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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 04.09.2013
Boyne, John

Zu schnell


ausgezeichnet

"Zu schnell" ist eine kurze, aber nichts desto trotz tiefgehende Lektüre aus der Feder des Bestsellerautoren John Boyne.
Er erzählt darin die Geschichte einer Familie, die nach einem folgenschweren Unfall in eine tiefe Krise gerät: Dannys Mutter fährt einen kleinen Jungen an, der daraufhin im Koma liegt. Was folgt ist ein Teufelskreis aus Schuldzuweisungen, wobei hier sowohl gleichermaßen anderen als auch sich selbst Schuld zugewiesen wird. Durch Abschottung und aus fehlenden Gesprächen kommt es weiterhin zu Missverständnissen zwischen den beiden betroffenen Familien und den Familienmitgliedern untereinander. "Zu schnell" ist zum einen eine Studie über einen schweren Schicksalsschlag, aber noch viel mehr über die Probleme, die eine psychische Erkrankung nicht nur beim Betroffenen, sondern auch bei seinen Angehörigen auslösen kann und die folgenschweren Auswirkungen die auf Grund fehlender Kommunikation entstehen können.
Es gibt unterschiedliche Positionen und verschiedene Entwicklungen, die hier unter die Lupe genommen werden können: so bietet nicht nur die psychische Belastung Dannys Mutter viel Diskussionspotential, sondern auch die Auswirkungen des Unfalls auf ihre Familie (Danny, ihren Mann, ihre Eltern, die Nachbarn) und die Belastung durch einen drohenden Verlust, den die Familie des verletzten Jungen ertragen muss. Als Leser fühlt man sich zwischen den Stühlen sitzend, da alle Positionen gleichermaßen schwierig zu ertragen sind, man einerseits eine gewisse Wut auf die Familie des Jungen entwickelt, die Dannys Mutter die alleinige Schuld zuweist, obwohl ihr Kind ohne zu gucken blitzschnell auf die Straße gerannt ist, anderseits fühlt man jedoch ihre Hilflosigkeit und ihre Angst und entwickelt Mitgefühl mit ihnen. Und diese Hin- und Hergerissenheit fühlt man auch bei anderen Protagonisten der Geschichte. John Boyne schafft es innerhalb weniger Seiten seine Leser an die Figuren zu binden, durch die großen Emotionen, die er glaubwürdig transportiert.
Die Geschichte bietet auf kompaktem Umfang viel Identifikationspotential (gerade auch für Leser, die im Alter von Danny und der Schwester des verletzten Jungen sind) und Diskussionsstoff, so dass sie sich hervorragend zur Schullektüre eignet, was idealerweise vom herausgebenden Verlag mit Unterrichtsmaterial unterstützt wird.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2013
Krüger, Thomas

Donald Rabbit & Micki Kuchen


ausgezeichnet

In dem Buch über die beiden ungewöhnlichen Freunde - Donald ist ein Hasenschwein mit einem Faible für Freundschaftsfrikadellen und Fußball und Micki eine Mausekatze mit Organisationstalent und ausgeglichenem Wesen (naja... beinahe immer ausgeglichen, insofern Donald sie nicht völlig aus der Ruhe bringt mit seiner für ihn typischen Art) - befinden sich vier Geschichten, die man unabhängig voneinander (vor)lesen kann.

Bei der Ausstattung fallen neben den großformatigen und bunten Illustrationen im Inneren des Buches direkt die illustrierten Vorsatzseiten auf, bei denen man auf den vorderen Vorsatzseiten das Säbelbein-Wiesental in der Mittagssonne sieht. Donald und Micki machen ein Picknick, Elfmeterguido kickt Bälle auf der Fußballwiese und im ballfressenden Bach schwimmen etliche verschossene Fußbälle aus dem Tal heraus. Auf den hinteren Vorsatzseiten scheint der Mond über dem schlafenden Säbelbein-Wiesental. Die Freunde sind nun nicht mehr zu sehen, denn sie liegen schlafend in ihren Betten und träumen vielleicht von Freundschaftsfrikadellen oder ganz besonderen Fußballspielen...

