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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2008
Gómez-Jurado, Juan

Der Gottesspion


ausgezeichnet

Hetzjagd auf einen bekannten Mörder und Kinderschänder

Die unaufhörlich spanndende fiktive Geschichte ist gespickt mit realen Ereignissen um den Tod des Papstes Johannes Paul II.

Schnell nimmt man dem Autor nahezu alles an fiktiver Wahrheit ab, was er sich erdacht hat. Dem Spannungsbogen ist das in jeder Hinsicht zuträglich. Ja, so könnte es (gewesen) sein, denkt man an vielen Stellen des Verschwörungsthrillers.

Durch den Tod Petri Vertreters auf Erden gilt es für den Klerus zeitnah die Wahl des nächsten Papstes vorzunehmen. Die Konklave ist einberufen und aus aller Welt treffen die Kardinäle ein, darunter auch die wenigen möglichen Kandidaten. Als jedoch auf grausame Weise Kardinäle geradezu abgemetzelt werden, treten die Top-Profilerin Paola Dicanti und Pater Fowler - Priester mit CIA-Vergangenheit - auf den Plan.

Indiz um Indiz, Vermutung um Vermutung, Erkenntnis um Erkenntnis beginnen die Beiden geradezu in einem Wettstreit einerseits, einer sich entwickelnden vertrauensvollen Zusammenarbeit andererseits die Hatz auf den schon bald namentlich bekannten Priester und Mörder mit pädophiler Kinderschänder-Vergangenheit, Viktor Karoski. Interessanter Weise entspinnt sich zwischen Fowler und Dicanti heimlich und vorsichtig eine eher etwas plump angedeutete Liebesbeziehung, was im Kontext ihrer Rollen durchaus ein wenig aufregend wirkt.

Da der Autor die Leserschaft am Denken und Handeln der Protagonistin und den Protagonisten des Thrillers teilhaben lässt, ist man stets gut informiert, kann Entwicklungen erahnen. Aufgrund der Tatsache, ohnehin keinen Einfluss auf den Verlauf des Geschehens nehmen zu können, liest man angespannt und ohne Durchhänger den Ereignissen hinterher, um schließlich gewissermaßen erleichtert und befriedigt das Ende zu erfahren.

Ein klasse Thriller, der für sich steht, ohne Vergleiche jedweder Art als Maßstab scheuen zu müssen.

© Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

Bewertung vom 17.05.2008
Smolik, Christian;Etzel, Stefan

Fahrrad-Lexikon


sehr gut

Geballtes Radl-Wissen im handlichen Format

„Otto Normalradler“ braucht es vermutlich nicht, wer sich jedoch ein wenig eingehender mit seinem zweirädrigen Fortbewegungsmittel befassen möchte, kann sich diesen kleinen Grundlagenfundus zulegen. Das Buch bietet aktuell alles Wissenswerte und Hintergründige zur Fahrradtechnik im Groben und im Detail. Die Autoren haben dabei in auch für Laien verständlicherweise alles beschrieben und dargestellt, was ein Fahrrad ausmacht. Es ist keine Reparatur- oder Bauanleitung, sondern eine ausführliche Beschreibung von Materialien und Bestandteilen von der Abriebsfestigkeit eines Reifens, die Einspeichart, das Kettenblatt, das Oberrohr bis hin zur Sattelstütze, der Trittfrequenz und dem Zwei-Finger-Bremshebel. Etwa 1.400 Stichworte sind es, anhand derer die Zusammensetzung, der Aufbau oder auch die Zusammenhänge mit weiteren Bestandteilen am Fahrrad werden benannt und mit insgesamt über 1.000 Illustrationen nachvollziehbar dargestellt und beschrieben werden. Auch wenn der unterhaltende Charakter des Buches in den Hintergrund zu stellen ist, so es für Radfahrfreundinnen und –freunde doch interessant geschrieben und ein Nachschlagewerk und Arbeitsmittel gleichermaßen, welches im Radwerkstatt- und Hobbyregal nicht fehlen sollte.

© 5/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2008
Mosler, Axel M.

