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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2017
Bornstädt, Matthias von

Das magische Labyrinth / Die drei Magier Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannendes und unglaublich fantasievolles Abenteuer für Klein und Groß mit tollen Illustrationen

Unsere Meinung:

„Die Magie steckt in der Erde, wächst mit den Blättern, schlummert in Steinen, Muscheln und Wurzeln…“ (S. 69)

Mit „Die drei Magier – Das magische Labyrinth“ legt Kinderbuchautor Matthias von Bornstädt, dessen Werke vielen Lesern sicherlich schon bekannt sein dürften (u.a. „Nevio, die furchtlose Forschermaus“, „Labyrinth der Geheimnisse“ und „Bibi und Tina“), den ersten Band seiner neuesten Kinderbuchreihe vor. Inspiriert ist dieses Buch vom gleichnamigen „Kinderspiel des Jahres 2009“.

Bereits im ersten Kapitel hat uns der Autor erfolgreich an seine Geschichte gefesselt, denn in der sagenhaften Welt Algravia beobachten die beiden elfenhaften Lunies Luxo und Luxi, wie der böse Zauberer Rabenhorst drei magische Zauberstäbe an sich bringen will, um diese Welt zu unterjochen. Verhindern können das nur die drei Magier – doch wo stecken die bloß? Die zwei Geschwister Conrad und Mila und ihre Freundin Vicky wissen derweil noch gar nichts von ihrem Glück…

Als Leser taucht man von der ersten Seite an in eine wahrlich zauberhafte Welt voller Wunder und fantastischer Wesen ein. Hier gibt es Hexen, Trolle, Mini-Drachen, sprechende Bäume, leuchtende Lunies und den haarigen Haarmut, der sich zu unserem Liebling entwickelt hat (auch ohne viel zu machen). Die Geschichte sprüht nur so vor Fantasie und die vielen tollen, teilweise doppelseitigen Illustrationen von Rolf Vogt laden zum Betrachten, Staunen und Verweilen ein.

Das Buch besticht bei Weitem aber nicht nur durch die überbordende Fantasie, sondern auch durch die wirklich spannende, manchmal sogar schon ein bisschen (wohlig!) unheimliche Story. Denn wo sich Portale in dunklen Seen finden, olle Trolle Hand an einen Zauberbaum legen oder magische Labyrinthe den Ideenreichtum der jungen Magier fordern, da verfolgen nicht nur die kleinen Leser die Geschichte ganz gebannt mit angehaltenem Atem. Bei aller Spannung finden sich ganz unaufdringlich aber auch wichtige Themen wie Freundschaft, Mut, Verantwortung und Zusammenhalt, denn ohne diese Werte könnten Vicky, Conrad und Mila diese Aufgabe niemals meistern. So muss ein gutes Kinderbuch sein!

FAZIT:
Ein zauberhaftes, unglaublich fantasievolles und wirklich fesselndes Leseabenteuer für Klein und Groß. Wir sind begeistert!

Bewertung vom 11.09.2017
Ohlandt, Nina

Nun schweigst auch du / John Benthien Jahreszeiten-Reihe Bd.5


ausgezeichnet

Sehr solide, spannende und überraschende Krimi-Unterhaltung für zwischendurch

Meine Meinung:
„Alles war möglich, doch nichts war zu beweisen, und scheinbare Fortschritte erwiesen sich in Wirklichkeit als Rückschritte.“ (S. 84)

„Nun schweigst auch Du“ ist der mittlerweile fünfte Band der „Jahreszeiten“-Kurzkrimi-Reihe um den Nordfriesischen Kommissar John Benthien, die zeitlich vor den Fällen der „langen“ Krimi-Reihe um diesen Protagonisten angesiedelt sind. Der Fall ist in sich abgeschlossen und auch ohne jegliche Kenntnisse der Vorgängerbände gut zu verstehen. Da es sich mit rd. 130 Seiten um einen Kurzkrimi handelt, kommt die Entwicklung der Charakteren hier natürlich ein bisschen kurz, aber das ist nun mal dem Genre geschuldet und für mich hier absolut verschmerzbar. Wenn man bereits einige der sehr empfehlenswerten Krimis um John Benthien kennt, wird man sich aber freuen, dass natürlich neben Benthien selbst wieder einige der altbekannten Charaktere mit von der Partie sind, denn er wird bei diesem Fall von seinen Kollegen Tommy Fitzen (cool wie immer!) Lilly und der Oberstaatsanwältin Thyra Kortum unterstützt.

