Benutzer
Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2020
Juste, Tania

Das Hospital der Hoffnung


schlecht

Durchgefallen
1892 Barcelona. Das Hospital de Santa Creu i Sant Pau ist endlich fertiggestellt, und so vollzieht sich der Umzug aus den alten Räumlichkeiten in das neue Gebäude. In der Säuglingsklappe wird bald ein kleiner Junge mit Namen Lluis gefunden, dem man der Amme und Köchin Dolores überlässt, die sich bis zu seinem 7. Lebensjahr um ihn kümmert, bevor er ins Waisenhaus kommt. Dolores arbeitet als Köchin in dem wohlhabenden Arzthaushalt Rovira, deren Tochter Aurora sich für ein Medizinstudium bewirbt, obwohl ihr Vater dagegen ist. Dolores Tochter Maria möchte unbedingt Krankenschwester werden, während Lluis bei einem Künstler zum Bildhauer ausgebildet wird…
Tania Juste hat mit „Das Hospital der Hoffnung“ einen historischen Roman vorgelegt, der sich leider als Mogelpackung entpuppt. Schon der Schreibstil ist trocken, nüchtern und sachlich, so dass man als Leser die Geschichte sehr distanziert präsentiert bekommt. Während das erste Drittel der Handlung noch einigermaßen fesseln konnte, stellen sich schon bald Ermüdungserscheinungen ein, denn die Geschichte um den Bau des Krankenhauses nimmt einfach zu viel Raum ein, so dass die Schicksale der Protagonisten einfach dahinter verschwinden. Das Stilmittel der Zeitsprünge wird innerhalb der Geschichte auch immer wieder angewandt und erstreckt sich über den Zeitraum von 1892 bis 1939, allerdings nicht sehr gekonnt, denn dem Leser fehlen dabei immer wieder wichtige Ereignisse, die im Leben der Protagonisten zwar eine Rolle spielen, jedoch nur am Rande Erwähnung finden. So baut man leider keinerlei Nähe zu irgendeinem von ihnen auf, sie bleiben fremd und unnahbar. Die langatmigen und sich oftmals wiederholenden Szenen um den Krankenhausbau lassen beim Leser die Langeweile einziehen und hoffen, dass das Buch bald beendet ist. Viele angeschnittene Themen werden nur oberflächlich gestreift und nicht zuende verfolgt, was beim Leser zusätzliche Fragen aufwirft. Zusätzlich wirkt die Stadt Barcelona nur als Standort der Handlung, es fehlt an bildhaften Beschreibungen, die dem Leser die Stadt näher bringen und die Phantasie beflügeln.
Die Charaktere sind nur oberflächlich skizziert, ihnen fehlt es an Tiefe und Wärme, so dass sie dem Leser während der gesamten Lektüre fremd bleiben und er sich nicht in sie hineinversetzen kann. Dolores ist ein warmherzige Frau, die sich nicht nur gut um ihre Tochter Maria kümmert. Aurora Rovira ist eine selbstbewusste junge Frau, die sich unbedingt ihren größten Wunsch erfüllen will. Lluis hat künstlerisches Talent, während Maria lieber Krankenschwester werden möchte, als als Hausmädchen zu arbeiten. Darius Rovira ist ein arroganter und unerbittlicher Mann, der seinen Willen mit aller Macht durchsetzen will. Llorenc ist Auroras Bruder, der von seinem Vater stark unter Druck gesetzt wird.
„Das Hospital der Hoffnung“ ist in weiten Teilen langatmig und wenig tiefgründig. Oberflächliche Charaktere sowie eine unstrukturierte Handlung mit vielen offenen Fragen können leider nicht überzeugen. Durchgefallen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2020
Baites, Mina

