Benutzer
Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2014
Morgowski, Mia

Alles eine Frage der Technik


ausgezeichnet

Es kriselt in der Beziehung zwischen Nella Johannsen und Dr. Paul Rosen. Paul arbeitet nur noch, der Umbau und die Modernisierung der Praxis, der neue Anti-Aging-Bereich und der abzuzahlende Kredit beherrschen seine Gedanken. Da bleibt wenig Zeit für Nella. Eigentlich gar keine Zeit. Sogar ihren Geburtstag hat Paul vergessen. Klar, dass Nella unglücklich ist.
Hinzu kommt, dass Nellas Secondhand-Boutique mit Cafébereich zwar gut läuft, sie sich aber eine Veränderung wünscht und gerne etwas Neues ausprobieren möchte. Sie weiß nur nicht, was dies sein könnte.
Als Paul dann überraschenderweise eine Woche Urlaub in Portugal bucht, sieht Nella Licht am Ende des Tunnels. Sie freut sich auf herrlich romantische Tage voller Zweisamkeit – doch dann kommt alles anders. Denn Paul hat ihr verschwiegen, dass es sich bei diesem Urlaub um einen Golfkurs handelt und er eigentlich doch wieder nur seine Praxis im Sinn hat…

„Alles eine Frage der Technik“ ist das erste Buch, dass ich von Mia Morgowski gelesen habe und ich wurde bestens unterhalten. Der frisch-fröhliche Schreibstil der Autorin macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.

Mia Morgowski lässt Nella und Paul die laufende Geschichte abwechselnd erzählen. Sehr interessant, weil man so zu den Ereignissen die jeweiligen Gedanken und Meinungen der beiden Hauptdarsteller präsentiert bekommt. Diese Gedanken und Meinungen befinden sich allerdings irgendwie auf ganz verschiedenen Umlaufbahnen. Eine Annäherung scheint ausgeschlossen. Gar nicht schön für Nella, aber sehr amüsant für den Leser.

Paul ist ein Workaholic. Außerdem ist er nicht nur stur und von sich und seinem Standpunkt überzeugt, er ist auch feige. Um einer Diskussion mit Nella aus dem Weg zu gehen, gaukelt er ihr vor, einen romantischen Urlaub gebucht zu haben und stellt sie dann mit dem Golfkurs vor vollendete Tatsachen. Damit nicht genug, er wundert sich dann auch noch, dass Nella nicht vor Freude platzt.

Mit jeder Seite habe ich mehr mit Nella mitgelitten und mich ein ums andere Mal gefragt, was sie eigentlich mit diesem Kerl will.
Auf alle Fälle ist klar: Damit diese Beziehung wieder glücklich wird, muss jemand Paul wachrütteln, damit er Nella als die liebenswerte Frau wahrnimmt, die sie ist. Nur ist das leider leichter gesagt, als getan und bis es endlich passiert, ist es für ein Happy End fast zu spät.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich habe mich prima amüsiert und konnte mich herrlich über Paul und seine Ansichten aufregen.

Bewertung vom 12.08.2014
Aderhold, Rolf

Welfengold


sehr gut

Hannover 1966. Der Kunsthistoriker und Abenteurer Jarre Behrend organisiert Schatzsuchen. Da es ihm bereits gelungen ist, gestohlene bzw. im Zweiten Weltkrieg verschwundene Kunstwerke wiederzufinden, ist der britische Colonel Daniel Kendrick-Wales auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn engagiert. Der Vater des Colonels wurde kurz nach dem Krieg ermordet, nachdem er als verschollen geltende Teile des Welfenschatzes entdeckt hatte. Anhand der privaten Aufzeichnungen des toten Majors machen sich Jarre und der Colonel auf, den Schatz zu finden. Doch die beiden sind nicht die Einzigen, die Interesse an den kostbaren Stücken haben…

„Welfengold“ lässt sich angenehm zügig lesen. Dank der guten Beschreibungen von Zeit und Orten war ich ruckzuck mittendrin im Geschehen.
Es sind besonders die Schauplätze, die mich in diesem Krimi begeistert haben. Rolf Aderhold nimmt den Leser mit in den Harz und führt ihn an Orte, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang standen. Vor allem die Ruinen des Werks Tanne, eine ehemalige Sprengstofffabrik am östlichen Stadtrand von Clausthal-Zellerfeld, wird zur Bühne für die Akteure.