Freundschaftsfrikadellen sind das Lieblingsessen von Donald Rabbit und der Grund für einen schrecklichen Streit zwischen ihm und seiner besten Freundin Micki, um den es in der ersten Geschichte geht. Es ist eine Geschichte vom Streiten und Versöhnen, vom Teilen und vom aufeinander Rücksicht nehmen. Für gute Freunde verzichtet man schweren Herzens auch mal auf Dinge, die man zu gerne selbst haben möchte.
In der Geschichte vom Kaufhaus, das alles hat, bestellt Donald Sachen, die er sich nicht leisten kann und bekommt anschließend Dinge, die er viel einfacher hätte haben können. Aber manchmal sind die Tauben auf dem Dach viel reizvoller als der Spatz in der Hand.
Bei einem ganz besonderen Fußballspiel kommt Mickis Geschick zum Vorschein, Dinge zu organisieren, Kompromisse einzugehen und neue Regeln aufzustellen, so dass jeder ihrer Freunde den gemeinsamen Spielenachmittag so gestalten kann, wie er es am liebsten mag. Denn die beiden Jungs Donald und Elfmeterguido sind zwar völlig begeistert vom Fußball, aber die zwei Maulwürfe Fanta Pi und Ditscheri Dudel würden viel lieber verstecken spielen...
In Donald Rabbit hat sich verirrt geht es schlussendlich darum, wie wichtig Freunde sind, um einem Halt zu geben oder die Angst vor unbekannten oder schwierigen Situationen zu nehmen.

Die Illustrationen von Ina Hattenhauer und die Erzähltexte von Thomas Krüger sind zum Quietschen komisch, zum Gruseln düster, und zum Liebhaben schön: meiner Meinung nach braucht man zum Lesen der schrägen Geschichten kein "Inkognito-Kind", denn sie sind allesamt so herzerwärmend liebenswert und voller Sprachwitz, dass man auch als "alleinlesender" Erwachsener nicht drumherum kommt das Buch freundschaftsfrikadellenstark zu finden! Aber als nette Mama oder netter Papa, die gerne den Spaß beim Lesen teilen (hoffentlich lieber als Donald die Freundschaftsfrikadellen mit Micki), schnappt man sich sein Kind, kuschelt sich gemütlich ins Bett - genauso wie Donald und Micki das machen -, und verbringt gemeinsam ein paar vergnügliche Augenblicke mit den Abenteuern aus dem Säbelbein-Wiesental von Donald Rabbit und Micki Kuchen und ihren Freunden.
Thomas Krügers Schreibe ist immer recht unkonventionell und höchstens eine Bohne pro Geschichte lehrreich ;)
Da jeder Zankhähne kennt (oder selbst mal einer war), oder Kinder mit verschiedenen Interessen, die sich nicht auf ein Spiel einigen können, oder selbst ein Kind ist, das manchmal vor neuen Sachen oder dem Alleinsein Angst hat, findet jeder eine (oder alle) Geschichten in dem Buch so toll wie Zahncreme mit Frikadellengeschmack :) Und das tollste im Säbelzahn-Wiesental - noch toller als Freundschaftsfrikadellen oder Fußball-Burger oder Fußball spielen oder Verstecken spielen - ist es, der beste Freund von der lieben und schlauen Micki Kuchen zu sein, die immer für einen da ist, auch wenn sie gerade nicht da ist.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2013
Messing, Stefanie; Gral, August

Luna und die Sterne


ausgezeichnet

Die kleine Sternenfee Luna pflegt nachts die Sterne am Himmel, wenn auf der Erde schon alle Kinder im Bett liegen und schlafen. Nur die Eule Nubs begleitet sie auf ihrem nächtlichen Rundgang und schaut ihr zu, wie sie heruntergefallene Sterne aufhebt, mit ihrem Rockzipfel poliert und wieder zurück in den Abendhimmel hängt.
Wie sie so ihrer Routine nachgeht und sich mit Nubs unterhält, verändert sich ihr Zustand von hellwach in nicht mehr so hellwach und in gar nicht mehr wach und schon macht sie die Augen zu und schläft.

