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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

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Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2008
Follett, Ken

Die Tore der Welt / Kingsbridge Bd.2


ausgezeichnet

Lust und Leid in einer aufstrebenden Kleinstadt im England des 14. Jahrhundert

Der Schauplatz dieses 1200 Seiten starken Schmökers ist das mit einer mächtigen Kathedrale begnadete Kingsbridge. Etwa 200 Jahre nach der Errichtung dieses Symbols klerikaler Macht leben die Leute im Schatten der Kirche unter der intriganten Gängelung des Priors, der Mönche und skrupelloser Adliger. Der stete Kampf rechtloser Leibeigener sind weitere Kennzeichen der Beschwernisse im mittelalterlichen Alltag des Jahres 1327.

Ken Follet gelingt es von Anfang an mit seiner klaren und bildreichen Sprache die Leserschaft für die Geschichte zu gewinnen. Detailreich schildert er den Alltag und die Nicklichkeiten des Lebens, die Sorgen und Auseinandersetzungen der Menschen, die Sehnsüchte und Niederschläge seiner Protagonistinnen und Protagonisten. Schnell empfindet man sich mittendrin im Geschehen.

Es sind die typischen Lebensherausforderungen, die diese Geschichte glaubhaft wirken lassen. Sehr schnell kann man glauben, das könnten die Sorgen der Menschen und die Visionen für deren Zukunft, die Nöte und die Gefühle, die laienhaft religiösen Vorstellungen aber auch die Aufregungen und Herausforderungen und Leiden der Menschen gewesen sein. Intrigantes Verhalten, erniedrigende Machthaberei und Niederdrückung, leidenschaftliche Lust, abergläubischer Wahn, sinnlose Kämpfe in verachtender Mordlust, erzwungene Lust und leidenschaftliche Liebe durchziehen im Wechsel den spannenden Roman.

Drastische Gewaltszenen sind ebenso Teil des Sittengemäldes der Zeit, wie deftige Sexszenen in plumper Lieblosigkeit. Daneben erlebt man, wie die Menschen von der schlimmsten Heimsuchung damaliger Zeit - der Pest, welche die Bevölkerung um ein Drittel dezimierte - betroffen nur schwer mit Veränderungen umgehen können, beispielsweise hinsichtlich Entwicklungen in der Medizin. Daneben reizt die schwer belastete und stets angespannte Liebesbeziehung zwischen der Nonne Caris und deren Geliebten, dem ambitionierten Baumeister Merthin.

„Die Tore der Welt“ ist trotz seines immensen Umfangs ein sehr gut unterhaltendes Buch, das von Anfang bis Ende hervorragend erzählt und spannend bleibt.

© 6/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

16 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2008
Timmerberg, Helge

In 80 Tagen um die Welt


gut

Zeitlose Herausforderung für etablierten Althippie

Ja, auch heutzutage ist es reizvoll und spannend, ein Reisevorhaben wie das von Jules Vernes in dessen gleichtiteligen Roman anzugehen. Allein die Leistung, so viel Urlaub am Stück zu erhalten, kann durchaus als Erfolg verbucht werden.
Der Autor ohne feste Anstellung und Ansprüchen auf begrenzte Urlaubstage entschließt sich – wohl eher aus einer Laune heraus – die dreimonatige Reise anzutreten. Da er offensichtlich über ausreichend finanzielle Mittel verfügt, gerät die Reise jedoch keineswegs zu einem zweisternigen Globetrotter-Abenteuer-Trip, denn eher zu einem drei- bis viersternigen Hotel-Hopping mit Aufregungsahnung.
Heldenhafter Mut und forschendes Suchen sind keineswegs die Motive des Journalisten – zumindest nicht bei dieser Reise. Vielmehr weiß der ohnehin schon vielgereiste Mann, wie man mit etwas wehmütig-romantischer Verwegenheitspoetik Interesse weckt.

Die Erfahrungen sind freiliuch durchaus lesenswert, zumal ein wenig komisch, skurril, lustig oder einfach ungewöhnlich. Dennoch wirkt die ganze Tour schon extrem oberflächlich. Es fehlt einfach der Tiefgang, die wirkliche Spannung, die tatsächliche Leistung, die deutliche Unsicherheit vor dem Morgen. Alles ist finanziell geregelt, keine Übernachtung unter einer Brücke oder in einem Tierwaggon. Die merkwürdigen oder auch humorigen Erlebnisse plätschern so dahin, die philosophischen Lebenserkenntnisse scheinen auch etwas hergeholt. Ohne Not reist der Jules-Vernes-Jünger geradezu vom Glauben an die Erfahrung und Erkenntnis abfallend schnell weiter, wenn irgendetwas nicht passt. Notfalls legt er mal fix dreistellige Euro-Beträge auf den Marmortresen.