Scotland Panorama


sehr gut

Mystische Vergangenheit und Gegenwart in breitester Darstellung
Ein Land mit den Ausmaßen Schottlands bei gleichzeitiger Besiedelung mit lediglich fünf Millionen Menschen eignet sich geradezu ideal für das Panorama-Format und insofern ist der herrliche Bildband eine gelungene Darstellungsform für eine Nation, welche stets in alle Richtungen immer noch etwas mehr bieten kann.
Die knappe Einführung über das Land, dessen Geschichte, die einzelnen Landstriche und Regionen sowie die dort lebenden Menschen erzählt davon, weshalb Schottland sich so anders, so individuell, so beeindruckend und von sich überzeugt zeigt und bei genauem Hinsehen auch ist.

Das Wesentliche des überraschend kleinen Bildbandes sind freilich die 50 Panorama-Aufnahmen aus allen Landesteilen. Eine grafische Übersicht zeigt nummeriert die Aufnahmeorte der Fotografien, so dass sich interessierte und engagierte Lichtbildner durchaus aufgerufen fühlen könnten, sich selbst an dem Ablichten der unendlichen Landschaften, mystischen und versteckten Orte, wasserreichen Lochs (Fjorde und Seen) oder herrschaftlichen Gebäude zu versuchen.

Wer das nicht vor hat, kann immer wieder am gemütlichen Kamin bei einem Glas Whisky oder Tee die Einblicke – oder besser – die fantastischen Überblicke des Fotografen Axel Moser genießen und sich in die Schönheit des Landes gewissermaßen hineinsehen.

© 4/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

Bewertung vom 02.04.2008
Meyer, Holger; Rögner, Thomas

Bike Fahrtechnik


sehr gut

Das Wichtigste für Dreckige Typen


Schon längst hat sich Moutainbiken als Freizeitsport für Viele etabliert. Dabei geht es nicht allen um die schweißtreibenden Auffahrten im Gebirge, sondern auch um den Fahrspaß im unwegsamen Gelände.

Um mit dem leichten, in der Regel hochwertigen, vielgängigen und grobstolligen Gefährt problemlos auch die komplizierteren Fahrmanöver bewältigen zu können, braucht es Anleitung und Übung. Zumindest die Anleitung findet sich für die wichtigsten Fahrtechniken gut übersichtlich in diesem Buch.

Der ehemalige Mountainbike-Profi Holger Meyer gibt nachvollziehbar Tipps und Hinweise zu den Grundlagen und wichtigsten Fahrtechnikherausforderungen wie zum Beispiel Schalten und Bremsen, Balance halten, Sprünge und Kurvenfahren, Bergab- und Bergauffahren oder auch Treppenfahren oder einen „Wheelie“ machen. Es ist also auch für Fortgeschrittene etwas dabei.

Der Bike-Journalist Thomas Rögner sorgte für die treffenden Formulierungen und ansprechende und vor allem aufklärende Sequenzfotografien. Die stellen einzelne Bewegungsabläufe durch eine spezielle Fototechnik auf einem Bild dar.

Ein gelungenes Buch für all diejenigen, welche sportlichen Fahrspaß auf zwei Rädern suchen und sich theoretische angeregt ganz praktisch an die Umsetzung machen wollen. Denn trotz dieses guten Ratgebers gilt: Üben muss man selbst und erst das hilft wirklich.

© 4/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist sowie Freizeitbiker, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2008
Read, Anthony

Die Baker Street Boys: Der Fluch des Rubins


sehr gut

Geschenk für die Königin sorgt für Wirbel

Langweilig wird den Mädchen und Jungen der berühmten Bande um deren Anführer Wiggins nie. Dieses Mal lernen sie nicht nur ein Wachsfigurenkabinett, vermutlich das zweitbekannteste in der Englischen Metropole, kennen, sondern auch die Nachricht, dass der Königin ein wertvoller Edelstein vom Radscha von Ranjipur als Geschenk überreicht werden soll. Das wissen offensichtlich auch einige Dunkle Gestalten. Der Sohn des Radschas, Ravi, wird überfallen und die Kinder entdecken nach einigen Nachforschungen einen Zusammenhang mit einer eigentlich schon längst ausgestorbenen Sekte mit Tötungsritualen.