Der Ahorn und das rote Land


ausgezeichnet

Blut ist dicker als Wasser
1910 Berlin. Deutschland steht im Zeichen politischer Unruhen, die Arbeiterbewegung macht Front gegen viele Arbeitgeber, der Krieg ist nicht mehr weit entfernt. Währenddessen möchte Felix Breitenbach mit seinen Schwestern Isa und Caroline die familieneigene Schuhfabrik in ein neues Zeitalter führen und spart nicht mit innovativen Ideen. Die alte Garde jedoch legt mehr Wert auf Tradition und stellt sich ihnen damit in den Weg. Gerade erst hat Isa ihr Liebesglück gefunden, als sie einen schweren Unfall erleidet, der das Breitenbach-Unternehmen dazu zwingt, sich neu aufzustellen. Caroline übernimmt viele zusätzliche Pflichten und führt mit Felix die Fabrik in die Zukunft. In Reservat in Colorado fürchtet Julia mit Chesmu und ihrem Sohn Sam um die Familie, als sie von der Kriegserklärung hören. Ob sich alle Familienmitglieder irgendwann einmal wieder in den Armen liegen können?
Mina Baites hat mit „Der Ahorn und das rote Land“ den dritten Band ihrer Breitenbach-Saga vorgelegt, der den beiden Vorgängern in punkto abenteuerlicher Spannung sogar den Rang abläuft, denn die Dinge spitzen sich hier innerfamiliär sehr zu, während das politische Umfeld ebenfalls immer schlimmer wird und die Zeichen auf Aufrüstung stehen. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil schleust den Leser per Zeitmaschine 110 Jahre zurück, wo er sich im Breitenbach-Haushalt einnistet und die Geschicke innerhalb der Familie hautnah beobachten kann. Isas Unfall zeigt, wie sehr die Familie zusammenrückt. Aus wechselnden Perspektiven gewährt die Autorin dem Leser einen genauen Einblick, wobei dieser auch die Gedanken- und Gefühlswelt der einzelnen aufs Genaueste miterleben darf. Besonders erwähnenswert sind nicht nur die historischen Bezüge, die gut recherchiert mit der Handlung verwoben wurden, vor allem die familiären Bindungen sind sehr schön ausgearbeitet. Blut ist eben doch dicker als Wasser, denn die Breitenbachs sorgen sich umeinander, auch wenn sie Kontinente trennen, sie stehen füreinander ein und fühlen sich als Arbeitgeber auch für ihre Angestellten verantwortlich. Farbenfrohe Schilderungen bringen dem Leser nicht nur das Leben des Berliner Familienzweiges nahe, sondern lässt ihn ebenso in das amerikanische Indianerreservat nach Colorado reisen, um dort Julia und ihre Lieben bei ihrem täglichen eingeschränkten Kampf um Gleichstellung der Ureinwohner zu begleiten.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und bestechen mit menschlichen Eigenschaften, die sie glaubwürdig und authentisch wirken lassen. Der Leser fühlt sich während der Lektüre als Teil der Familie und darf mit ihnen hoffen, bangen und fiebern. Felix ist ein intelligenter Mann mit Zukunftsvisionen. Er ist aber auch ein unglücklich verliebter Mann, dem keine Aussicht auf Glück beschieden zu sein scheint. Caroline ist eine energiegeladene junge Frau, die sich ein selbstbestimmtes freies Leben wünscht und alles für dieses Ziel tut. Julia liebt ihren Chesmu, doch kommt sie nur schwer mit der Haltung seines Stammes zurecht. Isa hat ihr Liebesglück gefunden, doch das Schicksal schlägt immer dann zu, wenn man gerade auf Wolken geht. Ebenso beleben Rosa, Wendelin und weitere Akteure die Handlung.
Mit „Der Ahorn und das rote Land“ kann auch der dritte Teil der Saga überzeugen. Abenteuer, Liebe, Spannung, Familie, Krieg und Schicksalsschläge sind hier auf wunderbare Weise miteinander vereint und lassen den Leser an den Seiten kleben. Verdiente Leseempfehlung für eine abwechslungsreiche Lektüre.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2020
Rehn, Heidi

Die Tochter des Zauberers / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.14


