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misspider

Bewertungen

Insgesamt 667 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2018
Warner, Dave

Die Schlingen der Schuld


weniger gut

Nachdem ich gerade erst einen anderen hervorragenden Thriller gelesen hatte, der in Australien spielt, hat mich dieses Buch sofort angesprochen, das unglaublich schöne Cover hat sein übriges getan.

Leider konnte mich dieser Thriller aber nicht in gleichem Maße begeistern. Der Krimiteil kam irgendwie nicht in die Gänge, es wurden viele Einzelheiten der Polizeiarbeit beschrieben, aber Spannung wollte einfach nicht aufkommen. Noch dazu wurden für die Auflösung des Falles wichtige Details ausser Acht gelassen.

Der leitende Ermittler, Dan Clement, sollte mit seiner gescheiterten Ehe, seinem Bemühen, seiner Tochter weiterhin ein guter Vater zu sein und seinen immer noch starken Gefühlen für seine Exfrau sympathisch wirken, schaffte es aber nicht, Mitgefühl bei mir zu wecken. Überhaupt waren mir die Charaktere weitestgehend egal - sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht. Dementsprechend konnte ich bei der Handlung wenig mitfiebern und las zwischendurch aus reiner Neugier auf die Auflösung des Falles, ansonsten aber eher lustlos, weiter. So war mir das Ende schliesslich auch gar nicht mehr so wichtig. Einzig die Beschreibung des Landes und zu guter Letzt der Zyklon, der am Ende darüber hinwegfegt, haben noch ein wenig Eindruck bei mir hinterlassen.

Aber das soll nicht bedeuten, dass es sich hier um einen schlechten Thriller handelt, durchaus nicht. Die Handlung ist ja durchaus komplex und (meistens) durchdacht - es muss einfach jeder für sich selbst herausfinden, ob ihm diese Art von Thriller liegt. Mich persönlich haben die Geschichte und auch der Schreibstil einfach nicht angesprochen.

Bewertung vom 22.05.2018
Phillips, Susan Elizabeth

NACHTWILD


sehr gut

Angelockt hat mich bei diesem Buch ganz klar der Thriller-Aspekt. Eine Mutter und ihr Sohn sind im Zoo, als plötzlich Schüsse fallen. Willkürlich werden Leute umgebracht, und Joan kennt nur noch einen Gedanken: ihren Sohn in Sicherheit bringen. Wird sie es schaffen?

Zu Anfang und natürlich auch immer wieder im Laufe des Buches lernen wir Joan und den vierjährigen Lincoln ein wenig näher kennen, bauen eine Beziehung auf. Dabei gab es viele Wiedererkennungsmomente für mich als Mutter, aber auch einige Situationen, die ich nicht nachvollziehen konnte. Zum Beispiel, welche Filme Lincoln in seinem jungen Alter schon sehen durfte (Predator -echt jetzt?!) und wie erwachsen er manchmal daher redet beim Spielen. Das wird zwar an anderen Stellen wettgemacht, aber gefühlsmäßig blieb der Eindruck, dass der Junge schon älter sein müsste. Auch wirkte er insgesamt zu angepasst, um nicht zu sagen gleichgültig, wenn man bedenkt in was für einer Situation er sich befand. Da hat mir ein bisschen die kindliche Eskalation gefehlt, dass er mal los schreit oder etwas in der Art.

Die Gedanken der Mutter haben mehr als einmal ein Dèjá Vu bei mir ausgelöst, wie sie zum Beispiel ihrem Sohn beim Spiel folgt, während sie in Gedanken gleichzeitig Besorgungen und andere Alltäglichkeiten plant. Oder wie es sich anfühlt, das Kind zu tragen, die wippenden Beine, der Kopf der auf die Schulter schlägt, dass es einfacher ist wenn sich Lincoln an ihr fest klammert statt sich hängen zu lassen.

Insofern ist der Thriller an sich oft in den Hintergrund getreten, um der detaillierten Beschreibung der Mutter-Sohn-Beziehung Platz zu machen. Die Gründe der Attentäter waren nicht klar umrissen, mussten es aber auch nicht sein - viel schrecklicher ist doch der willkürliche Aspekt, dass man aus dem Nichts heraus plötzlich um sein Leben bangen muss. Die Begegnung mit dem Schützen war dann auch gar nicht so ein spannender Höhepunkt wie erwartet und wirkte eher enttäuschend, aber das Ende trieb den Puls immerhin doch noch für einen kurzen Moment in die Höhe, als man nicht wusste wie es für Joan und Lincoln ausgeht.