Der Autor schickt sympathische Protagonisten ins Rennen. Jarre Behrend hat Freude an seinem Beruf und kann andere mit seinem Wissen und seiner Art begeistern – es hat mir großen Spaß gemacht, ihn bei diesem Abenteuer zu begleiten. Anna Winter hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Sie lässt sich nicht in eine vorbestimmte Rolle pressen, ist gewieft, voller Tatendrang und unterstützt Jarre ausgezeichnet. Allein ihr familiärer Hintergrund wirkte auf mich ein wenig zu konstruiert.

Auch die auf Jarre & Co. angesetzten Bösen werden von dem Autor sehr gut und vor allen Dingen glaubwürdig dargestellt. Sie sind skrupellos und kaltblütig und folgen den Anweisungen ihres Auftraggebers blind. Während Oberst Leonid Leonow jedoch nur von seiner Wut gelenkt wird und meist unbeherrscht reagiert, ist Leutnant Lew Tzarkas sehr kontrolliert in seinem Handeln und plant jeden Schritt genau.

Rolf Aderhold lässt zahlreiche geschichtliche Begebenheiten und interessante Hintergründe rund um den Welfenschatz und zum Werk Tanne in die laufende Handlung einfließen – Historie, spannend verpackt und durchweg kurzweilig erzählt.

Mir hat dieser Ausflug in die 1960er Jahre sehr gut gefallen. Ich habe von Orten und Ereignissen erfahren, die mir noch nicht bekannt waren und wurde dabei sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 25.07.2014
Grießer, Anne

Das Heilige Blut


ausgezeichnet

Mainz/Dürn 1391. Die zu Unrecht des Diebstahls bezichtigte Fronika Rißenbach kann dank der Hilfe eines Unbekannten aus dem Kerker fliehen und macht sich auf zu ihrem Großonkel Heinrich Otto nach Dürn. Heinrich Otto ist Leutpriester der Stadt und Fronika hofft bei ihm eine Anstellung als Magd zu bekommen. Das Mädchen kann im Pfarrhaus bleiben. Doch der Priester ist krank und bevor er wenige Tage nach Fronikas Ankunft stirbt, erleichtert er sein Gewissen und erzählt ihr von einem versteckten Altartuch…

Anne Grießer hat in „Das Heilige Blut“ die historischen Ereignisse rund um das Blutwunder von Walldürn mit einer lebhaften fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verwoben.

Der fesselnde Erzählstil von Anne Grießer hat mich sofort in das Geschehen hineingezogen, schnell bin ich mittendrin in einer Welt aus Glaube und Aberglaube, Habgier, Missgunst und Mord. Mit ihren detailreichen Beschreibungen und ausführlichen Schilderungen hat die Autorin ein interessantes Bild des späten 14. Jahrhunderts geschaffen, und es hat mir großen Spaß gemacht, Fronika durch diese für sie aufregende und gefährliche Zeit zu begleiten.

Die junge Küchenmagd ist anfangs von den Dingen, die um sie herum geschehen, ziemlich eingeschüchtert, tritt aber im Verlauf der Handlung immer energischer auf, stellt Fragen und beharrt auf Antworten. Eine Entwicklung, die mir gut gefallen hat, weil sie sehr glaubwürdig dargestellt wird.
Fronika begegnet ganz unterschiedlichen Menschen und merkt schnell, dass sie nicht jedem trauen kann, der ihr über den Weg läuft. Nicht nur einmal muss das Mädchen erleben, dass der erste Eindruck von einem Menschen durchaus täuschen kann.
Den fahrenden Reliquienhändler Kuntz lernt Fronika als dreckigen Halunken kennen, der freundliche Jakob von Fulda rettet ihr das Leben, Pfarrer Philipp Eugen präsentiert sich als sehr unangenehmer Zeitgenosse, Boppo ist ein lustiger Kerl, die Nonne Anna reagiert garstig, als Fronika ihr helfen will. Wer meint es ehrlich? Wer ist gefährlich?
Anne Grießer versteht es sehr geschickt, auch den Leser in dieses Verwirrspiel miteinzubeziehen. Man weiß irgendwann nicht mehr, wer vertrauenswürdig ist und wer nicht.

Die Geschichte bleibt bis zum Schluss fesselnd, zahlreiche Überraschungen und Wendungen lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Ein großartiger historischer Roman, der für spannende Lesestunden sorgt.