Klar freunden sie sich mit dem indischen Prinzen an und helfen diesem auf seiner Flucht vor den Gaunern. Doch es kommt noch schlimmer, denn der Radscha starb während eines Angelurlaubs in Schottland und so wird Ravi nicht nur umgehend nächster Radscha, sondern gerät genauso fix und noch mehr als vorher in Gefahr. Schon bald hat Sherlock Holmes Spezialeinheit herausgefunden, dass Ravis Onkel sowie sein Hauslehrer ganz tief in der Sache drinstecken.

Gerade noch rechtzeitig können sie mit Ravi und dem Edelstein durch Geheimgänge fliehen und den Fall schließlich unter Zuhilfenahme von Holmes Getreuen, Dr. Watson, sowie dem Inspektor von Scotland Yard aufklären.

Der dritte Band der mehrteiligen Reihe begeistert erneut durch seine „Beschauliche Aufregung“. Die Vorfälle sind dennoch spannend, auch die Ermittlungen der Kinder und die Verfolgung der Täter, speziell jedoch der Jagd nach dem vermeintlichen Haupttäter Professor Moriarty bieten wieder ausreichend Nervenkitzel für eine angeregte Lesezeit.

© 4/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

Bewertung vom 31.03.2008
Beinßen, Jan

Sieben Zentimeter / Paul Flemming Bd.2


ausgezeichnet

Ein Mord geht um die Wurst

Der Fotograf, Nürnberg-Liebhaber und zumeist unfreiwillige, aber doch neugierig-forsche Hobby-Detektiv Paul Flemming gerät dieses Mal ganz unvermittelt und selbstverständlich wieder rein zufällig in eine Mordsgeschichte. Der millionenschwere Nürnberger Bratwurst-King Hans-Paul Wiesinger wurde in seiner Erlensteger Villa ermordet.

Immer auf der Suche nach Aufträgen, um sein Freiberufler-Dasein fristen zu können, ist der Lichtbildner froh, von seinem Aufraggeber Blohfeld den Auftrag erhalten zu haben, die Tatort-Fotos aufnehmen zu dürfen. Auch, um sich seiner Bekannten Katinka, der von ihm als engere Freundin in Betracht gezogenen Staatsanwältin und Mutter des Ex-Christkindls Hannah, zu beweisen, verfolgt er den Fall deutlich intensiver, als für den Zeitungsauftrag nötig.

Seine Recherchen werden durch die Chance unterstützt, aufgrund von Beziehungen den neuen Image-Prospekt für das Wurstunternehmen ohne Senior-Chef im Sinne des Juniors und dessen attraktiver Gattin erstellen zu können. Als Hannahs neue temporäre Mitbewohnerin Antoinette allerdings auf der Wöhrder Wiese ermordet gefunden wird, beginnt eine verwirrende und dabei stetig Spannung aufbauende Ermittlungsarbeit für den Freizeit-Kriminaler.

Jan Beinßen ist ein neuer Nürnberg-Krimi gelungen, der angemessen mit dem Lokalkolorit spielt, dabei aber auch für Nichtbewohner der Frankenmetropole genug Aufregendes zu bieten hat. Die sich überstürzenden Ereignisse werden durch des Autors gut beschriebenen und sich für Leser des ersten Bandes weiter entwickelnden Charaktere plastisch und nachvollziehbar. Insbesondere Flemming, Frau Blohm – besagte Katinka – und der Zeitungsrüpel Blohfeld, aber auch die jugendliche Hannah erscheinen einem schnell als gute Bekannte.

Die mit interessanten Hinweisen zu Nürnbergs Stadt- und Kulturhistorie versehene Geschichte entfaltet sich flott, aber ohne Hektik, verfügt über die richtige Ereignis- und Erkenntnis-Geschwindigkeit und liest sich ohne Brüche bis zum wirklich überraschenden und nach der vermeintlichen Auflösung doch noch einmal aufflammenden, unerwarteten Ende ohne jeglichen Hänger. Schon fiebert man dem dritten Band über Jan Flemmings detektivische Nebenarbeit entgegen.

