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Xirxe
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Hannover
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Insgesamt 872 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2012
Johnson, Hugh

Der kleine Johnson 2010


sehr gut

Wahre Weinkenner kaufen sich den kleinen Johnson jedes Jahr und bewahren alle Exemplare auch sorgsam auf, da der jeweils aktuelle und auch davorliegende Jahrgang (in diesem Fall 2008 und 2007) einer ausführlicheren Betrachtung unterzogen werden. Ganz so eine Weinkennerin bin ich nun nicht, so dass ich mir nur jedes zweite Jahr die neue Ausgabe zu- und die vorhergehende weglege.

In jedem Fall ist dieses Buch für mich eine wunderbare Hilfe beim Weinkauf, die mir schnell und unkompliziert vermittelt, für welche Jahre (und natürlich welche Weine) es sich lohnt, vielleicht auch mal ein paar Euro mehr auszugeben. Da das Buch zudem sehr handlich ist (schmaler als ein Taschenbuch, aber knapp 450 klein beschriebene Seiten), habe ich es beim Weinkauf auch (fast) immer dabei.

Bewertung vom 27.04.2012
Tripp, Dawn Clifton

Das Liebesspiel


weniger gut

'Das Liebesspiel' ist eine Art Familiengeschichte, die durchaus shakespearsche Ausmaße annimmt, je mehr sich der Nebel um die Geschehnisse in der Vergangenheit lichtet.
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der vier Hauptpersonen: Luce, der 1957 verschwindet und dessen Schädel drei Jahre später mit einem Einschussloch aufgefunden wird. June, Luces Tochter, die bei seinem Verschwinden 11 Jahre alt war. Marne, Junes Tochter, die 2004 wieder in ihr Heimatdorf zurückkehrt aufgrund eines Anrufes ihres Bruders, der sich Sorgen um ihre Mutter macht. Und Huck, der Sohn von Ada, der früheren Geliebten Luces. Niemand weiß, wie Luce damals umkam, aber alle vermuten, dass es Adas brutaler Ehemann Silas war, der ihn aus dem Weg räumte. Auch um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, spielt June bereits seit einigen Jahren regelmäßig Scrabble mit Ada und 2004, nach der Rückkehr Marnes, wird manches klarer. Doch dies ist nicht das einzige Geheimnis, was diese Personen miteinander verbindet. Immer mehr Beziehungen werden offengelegt und es wird immer deutlicher, weshalb sie so und nicht anders handeln konnten. Marne verliebt sich zudem in Adas jüngsten Sohn Ray, was nicht ohne Komplikationen vonstatten geht.
Macht man sich die Mühe, das Buch nach dem ersten Lesen nochmal durchzublättern (oder vielleicht sogar ein zweites Mal zu lesen), wird man mit dem Wissen um das Geschehene vermutlich viele der Ereignisse mit einem 'Aha' oder zustimmenden Kopfnicken begleiten, denn diese erschließen sich erst jetzt voll und ganz.
Hört sich ja alles ganz gut an, warum dann aber nur zwei Sterne? Weil es einem die Sprache von Dawn Tripp wirklich schwer macht, dabei zubleiben. Die Autorin hat eine Vorliebe für poetische Formulierungen, schießt jedoch häufig über's Ziel hinaus. 'Augen trocken wie Steine', 'Wie kratzende Nägel in der eigenen schorfig-süßen Mitte', 'sein Ellbogen wie ein Flüstern', 'Er liebt sie...wie man vielleicht nur einen verwässerten Himmel lieben kann' - Ausdrücke, die entweder im Widerspruch zum vermittelten Inhalt stehen oder einfach nur unverständlich sind. Und je weiter man liest, umso häufiger tauchen solche Forumulierungen auf. Ich hatte immer öfter das Gefühl, dass es weniger um den Inhalt ging, sondern mehr um die Sprache an sich. Je literarischer und poetischer, umso besser.
Schade, das hat mir das Lesen wirklich vermiest. Denn die Geschichte an sich ist richtig gut.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2012
Weiler, Jan