Bewertung vom 24.07.2014
Sturm, Andreas M.

Leichentuch


ausgezeichnet

Dresden. Burkhard Eichler wird an Heiligabend in seinem Auto ermordet. Einsetzender Schneefall legt sich wie ein Tuch über den Wagen und nimmt die Sicht auf die Leiche. Erst mehrere Tage später wird der Tote entdeckt.
Noch bevor Hauptkommissarin Karin Wolf von diesem Mordfall erfährt, bekommt sie es mit einem ganz anderen Problem zu tun: René Witkowski, ein Schwerverbrecher, den Karin vor anderthalb Jahren verhaftet hat, ist die Flucht aus der JVA gelungen. Und Karin weiß: Witkowski sinnt auf Rache…

Andreas M. Sturm versteht es ausgezeichnet, den Leser einzufangen und die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Dabei hat es mir außerordentlich gut gefallen, dass es dem Autor gelingt, grausame Szenen zu beschreiben, ohne ins blutige Detail zu gehen.

„Leichentuch“ ist für mich nach „Albträume“ der zweite Fall, den ich mit den Kommissarinnen Karin Wolf und Sandra König erlebt habe und wieder hat mich der Autor mit seinem Dresdner Ermittlerduo begeistert.

Karin ist sachlich, routiniert, manchmal impulsiv und aufbrausend, gerne auch mal biestig. Mit ihrer guten Menschenkenntnis kann sie ihr Gegenüber hervorragend einschätzen, sie beobachtet ihre Umgebung immer genauestens und kann ihren Instinkten vertrauen. Eine äußerst toughe Frau. Umso mehr hat es mich fasziniert, dass der Autor es schafft, Karins Furcht vor Witkowski so glaubwürdig zu vermitteln. Obwohl Karin für sich selbst beschließt, sich von einem Kriminellen nicht unterkriegen zu lassen, spürt man neben ihrer Wut auf Witkowski ganz deutlich ihre Angst. Eine Angst, die durch einen Verräter in den eigenen Reihen noch gesteigert wird.
Sandra ist ein Technik-Freak und eigentlich immer hungrig. Sie lässt sich von niemandem etwas sagen und hat auf alles eine Antwort.
Die Zusammenarbeit der beiden Ermittlerinnen funktioniert prima – ein richtiges Team. Es macht Spaß, Karin und Sandra bei ihren Nachforschungen zu begleiten. Besonders, weil der Autor ihnen einen trockenen Humor in den Mund gelegt hat, es wird gefeixt, gefrotzelt, geflachst.
Tatkräftige Unterstützung bekommen Karin und Sandra von Heidelinde Grün. Heidelinde ist freundlich, pflichtbewusst und anfangs sehr zurückhaltend. Mit ihrer ruhigen Art ergänzt sie das Team vortrefflich.

Der Spurensuche im Mordfall Eichler ist knifflig. Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, weitere Morde geschehen. Der Autor lässt die Kommissarinnen und damit auch den Leser lange Zeit im Dunklen tappen. Man kann prima über Täter, Motive und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln. Besonders das Spekulieren über die undichte Stelle bei der Polizei ist spannend, weil Andreas M. Sturm ganz geschickt mal den einen mal den anderen Kollegen von Karin in den Fokus rückt.

„Leichentuch“ ist ein fesselnder Krimi, der sich angenehm zügig lesen lässt und mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 23.07.2014
Hodgson, Mona

Wer braucht schon einen Mann?


ausgezeichnet

Cripple Creek 1896. Der Wanderprediger Tucker Raines ist nach Cripple Creek gekommen, um die Eishandlung seines schwer erkrankten Vaters zu übernehmen. Nicht Tuckers einzige Sorge, denn er musste seine psychisch kranke Schwester in einer Klinik in Kalifornien zurücklassen.
Nach dem unmoralischen Angebot eines Dozenten verlässt Ida Sinclair die Handelsschule in Portland und macht sich früher als geplant auf den Weg nach Colorado, um sich wie ihre Schwestern Kat und Nell in Cripple Creek niederzulassen. Dort hofft Ida auf eine Anstellung im Büro von Mollie O’Bryan, einer forschen, zielbewussten Frau, die sich in der von Männern beherrschten Welt der Börsenmakler und Investoren etabliert hat. Ida ist fest entschlossen, es Mollie nachzutun und will eine erfolgreiche Geschäftsfrau werden.
Auf der letzten Etappe ihrer Reise lernt Ida den charmanten Anwalt Colin Wagner kennen, der sie aus einer unangenehmen Situation befreit. Gerade an ihrem Ziel aus dem Zug gestiegen, spießt Ida Tucker Raines fast mit einer Hutnadel auf. Doch da Ida nur ihr berufliches Vorankommen im Sinn hat, hat sie weder für den einen noch für den anderen Mann einen Blick übrig… oder?

