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Xirxe
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Hannover
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Bewertungen

Insgesamt 876 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2012
Boyne, John

Das späte Geständnis des Tristan Sadler


ausgezeichnet

15. September 1919. Tristan Sadler ist auf dem Weg von London nach Norwich, um dort Marian, die Schwester seines besten Freundes zu besuchen. Dieser kam aus dem Krieg nicht zurück und Tristan will ihr nun die Briefe, die sie ihrem Bruder Will geschrieben hat, zurückgeben. Bei ihrem Treffen erzählt er ihr von seiner ersten Begegnung mit Will im Ausbildungslager, dem Übersetzen nach Nordfrankreich und den anschließenden grausamen Kämpfen dort, wo es nur noch ums nackte Überleben ging.
Sadler berichtet abwechselnd in jeweils ca. 50seitigen Kapiteln vom Zusammentreffen mit Marian und seinen Erlebnissen im Krieg. Es ist die Geschichte zweier junger Männer, die in anderen Zeiten vermutlich wesentlich glücklicher verlaufen wäre. Doch in jenen Zeiten ging es nur noch um vermeintliches Heldentum und Mannsein, über die man damals eine deutlich andere Vorstellung hatte als heute.
Es ist ein Buch voll unerwiderter Gefühle und über die Brutalität des Krieges, die letztendlich zu einem entsetzlichen Ende führen.
Boyd schreibt aus der Sicht Tristans voller Emfindsamkeit, jedoch ohne rührselig oder kitschig zu werden. Man leidet und fühlt mit ihm und selbst während des tragischen Endes empfindet man mit dem Erzähler.
Ein Buch das berührt und die Schrecken des Krieges aus einer anderen Sichtweise aufzeigt.

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Bewertung vom 03.02.2012
Miéville, China

Un Lon Dun


sehr gut

Zwei Londoner Mädchen gelangen auf mysteriöse Weise in Londons Vis-a-Vis-Stadt: Un Lon Dun. Seltsame Gestalten leben hier, Dinge die in London zum Müll gehörten, sind hier auf wundersame Weise zum Leben erwacht. Während die Beiden noch staunend ihre Umgebung erkunden, erfahren sie, dass diese ungewöhnliche Welt bedroht ist. Doch eines der Mädchen ist die Schwasie, die Auserwählte, die das Unglück abwenden kann – so steht es in dem Buch der Prophezeiungen. Doch dann kommt alles anders als vorhergesagt…
Miéville beschwört eine Welt herauf, die nur so bevölkert ist von utopischen Lebewesen und Gegenständen. Novemberbäume, die für einige Zeit Feuerwerkseffekte konservieren; Schwaflinge, gesprochene Worte die sich materialisieren und nach einiger Zeit wieder verschwinden; Rabjats, gefährliche Mülltonnen-Leibwächter; Fensterspinnen, deren Körper ein Fensterrahmen ist, wo sich dahinter ein oder mehrere Räume verbergen; undundund. Doch während das ‚Inventar’ des Buches wie auch die Sprache (Hut ab vor der Übersetzerin! schlurfraschelpatschte steht bestimmt nicht im Wörterbuch) vor phantastischen Ideen nur so strotzt, ist die dahinterstehende Geschichte nicht ganz so überraschend und ideenreich. Einer Stadt droht der Untergang, ein Mädchen versucht sie mit Hilfe seiner Freunde zu retten, dazu einige Verräter und außerordentliche blauäugige unwissende Mithelfer – fertig ist die Story. Viele Wendungen sind zu vorhersehbar oder einfach unglaubwürdig (Unschirmissimos Lügengeschichte, Mörtels Weigerung den Tatsachen ins Auge zu sehen…) – etwas mehr von dem Einfallsreichtum den die Erschaffung Un Lon Dons erkennen lässt, hätte der Geschichte gut getan. Trotzdem ist es ein schönes Lesevergnügen, der einen anschließend kaputte Regenschirme und kleine leere Milchkartons mit anderen Augen betrachten lässt :-).