Klar ist es schon unterhaltsam von all den verrückten Typen und interessanten Gesprächspartnern und der geradezu peinlich zur harmlosen Unbedeutsamkeit verbrämten kriminellen Drogennutzung zu lesen. Auch die stets wechselnden Schauplätze regen die Fantasie an und lassen einen schon etwas „in der Welt rumkommen“. Aber ganz ehrlich: so richtig in die Versenkung führt einen die Geschichte nicht.

© 6/2008, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

7 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2008
Mayer, Günter

Aufsichtspflicht, Haftung, Versicherung für Jugendgruppenleiter - Ratgeber für Jugendorganisationen und Eltern; Richtig handeln, wenn was passiert


sehr gut

Als Gruppenleitung gut informiert richtig handeln

Dieses Buch gehört mindestens in den Bestand jeder Jugendorganisation, noch besser in den ihrer Gruppenleiterinnen oder Gruppenleiter. Wer mit Kindern oder Jugendlichen verantwortlich zu tun hat, sollte sich mit dem Nachschlagewerk eine gute und fundierte Grundlage rechtlicher Rahmenorientierung verschaffen. Das bietet das nun in der 3. aktualisierten Auflage erschienene Buch in jedem Fall.
In acht Kapiteln vermittelt der profunde Autor neben einer allgemeinen Einführung zum Ehrenamt alle wesentlichen rechtlichen Grundlagen über die Rechte und Pflichten im pädagogischen Gruppenalltag. Es geht um Schuld und Schaden bei unterschiedlichsten Aktivitäten von Kinderspielen, über Grill- und Lagerfeuer, Freibad bis hin zu Mannschaftssport und Übernachtungen.

Der Autor benennt mögliche Haftungsgefahren und weist auf entsprechendes Verhalten oder auch den passenden Versicherungsschutz hin, bietet Hilfen zum Vereinsrecht oder für Verträge. Auch die strafrechtliche Relevanz sexualisierter Kontakte zwischen Gruppenleitung und zu Betreuenden zeigt er in einem eigenen Abschnitt auf.

Besonders praktisch sind die eingestreuten beispielhaften „Checklisten“ für Radtouren, das Baden, den Einsatz von Feuerwerk, zur Elterninformation oder auch bezüglich Haft- und Unfallversicherung. Rechtssichere Musterformulierungen im letzten Kapitel runden den ausreichend umfangreichen Ratgeber für Mitarbeitende in sozialen oder kirchlichen Organisationen, Vereinen oder Kommunen ab.

© 5/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

Bewertung vom 21.05.2008
Kastner, Jörg

Teufelszahl


sehr gut

Uraltes Ordensgeheimnis bringt Jesuitenpater in Gefahr

Der junge und als Leiter eines Kinderheimes sehr engagierte Pater Paul Kadrell erfährt vom bizarren Tod seines Ziehvaters Pater Sorelli, welcher im Vatikanstaat lebte. Das im Johannes-Evangelium benannte Symbol des Teufels, die Zahl 666, wurde dem Ermordeten in die Stirn geritzt. Als Kadrell sich zur Beisetzung seines geliebten, aber lange Jahre nicht mehr kontaktierten Ersatzvaters aufmacht, gerät er in einen Strudel weiterer Grausamkeiten.

Als vom Vatikan eingesetzter kirchlicher Ermittler versucht er gemeinsam mit der Kommissarin Claudia Bianchi dem Mord auf die Spur zu kommen. Schon bald gibt es weitere Tote und es verdichtet sich, dass ein grausamer Serienmörder sein Unwesen treibt. Der Pater bemerkt, dass seine kirchlichen Oberen mehr Informationen besitzen, als sie preisgeben.

Jörg Kastner hat offenbar gut recherchiert, denn alle Schauplätze und Zusammenhänge sind wohl recherchiert und kommen glaubhaft und unzweifelhaft daher. Die ermittelnde Gruppe, neben den beiden schon genannten ist überwiegend der etwas zynische und eifersüchtige Aldo Ross dabei, stellt einen Zusammenhang mit einer sektiererischen Glaubensgruppierung her, welche seit vielen Generationen ein unglaubliches Geheimnis hüten.

