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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2014
Bergren, Lisa T.

Im Fluss der Zeit Trilogie - Torrent


ausgezeichnet

Italien, 14. Jahrhundert. Die Betarrinis reisen ein weiteres Mal ins mittelalterliche Italien, diesmal ist auch Gabis und Lias Vater Ben mit von der Partie.
Gabi möchte Marcellos Bruder Fortino aus den Fängen der Florentiner befreien, doch die Rettungsaktion verläuft nicht so wie zuvor geplant und einmal mehr steht Gabi vor einer fast ausweglosen Situation…

„Torrent“ schließt übergangslos an den Vorgängerband an und ich war schnell wieder mit den handelnden Personen und den Schauplätzen vertraut.
Lisa T.Bergren hält für die Betarrini-Familie auch diesmal eine große Portion Abenteuer bereit. Die Auseinandersetzungen zwischen Siena und Florenz dauern an, obwohl der Sienese Marcello genauso wie der Florentiner Rodolfo Greco der ewigen Streitereien und Kämpfe überdrüssig ist und sich Ruhe und Frieden wünscht.
Im Mittelpunkt der Handlung steht diesmal eine spektakuläre Flucht, bei der Gabi all ihren Mut und ihr Geschick benötigt. Gabi steckt zudem in einem großen Gefühlswirrwarr - ihre Emotionen fahren Achterbahn, was von der Autorin klasse und nachvollziehbar beschrieben wird.
Ein interessanter Neuzugang in diesem Band ist Vater Tomas. Der exkommunizierte Priester führt mit Gabi interessante Gespräche über Gott und den Glauben und weckt ihr Interesse, sich mit diesen Themen intensiver zu beschäftigen.
Auch der Oberwiderling Conte Paratore mischt wieder kräftig mit, die Begegnungen mit ihm enden wie schon so oft in einem heftigen Kampf.
Außerdem stehen einige wichtige Entscheidungen an, besonders, ob die Familie im Mittelalter bleiben soll, wird im Hinblick auf die bevorstehende Pest heftig diskutiert.
Die Sprache ist durchgehend jugendlich frech. Gabis Hang zur Selbstironie sorgt für gute Unterhaltung, es macht einfach Spaß, während der ganzen aufregenden Ereignisse an ihren Gedanken teilzuhaben.

Mir hat auch dieses dritte Abenteuer der Betarrinis sehr gut gefallen. Ein tolles Jugendbuch, das auch dem erwachsenen Leser gute Unterhaltung bietet.
Ein kleiner Tipp: Um diese spannende Geschichte um die Betarrini-Schwestern und ihre Zeitreise wirklich rundum genießen zu können, sollte man die Reihenfolge der Bände einhalten.

Bewertung vom 24.04.2014
Berg, Hendrik

Deichmörder / Theo Krumme Bd.1


ausgezeichnet

Kleebüll. Eva und Till Becker haben sich in dem kleinen Ort an der nordfriesischen Küste an ein Haus gekauft. Eva möchte die zurückliegenden Monate, in denen sie in Berlin von einem Psychopathen verfolgt wurde, endlich vergessen. Aber schon nach kurzer Zeit fühlt sie sich auch in Kleebüll beobachtet und findet nicht die erhoffte Ruhe…

Geister gibt es nicht. Ha! Natürlich nicht, alles Aberglaube… oder? Während des Lesens von „Deichmörder“ bekommt man hin und wieder Zweifel, ob da nicht doch irgendetwas sein könnte…

Dieser Krimi hat mich von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und es gelingt Hendrik Berg hervorragend, Land und Leute darzustellen - Nordfriesland, wie ich es kenne und liebe, mit seiner unvergleichlichen Natur und ihren Gewalten, der Mentalität und den Eigenarten der Menschen und auch dem „Spökenkram“. Herrlich!

Hendrik Berg vermischt eine alte Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert mit den aktuellen Vorgängen rund um die Flucht vor dem Stalker Stein und gibt eine kräftige Prise mystische Elemente dazu – für Eva wird dieses Gemisch aus der Angst vor ihrem Verfolger und den unerklärbaren Vorgängen in ihrem Häuschen zu einem kaum überwindbaren Problem, schreckliche Alpträume reißen ihr immer wieder den Boden unter den Füßen weg.