Mona Hodgson wartet in „Wer braucht schon einen Mann“ mit einer tollen Wildwest-Atmosphäre auf. Der Roman kommt sehr heiter und liebenswürdig daher und hat eine große Portion Romantik im Gepäck. Doch die Autorin hat auch einige ernste Themen geschickt in die Handlung eingeflochten.
Zentrales Thema ist die Rolle der Frau in der Arbeitswelt. Die Menschen begegnen sich in dieser Geschichte meist mit großem Respekt und mit schon fast übertriebener Höflichkeit. Doch Ida muss auch eine andere Seite kennenlernen. Sie und Mollie werden mit abschätzigen Blicken bedacht und müssen mit Anfeindungen zurechtkommen, denn nach damaliger Auffassung hatte eine Frau an der Börse der Minengesellschaften nichts zu suchen. Die ehrgeizige Ida versucht dennoch, sich zu behaupten und muss erleben, wie skrupellos die Geschäftswelt sein kann.
Die Autorin macht im Verlauf der Handlung auch deutlich, wie sehr die Schere zwischen arm und reich in der Goldgräberstadt auseinander klafft und zeigt nebenbei auf, dass die reichen nicht unbedingt auch die glücklichsten Menschen in der Stadt sind.

Mona Hodgson spricht die Themen nicht nur an, sondern wirft auch aus christlicher Sicht einen Blick auf die Probleme und lässt Tucker Raines der Frage nachgehen, wie Gott die Dinge wohl sehen würde.

Die Autorin schickt wunderbare Charaktere ins Rennen. Sie kann deren Wesen und Eigenheiten sehr gut vermitteln, so dass ich alle Akteure schnell kennengelernt habe und bestens mit ihnen mitfühlen konnte.
Ida packt ihr Leben mit einer gewissenhaften, enthusiastischen Entschlossenheit an, dass man sie einfach gern haben muss.
Tucker, der seine eigenen Wünsche zurückstellt, um seine Familie zu unterstützen, ist mir schnell ans Herz gewachsen. Die zeitweilige Verzweiflung über seine schwierige Lage konnte ich gut nachvollziehen.
Colin, von dem erfolgreichen, geschäftstüchtigen, adretten Anwalt konnte ich mir schnell ein Bild machen.
Mollie, die mir imponiert hat, auch wenn sie mit ihrem Tun weit über das Ziel hinausschießt.
Kat und Nell, die ihren Platz als achtbare Bürgersfrauen in Cripple Creek gefunden haben und ihre große Schwester unterstützen, auch wenn sie nicht alles gutheißen, was Ida macht.
Otis Bernard, einfach nur gutherzig, ein wundervoller Mensch.
Und natürlich die spitzbübische Vermieterin Hattie Adams, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, jedes unverheiratete Mädel unter die Haube zu bringen.

Auch wenn ich frechere Dialoge und mehr Wortwitz erwartet hatte, hat mir „Wer braucht schon einen Mann“ sehr gut gefallen - ein herrlicher Liebesroman.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2014
Siebenthal, Rolf von

Höllenfeuer


ausgezeichnet

Liestal. Dr.Michael Brunner wird grausam ermordet – er verbrennt bei lebendigem Leib in seiner Villa. Kripo-Chef Heinz Neuenschwander nimmt mit seinem Team die Ermittlungen auf. Den plötzlich auftauchenden Journalisten Max Bollag speist er mit wenigen Informationen ab. Das Bollag bei der Aufklärung des Falls eine große Rolle spielen wird, ahnt Neuenschwander zu diesem Zeitpunkt noch nicht…
Während Bollag seine Reportage über den Brand schreibt, wird ihm eine Nachricht zugespielt, die seine Neugierde weckt: der vor vielen Jahren verschwundene und mutmaßlich ertrunkene Tarik Kaymaz soll am Leben sein…

Rolf von Siebenthal hat mir in „Höllenfeuer“ alles geboten, was zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Die Geschichte wird flüssig und interessant erzählt. Spannung wird rasch aufgebaut und bleibt durchgehend auf einem hohen Niveau. Außerdem haben mir zahlreiche im Handlungsverlauf auftauchende Fragen und einige unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe gegeben.

