Benutzer
Benutzername: 
angeliques.leseecke
Wohnort: 
Nübbel

Bewertungen

Insgesamt 763 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2015
Gesing, Daniela

Venezianische Delikatessen / Luca Brassoni Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Venedig im September... die Touristen genießen den lauen Abend, als plötzlich die Idylle gestört wird. Im Canal Grande unter der Rialtobrücke treibt eine Leiche. Es ist der Starkoch Nicolo Zamparoni, er wurde mittels dem Kugelfischgift Tetrodotoxin vergiftet, welch eine Ironie!
Commissario Luca Brassoni und sein Kollege Maurizio Goldini fangen mit ihren Ermittlungen in Zamparonis Gourmetrestaurant im Palazzo Callieri auf der Insel Giudecca an. Sie versuchen herauszubekommen, was für ein Mensch Zamparoni war und ob er Feinde hatte.
War es einer seiner Mitarbeiter? Zamparoni war an manchen Tagen ein aufbrausender Chef. Oder war es die Konkurrenz?
Bevor die beiden Commissarios einen Schritt weiter sind, passiert ein weiterer Mord.

" Venezianische Delikatessen" von Daniela Gesing ist bereits der zweite Fall mit dem Ermittlerteam Brassoni und Goldini. Und auch wenn es mein erstes Buch der Autorin ist, hatte ich keine Schwierigkeiten den Geschehnissen zu folgen.
Die anschaulichen Beschreibungen machen es mir leicht, ins Buch einzutauchen. Die Autorin beschreibt mit wunderbaren Worten die Schönheit Venedigs und lässt mich am italienischen Flair teilhaben. Ich habe ein Stück Venedig kennen und lieben gelernt.

Die Charaktere sind liebevoll und authentisch gezeichnet, Luca und Maurizio sind mir sofort ans Herz gewachsen, aber auch Carla und Stefan. Alle haben Ecken und Kanten, Ängste und Sorgen aber auch Hoffnung und Liebe zu geben, halt wie im wahren Leben. Ich mag es, wenn in Krimis auch die Hauptprotagonisten ein Privatleben haben und ich als Leser etwas darüber erfahre.

Die Spannung hält die ganze Zeit und es wurde mir nie langweilig. Ab und zu hat mich die Autorin in eine falsche Richtung geschickt. Das Finale war sensationell und absolut spannend.
Commissario Luca Brassoni hat einen neuen Fan bekommen!!!

Diesen Krimi kann ich nur jedem empfehlen, der Spannung vermischt mit italienischem Flair mag.

Bewertung vom 21.02.2015
Thiel, Sebastian

Sei ganz still


ausgezeichnet

Deutschland 1938: Der Polizist Friedrich Wolf ist im Strafgefangenenlager Aschendorfermoor unter anderen wegen Korruption. Seine Devise "Nichts sehen, nicht gesehen werde." klappt leider nicht immer, denn er ist dem SA-Scharführer Brammel ein Dorn im Auge. Dieser lebt seine Aggressionen an den Gefangenen aus... Wolf weiß noch nicht, wie lange er diese Schikanen überleben kann.
Eines Tages wird er zum dem SS-Arzt Dr. Ernst Kampa geführt. Dieser benötigt den Spürsinn und die Beziehungen, die Wolf in die Düsseldorfer Unterwelt hatte und beauftragt ihn seine Verlobte Charlotte Rickert zu suchen. In Düsseldorf fängt die Suche an und er sticht in ein Wespennest...
Kommt er da heil raus?

Mit "Sei ganz still" hat der Autor Sebastian Thiel einen Noir-Krimi geschrieben, der in der Zeit des Dritten Reiches spielt. Mit seinen Worten bringt er die Finsternis dieser Zeit gut rüber, man spürt die Angst und Machlosigkeit der Menschen. Die Beschreibungen der Grausamkeiten, die zu der Zeit an der Tagesordnung waren, sind sehr authentisch und für mich sehr erschreckend.
Die Spannung wird langsam aufgebaut und endet in einem großen Showdown, es gab keine langatmigen Stellen. Mich hat der Krimi schnell in den Bann gezogen und ich konnte das Buch kaum beiseitelegen.

Mit dem Protagonisten Wolf hatte ich am Anfang echte Schwierigkeiten, aber im Laufe des Buches wurde er mir immer sympathischer. Je mehr ich über ihn erfahren habe, desto besser konnte ich sein Verhalten verstehen.
Auch die anderen Charaktere sind gut und authentisch beschrieben, einige werden erst als gute Menschen dargestellt, zum Schluss sind sie die Bösen und bei anderen ist es umgekehrt. In dieser Zeit mussten sich viele Menschen verstellen, dies hat der Autor unwahrscheinlich gut rüber gebracht.

