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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2014
Konecny, Jaromir

Tote Tulpen


ausgezeichnet

München. Der 16-jährige Leon wird auf Bewährung aus dem Jugendgefängnis entlassen und bekommt im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms im Blumengeschäft von André Samper eine Lehrstelle. Der hiervon wenig begeisterte Leon erblickt bei seiner Ankunft im Laden als erstes die Leiche einer mit einem Unkrautstecker ermordeten Frau. Bevor Leon flüchten kann, steht die Tochter des Geschäftsinhabers hinter ihm - glücklicherweise glaubt das Mädchen ihm, dass er mit dem Mord nicht zu tun hat. Die unerschrockene Laura will sofort auf Verbrecherjagd gehen und so machen die Teenager sich auf die Suche nach dem Täter…

„Tote Tulpen“ ist das erste Buch, das ich von Jaromir Konecny gelesen habe und ich bin begeistert! Am besten hat mir die erfrischend jugendliche Sprache gefallen, mit der der Autor seine Protagonisten ausgestattet hat. Ausdrucksweise und Wortwahl sind humorvoll und entsprechen durchweg der Redeweise von Teenagern.

Jaromir Konecny lässt die Geschichte durchgehend von Leon erzählen, so dass man als Leser an Leons Eindrücken und Gedanken teilhaben kann – das ist meist witzig, manchmal klingen aber auch seine Ängste durch, wieder zurück in Gefängnis zu müssen.

Laura und Leon waren mir sofort sympathisch – die 16-jährige Laura übernimmt gerne das Kommando und sie möchte auch Leon sagen, wo es lang geht. Doch Leon lässt sich nicht gängeln, gibt ihr Kontra und klopft Sprüche, die Laura auf die Palme bringen – ein herrliches Geplänkel zwischen den beiden, das sehr viel Witz in den Krimi bringt.
Leon und Laura werden von Jaromir Konecny sehr glaubwürdig dargestellt, ich konnte ihr Handeln gut nachvollziehen, mich prima in die beiden hineinversetzen und super bei ihren Ermittlungen mitfiebern.

Der Kriminalfall ist knifflig. Während es den jungen Ermittlern letztendlich gelingt, den Fall zu lösen, bin ich dem Täter bis zum Schluss nicht auf die Spur gekommen und wurde von dessen Identität überrascht.

Ein Buch, das Spaß macht und gleichzeitig spannend ist – ein kurzweiliges Lesevergnügen, nicht nur für jugendliche Leser.

Bewertung vom 27.05.2014
Bendixen, Britta

Höllisch heiß


ausgezeichnet

Flensburg. Chirurg Marius Schumann hat seine ehemaligen Mitbewohner aus Studienzeiten sowie deren Partner zu einem gemeinsamen Wochenende nach Flensburg eingeladen. Das Wetter ist sommerlich, die Stimmung ausgelassen, die 4 Paare freuen sich auf ein paar schöne Tage an der Ostsee.
Doch einer von ihnen nutzt das fröhliche Treffen auf seine eigene Art - kurz darauf ist einer der Gäste tot und ein anderer zum Mörder geworden…

Britta Bendixen versteht es hervorragend, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Bereits der Prolog hat es in sich: Ein Mann allein in einer Sauna, die Temperatur beträgt 89°C, jemand kommt, verkeilt die Tür von außen. Der Mann kämpft ums Überleben und verliert. Sowohl die Identität des Opfers wie auch die seines Mörders bleiben dem Leser an dieser Stelle verborgen.

Ein Zeitsprung, 6 Wochen vor den dramatischen Ereignissen. Die einzelnen Akteure werden der Reihe nach vorgestellt, indem man einen Einblick in den jeweiligen Alltag bekommt.
Britta Bendixen wartet hier mit sehr interessanten, ganz unterschiedlichen Personen auf und verwendet angenehm viel Zeit darauf, ihre Darsteller vorzustellen und deren persönliche Hintergründe und die Verbindungen zueinander zu erläutern. Ich hatte daher durchweg das Gefühl, jede Person gut kennengelernt zu haben, alle wirkten sehr natürlich und glaubhaft auf mich. Auch während dieser Kennenlernphase bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau, denn man grübelt ständig, wer wohl die beiden Personen aus dem Prolog sein könnten.
Im Folgenden entwickeln sich die Figuren unterschiedlich. Während manche ihren Eigenheiten treu bleiben, gibt es auch welche, die mich mit ihrem Handeln sehr überrascht haben. Die anfangs prächtige Stimmung gerät schnell in Schieflage. Alte Leidenschaften erwachen, es kommt zu Reibereien, die Gruppe gerät in einen Strudel aus Eifersucht, Angst und Rache. Britta Bendixen wirbelt das Leben jedes einzelnen Teilnehmers gründlich durcheinander, nach diesem Wochenende ist das Leben für keinen mehr so, wie es vorher war.

