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dorli
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Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2014
Jary, Micaela

Das Haus am Alsterufer


ausgezeichnet

Hamburg 1911. Das Familienleben des Reeders Victor Dornhain droht aus seinen geregelten Bahnen zu kippen. Nicht nur, dass seine illegitime Tochter Klara plötzlich vor seiner Tür steht, seine Tochter Lavinia möchte unbedingt den Architekten Konrad Michaelis heiraten. Victor stimmt diesem Wunsch letztendlich zu, da er hofft, dass der gewissenhafte, ehrgeizige junge Mann der verwöhnten Livinia zu einem bodenständigen Leben verhilft. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Victor bereits, dass auch Lavinias in München studierende Schwester Nele Konrad liebt. Um die Familie vor einem Skandal zu schützen, macht er der mittlerweile schwer erkrankten Nele klar, dass sie auf Konrad zu verzichten hat. Dann bricht der Erste Weltkrieg aus und das gewohnte Leben der Dornhains wird auf den Kopf gestellt…

In „Das Haus am Alsterufer“ nimmt Micaela Jary den Leser mit auf eine Zeitreise in das frühe 20. Jahrhundert. Die Autorin erzählt die Geschichte der Dornhains sehr umfassend und intensiv und vermittelt ganz ausgezeichnet, was den Menschen damals wichtig war und was sie bewegt hat.
Es ist einfach klasse, wie es Micaela Jary gelingt, Ort und Zeit in Szene zu setzen. Durch die hervorragenden Beschreibungen bin ich von der ersten Seite an mitten im Geschehen, kann die herrschaftliche Atmosphäre am Alsterufer schnuppern und mir dabei sehr gut vorstellen, wie es so war im Hause Dornhain.

Die Autorin präsentiert viele unterschiedliche Facetten des gutbürgerlichen Lebens der damaligen Zeit, indem sie die Dornhain-Töchter mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften und Vorlieben ausgestattet hat.
Ellinor ist äußerst zuverlässig, sie sieht ihre Bestimmung in der Arbeit im väterlichen Kontor und engagiert sich für soziale Projekte.
Helene/Nele ist sehr zielstrebig, sie studiert an der Kunstschule in München und möchte Grafikerin werden. Durch sie erhält man Einblick in die Kunstgeschichte, die Münchner Boheme und erfährt auch einiges über die Frauenbewegung.
Lavinia ist eigensinnig und oberflächlich, sie lebt in den Tag hinein, will Spaß haben und interessiert sich hauptsächlich für die neueste Mode.
Klara ist Victors uneheliche Tochter. Sie wird Hausmädchen bei den Dornhains. Durch Klara lernt man auch das Leben abseits der herrschaftlichen Räume kennen.
Über alle wacht Großmutter Charlotte, die dafür verantwortlich ist, dass der Anstand gewahrt und gute Manieren eingehalten werden.

Auch wenn die familiären Verwicklungen und Verstrickungen im Vordergrund stehen, spielt das Zeitgeschehen in diesem Roman eine große Rolle. Neben gesellschaftlichen Ereignissen wie dem Deutschen Derby oder der Eröffnung des Elbtunnels wird besonders die politische Entwicklung mit dem herannahenden 1. Weltkrieg hervorgehoben. Es hat mir sehr gut gefallen, wie Micaela Jary die Veränderungen im Leben der Familie Dornhain darstellt, als der Krieg ausbricht. Der gewohnte Alltag ändert sich mit zunehmender Intensität und das Schicksal aller schlägt ganz neue Richtungen ein.

Es ist für mich immer wieder erschreckend zu lesen, dass es damals völlig normal und selbstverständlich war, dass das persönliche Glück weitaus weniger wichtig war, als das gesellschaftliche Ansehen. Obwohl Victor Dornhain selbst unter diesen Zwängen gelitten hat, behält er diese Einstellung bei und gibt sie auch an seine Töchter weiter – es zählt nur, was die Leute sagen. Aber so war sie wohl, die „gute, alte Zeit“.