© 3/2008, Redaktionisbüro Geißler, Uli Geißler, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2008
Gifford, Thomas

Assassini, 7 Audio-CDs


sehr gut

Priester, Papstwahl, Auftragsmorde

Es hat schon immer wieder eine besondere Faszination, wenn kirchliche Würdenträger zu Verbrechern werden. Geschieht gar ein Mord und ist dann auch noch der Vatikan darin verstrickt, ist hohe Aufmerksamkeit garantiert.

Genau das ist der Hintergrund des spannenden Thrillers von Thomas Grifford. Die aufgrund der Erkrankung des aktuellen Papstes – Calixus – bevorstehende Wahl weckt Begehrlichkeiten und strategische Interessen bei vielen Angehörigen des Klerus. Als die Nonne Valentine ermordet wird, gerät das Rad des Verbrechens in Bewegung. Sie hatte nämlich bedeutende Informationen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges und das Verhalten der Kirche zur Zeit der Deutschen Besatzung in ihrem Besitz. Und damit nicht genug, auch geheime Unterlagen aus dem Mittelalter gehören dazu. Die Veröffentlichung dieser Informationen bedroht den Bestand der Kirche.

Im Verlauf der Recherchen und Verfolgung des Mordes an seiner Schwester plastern Leichen den Weg Benjamin Driscoll. Wo er auftaucht und etwas herausfindet, sterben Betroffene, Befragte oder Beteiligte oftmals schneller, als er sich einen Reim auf deren Bedeutung im Kontext der Ermittlungen machen kann. Auch er selbst schwebt massiv in Lebensgefahr.

Die wohl recherchierte und mit eigenen fiktiven Ideen verwobene Geschichte des Autors gerät nicht zuletzt wegen der glaubhaften Wahrscheinlichkeit der Geschehnisse wie beispielsweise der Mythos der geheimnisvollen „Assassini“ zu einer spannenden und atemraubenden Erzählung. Ulrich Pleitgen liest ruhig und in einem empathischen Timbre, lässt Personen unterschiedlichsten Temperaments lebendig werden und begeistert auch wegen der Tatsache, dass die Wahrheit wohl niemand mit Gewissheit formulieren kann.

Auch wenn die Spannung der steten Suchen nach der Wahrheit nahezu nie abnimmt, so ist es bisweilen schwer, dem Geschehen folgen zu können. Drei Handlungszeiträume und eine Vielzahl an Verflechtungen, Menschen und Ereignissen sind zu verstehen und zu verkraften. Wer hier konzentriert zuhört und sich auf den Erzähler einlässt, erhält einen großartigen Unterhaltungs- und Spannungsgenuss für neuneinhalb aufregende Stunden.

© 3/2004, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2008
Urban, Milos

Im Dunkel der Kathedrale


schlecht

Kampf um den Bestand der Kirche für die Allgemeinheit

Der Kunsthistoriker Roman Rops wird noch vor Tagesanbruch gerufen. Mit dem Fund einer abgehackten Hand in einem Reliquienschrein beginnt damit eine verworrene Kriminalgeschichte. Kurz darauf wird auch noch die mit dem Kopf nach unten in einem Schacht eingemauerte Leiche von Pater Kalandra gefunden.

Die jungen Kriminalkommissarin Klara Brochová verdächtigt klar zunächst Rops, allerdings kommt der aus Mangel an Beweisen schnell wieder frei. Dafür entspinnt sich eine – wenn auch eher einseitige – Beziehung zwischen dem sich sehnsüchtig an seiner alten Liebe verzehrenden Rops und der taffen Klara. Merkwürdige Rituale und mystisch verklärte Gedankenfluchten begleiten den Alltag des Kunstwissenschaftler.

Ein weiterer Leichenfund – dieses Mal ist es ein Steinmetzgeselle, welcher am Kruzifix einer Seitenkapelle im Dom hängend gefunden wird - sowie frische Teufelssymbole sorgen für weitere Aufmerksamkeit in dem an sich eher beschaulich vor sich hin plätschernden Roman. Die Tatverfolgung geschieht kaum merklich und die vielen vom Autor erdachten Gedankenschauplätze und emotionalen Parallelereignisse lassen einen nicht so recht an einen spannenden Krimi glauben. Es ist leider auch keiner.