sehr gut

„Die Fremde ist herrlich, solange es eine Heimat gibt, die wartet.“ (Erika Mann)
1936. Erika Mann, die Tochter des berühmten Schriftstellers Thomas Mann, hat gemeinsam mit ihrem Bruder Klaus in New York ihre neue Wahlheimat gefunden, denn die politischen Zustände in Deutschland widerstrebten ihnen gewaltig. In Amerika treffen Erika und Klaus schon bald auf gleichgesinnte andere Künstler und solche, die vor dem Regime bereits die Flucht ergriffen haben. Als Schauspielerin und Schriftstellerin ist es Erika eine Herzensangelegenheit, die USA mit ihrem politischen Kabarett „Pfeffermühle“ auf die Situation in Deutschland und Europa aufmerksam zu machen, was ihr leider nur mäßig gelingt, liegt doch einerseits ein Weltenmeer zwischen den beiden Kontinenten, andererseits sind die Amerikaner nicht an europäischer Politik interessiert, sondern wünschen Amüsement und Unterhaltung oder einschlägige Informationen über ihren berühmten Vater Thomas Mann. Unter den im Exil lebenden Künstlern trifft Erika auf den Arzt und Schriftsteller Martin Gumpert, der ihr Herz schon bald aus dem Takt bringt. Allerdings hat sie mit der Künstlerin Therese Giehse schon lange eine Frau als Partnerin zur Seite. Für wen wird sich Erika entscheiden und wird ihr Kampf gegen Hitler erfolgreich sein?
Heidi Rehn hat mit ihrem Buch „Die Tochter des Zauberers“ einen unterhaltsamen und informativen Roman vorgelegt über eine Frau, die versucht hat, aus dem Schatten ihres allseits bekannten Vaters und Nobelpreisträgers Thomas Mann herauszutreten und mit eigenen Talent sowie mit einem engagierten Kampf gegen den Nationalsozialismus zu glänzen. Der flüssig-bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lädt den Leser zu eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er sich an Erikas Fersen heftet und dort 15 Monate verweilt, um sie bei ihrem Start in Amerika und bei ihrem Engagement zu erleben. Die Autorin hat exzellent recherchiert und zeichnet dem Leser ein Bild von einer für die damalige Zeit recht emanzipierten Frau, die sich nicht verbiegen ließ, ihre Meinung offen kundtat und vor allem öffentlich mit einer Frau als Geliebte zusammenlebte. Viele haben sie deswegen verachtet, angefeindet, aber wohl auch bewundert, weil sie selbst nicht ebenso mutig waren. Nach einigen Startschwierigkeiten gelingt es Erika in den USA, Unterstützer zu finden, die ihr auch finanziell unter die Arme greifen. Die besonders innige Verbindung zu ihrem jüngeren Bruder Klaus wird ebenfalls sehr gut hervorgehoben. Erika wacht wie eine Glucke über den scheuen, homosexuellen Klaus, manchmal könnte man denken, die beiden wären insgeheim ein Liebespaar. Mit farbenfrohen Beschreibungen gelingt es Rehn, das damalige New York lebendig werden zu lassen und einen guten Rundumblick in die Künstlerszene zu gestatten, während bekannte Namen wie die Roosevelts, Billy Wilder oder Vicky Baum vor dem inneren Auge des Lessers vorüberziehen.
Die Charaktere sind differenziert ausgestaltet und inszeniert, wirken realitätsnah und sehr lebendig. Der Leser folgt ihnen gern durch turbulente Zeiten. Erika ist eine Egozentrikerin, weiß zu manipulieren und nutzt ihre Position, um sich von anderen finanzieren zu lassen. Sie ist nicht gerade eine Sympathieträgerin, doch ihr Selbstbewusstsein und ihr Aufbegehren gegen den Nationalsozialismus sowie ihr Kampfgeist ringen einem Respekt ab, lässt sie sich doch die Fäden nie aus der Hand nehmen. Klaus ist ein zurückhaltender Mann, der für die Schriftstellerei lebt und aus dem Schatten des Vaters treten will. Das Verhältnis zu seiner Schwester ist sehr innig, man könnte s manchmal sogar ungesund nennen. Martin Gumpert ist ein intelligenter Mann, der Erika einen Ruhepol bietet. Maurice Wertheim dagegen bietet finanzielle Sicherheit.
Mit „Die Tochter des Zauberers“ hat Heidi Rehn Erika Mann zum Leben erweckt, um sie dem Leser als Mensch und Persönlichkeit nahe zu bringen. Eine sehr spannende und informative Lektüre über eine ungewöhnliche Frau in einer schlimmen Zeit. Verdiente Lese

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2020
Rygiert, Beate

Die Pianistin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.2


sehr gut

„Musik drückt aus, worüber besser geschwiegen worden wäre.“ (Clara-Schumann)
1835 Leipzig. Clara Wieck wird seit dem 5. Lebensjahr von ihrem Vater Friedrich, einem Musiklehrer, gedrillt, eine erfolgreiche Pianistin zu sein, der das Publikum zu Füßen liegt. Was niemand ahnt, sind die unnachgiebige Haltung und die ständige Kontrolle ihres Vaters, denen Clara während der Konzertreisen ständig ausgesetzt ist und zur schlechten Beziehung der beiden beiträgt. Clara ist für ihn der Goldesel, der auf jeden Fall gemolken werden soll. Als Clara sich in den Komponisten Robert Schumann verliebt, will ihr Vater diese Beziehung auf keinen Fall tolerieren und setzt alles daran, Clara diese Liebe auszureden. Doch Friedrich Wieck hat 15 Jahre lang das Leben von Clara bestimmt, in diesem Punkt macht sie keine Zugeständnisse, führt einen regen Briefwechsel und eine Fernbeziehung zu Schumann. Um Robert zu heiraten, kommt es zum Bruch zwischen Clara und ihrem Vater zum Bruch. Doch die Ehe an Roberts Seite öffnet Clara langsam die Augen, denn neben einem eintönigen Eheleben übt auch ihr Ehemann Kontrolle über sie aus und steht ihrer Karriere als Pianistin im Wege. Was für Clara romantisch begann, bricht ihr am Ende das Herz…
Beate Rygiert hat mit „Die Pianistin“ einen interessanten historischen Roman mit biografischen Zügen vorgelegt, der sich dem Leben von Clara Schumann, geborene Wieck annimmt. Der flüssige und bildhafte Erzählstiel transportiert den Leser per Zeitreise an die Seite von Clara, um dort ihr Leben als Künstlerin, die Dispute mit ihrem Vater und die Ehe mit Robert Schumann mitzuerleben. Obwohl die Autorin gut recherchier t hat, war es diesmal kein dankbares Thema, dass sie sich ausgesucht hat, dauerte es doch eine Weile, bis sich etwas Spannung einstellte, denn fast die Hälfte des Romans wurde von Claras Konzertreisen und dem ständigen Disput mit ihrem Vater in Beschlag genommen, was sehr langatmig war. Äußerst interessant zu beobachten ist, dass Clara nach der Abnabelung von ihrem übermächtigen und kontrollsüchtigen Vater bei einem Ehemann gelandet ist, der kein Deut besser war und ihr ein Kind nach dem anderen anhängte. Erst Roberts früher Tod hat ihr letztendlich die Freiheit geschenkt, wenn sie auch einen hohen Preis dafür bezahlt hat. Bewundernswert allerdings ist die Tatsache, dass Clara sich nochmals aufgerafft und einen Neuanfang gewagt hat, indem sie erneut einige Konzerte gab und Reisen unternahm. Der historische Hintergrund wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, so dass der Leser einen Eindruck gewinnt, wie beschwerlich diese Reisen damals gewesen sind.
Die Charaktere sind lebendig und realistisch gezeichnet, sie passen gut in den vorgesehen Zeitrahmen und wirken authentisch. Der Leser darf sich unsichtbar an ihre Fersen heften und ihr Leben mitverfolgen. Clara ist eine überaus ehrgeizige und begabte Frau, die in ihrer Musik aufgeht und das Klavierspiel genießt. Sie sieht die Dinge leider manchmal etwas naiv und verklärt, jedoch ist der Widerstand ihrem Vater gegenüber durchaus berechtigt, der sie regelrecht einengt und als sein Eigentum betrachtet. Friedrich Wieck ist ein Mann ohne Toleranz, der seine Tochter wie einen Goldesel betrachtet. Robert Schumann ist ein begabter Komponist, gleichzeitig aber auch ein Mann seiner Zeit, der selbst im Mittelpunkt stehen möchte. Zudem ist er Alkoholiker und leidet unter depressiven Stimmungsschwankungen, die die Beziehung zu Clara mehr und mehr vergiften.
„Die Pianistin“ ist ein historischer Roman mit biografischen Zügen, der informative Einblicke in das Leben der Künstlerin Clara Schumann gibt. Etwas gestraffter und ausgewogener wäre es eine absolute Leseempfehlung geworden, so leider nur eine verdiente!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.09.2020
Berg, Ellen