Der Fall selbst startet ganz klassisch und bringt auf „nur“ 130 Seiten alles mit, was ein guter Krimi für meinen Geschmack braucht. Es beginnt mit dem Auffinden der Leiche von Gertrude Bense, die wie eine Glucke über ihre beiden Häuser in traumhafter Lage am Strand von Föhr und über ihren Sohn Hartmut „Hardy“ Bense geherrscht hat – und über die kaum ein Inselbewohner ein gutes Wort zu verlieren hat („stur wie ein alter Esel“). Entsprechend präsentiert sich den Ermittlern gleich eine ganze Reihe potenziell Verdächtiger, die alle ein mehr oder weniger schwerwiegendes Motiv und allesamt kein belastbares Alibi vorweisen können. Kurzum: Die perfekte Ausgangslage für einen „who-dun-it“-Krimi (eine echte Stärke der Autorin)! So haben die Ermittler um John Benthien im Folgenden auch alle Hände voll zu tun, in mühseliger Kleinarbeit Indizien zu finden und Aussagen zu überprüfen, die sich oftmals gegenseitig widersprechen und einen tiefen Einblick in die Beziehungen der einzelnen Figuren zueinander zulassen. Dabei kommt es für die Ermittler wie auch für den Leser zu mehr als einer überraschenden Wendung, bis es am Ende doch noch gelingt, Licht ins Dunkel zu bringen und den Fall nachvollziehbar und für mein Empfinden gelungen aufzulösen.

Da es schwierig ist, einen vollständigen Krimiplot mit vielen Verdächtigen und einigen überraschenden Wendungen auf nur 130 Seiten unterzubringen (was ja hier eindrucksvoll gelungen ist!), bleibt neben der Charakterentwicklung auch für eine atmosphärisch dichte Beschreibung der Schauplätze eher wenig Raum. Wenn man Föhr selbst kennt, ergibt sich dennoch auch hier einiges an „Nordsee-Feeling“ – wer aber mehr Atmosphäre haben möchte, sollte zunächst zu den „Vollformat“-Krimis um John Benthien greifen, denn dort beweist Nina Ohlandt echtes Talent für atmosphärische Schauplatze und macht Lust auf den nächsten Urlaub an der See.

FAZIT:
Perfekte Krimi-Unterhaltung für zwischendurch! Für Fans der „John Benthien“-Reihe ein echtes Muss!

Bewertung vom 05.09.2017
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


sehr gut

Diesen Roman in eine Genre-Schublade zu stecken, ist sehr schwierig - ja eigentlich kaum möglich, da er Einflüsse aus diversen Genres mitbringt. Hier finden sich Elemente von Mystery, Drama, Young Adult, Thriller und auch ein guter Schuss Horror ist mit dabei. Auf jeden Fall bringt dieses Buch eine sehr düstere, über weite Strecken extrem klaustrophobische Atmosphäre gepaart mit einem schon surreal anmutenden Setting mit. Der Ort der Haupthandlung, der mysteriöse unterirdische Palast der alten französischen Adelsfamilie Bessancourt, insgesamt, und die darin enthaltenen, sehr unterschiedlichen Zimmer und Säle haben mich in Teilen an die phantastischen Gemälde von Salvador Dali oder Max Ernst erinnert. Das Setting und die Atmosphäre gehören für mich auf jeden Fall zu den großen Stärken dieses Romans!
Die Geschichte selbst lebt von einem sich stetig steigernden Spannungsbogen, der stellenweise schon Thrillercharakter aufweist. Spätestens nach rund einem Viertel des Buches, als die kleine Gruppe um die Protagonistin Anouk in die Tiefen des Schmetterlingspalastes hinabgestiegen ist, konnte ich dieses Buch eigentlich kaum noch aus der Hand legen. Ab hier entfesselt der Autor einen wahren Albtraum für die fünf Teenager – denn von nun an bestimmen diverse Gefahren, Unwägbarkeiten, tiefe und nagende Zweifel und auch mehrerer unvorhergesehene Überraschungen das Schicksal der Teens. Als Leser bin ich den Entwicklungen und Geschehnissen in dem unterirdischen Palast atemlos und mitfiebernd gefolgt, habe mich dabei immer gefragt, wie Stefan Bachmann diese Story am Ende wohl auflösen wird. Auch wenn ich zwischendurch einige Entwicklungen vorausgeahnt habe, ist das Buch doch bis zum Schluss extrem spannend und fesselnd geblieben. Zum Finale überschlägt sich die Handlung regelrecht – es passiert wahnsinnig viel in extrem kurzer Zeit. Stefan Bachmann führt alle seine Handlungsstränge zusammen und erklärt durch die Charaktere die ganzen Hintergründe der Geschichte. Dabei läuft man als Leser aber durchaus Gefahr, sich bei den Erklärungen ein wenig zu verzetteln und den Anschluss zu verlieren. Hier hätte sich der Autor für meinen Geschmack mehr Zeit für die Erklärung der Hintergründe nehmen dürfen. Auch die Entwicklung zweier Figuren bzw. deren Background kamen für mich am Ende ein wenig zu kurz. Letztendlich ist es eine phantastische Geschichte, deren Auflösung am Ende nicht immer mit allen Mitteln der Logik nachvollziehbar ist und deren Charaktere auch mal anders handeln und reagieren, als man sich das als Leser selbst vorgestellt hätte. Dennoch ist „Palast der Finsternis“ ein extrem spannendes Buch mit einer faszinierenden wie zugleich abstoßenden Grundidee und einer stets bedrohlichen und zutiefst klaustrophobischen Grundatmosphäre. Dieses Buch hat mich an die Werke Stephen Kings (Pseudonym: Richard BACHMANN!) aus seinen besten Jahren erinnert!