Diesen spannenden Krimi kann ich nur empfehlen, die geschichtlichen Hintergründe sind gut recherchiert und zeigen die Grausamkeit dieser Zeit.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2015
Lindner, Lilly

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin


ausgezeichnet

Die neunjährige Phoebe ist ein wunderbares Mädchen, das eine schwere Last zu tragen hat. Ihre sechzehnjährige Schwester April ist in einer Klinik und kämpft gegen ihre Magersucht.
Phoebe vermisst April sehr, um diese Leere und Stille auszugleichen, schreibt sie lustige aber auch gefühlvolle Briefe an April. Obwohl sie nie eine Antwort bekommt, schreibt sie unermüdlich weiter. Sie berichtet über die Familie, dem Hund Fork, ihren Freundinnen Paula und Hazel, alles was ihr gerade den Kopf geht, kommt aufs Papier. Ihre Worte sind lustig und traurig zugleich, immer wieder wird deutlich, wie wichtig und wie nah April Phoebe ist.
Traurig ist nur, dass sie keine Antwort bekommt.
Im zweiten Teil erfahren wir auch warum, hier lesen wir die traurigen Briefe von April an Phoebe.
Diese sind lange nicht so bunt, sie sind eher düster und machen mich auch wütend….
Mehr will ich an dieser Stelle nicht verraten.

Mit "Was fehlt, wenn ich verschwunden bin" hat die Autorin Lilly Lindner ein wunderbares und gefühlvolles Buch geschrieben. Ihre Worte haben mich zum Lachen aber auch zum Weinen gebracht, das Paket Taschentücher lag immer neben mir. Auch hat sie mich zum Nachdenken gebracht, in den vielen Sätzen von Phoebe steckt soviel Wahrheit. Wie z.B. Zitat Seite 76: "Ich muss jetzt weinen und furchtbar toben, da ist nichts zu machen, weil etwas in mir ganz schrecklich wütet! Das geht erst weg, wenn es vorbei ist. Lass mich einfach in Ruhe enttäuscht und traurig sein." So ergeht es mir auch manchmal. Und wenn ich fertig bin mit dem Toben, geht es mir wieder besser.

Phoebe hat mich mit ihrer Lebensfreude aber auch mit ihrer Traurigkeit sofort in den Bann gezogen. Dieses Kind muss man einfach liebhaben. In einige Aussagen merkt man schnell, dass sie erst 9 oder 10 Jahre alt ist und dann kommen wieder Sätze, wo man denkt... huch... ziemlich erwachsen. Das ist kein Wunder, bei solch einem Schicksal wird ein Kind schnell erwachsen.
Ich liebe es, wenn Phoebe Worte so nimmt, wie sie auf den ersten Blick sein müssten...
Zitat Seite 82: "Der einzige Haken an der Sache ist, dass Herr Kohl leider ein Erwachsener ist, und bei denen muss man ja bekanntlich vorsichtig sein, wenn es um Versprechen geht; einige Erwachsene glauben nämlich, dass sich Versprechen von "ich habe mich versprochen" ableitet." Diese Wortgewalt ist echt enorm.
Die Eltern sind ziemlich hilflos und können Phoebe mit ihrer Traurigkeit nicht helfen.
Auch April ist ein wunderbares Mädchen, das sich nicht anders zu helfen wusste, als nicht mehr zu essen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt und ich werde noch öfter an sie denken.
Zitat Seite 296
"Und dann bist du gekommen.
Von da an durfte ich zugucken, wie eine richtige Familie funktioniert.
Nur mitmachen - das durfte ich nicht."
Hier wird klar, wie einsam und allein April sich innerhalb der Familie gefühlt. Allein Phoebe war ein Lichtblick.
Auch bei April haben die Eltern Fehler gemacht, mit ihr zu schimpfen und zu meckern, dass sie nichts mehr isst, ist aus meiner Sicht völlig kontraproduktiv. Ich hätte versucht, die Ursachen zu ergründen. Aber vielleicht habe ich auch leicht reden, denn ich bin nicht in dieser Situation.
Gerne hätte ich etwas aus der Sicht der Eltern erfahren.

Dieser Roman ist kein typisches Buch über Magersucht, sondern ein Buch über Geschwisterliebe, Hoffnung und großen Gefühlen. Ich kann es jedem weiterempfehlen, der sich mit diesem Thema auseinandersetzen möchte.

