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Insgesamt 778 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2020
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


ausgezeichnet

Übersichtlich hilfreich!
Fast alle Erwachsenen, vor allem die weiblichen, haben schon mal die ein und andere Diät ausprobiert. Entweder erfolgslos oder mit Erfolg und dann zack - war es wieder auf der Hüfte.
Elisabeth Lange hat mit ihrem kompakten Buch "Die neue Nebenbei-Diät" alles Wissenswerte vereinfacht in ein Buch gepackt und hilft dabei überflüssige Pfunde zu verlieren und das langfristig und mit der notwenigen Veränderung des Essverhaltens, nicht nur für die Diätzeit. Eigentlich genau anders herum, wer die Ernährung verändert, nimmt automatisch ab.
Den Vergleich zum "alten" Buch "Die Nebenbei-Diät" kann ich nicht ziehen, da ich das andere Werk nicht kenne.
Das quadratische handliche Buch macht es einem einfach den ersten Schritt zu machen. Denn selbst wenn man irgendeine Doppelseite aufschlägt und sich Grafiken bzw Bilder mit kurzen Texten durchliest, bleibt schon mal was Wertvolles hängen. Das Buch ist so durchkomponiert, dass man ein Thema pro Doppelseite hat. Klar, macht es Sinn es komplett von vorne nach hinten zu lesen. Ist man dafür zu faul, zu müde...dann ist auch schon mal eine Doppelseite zu lesen ist der Leser eine Erkenntnis reicher.
Und genau DAS macht dieses Buch so überzeugend. Einfache Sprache, leicht umsetzbar, es bleibt hängen und erzeugt keinen Druck sondern gibt einen Abstups sich mal Gedanken zu machen und mal was auszuprobieren. Keine vielen Rezepte und aufwendige Kochanleitungen!
Auch optisch toll aufbereitet mit vielen Fotos, einfach verdaubar auch für das Hirn! ;0)

Bewertung vom 01.12.2020
Monti, Olivia

Sterbewohl (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Pille, Tod und keine Kosten für den Staat!

Momentan explodieren die Kosten der Bundesregierung und die schwarze Null ist in weiter Ferne. Was kann man da tun um den Staatshaushalt zu entlasten? Bingo – die langen und immer länger andauernden Rentenzahlungen sollten gesenkt werden. Die Idee ist simple, man lädt die Rentner zu einem Wellness-Urlaub ein bei dem es „aufklärende Sterbeseminare“ gibt und das offene Angebot eine Pille zum Sterben zu nehmen solange man noch frisch ist und selbst entscheiden kann. Offensichtlich eine Win-Win-Situation.
Dieses krasse Gedankenspiel hat Olivia Monti (Pseudonym von Olivia Kleinknecht) in ihrem neuen Kriminalroman „Sterbewohl“ durchgespielt. Sehr gelungen! Für mich ist es fast mehr ein spannungsgeladener Roman, der ein Schreckensszenario der Zukunft in Deutschland entwirft. Auf den ersten Blick harmlos und selbstbestimmt, aber wer nicht mitmachen möchte bekommt Probleme.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive einer rüstigen Rentnerin geschildert, die gerade mal Mitte 60 ist und eine Einladung zum besagten Urlaub erhält. Sie lebt mit 3 anderen Rentner zusammen, die dem gleichen Schicksal ins Auge schauen. Aber nicht mit den 4! Sie fahren, aber sind investigativ und mit viel Gegenwehr im Einsatz.
Mir hat der Krimi äußerst gut gefallen. Es ist eine makabre dystopische Zukunftsvision, die gar nicht so absurd ist, wenn man die heutigen Zeiten betrachtet. Wie ein Weckruf mehr Wert auf das Miteinander, das Menschliche zu legen. Die Idee ist gut durchdacht und der Krimi zieht einen von Seite zu Seiten weiter in den Bann und man ist einfach ungläubig wie real das Ganze klingt.
Ach, und der Krimi ist keineswegs nur für „ältere Semester“ spannend und interessant. Das ist genderfreie und altersfreie Lektüre für alle, die sich sonst auch gerne mit gesellschaftlichen Dynamiken befassen. Sprich: Jedermann.