Ab und an wechselt die Perspektive auf den Stalker, man lernt ihn kennen und merkt schnell, dass er nicht bereit ist, sich mit Evas Verschwinden aus Berlin abzufinden. Stein lässt sich nicht so einfach ausbooten und macht sich auf die Suche nach „seiner“ Eva.

Die ganze Geschichte mündet in einem Strudel aus Gegenwart und Vergangenheit, rätselhaften Ereignissen und grausamer Realität.

Ein fesselnder Krimi, der mir ein paar sehr spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 23.04.2014
Raether, Till

Treibland / Kommissar Danowski Bd.1


sehr gut

Hamburg. Das unter panamaischer Flagge fahrende Kreuzfahrtschiff „Große Freiheit“ macht in Altona fest. Mit an Bord ein toter Passagier: da Carsten Lorsch an einem rätselhaften Krankheit gestorben ist, wird das Schiff unter Quarantäne gestellt. Um bis zum Eintreffen der zuständigen Ermittler aus Panama nicht untätig auszusehen, werden mit Adam Danowski und Andreas „Finzi“ Finzel zwei Beamte der ruhigeren Art zur Anlegestelle geschickt, um ein paar Routineaufgaben zu erledigen. Doch dann spitz sich die Lage unerwartet zu…

Was für ein gruseliger Gedanke, nicht nur auf einem Kreuzfahrtschiff festzusitzen, sondern auch noch mit einem tödlichen Virus konfrontiert zu werden. Niemals möchte ich in solch eine Situation geraten, doch für einen Krimi ist dieses Szenario natürlich eine fantastische Grundlage.

Schon die ersten Seiten von „Treibland“ haben mich begeistert, denn es gelingt Till Raether hervorragend, seinen Figuren Leben einzuhauchen. Schnell ist man mit den handelnden Personen vertraut, lernt ihre Eigenarten und Macken kennen. Allen voran ist da der unter Hypersensibilität leidende Adam Danowski - ein Polizeibeamter, der die Arbeit am Schreibtisch liebt und jetzt aus seiner Routine herausgerissen wird.

Ich liebe detaillierte Beschreibungen und ausführliche Schilderungen, und die habe ich in diesem Buch durchweg bekommen. Die bedrohliche Situation an Bord wird nachvollziehbar dargestellt, der Autor kann die unheilvolle Stimmung richtig gut vermitteln.
Leider geht der Spannung durch die manchmal sehr intensiven Darstellungen hier und da ein wenig die Puste aus. Dennoch habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt – es ist auf jeden Fall ratsam, sich ausreichend Zeit zum Lesen zu nehmen, um die tollen Formulierungen und den trockenen Humor richtig genießen zu können.

Bewertung vom 22.04.2014
Bonnet, Sophie

Provenzalische Verwicklungen / Pierre Durand Bd.1


ausgezeichnet

Sainte-Valérie inmitten der Provence. Dorfcasanova Antoine Perrot wird tot in einem Weintank im Keller des Luxushotels „Domaine des Grès“ gefunden – ertränkt! Der Mörder hat einen makaberen Humor, an den Weintank wurde ein Rezept für Coq au Vin geklebt, die Leiche trägt um den Hals ein dem Rezept entsprechendes Kräuterbündel.
Der ehemalige Pariser Kommissar Pierre Durand beginnt sofort mit der Spurensuche, wird jedoch von dem Fall abgezogen, da er als Gemeindepolizist nicht zuständig ist. Dann geschieht ein weiterer Mord…

Sainte-Valérie, ruhig, beschaulich, herrlich idyllisch könnte dieser Ort sein – doch Sophie Bonnet hat hier eine Mordserie angesiedelt, die das ganze Dorf in Atem hält – Schluss mit Stille und Harmonie.

Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Durch die detaillierten Schilderungen der Ereignisse und die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze war ich stets mittendrin im Geschehen.

