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Baerbel82

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Insgesamt 974 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2018
Silber, Eva-Maria

Forgotten Girl (Thriller, Psychothriller)


sehr gut

Was war damals geschehen?

„Forgotten Girl“ ist mein erster Roman von Eva-Maria Silber und hat mich überzeugt. Worum geht es?
Pfarrerstochter Katharina wird von zwei Freundinnen zum Zelten an einen See in der Eifel eingeladen - als Alibi. Denn eigentlich sind Anette und Britta mit zwei Jungs verabredet, Marc und Sebastian. In der Nacht werden drei von ihnen brutal ermordet, nur Katharina und Sebastian überleben. Ein Täter kann nicht überführt werden. 30 Jahre später versucht die damalige Ermittlerin Janna Habena den Cold Case doch noch zu lösen.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, 1984 und 2014, mit wechselnden Perspektiven. Obwohl der Leser der Polizei oft einen Schritt voraus ist, wird dennoch Spannung aufgebaut. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt. Die Auflösung ist überraschend, aber absolut stimmig. Nur mit Katharina und Sebastian bin ich bis zum Schluss nicht warm geworden.

Fazit: Vielschichtiger psychologischer Thriller. Abgründig!

Bewertung vom 23.07.2018
Slaughter, Karin

Ein Teil von ihr (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mutter und Heldin oder Tötungsmaschine?

Um es gleich zu sagen, „Ein Teil von ihr“ ist das Beste was ich je von Karin Slaughter gelesen habe. Worum geht es?
Hier und Jetzt. Laura lebt mit ihrer erwachsenen Tochter Andrea in Belle Isle, einer kleinen Stadt in Georgia, USA. Sie ist geschieden und mit ihrem Ex Gordon noch immer freundschaftlich verbunden. Aber sie hat auch eine dunkle Seite.
Am Geburtstag ihrer Tochter geraten beide in einen Amoklauf. Laura tötet den Schützen. Doch wie das heute so ist, wird die Schießerei gefilmt und das Video anschließend ins Internet gestellt. Damit gerät Laura ins Visier von Menschen, die sie eigentlich vergessen wollte. Was folgt, ist ein Trip in die Vergangenheit, kreuz und quer durch Amerika.
Ein weiterer Handlungsstrang, mehr als 30 Jahre davor, schildert, wie sich eine Gruppe von jungen Leuten unter Führung des charismatischen Nick radikalisiert. Jane ist diesem Mann rückhaltlos verfallen, ja geradezu hörig.
Karin Slaughter hat ihren neuen Thriller wieder packend in Szene gesetzt. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, 1986 und 2018, mit wechselnden Perspektiven. Wie immer gelingt es der Autorin Spannung aufzubauen - und zu halten.
Es geht um eine unglückliche, schmerzhafte Liebe, Erpressung und Gewalt. Nichts ist, wie es scheint. Niemand ist, wer er zu sein scheint. Nur schrittweise wird enthüllt, wohin das Ganze führen soll. Je näher man der Wahrheit zu kommen scheint, desto undurchsichtiger wird sie - bis sie mit voller Wucht zuschlägt.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Andrea ist nicht die hellste Kerze auf der Torte. Naiv und phlegmatisch. Eine Amöbe (Zitat). Aber als sie unvermittelt an den Rand des Abgrunds getrieben wird, wächst sie über sich hinaus.

Fazit: Eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Erschütternd und mitreißend zugleich.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2018
Harper, Jane

Ins Dunkel (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wo ist Alice?

Der Vorgänger, „The Dry“, hatte mich überzeugt und auch „Ins Dunkel“ von Jane Harper habe ich mit Begeisterung verschlungen. Worum geht es?
Fünf Frauen unternehmen eine Wanderung durch den australischen Busch, organisiert von ihrer Firma, ausgerüstet mit Kompass und Landkarte. Tage später kommen nur vier von ihnen zurück. Wo ist Alice?
Ihr Verschwinden ist besonders brisant, da sie als Informantin für die Polizei tätig ist. Denn BaileyTennants steht unter dem Verdacht der Geldwäsche. Aaron Falk und seine Kollegin Carmen Cooper ermitteln…
Jane Harper erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen mit wechselnden Perspektiven aus Sicht der Frauengruppe und der Polizei. Im Gegensatz zu „The Dry“, das in Hitze und Dürre spielt, ist es in „Ins Dunkel“ immer kalt und nass.
„Ins Dunkel“ ist nicht einfach nur Thriller, sondern vor allem spannendes Drama. Eine Geschichte, die zeigt, wie (Mutter-)Liebe, Freundschaft, aber auch Eitelkeiten, Neid, Missgunst und Hass das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen.
Im hellen, hektischen Alltag unseres städtischen Lebens ist das alles kein Problem. Aber wie sieht es aus, wenn wir in der Einsamkeit der Natur oder in den dunklen Bereichen unseres Daseins auf uns selbst zurück geworfen werden? Bis wohin sind wir Herr unserer Gefühle, unserer Ängste und Befürchtungen?
Über das Wiedersehen mit Aaron habe ich mich sehr gefreut, denn er ist mir inzwischen ans Herz gewachsen. Auch Carmen war mir sofort sympathisch. Mit den Mädels der Frauengruppe bin ich dagegen bis zum Schluss nicht warm geworden, Zickenkrieg eben.
Mit eindringlichen Beschreibungen der Natur (Originaltitel: Force of Nature) verbreitet Jane Harper viel Lokalkolorit. Unerbittlich dreht die Autorin an der Spannungsschraube - bis zum unerwarteten Ende. Ab und zu sind Bezüge zum Vorgänger eingestreut. Das macht Lust auf mehr für die, die den ersten Band (noch) nicht kennen.