Bewertung vom 01.12.2020
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


gut

Montreal – Schaurige Weihnachtzeit.

Mit diesem Thriller können die Feiertage getrost kommen und man muss sich keine Sorgen machen das durch fehlende Verabredungen Langeweile aufkommt! Der franko-kanadische Bestseller von Martin Michaud mit dem Titel "Aus dem Schatten des Vergessens“ spielt hauptsächlich in Montreal. Wer die Stadt kennt wird seine Freude haben an den vielen Plätzen, Orten und Straßennamen die vorkommen. Da ich Montreal noch nicht besucht habe, habe ich mir in der Stadt ab und an den Stadtplan angeschaut und auch die Satellitenfunktion genutzt. Hier wäre ein grober Ortsplan mit Schauplätzen in der Klappbroschüre nett gewesen.
Aber zum Inhalt: Mit diesem Reihenauftakt begegnen wir zum ersten Mal Victor Lessard der die Ermittlungen in diesem Fall, ach, in diesen Fällen aufnimmt. Der Sergent-Détective ist ein Mann mittleren Alters mit Ecken und Kanten, auch ein paar Macken, vor allem eitel und mit einer jüngeren traumhaften Freundin gesegnet. Im krassen Gegensatz dazu steht ihm eine immer futternde Partnerin Jacinthe Taillon zur Seite. Ein in der Tat amüsantes Duo, die sich inhaltlich ergänzen und aufeinander zählen können. Die beiden haben nun mehrere Fälle im Auge, die dann natürlich eine Verbindung haben. Da gibt es einen Anwalt der Hals über Kopf verschwindet, eine tote Psychologin und ein Penner der sich vom Hochhaus stürzt und fremde Brieftaschen bei sich trägt….
Nett zu wissen, dass der Thriller kurz vor Weihnachten startet, also genau richtig momentan!
Sprachlich rund ausgearbeitet und der frankophile Einfluss ist deutlich zu merken, da der Thriller aus dem (kanadisch) Französischen übersetzt wurde. An der ein und anderen Stelle zieht es sich für den Moment, ist aber recht schnell auch wieder überwunden.
"Aus dem Schatten des Vergessens“ enthält alle Elemente die ich mir in einem guten Thriller wünsche: Mehrere Tote, Ungereimtheiten, hohes Tempo, Spannung, Brutalität und Einblick in das Privatleben des Hauptermittlers. Fast schon ein wenig zu klassisch, aber darüber kann man Hinweg sehen.

Bewertung vom 19.11.2020
Harre, Simone

China, wer bist du?


ausgezeichnet

Dieses Buch versucht die Seele Chinas zu ergründen auf seine ganz eigene spezielle Art und Weise. Simone Harre reist seit 2015 regelmäßig in das bevölkerungsreichste Land der Erde und wollte wissen was genau die Chinesen ausmacht und wer sie sind. Das Buch startet mit einer sehr persönlichen Einleitung der Autorin und ebnet den Weg in die einzelnen Geschichten. Simone Harre interviewte (mit zwei verschiedenen Übersetzern) viele interessante Chinesen und verarbeitet diese aber in Fließtexte mit Raum für Interpretation, auch der non-verbalen Kommunikation und zieht das Umfeld mit ein wie auch ihre eigenen Befindlichkeiten. Dadurch entstehen zum einen sehr intensive, persönliche Texte, die sehr respektvolle Portraits Einzelner zeichnet. Was alle Geschichten auszeichnet, dass sie den "Geist der Unterhaltung" transportieren. Man merkt ob das Gespräch holprig war, ob Sympathien vorhanden sind, wie die Stimmung war und das Verständnis lief. Das ist großartig gelungen.
Allerdings treibt Simone Harre schon das zentrales Thema Glück um. Welchen Preis sind die Chinesen gewillt zu zahlen um Wohlstand zu erlangen oder gar Millionäre, ach was Milliardäre zu werden auf Kosten ihrer eigenen Zufriedenheit mit dem Leben? Hier spricht sie immer wieder mit den Einzelnen und bekommt oft die gleichen Antworten nur leicht changierend. Sie ist so oft erstaunt, dass die Chinese ihr Glück für viel Geld gerne links liegen lassen (heute zumindest!).
Erstaunlich fand wie apolitisch das Buch geworden ist. Bei so vielen Begegnungen in einem Land, dass so stark von der politischen Führung abhängt, hätte ich mir solch eine neutrale Berichterstattung kaum vorstellen können. Aber sie schafft es nur die Personen selbst in den Fokus zu rücken.
Es sind zwar einzelne Geschichte, aber aus meiner Sicht in das Buch schon von vorne nach hinten durch kartographiert und es lohnt sich der Anordnung zu folgen. Zumindest streckenweise leitet das eine zum anderen über. Was man aber gut machen kann, ist dieses Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen zwischen anderen Lektüren.
Fazit: Ein Mosaik zusammengesetzt aus einzelnen Portraits, dass uns zeigt wie divers die chinesische Bevölkerung ist. Dieses Buch ist auch ein Schnappschuss der Gegenwart (2015-2019) und eine gute Einstimmung bevor man das Land selbst erkundend (wenn man es wieder darf).