Uwes letzte Chance


sehr gut

Ein bisschen ist die dritte CD um Uwe Helstieg eine Mogelpackung. Zwar wird suggeriert, dass Uwe bei seiner Ex-Freundin Sabine noch eine letzte Chance hat, doch fast die Hälfte des Hörspiels besteht aus dem allerersten Treffen der beiden. Dies ist freilich auch schön zu hören, aber doch nicht das, was man erwartet hat. Aber von vorn:
Nach dem Untergang der MS Romantik, auf der Uwe Helstieg eine Single-Kreuzfahrt gebucht hatte (s. CD MS Romantik), findet er sich auf einer kleinen Insel im Pazifik wieder. In seiner Not ruft er Sabine an, seine Ex-Freundin, und bittet sie, ihn dort abzuholen - was sie tatsächlich macht. Das Wiedersehen führt zu einem langen, intensiven Gespräch und ein Happy-End scheint in Sicht - oder?
Wie schon erwähnt, nimmt das Wiedersehen der Beiden nur einen Teil des gesamten Hörspiels in Anspruch. Aber wie gewohnt sind die Dialoge witzig und kurzweilig, wenn auch die Handlung etwas an den Haaren herbeigezogen ist. Hier ist es im übrigen empfehlenswert, die Vorläufer-CDs zu kennen. Denn die beiden Handlungsstränge sind ohne die zwei vorhergehenden Geschichten vermutlich etwas schwer zu verstehen.
Nichtsdestotrotz: 66 Minuten vergnügliche Unterhaltung sind wieder garantiert, aber nun reicht es auch. Denn es scheint selbst Jan Weiler schwerer zu fallen, genügend Stoff zusammenzubringen. Uwes letzte Chance ist deutlich kürzer als die beiden ersten Hörspiele.

Bewertung vom 19.04.2012
Hillenbrand, Tom

Rotes Gold / Xavier Kieffer Bd.2


sehr gut

Xavier Kieffer, leidenschaftlicher Koch aus Luxemburg, ist aufgrund der Beziehungen seiner Freundin zu einem Galadinner im Louvre eingeladen. Der größte Sushimeister Europas soll dort für den Pariser Bürgermeister und dessen Freunde ein Omakase, ein japanisches Überraschungsmenü zubereiten. Doch noch während der Vorspeise bricht er zusammen und stirbt im Krankenhaus - man tippt auf Fischvergiftung. Aber Kieffer hat Zweifel und beginnt, auch im Auftrag des Bürgermeisters, zu ermitteln. Seine Zweifel verstärken sich und bei seinen Recherchen stellt er fest, dass um die knappen Fischbestände der Welt ein harter Kampf geführt wird.
Wie auch im ersten Band fallen die Orts- und Landschaftsbeschreibungen ebenso wie die Schilderungen der diversen kulinarischen Köstlichkeiten recht umfangreich aus, was der Lesefreude aber keinen Abbruch tut, ganz im Gegenteil. Schwerpunkt liegt dieses Mal auf Sushi, was mich persönlich nicht so begeisterte. Das liegt aber mehr an meiner geringen Sympathie für diese Art des Essens als an Hillebrands durchaus appetitanregenden Darstellungen, die mir auf die Luxemburgische Küche wieder viel Appetit gemacht haben. Und (wie auch schon bei der Rezension des ersten Bandes) meine Bitte: Wie wäre es mit einem kleinen Rezepteteil im Anhang? Zum Beispiel Huesenziwwi und Île flottante :-)? Der dritte Bank kommt doch bestimmt, oder?
Ansonsten ist es ein spannender, recht unblutiger und unterhaltsamer Krimi, der zudem eine Menge Informationen über Fische, Fischfang und alles was damit zusammenhängt, liefert. Selbst die Liebe wird nicht ganz vergessen und so bietet dieses Buch ein kurzweiliges Vergnügen für mehrere Stunden mit einem sympathischen und den Sinnesfreuden zugeneigten Hauptdarsteller.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2012
Weiler, Jan

