gut

Da dies mein erstes Buch aus dieser Reihe war, ist mir der Einstieg allerdings ungewöhnlich schwer gefallen. Tad Williams hat auf den Seiten 327 ff. eine kurze Abhandlung über die Feen-Völker Osten Ards und deren Geschichte geschrieben, die man als „Osten Ard Neuling“ auf jeden Fall vor der eigentlichen Geschichte lesen sollte, die ich aber in allen ihren Zusammenhängen dennoch schon als sehr komplex empfunden haben. Dazu kommen die ungewöhnlichen Namen, die für mein Lese-Gedächtnis nicht sehr einprägsam waren, und die mich des Öfteren gezwungen haben, im Glossar ab Seite 333 nachzuschlagen.

Erst nach ca. einem Drittel der knapp 330 Seiten langen Geschichte hatte ich es geschafft, in der Geschichte Fuß zu fassen und zumindest die wesentlichen Charaktere sicher auseinanderhalten zu können. Glücklicherweise stellte es sich heraus, dass es insgesamt keine zehn Hauptcharaktere sind, die die Geschichte vorantreiben. Von diesen haben mir insbesondere der Soldat Porto, der Baumeister Vijeki und die Generalin der Opfermutigen, Suno´ku, sehr gut gefallen. Sehr spannend für die Folgebände ist die Frage, welche Rolle die geheimnisvolle Figur Ayaminu vom Feen-Volk der Sitha gespielt hat.

Die Geschichte selbst hat dann doch ein bisschen Weniger Inhalt geboten, als ich mir das erhofft hatte. Letztendlich geht es hier – im Anschluss an die Kriege der Vorgängerbände - „nur“ um drei aufeinanderfolgende Belagerungen. Für ein einzelnes Buch wäre mir das viel zu wenig gewesen, als Teil einer Reihe in einem epischen Fantasy-Werk, das George R. R. Martin zu seiner „Das Lied von Eis und Feuer“-Reihe („Game of Thrones“) inspiriert haben soll (!), ist das aber durchaus passend und für meinen Geschmack vollkommen in Ordnung.

Besonders gut gefallen haben mir einerseits die düstere und oftmals von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit geprägte Atmosphäre sowie die drei Schauplätze, die sich Tad Williams für seine Story erdacht hat, sei es die verfallene und irgendwie surreal anmutende Wirrwurzelfeste, der strategisch wichtige Drei-Raben-Turm oder die sagenumworbene Bergfestung der Nornen, die hoch im Norden den letzten Rückzugsort dieses Volkes darstellt.

Tad Williams Erzählstil merkt man voll und ganz an, dass er unbestritten zu den besten Fantasy-Autoren der Gegenwart gehört. Sein Sprache und seine eigenen Namenskreationen passen perfekt zu seiner fantastischen Welt, die er mit seinen Worten plastisch und lebendig entstehen lässt. Durch einen stetigen Wechsel in der Erzählperspektive - zwischen dem Heer der Rimmersleute sowie dem Volk der Nornen – treibt er die Geschichte stets voran und lässt den Leser an den Motiven, Sorgen und Nöten beider Seiten teilhaben, so dass man sich kaum für eine der beiden Seiten entscheiden kann. Zwischendurch legt Tad Williams dann beim Erzählen nochmal den „Turbo-Gang“ ein, in dem er die Geschichte in „geraffter“ Form durch die Berichterstattungen einer Chronistin beschreiben lässt – ein sehr interessantes Stilmittel!

Im Zyklus mit den Vorgängerbänden auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung für alle Fans anspruchsvoller High Fantasy, als „Einstieg“ in die Welt von „Osten Ard“ würde ich dieses Buch eher nicht empfehlen.

FAZIT:
Als Teil der „Osten Ard“-Reihe sehr atmosphärisch, düster und unbedingt empfehlenswert für alle Fans anspruchsvoller High Fantasy.

Bewertung vom 17.03.2017
Defaux, Tina;Kirschbacher, Laura

Made at Home


sehr gut

Ein riesengroßer, bunter Strauß toller DIY-Ideen – hier ist für jeden was dabei!


Was schenkt man jemandem, der schon alles hat? Oder der sich nichts wünscht? Am Besten etwas Selbstgemachtes! Aber was bloß? Jedem, der sich diese Frage schon mal gestellt hat, würde ich ohne mit der Wimper zu zucken dieses Buch empfehlen. Aber auch für alle anderen, die Spaß daran haben, Schöne Dinge selbst zu machen ist „Made at Home“ genau das richtige Buch!