Die ausgezeichnet unterhaltende Geschichte ist zu jeder Zeit stimmig und nachvollziehbar. Es bereitet beim Lesen ein angenehmes und erwartungsvolles Kribbeln, ist gut spannend und lässt einen in eine Welt des symbolhaften Unbekannten eintauchen. Das alles geschieht in einer leicht lesbaren Art und Weise. Ein ausgezeichneter Thriller, der hervorragend unterhält.

© 5/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2008

ADFC-Radtourenkarte Saarland, Mosel


sehr gut

Genaue Karte, praktisches Begleitheft, aktuelle Darstellung

Die neubearbeitete und um ein UTM-Gitter zur exakten GPS-Bestimmung der Standorte bietet alles, was ein Radlerherz auf einer Tour an Karte braucht. Kein Wunder, schließlich waren Radfahrprofis am Werk, denn die Zusammenarbeit mit dem ADAF zahlt sich erkennbar aus.

Die Radwege sind nach Qualitätskategorien unterteilt farbig klar gekennzeichnet. Wegbeschaffenheit, und Höhenangaben finden sich ebenso wie symbolmarkierte feststehende Strecken bekannter Radrouten. So lassen sich gut Anschlüsse an bestimmte Radwegenetze finden. Allein die Tatsache, dass es drei unterschiedliche Vignetten für fahrradbezogene Stationen oder Servicepunkte gibt, macht die praxisgerechte Detailgenauigkeit deutlich. Der Gittereindruck zur Nutzung von GPS-Geräten ist angesichts der immer weiter verbreiteten Ortungs- und Planungsgeräte eine hochaktuelle und sinnvolle Ergänzung.

Darüberhinaus gibt es eine Übersicht des Regionalen Bahnnetzes – schlechtwetterfreundlich sozusagen, um bei Bedarf die Heimfahrt mit dem Zug zu organisieren. Vorbildlich. Ebenso hilfreich ist das Begleitheft, denn es zeigt nicht nur die schönsten Routen Deutschlands auf – was im Regionalen Heft freilich nur peripher sinnvoll ist – sondern bietet durch die Benennung Regionaler Highlights Anregungen zu Besichtigungen an oder neben der Strecke. Klasse ist zudem die umfassende Liste von Übernachtungsangeboten „Bett & Bike“ samt Telefonnummer. Leider fehlt eine Klassifizierung, so dass man in Unkenntnis der Kosten Anfragen starten muss.

Insgesamt liegt mit der neunten Auflage der Karte eine ausgezeichnete Karte für die beliebte Radregion vor.

© 5/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist und Tourenradler aus Leidenschaft, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2008
Rönkä, Matti

Bruderland


sehr gut

Privatdetektiv auf schmalen Pfaden

Als Privatdetektiv arbeitet Matti Kärppa, wenn sich eben ein Auftrag ergibt. Ansonsten versucht er sich mit allerlei Geschäften über Wasser zu halten, wobei der Pfad zwischen seriösem und kriminellem Handel bisweilen sehr schmal ist.

Da taucht in Helsinki superreines Heroin auf, was die Szene interessiert wahrnimmt, die kriminellen finnischen und russischen Dealerbanden jedoch in helle Aufruhr versetzt. Zur gleichen Zeit zieht Mattis Bruder Aleksej von Petersburg nach Finnland. Da liegt es für manche nahe, dass er mit dem Vertrieb der Droge zu tun hat. Selbst Matti fragt sich das, aber auch einige Gaunergrößen, welche ihn schließlich gar beauftragen, mögliche Zusammenhänge und Hintergründe in Petersburg zu recherchieren.

Im Verlauf des Romans entlarvt der Autor nicht nur die verschiedenen Stränge krimineller Zusammenhänge und Organisationen, sondern auch den ganz normalen Lebensalltag in der Hauptstadt sowohl der finnischen Bewohnerinnen und Bewohner als auch derjenigen mit Migrationshintergrund ausgesprochen aufschlussreich. Es sind die kleinen und unauffälligen Verhaltens- und Lebensweisen, welche durch Rönka wahrnehmbar werden, Tiefe erhalten.

Das macht den Reiz des Kriminalromanes aus, ebenso die gemächliche Erzählgeschwindigkeit. Nie geht es hektisch oder atemlos zu, wenngleich das der Spannung keinen Abbruch tut und auch das Ende fulminant ist. Eine tolle Art, zu unterhalten.

© 5/2008 Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.