Bewertung vom 08.02.2015
Bacher, Christina

Amuse-Gueule


ausgezeichnet

Gleich am Anfang erfährt man, dass jemand schon für den Mord verhaftet worden ist und nun auf die Verhandlung wartet. Die Abschnitte, die in der Gegenwart spielen, heben sich deutlich mit kursiver Schrift zu den Rückblicken ab. Nun ist die Frage, wer ist ermordet, wer ist im Gefängnis und ist diese Person auch der Täter?
Rückblick: Karla Mannweilers Leben könnte nicht besser sein, ihr Geschäft das EAT LOCAL in Köln läuft richtig gut und in der Liebe tut sich auch was. Sie chattet seit einiger Zeit mit Genussmensch68 und nun wollen sie sich treffen. Dies muss Karla leider absagen, ihre Mutter liegt mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus und sie muss das Restaurant "Amuse Gueule" ihrer Mutter vorübergehend leiten.
In der Pfalz angekommen, trifft sie auf den Nachbarsjungen Lars, er ist geschieden und hat eine kleine bezaubernde Tochter namens Holly.
Von ihrer Mutter erfährt Karla, dass im Restaurant eingebrochen wurde, auch schleicht eine unbekannte Person um Haus, auf der Fahrt in die Pfalz fällt ihr ein Auto auf, wird sie verfolgt? Hängen diese Ereignisse irgendwie zusammen? Ein altes Geheimnis wird aufgedeckt…

Der Titel passt super zu diesem Buch. Hier muss ich mal Wikipedia zitieren: "Amuse-Gueule, frz. für Gaumenfreude, ist ein appetitanregendes, kleines und somit mundgerechtes Häppchen, das zumeist gratis und vor der kalten Vorspeise eines Menüs serviert wird."
Dieser Krimi ist auch ein appetitanregendes Häppchen, ich möchte gerne mehr lesen.
Hier wird gleich zu Beginn eine gute Spannung aufgebaut und zum Schluss hin steigert sie sich enorm.
Die verschiedenen Erzählstränge geben dem Leser Einblicke im "Hier und Jetzt" aber auch Rückblicke aus vergangenen Tagen. Zum Schluss fügt die Autorin diese gekonnt und plausibel zusammen.
Die Protagonisten sind authentisch und nicht überzogen dargestellt. Die kleine Holly hat mir besonders gut gefallen. Sie bringt in diesem spannenden Krimi ein bisschen Witz hinein.
Lars und Karla sind mir auch gleich sympathisch.

In diesem Krimi ist nicht nur das Essen Thema, nein… es sind auch dazu die Rezepte, über die gesprochen werden, abgedruckt. Die Idee finde ich echt gelungen und ich werde bestimmt das eine oder andere mal nachkochen.

Dieses Krimi Amuse-Gueule kann ich nur jedem Krimi-Fan empfehlen.

Bewertung vom 26.01.2015
R. Börgdahl, Ole

Die Schlangentrommel (eBook, ePUB)


sehr gut

Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner und Immobilienmakler Tillman Halls treffen sich zu einem Plausch im gehobenen Café Brinckshafen. Zufällig findet dort eine Hochzeit statt, bei der eine kambodschanische Band unter anderen mit einer Schlangentrommel spielt. Diese Trommel animiert Tillman Halls Kurt Bruckner eine Geschichte aus seiner Zeit beim NYPD zu erzählen.

Die Geschichte beginnt im Jahre 1990 in Kambodscha, Rin Mura, ein hohes Tier der Roten Khmer kann mit Hilfe des amerikanischen Geheimdiensts nach Schweden fliehen.
11 Jahre später in Schweden: Eine erneute Flucht wird geplant, Rin Mura will das Land verlassen und in Mexiko mit seiner Freundin Chenda ein neues Leben beginnen.
In Deutschland angekommen, wird er von zwei verschiedenen Gruppen verfolgt, die einen wollen Rache und die anderen wollen einen Austausch von Informationen verhindern.
Eine spannende Verfolgungsjagd beginnt, Stationen sind Deutschland, die Schweiz und Italien, in Frankreich endet alles mit einem spektakulären Finale.

Wieder kann mich der Autor mit seinem spannenden Schreibstil fesseln. Er nimmt den Leser mit auf eine spannende und mit Toten gespickte Verfolgungsjagd, egal ob mit der Fähre, mit dem Auto oder mit dem Zug, ich als Leser saß immer mitten drin. Genau wie zum Ende hin im Flugzeug oder im Hubschrauber…
Der geschichtliche Hintergrund über die Verbrechen der Roten Khmer in Kambodscha hat mich sehr gefesselt aber auch erschreckt, wie grausam können Menschen sein.