Obwohl ich Joans Verhalten nicht immer zustimmen konnte, viel die Identifikation mit der Mutter nicht schwer, und natürlich habe ich mich ständig gefragt wie ich in dieser Ausnahmesituation reagiert hätte. Fazit: Daumen hoch für einen sehr außergewöhnlichen und persönlichen Thriller.

Bewertung vom 22.05.2018
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


weniger gut

In mancher Hinsicht ein schönes Buch: das Cover ist liebevoll gestaltet, der Titel klingt unaufgeregt aber Interesse weckend, und das Buch ist durchaus ansprechend geschrieben. Aber: die Geschichte verliert sich in unzähligen Momentaufnahmen und wahllos hingeworfenen Buchtiteln. Aber vielleicht ist die Handlung hier auch gar nicht so wichtig?!

Die Handlung ist unglaubwürdig und realitätsfern - leider kann man immer noch nicht nur von Luft und Büchern leben, also wie machen die das hier? (will ich auch!) Es werden viele interessante Details an-, aber nicht ausgesprochen, z.B. die Herkunft von Soliman - was ist ihm widerfahren und hat ihn zu dem Menschen gemacht, den wir gemeinsam mit Juliette im Buch kennenlernen?

Immer wieder werden Buchtitel genannt, ohne dass diese erkennbar in den Plot eingebunden werden. Wollte die Autorin hier einfach mit ihrer Literaturkenntnis angeben? Immerhin hatte ich gehofft, am Buchende noch einmal eine Auflistung aller erwähnten Bücher zu finden, da der ein oder andere Titel interessant klang, ich aber nicht mitten im Buch abbrechen und danach recherchieren wollte. Und voilà - am Buchende erspähte ich tatsächlich eine Liste, aber bei genauerer Betrachtung entpuppte sich diese als eine Auflistung weiterer Buchtitel: schade. Ob ich noch einmal den Nerv habe, das ganze Buch nach den zwei oder drei Titeln abzusuchen, die mir ins Auge gefallen sind?! Ich denke eher nicht.

Die meiste Zeit plätschert die Story vor sich hin, es gibt viele hübsch beschriebene Augenblicke, aber mindestens genauso viele Momente in denen nichts bemerkenswertes passiert (was nicht schlecht sein muss, hier aber unangenehm auffällt). Ich schwankte zwischen hingerissener Begeisterung für den Moment und Langeweile ob der sich dahinschleppenden Handlung.

Juliette war mir nicht sympathisch, aber auch nicht unsympathisch. Sie war mir eher gesagt egal, rat- und farblos ließ sie sich von anderen durchs Leben treiben ohne selbst in Aktion zu treten - selbst ihre Kündigung wirkte passiv. Lediglich am Ende schien sie endlich einmal aus ihrer Lethargie zu erwachen und etwas in die Hand zu nehmen. Gestört hat mich hier allerdings die unnötige Bezeugung, dass es sich beim Y.S. nicht um eine fahrende Bibliothek handeln sollte (ist ihr das nicht gut genug?), obwohl es doch eigentlich genau das ist.

Das Buch wirkt wie eine Aneinanderreihung kleiner Facetten, von denen aber nur wenige wirklich zu glänzen wissen. Es war angenehm zu lesen genau während des Lesens, ist aber inzwischen fast schon wieder verblasst und hinterlässt keine nachhaltigen Spuren.

Bewertung vom 22.05.2018
Tudor, C. J.

Der Kreidemann


ausgezeichnet

Normalerweise ziehe ich keine Autorenvergleiche und mag es auch nicht, wenn Bücher damit beworben werden. Aber in diesem Fall kann ich mich dann doch nicht zurückhalten.

Der Anfang des Buches kam mir wie eine Reise in die Vergangenheit vor, zu Romanen wie 'Es' oder 'Stand by me', die ich in meiner Jugend verschlungen habe und zu denen der Kreidemann viele Parallelen aufweist, angefangen bei den Kindheitsfreunden, die zusammen Schreckliches erleben. Auch hier ist ein Mädchen, Nicky, Teil der Gruppe, die ansonsten aus vier sehr verschiedenen Jungen besteht. Auch hier gibt es eine Steinschlacht mit der Gang eines großen Bruders (ganz großes Déjà-vu!), und auch hier hat Nicky familiäre Probleme. Hinzu kommt die Kleinstadt-Atmosphäre, in der die Kinder aufwachsen, wo jeder jeden kennt und alles sofort die Runde macht.

