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Fredhel
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Deutschland

Bewertungen

Insgesamt 1315 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2022
Nothomb, Amélie

Ambivalenz


ausgezeichnet

Eigentlich bevorzuge ich Bücher mit Protagonisten, mit denen ich mitfiebern kann, von denen mindestens eine Person sympathisch ist.
"Ambivalenz" dagegen spielt in einer ganz anderen Liga. Der Leser kann die befremdlichen Familienverhältnisse zwischen Claude und Dominique mit der gemeinsamen Tochter Épicène distanziert wie unter einem Sezierglas beobachteten. Hier herrscht wenig Liebe und schon gar keine Gleichberechtigung. Claude ist der alleinige Bestimmer. Dominique tut alles, um seine Liebe zu gewinnen und Épicène zieht sich in sich selbst zurück, um vom Hass des Vaters nicht getroffen zu werden und um die Unterwürfigkeit der Mutter nicht verachten zu müssen. Eine interessante psychologische Konstellation. Aber noch interessanter ist ein Gespräch bei einer Party, das Dominique zufällig aufschnappt und das das Beziehungsgeflecht neu sortiert.
Ich kann von mir aus nur sagen, dass ich absolut fasziniert von dem Geschehen in dieser Ehe bin. Die Autorin hat so gekonnt die feinen zwischenmenschlichen Beziehungen gezeichnet, dass man einfach nicht aufhören konnte zu lesen.
Hammermäßige 5 Lesesterne.

Bewertung vom 07.08.2022
Peters, Katharina

Todesbrandung / Emma Klar Bd.7


sehr gut

Dies ist mein dritter Todes*-Krimi von Katharina Peters von den insgesamt sieben Bänden. Völlig problemlos wäre hier der Einstieg auch ohne Vorkenntnisse.
Privatdetektivin Emma Klar sucht die vermisste Journalistin Jana Kühn, eine Frau, die furchtlos recherchiert und die fast schon für Emma zur Freundin geworden ist. Als Janas Leiche aufgefunden wird, weigert sich Emma an einen Suizid zu glauben. Sie findet tatsächlich in Janas Wohnung eine gut versteckte Mini-SD-Karte, die Namen enthält, die zur weiteren Spurensuche führen. Emma wird dabei oft von ihrem Lebenspartner Christoph unterstützt, der als Inhaber einer Sicherheitsfirma auf nützliche Ressourcen zurückgreifen kann.
Die Spannung wird sehr sorgfältig aufgebaut und gehalten. Der Personenkreis ist überschaubar und besteht aus den unterschiedlichsten Charakteren. Emma Klar als Protagonistin ist eine selbstständige, clevere Ermittlerin, die oft auch sehr eigensinnig vorgeht. Die Handlung selbst ist nicht vorhersehbar und schon gar nicht die Auflösung des Falles. Doch auch wenn man die Auflösung kennt, bleibt der Hauch eines Cliffhangers in der Luft, der Neugier auf Band acht macht.

Bewertung vom 06.08.2022
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


sehr gut

Mit "Hörgefühlt" hat sich Maria Marc Hagen als neuer Guru der Self-Coaching-Szene etabliert. Es gibt Hörer, die ihm regelrecht verfallen sind und große Summen an Geld ausgeben, um Teilnehmer in seinen Seminaren zu werden und ihrem Idol nahe zu sein. Die Journalistin Roya Mayer hat sich auf Hagens Fährte gesetzt. Sie will sein raffiniertes Geschäftsmodell offen legen. Dazu schleust sie sich in seine Kurse ...
Der Beginn der Handlung ist recht unspektakulär und ziemlich lange bleibt es auch so. Erst als Frauen Suizid begehen und man ihre toten Körper auffindet, während die Psychopodcasts noch als Endlosschleife in ihren Ohrstöpseln rauschen, kommt Tempo auf. 
Die Polizei in Form von Kommissarin Carola Barreis nimmt die Ermittlungen auf. Unglaublich, was da ans Tageslicht kommt.
Nach dem unscheinbaren Anfang ist man als Leser über diese Entwicklungen tatsächlich überrascht. Man sollte gar nicht erst versuchen, auf eigene Faust mitzuraten. Ich finde es toll, was der Autor sich hier ausgedacht hat. Dennoch hätte ich mir etwas mehr Spannung auch schon auf den ersten Seiten gewünscht.
Mit dem Sprecher des Hörbuchs bin ich leider nicht warm geworden. Er hat zwar gut gelesen, seine Stimme ist durchaus angenehm, aber sie konnte mich nicht mitreißen.
Ich finde, dieser Thriller hat 4 Lesesterne gut verdient.