Micaela Jary hat mich mit „Das Haus am Alsterufer“ nicht nur bestens unterhalten, sondern mich auch lebensnah an einem Stückchen deutscher Geschichte teilhaben lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2014
Spohr, Henrike

Heilbronn 37°


ausgezeichnet

Heilbronn. Die Malerin Tamara Deile arbeitet eifrig an ihren Bildern - sie steht kurz vor ihrer ersten Ausstellung! Doch die Vorfreude wird durch das Gefühl getrübt, beobachtet zu werden. Die 29-Jährige wurde als Teenager entführt und zwei Wochen lang gefangen gehalten. Ihre Angst, dass der Entführer es nach 15 Jahren erneut auf sie abgesehen hat, wächst…

Henrike Spohr hat mich mit ihrem Debüt „Heilbronn 37°“ von der ersten bis zur letzten Seite fest im Griff gehabt. Die Geschichte wird flüssig und spannend erzählt und der gesamte Handlungsverlauf ist wahnsinnig gut durchdacht. Es gelingt der Autorin hervorragend, den Leser in einen Strudel aus unterschiedlichen Gefühlen und rätselhaften Ereignissen hineinzuziehen.

Vier ganz unterschiedliche Hauptfiguren betreten die Bühne:
Tamara scheint von der Last der damaligen Ereignisse auch heute noch schier erdrückt zu werden. Sie fühlt sich verfolgt. Ihre Emotionen steckt sie in die Malerei, versucht sich auf diese Weise von ihren Ängsten zu befreien. Langsam erwacht Hass in ihr, sie will nicht mehr Opfer sein.
Paul sorgt sich sehr um Tamara. Er versucht ihr zu helfen, doch ihre wechselnde Stimmung macht es ihm nicht leicht, Tamara droht ihm zu entgleiten, er wirkt verzweifelt.
Andreas ist schwer zu durchschauen. Der erfolgreiche Jurist arbeitet viel, scheint jedoch momentan Probleme zu haben. Er liebt Anna, verschweigt ihr aber einiges.
Anna leidet darunter, dass sie oft allein zuhause ist. Es sind Kleinigkeiten, die sie vermuten lassen, dass Andreas ein Geheimnis hat. Womöglich eine Affäre? Der Gedanke lässt ihr keine Ruhe, sie spioniert ihm nach.

Henrike Spohr beschreibt die Emotionen ihrer Protagonisten ausgezeichnet. Man kann nachfühlen, was in jedem Einzelnen vorgeht, kann Tamaras Ängste, Pauls Verzweiflung, Annas Einsamkeit und auch Andreas Unruhe verstehen.
Als Leser lebt und leidet man mit den Vieren. Ständig habe ich gegrübelt, wie die Dinge zusammenhängen und darüber nachgedacht, was wohl hinter allem stecken mag. Schnell ist klar, dass es zwischen allen eine in der Vergangenheit liegende Verbindung geben muss. Eine Verbindung, die der Schlüssel für alles zu sein scheint. Eine Verbindung, die die Autorin ganz geschickt erst zum Ende des Buches für den Leser greifbar werden lässt.
Es gibt locker eingestreut einige Rückblenden zu den Vorkommnissen vor 15 Jahren, die Tamaras Furcht verständlich machen, die aber auch neue Rätsel mit sich bringen. Über der ganzen Geschichte schwebt laufend die Frage nach der Identität des Entführers: Wer ist Jo?
Auch ein Privatdetektiv ist Teil des Geschehens. Wer ist er? Wer hat ihn engagiert? Warum beobachtet er Tamara? Sein Erscheinen macht die Geschichte noch rätselhafter und kurbelt die Spekulationen über die Hintergründe immer weiter an.

Zu den schon dramatischen Ereignissen gesellt sich auch ein Hauch Übersinnliches. Unerklärbare Geräusche, merkwürdige Träume und eine immer wieder auftauchende Katze bringen mich ins Grübeln: Was ist hier überhaupt wirklich? Was nur Einbildung? Oder ist es einfach die Hitze über der Stadt, die die Akteure nicht mehr klar denken lässt?