Bewertung vom 16.11.2020
Kolb, Suza

Wunschalarm im Klassenzimmer / Wunschbüro Edda Bd.4


ausgezeichnet

Hokus pokus - wir zaubern mit der Klasse Chaos her?

Auch wenn es hier schon um Band 4 geht des „Wunschbüro Edda“, muss der euch ans Herz gelegt werden! Die große Frage zu Beginn – kann man hier mittendrin in der Reihe einsteigen? Ein klares JEIN. Wir kannten Edda und ihre Freunde bereits aus den ersten Bänden und können daher schlecht sagen wie man hier ohne Vorwissen startet, aber ich persönlich finde es recht eindeutig und man kann gut der Handlung folgen. Spricht, wenn es euch in die Hände fällt: LESEN! Wenn die Entscheidung aussteht, dann startet doch zumindest mit Band 1 in dem das Wunschbüro erklärt wird.
In „Wunschalarm im Klassenzimmer“ geht es wieder munter und kunterbunt weiter wie in den anderen 3 Bänden. Besonders toll an diesem Band der Reihe ist auch die aus meiner Mutter-Brille genderfreie Geschichte. Es kommen alle wild durcheinander vor: laute Mädchen, traurige Jungs, Fußballer, tobende Lehrer und nette Omas. Alles dabei! Charmant ist das Figurenkabinett, weil hier ein ganzer Kiez als Kinderuniversum dient und es heimelich und schön ist! Hätte ich auch gern gehabt! Und dabei ist es so realitätsnahe am Kinderalltag wie nur möglich. Kinder haben im Grundschulalter hier hohes Identifikationspotential, sehr gelungen!
Band 4 handelt von einer Projektwoche in der Schule und letztendlich wird statt langweiliges Töpfern (ja, keine Sorge, auch meine Kinder töpfern und es macht vielen Spaß) eine Zauber-Lern-Woche daraus. Allerdings mit Hindernissen und etwas Kuddelmuddel. Alles drin!
Es ist mit großem Zeilenabstand und großer Schrift gedruckt, wunderbar für alle Kinder, die so ebenen die Erstleserbücher hinter sich gelassen haben! Sprich 2. Klasseniveau zum Selbstlesen. Leichte Sprache und einfache Satzstruktur hilft auch hier. Bebilderung ist gut, hält sich in Grenzen, aber aus meiner Sicht genau richtig.
Kleiner Tipp, wenn das Buch fast zu Ende gelesen ist, sollte man Mandarinen im Haus haben! Jetzt seid ihr gespannt wie ein Flitzebogen, oder?

