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Lisega

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Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2013
Goosen, Frank

So viel Zeit (Hörbestseller), 4 Audio-CDs


sehr gut

„Liegen lernen“ 25 Jahre später: Hat Frank Goosen in seinem Debütroman noch vom Erwachsenwerden in den frühen 80ern erzählt, so lässt er diese Generation in „So viel Zeit“ in die Midlife-Crisis schlittern. Die Schulfreunde Konni, Rainer und Bulle sind Mitte vierzig, schlagen sich mit jeder Menge privater Probleme herum und haben sich an ihren Doppelkopfabenden außer Floskeln über Fußball eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Bis ihnen in ihrer Unzufriedenheit die Idee kommt, ihren alten Jugendtraum von einer Rockband wieder zu beleben. Mit dem jüngeren Doppelkopf-Freund Thomas und dem aus Berlin geholten Klassenkameraden Ole wird „Mountain of Thunder“ gegründet und die Party zum 25-jährigen Abi-Treffen aufgemischt… Als Buch hätte mich die zwar nette, aber doch etwas belanglose Geschichte über diese bemitleidenswerten Mittvierziger wohl nicht interessiert. Aber als gekürzte Lesung mit Frank Goosen ist „So viel Zeit“ wirklich sehr unterhaltsam. Dem Autor merkt man seine Sympathie für seine Protagonisten an, er liest lebhaft, bringt sowohl Lacher als auch nachdenklich stimmende Szenen sehr gut rüber und versteht es, die Hörer für seine Geschichte zu begeistern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2013
Mia Wasikowska,Michael Fassbender,Judi Dench

Jane Eyre


ausgezeichnet

Diese neueste Adaption des viktorianischen Klassikers „Jane Eyre“ ist trotz vieler Freiheiten gegenüber der literarischen Vorlage von Charlotte Brontë sehr gelungen und für jeden Fan anspruchsvoller Literaturverfilmungen absolut zu empfehlen.
Jane Eyre, die als Waisenkind von ihrer Tante in das strenge, bigotte Internat Lowood abgeschoben wird und später als Gouvernante auf dem Landsitz Thornfield Hall landet, ist eine starke Heldin: Äußerlich unscheinbar, ist sie intelligent, durchaus leidenschaftlich und trotz ihres Leidenswegs selbstbewusst und mit innerer Größe ausgestattet. Mia Wasikowska verkörpert die junge Frau perfekt, mit kleinsten Gesten und subtilsten Regungen in ihrem ausdrucksvollen Gesicht vermag sie das Gefühlsleben Janes darzustellen. Auch die zweite Hauptrolle, Janes Arbeitgeber Mr. Rochester, der in ihr eine Seelenverwandte entdeckt und sich in vielen Wortgefechten auf Augenhöhe in die Gouvernante verliebt, ist mit Michael Fassbender toll besetzt. Zwar sieht er eigentlich für diese Figur zu gut aus, er spielt aber mit so einer starken virilen Ausstrahlung dass klar wird, warum Jane von ihm fasziniert ist.
Der Schwerpunkt dieser Verfilmung liegt ganz klar auf der Beziehung der beiden, die Kindheitserlebnisse Janes und die Details einiger Handlungsstränge werden auf das Nötigste reduziert oder ganz weggelassen (z.B. ihre Förderin Ms. Temple, die verwandtschaftliche Beziehung zu St. John Rivers). Gut, dass die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt und das Knistern zwischen diesem Liebespaar in jeder Szene zu spüren ist. Auch die Nebenrollen sind mit Judi Dench als Mrs. Fairfax, Sally Hawkins als Tante Reed und Jamie Bell als St. John Rivers hochkarätig besetzt, und die Schauplätze – der düstere Landsitz Thornfield Hall, die trostlose Moorlandschaft – und die Musik untermalen die Atmosphäre der Geschichte perfekt. Alles in allem eine wirklich tolle Verfilmung dieses Klassikers.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2013
Koch, Herman