Die polizeilichen Ermittlungen drängen sich nicht in den Vordergrund, man bleibt als Leser vorrangig bei der Gruppe und kann beobachten, wie sie mit der unerwarteten Situation umgehen. Es gibt aber einige Einschübe, in denen man etwas über die Kommissare und ihr Privatleben erfährt.
Der Krimi geht über die Verhaftung des Täters hinaus, man ist auch bei der anschließenden Gerichtsverhandlung anwesend und kann ganz nebenbei beobachten, wie es den Akteuren nach diesem Horror-Wochenende ergangen ist.

Britta Bendixen hat mich mit „Höllisch heiß“ begeistert – man bekommt nicht nur eine spannende Mördersuche geboten, auch die ganz unterschiedliche Entwicklung der Charaktere wird von der Autorin sehr fesselnd erzählt – ein erstklassiges Debüt! Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.05.2014
Denzau, Heike

Todesengel von Föhr


ausgezeichnet

Itzehoe. Kyras 30. Geburtstag steht vor der Tür – und Kyra hat ein Problem: sie ist zu ihrem großen Leidwesen noch Jungfrau! Wie einschneidend sich diese Tatsache die nächsten Jahre auf ihr Leben auswirken wird, bekommt sie zu spüren, nachdem sie in ihrer Abstellkammer zwischen anderem Sammelsurium ein altes, ledergebundenes Buch mit leeren Seiten gefunden hat. Nur auf der ersten Seite prangt ein Zeitungsartikel, der von einem Unglücksfall berichtet. Am nächsten Tag ist der Artikel verschwunden und hat einem anderen, ähnlichen Bericht Platz gemacht. Kyra wird stutzig. Als sie dann kurz darauf erfährt, dass nur sie dieses Buch sehen und damit die täglich wechselnden Artikel lesen kann, prasseln plötzlich Dinge auf sie ein, die ihre weitere Lebensplanung gründlich durcheinanderwirbeln…

Ich mag Geschichten, bei denen der ganz normale Alltag plötzlich durch etwas Unerklärliches aus den Fugen gerät - und genau das passiert in diesem von Heike Denzau spannend und humorvoll erzählten Mystery Thriller.

Hier dreht sich alles um ein geheimnisvolles, nur alle 333 Jahre erscheinendes Buch - das „Heilige Buch der Jungfrau Maria“. Dieses gibt nahende Unglücke 3 Tage im Voraus bekannt.
Eine Bruderschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Unfälle rechtzeitig zu verhindern und Menschenleben zu retten. Außerdem gilt es, sowohl das Buch wie auch die Jungfrau zu schützen, denn die Autorin hat natürlich auch noch böse Gegenspieler ins Rennen geschickt. Die Satanisten wollen das mysteriöse Buch in ihren Besitz bringen und zudem die Jungfrau schänden, damit sie die Artikel nicht mehr lesen kann.

Dummerweise kennen beide Gruppen die Identitäten ihrer Gegenspieler größtenteils nicht - stets fragt man sich: Wer ist Freund? Wer ist Feind? Eine vertrackte Situation, die Kyra das Leben zur Hölle macht, beim Leser aber für eine Extraportion Spannung sorgt.

Kyra war mir schnell sympathisch. Sie reagiert sehr nachvollziehbar, als sie begreift, was mit diesem rätselhaften Buch auf sie zukommt und dass ihr Leben für viele Jahre fremdbestimmt sein wird.
Kyra wird von der Last schier niedergedrückt – Heike Denzau kann die Gedanken und Gefühle von Kyra ganz hervorragend vermitteln, so dass ich immer wieder Verständnis für Kyra aufbringen konnte, wenn sie mal wieder bockig gegen den Strom schwimmt und damit nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr bringt.

