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... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

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Insgesamt 1258 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2019
Haselier, Rainer G.;Fahnenstich, Klaus

Microsoft Office 2019 - Das Handbuch


ausgezeichnet

Alle Office-Möglichkeiten auf 936 Seiten. Na ja, fast alle...

Ein Schwergewicht unter der Sekundärliteratur zum Office-Pakte von Microsoft. Sowohl vom physikalischen Gewicht. Kein Wunder bei der Seitenzahl. Zu der noch das sehr umfangreiche, nach den verschiedenen Programmen unterteilte Inhaltsverzeichnis mit 20 Seiten sowie das nicht minder umfangreiche Stichwortverzeichnis mit seinen 23 Seiten hinzuaddiert werden müssten.
Wie umfangreich die von den beiden Autoren zusammengetragenen Informationen sind, wird auch klar, wenn man sich die Seitenzahl und die für die Fliesstexte in einer Schriftgrösse von 9 oder10 Punkten anschaut. Ein paar Listen, beispielsweise die Angabe der POP3- und IMAP-Parameter für die verschiedenen in Deutschland vertreten Anbieter von E-Mail-Servern wird die Schriftgrösse noch ein wenig weiter reduziert. Ohne diese Reduzierung auf eine relativ kleine, aber immer noch gut lesbare Schrift wäre aus dem Werk wahrscheinlich ein 1.200-Seiten dicker Wälzer geworden.

Die Struktur, die Logik im Aufbau des Buches orientiert sich weitgehend an den einzelnen Anwendungsprogrammen. Also ein in sich weiter strukturiertes Kapitel zu Word, ein anderes zu Excel etc.
Manche Features werden aber auch in einem separaten Buchteil erklärt. Einfach weil diese Programm übergreifend identisch sind und überall gleich zu bedienen sind. Was in jedem Programm des Office-Paketes einheitlich zur Verfügung steht sind die 'Designs'. Die beiden Autoren wenden immerhin acht Seiten auf, um die Geheimnisse um Designs verständlich zu erklären.

Nahezu alles wird mit Unterstützung zahlreicher leider nur in Schwarz/Weiss wiedergegebenen Bildschirmabbildungen verdeutlicht.

Ich finde nur wenige allerdings auch sehr gut versteckte Features, die die verschiedenen Programme bieten. Besser gesagt, genau diese finde ich nicht. Zum Beispiel die von Excels 'Autoausfüllkästchen' gebotene Möglichkeit, einen Zelleintrag, gleichgültig ob Text, Zahl, Formel oder Funktion, einfach durch einen Doppelklick auf das Autoausfüllkästchen so weit vertikal nach unten ausfüllen zu lassen, wie sich in der Spalte direkt links oder rechts daneben Zellinhalte befinden.
Beim Einstellen der Breite einer Spalte in einer Excel-Tabelle habe ich vergeblich den Hinweis gesucht, dass ein Doppelklick auf die rechte Spaltentrennlinie der Spalte, die auf die so genannte 'optimale Breite' eingestellt werden soll, der einfachste und schnellste Weg ist, diese 'optimale Breite' von Excel automatisch einstellen zu lassen. Die Erklärungen der Autoren zu Spaltenbreitenänderung sind nicht falsch. Allerdings wird ein sehr umständlicher Weg erklärt.

Aus meinen mehr als 30 Jahren Erfahrung in zahllosen Seminaren mit zigtausend Teilnehmern ist mir auch bekannt, worüber die Teilnehmer meistens stolpern, was sich aber recht einfach erklären lässt. Und was in diesem Buch fehlt. Beispielsweise Sinn und Zweck der Möglichkeit, allen Outlook-Elementen (Mails, Aufgaben, Termine, Kontakte) Kategorien zuzuordnen. Der Sinn und Zweck dieser Kategorienzurodnung wird so nebenbei mit 5 Zeilen sprödem Zeilen erklärt. Etwas mager.

Was ich noch in keinem noch so dicken und umfangreichen Handbuch zu Office gefunden habe und somit auch hier nicht, ist eine schlüssige Erklärung, was bei Outlook die 'Verküpfungen' im Ordnerbereich links aussen für einen Sinn haben sollen.

Sehr schön hingegen sind die stellenweise zu findenden Hinweise, welches Feature in welcher Office-Version eingeführt, geändert wurde. Oder von Microsoft ersatzlos gestrichen wurde.

Fazit: das Buch könnte noch an einigen Stellen noch anwenderfreundlicher verfasst werden. Dennoch wurde der Begriff "Das Handbuch" zu Recht verwendet. Es handelt sich um ein (fast) vollständiges Handbuch.

