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Uli Geißler
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Fürth/Bay.

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Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2008
Barzel, Peter; Bollschweiler, Michael; Smolik, Christian

Fahrradtechnik


sehr gut

Die Entwicklungen bei Fahrrädern sind enorm. Gab es noch vor wenigen Jahren einen gewissen Stillstand, so gab es in den letzten vielleicht zehn Jahren so viele Innovationen und neue Materialien oder auch technische Systeme wie selten seit der Erfindung des Fahrrades zuvor. Leichtere Rahmen, spezielle Bremsen, neue Lichtsysteme, ergonomische Veränderungen, evolutionäre Antriebe und High-Tech-Schaltungen ... wer soll da noch mitkommen?

Selbst das fundierteste Nachschlagewerk (in seiner zehnten Auflage) bedurfte daher eine zwingende Überarbeitung und Aktualisierung. Das Autorenteam Peter Barzel, Michael Bollschweiler und Christian Smolik hat das geschafft und die gewissermaßen *Bibel* für Fahrradfreundinnen und Fahrradfreunde neu geschrieben. Sie gehören zu den profundesten Autoren und Kennern all dessen, was Fahrradgeschichte, -technik und -entwicklung anbelangt.

Das Buch bietet komprimiert und doch stets ausreichend ausführlich gerade alle wichtigen Informationen zu Fahrradtypen, -antriebe, Werkstoffen, Rahmenformen, -geometrien und -materialien, Federungen, Lenkung, Laufrädern, Bremseen, Beleuchtung, Werkzeugen und Zubehör.

Im Fließtext, aber stets mit hervorgehobenen Überschriften, zahlreichen Informationskästen und eindeutigen Illustrationen oder Fotos bietet das Nachschlagewerk zu jedem gewünschten Thema Hintergrund und Wissen, welches selbst für Spezialistinnen und Spezialisten ausreichend ist. Engagierte Fahrradfans werden umfassend und doch nachvollziehbar verständlich versorgt und es bleibt letztlich keine Frage offen. Ein umfangreiches Stichwortverzeichnis sorgt für eine schnelle und zielführende Übersicht.

*Die neue Fahrradtechnik* ist somit weiterhin das Nachschlagewerk für alle, für die das Fahrrad mehr als ein Fortbewegungsmittel ist. © 8/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

16 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2008
Mayall, Felicitas

Hundszeiten / Laura Gottberg Bd.5


gut

Heiße Tage für die Kommissarin

Laura Gottberg könnte eigentlich ihre Zeit genießen, denn es ist nicht nur Sommer in der Bayrischen Metropole, sondern auch ihre Kinder sind in Ferien. Ein wenig Sorgen hat sie zwar, ob die Beiden auch gut versorgt sind, aber das ist ja normal. Nicht normal ist die abartige Wüstenhitze in der Stadt. Sie macht mürbe und die Leute verrückt. Da wundert es auch nicht, dass alle etwas überreagieren. Eben so wie Ralf, ein durchaus pfiffiger und geschäftstüchtiger Wohnungsloser, der in vermeintlich nötiger Verteidigungshandlung der Kommissarin ein Veilchen schlägt.

Die Beiden freunden sich mehr oder weniger an. Gleichzeitig wächst die unerträgliche Brut Rechtsradikaler, welche sich auf den Kiesbänken der Isar zusammenrotten, um schändliche und menschenverachtende Gesänge zu grölen und brave Leute zu traktieren, auf eine bedrohliche Anzahl an. Die neofaschistischen Umtriebe nehmen zu.

Als ein Wohnsitzloser ermordet gefunden wird, ist Laura zwar erleichtert, dass es sich nicht um ihren neuen Bekannten handelt, andererseits erhöht sich ihre Sorge, dass die Neonazis darin verwickelt sein könnten und die üble Situation an der Isar sich weiter verschlechtert.

Ein unaufgeklärter Mord beschäftigt sie außerdem und so ist sie froh, dass sie am Ende nach vielerlei Recherche und Nachdenken auch noch von ihrem Geliebten aus Siena, Commissario Angelo Guerrini, Unterstützung erhält.

In gewisser Weise beschaulich erzählt die Autorin die Geschichte und schafft es ausgezeichnet, den Protagonistinnen und Hauptdarstellern einen erkennbaren Charakter und ein Gesicht zu verleihen. Das macht das Geschehen trotz aller Brutalität in dessen Konsequenz sympathisch und glaubhaft, insbesondere freilich die Hauptfigur.

„Hundszeiten“ ist ein gut erzählter Kriminalroman mit ausreichend und gut dosiertem Lokalkolorit und man meint schließlich, Frau Gottberg persönlich zu kennen und ist gespannt, was sie demnächst wieder alles erlebt.