Der Schreibstil des Autors hat mir extrem gut gefallen. Er vermischt Modernes mit Klassischem, ist mal flapsig („Es ist, als würde man Wellen an einem Strand beobachten oder jemanden, der nach einer Party kotzt: Es hört einfach nicht auf, und man fragt sich, wo das alles herkommt.“ S. 37) und dann wieder voller Tiefsinn und poetischer Anklänge („An der Erdoberfläche ist Stille etwas Großes, Volles. Sie lebt, pulsiert mit den Bewegungen des Himmels, der Erde und der Sterne. Hier ist die Stille verschlossen und gespannt.“ - S. 147). Sehr erfrischend zu lesen!

FAZIT:
Sie mögen Mystery und Fantastik, haben nichts gegen eine gute Portion Horror, eine klaustrophobische, albtraumhafte Grundstimmung mit absolut surrealer Atmosphäre? Dann ist der „Palast der Finsternis“ genau das richtige Buch für sie!

Bewertung vom 31.08.2017
Karlden, Chris

Der Totensucher


ausgezeichnet

Im Zeichen der Taube – ein packender Thriller mit polarisierenden Charakteren

Meine Meinung:
Bereits der Prolog ist packend und der absolute Albtraum aller Eltern, denn der Leser erlebt die Entführung der 10jährigen Lucy mit. Der eigentliche Start in die Geschichte, der zeitlich zwei Jahre nach der Entführung angesetzt ist, ist aber nicht minder spannend und ein klassisches Krimi-Opening: Eine verstümmelte Leiche wird in einem alten Fabrikgebäude aufgefunden und das Team der Ermittler rückt an. Dies nutzt der Autor, um einen großen Teil seiner Charaktere vorzustellen. Zu Beginn schwirrte mir ein wenig der Kopf ob dieser vielen Namen und Figuren. Sehr schnell hat sich aber herausgeschält, welche Figuren zu den Protagonisten gehören. Allen voran ist das natürlich das sehr ungleiche Ermittlerduo aus dem Ersten Kriminalhauptkommissar Robert Bogner sowie dem Kriminalhauptkommissar Adrian Speer, die zusammen mit Oberkommissarin Tina Jeschke die neu geschaffene Mordkommission Acht bilden. Die drei haben wenig gemeinsam – und ergänzen sich so doch ganz hervorragend. Dabei polarisieren Bogner und Speer durch ihre teils privaten, teils dienstlichen Fehltritte und Alleingänge. Auch wenn dies die Figuren nicht immer sympathisch erscheinen lässt, macht es sie doch auf jeden Fall sehr authentisch und plastisch. Dank der tragischen Vorgeschichte Speers (der mittlerweile nur noch ein Schatten seiner selbst ist) um die Entführung seiner Tochter, die diesem Fall als Rahmenhandlung dient, habe ich mit Speer das ganze Buch über mitgefiebert und mitgehofft, dass er auf seiner parallelen Suche nach Lucy Erfolg haben wird.