MS Romantik, Audio-CD


sehr gut

Nachdem die Trennung von Sabine nun endgültig ist, macht sich Uwe nach einem Jahr bei einer Single-Kreuzfahrt auf die Suche nach einer neuen Frau. Unglücklicherweise sinkt die MS Romantik und außer ihm überlebt nur noch Karin, die seiner Meinung nach unerträgliche Gästebetreuerin. Nachdem recht schnell klar ist, dass die Abneigung füreinander auf Gegenseitigkeit beruht, entwickelt sich ein heftiger Schlagabtausch, der insbesondere Uwe als Ekel par excellence darstellt. Nicht dass Karin ein Engel wäre - weit gefehlt. Doch im Vergleich gibt der erfolgreiche Vizepräsident ein besonders übles Bild ab.
Nach 'Liebe Sabine' ist dies der zweite Auftritt von Uwe Helstig, der mit viel Wortwitz und schlagfertigen Dialogen daherkommt. Doch im Gegensatz zum Erstling sind hier die Personen wie auch die Geschichte nicht so nah an der Realität, was beim ersten Teil den besonderen Reiz ausmachte. Man braucht ihn jedoch nicht gehört zu haben, um den zweiten Teil zu verstehen. MS Romantik ist amüsante und gute Unterhaltung mit dem Schwerpunkt Männer gegen Frauen und andersherum und der Erkenntnis, dass jede/r eine Leiche im Keller (oder woanders) hat - im wahrsten Sinne des Wortes ;-)

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2012
Weiler, Jan

Liebe Sabine, Audio-CD


ausgezeichnet

Nach acht Jahren gemeinsamer Beziehung verlässt Sabine Uwe - was irgendwie vorherzusehen war. Er: Senior Vice President (oder so was ähnliches :-)) mit einem geschätzten Jahreseinkommen von 200.000 €, leicht zwanghaft veranlagt, der sich ein Leben ohne Struktur und Pläne nicht vorstellen kann. Sie: ehemalige Französischstudentin, Hang zum alternativen Lebensstil, linksorientiert, Neigung zum Chaos. Klar, wem da die Sympathien der Hörenden gelten ;-) Doch als Uwe in einem 'Abschiedsdiktat' noch einmal ein Resümee zieht der vergangen Jahre, stellt sich vieles plötzlich ganz anders da. Und wie so häufig bewahrheitet sich auch hier der uralte Spruch: Es gehören immer zwei dazu.
Jan Weiler als Uwe und Annette Frier als Sabine sind wirklich eine Idealbesetzung für dieses Paar. Seine Darstellung als in mitmenschlichen Angelegenheiten leicht verklemmter Rationalist ist derart überzeugend, dass man ihn förmlich vor sich sieht. Und auch Annette Frier verkörpert die desorganisierte, aber von sich und ihren Ansichten Selbstüberzeugte so glaubwürdig, dass man die gemeinsamen Auftritte des Paares deutlich vor Augen hat. HÖREN!
PS: Das 'EasterEgg' ist ein wunderbares Tüpfelchen auf dem i ;-)

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2012
Gmeyner, Anna

Manja


ausgezeichnet

Ich muss gestehen, ich hatte leichte Zweifel als ich mit diesem umfangreichen Hörbuch begann. 873 Minuten - und das zu einem solch ernsten Thema. Ist das auszuhalten? Nein, zumindest nicht immer. Doch dies hängt nicht mit der Länge der Lesung oder des Inhalts an sich zusammen, sondern mit der unbeschreiblich eindringlichen Sprache Anna Gmeyners, die kongenial von Iris Berben umgesetzt wurde. Immer wieder musste ich innehalten, um das Gehörte erst einmal zu verdauen.
Fünf Kinderschicksale in der Zeit von 1920 bis 1934 werden geschildert, jedes so individuell wie Menschen nun mal sind. Manja, das 'Ergebnis' einer spontanen Liebesnacht, voller Lebendigkeit und Liebe dem Leben gegenüber, lebt in einer verarmten jüdischen Einwandererfamilie. Und dann die vier Jungen, deren Familien einen Querschnitt durch die gesamte Gesellschaft bilden: die politisch engagierte Arbeiterschaft, das großbürgerliche, reiche Judentum, die liberalen konfessionslosen Intellektuellen und die faschistischen Kleinbürger. Gemein ist ihnen, dass sie Manja lieben, egal wer aus welcher Familie kommt. Es ist eine schöne, wenn auch von Geldsorgen geprägte Kindheit die da erzählt wird. Doch das Unheil des III. Reiches rückt näher und macht auch vor der Freundschaft dieser Fünf nicht halt. Denn Manja und Harry, einer der vier Jungs, sind nicht rasserein...
Gmeyners Sprache ist voller Poesie und doch so genau, dass man das Schrecken und Grauen dieser Zeit förmlich mit den Händen greifen kann. Iris Berben setzt dies in einer fantastischen Art und Weise um. Rauh und hart klingt ihre Stimme, wenn der faschistische Familienvater seinen Sohn zusammenbrüllt, weich und sanft wenn Manja sich um ihre schwache Mutter kümmert. Einfach brilliant!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.03.2012
Kaminer, Wladimir