Bewertung vom 16.11.2020
Michaelis, Antonia

Der Koffer der tausend Zauber


ausgezeichnet

Horizonterweiternd

Es gibt leider noch sehr viele Länder, die kein soziales Auffangnetz für Kinder haben, geschweige den Kindern eigene Rechte einräumen wie es die UN Kinderrechtskonvention vorsieht. Viele Kinder, die durch Schwierigkeiten ihrer Eltern in prekäre Situationen rutschen, werden nicht durch den Staat aufgefangen, sondern landen leider oft auf der Straße - alleine. Diesen sehr bittere Zustand, der in vielen Entwicklungsländern die Norm ist, wird in diesem Kinderroman „Der Koffer der tausend Zauber“ aufgegriffen. Aber keine Sorge! Antonia Michaelis hat es sehr kindgerecht in eine spannende Geschichte eingearbeitet und vermengt Spannung mit Horizonterweiterung.
Der Roman spielt auf Madagaskar und spiegelt die eigenen Erfahrungen der Autorin wider, da sie dort länger mit ihrer Familie lebte und sich für Straßenkinder unermüdlich einsetzt. Nicht nur Ortskenntnis, Flora und Fauna werden detailreich beschrieben, es wurde auch Malagasy eingeflochten (Sprache der Malagassen) und machen den Roman aus meiner Sicht besonders authentisch. Es ist im Text immer schnell klar was es bedeutet, sonst gibt es am Ende ein Glossar.
Ohnehin ist das Buch in kurzen verständlichen Sätzen geschrieben und ist textuell leicht zu erfassen. Was am Ende der Grundschulzeit bei der eigenen Lektüre hilfreich ist. Im Gegensatz dazu stehen die vielen handelnden Personen und die diversen Ebenen auf denen hier mitgedacht werden muss. Manches Mal ergibt sich erst nach ein paar Seiten, dass hier ein Traum beschrieben wurde oder es müssen längere inhaltliche Bögen wahrgenommen werden um der Geschichte folgen zu können. Daher erscheint mir die Altersangabe für Selbstleser ab 10 Jahren gut gewählt. Wir haben es unseren Zwillingen, 7 Jahre alt, abends vorgelesen und es somit gemeinsam erlesen und konnten uns auch mit den Kindern über das gelesene austauschen. Auch gibt es Stellen die beim Lesen erst hart erscheinen sich aber dann wieder relativieren (ohne zu viel zu verraten!). Daher zum Selbstlesen ab 9/10 Jahren, zum Vorlesen ab 7/8 Jahren.
Daher eigentlich das unschlagbare Argument warum wir es neben den pädagogisch wertvollen Hinweisen sehr sehr gerne empfehlen: Es ist MEGA spannend!!!! Eines der Bücher wo man böse Blicke der Kinder bekommt, wenn man nach 30 Seiten nicht mehr weiter liest….
Und besonders schön ist auch die Freundschaft der beiden Protagonisten. Der eine reich, der andere arm – das Oberflächliche ist irrelevant und sie sind füreinander da, klar gibt es Streit, aber im Kern verbindet die beiden schnell eine tiefe Zuneigung. Wunderbar erzählt.
Fazit: Dieses Buch war für uns alle in der Familie eine Bereicherung und eine Entdeckung in diesem Jahr.
Wer sich vor, während oder nach der Lektüre noch weiter mit den bedürftigen Kindern auseinandersetzen will, dem leg ich sehr gerne das Hilfsprojekt der Autorin ans Herz: https://www.les-pigeons.net/