Der eigentliche Fall um den skrupellosen Mörder ist reinster Thriller-Stoff, der punktuell auch mal schwere Kost ist. Die Ermittler sehen sich einem anscheinend hoch intelligenten, sich selbst als überlegen betrachtenden Killer gegenüber, der sein perfides Katz- und Maus-Spiel mit der Polizei treibt. Dass Autor Chris Karlden einen parallelen Handlungsstrang aus Sicht des Killers mit eingebaut hat, sorgt dabei für interessante Abwechslung und ein hohes Tempo. Über weite Strecken des Buches scheint der Killer den Ermittlern immer einen Schritt voraus zu sein. Um mit ihm Schritt halten zu können, scheuen sich Bogner & Speer auch nicht, zu außergewöhnlichen Maßnahmen zu greifen und die internen Vorschriften zu ignorieren. Es war extrem spannend zu lesen, wie die Ermittler dabei ein Puzzlestück nach dem anderen freilegen und sich langsam ein Gesamtbild ergibt – natürlich mit einigen handfesten Überraschungen und unvorhergesehenen Wendungen. So schafft es der Autor bis kurz vor dem Ende, seine Leser perfekt zu verwirren. Ich habe selten so ein packendes, spannendes und dramatisches Finale erlebt!

FAZIT:
Ein packender und rasanter Thriller mit vielen Überraschungen und polarisierenden Protagonisten.

Bewertung vom 29.08.2017
Poznanski, Ursula

Aquila


gut

Über weite Strecken fesselnd aber mit Schwächen in der Auflösung – gute 3 Sterne


Meine Meinung:
„AQUILA“ ist der neuste Jugend-Thriller der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Die Grundidee an sich ist einfach, aber fesselnd zugleich. Die deutsche Austauschstudentin Nika Ruland, 19, erwacht in ihrem Zimmer der 2er-WG im italienischen Siena – ohne jegliche Erinnerung an die vergangenen zwei Tage. Sie ist eingeschlossen, ihr Handy und ihr Ausweis sind verschwunden. Auch von ihrer Mitbewohnerin Jenny fehlt jede Spur. Dazu kommt noch eine furchteinflößende Warnung auf dem Badezimmerspiegel, ein zerrissenes und blutbeflecktes Männer-T-Shirt im Bad und ein Zettel, auf dem in Nikas Handschrift mehrere kryptische Notizen gekritzelt wurden, die anscheinend keinerlei Sinn ergeben.

Von hier aus entspinnt sich eine Story, die den Leser zusammen mit der Protagonistin Nika auf eine Spurensuche durch die historische Altstadt Sienas führt, immer im Bemühen herauszufinden, was in den vergangenen zwei Tagen passiert ist – und was Nikas Mitbewohnerin Jenny passiert ist. Dabei füllt sich das große, schwarze Loch Nikas Erinnerungen nur sehr, sehr langsam und absolut Bruchstückhaft. Die ersten kleinen Puzzlestückchen, die Nika mühsam ermittelt, scheinen die Hintergründe des Ganzen eher noch mehr zu verschleiern und weitere Fragen aufzuwerfen, als zur Klärung beizutragen. Parallel hierzu nimmt die Story eine immer stärker werdende, paranoide und latent bedrohliche Grundstimmung an, die mich während des Lesens dazu veranlasst hat, an (nahezu) jedem Charakter und deren Motivationen und Absichten zu zweifeln. Diese Stimmung hat mir extrem gut gefallen und passt perfekt zu einem Thriller. Die „italienische Siena-Atmosphäre“ ist dafür über weite Strecken eher im Hintergrund geblieben (obgleich ich selbst schon mal dort war). Ich kann gar nicht genau sagen, woran das gelegen hat, denn die Autorin führt Nika durchaus an einige mehr und auch weniger bekannte Orte in Siena, wie etwa die Piazza del Campo. Vielleicht liegt es daran, dass man bei den meisten dieser Plätze aufgrund der oft schnellen Handlung eher „durchhetzt“ als verweilt. Lediglich die Szenen in der unterirdischen Kanalanlage „Bottini“ habe ich als extrem atmosphärisch und sehr gelungen empfunden. Dennoch könnte dieser Thriller auch in vielen anderen Städten spielen.