Bewertung vom 12.08.2019
Schetar, Daniela

Baedeker Reiseführer Sachsen


ausgezeichnet

Das Einzige was fehlt ist ein Wörterbuch Sächsisch - Deutsch...

In der bekannten seit dem Relaunch der Baedekers bekannten und praktischen Aufmachung liegt jetzt der aktualisierte, vom Aufbau her auch besser handhabbare Baedeker zum Freistaat Sachsen vor. Selbstverständlich werden darin auch die Touristenmagneten Dresden und Leipzig ausführlich beschrieben. Alleine Dresden hat einschliesslich der vielen Farbfotos, der doppelseitigen Querschnittzeichnungen des Zwingers, der Frauenkirche oder des kommentierten Stadtplanauszuges 40 Seiten abbekommen (soweit ich richtig gezählt habe). Auf das Kapitel zu Leipzig entfallen deren 25. Ebenfalls inklusive diverser Farbfotos und einem doppelseitigen Schaubild zur Völkerschlacht bei Leipzig.

Die Einwohner von Kamenz, Oschatz oder Mittweida werden es mir verzeihen. Aber auch diese sehens- und besuchenswerten Städtchen, die mir bis dato völlig unbekannt waren, werden geschildert.

Zu jeder der in alphabetischer Reihenfolge aufgeführten Städte, Naturwunder, Burgen und Schlössern sind natürlich Hinweise zu Restaurants, Hotels von Luxus bis hin zu Pensionen und teilweise auch zu Unterkünften für Rucksacktouristen zu finden.
Sieben Vorschläge zu Rundfahrten, bei denen zwischen rund 70 und knapp mehr als 200 Kilometer zu fahren sind geben dem Besucher die Möglichkeit, von dem Freistaat möglichst viel kennen zu lernen. Die beigelegte Strassenkarte (1:270.000) ermöglicht es, sich auch ohne elektronischen Helfer namens Navigationsgerät zu orientieren.

Im letzten, 'Hintergrund' genannten Teil erfährt der Baedeker-Laser viel Interessantes zu den Landschaften, Geschichte, Kunst und Kultur, zu bekannten gebürtigen Sachsen wie Johann Sebastian Bach, Gert Fröbe, Erich Kästner, Gotthold Ephraim Lessing, Karl May oder Herbert Wehner.

Was ein Broiler ist, wird sich mittlerweile auch bei den Wessis rumgesprochen haben. Und das 'ei verbibbsch' als sächsisches 'na sowas' ist fast schon zur Redensart geworden. Skatspieler werden auch mit einer 'Lusche' etwas anfangen können. Aber bei 'biedschen' (einen trinken) oder 'Plinse' hört es dann doch langsam auf.
Insofern wäre ein Wörterbuch doch noch was Nettes gewesen.

Bewertung vom 12.08.2019
Richter, Heinz A.

Die Griechen im Osmanischen Reich 1913-1923


ausgezeichnet

Hervorragend recherchiert und BELEGT!! Und damit nachprüfbar!

Ausnahmsweise beginne ich bei der Bewertung des Buches bei den letzten Seiten: alleine die Bibliographie umfasst 10 (in Worten: zehn!) Seiten. Mit diesen Quellenangaben ist es jedem interessierten Leser möglich, die von Heinz A. Richter zusammengetragen Fakten über die Vertreibung der und den Massakern an den Griechen, von den Osmanen in voller Absicht 'Umsiedlung' genannt, zu überprüfen.
Der Autor geht neben diesen Massakern mit hunderttausenden von den Türken ermordeten griechischen Opfern auch auf den Völkermord der Türken an den Armeniern ein. Dieser geplante Genozid, sei es durch Hungermärsche, die mit Absicht durch möglichst unwegsames Gelände, ohne Verpflegung, ohne Wasser über Gebirgskämme geführt wurden, kostete laut Gustav Stresemann nach einem Gespräch mit Enver Pascha die Zahl der ermordeten Menschen auf 1.000.000 bis 1.500.000 das Leben. Diese Zahlenschätzung vermerkte Gustav Stresemann in seinem Balkan-Tagebuch: „Armenier-Verminderung 1–1½ Millionen“.
Die Schätzungen, etwas anderes als Schätzungen ist mangels einer konkreten Erhebung der Bevölkerungszahlen in der damaligen Zeit nicht möglich, gehen hinsichtlich der ermordeten griechischen Bevölkerung auf 500.000 bis 1.500.000 Menschen aus.
Um diese Bevölkerungsteile massakrieren zu lassen und so eine möglichst durchgängig dem Islam zugehörige türkische Bevölkerung zu realisieren, wurden die Gefangenen aus den türkischen Gefängnissen frei gesetzt. Weil sich auf diese Weise von türkischer Seite fälschlich behaupten liess, das Osmanische Militär habe die Massaker veranstaltet.