"Luna und die Sterne" erzählt in stimmungsvollen Bildern begleitet von ruhigen und traumhaften Begleittexten, wie die Sternenfee nachts ihrer Arbeit nachgeht, wenn außer ihr schon fast alle schlafen. Dabei können Kinder langsam von der Aktivität des Tages herunterkommen und werden beim Zuhören genau wie Luna langsam schläfrig. Kinder und Eltern lassen gemeinsam den Tag Revue passieren, man denkt nochmal über einige Sachen nach, tauscht sich aus und kommt zur Ruhe.

Die dominierenden Farben in diesem Buch sind nachthimmelblau und sternengelb vor weißem Hintergrund. Die Farben des Tages sind nur am unteren Rand der Bilder zu entdecken, wie aus weiter Ferne, so wie Luna weit oben vom Himmel hinuntersieht und die Häuser, Menschen und Tiere dadurch klein wie Spielzeugfiguren scheinen.
Ausgeführt ist die Geschichte als sehr stabiles Pappbilderbuch in DINA5-Querformat, das auch kleinen Kinderhänden standhält.

Kindgerecht erfahren die kleinen Zuhörer anhand Lunas Geschichte, wie wichtig es nach einem ereignisreichen Tag ist, abends zur Ruhe zu kommen und sich schlafen zu legen, um Kraft und Energie für den nächsten Tag zu sammeln.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2013
Metz, Uwe

Die verborgene Gesellschaft - Schloss Horroscu


sehr gut

Magisch begabte Menschen, ein entflohener Superschurke, flüssige Dunkelheit, ein summender Spion und drei sehr schräge Geheimagenten: die Kurzbeschreibung, die man zu diesem Buch auf der Verlagsseite findet, lässt bereits erahnen, dass man es mit der ersten Band rund um "Die Verborgene Gesellschaft" mit einer sehr verrückten Geschichte zu tun bekommt.
Gloria von Quast, Ali Ben Rum und Hektor Fosch sind drei Mitglieder dieser Gesellschaft: magisch begabte Geheimagenten auf der Suche nach dem entflohenen Superschurken Ptolemäus Wolzin, der das mysteriöse Buch der Mächte gestohlen hat und sich damit zum Herrscher über die Welt emporschwingen will. Neben den drei genannten Geheimagenten sind noch weitere Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft auf der Suche nach Ptolemäus Wolzin, quer durch Deutschland und verschiedene osteuropäische Länder. Doch nach und nach vermehren sich die Meldungen, dass auf unerklärliche Weise Personen verschwinden, von denen nur die drei Hauptprotagonisten wissen, das es sich um ihre Kollegen auf geheimer Mission handelt und sie müssen nun alles daran setzen den Superschurken dingfest zu machen, bevor keiner mehr übrig ist, der sich ihm entgegenstellen kann.

Kritik:
Uwe Metz hat es im Auftaktband der Verborgenen Gesellschaft etwas zu gut gemeint: ausgefallene Namen, unzählige Figuren, wechselnde Schauplätze und ein Geheimagent mit ausländischem Akzent machen es zunächst schwer in der Geschichte Fuß zu fassen. Die ganzen schrägen Namen erfordern einiges an Konzentration, um die Vielzahl an Personen auseinanderzuhalten, so dass dies zu Lasten des Genusses an der Handlung an sich geht.
Die Geschichte besitzt einen für ein Jugendbuch teils sehr unkonventionellen und außergewöhnlichen Humor, es tauchen kautabakwiederkäuende Ziegen darin auf und ein Geheimagent mit einer ausgeprägten Schwäche für Cognacbohnen, was mich zwar sehr zum Schmunzeln gebracht hat, da ich als Kind nur zu gerne an Omas Weinbrandbohnen genascht habe, aber manchen Eltern wird es vielleicht nicht zusagen, wenn in einem Jugendbuch zu sehr einer alkoholischen Nascherei zugesprochen wird, wobei sich die Cognacbohnen im Verlauf der Geschichte noch als äußerst nützlich erweisen ;) Stellenweise ist "Schloss Horrorscu" mehr ein jugendlich geschriebenes Buch für junggebliebene Erwachsene als ein Buch für Jugendliche, denn es waren einige Stellen, die meinen Humornerv getroffen haben, die mir im eigentlichen Zielgruppenalter nicht mal ein Schmunzeln entlockt hätten.
Die Geschichte ist sehr dialoglastig und lebt hauptsächlich von Situationskomik und Wortwitz. Für manchen jugendlichen Leser ist dies wahrscheinlich zuwenig Action und zuviel Interagieren zwischen den Figuren, deshalb meine Empfehlung für ein etwas höheres Lesealter ab 14-16 Jahren.