Die von Urban erzeugten Bilder mögen durchaus literarische Qualität aufweisen, der Geschichte sind sie weniger dienlich. Sie stiften Verwirrung und erwecken Unmut, weil man sie grübelnd zu entschlüsseln versucht, um dann feststellen zu müssen, dass man sie – falls man meint, sie verstanden zu haben – nicht zur Klärung des Falles nutzen kann.

Auf 252 Seiten geschieht irgendetwas, es reihen sich Ereignisse und Beziehungszusammenhänge aneinander, jedoch fehlt es an einem nachvollziehbaren Plot. Mögliche Mordursachen oder Begründungslinien verfliegen in merkwürdigen Nebenhandlungen. Am Ende klärt sich der Fall zwar auf, jedoch bleiben Sinn und Bedeutung der Taten unglaubhaft im Dunkel der Kathedrale verborgen.

© 3/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2008
Jaeckel, Birgit

Die Druidin


gut

Leben einer spirituell Sonderbegabten mit gebremsten Schaum

Die Geschichte spielt etwa 120 Jahre vor Christus südlich der Donau im Keltischen Mitteleuropa. Die Protagonistin Talia wächst nach dem Tod ihrer Mutter und der gnadenlosen Ablehnung durch ihren Vater, welcher sie töten lassen wollte, bei ihrer Retterin und Heilerin Vebromara auf. Sie hatte die Tötung des Babys dem mächtigen Führer von Alte-Stadt und Vater Caran nur vorgegaukelt.

Der mächtige Druidenführer Ientus bildet Talia einerseits als Heilerin aus, merkt aber schon bald, dass sie über eine spirituelle Sonderbegabung verfügt, welche ihm und seiner Position gefährlich werden könnte. Zum Erhalt der Macht möchte er – notfalls mit Gewalt – ein Kind mit ihr zeugen, behandelt er sie jedoch dennoch verachtend und verstößt sie. Der Söldner Ataric findet Kontakt zu ihr, verhilft ihr zur Flucht und verschafft ihr sogar eine Stelle als Haushälterin bei Caran. Der erfährt zunächst nichts über den Status von Talia, da sie sich auch nicht sicher ist, ob sie sich zu erkennen geben soll.

Im weiteren Verlauf beschreibt die Erstlingsautorin die Verwicklungen, Machtrangeleien und Beziehungsspiele, aber auch die strategischen Planungen der Mächtigen detailreich und nachvollziehbar. Man lebt die Geschichte, welche sich in glaubhaftem Ablauf stetig entwickelt, gut mit. Wenig passend sind die sprachlich sehr platt beschriebenen Sexszenen.

Die Dialoge und Gedanken der Beteiligten sorgen stets dafür, dass man dem Verlauf des Geschehens folgen kann. Dabei ist unerheblich, ob historische Gegebenheiten oder Fakten auch tatsächlicher Wahrheit entsprechen.

Später rettet Talia ihren Vater mit ihrer Gabe, verlässt jedoch die Stadt und kehrt erst lange Jahre später mit ihrer dann schon siebenjährigen Tochter wieder zurück. Erst dann klärt sie ihren Vater über sich auf und erlebt eine nicht vorhergesehene Nähe und Verbindung mit ihm. Die aufkeimende Kriegsgefahr, der Verrat von Alte-Stadt durch einen der Heeresführer, die Entführung Talias Tochter Sumeli durch Ientus und schließlich die tatsächlichen Kämpfe belasten die Beziehungen der Beteiligten selbstverständlich massiv und bringen die Druidin an den Rand der verzweifelten Selbstaufgabe.

Die Detailfreudigkeit der Autorin bei der Beschreibung der Charaktere, Bekleidung und die Darstellung der differenzierten Lebens- und Sozialsituation der Menschen sorgt für einen guten Einblick in die Lebenswirklichkeit damaliger Zeit und eine durchaus glaubhafte Geschichte. Es zeigt sich zum Schluss allerdings, dass es an der tiefgehenden Beschreibung der Fähigkeit Talias doch etwas mangelte, denn das Ende des Romans gerät sehr unerwartet und unglaubhaft mächtig.

„Die Druidin“ verschafft einen interessanten Einblick in die Lebenswelt keltischer Vorfahren und das stets erzählerisch flüssig und spannend.

© 3/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.