Außerordentlich gut gelungen ist Sophie Bonnet die spätsommerliche, provenzalische Atmosphäre: wunderbar intensiv und farbenfroh, eine traumhafte Kulisse. Fast nebenbei wird dieser Krimi auch zu einer kulinarischen Reise, denn der Mörder lässt sich von der einheimischen Küche inspirieren.
Besonders gruselig: Während der Morde wechselt die Perspektive auf das jeweilige Opfer und man erlebt die letzten Sekunden des Sterbenden mit.

Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig, vieles erscheint rätselhaft und wenig durchschaubar und dass der ortsansässige Polizist von den Ermittlungen ausgeschlossen wird, ist der Aufklärung ganz und gar nicht förderlich. Doch Pierre lässt sich nicht ausbooten und mischt trotz der Anweisung, sich aus den Ermittlungen herauszuhalten, kräftig bei der Spurensuche mit.

Sophie Bonnet lässt ihre Detektive in verschiedene Richtungen ermitteln. Zahlreiche Informationen, mehrere Verdächtige und ganz unterschiedliche mögliche Motive bringen nicht nur Pierre & Co. ins Schwitzen, sondern laden den Leser zum Miträtseln und Mitgrübeln ein.

Damit es Pierre nicht langweilig wird, hat die Autorin ihm auch im privaten Bereich ein paar Schwierigkeiten mit auf den Weg gegeben. Seine Freundin Celestine hat ihn gerade verlassen. Bei dem Versuch, sie zurückzugewinnen, lernt er die sympathische Charlotte kennen und landet in einem Gefühlswirrwarr. Auch ein zum Verkauf stehender Bauernhof, dessen Erwerb eigentlich seine finanziellen Möglichkeiten übersteigt, geht ihm nicht mehr aus dem Kopf.
Pierres Privatleben und die Ermittlungen wurden sehr gekonnt miteinander verwoben, die Berührungspunkte wirken nicht gezwungen oder aufgesetzt, alles vermischt sich zu einer runden, spannenden Geschichte.

„Provenzalische Verwicklungen“ hat mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2014
Stenzenberger, Rainer

Berlin Werwolf - Blutige Jagd


ausgezeichnet

„Berlin Werwolf – Blutige Jagd“ – Gero von Sarnau zum Dritten - und wieder war ich rundum begeistert von dem Werwolf und seinen Problemen im Großstadt-Dschungel.

Die Beschreibung der Geschehnisse und Handlungsorte ist Rainer Stenzenberger fantastisch gelungen, man ist von der ersten Seite an mitten im Geschehen und düst mit Gero und Co. durch die Stadt und einmal auch zu einem illegalen Autorennen ins Umland. Ein vertracktes Ereignis jagt das nächste und Gero landet in einem nervenkitzeligen Wirbel aus amerikanischem Geheimdienst, Neonazis, einem geheimnisvollen Gemälde und einem alten Schatz.

Den Leser erwartet eine gut ausbalancierte Mischung aus Spannung, Action, Humor und Erotik. Es ist für mich absolut faszinierend, wie scheinbar mühelos sich diese abenteuerliche, abgedrehte Story in den ganz normalen Berliner Alltag integriert, jedes Detail passt, nichts wirkt gezwungen oder aufgesetzt.

Der eigentliche Clou sind auch in diesem Gero-Abenteuer wieder die Figuren – interessant, vielschichtig, mit Ecken und Kanten. Keiner wirkt oberflächlich, jeder Einzelne belebt mit seinen Eigenarten die Szenerie, spielt die ihm zugedachte Rolle hervorragend und trägt damit kräftig zur Unterhaltung bei.

Diesmal bringt Besuch aus Norwegen Gero in Bedrängnis. Cousin Ansgar ist unbändig, ihm steht der Sinn nach Jagd und Beute machen und das möglichst jede Nacht. Keinesfalls ist er gewillt, den Lupus in sich im Zaum zu halten.
Die gutaussehende Amerikanerin Amy verdreht Gero nicht nur den Kopf, sie hat auch Schwierigkeiten für ihn im Gepäck – und das nicht nur in Gestalt ihres Aufpasser-Bruders Buck. Sie macht sich Geros Job als Fahrer bei Juwelier Rosenthal zunutze und bringt ihn in große Gefahr.
Und dann ist da noch das Äffchen Noodles. Noodles’ Frauchen muss für einige Zeit verreisen und engagiert Gero als Babysitter. Nicht immer leicht für Gero, denn Noodles Sympathien sind klar verteilt.