Bewertung vom 31.10.2020
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

Alle zugezogenen Münchner werden ihre Freude an diesem Krimi haben. Nicht nur wird München um die Jahrhundertwende lebhaft beschrieben, vor allem werden die Münchner auch leicht parodiert. Ohnehin, es ist zwar ein Krimi, aber zum Schmunzeln durch nebensächlich eingeflochtene Witze kommen die Leser regelmäßig. Aber keine Sorge, auch waschechte Münchner und sonst auch alle Krimi-Liebhaber und München-Begeisterte werden sich an der Vielfalt der Münchner Orte erfreuen in „Der falsche Preuße“!
Uta Seeburg bringt Offizier Gryzinski in ihrem Reihen-Auftakt-Krimi gleich in ein Dilemma. Der zugezogene Preuße, der ein neuartiges Kriminalamt in München aufbaut, hat endlich seinen ersehnten Mordfall zu bearbeiten. Eine kuriose Leiche am Ufer der Isar mit einem Federumhang bekleidet, ohne Gesicht und dann noch ein Abdruck eines Elefantenfußes. Da gibt es einige Spuren und als bayrischer Beamter mit preußischer Genauigkeit ist Gryzinski dem Ehrgeiz verfallen diesen Fall zu lösen. Nur bringt ihn dieser Fall in die Sphären der Macht und nun ist eine Entscheidung zu treffen – ist er noch Preuße oder schon Bayer?
Spannend und unterhaltsam fand ich diesen Krimi. Uta Seeburg hat einen leichten, aber angenehmen Schreibstil. Auch scheint sie die Zeit äußerst gut recherchiert zu haben. Nicht nur wie München zum damaligen Zeitpunkt aussah auch wie weit die Kriminalistik sich entwickelt hat und welche Ermittlungsmethoden zum Einsatz kommen und von welchen man damals visionär träumte, wie einem Mörder durch seinen Fingerabdruck auf die Spur zu kommen – undenkbar!

Bewertung vom 30.10.2020
Lewinsky, Charles

Der Halbbart


ausgezeichnet

Es war einmal ein junger Mann namens Eusebius in einer fernen Zeit. Er lebte unweit des Benediktinerklosters Einsiedeln in der Schweiz und erzählte Geschichten.
So könnte man den Roman ‚Der Halbbart‘ von Charles Lewinsky sehr grob zusammenfassen, der es bis auf die Longliste des deutschen Buchpreises 2020 geschafft hat.
Das Werk von stolzen 677 Seiten, dass gedruckt wie Bibelpapier anmutet, umfasst 83 Kapitel. Man könnte sagen der Roman besteht aus 83 einzelnen Geschichten, die für sich fast alleine existieren könnten, aber als Summe aller Teile zu einem großen Gesamtmeisterwerk verschmelzen.
Sebi, so nennen Eusebius alle aus dem Dorf, ist der Ich-Erzähler des Romans und nimmt uns mit auf eine Reise durch seine Lebenswelt. Er erzählt Geschichte um Geschichte, wo natürlich der titelgebende Halbbart eine tragende Rolle spielt. Aber nicht nur von ihm erfahren wir viel, auch viele andere Personen tauchen auf, da sind die beiden Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, es folgen Priester, ein Schmied mit Tochter, das Teufels-Anneli und viele andere. Das Ganze spielt um 1300 und wird auch dialektisch mit Helvetismen durchmengt um ein zeitgetreues Kolorit zu gewinnen. In der Tat schafft Charles Lewinsky mit diesem Roman ein brillantes Werk, in dem er den Zeitgeist durch die erzählten Taten lebendig werden lässt sowie deren damalige Bewertung. Wenn eine Vergewaltigung die Schuld des Opfers ist und der Raub von Kirchenmobiliar als schlimmste aller Greultaten empfunden wird, ist die Moral und die Ehrfurcht eine andere als die heutige.
Charles Lewinsky ist ein großer Erzähler, der es nonchalant schafft uns auf eine fiktive Reise in die Vergangenheit mitzunehmen, die ich fast als echt empfunden habe. Da klappte ich das Buch zu und dachte: Ja, so muss es sich zugetragen haben. Wie der Roman auch endet: „Das war eine sehr schöne Geschichte, Eusebius. Man wird sie bestimmt noch lange erzählen, und irgendwann wird sie die Wahrheit sein.“ (S. 677)
Spannend ist auch die Art der Erzählung, zwar ist Sebi der Haupterzähler, aber im Grunde genommen sind in diesem Roman die Figuren das Beiwerk und die Geschichten der rote Faden.
Lasst euch darauf ein – euer Geist wird es euch danken!