Bewertung vom 25.01.2012
Helgason, Hallgrímur

Eine Frau bei 1000° - Roman. Aus den Memoiren der Herbjörg María Björnsson


sehr gut

Herbjörg, 1929 geboren, todkrank mit einem Laptop und einer Handgranate in einer Garage in Islands Hauptstadt lebend, lässt ihr Leben noch einmal Revue passieren. Während zu Beginn ihre Erinnerungen noch gewöhnungsbedürftig schnell zwischen verschiedenen Jahren und der Gegenwart hin und her springen, liegt der Schwerpunkt nach dem ersten Viertel des Buches auf ihrer Zeit als Jugendliche im II. Weltkrieg. Von ihrer Mutter als Zwölfjährige auf Amrum aus Sicherheitsgründen allein gelassen, schlägt sie sich bis zum Kriegsende alleine durch das kämpfende Europa. Es ist eine grauenvolle Zeit. Und auch danach wird es für Herbjörg kaum leichter.
Obwohl ihr Leben mehr von Entsetzlichkeiten als von schönen Dingen geprägt ist, lässt einen die besondere Sprache Helgasons immer wieder lächeln, aber auch erschreckt innehalten. Er arbeitet viel mit Bildern, die ebenso eingängig wie auch gewöhnungsbedürftig sind. Beispielsweise der Exkurs über die Sprachen der Völker (Deutsch ist ungekünstelt, es wird benutzt wie ein Hammer um Häuser für das Denken zu zimmern. Italienisch macht jeden zu einem Imperator usw.) oder der Vergleich Herbjörgs Krankheit mit dem Vorstoss der deutschen Wehrmacht. Helgason bzw. Herbjörg nimmt kein Blatt vor den Mund und da ihr Leben häufig von brutalem Sex geprägt wurde, fällt auch ihre Sprache öfters entsprechend aus.
Vier Punkte gibt es deshalb, da ich mich mit den zu Beginn vielen Zeitenwechseln schwer tat. Die Kapitel sind meist recht kurz, vielfach sogar nur ein bis zwei Seiten lang - für mich zu wenig um richtig in das Buch 'reinzukommen', was nach dem ersten Viertel jedoch deutlich besser wurde.

Bewertung vom 18.01.2012
Sauer, Joscha

Nichtlustig 3, m. Handyanhänger


sehr gut

Aaahhh, ist das doof ;-) ! Eigentlich denkt man ja bei einem Comicband, dass man ihn ratzfatz durchgelesen haben müsste. Aber falsch gedacht: Da es auf einer Seite immer mindestens vier Bildchen zum Anschauen und Lesen gibt, ist man nach 10 bis 15 Seiten einfach erschlagen, so abstrus und herrlich doof wie die sind. Neben den einzelnen Cartoons zieht sich auch noch eine richtige Geschichte durch diesen Band: Der Pudel des Todes übernimmt für einen Tag den Job des Todes - was natürlich genauso schräg und wunderbar blöd ist wie die Einzelbilder. Wer schwarzen Humor mag, völlig unsinnige Stories, liebevoll gezeichnete Lemminge, Tiere mit menschlichen Verhaltensweisen ist mit diesem Buch bestens bedient. Einfach schön gezeichneter Nonsens pur - und die volle Punktzahl gibt es von mir nur deshalb nicht, weil für mich einige wenige Bilder so schräg waren, dass ich sie nicht verstanden habe (trotz mehrfachen Lesens).

Bewertung vom 30.12.2011

Drachensaat


ausgezeichnet

Dem Anderssein in dieser Gesellschaft wird häufig mit Ignoranz, Gleichgültigkeit und manchmal auch mit Bösartigkeit und Gewalttätigkeiten begegnet, was den Meisten wohl bewusst ist. Doch was soll's? Man selbst ist ja glücklicherweise nicht davon berührt. Und die Betroffenen halten still - noch. Was passieren könnte, wenn sie dies einmal nicht mehr tun, schildert Jan Weiler in seinem Roman bzw. Hörspiel Drachensaat. Vier Personen, die aufgrund ihrer Handlungen außerhalb der Gesellschaft stehen, finden sich in einer Klinik wieder, in der sie nach dem Wunsch des Psychotherapeuten Zens sich klarmachen sollen, dass nicht sie, sondern die Gesellschaft das Problem ist. Seine Behandlung funktioniert - doch völlig anders als von ihm geplant.
Ich kenne das Buch nicht, fand aber die Darstellung als Hörspiel (keine Lesung!) sehr gelungen. Die Charaktere ebenso wie die kleineren Rollen sind wunderbar besetzt, nicht zuletzt auch Jan Weiler als Erzähler Bernhard Schade, einer der Patienten. Ab ungefähr der Mitte des Buches spielen auch die Medien eine nicht unwichtige Rolle, deren Artikel von verschiedenen Personen vorgetragen werden. Diese Beiträge gehen direkt ineinander über, sodass man sofort erkennt, wie völlig gegensätzlich ein und derselbe Sachverhalt dargestellt werden kann.
Ein wirkliche empfehlenswerte 'Hörlektüre', das alles bietet: Ein durchaus ernstes Thema, das durch (nicht übertriebene) Überzeichnung auch amüsant und bis zum Ende spannend ist. Und vielleicht nimmt man die nächsten Nachrichten etwas skeptischer zur Kenntnis...

Bewertung vom 17.12.2011
Pratchett, Terry

Eric / Scheibenwelt Bd.9


sehr gut

Nachdem es Rincewind, den erfolglosen Zauberer der Scheibenwelt, bei seinem letzten Abenteuer in eine Kerkerdimension verschlagen hat, unternimmt er alles um zurückzukommen. Dabei kommt ihm Eric, ein kleiner Junge, wider Willen zu Hilfe. Dieser wollte eigentlich einen Dämon heraufbeschwören, statt dessen bekam er - Rincewind. Ehe sie es sich versehen, sind sie schon auf einer Reise durch Zeit, Raum und sonstige Dimensionen statt einfach nach Ankh-Morpork zurückzukehren.
Ein ungewöhnlich kurzer Roman, was vielleicht auch eine der Ursachen ist, dass er gegenüber den anderen zurückfällt. Zwar lässt Pratchett auch hier seiner Phantasie freien Lauf, doch sind die historischen Begegnungen und Erlebnisse nicht ganz so überbordend phantasievoll wie in den vorhergehenden Büchern.
Dennoch: Schlecht ist 'Eric' nicht, nur nicht ganz so gut :-)