Auch Kyras schwulen Nachbarn Sam habe ich schnell in mein Herz geschlossen, obwohl er zunächst mit verdeckten Karten spielt und Kyra ganz fies belügt.
„Entenhexe“ Evelyn Kessow ist eine interessante Mitspielerin. Auf den ersten Blick gehässig und nicht gerade die nette Nachbarin; trotzdem geht es Evelyn immer darum, Gutes zu tun und möglichst schnell die von Buch angekündigten Unfälle zu verhindern.
Um wen es sich bei dem Großmeister der Satanisten handelt, hält Heike Denzau ganz geschickt im Dunklen, mir war bis zum Schluss nicht klar, wer dahintersteckt, so dass ich hier prima miträtseln konnte.

Anders als der Titel vermuten lässt, spielen in diesem Mystery Thriller nur wenige Szenen auf Föhr, aber das ist für den Verlauf der Handlung eigentlich unerheblich.

Der „Todesengel von Föhr“ hat mich durchweg begeistert, das spannende Gerangel um das geheimnisvolle Buch bietet beste Unterhaltung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.05.2014
Pons, Brigitte

Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Vielbrunn. Oberkommissar Frank Liebknecht und seine Noch-Chefin Brunhilde Schreiner werden zu einem Tatort gerufen – auf einem Feld wurde eine Leiche gefunden. Frank vermutet, dass es sich bei dem Toten um Theodor Brettschneider handelt. Die Vermutung findet schnell Bestätigung. Nach Besichtigung des Brettschneiderhofes gehen die Kollegen von der Kriminalinspektion Odenwald von einem Unfall aus, doch Frank wähnt ein Verbrechen und beginnt mit eigenen Nachforschungen…
In einem weiteren Handlungsstrang lernt man Dieter Strobel kennen. Der Sanitäter begegnet einem Mädchen mit blauen Augen, das verloren wirkt, sich merkwürdig verhält und kein Wort spricht. Dieter möchte ihr helfen…

Brigitte Pons versteht es mit ihrem angenehmen, flüssigen Schreibstil ausgezeichnet, eine große Portion Spannung zu erzeugen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und gerät mit Frank Liebknecht in einen Strudel aus fanatischen Machenschaften.

Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, dass Frank einerseits das ruhige, scheinbar unbeschwerte Dorfpolizistenleben genießt, auf der anderen Seite aber zu gerne in diesem Fall selbst die Ermittlungen durchführen möchte. Er will nicht nur den sich ihm gegenüber abfällig verhaltenden Kollegen, sondern vor allen Dingen sich selbst beweisen, dass er dazu in der Lage ist, den Fall zu lösen. Frank ist neugierig und beginnt mit eigenmächtigen Nachforschungen. Dabei stößt er schnell auf Ungereimtheiten in der Vergangenheit der Brettschneiders.

Da Frank von seinen Kollegen wenig Rückhalt bekommt und auch bei der Dorfbevölkerung auf Gegenwehr stößt, hat Brigitte Pons ihm zur Unterstützung den etwas verschroben wirkenden Bildhauer Karl Hofmeister zur Seite gestellt. Hofmeister drängt Frank seine Freundschaft fast auf und Frank nimmt die bereitwillige Hilfe gerne an.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin mich gar nicht so lange hat im Dunklen tappen lassen, um was für Geheimnisse es hier geht. Schnell bekommt man als Leser eine Ahnung, was auf dem Brettschneiderhof passiert sein könnte. Als der Vertreter einer Sekte auf der Bildfläche erscheint, um seine Ansprüche auf den Hof geltend zu machen, eröffnen sich plötzlich eine ganze Reihe Mordmotive, denn auch der Ortsbeirat hat ein großes Interesse, dass die Religionsgemeinschaft sich in Vielbrunn niederlässt - Franks Blicke werden plötzlich in ganz unterschiedliche Richtungen gelenkt.
Die genauen Hintergründe zu den Geschehnissen werden dann erst nach und nach aufgedeckt und man erfährt, dass dieser Sumpf viel tiefer ist, als zunächst angenommen.
Durch eine Wendung, mit der ich ganz und gar nicht gerechnet habe, bekommt die Handlung zum Ende hin noch einmal einen kräftigen Schub, so dass die Spannung bis zur abschließenden Auflösung hoch bleibt.