Aufmachung des Buches:
Die Covergestaltung wirkt sehr düster und mysteriös, spricht womöglich aber ebenfalls eher ein älteres Zielpublikum an als das, für dass dieses Buch eigentlich geschrieben wurde.
Auf dem Einbamd ist nicht direkt ersichtlich, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt, wohl aber durch einen genauen Blick ins Innere des Buches, da sich der Geschichte eine lange Leseprobe zum zweiten Band anschließt.
Der Geschichte vorangestellt ist ein Dramatis Personae mit den Mitgliedern der Verborgenen Gesellschaft und eine Kapitelübersicht.

Fazit:
Knappe 4 Bewertungspunkte für eine sehr schräge und irrwitzige Geschichte mit einer Unzahl verrückter und ausgefallener Ideen, die Lust auf mehr macht, aber das Potential, das in ihr steckt, leider noch nicht voll ausschöpfen konnte.

Reiheninfo:
Die Verborgene Gesellschaft 1: Schloss Horrorscu
Die Verborgene Gesellschaft 2: noch ohne Titel und Erscheinungstermin

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2013
Forslin, Liselotte

Junk Food - Aber richtig!


ausgezeichnet

Selbstgemacht wird Junk Food zwar auch nicht unbedingt gesünder, aber auf jeden Fall leckerer und man weiß, was man isst!
Wer kennt nicht die Lust auf eine fettige Pizza oder einen sündhaft süßen und kalorienreichen Nachtisch? Liselotte Forslin hat ihrer Liebe zu Junk Food dieses Buch gewidmet und nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die verschiedenen Junk Food-Küchen der Welt:
Neben klassischen Gerichten wie Hamburger, Pommes, Hot Dogs und Pizza, findet man in dem Buch auch Vertreter der orientalischen oder mexikanischen Küche wie Kebab, Falafeln oder Tacos, Süßes wie Donuts und Banana Split oder Basics wie Ketchup und Mayonnaise. Mit diesem Buch kann man sein Junk Food wirklich von der Brot-/Brötchenbasis bis zur Sauce komplett selbst zubereiten.

Das mit "Speisekarte" übertitelte Inhaltsverzeichnis ist untergliedert in:
* Einladung
* Hamburger
* Texmex
* Pizza
* Sandwich
* Wurst
* Kebab und Falafel
* Frittiertes
* Salat
* Süßes
* Zutaten
* Register
Im Anhang befindet sich zudem ein alphabetisches Rezeptregister übersichtlich auf einer Seite, so dass eine Suche nach bestimmten Gerichten entfällt.

Für die Zubereitung der einzelnen Rezepte ist eine gewisse Grunderfahrung beim Kochen erforderlich. Manche Mengeangaben erscheinen zunächst ungenau oder fehlerhaft, da bei den Saucen die Endmenge angegeben ist und im Rezept nicht explizit erwähnt wird, wieviel reduziert werden muss, so dass die Zutatenliste zunächst zu viel erscheint. Oder bei den Pommes steht keine genaue Zeitangabe für das Frittieren, da Liselotte Forslin einige Angaben durchaus auch mal dem persönlichen Geschmack überlässt. So mag ja manch einer seine Pommes gerne etwas knuspriger als der andere.

Das Layout ist ein Augenschmaus! Wer es gerne Retro und im American Style mag, wird sich in dieses Buch ganz unabhängig von der Rezeptauswahl verlieben: Papier und Fotos wirken leicht old-fashioned, die arrangierten Gerichte wirken nicht überkandidelt, sondern machen Lust darauf sie nachzukochen, da sie zwar lecker aussehen, aber durchweg den Eindruck vermitteln, dass man sie nachbereiten kann ohne eine Kochausbildung gemacht zu haben.
Beilagen oder Saucen zu einzelnen Gerichten sind immer groß auf der jeweiligen Rezeptseite mit Angabe der Seitenzahl im Buch ausgewiesen, so findet man zum Beispiel beim Krabbencocktail einen Querverweis zum Thousand-Island-Dressing oder beim Banana Split zum Grundrezept für Eis.
Jedes Kapitel wird von einem Text der Autorin eingeleitet, die Rezepte werden ausführlich mit Zutatenliste, Zubereitungsschritten und einem Foto des fertigen Gerichts fast immer auf einer kompletten Doppelseite vorgestellt.