„Heilbronn 37°“ ist ein rundum gelungenes Debüt. Eine ausgeklügelte Geschichte voller Spannung und mysteriöser Ereignisse. Ich bin begeistert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2014
Dübell, Richard

Himmelfahrt / Kommissar Bernward Bd.2


ausgezeichnet

Landshut. Nach starken Regenfällen ist die Isar zu einem reißenden Strom geworden, ein Damm ist gebrochen. Während die Hauptkommissare Flora Sander und Peter Bernward ihrem Freund Connor Lamont helfen, das noch zu rettende Inventar aus seinem überschwemmten Keller zu bergen, wird im „Tiger’s Girl’s die Leiche von Hannes Waltz gefunden.
Privat stehen die Zeichen zwischen Peter und Flora auf Sturm. Ein Zwist, der auch berufliche Auswirkungen hat, denn Polizeichef Maier übergibt zu Peters Ärger den Fall an Flora und teilt ihr einen neuen Partner zu….

„Himmelfahrt“ ist nach „Allerheiligen“ der zweite Fall für das Ermittlerduo Bernward und Sander. Auch mit diesem Krimi hat mich Richard Dübell wieder rundum begeistert.

Dankt der hervorragenden Beschreibungen kann man sich die schwierige Lage der in Wasser und Chaos versinkenden Stadt bestens vorstellen und sehr gut nachvollziehen, dass unter diesen Umständen eine umfassende Spurensuche so gut wie unmöglich ist.

Die äußeren Bedingungen sind nicht das einzige Hindernis, dass der Autor seinen Protagonisten bei ihrer Suche nach dem Mörder von Hannes Waltz in den Weg legt. Flora hat sich im Streit von Peter getrennt und hat bereits einen neuen Mann kennengelernt, der Peter natürlich ein Dorn im Auge ist. Eine herrscht eine explosive Stimmung zwischen Flora und Peter, die von dem Autor prima vermittelt wird. Diese privaten Probleme der beiden fügen sich nicht nur sehr gut in die Handlung ein, sie beeinflussen diesmal sogar die Ermittlungen – Peter wird von dem Mordfall abgezogen und bekommt andere Aufgaben zugewiesen. Man kann seinen Ärger über diese Entscheidung deutlich spüren, nur widerwillig fügt er sich der Anweisung, ermittelt aber im Hintergrund auf eigene Faust.

Der Kriminalfall erweist sich als knifflig, ist mit einigen Wendungen gespickt und lädt zum Miträtseln ein. Besonders verzwickt wird der Fall, als Peter bei seinen Nachforschungen Verbindungen zu einem viele Jahre zurückliegenden Skandal findet.

Außerdem schwingt durchweg der typische Dübellsche Humor mit – besonders die lebhaften Dialoge zwischen Peter und seinem Vater oder zwischen Peter und seinem Freund Connor haben mich immer wieder schmunzeln lassen.

Das Lesen hat mir großen Spaß gemacht - „Himmelfahrt“ ist ein spannender, sehr unterhaltsamer Krimi mit zwei äußerst sympathischen Ermittlern – bitte mehr davon.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2014
Jasmund, Birgit

Die Tochter von Rungholt


sehr gut

Rungholt/Nordfriesland 1361. Iven Levensen und seine Schwester Laefke bewirtschaften gemeinsam den Levensenhof, nachdem ihr Vater Leve und Laefkes Mann Hark von den Wogensmannen, einer die nordfriesische Küste unsicher machende Räuberbande, ermordet wurden. Als das Hardesgericht Iven das ihn zustehende Recht auf Genugtuung und Entschädigung verwehrt, will er persönlich Rache nehmen. Währenddessen drängt Laefke ihren Bruder, sich endlich zu verheiraten und hat mit der jungen Beke von Gröde auch schon eine mögliche Ehefrau für Iven gefunden. Doch Iven hat sich in die Kaufmannstochter Silja verliebt - eine Verbindung, die von Siljas Vater nicht gutgeheißen wird, denn der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Kaufmann hat ganz andere Pläne für seine Tochter…

Birgit Jasmund stellt den sagenumwobenen Marktort Rungholt, der vor der nordfriesischen Festlandsküste gelegen haben soll, in den Mittelpunkt ihres Romans.

Die Autorin erzählt die Geschichte sehr ausführlich und lebendig und bietet dem Leser eine Vielfalt von Einsichten in das Leben der Rungholter.
Es geht um alles, was die Menschen damals in den Uthlanden bewegt hat, all die großen und kleinen Probleme, mit denen sie zu kämpfen hatten – um Alltägliches genauso wie um Außergewöhnliches.
Viele einzelne Geschichten zu den unterschiedlichsten Bereichen werden sehr gekonnt miteinander verwoben: die Arbeit der Bauern, Handel, Marktrecht, Salzgewinnung, Gerichtsbarkeit, Hexereivorwürfe, Piraterie, Deichbau, eine Heiligenstatue samt zugehörigem Wunder, die Eigenarten der Einheimischen und natürlich die immerwährende Bedrohung durch Stürme und Fluten. Darin eingeflochten die Liebesgeschichte von Iven und Silja.