Brigitte Pons schildert die Ereignisse sehr intensiv und eindringlich. Auch wenn es sich hier um einen fiktiven Fall handelt, kann ich mir durchaus vorstellen, dass es ähnliche Fälle in der Realität geben könnte bzw. gegeben hat.

Ein durchweg spannender Krimi mit einem interessanten, tiefgründigen Hintergrund.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.05.2014
Zotzmann-Koch, Klaudia

Mord & Schokolade


sehr gut

Hildesheim. Paula Anders betreibt im „Umgestülpten Zuckerhut“ das „Bittersweet“, ein kleines Schokoladen-Kaffee-Geschäft. Sie bekommt den Auftrag, zur Wiedereröffnung des Hildesheimer Doms besondere Schokoladentafeln in limitierter Sonderedition herzustellen. Als auf der Dombaustelle ein Toter gefunden wird, der einen Prototyp der Domschokolade in der Tasche hat, gerät Paula in das Visier der Polizei…

„Mord & Schokolade“ ist ein herrlich amüsant erzählter Krimi – schnell ist man mittendrin im Geschehen. Klaudia Zotzmann-Koch nimmt den Leser mit auf eine unterhaltsame Spurensuche und lädt zum Miträtseln ein.

Besonders begeistert haben mich die Beschreibungen der Schauplätze. Hildesheim und besonders der Dom wurden von der Autorin prima in Szene gesetzt. Außerdem streut Klaudia Zotzmann-Koch immer wieder Wissenswertes über Schokolade und Kaffee in die laufende Handlung ein. Da gibt es für den Leser so manche Leckerei zu entdecken.

Paula habe ich schnell liebgewonnen, sie hat das Herz am rechten Fleck und fühlt sich in ihrer Welt aus Kaffee und Schokolade richtig wohl. Man spürt die Liebe und Leidenschaft, mit der sie ihren Laden führt, ganz deutlich.

Volker Müller ist ein Kommissar, über den man Schmunzeln kann. Er hat des Öfteren eine recht lange Leitung und ich hatte manchmal das Gefühl, ihm fehlt ein wenig der kriminalistische Spürsinn. Ohne die tatkräftige Unterstützung von Paula und ihrer Nichte Susi hätte die Aufklärung des Falls wohl noch reichlich mehr Zeit in Anspruch genommen.

Die Krimihandlung steht leider auf etwas wackeligen Füßen. Die Ermittlungen und das ganze Drumherum sind nicht bis ins Letzte durchdacht und wirken hier und da unglaubwürdig bzw. sind nicht immer nachvollziehbar. Auch das Zusammenspiel einzelner Nebenhandlungen mit der Haupthandlung könnte ausgefeilter sein.
Trotz dieser Kritikpunkte hat mir das Lesen von „Mord & Schokolade“ Spaß gemacht. Punkten kann Klaudia Zotzmann-Koch vor allen Dingen mit detaillierten Beschreibungen und humorvollen Dialogen.

Bewertung vom 07.05.2014
Roters, Connie

Tod in der Hasenheide / Kommissar Breschnow Bd.1


ausgezeichnet

Berlin-Neukölln. Die Journalistin Cosma Anderson fällt in der Hasenheide fast über eine Leiche. Sie rennt erschrocken weg, bleibt auch nicht stehen, als Polizisten ihr hinterher rufen. Sie wird geschnappt. Als dann auch noch ein blutiges Messer in ihrer Wohnung gefunden wird, ist Cosma plötzlich die Hauptverdächtige in einem Mordfall…

Ich lese gerne Geschichten, die an Orten spielen, die ich kenne. Daher war ich sehr neugierig auf „Tod in der Hasenheide“, denn ich bin unweit des Volksparks Hasenheide zuhause. Es ist Connie Roters ausgezeichnet gelungen, Berlin und insbesondere Neukölln in Szene zu setzen und es hat mir großen Spaß gemacht, Hauptkommissar Breschnow bei seinen Ermittlungen durch die Straßen Neuköllns zu begleiten.

Nicht nur die Beschreibungen der Schauplätze sind klasse, auch die Akteure werden allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Man lernt die handelnden Personen durchweg gut kennen und erlebt alles, was den Einzelnen beschäftigt, sehr intensiv mit. Ich habe jedem seine Probleme geglaubt und konnte das jeweilige Verhalten sehr gut nachvollziehen. Jeder Mitwirkenden hat sein Päckchen zu tragen - mancher zerbricht unter der Last, ein anderer mordet, der nächste versinkt im Alkohol.