Es geht sehr lebhaft zu in diesem Krimi. Mehrere, anscheinend voneinander unabhängige Handlungsstränge, eine Vielzahl an Personen, oft wechselnde Perspektiven und diverse Nebenhandlungen - überall passiert etwas, immer wieder gibt es interessante Begebenheiten, neue Erkenntnisse und Informationen. Trotz der Fülle an Details gelingt es mühelos, den Überblick über das gesamte Geschehen zu behalten, weil alles sehr gut durchdacht ist und sich nach und nach schlüssig miteinander verbindet.

Besonders gut gefallen hat mir die sehr vielschichtige Handlung. Man ist nicht nur bei den Ermittlungen im Fall Brunner dabei, sondern erlebt auch alles andere, was die Akteure beschäftigt, sehr intensiv mit.
Sei es nun Max Bollags Hickhack mit seinem Chef in der Redaktion des „Tagblatt“ oder seine private Beziehung zu der Bundesrätin Petra Mangold.
Oder Mangolds Schwierigkeiten mit diversen Attacken einer fanatischen Gruppierung und ihr Ärger mit einigen Politikerkollegen.
Kripo-Chef Neuenschwander macht nicht nur der knifflige Mordfall Probleme, auch er hat im persönlichen Bereich eine wichtige Entscheidung zu treffen.
Außerdem hält das Rätselraten um das Verschwinden des 3-jährigen Tariks vor 17 Jahren die Ermittler und den Leser in Atem.

Das Baselbiet wird von Rolf von Siebenthal prima in Szene gesetzt, Land und Leute werden toll beschrieben. Eine gut dosierte Verwendung des Schweizer Dialektes - Neuenschwander flucht in Mundart – rundet das Leseerlebnis ab.

„Höllenfeuer“ ist ein durchweg spannender Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat.

Bewertung vom 14.07.2014
Niedermayr, Sabine

Die Beschützerin der Erde


sehr gut

Die 23-jährige Elise greift beherzt ein, als ein alter Mann auf einen Bahnhof von zwei zwielichtigen Kerlen überfallen wird. Daraufhin wird Elise selbst angegriffen und stürzt durch die Attacke vom Bahnsteig auf die Gleise. Als sie später im Krankenhaus aufwacht, bemerkt sie plötzlich unglaubliche Fähigkeiten an sich, die sie in die Lage versetzen, anderen Menschen auf ungeahnte Weise zu helfen…

Sabine Niedermayr startet ihren Roman „Die Beschützerin der Erde“ mit einem kurzen Prolog, einer Legende über die Herrscher von Licht und Dunkelheit. Damit hat die Autorin eine ganz wunderbare Grundlage für die Dinge geschaffen, die im Folgenden passieren.

Schon nach wenigen Seiten war ich mittendrin im Geschehen. Mit Elise schickt Sabine Niedermayr eine selbstlose, mutige Hauptfigur ins Rennen - schnell gelingt es, mit der jungen Frau mitzufühlen und mitzufiebern. Elise nutzt ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten, um für andere da zu sein und ihnen zu helfen, bzw. sie zu retten.
Mit Jeff betritt eine sehr rätselhafte Figur die Bühne. Obwohl er sich als Gutmensch präsentiert, Elise in der Ausübung ihrer neuen Fähigkeiten bestärkt und sie unterstützen will, bin ich lange Zeit nicht aus seinen wirklichen Absichten schlau geworden und auch Elise ist sich ganz und gar nicht sicher, inwiefern man ihm vertrauen kann. Sehr spannend!