Bewertung vom 05.08.2022
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Die beiden mutigen Frauen aus dem ersten Band haben sich gut weiterentwickeln können. 
Anne hat sich in ihrer neuen Praxis etabliert. Die Frauen aus dem Hafengebiet vertrauen ihr und sie kann viel Gutes bewirken.
Helene ist immer noch begeistert von ihrer Berufswahl. Sie steht kurz vor dem Abschluss als Lehrerin.
Als es in den Hamburger Auswandererhallen zu unerklärlichen Todesfällen unter Kindern kommt, arbeiten sie wieder eng und erfolgreich zusammen, um den geldgierigen Tätern das Handwerk zu legen.
"Die Hafenärztin 2" ist wieder ein sehr spannender historischer Krimi, der die Umstände zum Teil sehr drastisch beschreibt. Neben Action und Spannung bietet die Autorin aber auch einen umfangreichen Einblick in die stark reglementierte Welt der Frau im Anfang des 20. Jahrhunderts. Mutige Frauen wie Anne Fitzpatrick waren zu der Zeit eine Seltenheit, denn ihnen blieb der Zugang zu den Universitäten verwehrt. Eigentlich standen ihnen nur die niederen sozialen Berufe offen, doch auch das wurde selten von den Eltern gefördert. Dieses Sittengemälde ist in einem spannenden Krimi immer eine zusätzliche Bereicherung. Mal schauen, wohin uns der dritte Band führen wird, der Ende des Jahres erscheinen wird.

Bewertung vom 02.08.2022
Almstädt, Eva

Am dunklen Wasser / Akte Nordsee Bd.1


sehr gut

Die Autorin Eva Almstädt hat sich diesmal ein sehr ausgefallenes Ermittlungsduo ausgedacht. Der pfiffige Journalist Niklas John sucht zusammen mit der Rechtsanwältin Fentje Jacobsen den Mörder einer Lehrerin. Fentje ist eine sehr interessante Frau, denn sie unterhält nicht nur ihre Kanzlei, die sehr idyllisch in einem Bauernhof angesiedelt ist, nein, auch kümmert sie sich neben der Hofarbeit um die tüdelig werdende Großmutter, den kränkelnden Opa und die pubertierende Nichte. An die Schuld des Tatverdächtigen mag sie nicht glauben und so startet eine sehr lebendige Ermittlung.
Der Krimi liest sich gut in einem Rutsch durch, aber ich finde den Plot etwas einfach gestrickt. Da Fentje keine Superwoman ist, kann ich nicht glauben, dass sie die ganze Arbeit so einfach alleine schafft. Auch die anderen Personen wirken so frisch und naiv, wie man sich den einfachen Friesen gerne vorstellen möchte. Dazu kommt noch die saubere friesische Landschaft und fertig ist ein cosy Regionalkrimi. Ich kann dieses Buch nur als nette Ferienlektüre empfehlen. Mir persönlich fehlt es doch etwas an Anspruch.