Cosma wirkt zunächst einmal schroff, sie ist knurrig und wenig zugänglich. Das ändert sich im Verlauf der Handlung. Je mehr man von ihren persönlichen Dämonen erfährt, desto mehr konnte ich ihr ruppiges Verhalten verstehen. Dass sie plötzlich in diesen Fall verwickelt ist, macht ihr das Leben nicht leichter. Sie hat schreckliche Erlebnisse noch nicht verarbeitet und der jetzige Trubel katapultiert sie wieder zurück zu den vergangenen Geschehnissen.

Die aufreibende Belastung der Soldaten nach einem Kriegseinsatz in Afghanistan wird einleuchtend dargestellt - was den Soldaten abverlangt und zugemutet wird, wie sie bis heute an den Folgen der Vorkommnisse leiden und was ihnen vom Leben übrig bleibt.

Auch die kräftezehrende Ermittlungsarbeit der Polizisten ist ein Thema - der ganze Druck, der auf den Ermittlern lastet und welche Folgen diese Anstrengungen für den Einzelnen haben, werden ausgezeichnet hervorgehoben. Unterbesetzte Abteilungen, kaum Freizeit, wenig Schlaf, das Privatleben geht kaputt.
Der sympathische Breschnow bildet da keine Ausnahme. Der Polizeialltag hat ihn fest im Griff, er kämpft mit einem Zuviel an Zigaretten und Alkohol, sein einziger Ausgleich ist das Schreiben von Gedichten.

Das alles hat Connie Roters in einen fesselnden Kriminalfall verpackt. Die Ermittlungsarbeit ist wahnsinnig spannend. Stück für Stück wird alles aufgedeckt, immer mehr Puzzleteile rutschen an den richtigen Platz und mit einem Mal zeigt sich den Ermittlern ein ganz anderes Bild, als zunächst angenommen. Die Handlung spitzt sich dramatisch zu, plötzlich ist Eile geboten, um einen weiteren Mord zu verhindern.

Mit „Tod in der Hasenheide“ hat Connie Roters mir alles geboten, was für mich zu einem großartigen Krimi dazugehört. Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich schnell in das Geschehen hineinzieht, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gibt.

Ein rundum gelungenes Debüt – Connie Roters hat mich mit diesem Krimi von der ersten bis zur letzten Seite begeistert. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 28.04.2014
Bálly, Alexander

Der Tote am Maibaum


ausgezeichnet

Wolnzach. Mitten im Ort hoch oben am Maibaum hängt der Bauunternehmer Bertram Brunnrieder. Ermordet, wie schnell feststeht. Die Kripo aus Ingolstadt rückt an und Kriminalhauptkommissar Karl Konrad und Kriminaloberkommissar Lukas Stimpfle nehmen die Ermittlungen auf. Doch die Spurensuche gestaltet sich schwierig…
Metzgermeister Ludwig Wimmer, frisch im Ruhestand, möchte seinen Kindheitstraum verwirklichen und sich als Detektiv betätigen. Daher bietet er der Polizei seine Hilfe bei der Aufklärung des Mordfalls an. Tatkräftige Unterstützung erhält Wimmer von seiner 12-jährigen Enkelin Anna…

Als Handlungsort hat sich Alexander Bálly ein idyllisches Fleckchen in Bayern ausgesucht – die Holledau. Ausführlich beschreibt er die Landschaft und die beeindruckende Natur, so dass man sich ein gutes Bild von Wolnzach und Umgebung machen kann.

Die Darstellung der Dorfbevölkerung ist sehr humorvoll. Sofort nach Entdeckung des im Maibaum aufgeknüpften Brunnrieders brodelt die Gerüchteküche. Im Wartezimmer, im Schwimmbad - überall wird geklatscht und getratscht. Für Wimmer eine hervorragende Möglichkeit, durch einfaches Lauschen und geschicktes Ausfragen der Dorfbewohner an Informationen zu gelangen.
Anna ist gewieft im Umgang mit dem Internet und kann ihrem Opa wertvolle Tipps geben. Ohne ihre tatkräftige und ideenreiche Unterstützung wäre Wimmer so manches Mal aufgeschmissen gewesen.
Die beiden haben mir sehr gut gefallen, ein herrliches Gespann, das reichlich kriminalistisches Gespür an den Tag legt.
Gut amüsiert habe ich mich auch über Lukas Stimpfle. Der aus Stuttgart stammende Neuzugang bei der Kripo Ingolstadt ist sehr temperamentvoll und bei jedem neuen Verdächtigen gleich Feuer und Flamme und will denjenigen verhaften. Dummerweise mangelt es Stimpfle meist an Beweisen und seine Vermutungen bestätigen sich nicht.