„Die Tochter von Rungholt“ hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Es hat mir großen Spaß gemacht, die vielen Begebenheiten zu verfolgen. Es geht in Rungholt sehr lebhaft zu, ständig lernt man neue Leute kennen, überall passiert etwas; dennoch schafft es die Autorin, dass alle Ereignisse ineinander greifen, so dass man den Überblick über die gesamte Szenerie behält und die Haupthandlung nie aus den Augen verliert.

Genauso abrupt, wie die verheerende Sturmflut im Januar 1362 die Existenz von Rungholt beendet, endet auch der Roman. Irgendwie viel zu schnell und überstürzt, wo doch vorher alles so wunderbar ausführlich war. Aber vielleicht wird es ja eine Fortsetzung geben, in der Birgit Jasmund die losen Fäden dieser Geschichte wieder aufnimmt und eine neue Geschichte über das Leben im mittelalterlichen Nordfriesland erzählt.

Eine kleine Anmerkung noch: Auch wenn die sehr zahlreichen Figuren die Bühne nach und nach betreten und die Akteure gut und detailliert beschrieben werden, wäre für die bessere Übersicht ein Personenregister von Vorteil gewesen. Und eine Karte bzw. Skizze mit den einzelnen Schauplätzen in und um Rungholt hätte mir auch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 28.08.2014
Billingham, Mark

Die Lügen der Anderen


sehr gut

Florida. Drei Paare aus England lernen sich während ihres Urlaubs in Sarasota kennen. Sie freunden sich an, die Stimmung ist gut. Als am letzten Tag ein junges Mädchen aus dem Hotel verschwindet, sind alle schockiert, fliegen aber nach einer kurzer Befragung durch die Polizei wie geplant zurück nach London.
Um die lockere Urlaubsbekanntschaft zu festigen, laden sie sich reihum zum Abendessen ein. Als auch in England ein Mädchen verschwindet und die Umstände dem Fall der mittlerweile in Florida tot aufgefundenen Amber-Marie gleichen, geraten die Paare in das Visier der Polizei. Die bereits auf wackeligen Füßen stehende Freundschaft der „Sarasota-Six“ gerät daraufhin mehr und mehr ins Schwanken…

Eine knisternde, atemberaubende Spannung sucht man in „Die Lügen der Anderen“ vergeblich. Mark Billingham versteht es, auf eine andere Art zu fesseln. Er stellt die drei Paare und ihre Beziehungen zueinander in den Mittelpunkt seiner Geschichte und lässt den Leser das Zusammenspiel dieser sechs ganz unterschiedlichen Menschen beobachten. Man erfährt, wie jeder Einzelne tickt, lernt die Eigenarten und Macken, die Interessen und Vorlieben, die Probleme und Geheimnisse kennen.
Dem Autor gelingt die Darstellung der verschiedenen Charaktere ausgesprochen gut. Jeder ist auf seine ganz eigene Art unsympathisch, jeder hat irgendwie eine andere negative Ausstrahlung, jeder macht sich durch sein Gehabe verdächtig.
Schnell wird klar, dass sie sich bei ihren Verabredungen gegenseitig etwas vorgaukeln. Mit jedem weiteren Treffen bröckelt die mühsam aufrecht erhaltene Fassade stärker, die Gruppe driftet auseinander, Argwohn und Misstrauen gewinnen die Oberhand, sie werden streitsüchtig und gehen aufeinander los.

Mark Billingham spielt mit dem Leser, versucht ihn mit den Eskapaden und Querelen seiner Akteure zu verwirren. Der Autor hat mich lange Zeit grübeln lassen, welcher seiner Protagonisten der Täter sein könnte. Er legt falsche Fährten und kommt mit einigen Überraschungen daher.
Im letzten Drittel wird das Verwirrspiel des Autors schwächer, ich hatte immer mehr das Gefühl, Billingham will mich zu sehr in eine bestimmte Richtung drängen.
Es waren Kleinigkeiten, die mich schon vor der eigentlichen Auflösung auf die richtige Spur gebracht haben, so dass die Identität des Mörders am Ende keine große Überraschung für mich war - auch wenn der Autor die Geschichte kurz vor Schluss noch einmal sehr geschickt dreht.