Das Buch beinhaltet zwar "nur" 50 Rezepte, die Ausstattung des Buches und der unschlagbare Preis entschädigen aber mehr als genug für diese überschaubare Rezeptauswahl, ganz davon abgesehen, dass wir uns es gespart haben Post-Its an einzelne Rezepte zu kleben, da wir das Buch von vorne bis hinten nachkochen wollen und einen guten Anfang mit durchweg gelungenem Ergebnis haben wir bereits gemacht. Die Anschaffung lohnt meiner Meinung nach allein schon für den weltbesten Krautsalat und weil die Aufmachung so retro-tastisch ist!!!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2013
Sutherland de la Cruz, Susana

Der Huträuber


ausgezeichnet

am Anfang
steht nur ein einsamer Zylinder auf einer Seite
ZU VERKAUFEN

"Der Huträuber" behandelt in poetischen und ausdrucksvollen Bildern und einer zurückgenommenen und trotzdem ausdrucksstarken Sprache die Verantwortlichkeit der Menschen gegenüber ihren Mitbewohnern auf dem Planeten Erde.
Zunächst wirkt die Geschichte verspielt und versponnen, wir sehen wehende Notizzettel, Menschentrauben, Hüte, die vom Wind von ihren Köpfen getrieben werden und pURZELBäumE schlagenD VERSCHWinden...
In welchem Märchen sind wir hier gelandet, ein jeder ruft nach einem Huträuber und versucht seine Kopfbedeckung wieder zu erhaschen. Doch, wer war der Dieb?

ES WAR EIN GROSSER SCHRECKLICHER MANN MIT RIESIGEN HÄNDEN!
Nein, nein... das war ein Geist!
Ich habe ein Monster gesehen mit zweihundert Köpfen!

Schneller, als es manch einem erwachsenen Vorleser klar wird, bemerkt der kleine Mitleser die Kraft und Aussagekraft der zarten Bilder aus der Feder Rafael Vivas', dass die geraubten Hüte nur eine Metapher für die zerstörten und verlorengegangenen Lebensraum der Tiere sind. Nach einer Feuersbrunst bringt jedoch ein ganz besonderer Regen neuen Lebensraum, Nistplätze, und Hoffnung für die heimatlosen Tiere.

Obwohl die Seiten des Buches zunächst klar und überschaubar wirken, durch den dezenten Farbeinsatz von Rafael Vivas und die geringe Tiefe der Bilder, steckt auf den zweiten Blick viel mehr dahinter. Bildkomposition und Schriftsatz lassen nicht nur in, sondern auch zwischen den Zeilen der Geschichte lesen. In der Zusammenstellung, dass sehr kleine Kinder der angedachten Zielgruppe gemeinsam mit ihren Eltern oder Erziehern dieses Buch anzusehen und sich vorlesen lassen, bietet sich hier jede Menge Gesprächsstoff durch die unterschiedlichen Perspektiven, von denen aus dieses Buch betrachtet wird. Welche Elemente lösen welche Wirkung auf die Vorlesenden oder die Zuhörenden aus, welche Gedanken und Gefühle bewirken die Bilder bei Kindern und welche bei Erwachsenen? Auch erzählen nicht nur die Schrift und die Bilder an sich, hinter der Anordnung und der Verwendung unterschiedlicher Typographie verbergen sich ebenfalls Aussagen.

Dem Weg ans Ende ist manchmal schwer zu folgen, Naturkatastrophen beschweren die Reise, Verlust und Trauer begleiten den Weg. Aber am Ende steht pure Geborgenheit und spätestens an dieser Stelle sollte allen kleinen und großen Lesern dieser Geschichte klar sein, wie wichtig unsere Verantwortung gegenüber der Natur und unseren Mitbewohnern auf dem Planeten Erde ist.