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Bewertung vom 16.12.2011
Pratchett, Terry

Die Farben der Magie / Scheibenwelt Bd.1


ausgezeichnet

Wie konnte ich nur so lange warten, bis angefangen habe, Pratchett zu lesen? Kaum zu glauben...
Der nur mäßig begabte Zauberer Rincewind begegnet dem ersten (und vermutlich auch letzten) Touristen der Scheibenwelt Zweiblum, der von seiner intelligenten vielbeinigen, aber bissigen Truhe begleitet wird. Als Folge eines von Zweiblum überzeugend geführtem 'Fähr-sicherungs'-Verkaufsgespräch mit einem Kneipenwirt steht Rincewinds Heimatstadt Ankh-Morpork plötzlich in Flammen. Die Beiden müssen fliehen und landen unter anderem bei einem Seelenfresser und in einem Hort von Drachen. Doch dank der Hilfe des tapferen Helden Hrun, eines Eidechsenblitzlichts und diversen anderen Personen, Dingen und Geschehnissen gelingt es ihnen sich zu befreien, bis sie am Rande der Scheibenwelt ankommen...
Das Ganze ist ein herrlicher Spaß mit einer überbordenden Phantasie, die vor keiner Abstrusität zurückschreckt. Und obwohl die Geschichte auf den ersten Blick jegliche Ernsthaftigkeit vermissen lässt, kann man eine Menge an Sticheleien und kleinen Seitenhieben in Richtung unserer Gesellschaft entdecken. Genial gemacht!

Bewertung vom 15.12.2011
Pratchett, Terry

Der Zauberhut / Scheibenwelt Bd.5


sehr gut

Kurz vor der Krönung des neuen Erzkanzlers der Scheibenwelt ereignen sich merkwürdige Ding: Sein Hut verschwindet ebenso wie der künftige Erzkanzler selbst. Statt dessen taucht Münze auf, ein kleiner Junge, der zu unglaublicher kreativer Magie fähig ist, die jedoch nicht nur beeindruckend sondern auch gefährlich ist. Münze beansprucht das Amt des Erzkanzlers, doch die Zaubererwelt ist gespalten. Bald bricht zwischen den Lagern ein Krieg aus und Rincewind, ein Meister im Weglaufen, ergreift die Flucht. Doch ehe er es sich versieht, liegt plötzlich die Verantwortung für die Weiterexistenz der Scheibenwelt in seinen Händen...
Rincewind, der erfolglose Zauberer, ist diesmal zwar ohne seinen anhänglichen Touristen Zweibluhm unterwegs, dafür gesellen sich aber Corinna, die verhinderte Friseuse und Nijel, ein Fast-Held, zu ihm. Auch in diesem Band mangelt es nicht unglaublichen Geschehnissen, wie beispielsweise das Besäufnis von Krieg, Hunger und Pestilenz. Oder dem Vorpreschen der Eisriesen auf gigantischen Gletscherkälbern oder -kühen. Ein haarsträubendes Fantasyabenteuer, das ausser Ernsthaftigkeit keine Wünsche offen lässt :-).

Bewertung vom 14.12.2011
Pratchett, Terry

Das Licht der Phantasie


sehr gut

Rincewind, so ziemlich der erfolgloseste Zauberer der Scheibenwelt, ist noch immer mit Zweiblum, dem ersten (und vermutlich auch letzten) Touristen dieser Welt unterwegs. Nachdem beide über den Rand der Scheibenwelt stürzten, schien alles verloren - doch oh Wunder, die Scheibe hat sie wieder. Aber unversehens droht neues Unheil: Ein roter Stern droht unaufhaltsam alles zu vernichten und Rincewind scheint der Einzige zu sein, der dies verhindern kann. Doch er will nicht so richtig...
Pratchett erzählt hier die klassische Geschichte über Ausgrenzung und Verfolgung von Minderheiten, wenn die Mehrheit für ihre Ängste und Sorgen einen Schuldigen sucht. Auch Bücherverbrennungen sind Thema, wenn auch in der Pratchett-typischen Manier: "Jemand, der sein Leben in der Wildnis verbrachte, unter freiem Himmel, wusste ein gutes dickes Buch zu schätzen, das mindestens eine Lagerfeuersaison hielt - vorausgesetzt, man ging mit den Blättern sparsam um." Das Ganze wird (wie üblich) ausgeschmückt mit überbordender Phantasie: essbare Hexenhäuschen, hoch komplexe Steincomputer auf fliegenden Felsen, bissige Koffer aus intelligentem Holz - der Ideenreichtum Pratchetts kennt keine Grenzen.
Ein herrlicher Spaß mit einer etwas ernsten Geschichte im Hintergrund.