Aber das eher geringe Siena-Feeling ist nicht die Hauptschwäche dieses Thrillers. Am meisten gestört haben mich die Vorhersehbarkeit einiger wesentlichen Charaktere (hier hätte ich die ein oder andere überraschende Wendung erwartet) und am Ende auch die Auflösung der Story. Rückwirkend betrachtet erscheint mir die Auflösung viel zu konstruiert und in Teilen auch zu wenig nachvollziehbar, was die Handlungsweisen wesentlicher Figuren betrifft. Während des Lesens hat mir das Rätselraten um die kryptischen Hinweise auf Nikas Zettel sehr gut gefallen – im Nachhinein musste ich aber feststellen, dass man als Leser so gut wie keine Chance hat, selbst stichhaltige Ideen zu entwickeln, was mit den Hinweisen gemeint sein könnte. Das hat mich schon enttäuscht.

Letztendlich vergebe ich gute drei Sterne, da mich dieses Buch allen Schwächen zum Trotz über weite Strecken sehr gefesselt und spannend unterhalten hat. Bis zur Auflösung des Plots hätte ich 4-5 Sterne vergeben.

FAZIT:
Eine interessante Grundidee sowie eine fesselnde Spurensuche mit zunehmend paranoider Grundstimmung – bei leider enttäuschender Auflösung.

Bewertung vom 22.08.2017
Hurwitz, Gregg

Projekt Orphan / Evan Smoak Bd.2


ausgezeichnet

Der Start in die Geschichte ist so, wie man es bereits aus dem ersten Band kennt: Evan wird von einer in Not geratenen Jugendlichen um Hilfe gebeten – und der „Nowhere Man“ löst das Problem auf seine ihm ureigene Art: schnell, effektiv und abseits aller Gesetze. Hierbei hat man einen nahtlosen Anknüpfungspunkt an den ersten Teil, was mir einen problemlosen Einstieg in das Buch ermöglicht hat. Doch hier enden auch schon die Übereinstimmungen, denn schnell passiert etwas, was Evan in den letzten Jahrzehnten noch nicht erlebt hat: Er selbst wird zum Opfer und findet sich nahezu von einem Augenblick auf den nächsten in einer absolut ausweglos erscheinenden Situation wieder – vollkommen fremdbestimmt und einer schier unüberwindbaren Überzahl an Gegnern gegenüber. Doch einfach aufzugeben, kommt für Evan nicht in Frage…

Ungewöhnlich ist, dass der Autor seine Story diesmal fast vollständig sehr statisch an einem einzigen, allerdings extrem gelungenen und atmosphärischen Setting spielen lässt. Zunächst hatte ich meine Zweifel, ob dies über rund 400 Seiten nicht zu langweilig werden könnte – aber nein, langweilig ist es an keiner Stelle geworden. Denn bei diesem „David gegen Goliath“-Kampf muss Evan immer wieder derbe Rückschläge einstecken. So sehr er selbst auch austeilt (und das macht er viel und hart!), es scheint über weite Strecken ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Im Verlauf dieses ungleichen Kräftemessens hat der Autor dabei gleich mehrere faustsicke Überraschungen für seinen Protagonisten und seine Leser in der Hinterhand. Dies sorgt dafür, dass man als Leser ständig am Mitzittern, Mitfiebern und Mitfühlen ist – denn der sonst so straighte und taffe Smoak ist hier auf einmal der Underdog und befindet sich dabei auf einem unfreiwilligen Selbstfindungstrip. Zum Finale dieses Pageturners möchte ich nicht allzu viel verraten, vielleicht nur so viel: es ist extrem actionreich, hart und dramatisch sowie voller Tempo und mit einer Überraschung garniert, die einem wahren Paukenschlag gleicht.

Abgesehen von der sehr überzeugenden und packenden Story sind die Charaktere eine weitere große Stärke dieses Buches. Allen voran natürlich der Protagonist Evan Smoak alias „Orphan X“ oder auch „The Nowhere Man“. Er ist ein Held, wie ich ihn mag: Gradlinig, zuverlässig, bestens ausgebildet, extrem schlagkräftig, hoch gefährlich und doch mit Herz. Ein Minimalist, dessen einzige Leidenschaft sehr teure Vodkas sind. Eine moderne Version von Robin Hood, Zorro & Co., der seine gesamten Mittel und sein ganzes Können zum Wohle von in Not geratenen Personen einsetzt („Finde jemand, der mich braucht. Gib ihm meine Nummer.“). Aber auch die weiteren Charaktere sind dem Autor für meinen Geschmack sehr gut gelungen. Der Antagonist, der bisexuelle und extrem eitle René Peter Cassaroy braucht keinen Vergleich mit der Riege der „James Bond Bösewichte“ zu scheuen: Als ungeliebter Sohn einer einst reichen und einflussreichen Familie verfügt er inzwischen über fast endlos erscheinende finanzielle Mittel und ist ein kriminelles Master-Mind – nur eines scheut er wie der Teufel das Weihwasser: das Altern. Auch sein Bodyguard Dex, der Stumme Riese mit den auf den Handrücken auftätowierten „Lächeln des Grauens“ wirkt wie ein aus einem James Bond Film gefallener Oberfiesling. Arrondiert wird diese Riege des Schreckens von weiteren schillernden Charakteren wie etwa Candy McClure („Vorne Playmate, hinten Freddy Krueger“ - S. 117).
FAZIT:
Hochspannung gepaart mit teilweise harter Action und sehr markanten, schon fast überzeichneten Charakteren – ein Pageturner in „James Bond“- oder „Jason Bourne“-Manier.