VERKAUFT
und bewohnt

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2013
Michaelis, Antonia

Nashville oder Das Wolfsspiel


sehr gut

Svenja zieht zum zweiten Semester ihres Medizinstudiums nach Tübingen in ihre erste eigene Wohnung. Dort findet sie - auf dem Kopf im Küchenschrank stehend - einen verwahrlosten, stummen Jungen, den sie nach dem Aufdruck seines T-Shirts "Nashville" nennt. Obwohl sie schon genug Probleme mit den alltäglichen Schritten in die Selbstständigkeit hat, kann und will sie den Jungen nicht abgeben. Keiner scheint ihn zu vermissen und die wenigen Versuche, die sie startet, Hilfe bei sozialen Einrichtungen zu suchen, kommentiert der Junge dadurch, dass er mühsam errugenes Vertrauen wieder verliert und sich in sich zurückzieht. Also fügt sich Svenja in ihre Rolle als Ziehmutter und versucht den Jungen und sich so gut es geht durchzubringen. Als einige Tage später eine unbekannte weibliche Leiche im Wald gefunden wird, geht es jedoch nicht mehr nur um einen obdachlosen Jungen, sondern um ein Spiel um Leben und Tod. Die Frau im Wald bleibt nicht lange die einzige Leiche in Tübingen...

Tatsächlich ist "Nashville" das erste Buch für mich von Antonia Michaelis und ich muss mich in jedem Fall den vielen begeisterten Stimmen anschließen, die ihren Umgang mit der Sprache loben. Ihre Erzählweise ist tatsächlich sogartig und poetisch, selbst, wenn sie ganz alltägliche Szenen beschreibt oder nichts sonderlich Spektakuläres geschieht. Besonders gut kommt diese beinahe magische Fähigkeit zum Vorschein, als die den Abend schildert, an dem Svenja und ihre Freunde das "Wolfsspiel" spielen, das für den Titel des Buches Pate gestanden hat.
Im ersten Viertel des Buches waren die Beschreibungen allerdings ab und an zu ausführlich oder doppelt und dreifach ausgeführt, zum Beispiel was Svenjas Haare betrifft oder ihre Lieblingsklamotten. Vielleicht erschien mir das aber auch nur deshalb so extrem, da ich nach der Umwerbung des Buches als Thriller früher mit einem Spannungsanstieg gerechnet hatte. Doch die erste Hälfte des Buches gleicht mehr einer interessanten Milieustudie über die Menschen am Rande unserer Gesellschaft: den Obdachlosen. Eine düstere Stimmung und Spannung setzt erst langsam ein, nachdem in Tübingen die erste unbekannte Leiche gefunden wird und sich eine zunächst gesichtslose Gefahr enger und enger um Svenja und Nashville zusammenzieht. Die Geschichte wirkt stellenweise richtig gespenstisch, wenn man mit Svenja oder den Obdachlosen in den dunklen, nächtlichen Ecken Tübingens unterwegs ist und ich konnte mich bis zum Ende nicht definitiv für einen Täter entscheiden.
Sehr gut gefallen haben mir außerdem die Darstellung von Vertrauen und Freundschaft in diesem Buch. Die Autorin zeigt, dass es sehr lange dauert, bis sich Vertrauen aufgebaut, dafür aber in Sekundeschnelle wieder zerstört werden kann. Auch das - gute - Freundschaften auf einer Basis von Geben und Nehmen beruhen sollten.
Viele Dinge im Handlungsablauf scheinen schwer realisierbar, man sollte sie als Metaphern mit märchenhaften Zügen sehen und sich nicht daran festklammern, dass es kaum im Bereich des Möglichen liegt, dass ein junges Mädchen in einer unbekannten Stadt fast alleine mit ihren geringen mitteln einen obdachlosen Jungen durchbringen kann abseits aller öffentlichen Einrichtungen und Ämter.
Unnötig übertrieben und unreflektiert finde ich leider den Anteil der Szenen körperlicher Liebe und den Umgang der jungen Erwachsenen mit Alkohol und Drogen.
Ein Clou ist in jedem Fall der Aufbau von Prolog und Epilog, die eigentlich gleich sind und sich nur in der Ausführlichkeit unterscheiden. Der Prolog gibt ein Rätsel auf, dass durch die Handlung und die zusätzlichen Aussagen im Epilog erklärt wird.