Willst du Blumen, kauf dir welche


sehr gut

"Nur den, der mein Herz berührt, will ich heiraten." (Stolz und Vorurteil - Jane Austen)
Auf Wunsch ihrer Großtante Hilde hat Lena der Stadt den Rücken gekehrt und das altbackene Kleiderlädchen in ein Bücherparadies verwandelt, denn ohne Lesestoff geht bei Lena nichts. Allerdings liegt ihr Liebesleben brach, was Tante Hilde ein Dorn im Auge ist. Als Lena eine Lesung mit dem Erfolgsautor Benjamin Floros in ihrem Laden ausrichtet, der die ultimative Liebesformel verspricht, stehen bei Lena alle Antennen auf STOP, während ihre Freundin Michelle und Tante Hilde dem charmanten Kerl so ziemlich alles abnehmen, was aus seinem Munde kommt. Lena geht Frolos auf den Leim und hängt nun in einer Wette, die ihr so gar nicht schmeckt. Benjamin will mit Hilfe seiner Formel den ultimativen Kandidaten für Lenas Glück finden. So muss sie so einige Blind Dates hinter sich bringen und so manchen Frosch küssen, bis sie endlich begreift, dass sie ihren Prinzen eigentlich schon gefunden hat…
Ellen Berg hat mit „Willst Du Blumen kauf Dir welche“ einen unterhaltsamen und recht amüsanten Roman vorgelegt, der sich mit der Welt des Internet-Datings beschäftigt. Der locker-flockige, bildhafte und humorige Schreibstil katapultiert den Leser direkt in Lenas Bücherparadies, wo er mit einem Schlag die meisten Protagonisten kennenlernt und sich in ihrer Mitte niederlässt, um dem emsigen Treiben zu folgen und so manchen Liebesreigen mitzuerleben. Die Autorin hat das Thema Online-Dating geschickt in ihrer Handlung verpackt und lässt dabei kein Klischee aus, wie es in der heutigen Welt zugeht, wenn man den Partner fürs Leben sucht. Da entpuppen sich Kandidaten als suchende Abenteurer oder Flachpiepen, die ihre Verwandtschaft vorschicken, um das Date abzuchecken. Ebenso die Muttersöhnchen, die die Mutter für zukünftige Kinder suchen, während die etwaige Schwiegermutter vom Nebentisch das Objekt der Begierde begutachtet. Ganz schlimm sind die Ästheten, die richtig zitieren und wie aus dem Interieur Design eingerichtet sind, während sie noch nie etwas von Benimm und Toleranz gehört haben. In dieser Handlung findet sich wirklich ein skurriler Strauß von Mannsbildern wieder, die man weder küssen noch als Prinz mit nach Hause nehmen möchte. Am Ende ist man als Leser regelrecht froh, diesem ganzen neumodischen Dating-Wahnsinn davongekommen zu sein und sein privates Glück schon gefunden zu haben.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und bestechen durch glaubwürdige Eigenschaften. Sie wirken wie mitten aus der Gesellschaft gegriffen und können den Leser gerade dadurch überzeugen, der sich unter ihnen tummelt, während er mal dem einen möglichen Paar über die Schulter schaut, mal ein anderes bei ihrem Balzverhalten beobachtet. Lena ist eine freundliche und schlagfertige Frau mit einem Hang zu Bücherzitaten, vor allem Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ haben es ihr angetan. In ihrer Brust schlägt ein romantisches Herz und für ihre Lieben macht sie fast alles. Freundin Melanie ist eine quirlige Frau, die sich gern aufbrezelt und Lena so manchen Nerv kostet, wenn es um Outfits geht. Tante Hilde kann sämtliche Reime aus dem Stehgreif zitieren und trifft damit fast immer einen Nerv. Sie ist eine weise Dame, die sich um ihre Lieben sorgt. Benjamin ist ein Schwerenöter, der leider so manches zum Besten gibt, das Frauenherzen schmelzen lässt. Aber auch Sven, Antonio sowie weitere einsame Herzen möchten in diesem Buch ihr Herzblatt finden.
„Willst Du Blumen kauf Dir welche“ ist eine unterhaltsame Lesereise durch den Dschungel des Online-Datings und die Frage, ob man wirklich all diese Frösche und Schwachmaten küssen muss, bis man den Richtigen gefunden hat. Kurzweiliges Lesevergnügen mit verdienter Leseempfehlung!