Angerichtet


ausgezeichnet

Die Rahmenhandlung von Herman Kochs Bestseller „Angerichtet“ ist ganz harmlos: Zwei Brüder treffen sich mit ihren Frauen in einem vornehmen Restaurant, um über ihre Kinder zu sprechen. „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, zitiert der Ich-Erzähler Paul Lohman aus Tolstois Anna Karenina. Natürlich zählt er sich, seine Frau Claire und Sohn Michel zu den glücklichen Familien, während er an seinem Bruder Serge, einem aufstrebenden Politiker, kein gutes Haar lässt und auch dessen Familie (seine Frau Babette, den leiblichen Sohn Rick und den schwarzen Adoptivsohn Beau) kritisch sieht. Doch wie unzuverlässig Paul als Erzähler ist, welche Abgründe sich auch in seiner Familie auftun und dass Serge als moralische Instanz viel eher taugt als die drei anderen am Tisch, offenbart sich dem Leser erst nach und nach. Koch erzählt raffiniert, lässt von einem Kapitel zum nächsten immer mehr Informationen über die Gründe des Abendessens und die Protagonisten heraus und konfrontiert seine Leser mit einem ziemlich düsteren Bild gutbürgerlicher Familien. Nicht nur das, was die Jungs Michel und Rick getan haben, ist schrecklich, sondern auch, wie ihre Eltern damit umgehen. Dem Buch ist ein Zitat aus dem Tarantino-Film „Reservoir Dogs“ vorangestellt – welchen Bezug diese pessimistische Gewaltorgie um Vertrauen und Verrat zu einem niederländischen Familiendrama hat, wird beim Lesen klar.

10 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2013
Neffe, Jürgen

Darwin


ausgezeichnet

Auf diese spannende Wissenschaftsreportage bin ich durch eine GEO-Artikelserie aufmerksam geworden. Das Buch bietet nicht nur einen unterhaltsamen Bericht über Neffes siebenmonatige Reise zu den einstigen Stationen der Beagle und Darwins Exkursionen, sondern führt auch kenntnisreich in die Evolutionsgeschichte ein – von den Anfängen bis zur Gegenwart und darüber hinaus. Denn immerhin hat der junge Darwin auf seiner abenteuerlichen Reise rund um die Welt, die fünf Jahre dauerte – von Amazonien nach Patagonien, vom Galápagos-Archipel auf die Cocos-Inseln über Tahiti und Tasmanien - Erkenntnisse erlangt, die er in einem der bedeutendsten Bücher der Biologie, "The Origin of Species", zusammenfasste. Jürgen Neffe versteht es einerseits, seine Reise schillernd zu beschreiben und sinnvoll mit Zitaten aus Darwins Buch zu kontrastieren, andererseits kann er auch gut verständlich wissenschaftliche Zusammenhänge erklären. Charles Darwin war am Ende seiner historischen Reise überrascht, "wie viele wahrhaft gutherzige Menschen es gibt". Jürgen Neffe kann auch ein positives Fazit ziehen: "Zu den seltsamsten Resultaten meiner Reise gehört eine optimistischere Sicht auf die Zukunft meiner Spezies als vor meiner Abfahrt."

Bewertung vom 14.03.2013

Die Tribute von Panem - The Hunger Games


ausgezeichnet

Suzanne Collins dystopische Trilogie „Die Tribute von Panem“ war weltweit ein Mega-Erfolg, entsprechend groß waren die Erwartungen der Fans an die Verfilmung des ersten Teils – meine auch. Manche Buchkenner mögen enttäuscht sein, für mich zählt „The Hunger Games“ aber eindeutig zu den gelungenen Literaturverfilmungen. Die bedrückende Zukunftsvision des Buches – Nordamerika besteht nach einem Krieg aus 13 Distrikten, zwölf davon müssen jedes Jahr zwei Jugendliche in gladiatorenähnliche Kämpfe auf Leben und Tod schicken – ist visuell perfekt umgesetzt, der Gegensatz z.B. zwischen dem grauen Alltag in Distrikt 12 und dem grell-artifiziellen Leben im Kapitol könnte nicht deutlicher dargestellt sein. Auch die Arena wurde grandios in Szene gesetzt, aber v.a. tragen den Film natürlich die hochkarätigen Schauspieler, und hier ist allen voran Jennifer Lawrence als kämpferische Katniss perfekt besetzt. Eine tolle Umsetzung, man darf auf Teil 2 gespannt sein!