Nach „Made at Home: Mein Workbook für die kalte Jahreszeit“ legen die beiden Autorinnen Tina Defaux und Laura Kirschbacher nun mit „Made at Home Vol. 2 - Frühjahr & Sommer: Die schönsten Bastel- und Dekoideen für Frühjahr und Sommer“ nach. Das Buch ist rd. 22 x 24,5 x 3,5 cm stark und weist eine sehr praktische Spiralbindung im Hardcover auf. Hierdurch kann man bei Bedarf einzelne Seiten entnehmen (z.B. zum Kopieren) und wieder hinzufügen, auch wenn es insgesamt ein wenig fummelig ist. Dem Titel entsprechend sind die „Do-it-yourself (DIY)“-Ideen in die folgenden vier Kapitel aufgeteilt:
- „Ostern“
- „Muttertag & Vatertag“
- „Grüner wird´s nicht“
- „von Kopf bis Fuss auf Sommer eingestellt“
- „Sommer“
- „Freche Früchtchen“
- „Abkühlen“
Hier finden sich ganz unterschiedliche Arten von DIY-Ideen für sehr viele Interessengebiete und auch für alle Ausprägungen der handwerklichen und / oder künstlerischen Begabung. Während beispielsweise wohl nicht jeder (auf Anhieb) einen symmetrisch und schick aussehenden Zitronenschirm (S. 171) hinbekommt, ist das große „Outdoor Tic Tac Toe“ für den Garten (S. 141) schnell und einfach gemacht, auch für Grobmotoriker.

Für mich stehen in diesem Buch die Vielfalt und das „Ideen geben“ im Vordergrund. So gibt es Kopiervorlagen, Seiten zum Ausfüllen (gut, die kann man bei Bedarf zuvor auch kopieren), zum Ausschneiden (dito), Vorlagen zum Downloaden von der Homepage des Umschau Verlags und sogar 9 pfiffige Rezepte, u.a. für ein sommerlich leckeres Hugo-Gelee (S. 182), das sich auch prima als Mitbringsel zur Gartenparty oder auch kleines (Gast-)Geschenk eignet! Meine persönlichen Highlights sind die folgenden Projekte:

S.145: „Licht aus der Konserve“: Hier werden aus alten Konservendosen mit wenigen Handgriffen stimmungsvolle und sehr einfach herzustellende Lichter, sowohl für den In- als auch für den Outdoor-Bereich (Achtung, die können heiß werden – ggf. Untersetzer nicht vergessen!).

S. 157: „Früchte-Deckel“: Hier kann man mit wenig Aufwand und viel Spaß bunte Deckel für Gläser (mit Loch für den Strohhalm!) aus Bügelperlen basteln. Sieht nicht nur toll aus, denn damit verirren sich im Sommer keine Bienen & Co. mehr ins Glas (und man kann die Gläser auch nicht mehr verwechseln!

S. 177: „Drucken mit Lavendelöl“: Mit Lavendelöl können Schwarz-Weiß-Kopien oder -Ausdrucke (z.B. von einem Foto) aus dem Laserdrucker auf einen weißen Baumwollstoff, z.B. ein T-Shirt, transportiert und durch Bügeln fixiert werden. Hier sind auch alle Kombinationen mit Sticken oder Stoffmalfarben möglich!

Natürlich braucht man für die meisten Basteleien das entsprechende Zubehör und / oder Werkzeug und teilweise auch entsprechende Technik (z.B. einen Laserdrucker, s.o.). In Teilen benötigt man auch ein Bisschen eigene Kreativität, wie z.B. bei den „Glamour am Spiess“-Sticks (S. 128), bei denen aus schnöden Holz-Schaschlikspießen oder Zahnstochern mit wenigen Handgriffen echte Hingucker werden. Damit das Ganze in der Bastelphase nicht am Tisch festklebt, habe ich beispielsweise ein Stück Styropor als Ständer zum Trocknen benutzt.

FAZIT:
Viele tolle Bastel- & DIY-Projekte, von denen sich mehrere auch prima als Geschenkidee nutzen lassen, und bei denen vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen für alle etwas mit dabei ist.