Ich hatte wahnsinnig viel Spaß beim Lesen. Die derbe, blutgierige Werwolfwelt gemixt mit reichlich Situationskomik, viel Wortwitz und einer großen Portion Lokalkolorit hat mich durchweg begeistert und ich hoffe sehr, dass ein weiteres Abenteuer mit Gero und Co. nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Bewertung vom 09.04.2014
Sylvester, Christine

Psychopathenpolka


ausgezeichnet

Dresden. Montagmorgen. Kommissarin Lale Petersen ist spät dran, als ihr auf dem Weg ins Präsidium ein Radfahrer gegen das Auto prallt. Dem jungen Mann ist angeblich nichts passiert, doch kurze Zeit später erzählt Lales Exmann ihr von einer Anzeige wegen Fahrerflucht. Als Lale gemeinsam mit ihrer Kollegin Mandy Schneider den Unfallgegner Ronny Hummel aufsuchen will, finden die Kommissarinnen den jungen Mann Tod an seinem Arbeitsplatz vor – ermordet, wie sich bald herausstellt. Die Mörderjagd und weitere Fälle halten Lale und Mandy kräftig in Atem…

„Psychopathen-Polka“ ist bereits der fünfte Fall für Lale Petersen und Mandy Schneider. Ich habe das dynamische Duo erst mit diesem Band kennengelernt und bin einfach begeistert von den beiden.

Lale und Mandy gehen forsch und unerschrocken, manchmal auch etwas chaotisch zu Werke, verschlafen sogar einmal ihren Einsatz, während sie im Gebüsch auf einen Entführer lauern, sind durchweg schlagfertig und wenn es sein muss, auch mal - im wahrsten Sinne des Wortes - schlagkräftig.

Christine Sylvester erzählt den Krimi mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Autorin präsentiert hier eine sehr muntere Dresdner Mordkommission.
Die Ermittlungsarbeit gerät zwischen Psychiatrie, IT-Branche, illegalen Medikamententests, Drogenszene, einem Irren im Stadtpark und dem ganzen privaten Hin und Her immer wieder etwas ins Abseits, die letztendliche Auflösung des Mordfalls ist keine große Überraschung und wird ruckzuck und etwas konfus abgehandelt - dennoch wurde ich durchweg bestens unterhalten, denn durch die voller Wortwitz steckenden Dialoge und die herrliche Situationskomik machte mir das Fehlen hochgradiger Spannung wenig aus.

Die Krimikomödie kommt mit einem eher unspektakulären Krimianteil daher, kann dafür aber mit hervorragendem, herrlich trockenem Humor punkten.

Bewertung vom 01.04.2014
Stein, Julia K.

Liebe kann man nicht googeln


gut

Eigentlich wollte die 33-jährige Lena ihr neues Singledasein erst einmal genießen, doch beim Junggesellinnenabschied ihrer Freundin Caro auf Sylt trifft sie Björn und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Leider vermasselt Lena ein näheres Kennenlernen. Zurück in München, versucht sie ihn via Internet zu finden – und scheitert. Selbst ihr frisch aufgepepptes Facebook-Profil bringt nicht den gewünschten Erfolg. Doch der Zufall kommt Lena zu Hilfe, sie begegnet Björn eines Abends im „Brenner“.
Über diese und alle folgenden Ereignisse berichtet Lena munter auf ihrem neuen Blog…

Julia K.Stein hat einen lockeren, angenehm zu lesenden Schreibstil. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und kann miterleben, wie Lena von einer Katastrophe zur nächsten schliddert.