Der Autor belässt es nicht bei dem Zeitraum von 1913 bis 1923. Er geht auch, natürlich erneut mit entsprechenden Nachweisen, auf den Krieg zwischen Griechenland und der Türkei, der zwischen 1919 und 1922, also nach dem Ende des Ersten Weltkrieges geführt wurde, ein. Er erläutert die bis heute andauernden Streitigkeiten zwischen Griechenland und der Türkei wegen einiger Inseln und natürlich der unter dem Meeresboden vermuteten Bodenschätze. Wobei der Autor auch den stark anzuzweifelnde Begründungen der Türkei für diese Streitigkeiten nachgeht.
Heinz A. Richter erläutert, nachprüfbar, was sonst, wie es zu den gewaltsamen, von den Türken und den Griechen mit militärischen Kräften geführten Auseinandersetzungen auf Zypern kam. Die zu der bis heute von Truppen der UNO überwachten Teilung Zyperns führte.

Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Eine gute Portion an Englischkenntnissen ist hilfreich. Denn der Autor gibt viele Zitate zahlreicher führender westlicher Politiker, Kirchleuten, Geheimdienstmitarbeiter, Botschafter der westlichen Länder im Originalwortlaut, also in englischer Sprache wieder.

Der Vertrag von Lausanne wurde 1923 zwischen der Türkei sowie Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Griechenland, Rumänien und dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen geschlossen. Mit diesem Vertrag konnte die Türkei die Bestimmungen des nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Vertrags von Sèvres teilweise nach ihren Vorstellungen revidieren.

Zitat, Seite 184:
"Als Erdogan 2017 Athen besuchte, sprach er davon, dass der Vertrag von Lausanne revisionsbedürftig sei und begründete dies mit den in Westthrakien lebenden Türken. Offensichtlich ist im die Zusammensetzung dieser Moslems unbekannt.
Bislang sind dies verbale Zänkereien, aber niemand kann garantieren, dass Erdogan nicht ausrastet und zur Tat schreitet und z.B. versucht, eine der Türkei nahe liegende Insel zu besetzen. ...
In jüngster Zeit scheint Erdogan wieder einen EU-Beitritt anzustreben. Wie er dies mit dem ungelösten Konflikt mit Griechenland vereinbaren will, ist wohl sein Geheimnis. Da er weiß, dass ein EU-Beitritt vor einer Lösung des Konfliktes

Bewertung vom 10.08.2019
Frey, Carina

Pflegefall - was tun?


ausgezeichnet

Beizeiten lesen beruhigt - zumindest etwas

Aus eigener Erfahrung: Oma, 89 Jahre alt und bis dahin noch sehr selbständig, kocht selbst, hält selber ihren Haushalt in Ordnung usw. wollte Blumen auf der Terrasse giessen. Stolpert auf einer Treppenstufe, fällt - und von jetzt auf nachher ein 100iger Pflegefall. Die Damen auf der Sozialstation des Krankenhauses waren zwar durchaus hilfreich. Aber alles, was es zu beachten gilt, wo wofür bis wann eine Unterstützung erbeten oder wegen der Gesetzeslage angefordert werden kann, mitzuteilen, dazu fehlte schlicht die Zeit.

Wer sich auf alle Fragen und Punkte, die nach solch einem jederzeit möglichen Ereignis, vorbereiten will oder muss, findet auf den etwas mehr als 170 Seiten die notwendigen Antworten.

Der Aufbau des Buches ist logisch, zwei Mindmaps zu Beginn, das umfangreiche Inhalts- sowie das Stichwortverzeichnis erleichtern die gezielte Suche nach Antworten.

Carina Frey verrät auch die möglichen in Anspruch zu nehmenden Leistungen, von denen allgemein wenig Kenntnis verbreitet ist: finanzielle Unterstützung bei einem notwendigen Bad-Umbau, soweit die Pflege zu Hase durchgeführt werden kann. Die Möglichkeit, eine ausländische Pflegekraft, die eine 25/7-Betreuung zu übernehmen bereit ist, zu beschäftigen. Und worauf dabei unbedingt geachtet werden muss. Soweit ein berufstätiger Angehöriger die Pflege übernimmt, bis zu sechs Monate berufliche Auszeit zu nehmen. Und viele weitere Hinweise.