"Nashville" ist für mich mehr eine spannende Milieustudie als ein Thriller. Die Altersempfehlung würde ich persönlich zwei Jahre höher ansetzen, da den jüngeren Lesern die Reflexion des Umgangs mit Alkohol und Drogen fehlt und der ausufernd beschriebene Anfang einiges an Durchhaltevermögen bedarf, bis das Buch in der zweiten Hälfte zum Pageturner mit erschüttertem Ende wird.

8 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.07.2013
Blanco, Noelia

Im Garten der Pusteblumen


ausgezeichnet

Das Cover des Bilderbuches "Im Garten der Pusteblumen" dürfte den einen oder anderen Betrachter an das ebenfalls im Mixtvision Verlag erschienene "Die große Wörterfabrik" erinnern, und das kommt nicht von ungefähr, da beide Geschichten von Valeria Docampo illustriert wurden. Wer "Die große Wörterfabrik" liebt, wird sein Herz auch an "Im Garten der Pusteblumen" verlieren, denn wiederum sind Docampos Illustrationen traumhaft schön und die Fantasie und Poesie von Noelia Blancos Geschichte steht dem Reichtum und dem Zauber von Agnès de Lestrade märchenhaften Erzählungen - der Autorin der Wörterfabrik und "Danas Uhrwerk" - in nichts nach:

Die Schneiderin Anna wohnt im Tal der Windmühlen, doch die Windmühlen stehen still. Denn am dem Tag, als die Perfekten Maschinen kamen, hörten die Menschen auf zu wünschen, denn es war ja alles perfekt...

'Man musste nur auf einen Knopf drücken, um den perfekten Moment zu erleben, den perfekten Nachtisch zu essen, den perfekten Freund zu haben...'

... und da die Menschen darüber alles vergaßen, sogar die alten Mühlen und den Wind, hörte dieser auf zu blasen. Aber in einigen Herzen schlummern noch Wünsche, so auch in dem der Schneiderin Anna, und als ihr Herzenswunsch auf den eines anderen trifft, verschlägt es sie in den Pusteblumengarten, wo die Dorfbewohner ihre Wünsche wünschten vor der Ankunft der Perfekten Maschinen und dank der Umsetzung ihres Traumes, an dem sie trotz Rückschlägen hartnäckig festhält, kommt der Tag, an dem die Windmühlen anfangen sich wieder zu drehen...

Wer hat sich als Kind nicht etwas gewünscht, wenn eine Sternschnuppe vom Himmel fiel oder wenn er die kleinen Schirmchen einer Pusteblume davongeblasen und ihren lustigen Tanz im Wind beobachtet hat. Als Erwachsener nimmt man sich viel zu wenig die Zeit für diese Art der Wunschverwirklichung, die mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf geschieht, die jeder Logik entbehrt und vielleicht doch dazu führt, dass ein Herzenswunsch in Erfüllung geht, weil man sich mit jeder Faser seines Wesens danach sehnt und sich auch von Stillständen oder Rückschlägen an der Durchführung nicht hindern lässt. Die mit Herzblut und Ausdauer umgesetzten Wünsche sind viel kostbarer als die "durch einen Knopfdruck" erfüllten, die hier von den Perfekten Maschinen symbolisiert werden, da ihre Umsetzung mit mehr Zeit und Einsatz verbunden ist und unser Herz daran hängt.
Obwohl die Szenen in diesem Buch teilweise düster von den Farben angelegt sind, verängstigen sie nicht, sondern bezaubern durchweg mit dem kindlich-verspielten Stil Valeria Docampos. Zudem besitzt sie die beinahe magische Fähigkeit selbst schummrige Bilder zum Leuchten zu bringen. Es scheint, als male sie nicht mit Farben, sondern mit Licht. Da leuchten nicht nur die Buchseiten, sondern auch die Augen und das Herz des Betrachters.

Das Buch ist wunderschön und traumhaft und gehört in das Regal jeden Lesers, der das Wünschen noch nicht verlernt hat!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.