Bewertung vom 15.08.2017
Schiller, B. C.

Targa - Der Moment, bevor du stirbst / Targa Hendricks Bd.1


ausgezeichnet

Ein extrem spannender Thriller mit einem faszinierenden Spiel der Charaktere

Meine Meinung:
„Targa“ ist der Start zu einer neuen Thriller-Reihe des Bestseller-Autorenduos Barbara und Christian Schiller. Wie bereits von ihren früheren Werken (u.a. „Rattenkinder“ und „Stiller Beobachter“ der Tony-Braun-Thriller-Reihe) gewohnt, geht es auch diesmal alles andere als zimperlich zu. Ein Serienkiller treibt in Berlin sein Unwesen und hat schon mehrere junge Frauen auf dem Gewissen. Die Polizei ist sich sicher, dass der Hochschuldozent Falk Sandmann der Killer ist – doch es gelingt ihnen nicht, auch nur den kleinsten Beweis für diesen Verdacht zu erbringen. So soll die Undercover-Ermittlerin Targa Hendricks sich ohne Berührungsängste in die Höhle des Löwen begeben: Als Komplizin oder als potenzielles Opfer. Genau hierbei treffen zwei Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten und doch mehr gemeinsam haben, als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Targa ist innerlich tief zerrissen, trauert noch immer um ihre tote Zwillingsschwester Yella und wird von starken Rachegelüsten angetrieben. Angst kennt sie keine – höchstens vor zu viel menschlicher Nähe. Auf der anderen Seite steht der Antagonist Sandmann, ein hochintelligenter, psychopathischer und extrem charismatischer Mann, der ein unglaubliches Talent dafür hat, Frauen willenlos und sich hörig zu machen. Genau dieses „Duell“ der Charaktere ist der Kern, der diesen Thriller so besonders, ja außergewöhnlich macht. Ständig liegt eine Spannung zwischen Targa und Sandmann in der Luft. Sie umkreisen sich, ziehen sich an, stoßen sich ab und stets balanciert Targa dabei an einem tiefschwarzen Abgrund. Neben diesen beiden Charakteren verblassen nahezu alle anderen Figuren zu Nebendarstellern – was ich allerdings nicht als störend empfunden habe. Lediglich die Figur des Carlos Schmidt habe ich als sehr interessant empfunden, da man sich als Leser lange Zeit fragt, wie dieser Handlungsstrang wohl zur Haupthandlung passt..

Die Story an sich ist ebenso fesselnd, obgleich man den Antagonisten von Anfang an kennt. Dies gleichen die beiden Autoren neben dem intensiven Charakterspiel durch viel Tempo, Action und auch die ein oder andere Überraschung aus. So entwickelt die Geschichte schon früh einen Sog, den man sich beim Lesen nur ganz schwer wieder entziehen kann. Obgleich man sich während der Lektüre schnell bewusst wird, dass diese Story danach verlangt, dass es am Ende einen großen, dramatischen Showdown zwischen Targa und Sandmann geben muss, ist dieses Finale doch so spannend und dramatisch, dass es einen würdigen und sehr passenden Abschluss bildet. Da es wie gesagt der erste Band einer neuen Reihe ist, halten die beiden Autoren am Ende selbstverständlich noch einen kleinen Cliff-Hanger parat, der mich extrem neugierig auf den nächsten Band zurückgelassen hat.

FAZIT:
Ein fesselnder Thriller mit temporeicher Story und zwei extremen Charakteren mit faszinierendem Zusammenspiel. Ein „high class Thriller“!