Am Anfang fiel es mir schwer, die einzelnen Gruppen auseinander zu halten, aber nachdem ich mir die Personen zu den einzelnen Gruppen aufgeschrieben habe, hatte ich keine Schwierigkeiten mehr.
Die Protagonisten sind gut ausgearbeitet und nicht immer war ich mir sicher, wer gut oder wer böse war. Am besten hat mir Arun gefallen, seine Geschichte hat mich sehr berührt und ich kann seine Rachegedanken gut nachvollziehen.

Das Buch bekommt eine Leseempfehlung von mir, wer actiongeladene und spannende Szenen mag, sollte auf jeden Fall dieses Buch lesen

Bewertung vom 15.01.2015
Spohr, Henrike

Heilbronn 37°


ausgezeichnet

Endlich bekommt Tamara Deile die Chance, ihre Bilder in einer Galerie auszustellen. Nun arbeitet sie mit Hochdruck an der Fertigstellung der letzten Bilder.
Durch diesen Stress tauchen immer wieder Bilder aus ihrer Vergangenheit auf, ein schreckliches Erlebnis mit 14 Jahren hat sie jahrelang verdrängt. Mit 15 Jahren wurde sie zwei Wochen in einem Keller gefangen gehalten. Auch wenn sie den Entführer kannte, hat sie ihn nie verraten.
"Irgendwann, wenn du nicht daran denkst, werde ich zu dir kommen!"
ist die Warnung des Entführers, der immer noch in ihrem Hinterkopf ist, auch mir läuft es eiskalt den Rücken runter.
Was auch noch zur weiteren Unruhe beiträgt, ist Tamaras Gefühl beobachtet und verfolgt zu werden. Doch dann geschieht das Unfassbare, endlich ändert Tamara ihr Verhalten, sie will kein Opfer mehr sein. Leidtragend ist aber ihr Freund Paul, denn er kommt nicht mehr an seine Freundin ran. Sie verschließt sich immer mehr.

In einem zweiten Erzählstrang lernen wir den Anwalt Andreas Ackermann und seine Frau Anna kennen. Materiell hat Anna keine Sorgen, sie lebt in einem großen Haus mit einem Swimmingpool und könnte ihr Leben genießen, aber sie ist sehr einsam. Ihr Mann ist ein erfolgreicher Anwalt, der sehr viel arbeitet und oft spät nach hause kommt. Verschiedene Begebenheiten machen Anna misstrauisch. Was verheimlicht er ihr? Hat er eine Affäre? Sie fängt an, ihm nach zu spionieren.

Und dann ist da noch der schmuddelige Detektiv, er beobachtet und verfolgt Tamara. Wer ist sein Auftraggeber?

Kann ein Krimi ohne Leiche und Blutvergießen spannend sein?
Oh ja, er kann…
Mit ihrem Debüt-Krimi "Heilbronn 37°" hat die Autorin Henrike Spohr mir richtig spannende Lesestunden bereitet. Ihr Schreibstil ist flüssig und fesselnd, gleich zu Beginn baut sie eine gute Spannung auf, die sie auch die ganze Zeit über hält. Zum Ende wird diese nochmals gesteigert und der Krimi endet in einem überraschenden Finale.
Die bedrückende und geheimnisvolle Atmosphäre und die enorm große Hitze dieses Sommers beschreibt die Autorin eindrucksvoll und sehr bildhaft, man kann es förmlich spüren.

Die Protagonisten sind authentisch und mit viel Liebe ausgearbeitet worden. Die Ängste der beiden Frauen konnte ich richtig nachvollziehen und habe mit beiden gelitten. Bei Tamara habe ich die Alpträume und die Flashbacks miterlebt. Die Veränderung, die sie im Laufe des Buches vollzogen hat, ist so realistisch und lebendig beschrieben worden, dass ich beim Lesen ihre Wut, ihren Hass und diese rote Farbe des Bildes direkt vor mir sah. Anna ist trotz Luxusleben eine einsame und unsichere Frau, sie ist total auf Andraes fixiert und hat anscheinend keine eigenen Freunde. Ihre Unsicherheit und ihre Einsamkeit werden mit einfühlsamen Worten beschrieben und irgendwie hat es mich traurig gemacht.

Langsam und Stück für Stück setzt die Autorin die einzelnen Handlungsstränge wieder zusammen, ohne zu viel von der Lösung zu verraten.

Fazit: Ein gelungenes Debüt, das spannend und fesselnd ist. Jeder Krimi-Fan muss es einfach lesen und es bekommt 5* von mir.