Das Buch nimmt sich sehr viel Zeit, uns mit den Protagonisten vertraut zu machen, die mit unglaublicher Tiefe gezeichnet werden. Aber gerade diese langsame Herangehensweise steigert die Intensität, mit der wir schließlich das Geschehen miterleben und mitfühlen. Auch dies ein Merkmal, das ich beim offensichtlichen Vorbild der Autorin zu schätzen gelernt habe.

Das Verbrechen selbst und dessen Auflösung traten für mich oft in den Hintergrund, so dass ich es nicht weiter schlimm fand, dass mein Anfangsverdacht bezüglich des Täters am Ende bestätigt wurde. Viel spannender war es für mich zu erfahren wie die Kinder mit der Situation umgehen, wie sie reagieren, wie sie sich verändern und dadurch ihre Freundschaft beeinflussen.

Auch die Erzählweise, in der sich Rückblenden in die damalige Kindheit mit Kapiteln aus dem jetzigen Erwachsenenleben abwechseln und die aus der Perspektive von einem der Jungen, Eddie, geschildert werden, hat mir gut gefallen.

Zugegebenermaßen war ich am Anfang schon ein wenig verstimmt darüber, wie die Autorin es wagen kann so schamlos vom prägenden Lieblingsautor meiner Jugend abzuschauen. Aber dann habe ich den Klappentext über die Autorin gelesen und viele gemeinsame Vorlieben entdeckt, die einiges erklären. Jedenfalls habe ich das Buch daraufhin aus einer völlig anderen Sichtweise betrachtet und vielmehr als großartige Hommage interpretiert.

Kaum zu glauben dass dies der erste Roman der Autorin ist - bleibt zu hoffen dass noch viele folgen werden.

Bewertung vom 11.04.2018
Antons, Christiane

Yasemins Kiosk


sehr gut

Ich habe selten eine derart abstruse Geschichte gelesen - und mich gleichzeitig so prächtig dabei amüsiert! Der Plot wirkt meistens so an den Haaren herbeigezogen, dass man hier gleich den ganzen Skalp in der Hand hält. Ist aber auch schnuppe, denn das wird durch die skurrilen Personen mehr als wett gemacht: Nina, Polizistin auf Zwangsurlaub, die so gar nicht dem üblichen Bild entspricht; Doro, die agoraphobische Vermieterin; und Yasemin, junge Kioskbesitzerin und kein Kind von Traurigkeit. Zusammen ergeben die drei ein unglaubliches Trio, das mit noch unglaublicheren Methoden und viel Schnaps einen Mordfall aufklärt. Dazu ein guter Schuss Lokalkolorit und fertig ist der haarsträubendste und zugleich witzigste Krimi, den ich seit langem (oder besser jemals) gelesen habe - Unterhaltung pur. Isso, garantiert!

Bewertung vom 26.02.2018
Harper, Jordan

Die Rache der Polly McClusky


ausgezeichnet

Als die elfjährige Polly ihren Vater vor der Schule stehen sieht, weiß sie das etwas Schlimmes passiert sein muss, den eigentlich sollte Nate McClusky im Gefängnis sitzen. Doch seit die Gang Aryan Steel ein Kopfgeld auf ihn und seine Familie ausgesetzt hat, hat er nur ein Ziel: seine Familie zu schützen. Für Pollys Mutter kommt die Rettung zu spät, aber er kann versuchen Polly in Sicherheit zu bringen. Doch schnell wird klar: weglaufen kommt nicht in Frage, und der einzige Weg die Verfolger loszuwerden, ist sich ihnen entgegenzustellen...

Bei dieser Geschichte ist man sofort mittendrin, die Einleitung wird nach und nach in Rückblenden eingeschoben. Polly ist ein ungewöhnliches Mädchen: eine stille Außenseiterin, die durch ihren Teddybär mit der Welt kommuniziert. Doch als sie mitbekommt, was und wie ihr Vater tut, scheint ihr das zu gefallen, und sie möchte ein Teil seiner Welt werden - einer Welt aus Gewalt und Verbrechen. So entwickeln sich die beiden auf unbeholfene Weise zu einem merkwürdigen Team, und obwohl Nate derjenige ist, der Polly beschützen muss, steht ihm diese in nichts nach.

Die Entwicklung von Polly hat mich ungemein fasziniert, schließlich traut man ihr diese überraschende Wandlung eigentlich nicht zu. Es zeigt sich jedoch schnell, dass sie von ihrem Vater nicht nur die blauen "Revolverheldenaugen" geerbt hat.