Bewertung vom 14.08.2017
Khorana, Aditi

Amrita


ausgezeichnet

Meine Meinung:

„Wer etwas gewinnen will, muss etwas aufgeben.“ (S. 303)

Es ist ein wahrlich zauberhafter Start in die Geschichte, denn Aditi Khorana beginnt mit der „Parabel vom Land der Bäume“. Ein kleines, feines Märchen, das man von seinem Kern leider auf viele andere reale Beispiele übertagen könnte. Mit dieser Geschichte, wird der Leser in die andersartige Welt des Königreichs Shalingar entführt, das mich ein Bisschen an die Wunderwelten aus 1001 Nacht erinnert hat. Hier begegnen wir der 16jährigen Königstochter Amrita, um deren Hand der despotische Herrscher Sikander anhält, der bereits viele Königreiche blutig unterworfen hat. Der Leser erlebt mit, wie das märchenhafte Leben der Prinzessin von einem Moment auf den nächsten in sich zusammenfällt und sie von der allseits geliebten und geehrten Königstochter zur Gesuchten der Häscher Sikanders wird. Eine Flucht beginnt, die Amrita zusammen mit ihrer treuen Weggefährtin, dem aus der Sklaverei befreiten Orakel Thala, zu den faszinierendsten und geheimnisvollsten Orten führt – denn Amrita will nur eines: die Geschichte umschreiben und das Gewesene tilgen. Es ist schon eine kleine Odyssee, auf die sich die beiden Mädchen begeben, und die ernste Gefahren wie gleichsam unglaubliche Überraschungen für die Protagonisten bereithält. Als besonders gelungen empfunden habe ich die Schauplätze, die sich Aditi Khorana für ihr modernes Märchen erdacht hat. Sei es der nachtschwarze Wald, in dem Amrita einen ganz besonderen Baum finden muss, oder auch ein Tempel auf dem Berg Moutza, der Pilgerscharen anzieht und mich irgendwie an die Tempel in Nepal erinnert hat. All diese Stationen sind unabdingbar wichtig für Amrita auf ihrer Reise zu sich selbst und ließen mich beim Lesen ein ums andere mal staunen, während meine Fantasie diese Orte weiter ausgemalt und ausgeschmückt hat. An fantastischen Orten mangelt es dieser Geschichte in keinster Weise und über manche hätte ich gerne noch viel mehr gelesen, wie etwa über die verborgene Höhlenstadt, die nicht nur ein geheimnisvolles Volk beherbergt, sondern eine sagenhafte Droge ebenso wie das Gedächtnis der Welt.

Aber nicht nur die Orte sind der Autorin sehr gut gelungen, sondern auch die einzelnen Charaktere und Wesen, denen Amrita auf ihrer unglaublichen Reise begegnet. Viele von ihnen sind so interessant und schillernd, dass sie noch viel mehr Potenzial bieten, als in dieser Geschichte genutzt wurde. Allen voran betrifft dies den Charakter des Varun, dessen Geschichte allein ein ganzes Buch füllen könnte. Aber auch Wesen wie die Weltenschöpferin Makara, die in der Form einer riesigen Spinne die Schöpferin, Bewahrerin und Zerstörerin dieser Welt verkörpert. In diesem Buch gibt es so viel zu entdecken, so viel zu bestaunen und so viele Stellen zum Mitbangen und Mitfühlen, dass die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen und man voll und ganz gefangen ist in dieser märchenhaften Geschichte. Zwischen all den unglaublichen Orten ist mir nur die Reise an sich ein bisschen zu kurz gekommen. Manchmal gelangen Amrita und Thala einfach zu schnell von A nach B. Hier hätte das Buch ruhig ein wenig mehr Seiten haben dürfen - da bin ich verwöhnt von Patrick Rothfuss´ „Name des Windes“-Trilogie, der die Reisen seines Protagonisten wahrlich meisterhaft inszeniert.

Am Ende steuert die Geschichte auf ein Finale zu, dass für meinen Geschmack nicht besser hätte sein können. Es passt wunderbar zur Story und zum Titel des Buches. Es ist überraschend, versöhnlich, tiefgehend und auch bewegend. Ein perfektes Ende für ein fantastisches Buch!

FAZIT:
Ein modernes Märchen wie aus 1001 Nacht. Zum Träumen, Staunen, Zittern und Bangen, Mit vielen tollen Charakteren, Schauplätzen und einigen Abschieden.