© 09/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2008
Levy, Marc

Kinder der Hoffnung


ausgezeichnet

Vom unbeschwerten Jugendlichen zum mutigen Resistance-Aktivisten

Der Autor hat hier einen Roman sehr anrührender und mitreißender Art verfasst. Es ist die Geschichte seines Vaters und seines Onkels um 1940 herum. Sie geraten unversehens in den Widerstand Frankreichs gegen die Nationalsozialisten im 2. Weltkrieg. Voller Hoffnung, voller Zuversicht und voller Energie bekämpfen die Jungen mit vielen Anderen die Deutschen Besatzer.

Für jeden getöteten der ihren wollen sie sich durch den Tod an einem Feind rächen. Dabei stellen sie sich nie die Frage, ob ihr Morden immer gerechtfertigt ist. Zu sehr sind sie in der Struktur des von der Bevölkerung undifferenzierten und anerkannten Heldentums verwoben, als dass sie zwischen Schuld, Teilschuld oder gar Unschuld unterscheiden könnten.

Doch wer vermag das Handeln der Unterdrückten schon beurteilen oder gar verurteilen. Als im Frieden aufgewachsener Bürger steht einem das wohl nur bedingt zu. Fragen, ja fragen muss man sich das aber sicher immer wieder. Der Autor hilft dazu wenig, denn in geradezu von Außen betrachtender Weise schildert er die Vorgänge und Aktivitäten seiner Verwandtschaft, immer aber auch so, dass die Gefühle und Emotionen der Jungen nachvollziehbar werden.

So gelingt es ihm ausgezeichnet, dass man sich geradezu zugehörig den Gruppen des Widerstandes fühlt, jede Tat und jeden Anschlag versteht, ängstlich gar mit fiebert, ob die Bomben auch rechtzeitig hochgehen und vor allem „gerecht“ wirken. Interessant, dass einem aufgrund der Kenntnis Deutscher und Französischer Geschichte das 5. Gebot geradezu verloren geht …

„Kinder der Hoffnung“ ist ein ausgezeichneter Roman über die unbekannten Emotionen und Erlebnisse junger Menschen in einer nicht von ihnen gewählten und gewollten Lebenswirklichkeit. Es ist eine Erinnerung, ein Denkmal und ein Aufschrei zugleich für die ersehnte Liebe, die nie versiegende Hoffnung auf eine friedvolle und gerechte Welt für welche es sich lohnt, mit ganzem Herzen, Engagement und mutiger Zivilcourage gegen Widerstände einzutreten.

© 09/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2008
Connolly, John

Das Buch der verlorenen Dinge


ausgezeichnet

Märchenhafte Fantasien eines normalen Jungen

Ganz alltäglich beginnt diese Geschichte und es ist der für David kaum zu verkraftende Tod seiner Mutter. Seine Art mit dem Verlust fertig zu werden, ist das Lesen. So werden die Schmöker auf seinen Regalen geradezu lebendig und sprechen zu ihm, so wie eben einem ein Buch etwas zu sagen hat.

Als sein Vater eine neue Frau findet, David auch noch einen Halbbruder bekommt und alle in das Haus von Rose ziehen, verkriecht sich der Junge in seiner emotionalen Einsamkeit noch mehr in die Scheinwelten der Geschichten. Bald schon verschwimmen in der Geschichte Realität und Fantasie und David findet sich in einem merkwürdigen, voller märchen- und sagenhafter Erscheinungen und Vorkommnisse wieder.

Dabei wird ihm einiges an Mut und Selbstvertrauen abverlangt, so dass er an den Aufgaben und Herausforderungen wächst. Es sind die Motive aus bekannten Märchen wie Rotkäppchen oder auch Hänsel und Gretel, welche so unvermittelt und doch annehmbar in die verwirrenden und aufregenden Ereignisse hineinziehen. Auch die Sprache scheint nicht von dieser Welt und passt doch immer zum Geschehen, als wäre die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit nur eine gedachte.

Eindeutig schimmert gegen Ende des Buches durch, was dem Protagonisten David in der Geschichte zu Pass kam: die entschiedene Verantwortung, das zielgerichtete Handeln, die Erkenntnis des eigenen Weges und der eigenen Kraft. Ganz klar eine Metapher über das Erwachsenenwerden.

So endet die Geschichte trotz verwegener und gefährlicher Vorkommnisse in einer der Zukunft zugewandten Weise. Ein außergewöhnliches Buch zur Stärkung des Selbstwertgefühls, spannend, märchenhaft und für das echte Leben gewinnbringend zugleich.