Auch über die Dinge, die möglichst schon vor Eintritt des Pflegefalles unbedingt zu regeln und schriftlich zu fixieren sind, von Patienten- über Betreuungsverfügung bis hin zu Vorsorgevollmacht und Testament gibt es die notwendigen Hinweise.

Wer sich noch weiter informieren will oder muss: im Anhang werden viele Adresse (natürlich einschlieslich der Internetadressen) aufgeführt, bei denen eventuell noch ausführlichere Informationen zu bekommen sind. Die mühsame und zeitintensive Recherche im Netz auf eigene Faust lässt sich so umgehen. Und die damit eingesparte Zeit für dringend notwendige wichtigere Sachen verwenden.

Bewertung vom 07.08.2019
Kershaw, Ian

Achterbahn


ausgezeichnet

Wer Europa verstehen will, muss dieses Buch lesen!

Unter 'Europa' ist nicht nur die EU mit ihren (Regulierungs-) Behörden zu verstehen, sondern 'Europa' als Kontinent, in dem durch die katastrophalen Ereignisse des Ersten sowie des Zweiten Weltkrieges ein Kontinent geschaffen werden konnte, auf dem zahlreiche Nationen mit ihrer unterschiedlichen Historie, mit ihren vielen Sprachen, mit ihren verschiedenen Staatsvölkern friedlich zusammen leben. Sei dem Ende des Zweiten Weltkrieges und bisher auf jeden Fall.

In einem gut zu lesenden, sehr verständlichen Sprachstil zeichnet Ian Kershaw die Entwicklungsgeschichte mit ihren Fortschritten und auch Rückschlägen von den Anfängen mit der Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, kurz Montanunion aus dem Jahr 1951/1952 über die EWG zur EU. Mitsamt aller 'Quertreibereien'. Bei denen sich die Briten schon seit Jahrzehnten mit ganz besonderen Meriten auszeichnen.

Es geht aber ebenso um die Diktaturen in Süd-Europa, Portugal, Spanien, Griechenland, Rumänien, Bulgarien etc., Es geht um das Auseinanderbrechen der ehemaligen Sowjetunion, die Rolle der verschiedenen sowjetischen Politiker von Stalin über Chruschtschow, Breschnew über Gorbatschow, Jelzin bis zu Putin. Aber ebenso über die Rolle der US-amerikanischen Politiker bei der Umsetzung der Interessen der USA.

Dass bei alldem auch Frankreich, die besondere Situation der skandinavischen Länder oder der DDR nicht zu kurz kommen, versteht sich von selbst. Auch das andauernde politische 'Chaos' in Italien, der Zerfall von Titos Jugoslawien mit dem jahrelangen Balkan-Krieg faktisch vor der Haustüre wird ausführlich erklärt.
Die Krise, besser gesagt der immer noch herrschende Krieg in den Ost-Gebieten der Ukraine, die Rolle der Türkei, die Auswirkungen des weltweiten islamistischen Terrors (und dessen Ursachen, an denen vornehmlich die USA und deren gegründeten 'Koalition der Willigen' massgeblich beteiligt sind, wird nachvollziehbar erklärt.

Zum Schreibstil des Autors nur ein Zitat von Seite 712. Es geht um das Abkommen zwischen der EU und der Türkei, mit dem der Zustrom von Heimatvertriebenen, also Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan und weiteren Ländern über die Mittelmeer-Route Türkei - Griechische Inseln zu unterbinden. "Der Vereinbarung haftete mehr als nur ein Hauch von Heuchelei an, erleichterte er den Druck auf Europa doch dadurch, dass ein Land bestochen wurde, das in puncto Menschenrechte und Rechtsschutz weit von den in der EU geltenden Standards entfernt war."
Weiter auf der Folgeseite: "Ein Preis, den die EU für das Abkommen mit der Türkei zu zahlen hatte, war die ungesunde Abhängigkeit von einem Land, das Dschihadisten in Syrien unterstützt hatte, bei Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit eine zweifelhafte Bilanz aufwies - wie die Massenverhaftungen von Zehntausenden Menschen nach dem Putschversuch von 2016 belegten - und sowohl immer autoritärer als auch immer »islamischer« wurde.