Bewertung vom 11.08.2017
Bergmann, Renate

Besser als Bus fahren / Online-Omi Bd.8 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Eine Schiffsreise mit Spaß, flotten Sprüchen und humorvollen Klischees

Meine Meinung:
Seit seinem 2014´er Debut-Roman „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker: Eine Online-Omi sagt, wie's ist“ veröffentlicht Autor Torsten Rohde alias „Renate Bergmann“ humorvolle Romane rund um seine „Online-Omi“. „Besser als Bus fahren“ ist bereits der neunte Band in nur drei Jahren, aber keine Sorge, man muss die acht Vorgängerbände nicht kennen, um seinen Spaß damit zu haben!

In dieser Geschichte will die „Online-Omi“ Renate Bergmann mit ihrer Freundin Gertrud Potter eine dreiwöchige Kreuzfahrt unternehmen. Selbstverständlich sorgen die beiden über 80jährigen rüstigen und fidelen Rentnerinnen für ordentlich Wirbel und Stimmung an Bord des Luxusliners. Bereits bei den Vorbereitungen für die Kreuzfahrt geht es humorvoll zu, wenn Renate zum Beispiel ihre Checkliste abarbeitet, an was man vor einem Urlaub so alles denken muss (z.B. rechtzeitig den Kühlschrank leerfuttern, damit man nicht so viel an die Nachbarn verschenken muss). Auf der Kreuzfahrt selbst wimmelt es dann natürlich nur so vor Klischees, seien es der penetrante und hoffnungslos überteuerte Schiffsfotograf Herr „Lutschi“ (sorry, wenn ich den Namen falsch schreibe, ich habe das Hörbuch gehört), eigensinnige Mitreisende vom Schlage des schrägen Ehepaars Bömmelmann aus Dresden oder auch das dichte „Aufeinanderhocken“, was die persönlichen Komfortzonen dahinschmelzen lässt. Da stellt sich z.B. die vermutete Gürtelrose bei der Mitreisenden dann doch als gewichtsbedingt aus der Form gewuchertes Tattoo heraus. Wo Renate Bergmann ist, bleibt kein Zwerchfell still. Hier gibt es immer wieder was zum Schmunzeln und Lachen, gerade auch dank der vielen flotten, manchmal auch schon etwas derben Sprüche („Der nächste Mann, der mich im Bett sieht ist der Notarzt oder der Bestatter – je nachdem, wer schneller ist“ oder auch „Überraschungen sind der natürliche Feind des Blutdrucks“). Sehr schön zu lesen / hören ist es auch, wie Renate die maritimen Fachbegriffe immer wieder durcheinandermixt („Animatrosen“) oder den modernen Denglisch-Begriffen ihre ganz eigen Aussprache verpasst (das Interweb, Goggel, eine SM schreiben,…).

Aber nicht nur die „Online-Omi“ Renate Bergmann ist ein echtes Original. Ihre Freundin und Reisebegleiterin Getrud Potter („die wilde Hummel“) hat es ebenso faustdick hinter den Ohren. So zählt es zu ihren Eigenarten, regelmäßig Geschirr und Besteck mitgehen zu lassen. Obendrein hat sie auch noch einen leichten Hang zum Hochstapeln – so dass sie an Bord zur „alten Frau Doktor“ (wegen ihrer weißen Koch-Hosen) und Konsulin von Sansibar aufsteigt.

Manche Szenen sind natürlich etwas überzogen (wie z.B. der freundliche Japaner, der Renate seine Kamera „schenken“ wollte und dann gleich ganz wütend wurde, als sie sie eingesteckt hat), aber das hat mich persönlich nicht weiter gestört. Letztendlich ist es eine Geschichte, die vor allem eines soll: Ihre Leser gut unterhalten und zum Schmunzeln oder Lachen bringen. Und genau das macht diese Geschichte!

Zur Hörbuchproduktion:
Dieses Hörbuch wird von Carmen-Maja Antoni gelesen, die Vielen sicherlich aus unzähligen Fernsehfilmen und -serien bekannt sein dürfte (z.B. als „Mutti Irmtraud“ von „Dietmar Schäffer“ in „Mord mit Aussicht“). Für mich ist sie die perfekte „Besetzung“ für dieses Hörbuch. Sie verleiht Renate eine authentische Frische und Lebendigkeit, dass es einfach Spaß macht, zuzuhören. Besonders gut gefallen hat mir dabei ihre eigenwillige Aussprache und Betonung vieler Worte (da wird aus dem Buffet z.B. ein „Bu-Fett“).

FAZIT:
Wo Renate Bergmann ist, bleibt kein Zwerchfell still. Humorvolle Unterhaltung mit wenig Tiefgang aber umso mehr Spaß!