Bewertung vom 23.10.2020
Oetker, Alexander

Baskische Tragödie / Luc Verlain Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich muss es gleich vorwegnehmen, ich bin kein großer Fan von Verfolgungsjagden in Krimis oder Thriller. Dennoch hat mir auch der 4. Fall von Luc Verlain gefallen.
Besonders toll finde ich wie Alexander Oetker es schaffte mich mental an einen der schönsten Ecken Europas mitzunehmen. Wer noch nie in San Sebastián und Umgebung im Baskenland war, bekommt hier einen stimmungsvollen Eindruck der Gegend (trotz Krimi!). Wer es kennt erinner sich gerne. Und wahrlich merkt der Leser, dass der Autor dieses Fleckchen Erde besonders liebt!

Luv Verlain ist wieder mit Haut und Haaren im Einsatz und das weit mehr als in vorangegangenen Fällen, denn es ist ein sehr persönlicher Fall der ihn auf die Probe stellt und an den Rand seiner Kräfte bringt.
Der Krimi startet mit einem traurigen Umstand, da ein Kind in Lebensgefahr schwebt und Verlain nimmt die Ermittlungen auf. Aber kurz darauf ist er selbst im Visier der Polizei, angeblich hat er einen Mord verübt. Die Jagd beginnt....
Spaß hat das Lesen auf jeden Fall gemacht, aber die vorherigen 3 Fälle haben mir besser gefallen.

Ein großes Lob möchte ich Stefanie Bokeloh aussprechen für die grandios künstlerisch guten Karten auf den Vor- und Nachsatzseiten. Da zeigt sich wieder einmal der Vorteil eines gedruckten Buches!

Fazit: Spannend ja, aber zu viel Action für meinen Geschmack und zu persönlich. Ich freu mich auf den nächsten Fall im dem er höchsten unausgeschlafen sein kann durch seinen Nachwuchs.

Bewertung vom 26.09.2020
Kiel, Anja

Leselöwen 2. Klasse - Die besten Kicker der Welt


ausgezeichnet

Wer kenn das nicht mit den Kindern, dass das Lesen geübt werden muss um besser zu werden, aber so recht mag man die Erstleser-Bücher nicht….!? Zum Glück hat sich in den letzten Jahren einiges auf dem Markt getan und Neuerscheinungen gibt es auch reichlich.
Mein Sohn ist momentan in der 2. Klasse und wir haben uns „Die besten Kicker der Welt“ herausgepickt, dass genau für sein Leseniveau konzipiert ist aus der altbekannten Reihe „Leselöwen“.
Er fand das Thema cool und die tollen Illustrationen und ich fand Sätze pro Seite und insgesamte Textfülle gut. Na dann mal los! Anja Kiel hat es wunderbar geschafft ein Lese-Lernbuch zu schreiben, dass die Leser, zumindest meinen Sohn, genau da abholt wo er mit seinen Lesekenntnissen ist. Die Wortwahl war insgesamt gut und das ein und andere Wort eine Herausforderung wie Training oder Foul. Aber so soll es ja sein. Vertiefen und dazulernen!
Die Geschichte ist niedlich, sehr sozial und was mich begeistert hat auf so neutrale Art ausgewogen ohne Bemüht zu wirken. Da gibt es Jungs wie Mädchen beim Fußball und einen Luca genauso wie einen Serkan. Das hat uns sehr gut gefallen. Genderfrei sowieso und daher ein Leselernbuch für alle – nicht nur für Jungs! Bunt gemischt und alle füreinander da - es braucht keine Ausgrenzung!
Einen besonderen Anreiz bilden die Sticker die ganz hinten im Buch kleben! Da war meiner scharf drauf und las dann den letzten Rest besonders schnell. Auch ist zum Schluss noch mal ein Abschnitt mit Fragen und Antworten für das Textverständnis und auch einige Begriffserklärungen. Super, aber wir finden, diese beiden Sektionen sollten lieber zwischen die Kapitel gebaut werden. Ist das Buch einmal gelesen, ist es „erledigt“.
Besonders lobend muss ich auch die Illustrationen von Elli Bruder erwähnen. Die haben uns beide sehr gut gefallen und unterstützen das Textverständnis ohne abzulenken und die Seiten zu überfrachten.

Ein rundum gelungenes Lesebuch für die 2. Klasse mit Spannung, Pfiff und Freundschaft!