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2020
Schröder, Ursula

Schmiedeeisensommer


gut

Szenen einer Ehe
1860 Westfalen. Weil ihrer Familie finanziell das Wasser bis zum Hals steht und den Gutshof zu verlieren droht, lässt sich Pauline von Velendorff als folgsame Tochter auf eine Ehe mit dem wohlhabenden Düsseldorfer Unternehmer Jakob Kemper ein, um ihre Familie zu retten und zieht mit ihm in eine stattliche Villa im Sauerland. Durch diese Heirat werden von Pauline auch gesellschaftliche Verpflichtungen erwartet, was der jungen Frau mit ihrem freundlichen Wesen nicht schwer fällt. Auch die Ehe mit Jakob entwickelt sich in eine positive Richtung, obwohl Jakob Paulines christlichen Glauben nicht teilt und auch sonst seine Vorbehalte dagegen hat. Eine ehemalige Liebschaft Jakobs, die plötzlich auf der Bildfläche erscheint, bringt das junge Eheglück in jeder Hinsicht ins Wanken…
Ursula Schröder hat mit „Schmiedeeisensommer“ einen historischen Gesellschaftsroman vorgelegt, der allerdings über lange Passagen recht detailverliebt und langatmig daher kommt. Der Schreibstil ist flüssig-bildhaft und gefühlvoll, so dass der Leser sich schnell auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben kann. Die Autorin bedient sich wechselnder Erzählperspektiven, so lernt der Leser sowohl Pauline als auch Jakob kennen, während ihm als unsichtbarer Gast deren Gedanken- und Gefühlswelt allzeit offen liegt. Der historische Hintergrund wurde nahtlos mit der Handlung verwoben, so erhält der Leser einen guten Einblick in die damalige Gesellschaftsstruktur, wobei auch die Rolle der Frau gut thematisiert wird, denn damals war die Frau das Anhängsel des Mannes, Töchter wurden zur Rettung der Familie mit wohlhabenden Männern verheiratet. Überhaupt hatte die Frau wenig selbst zu bestimmen, wenn es um ihr eigenes Glück ging. Interessant ist auch die in diesem Buch angesprochene unterschiedliche Sichtweise in Bezug auf den Glauben, denn während Pauline sich sehr daran festhält und darauf vertraut, dass Gott ihr den Weg weist, fehlt Jakob jegliches Verständnis in dieser Richtung, was einiges an Konfliktpotential birgt. Dies kommt leider in der Geschichte nicht sehr gut zum Ausdruck. Auch die Tatsache, dass zur damaligen Zeit nicht offen miteinander kommuniziert wurde, ist ein Hindernis für die Eheleute, denn vieles läuft parallel nebenher und vermittelt den Eindruck, die beiden leben weniger miteinander als nebeneinander her, die Probleme sind vorprogrammiert. Der Unterhaltungswert der Lektüre leidet dadurch leider auch, denn alles läuft recht zäh ab und verführt zum Querlesen. Einen Spannungsbogen sucht man hier vergeblich.
Die Charaktere wurden der damaligen Zeit gemäß inszeniert, wirken glaubwürdig und realistisch, jedoch fällt es dem Leser schwer, Nähe zu ihnen aufzubauen und mit ihnen zu fühlen. So beobachtet er aus der Ferne, wie es sich zwischen dem jungen Paar entwickelt. Pauline ist nicht nur eine folgsame Tochter, sondern eine recht mutige Frau, die sich auf unbekanntes Terrain begibt und sich recht wacker schlägt. Ihre Zurückhaltung bringt den Leser oftmals an seine Grenzen, der sich daran erinnern muss, dass es sich zur damaligen Zeit nicht schickte, alles offen auszusprechen. Jakob ist ein aufmerksamer Mann, der sich seiner Verantwortung als Ehemann voll bewusst ist. Alles, was er besitzt, hat er sich selbst erarbeitet, was von Durchsetzungsvermögen, Mut und vor allem Intelligenz zeugt. Paulines Schwägerin Henriette hat es faustdick hinter den Ohren, die möchte man nicht zur Feindin haben. Aber auch weiter Protagonisten haben in dieser Geschichte ihren Auftritt.
„Schmiedeeisensommer“ ist ein historischer Roman über ein junges Paar, das sich in ihrer Ehe erst zusammenraufen muss. Sowohl der christliche Aspekt sowie die Handlung selbst sind leider nur mittelmäßig herausgestellt, was eine eingeschränkte Leseempfehlung nach sich zieht!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2020
Labus, Anne