Bewertung vom 02.08.2022
Estep, Jennifer

Sense of Danger / Section 47 Bd.1


ausgezeichnet

Charlotte Locke arbeitet als Analystin in einer geheimen Regierungsbehörde, die sich mit übernatürlichen Verbrechen befasst. Nach außen hin ist sie eine graue Büromaus, aber im Verlauf der Handlung werden ihre wahren Begabungen offenkundig.
Zusammen mit dem attraktiven Desmond, einem neuen Kollegen aus einer anderen Sektion, sucht sie einen Maulwurf in den eigenen Reihen. Eine skrupellose Erfinderin von magischen Waffen muss unbedingt zur Strecke gebracht werden.
Die Handlung läuft im hohen Tempo vor dem inneren Auge des Lesers ab. Die unterschiedlichen übernatürlichen Fähigkeiten der Agenten und Kriminellen sind wie farbige Tupfer im Erscheinungsbild. Eine aufkeimende Romanze zwischen Charlotte und Desmond rundet das Geschehen perfekt ab.
Ja, eigentlich ist der Plot sehr simpel gestrickt, aber dennoch hält einen die Raffinesse der Autorin in permanenter Spannung. Alles ist viel aufregender als in einem normalen Agentenroman, irgendwie frisch aufbereitet durch die Fantasy-Elemente.
Mir hat das Buch hundertprozentig gefallen und ich empfehle es gerne weiter.

Bewertung vom 02.08.2022
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


gut

Wie schon in ihrem ersten Buch "Das Dorf der toten Seelen" spielt "Das Haus der stummen Toten" wieder an einem menschenverlassenen, mörderischen Ort.
Einmal wöchentlich absolviert Eleanor ein Pflichtabendessen bei ihrer herrischen Großmutter. Diesmal findet sie die alte Dame sterbend vor. Doch obwohl der Täter noch an Eleanor vorbei rennt, kann sie ihn nicht identifizieren, denn sie leidet unter Gesichtsblindheit.
Nach der Beerdigung fährt sie in Begleitung ihres Freundes, ihrer Tante und eines Notars auf einen einsamen Gutshof, der zum Erbe gehört und der katalogisiert werden muss. Es ist tiefster, dunkler Winter, der Gutsverwalter ist spurlos verschwunden und es gibt jemanden, der mörderische Absichten hegt.
Mir persönlich hat das zu Grunde liegende Konstrukt des Romans gefallen. Es ist komplex, glaubhaft und logisch. Leider kann mich auch in diesem zweiten Buch die Atmosphäre nicht einfangen und alle Protagonisten bleiben auf Distanz. Die Erzählweise ist spröde und langatmig. Eigentlich war ich froh, als ich endlich die Auflösung las und das Buch zur Seite legen konnte. 
Camilla kann sich einfach noch nicht mit ihrer genialen Mutter Viveca Sten messen. Schade, deswegen gibts von mir nur 3 Lesesterne.

Bewertung vom 01.08.2022
Grangé, Jean-Christophe

Tag der Asche / Pierre Niémans Bd.3


sehr gut

Der Autor schickt seine Leser in ein düsteres Szenario. 
Bei trübem Novemberwetter geht im Elsass die Weinlese vonstatten. Es geht um einen besonderen Wein, der von einer geheimnisvollen Glaubensgemeinschaft gekeltert wird. Die Mitglieder leben nach strengen Regeln, hermetisch von der Außenwelt abgeschirmt. Nur zur Lese werden Fremdarbeiter eingestellt.
Weil in der Kapelle ein Mensch unter ungeklärten Umständen zu Tode kam, die Ermittlungen seltsam oberflächlich geführt und abgeschlossen worden sind, befasst sich Kommissar Pierre Niémans erneut mit dem Fall. Er schleust seine Assistentin Ivana unter die Arbeiter, sie soll undercover ermitteln, wobei sie selbst in Lebensgefahr gerät.
Zäh wie ein Novembernebel gestaltet sich die Ermittlung. Ein Fresko scheint eine große Rolle bei der Aufklärung zu spielen, doch sein Geheimnis ist nicht leicht zu knacken.
Als Leser braucht man einen langen Atem, denn die Handlung verläuft sehr schleppend, da ändern auch brutale Szenen wenig daran. Sie sind sehr ausführlich geschildert und sorgen bei zartbesaiteten Lesern sicherlich für Alpträume. In erster Linie ist es das Geheimnis der Sekte, das für Spannung sorgt und sich erst in den letzten Seiten auflöst. 
Die Protagonisten bleiben auf Distanz zum Leser und ganz besonders die Sektenmitglieder wirken überzeichnet. 
Dennoch ist dieser Thriller auf seine düster mystische Art sehr gut lesbar.