Meine russischen Nachbarn


gut

Irgendwie hatte ich mir mehr versprochen von dieser Russen-WG, von der Kaminer berichten wollte. Doch praktisch handelt nicht einmal die Hälfte der 34 recht kurzen Geschichten von seinen beiden russischen Hausmitbewohnern.
Stattdessen beschäftigt sich ein Großteil mit Besonderheiten aus Russland (warum es in Russland Eisfisch gibt; wie im Osten 'Das Kapital' genutzt wurde';...), die sich aber durchaus amüsant lesen. Dafür sind jedoch gerade die Geschichten über seine Nachbarn häufig von Belanglosigkeiten geprägt (Pilze sammeln in Potsdam; Dichtung...), so dass man sich nach dem Lesen fragt: 'Und was war nun der Sinn?' Weder informativ noch besonders witzig - man hätte sie auch einfach weglassen können, was aber das eh schon recht dünne Büchlein, das auch noch ziemlich großzügig gesetzt ist, noch dünner hätte werden lassen. So muten einige der Stories eher als Füllmaterial an, die man auch ohne Verlust überblättern kann. Schade, Kaminer kann es doch besser.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2012
Hillenbrand, Tom

Teufelsfrucht / Xavier Kieffer Bd.1


sehr gut

Regionalkrimis aus allen Ecken Deutschlands schießen ja wie Pilze aus dem Boden: Bayern, Eifel, Ostfriesland... Doch nun wird dieses Genre noch um eine Spielart erweitert. Angesiedelt in Luxemburg, spielt sich die Handlung von 'Teufelsfrucht' überwiegend im 'Haut-Cuisine-Milieu' ab.Die Krimihandlung ist solide Hausmannskost: Eine Frucht mit unglaublichen Fähigkeiten wird entdeckt, für die sich auch bald die Industrie interessiert. Doch die Öffentlichkeit soll davon nichts erfahren. Die Hauptfigur Xavier Kieffer, ein Koch aus Luxemburg mit Vorliebe für bodenständiges, regionales Essen, wird wider Willen in diese Angelegenheit mit hineingezogen, als in seinem Restaurant ein Gastrokritiker tot umfällt. Er beginnt zu recherchieren und stellt fest, dass sein ehemaliger Lehrmeister Boudiers mit in diese Sache verwickelt ist. Ein Besuch bei ihm bleibt leider ohne Erfolg, da er verschwunden und sein Sterne-Restaurant abgebrannt ist - Brandstiftung? Xavier ermittelt weiter und begibt sich in Lebensgefahr...Was das Buch über die Durchschnittsware heraushebt, sind die überaus gelungenen Beschreibungen Luxemburgs (muss ich wirklich mal hinfahren ;-)) und die sehr anschaulichen Schilderungen von Trinken, Essen und dessen Zubereitung. Da läuft einem nicht nur einmal das Wasser im Munde zusammen und man möchte sich am liebsten gleich selbst an den Herd stellen (Vorschlag: Vielleicht ein kleiner Rezepteanhang in einem der nächsten Bücher?). Daneben wird auch ausführlich das 'Treiben' der Lebensmittelindustrie dargestellt, ohne allerdings zu vergessen darauf hinzuweisen, dass bestimmte Produkte bei der großen Zahl an Konsumenten nicht anders zur Verfügung gestellt werden können.Schöner Krimi mit viel Lokalkolorit und jeder Menge Informatives zum Thema Essen und Trinken. Macht Appetit auf mehr!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.