Das kleine Altstadthotel (eBook, ePUB)


gut

Eine Sommerliebe zum Mitfiebern
Die 40-jährige Inga ist seit 20 Jahren glücklich verheiratet, zumindest denkt sie das, bis sie ihren Mann Jörg beim Schäferstündchen mit der Buchhalterin erwischt, die für ihre gemeinsame Firma arbeitet. Inga ist zutiefst verletzt und mietet sich ins Hotel Inselfriede“ bei ihrer Freundin Judith auf Spiekeroog ein, um alles erst einmal sacken zu lassen und sich weitere Schritte zu überlegen. Nicht nur der Inselaufenthalt beruhigt Ingas Nerven. Bei ihrem Aufenthalt lernt Inga auch die ältere Bonner Hotelbesitzerin Hildegard und deren Sohn Stefan kennen, die ebenfalls als Gäste im Hotel weilen und mit denen Inga sofort auf einer Wellenlänge liegt, besonders von Stefan fühlt sich Inga magisch angezogen. Ihr Aufenthalt wird durch einen Anruf ihres Vaters jäh beendet, der sie aufgrund von Schwierigkeiten in der Firma nach Hause beordert. Wie wird es mit Inga und Stefan weitergehen?
Anne Labus hat mit „Das kleine Altstadthotel“ einen kurzweiligen Unterhaltungsroman geschrieben, den man wunderbar zwischendurch konsumieren kann. Der locker-flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser an die Seite von Inga schlüpfen, wo er sie bei einer Umbruchszeit in ihrem Leben begleiten sowie mit ihr nach Spiekeroog und Bonn reisen darf. Die farbenfrohen Schilderungen sowohl der Insel als auch der Bonner Altstadt und dem kleinen Hotel lassen im Kopf des Lesers sofort Bilder entstehen, was ein Miterleben der Handlung zusammen mit Inga noch unterstreicht. Einen richtigen Spannungsbogen gibt es in dieser Geschichte nicht, alles ist vorhersehbar, jedoch bleibt man als Leser gern bei der Stange und folgt den Protagonisten auf Schritt und Tritt, um den erhofften Ausgang mitzuerleben.
Lebendige Charaktere mit glaubhaften Gefühlen und Reaktionen machen es leicht, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fiebern. Inga ist eine Frau von schnellen Entschlüssen, die allerdings auch ihr Leben abwägt und an den Schrauben für die Zukunft dreht. Sie hat sich selbst lange genug etwas vorgemacht und muss nun verantwortungsbewusst der Wahrheit ins Gesicht sehen. Hildegard ist eine offene, freundliche Frau, die sich liebevoll um ihren Sohn sorgt, aber auch die Weichen für die Zukunft stellen will. Stefan knabbert seit zwei Jahren am Tod seiner Freundin, doch langsam lässt er wieder Lebensfreude zu. Ebenso tragen Judith und Ingas Eltern zur Handlung bei.
„Das kleine Altstadthotel“ unterhält den Leser mit einer Geschichte, in der Ehe- und Vertrauensbruch, Besinnung, Liebe und Neuanfang auf dem Romanmenü stehen. Kurzweilig und lesenswert!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2020
Watson, Pippa; Müntefering, Mirjam