Bewertung vom 31.07.2022
Gronover, Frida

Dänische Brandung / Gitte Madsen Bd.4


sehr gut

Ohne Vorkenntnisse und trotzdem ohne Probleme habe ich mich in dem vierten Band von Gitte Madsen zurechtgefunden.
So liebt man Dänemark! Der Schauplatz ist der beliebte Ferienort Marielyst auf der Insel Falster. Gitte Madsen hilft hier dem örtlichen Bestatter. Als die eigentlich noch rüstige Ella bei ihr auf dem Tisch landet und zur Beerdigung vorbereitet werden soll, ist es allein Gittes Scharfblick zu verdanken, dass eine Mordermittlung in Gang gesetzt wird. Sie selbst mischt auch ordentlich bei den Nachforschungen mit und nicht nur, weil sie gern in der Nähe des Polizisten Ole ist. Nein, Gitte hat eine kriminalistische Ader und außerdem ist ihr Vater als Täter ins Visier geraten.
Es sind einfach sympathische Menschen, die hier in diesem netten dänischen Krimi agieren. Auch wenn die Handlung spannend ist, so wird sie trotzdem nicht allzu blutig und grausam. Nette Randepisoden (mir haben die nervigen deutschen Nachbarn besonders gut gefallen) lockern den Inhalt auf. Die Grundstimmung bleibt durchgängig positiv. Und man fragt sich ständig, was Gittes Vater so eisern zu verbergen sucht.
Ja, "Dänische Brandung" ist genau das richtige Buch für entspannte Sommertage.

Bewertung vom 06.07.2022
Bannalec, Jean-Luc

Bretonische Nächte / Kommissar Dupin Bd.11


sehr gut

Wahrscheinlich hat der Autor Jean-Luc Bannalec ein Arbeitszimmer voller Bücher und Artikel über die Bretagne. Anders kann ich mir sein enormes Wissen nicht erklären. 
Und wieder schüttet er sein Füllhorn an bretonischen Sagen, Weisheiten und lukullischen Spezialitäten über seine Leser aus. 

Diesmal wird der Kollege von Kommissar Dupin, Kadeg, niedergeschlagen. Kadegs Tante war kurz zuvor friedlich entschlafen und Kadeg wollte ihrer eigentlich nur noch einmal im Garten gedenken. Kadeg überlebt, wenn auch nur knapp. Das Glück haben dann andere im Umfeld der Familie leider nicht.
Die Tante hinterlässt ein großes Vermögen und nicht alle Familienmitglieder sind philanthropisch gesinnt. Geld verändert den Charakter. Oder hängt es doch eher mit den sensationellen Vogelbeobachtungen der begeisterten Hobbyornithologin zusammen? Es tauchen sogar noch mehr Tatmotive auf. Als Leser weiß man gar nicht, welche Spur am erfolgversprechendsten ist.

Dupin braucht auch seine Zeit, ehe der Knoten platzt und er in gewohnt cooler Manier den Fall aufklärt. 
Der Leser ist zu diesem Zeitpunkt selbst zu einem Fachmann für die bretonische Vogelwelt, aber auch für die unvergleichlich guten bretonischen Apfelsorten geworden. 

Mein besonderes Highlight ist mal wieder der Sprecher Christian Berkel. Er hat nicht nur dieses besondere Timbre in der Stimme, sondern ist auch im Vortrag ein Meister der feinen Nuancen.