Fazit: Atmosphärischer Thriller, der in Australien verortet ist. Düster und beklemmend!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2018
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Erzengel / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.6


ausgezeichnet

Glaube, Wahn und Okkultismus

„Erzengel“ von Roman Voosen und Kerstin Signe Danielsson ist bereits der sechste Fall für das ungleiche, aber sehr erfolgreiche schwedische Ermittlerduo Ingrid Nyström und Stina Forss. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Worum geht es?
Ein Rückblick in die Vergangenheit, als die Mitglieder einer Heavy Metal-Band grausam ermordet wurden. Anschließend das Wiedersehen mit Ingrid und Stina. Danach eine kurze Zusammenfassung der Vorgänger, u.a. weshalb Stina auf einem Auge blind ist. Dann der Hammer: verschwundene Akten und ein Selbstmord, der wohl keiner war.
Last but not least wird ein routinierter Sicherheitsmann tot aufgefunden. Gibt es womöglich eine Verbindung zwischen dem aktuellen Fall und dem Cold Case?
Die Autoren haben ihren neuen Kriminalroman wieder packend in Szene gesetzt. Nichts ist wie es scheint. Die Spannung wird langsam, aber nachhaltig aufgebaut. Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf, bis zum fulminanten Finale. Alles stimmig aufgelöst, auch wenn ein paar Punkte offen bleiben.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Die besonnene und erfahrene Ingrid Nyström und ihre impulsive junge Kollegin Stina Forss. Jugend und Neugier gepaart mit Fachkenntnis und Lebenserfahrung - eine gute Kombination. Beide haben sich von Band zu Band weiterentwickelt, sind aber auch von ihren Einsätzen schwer gezeichnet.

Fazit: Hochspannender, komplexer Fall zwischen Glaube und religiöser Verblendung.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.07.2018
Winkelmann, Andreas

Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1


sehr gut

Das Horror-Haus

Andreas Winkelmann geht gleich in medias res: Oliver, der etwas gesehen hat, was er wohl nicht hätte sehen sollen, wird erschossen. Aber der obdachlose Freddy hat den Mord beobachtet und ist nun auf der Flucht.
Zwei Tage später: Wir begegnen Leni. Sie will in Hamburg ein Praktikum machen und ist auf dem Weg zu einer Wohnung, in der sie über das Internet ein Zimmer gemietet hat. Dort lernt sie auch Vivian kennen. Nach einer Party ist ihre Freundin plötzlich verschwunden.
Was haben diese Handlungsstränge mit Jana zu tun, die in einem gruseligen Gewölbe gefangen gehalten wird? Sie ist Nummer sieben, die andere Frau Nummer sechs. Sie müssen dem „Herrn des Hauses“ dienen und gefallen.
Wie schon bei „Deathbook“, ist „Das Haus der Mädchen“ eine Mischung aus Thriller und Horrorroman. Die Geschichte ist in Hamburg verortet. Alle beschriebenen Orte existieren zwar auch im realen Hamburg, aber dies ist ihre fiktive, dunkle Variante.
Das Buch hat alles, was einen guten Thriller ausmacht: eine sympathische Heldin, einen rasanten Plot und einen weit reichenden Spannungsbogen mit mehreren Verdächtigen, ist aber auch sehr vorhersehbar.
Gut gefallen hat mir die Schilderung des unheimlichen Hamburger Kanal- und Fleetsystems bei Nacht. Nicht so gut fand ich den SM-Touch. Nichtsdestotrotz ist das Buch flüssig geschrieben und nur schwer beiseite zu legen.