Sommerglück auf vier Pfoten (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Herz nicht nur für Hunde...
Die alleinerziehende Möbelrestauratorin Gemma kümmert sich nicht nur liebevoll um ihre achtjährige Tochter Lily, sondern spürt ehrenamtlich mit ihrem Hund Charles bei Rettungseinsätzen verschwundene Menschen auf. Bei solch einem Einsatz lernt sie den bekannten Landschaftsmaler Pete Gardener kennen und in ihrem Kopf formt sich sofort die Idee, ihn mit ihrer besten und recht schüchternen Freundin Joline zu verkuppeln, die schon lange insgeheim für Pete schwärmt. Aber wie das im Leben immer so ist, kommt es am Ende doch ganz anders, als Gemma sich das gedacht hat…
Pippa Watson hat mit „Sommerglück auf vier Pfoten“ einen unterhaltsamen Kuschelroman vorgelegt, der den Leser mit den ersten Zeilen an die Seiten zu fesseln weiß. Der flüssige, spritzige und gefühlvolle Schreibstil macht das Eintauchen in die Geschichte leicht, das Kopfkino springt sofort an und der Leser hat alles vor Augen. Die von der Autorin gewählten wechselnden Perspektiven lassen den Leser mal an der Seite von Gemma, mal an der von Pete stehen und Einblick in die jeweilige Gedanken- und Gefühlswelt erhalten, wodurch er die Protagonisten sehr gut kennenlernt und ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen kann, wobei auch die problematische Vater-Sohn-Beziehung gut eingefangen wurde. Die Autorin hat gut recherchiert und lässt dem Leser neben ihrer schönen Geschichte auch einiges an interessanten Informationen zukommen über den Einsatz von Hunden bei Rettungseinsätzen. Überhaupt spielt Spaniel Charles eine ganz besondere Rolle innerhalb der Handlung, was dem Ganzen eine spielerische Note gibt und für zusätzlichen Wohlfühlfaktor sorgt. Mit geschickten Wendungen stiftet die Autorin beim Leser einige Verwirrung, so dass die Geschichte nur auf den ersten Blick vorhersehbar erscheint.
Die Charaktere wirken wie aus dem richtigen Leben gegriffen, individuelle Ecken und Kanten machen lassen sie nicht nur glaubwürdig, sondern vor allem liebenswert rüberkommen, was es dem Leser leicht macht, sich während der Lektüre in ihrer Mitte rundum wohl zu fühlen und ihre Schicksale genau mitzuverfolgen. Gemma ist eine patente, freundliche Frau, die sich nicht nur ehrenamtlich engagiert, sondern sich auch um ihre Freunde sorgt, sind sie doch schon lange Teil ihrer Familie. Töchterchen Lily ist ein absoluter Sonnenschein mit zeichnerischem Talent. Mit ihrer Mutter bildet sie ein eingespieltes Team. Joline ist sehr zurückhaltend und schüchtern, weshalb es mit der Liebe bisher nicht geklappt hat. Pete ist ein netter Mann, der sich gegenüber seinem Vater durchgesetzt hat. Doch das schwierige Verhältnis nagt an ihm. Spaniel Charles ist der heimliche Star der Geschichte, denn er bringt Leben und Schwung hinein. Aber auch Adrian und Lenny gehören erwähnt, die ebenfalls zur Handlung gehören.
Mit „Sommerglück auf vier Pfoten“ ist Pippa Watson wieder eine liebenswerte und warmherzige Geschichte gelungen, die dem Leser nicht nur wunderschöne Lesestunden bereitet, sondern auch ans Herz geht. Verdiente Leseempfehlung für eine durchweg gelungene Story!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2020
Carlson, Elli C.

Der Sommer unserer Träume


gut

Neue Liebe, neues Glück?
Nach 10 Jahren Weltenbummeln und Tauchjob in Thailand kehrt Liv Larsen an ihren Heimatort an der Ostsee zurück. Die alte Familienpension „Sturmnest“ hat sich durch Schwester Anneke mit Unterstützung ihres Ehemannes in ein Luxushotel verwandelt und kann sich vor Buchungen kaum retten, da auch das zu einem Urlaub dazugehörige Begleitprogramm angeboten wird. Doch ausgerechnet Jewe, Livs Jugendliebe, hat sich als Widersacher des Hotels entpuppt, denn er bestreitet seinen Lebensunterhalt mit Walbeobachtungstouren und damit dem Hotel ins Gehege. Obwohl der Zwist zwischen ihrer Familie und Jewe sich immer weiter hochschaukelt, fühlt Liv Schmetterlinge im Magen, wenn sie ihm begegnet. Für wen soll Liv sich entscheiden und muss sie das überhaupt?
Elli C. Carlson hat mit „Der Sommer unserer Träume“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Leser für einen Kurztrip an an die malerische Ostsee entführt. Der flüssig-leichte und farbenfrohe Erzählstil lädt mit wenigen Worten ein, zwischen den Seiten abzutauchen, um mit Liv nach jahrelangem Auslandsaufenthalt wieder in die Heimat zurückzukehren, um nicht nur ihre Schwestern wiederzusehen. Neben lebendig gestalteten Landschaftsbeschreibungen, die dem Leser schöne Bilder vor dem inneren Auge hervorrufen, nimmt sich die Autorin auch den Themen Arten- und Umweltschutz an und setzt dieses geschickt in ihrer Geschichte um. Auch Livs Passion für das Tauchen, ist informativ mit eingebracht worden. Einige überraschende Wendungen lassen den Leser während der Lektüre munter rätseln, wie die Interessen des Hotels sich mit denen der Walbeobachtungstouren in Einklang bringen sollen und vor allem, wie sich wohl die unterschwelligen Schwingungen zwischen Jewe und Liv weiter entwickeln werden, schließlich hofft man als Leser bei diesem Wohlfühlbuch auf ein Happy End. Das Beziehungsgeflecht zwischen den beiden hätte etwas mehr Gefühl vertragen können.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und nehmen den Leser mit ihren glaubwürdigen sowie menschlichen Zügen schnell für sich ein, so dass das Mitfühlen nicht schwer fällt und man an ihren Fersen klebt. Liv ist eine freiheitsliebende und offene Frau, auch wenn sie für ihr Alter manchmal etwas naiv rüberkommt, weil sie den Eindruck hinterlässt, nicht so genau zu wissen, was sie eigentlich will. Anneke ist das komplette Gegenteil ihrer Schwester, sie kann zupacken, hat genaue Vorstellungen und lässt sich so schnell nicht in die Suppe spucken. Jewe ist ein Küstenjunge mit rauem Charme, etwas kurz angebunden. Auch er lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen und steht für seine Überzeugungen ein.
„Der Sommer unserer Träume“ liest sich kurzweilig und hält neben einigen Konflikten auch eine sich anbahnende Liebesgeschichte bereit. Zudem punktet die Geschichte mit einem schönen Setting. Für zwischendurch schön zu lesen, aber hier gibt es noch Luft nach oben.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.09.2020
Holmes, Linda