Ein psychologisch ausgefeilter Roman, bei dem die polizeilichen Ermittlungen zum größten Teil im Hintergrund bleiben – eine Geschichte, die mich mit ihrer interessanten Spurensuche gut unterhalten hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2014
Winschek, Jana

Lieb oder stirb


ausgezeichnet

Nachdem Kurt sich als riesiger Fehlschlag erwiesen hat, hat Hanna hat die Nase gestrichen voll von Männern. Doch plötzlich steht Toddy der Tod vor ihrer Tür und stellt ihr ein Ultimatum: Ein Mann muss her! Bis zu ihrem 35. Geburtstag hat Hanna Zeit, den Richtigen zu finden, ansonsten muss sie sterben…

Jana Winschek hat diese Geschichte durchweg mit ganz viel Wortwitz und reichlich Situationskomik gespickt, der fröhlich-lockere Schreibstil und die erfrischende Ausdrucksweise der Autorin machen das Lesen zu einem großen Vergnügen.

Jana Winschek hat kein Mitleid mit ihrer Protagonistin und hetzt ihr nicht nur den ungeduldigen Toddy auf den Hals, sondern hält für Hanna auch einige recht putzige Exemplare der Spezies „Mann“ bereit:
Von der fürsorglichen Schrankwand auf zwei Beinen über einen Star-Wars–Freak, der Hanna Spockohren verpasst und sie auf eine Sci-Fi-Convention schleppt bis hin zu einem Fisch-Liebhaber, dessen Hering „dieses kleine blaue Fischfutter aus der Apotheke“ (S.143) nötig hat, ist alles dabei. Diese und noch viele weitere Kuriositäten aus der Männerwelt warten auf Hanna. Sie hat die Qual der Wahl – wer wird am Ende ihr Herzblatt sein?

Es hat mir großen Spaß gemacht, Hanna auf dieser mit vielen Überraschungen garnierten Suche nach Mr. Right zu begleiten – „Lieb oder stirb“ ist ein witziger Roman, der wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2014
Sarginson, Saskia

Zertrennlich


gut

Die Zwillingsschwestern Viola und Isolte wachsen unbekümmert und fröhlich in den Kiefernwäldern Suffolks auf, bis etwas geschieht, dass nicht nur diese Unbeschwertheit beendet, sondern auch die enge Bindung der Schwestern zerstört.
Nach den Tod ihrer Mutter Rose leben die Mädchen bei Tante Hetti in London - während Isolte sich mit dem Leben in London arrangiert, kann sich Viola nicht an die neue Situation gewöhnen – sie wird aufsässig, hungert sich fast zu Tode, sehnt sich zurück in die Wälder…

Saskia Sarginson lässt „Zertrennlich“ auf 3 unterschiedlichen Zeitebenen spielen.
Die Zwillinge als 12-jährige - sie leben mit ihrer Mutter im Wald, ihre Welt ist noch in Ordnung.
Dann als Jugendliche bei Tante Hetti in London - man merkt deutlich, dass die vorangegangenen Ereignisse eine unterschiedliche Entwicklung der Mädchen hervorrufen.
Und schließlich das aktuelle Geschehen - Isolte und Violas Lebenswege haben sich getrennt, die beiden haben kaum noch etwas gemeinsam.

Die Autorin erzählt die Geschichte nicht chronologisch, sie springt ständig zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Mal berichtet Viola, dann wieder ist es Isolte, die die Geschehnisse schildert. Er war für mich nicht einfach, immer den Überblick zu behalten. In jedem neuen Abschnitt zunächst einmal das Wer und Wann herauszufinden, hemmt den Lesefluss doch sehr.