21 von 27 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2013
Schwarzmann, Martina

Wer Glück hat kommt


ausgezeichnet

„Es muss oam a amoi was wurscht sei kenna“: Auch in ihrem vierten Programm „Wer Glück hat, kommt!“ erzählt Martina Schwarzmann mit tiefschwarzem Humor aus dem bayerischen Landleben, macht an kleinen, komischen Alltagsszenen Lebensweisheiten fest und betrachtet das Weltgeschehen in ihren meist skurrilen Liedern aus ungewohnten Blickwinkeln, wie z.B. in „Urlaub in da Wasserlacha“. Die Schwarzmann mag mit ihrer Klampfe, den streng zurückgekämmten Haaren und der Streberbrille noch so brav ausschauen, ihre Texte sind frech und witzig und stecken oft voller hinterfotzigem Humor. Ganz egal, ob sie mit ihrem lässigen Charme Kindheits- und Jugenderlebnisse aus Überacker zum Besten gibt („Greislig aber voller Hoffnung“), über Nachbarn ablästert („Der Laubbläserbesitzer“) oder wilden Fantasien freien Lauf lässt („Des ded mi moi jucka“), dieses Musik-Kabarett ist wirklich immer lustig und macht einfach Spaß!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2013
Diverse

Shaun das Schaf - Ein Bad mit Tücken


ausgezeichnet

Endlich gibt es weitere wollig-witzige Abenteuer mit dem frechen Wuschelkopf Shaun! Die neuen Episoden bieten wieder viel Abwechslung: In der titelgebenden Folge versucht die Schafherde, ein Planschbecken aufzublasen, dann will der Farmer die Scheune der Schafe in ein schickes Wohnhaus verwandeln („Baustelle“), oder er kann eine Kokosnuss nicht knacken, woraufhin Shaun und seine Freunde mit den verschiedensten Methoden ebenfalls versuchen, die Nuss zu öffnen. Das ist genauso amüsant wie ihr Versuch, Hofhund Bitzer beim Fensterputzen zu helfen. Kurzum: Aardman hat mit diesen sieben neuen Folgen wieder einmal beste Unterhaltung für die ganze Familie geschaffen. Die mit liebevoller Sorgfalt angewandte Stop-Motion-Technik finde ich nach wie vor einfach zauberhaft, und der Ideenreichtum der Macher überrascht stets aufs Neue. Als besonderen Bonus gibt es noch vier tierisch-lustige Sportfilmchen in den Disziplinen BMX-Rennen, Gewichtheben, Hindernislauf und Trampolinspringen, die zu den Olympischen Sommerspielen in London geschaffen wurden – einfach genial ;-)

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2013
Steinbeck, John

Tortilla Flat


sehr gut

"Tortilla Flat" ist eine Hommage John Steinbecks an die Außenseiter seiner kalifornischen Heimat. In den Hügeln von Monterrey, inmitten von Pinienwälder stehen ein paar einfache Holzhütten – die Paisano-Siedlung Tortilla Flat, Heimat von Landarbeitern, Männern und Frauen mit spanischen, indianischen und kaukasischen Wurzeln. Abseits der "normalen" bürgerlichen Gesellschaft leben sie hier in den Tag hinein. Im Mittelpunkt des Romans stehen Danny und seine Freunde, mehr oder weniger sympathische Taugenichtse und Vagabunden, zwar hilfsbereit, aber meistens betrunken oder in kleine Kämpfe verwickelt. Steinbeck zeichnet ein nostalgisches, von eigenen Erfahrungen geprägtes Bild dieser freiheitsliebenden Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen. In vielen humorvollen Episoden und mittels einer lyrischen Sprache entführt er die Leser in die fremde Welt von Tortilla Flat, verherrlicht diese aber keineswegs und schließt die 17 Kapitel mit einem tragischen Ende.

Bewertung vom 26.02.2013
Capus, Alex

Reisen im Licht der Sterne


ausgezeichnet

Ich mag (fast) alle Bücher des Schweizer Schriftstellers Alex Capus. Seine Sprache, sein Stil und sein Umgang mit historischen Persönlichkeiten, v.a. die gekonnte Verknüpfung von Fakten und Fiktion, gefallen mir außerordentlich gut. Auch der Roman "Reisen im Licht der Sterne" ist sehr gelungen. Es geht um Robert Louis Stevenson, den berühmten Autor der "Schatzinsel", der seine letzten Lebensjahre auf Samoa verbrachte. Capus geht der Frage nach, warum sich der lungenkranke Schriftsteller ausgerechnet im tropischen Klima niedergelassen hat. Seine Vermutung: Stevenson hat auf einer Nachbarinsel tatsächlich einen Piratenschatz gesucht. Ob er ihn je gefunden hat? Capus kann diese Frage nicht beantworten, aber seine gesammelten Indizien, die Beschreibung des Lebens des Stevenson-Clans auf Samoa, und die zahlreichen Exkurse über andere (allesamt erfolglose) Schatzsucher in der Südsee sind äußerst kurzweilig. Eine spannende Geschichte: auch wenn man - wie ich - "Die Schatzinsel" nie gelesen hat, packt einen das Fieber der Schatzsuche!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.