Zunächst fand ich Lenas Erlebnisse noch ganz amüsant, doch je näher ich sie kennengelernt habe, desto mehr hat mich ihr Verhalten gestört. Es ist mir schwer gefallen, Lenas mangelndes Selbstbewusstsein nachzuvollziehen. Sie belügt andere und sich selbst und mogelt sich auf diese Weise durchs Leben.
Lena lebt hauptsächlich online – Facebook, Google, ihr Blog – und driftet dadurch immer mehr in eine Traumwelt ab. Sie bastelt sich ihr Wunsch-Image, um Björn damit zu beeindrucken. Sie spioniert ihm nach, knackt seinen Facebook-Account, liest seine E-Mails.

Lenas Aktionen enden natürlich nicht wie geplant, eine Menge Situationskomik wartet hier auf den Leser. Leider entsprach diese teils überspitzte Darstellung von Lena und ihrem kindischen Verhalten nicht meinen Humor, sondern hat oft ein Kopfschütteln hervorgerufen.

Auch mit der Liebesgeschichte zwischen Lena und Björn konnte das Buch bei mir nicht punkten. Ich habe bis zum Schluss nicht verstanden, was Lena an Björn so toll findet, dass sie ihm unermüdlich hinterher rennt. Er wirkte auf mich eher abweisend und desinteressiert.

„Liebe kann man nicht googeln“ ist gut geschrieben, leider konnte mich der Inhalt nicht wirklich überzeugen.

Bewertung vom 31.03.2014
Seidel, Jürgen

Der Krieg und das Mädchen


sehr gut

Jürgen Seidel erzählt in „Der Krieg und das Mädchen“ die Geschichte von Mila und Fritz – was als gemeinsame Geschichte beginnt, driftet bald auseinander, denn Fritz fühlt sich zu einem Mitschüler hingezogen. Da Fritz diese Gefühle als falsch einstuft, möchte er in den Krieg ziehen, er erhofft sich „Heilung“. Mila muss sich mit ganz anderen Problemen auseinandersetzen. Sie ist aufgrund ihres französischen Nachnamens vielen Anfeindungen ausgesetzt und als ein Franzosen hassender Lehrer in ihrem Beisein stirbt, geraten sie und ihre Mutter ins Visier der Polizei.

Es gelingt Jürgen Seidel ausgezeichnet, die Atmosphäre der Vorkriegszeit zu schildern. Die unterschiedlichen Stimmungen in der Bevölkerung werden sehr gut wiedergegeben, das Misstrauen und der Hass gegen alles Fremde, die Begeisterung für den Krieg, die Siegesgewissheit, das Überlegenheitsgefühl, aber auch ein kleines bisschen Angst, vor dem, was kommen wird.
Auch Fritz innere Zerrissenheit sowie Milas Wunsch nach Freiheit - als dem Wichtigsten aller Ziele – werden deutlich.
Das Buch hat mir trotz einiger Längen sehr gut gefallen, der Autor kann die Gedanken und Gefühle seiner Protagonisten sehr gut vermitteln und ich konnte ihre ganzen Ängste und Sorgen gut nachempfinden.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2014
Rossbacher, Claudia

Steirerkreuz


ausgezeichnet

Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihr Chef Sascha Bergmann werden zu einem eigenartigen Leichenfund nach Ainberg an der Mürz beordert. Kopfüber hängen ein Mann und sein Hund in einem Baum.
Auch nachdem die Identität des Mannes feststeht, kommen die Ermittlungen nur langsam voran, denn sowohl die blinde Tochter des als „Waldmensch“ bekannten Opfers Peter Schindlecker wie auch die eingeschworene Dorfgemeinschaft geben den Ermittlern Rätsel auf…

„Steirerkreuz“ ist bereits der vierte Fall für Sandra Mohr und Sascha Bergmann, für mich war dieser Einsatz im Mürzer Oberland der erste, den ich mit den beiden LKA-Ermittlern aus Graz erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich die beiden Inspektoren gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Durch die detaillierten Schilderungen der Ereignisse und die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze war ich stets mittendrin im Geschehen und konnte prima miträtseln.

Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig, vieles erscheint rätselhaft und wenig durchschaubar. Die bizarre Auffindesituation der Leiche bringt Sandra besonders stark ins Grübeln und lässt sie einen Ritualmord bzw. religiöse Hintergründe vermuten. Dass Pater Vinzenz an das Beichtgeheimnis gebunden ist und die Ermittler kaum unterstützen kann, macht die Spurensuche nicht leichter. Und auch von den Dorfbewohnern ist wenig Hilfe zu erwarten, denn diese hegen seit vielen Jahren eine tiefe Abneigung gegen Peter Schindlecker und lassen kein gutes Haar an dem Toten.

Die von Sandra und Sascha gesammelten Informationen und Erkenntnisse bringen im Verlauf der Geschichte einige Überraschungen mit sich. Gegen Ende des Krimis spitzt sich die Lage dramatisch zu. Mit einem Brand und dem plötzlichen Verschwinden der blinden Magdalena hält Claudia Rossbacher nicht nur ihre Ermittler in Atem, die Autorin lässt auch den Leser bis zum Schluss über Täter und Motiv spekulieren.

Sehr gut gefallen hat mir auch der locker eingeflochtene steirische Dialekt, der dem Krimi einen wunderbaren regionalen Touch gibt.

„Steirerkreuz“ ist ein spannender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2014
Paffrath, Klaus

Sonne, Wind und Tod


sehr gut

Arnstadt. Johannes Fielding, Referent des Bundeskanzlers, ist beauftragt, die Möglichkeiten für die Durchführung eines G8-Gipfels im thüringischen Arnstadt auszuloten. Bei seiner Ankunft trifft er als erstes auf Hauptwachtmeister Carlo Schneider, der gerade den Tatort eines makaberen Streichs aufräumt – eine Schaufensterpuppe wurde als Warnung für den windigen Investor Peter Holland in einem Baum aufgeknüpft. Dass ungefähr zur selben Zeit der echte Holland im Arnstädter Schlosspark erhängt aufgefunden wird, ahnen die beiden nicht…

Klaus Paffrath wartet in diesem Regionalkrimi mit wunderbar detaillierten Landschaftsbeschreibungen auf, so dass man sich schnell ein gutes Bild von Arnstadt und Umgebung machen kann. Erneuerbare Energien spielen in der Region eine große Rolle, und auch in diesem Krimi ist die Energieerzeugung durch Sonne und Wind ein wichtiges Thema. Ganz nebenbei erfährt man auch noch einiges über die Anforderungen, die die Ausrichtung eines G8-Gipfels mit sich bringt.
Klaus Paffrath lässt zu beiden Themen viele interessante Hintergrundinformationen einfließen, leider gehen dabei besonders die zahlreichen Details zu Windenergie/Solarenergie zu Lasten der Spannung.

Punkten kann Klaus Paffrath vor allen Dingen mit seinem Humor. Er schreibt wortgewandt und mit viel Sprachwitz, besonders die herrlichen Be- und Umschreibungen haben mich durchweg sehr gut unterhalten.

Mit Tina Brinkts und Johannes Fielding schickt der Autor ein interessantes Duo ins Rennen. Die Journalistin und der Referent des Bundeskanzlers rutschen fast zufällig in die Ermittlungen rein. Nicht nur sein beruflicher Auftrag, auch seine persönliche Neugierde an den Mordfall lassen Fielding viele Fragen stellen und man merkt als Leser schnell, wie sehr er sich über die Gelegenheit freut, im Zuge der Nachforschungen Zeit mit Tina verbringen zu können. Beide Protagonisten waren mir sofort sympathisch, wenn auch der Arnstädter Polizist Carlo Schneider meine Lieblingsfigur war. Der korpulente Hauptwachtmeister mischt bei der Suche nach dem Täter immer wieder mit und hat mir durch seine lockere, gefällige Art sehr gut gefallen.
Tina gerät mit ihrem Tatendrang und der Jagd nach der nächsten Schlagzeile zum Ende des Krimis in eine fast ausweglose Situation, die Ereignisse werden dann noch einmal richtig dramatisch.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, „Sonne, Wind und Tod“ ist auch ohne Höchstspannung ein kurzweiliges Lesevergnügen.