Die Beziehung zwischen Tochter und Vater wird vergleichsweise sachlich und emotionsarm beschrieben, trotzdem spürt man wie nahe und ähnlich sich die beiden sind, z.B. in Sturheit und Durchsetzungswillen.

Eine fesselnde Mischung aus Roadtrip und Rachefeldzug - oder auch eine ungewöhnliche Familiengeschichte, die oft an einen modernen Western erinnert.

Bewertung vom 08.01.2018
Läckberg, Camilla

Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10


sehr gut

Dies war mein erster Roman der Autorin, daher kann ich die Geschichte nur für sich genommen und nicht im Zusammenhang oder als Fortsetzung der Reihe bewerten.

Teilweise war der Plot etwas langatmig, vor allem wenn es um das private Leben und die Familie von Erica, der Frau des ermittelnden Kommissars, ging. Das hatte schon reichlich viel von einem Frauen-Kitschroman. Parallel wird auch noch die Geschichte der titel-gebenden "Eishexe" erzählt, in der es um einen Fall von Hexenverfolgung im Jahr 1672 geht. Obwohl ein möglicher Zusammenhang nur kurz im Nachwort hergestellt wird, hat mich diese zusätzliche Geschichte sehr fasziniert. So gab es quasi einen historischen Roman und einen Thriller im Doppelpack. Der Thriller war durchaus spannend, aber etwas überladen, da sehr viele Nebenschauplätze aufgemacht wurden. Hier wäre eine klarere Linie hilfreich gewesen, statt Material für 2-3 Krimis in einen einzigen zu packen, was stellenweise an der Glaubwürdigkeit gekratzt hat. Vielleicht hat mir auch gerade deshalb die klar abgetrennte, für sich stehende Geschichte der Eishexe gefallen, die einem immer wieder eine Auszeit vom eigentlichen Geschehen bereitet hat. Die Polizeiarbeit wirkte manchmal etwas schwerfällig und an einigen Stellen habe ich mich gefragt, wieso etwas vorher übersehen bzw. dann erst erkannt wurde.

Interessanterweise konnte ich das Buch aber trotz der vielen Kritikpunkte kaum aus der Hand legen und habe jede freie Minute zum Weiterlesen genutzt. Natürlich war ich gespannt auf die Auflösung und habe mehrmals meinen eigenen Verdacht auf eine andere Person verlegt. Die parallele Erzählweise, die abwechselnd den aktuellen Fall und einen ähnlichen Mord vor dreißig Jahren schildert, hat oft neue Erkenntnisse gebracht, dabei aber auch geschickt in die Irre geführt. Am Ende liefen beide Erzählstränge in einem Punkt zusammen, der die nicht ausschließlich überraschende Auflösung brachte. Das Ende fand ich aber leider auch den schwächsten Teil des Buches, für mich galt viel eher: der Weg ist das Ziel.

Mein Fazit: stellt man Unterhaltungswert über Anspruch, ist man mit diesem Buch sicherlich bestens bedient und kann beim Lesen einfach mal abschalten.

Bewertung vom 14.12.2017
Vorpahl, Elias

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Ein vergessenes Wort macht sich auf die Suche nach seiner Bestimmung. Und nimmt den Leser mit auf eine fantastische Reise durch die Welt der Wörter. Es wird gefährlich, als Stimmbänder kommen und das Wort einfach einsaugen und aus seiner vertrauten Umgebung herausreißen, es wird märchenhaft bei den Wortspielen, bei denen die besten Fabulierkünstler ihre Geschichten erzählen, und zu guter Letzt erreicht das Wort den Ort, der seine Bestimmung verbirgt.

Der Autor hat eine ganz neue, unglaublich poetische Welt geschaffen, in der man sich anfangs erst zurechtfinden muss. Aber hat man sich einmal an die Vorstellung, dass es sich hier bei den Protagonisten um Wörter statt Menschen handelt, gewöhnt, kann man ganz tief eintauchen in das Abenteuer. Auch wenn ich den Schluss nicht ganz rund fand, weil er für mich einige Fragen offen ließ, hat mich das Buch überzeugt. Ein wahrhaft fantastisches Märchen für jedes Alter, das ich nur ans Herz legen kann.

Nachtrag: Zum Glück ist das Buch rechtzeitig vor Weihnachten erschienen, so dass ich gleich noch einen großen Stapel als Weihnachtsgeschenke besorgen kann, denn dieses Geschichte kann man eigentlich jedem schenken.