© 9/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2008
Mørk, Christian

Eminenza


gut

Uralte Geheimgesellschaft will Menschheit rettende Entdeckung verhindern

Die Geschichte beginnt zunächst im 14. Jahrhundert in Venedig zu der Zeit, als die Geheimgesellschaft „Rat der Zehn“ seinen geschichtlichen Ursprung hat. Schon damals waren die Machenschaften dieser mysteriösen Loge nicht gerade menschenfreundlich, sondern auf bedingungslose und skrupellose Macht ausgerichtet.

Jahrhunderte später begibt sich Victor Tallent zu einer UNESCO-Konferenz in die Lagunenstadt und will seine weltbewegende und zukunftsträchtige Erfindung der Welt präsentieren. Mit seiner Entwicklung wäre er in der Lage, den Hunger in der Welt ein für alle Mal zu stillen. Die ihm zugeteilte blinde Dolmetscherin Arabella gefällt ihm und es entspinnt sich eine ganz besondere Beziehung zwischen den Beiden. Doch als Arabella plötzlich verschwindet und Victor unter Mordverdacht gerät, ist es mit einer rosigen Zukunft für ihn aus.

Schon bald wird dem Wissenschaftler klar, dass die Wurzeln der ihn bedrohenden Gefahr sehr, sehr weit ins Mittelalter zurückreichen und er, aber auch Arabella ins Visier einer jahrhundertealten Geheimorganisation und damit in Lebensgefahr geraten ist. Von seiner Sehnsucht nach Arabella und seiner Vision nach einer vom Hunger befreiten Welt getragen, nimmt er den Kampf gegen die wirtschaftlichen und politischen Mächte auf.

Mit unaufhörlicher Spannung erzählt der Autor seine Geschichte, greift historische Begebenheiten ebenso auf, wie neuzeitliche Entwicklungen und verknüpft diese zu einem unglaublichen Plot. Gerade diese Zusammenführung uralter Machtinteressen aber auch –intrigen der Geheimloge mit aktueller Welt- und Wirtschaftsglobalisierung erzeugen den Thrill des Plots.

Spannende Unterhaltung über ein den aktuellen Teil betreffend durchaus denkbaren Machtszenario.

© 9/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2008
Gantzhorn, Ralf

Patagonien und Feuerland


ausgezeichnet

Mystisch-realistische Schönheit ungebändigter Natur

Patagonien ist sicher eines der wenigen Länder, welches in seiner geradezu extremen Schönheit so unbekannt und unerreicht ist, dass es Sehnsüchte weckt, Fantasien erzeugt, Abenteuer und Glückseligkeit verspricht und diese Versprechen dann aber auch tatsächlich hält.

Der Autor ist nicht nur ein profunder Bergsteiger, Geologe und langjähriger Kenner des geradezu menschenleeren Patagoniens, sondern auch ein Lichtbildner, dem es gelingt, die unendlich scheinende Landschaft in ausdrucksstarken Stimmungen darzustellen, die auf die Betrachtenden überspringen. Zum Besuch ermunternd, aber stets ehrlich beschreibt er die Faszination des eindrucksvollen, atemberaubenden und doch oft so unwirtlichen Landes. Neben der Begeisterung über die sprachlos machenden Lichtschauspiele und Naturansichten berichtet er aber auch ganz deutlich von den oftmals unerträglich zermürbenden Witterungsunbillen und deshalb oft so schmerzlich geplatzten Träumen einer Gipfelbesteigung.
Seine Bilder zeigen unglaublich schöne, abwechslungsreiche und großartige Ansichten Patagoniens, wie es nur verschwindend selten überhaupt zu sehen ist. Das wird allen beim Lesen der in lockerem Stil gehaltenen Reiseerfahrungen des unnachgiebigen Reisenden klar. Die im Buch gezeigte Großartigkeit gibt es nicht bei einem einmaligen Kurztrip. Immer wieder weist der Autor darauf hin, dass nur unablässige Ausdauer und der stete Glauben an den einen Augenblick „Sehen macht“.

Das Buch ist ein Bildband erster Güte, aber es ist auch ein Nachschlagewerk für Touren in und um Patagoniens Bergwelt. In kurzen Übersichten und Einordnungen stellt Ralf Gantzhorn Trekking- und – für erfahrene Bergsteiger – Gipfel sowie empfohlene Routen inklusive Kartenausschnitte vor, alles mit unglaublichen Bildern der Gipfelansichten oder Naturschauspielen illustriert. Hintergrundinformationen und Reisetipps, Routenvorschläge inklusive Detailkarten, Anmeldeverfahren für Gipfelbesteigungsgenehmigungen und vieles mehr fließen an passenden Stellen in die Routentipps mit ein. So qualifiziert sich das Buch auch als erster Reiseführer für Patagonia-Infizierte. Es ist ein traumhaftes Buch über das traumhafte Sein in einer traumhaften Landschaft.

© 8/2008, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.
Uli Geißler aus Fürth/Bay.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.