Stichwort 'Nachvollziehbarkeit': auch als regelmässiger Zuschauer der Nachrichtensendungen wie Tagesschau, Tagesthemen, ZDF heute und wie sie alle heissen, als Leser einiger überregionaler Tageszeitungen fällt es zeitweise schwer, die (Hinter-) Gründe für viele Konflikte in Europa (Balkankrieg, Ukraine, Krim, um nur ein paar zu nennen) oder das Erstarken der AfD vor allem in Ost-Deutschland, den starken Trend nach politisch rechts in Ungarn, in Polen, in Italien etc. zu verstehen.

Wer die Aussagen, die Feststellungen von Ian Kershaw überprüfen will, sollte sich keinen Zwang antun. Die Ausgewählte Bibliographie umfasst nahezu 24 in kleinerer Schrift gesetzte Seiten.

Nach der Lektüre dieses Werkes blickt man deutlich klarer durch die europäische Gemengelage.

Bewertung vom 06.08.2019
Sorges, Jürgen;Berger, Christine

Baedeker Reiseführer Mecklenburg-Vorpommern


ausgezeichnet

Meeklenburch oder umgangssprachlich auch Meck-Pomm ist nicht nur flach, sondern schön!

Die Landschaft, wegen der vielen Seen auch 'größte Badewanne Deutschlands' genannt, besteht aus weitaus mehr als den bekannten Kreidefelsen Rügens, der autofreien Insel Hiddensee oder der Müritz, dem grössten See als Teil der Mecklenburgischen Seenplatte. MV ist auch deutlich mehr als Rostock, Schwerin und Stralsund.

Es ist eine zu Unrecht mit negativen Assoziationen in Verbindung gebrachte Landschaft, die einen Urlaub wert ist. Ohne unbedingt in einen Flieger steigen zu müssen. Die Distanz Hamburg - Stralsund (nahe der Ostseeküste etwa in der Mitte zwischen der westlichen und der östlichen Grenze von Mecklenburg-Vorpommern) beträgt rund 280 Kilometer, die Frankfurter haben 760 km zu absolvieren. Und bei den Münchnern zeigt der Tacho nach knapp neun Stunden Autofahrt rund 860 Kilometer mehr auf.

Für Alle, die MV nicht nur mit dem angeblich grössten Strandkorb der Welt, der anlässlich des G8-Gipfels im Jahr 2007 durch die Weltpresse ging, für Alle die MV nicht nur den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhage oder mit den Wahlergebnissen der AfD in Verbindung bringen, sondern eine in weiten Teilen naturbelassene oder der Natur zurück gegebenen Landschaft als Urlaubsziel suchen, bietet dieser Baedeker eine Fülle an Informationen. In gewohnter, in bewährter Art und Weise. Natürlich auf den aktuellen Stand gebracht und nach dem Relaunch der Baedekers in der seitdem bekannten Aufmachung. Sprich fest angebrachtes Gummiband aussen rum, welches als Lesezeichen genutzt werden kann. Auf der letzten Seite Platz für persönliche Notizen. Eine beiliegende Strassenkarte im Massstab 1:275.000, die unter Umständen sogar beim Bewältigen von empfehlenswerten Radtouren behilflich sein kann.

Für die motorisierten Tourenfahrer werden zu Beginn dieses Reiseführers sechs Strecken vorgeschlagen. Voraussichtliche Dauer zwischen mindestens 2 bis mindestens 4 Tagen. Schliesslich gibt es viel zu sehen. Fahrstrecken jeweils und in Etwa zwischen 280 und 500 Kilometern. Nach dem Genuss dieser Touren ist der bereiste Teil vom Mecklenburg-Vorpommern genussvoll bekannt geworden.

Apropos Genuss: selbstverständlich sind zahlreiche Hinweise zu Hotels, sonstigen Unterkünften, Restaurants zu finden. Museen, Schlösser, deren es insgesamt mehr als 2.000 gibt (!), einige davon im Zuge der Renovierung zu Hotels geworden, Naturdenkmäler etc. Eben alles, was dem halbwegs kundigen Reiseführer-Kenner im Zusammenhang mit Baedeker einfällt.

Die Städte, Ortschaften, Sehenswürdigkeiten werden nach ihrem Namen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt und erläutert. Wobei nahezu jede Beschreibung nicht nur durch nette Farbfotos illustriert wird. Die kleine Karte mit dem markierten 'Standort' des Ortes in MV erleichtert auch die gedankliche Orientierung darüber, wo sich was befindet.

Um es zu wiederholen: Mecklenburg-Vorpommern ist mehr als Ostsee und Strandkorb. MV ist einen Urlaub wert. Vielleicht auch zwei. Oder drei?