Isolte liebt Ben und ist als Moderedakteurin erfolgreich. Sie scheint ihren Platz im Leben gefunden zu haben, doch wirklich glücklich wirkt sie nicht auf mich.
Viola liegt im Krankenhaus, wird künstlich ernährt, möchte sich am liebsten auflösen. Sie hat kein Interesse mehr an der Welt um sich herum.
Auch die Zwillinge John und Michael, Spielkameraden der Mädchen während der unbeschwerten Zeit in Suffolks Wäldern, sind an den schrecklichen Ereignisse beteiligt, auch ihr Leben ist völlig aus dem Tritt geraten.

Als Leser möchte man natürlich unbedingt wissen, was die anfänglich unzertrennliche Zweisamkeit von Viola und Isolte so nachhaltig zerrüttet hat. Häppchenweise werden die Schatten der Vergangenheit aufdeckt. Der Auslöser des Dramas ist letztendlich etwas Dummes, Gedankenloses, ganz und gar nicht böse Gemeintes, das aber eine so tiefgreifende Zerstörungskraft im Gepäck hat, dass das Leben aller Beteiligten aus den Fugen gerät.

Saskia Sarginson kann sowohl die fröhliche Kindheit wie auch die dunklen Wolken, die nach den schrecklichen Ereignissen über Isolte und Viola schweben, sehr gut vermitteln. Insgesamt war mir die Geschichte aber zu weitläufig, besonders die Erlebnisse in Suffolk vor der Katastrophe werden sehr in die Länge gezogen.

Bewertung vom 14.08.2014
Rodeit, Katrin

Gefährlicher Rausch


sehr gut

Ulm. Privatdetektivin Jule Flemming muss ihren Urlaub für einen heiklen Fall abbrechen. Der Tochter von Bürgermeisterkandidat Harald Becker wurde die Vergewaltigungsdroge GHB ins Getränk gemischt. Becker befürchtet, dass diese Geschichte sich negativ auf seinen Wahlkampf auswirken könnte, wenn die Öffentlichkeit davon erfährt und möchte daher die Polizei nicht einschalten. Er verhält sich auch Jule gegenüber sehr distanziert, so dass die Privatdetektivin ohne hilfreiche Hinweise ihre Spurensuche beginnen muss…

„Gefährlicher Rausch“ ist bereits der zweite Fall für Jule Flemming - für mich dies der erste Einsatz, den ich mit der sympathischen Privatdetektivin erleben durfte. Auch wenn es einige Bezüge und Anspielungen auf den ersten Band gibt und es sicherlich sehr interessant ist, die Vorgeschichte zu diesem Krimi zu kennen, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir für das Verständnis dieses Jule-Flemming-Abenteuers Informationen fehlten. Schnell war ich mittendrin im Geschehen und dank des angehängten Glossars ruckzuck mit den handelnden Figuren vertraut.

Es hat mir sehr gut gefallen, dass Katrin Rodeit für diesen Krimi die Ich-Perspektive gewählt hat. So erlebt man die Geschehnisse aus Jules Sicht und kann ihren Gedanken und Überlegungen prima folgen und ihre Gefühle bestens nachvollziehen.

Die Ermittlungen gestalten sich für Jule als überaus knifflig, denn sie stößt überall auf wenig auskunftsfreudige Menschen. Gemeinsam mit Jule tappt man als Leser lange im Dunklen, so dass man prima miträtseln und mitgrübeln kann.
Mit den kleinen Schritten, die Jule bei ihren Nachforschungen vorankommt, muss sie jemandem gewaltig auf die Füße getreten sein, denn plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, ein Mord geschieht und auch Jule selbst gerät in das Visier des Täters.

Neben der spannenden Spurensuche nimmt man auch sehr ausgiebig an Jules turbulenten Privatleben teil. Jules Mutter nervt sie, ihr Bruder Sebastian hat Probleme, im „Jazz-Keller“ ist Jule für einen größeren Auftritt als Sängerin eingeplant, der kleine Nachbarsjunge Leon will selbst Detektiv werden und hat viele Fragen und mit Kriminalkommissar Mark Heilig kommt auch ein wenig Romantik ins Spiel.
Für meinen Geschmack rückt der private Part etwas zu intensiv in den Vordergrund der Geschichte, auch wenn es Katrin Rodeit sehr gut gelungen ist, ein paar Verbindungen zwischen Jules beruflichen und persönlichen Bereich zu schaffen.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es hat Spaß gemacht, gemeinsam mit Jule auf Verbrecherjagd zu gehen.