Fazit: Ein typischer Winkelmann. Nichts für schwache Nerven!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2018
Herrmann, Jutta Maria

Wähle den Tod


sehr gut

Lügen, Lügen, Lügen

„Wähle den Tod“ ist bereits der vierte Psychothriller von Jutta Maria Herrmann. Bei den Büchern handelt es sich um Einzelromane, nicht um eine Serie. Story und Stil hatten mir gefallen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Davor. Ein rätselhafter Prolog: eine Ich-Erzählerin, von Hass zerfressen.
Hier und Jetzt. Jana hat alles: einen tollen Mann, zwei entzückende Kinder und einen fantastischen Liebhaber. Doch in ihrer Vergangenheit gibt es ein düsteres Geheimnis. Ihre Beziehung zu Hannes ist auf einer Lüge aufgebaut. Und wie das so ist, bleibt es nicht bei einer Lüge. Auf die erste folgt die zweite, und so weiter.
„Wähle den Tod“ ist die Geschichte einer Frau, deren Heile Welt zerbricht, als die Vergangenheit sie einholt. Eines Tages findet sie den Familienhund tot auf, kurz danach werden ihre Kinder entführt. Wer will Janas Leben zerstören, ihr alles nehmen, was ihr lieb ist?
Spannend geschrieben, ohne Frage. Die Geschichte nimmt immer neue Wendungen bis zum unerwarteten Ende. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Auch wenn mir die Protagonistin nicht sympathisch war, konnte ich ihr Verhalten dennoch nachvollziehen.
Ich mag Geschichten, die zeigen, wie Liebe und Lüge, aber auch Schuld und Rache das menschliche Schicksal beeinflussen - mit überraschenden, dramatischen und manchmal auch brutalen Folgen. Nichtsdestotrotz hat mir hier ein bisschen der Thrill gefehlt.

Fazit: Gut, aber psychologisch nicht so raffiniert wie Amnesia, „Schuld bist du“ und Hotline.

Bewertung vom 01.07.2018
Ditfurth, Christian V.

Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein perfekter Plan?

„Schattenmänner“ ist bereits der vierte Fall für den Berliner Kult-Kommissar Eugen de Bodt. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatten mich begeistert und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?

Mitglieder einer Katzengruppe auf Facebook sterben wie die Fliegen. Wo liegt das Motiv? Bald ist klar, alle waren in der Rüstungsindustrie tätig. Katzen und Panzer, wie geht das zusammen?

Christian v. Ditfurth erzählt die hochkomplexe Geschichte in perfektem Tempo und mit stetig steigender Spannung bis zum überraschenden Ende. Kurze Kapitel und wechselnde Perspektiven sorgen für Dynamik. Es handelt sich um eine fiktive Geschichte, die auf Tatsachen beruht, aber auch Verschwörungstheorien enthält. Schon der Titel, Schattenmänner, deutet auf Geheimdienst. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Hobbyphilosoph de Bodt, Salinger und Yussuf sowie ihr französischer Kollege Lebranc sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Auch Oberknacki Bob sowie die Russen Merkow und Katt sind wieder mit von der Partie. Viel Frauen-Power: Salinger, Katt, Fehling und Madeleine, um nur einige zu nennen. De Bodt mal wieder im Alleingang. Aber der Erfolg gibt ihm recht. Immer.

Ab und zu finden sich Bezüge zu den Vorgängern, erscheinen alte Bekannte. Nichtsdestotrotz könnte ich mir vorstellen, dass Neueinsteiger, die die ersten Bände nicht kennen, Verständnisprobleme haben.

Fazit: Spannender Thriller mit politischem Hintergrund. Beste Unterhaltung!

Bewertung vom 06.06.2018
Siebold, Henrik

Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder / Inspektor Takeda Bd.3


ausgezeichnet

Intelligent und ungewöhnlich

Um es gleich zu sagen, „Inspektor Takeda und der lächelnde Mörder“ von Henrik Siebold hat mir viel besser gefallen als die beiden Vorgänger. Kenjiro Takeda, genannt Ken, kommt aus Tokio und hält sich im Rahmen eines Austauschprogramms in Hamburg auf. In ihrem 3. Fall bekommen er und seine Kollegin Claudia Harms es mit Mordfällen anscheinend ohne Motiv zu tun.
Der 17-jährige Simon hat offenbar eine Frau auf einem S-Bahnhof vor den Zug gestoßen. Jedenfalls gesteht er die Tat. Der Fall scheint also gelöst. Doch dann widerruft Simon sein Geständnis und die Polizei muss ihn wieder gehen lassen. Weitere mysteriöse Todesfälle geschehen - und Simon war immer in der Nähe…
Henrik Siebold ist das Pseudonym des Journalisten und Buchautors Daniel Bielenstein, unter dem er seine Kriminalromane veröffentlicht. Dem Autor gelingt es, einerseits einen spannenden Krimi zu schreiben, andererseits interessante Einblicke in die Kultur und Denke der Japaner zu geben. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Simon ist ein s.g. Hikikomori, der sich in sein Zimmer einschließt und sich von der Gesellschaft zurückzieht. Er liebt Mangas und identifiziert sich mit den Hauptfiguren. Aber, ist er deshalb auch ein Mörder? Es geht um Mobbing, Manipulation durch das Internet - und Einsamkeit. Aber es geht auch um Grundstücksspekulationen und politische Intrigen.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Über das Wiedersehen mit Ken und Claudia habe ich mich sehr gefreut. Denn sie sind mir inzwischen ans Herz gewachsen. Sie ist temperamentvoll, er cool. Da geht doch was! Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen.

Fazit: Takeda-San ermittelt in Hamburg. Beste Unterhaltung!