Alexander Bálly lässt seine Ermittlerduos und damit auch den Leser lange Zeit im dunklen tappen. Beide Teams bemühen sich zwar sehr und arbeiten emsig, doch der Erfolg will sich nicht einstellen. Verdächtige haben Alibis, hoffnungsvolle Spuren laufen ins Leere. Eine rasche Aufklärung des Mordes scheint lange unwahrscheinlich. Am Ende haben mich sowohl Täter wie auch das Motiv überrascht.

Der Krimi ist durchweg mit Wortwitz gespickt, bayrischer und schwäbischer Dialekt prallen aufeinander und verleihen den Dialogen eine Extraportion Humor.

Es hat mir großen Spaß gemacht, mit Ludwig Wimmer und Anna auf Verbrecherjagd zu gehen - die beiden haben mir ein paar herrliche Lesestunden beschert.

Bewertung vom 27.04.2014
Holm, Klara

Möwenfraß / Ostsee-Krimi Bd.1


sehr gut

Rügen. Luca Kroczek wechselt seiner Lebensgefährtin Teresa zuliebe von der Kripo Düsseldorf zur Kripo Bergen. Schon der erste Arbeitstag erfordert seine ganze Aufmerksamkeit: Peggy Lenz wurde in ihrem leerstehenden Elternhaus in Vitt brutal ermordet…

„Möwenfraß“ liest sich flüssig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Ich konnte von Anfang an prima miträtseln und mitgrübeln.

Die Suche nach dem Mörder erweist sich als knifflig, denn obwohl der Kreis der möglichen Täter überschaubar ist und Spuren und Hinweise eine deutliche Sprache sprechen, mangelt es an einem endgültigen Beweis.

Die Akteure werden allesamt sehr gut charakterisiert, so dass ich durchweg das Gefühl hatte, jeden gut kennengelernt zu haben. Private Probleme einzelner Personen und auch die familiären Angelegenheiten der Ermittler fügen sich gut in die Krimihandlung ein.

Luca macht einen sehr routinierten Eindruck auf mich. Obwohl er als neuer Leiter der Dienststelle von dem Mordfall „überrumpelt“ wird und keine Zeit bekommt, sich mit Land, Leuten und besonders den neuen Kollegen bekanntzumachen, hält er sich prima und macht aus der Situation das Beste, was möglich ist.

Lucas Kollegin Conny Böhme ist für mich der eigentliche „Star“ in diesem Krimi. Ihre schroffe, bissige Art hat mir sehr gut gefallen. Trotz einiger Schwierigkeiten mit ihren fast erwachsenen Töchtern nimmt die alleinerziehende Mutter ihren Job als Ermittlerin sehr ernst – sie verlangt sich selbst sehr viel ab und geht mit Alleingängen manchmal ein hohes Risiko ein, aber gerade diese Vorgehensweise passt zu ihr.

Und dann ist da noch der kleine Maik, der mit seiner Mutter Carmen und deren neuen Freund Winni einen Campingurlaub auf Rügen verbringt. Der Junge hat es nicht leicht, er wird von Winni mies behandelt und Carmen sieht nicht, wie sehr ihr Kind leidet.
Maik ist davon überzeugt, dass er gesehen hat, wie Winni blutverschmiert aus dem Mordhaus gekommen ist – dieses Wissen steigert seine Angst vor dem Mann enorm. Es gelingt Klara Holm sehr gut, dem Leser Maiks Ängste zu vermitteln. Ich habe die ganze Zeit mit dem Jungen mitgelitten und konnte gut verstehen, dass er sich mit Superman einen imaginären Freund zugelegt hat.

Am Ende steht eine Aufklärung, mit der ich so nicht gerechnet habe, sowohl der Täter wie auch das Motiv waren für mich eine Überraschung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.