Weil alles jetzt beginnt


weniger gut

Keine Geschichte von bleibendem Wert
Die 32-jährige Evvie Drake hat endlich den Mut aufgebracht, ihren Sachen zusammengepackt und will aus dem Leben ihres Mannes verschwinden, als sie durch einen Anruf erfährt, dass ihr Ehemann, der allseits beliebte Arzt Timothy Christopher Drake, bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt ist. Evvie steht unter Schock, kommt es ihr doch wie es eine grausame Fügung des Schicksals vor. Während alle Welt denkt, Evvie trauere um ihren geliebten Mann, zieht diese sich immer mehr zurück und lässt nur noch ihren besten Freund Andy Buck an sich heran. Sein Vorschlag ist es auch, dass Evvie den ehemaligen Baseballstar Dean Tenney als Untermieter bei sich aufnimmt. Dean muss sich über den weiteren Verlauf seines Lebens klar werden und braucht dafür etwas Abgeschiedenheit. Evvie lässt Dean bei sich einziehen, die einzige Regel zwischen den beiden ist, dass sie sich nicht über ihre jeweiligen Probleme austauschen. Doch wie das mit Regeln so ist: sie sind schnell gebrochen, während Evvie und Dean sich immer näher kommen….
Linda Holmes hat mit „Weil alles jetzt beginnt“ einen ganz unterhaltsamen Roman vorgelegt, der eine emotionale und tiefgründige Geschichte verspricht, dies allerdings nicht halten kann. Der flüssige, gefühlvolle und teils humorige Schreibstil ermöglicht dem Leser zwar einen schnellen Eintritt in die Handlung, jedoch ist der Spannungsverlauf so niedrig angelegt, was schnell Langatmigkeit aufkommen lässt und zum Querlesen verleitet. Die immer wieder auftauchende Wiederholungen tun ihr Übriges dazu. Was als wohl als hochemotionale Geschichte mit Taschentuchalarm geplant war, entpuppt sich leider als kurzweilige, oberflächliche Lektüre, die man schnell abgehakt hat. Dabei hat die Autorin durchaus Themen parat, die es verdient hätten, tiefgründiger abgehandelt zu werden und so der Geschichte durchaus mehr Wert zu verleihen. Dinge einen übermächtigen Ehemann, der seine Frau unterdrückt und seine Macht ausspielt, oder das Belügen der Außenwelt werden hier nur kurz angerissen und hätten eigentlich mehr Raum einnehmen können, um die Geschichte glaubwürdiger und greifbarer zu machen. So bleibt es leider nur bei einer halbwegs durchschnittlichen Handlung, die keine besonderen Merkmale aufweist.
Auch die Charaktere sind in ihrer Ausgestaltung nicht so überzeugend, sie weisen zwar menschliche Ecken und Kanten auf, bleiben für dem Leser aber eher fremd, was das Mitfiebern und Mitfühlen nicht eben erleichtert. Evvie hat nicht nur einen Schicksalsschlag hinter sich, sondern schon vorher einiges ertragen müssen, so dass sie sich in sich zurückgezogen hat und ihrer Umwelt nur eine Fassade zeigt. Zudem neigt sie zum Klammern und suhlt sich auch etwas in ihrem eigenen Drama, was sie wenig anziehend wirken lässt, weil sie so saft- und kraftlos ist. Dean ist ein netter Kerl, der daran zu knabbern hat, dass seine Karriere ein so plötzliches Ende genommen hat. Er muss sich überlegen, wie es mit ihm weitergehen soll, aber er strahlt wenigstens etwas Lebensfreude aus. Evvies Freund Andy ist ein wirklicher Freund, auf den man sich verlassen kann. Auch seine Freundin Lori hat mehr Eindruck hinterlassen als die beiden Hauptprotagonisten.
„Weil alles jetzt beginnt“ ist ein halbgarer Liebesroman mit einer Story ohne Spannungsmomente oder Tiefgang. Die Geschichte ist zwar einigermaßen unterhaltsam, reicht aber nur zum Lückenfüller ohne bleibende Erinnerungsmomente, leider.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.