Die Autorin verzichtet von Anfang an auf allzu viel Drumherum, der Fokus liegt durchweg auf dem Entdecken und Kennenlernen der verblüffenden Veränderungen und dem Anwenden der neuen, eindrucksvollen Fähigkeiten – leider! Denn ich bin ein großer Freund von ausführlichen Beschreibungen und detaillierten Schilderungen und die kommen mir in dieser Geschichte einfach zu kurz. Ganz besonders am Anfang hätte ich die „normale“ Elise gerne etwas näher kennengelernt, etwas mehr über ihren Alltag und ihr Umfeld erfahren. Eine umfassendere Darstellung der Ereignisse und Erlebnisse im Verlauf der Handlung hätten das Miterleben dieser neuen Welt, in die Elise buchstäblich geworfen wird, noch um einiges intensiver für mich gemacht.

„Die Beschützerin der Erde“ ist eine fesselnde Geschichte, die sich angenehm flott lesen lässt und die mich sehr gut unterhalten hat. Am Ende des Buches wartet Sabine Niedermayr mit einem Schluss auf, der mich überrascht hat, mit so einem Ausgang der Geschichte habe ich nie und nimmer gerechnet. Wow.

Bewertung vom 09.07.2014
Beto, Isabel

Korallenfeuer


ausgezeichnet

Mahé, 1811. Noëlle lebt als Sklavin auf der Insel. Als ihr Onkel Hugo bei einem Unfall schwer verletzt wird und kaum Hoffnung auf Rettung besteht, macht sie sich auf, um den Arzt des in der Bucht ankernden französischen Schiffes um Hilfe zu bitten…

Isabel Beto wartet in ihrem Roman „Korallenfeuer“ mit einer tollen Mischung aus Abenteuer, Romantik, Spannung und einer Prise Humor auf und zeichnet ein umfassendes, vielschichtiges Bild der Seychelleninsel Mahé im frühen 19. Jahrhundert.

Es gelingt Isabel Beto hervorragend, dem Leser den Zauber der Inselgruppe vor dem afrikanischen Kontinent näher zu bringen. Man spürt auf jeder Seite die Begeisterung der Autorin für die Seychellen, denn sie erzählt ganz fantastisch sowohl von der einzigartigen Natur wie auch von der Kultur, Geschichte und Politik der Inseln, wobei besonders der Zwist zwischen Franzosen und Engländern um die Vorherrschaft hervorgehoben wird.

Eine große Rolle spielt neben den Schrecken der Sklaverei auch die Medizin der damaligen Zeit, die sich noch nicht wirklich gegen die scheinbar heilenden Kräfte des Aberglaubens durchsetzen konnte.

Die Akteure werden von Isabel Beto allesamt lebendig und bildhaft dargestellt, besonders das Schicksal und die Erlebnisse der beiden Hauptfiguren haben mich sehr schnell gefesselt – ich habe mit ihnen gelebt, geliebt und gelitten. Auch die zahlreichen Nebenfiguren bereichern die Handlung außerordentlich, jeder einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle hervorragend, das Zusammenwirken aller klappt ausgezeichnet.

Die junge Sklavin Noëlle ist als Köchin im Hause Hodoul tätig und hat sich nebenbei als kundige Heilerin im Dorf einen Namen gemacht. Noëlle steckt voller Energie, ist mutig und hat eine eigene Meinung. Sie wird von den Hodouls gut behandelt und anfangs wirkte sie auf mich recht zufrieden in ihrer kleinen Welt, doch Lügen und Intrigen machen ihr im Verlauf der Handlung das Leben schwer.

Seth gibt sich als französischer Arzt Thierry Carnot aus - er verbirgt seine wahre Identität, da in London die Todesstrafe auf ihn wartet. Er beeindruckt durch sein medizinisches Wissen und besonders seine Fähigkeit, Blasensteine entfernen zu können, bringt ihm große Vorteile. In Seth erwacht der Traum, auf der Tropeninsel zu leben und seine jahrelange Flucht über die Weltmeere zu beenden, doch die Schatten der Vergangenheit haben ihn auch auf Mahé fest im Griff.

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch zahlreiche historische Persönlichkeiten diesen Roman, unter ihnen zum Beispiel der gewiefte französische Gouverneur Quéau de Quinssy, der seinen Posten trotz wechselnder britischer und französischer Herrschaft behauptete, indem er, je nachdem, ob englische oder französische Schiffe die Inseln anliefen, den Union Jack oder die Trikolore hissen ließ.

„Korallenfeuer“ lässt sich lockerleicht lesen und hat mir nicht nur einen spannenden, unterhaltsamen Ausflug auf die Seychellen beschert, sondern mir auch einen interessanten Einblick in die Geschichte der Inseln ermöglicht.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.