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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2014
Stolzenburg, Silvia

Der Teufelsfürst


ausgezeichnet

Silvia Stolzenburg hat in ihrem Roman „Der Teufelsfürst“ historische Ereignisse zwischen Februar 1447 und Dezember 1448 im Osmanischen Reich und rund um Ulm zusammen mit einer fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verknüpft und ein dramatisches, vielschichtiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die Autorin entführt den Leser in zwei ganz unterschiedliche Welten:

Zum einen geht es an den Sultanshof nach Edirne. Hier werden der 16-jährige Vlad Draculea und sein jüngerer Bruder Radu als Geiseln gefangen gehalten. Vlad möchte seinen Bruder beschützen, kann aber nicht verhindern, dass Radu von dem jähzornigen Prinzen Mehmet drangsaliert wird und sich diesem schließlich unterwirft. Vlad muss unfassbare Grausamkeiten erdulden, er wird in Kriegsführung ausgebildet und wird gezwungen, andere Menschen zu foltern.

Silvia Stolzenburg lässt Vlad durch einen wahren Strudel an Emotionen rauschen. Liebe, Wut, Angst Hass – es gelingt der Autorin hervorragend, dieses Gefühlschaos, das Vlad im Verlauf der Handlung durchlebt, an den Leser weiterzugeben. Sein Leben ist düster, blutig, barbarisch. Es fällt nicht schwer nachzuvollziehen, dass Vlad nach und nach seine Menschlichkeit verliert und alles Gute in ihm ausgelöscht wird.

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt in Ulm. Hier wird die 14-jährige Zehra von Katzenstein das Opfer einer hinterhältigen Intrige. Sie wird der Hexerei bezichtigt und angeklagt, ihren Vater ermordet zu haben. Es kommt zum Prozess, Zehra wird verurteilt und mittel- und schutzlos aus der Stadt verbannt. Im Folgenden begleitet man nicht nur Zehra auf ihrem leidvollen Weg bis in die Walachei, wo sie auf Vlad trifft, sondern erfährt auch ausgiebig von den fiesen Machenschaften, die Helwig von Katzenstein in Ulm spinnt, um Zehras Bruder Utz sein Hab und Gut abzuluchsen.
Die beeindruckende Fähigkeit der Autorin, Situationen und Emotionen zu beschreiben, erlebt man auch in diesem Teil der Geschichte.

Die Akteure bilden eine bunte Mischung und werden von Silvia Stolzenburg lebendig und bildhaft dargestellt. Zahlreiche historische und fiktive Figuren werden geschickt miteinander kombiniert, das Zusammenspiel aller ist ausgeklügelt und funktioniert bestens. Jeder Einzelne spielt dabei die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und auch die vielen Nebenfiguren wirken überzeugend und bereichern die Handlung außerordentlich.

Silvia Stolzenburg hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Von der ersten Seite an zeigt sich, wie hervorragend sie in der Lage ist, dem Leser die jeweilig vorherrschende Stimmung zu vermitteln und ihn in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Dieser erste Band des Zweiteilers rund um den Fürsten Vlad Draculea hat mich durchweg begeistert – ein spannendes, fesselndes Leseerlebnis.

Bewertung vom 26.11.2014
Kurz, Ralf

Kopf oder Zahl / Kommissar Bussard Bd.4


ausgezeichnet

Freiburg. Mathematikprofessor Ignaz Baer wird in seinem Haus ermordet aufgefunden. Schnell wird der Sohn des Ermordeten verdächtigt, doch es gibt Ungereimtheiten, die die Ermittler weitere Nachforschungen anstellen lassen.
Dann kommt die NSA ins Spiel und der Fall dreht sich. Brigadegeneral Cotta berichtet von Baers Kontakten in den Mittleren Osten. Kurz darauf wird den Freiburger Ermittlern der Fall entzogen…

Auch die 68-jährige Ursula Steiert wird tot aufgefunden. Sie scheint eines natürlichen Todes gestorben zu sein, doch ihre langjährige Ärztin hat Zweifel…

Ralf Kurz beginnt seinen Krimi „Kopf oder Zahl“ mit einem spannenden Prolog - der Leser bekommt die etwas wirren Gedanken von Ignaz Baer präsentiert, die diesem, nur wenige Sekunden vor seiner Ermordung, durch den Kopf gehen.

Im Folgenden lernt man die 28-jährige Kommissarin Anja Hill kennen. Anja steht kurz vor ihrem Wechsel vom Wirtschaftsdezernat zur Ermittlungsgruppe Gewaltverbrechen – eine Versetzung, die sie nicht wirklich glücklich macht, sind doch die Arbeitsmethoden bei den Ermittlungen so ganz anders, als sie es gewohnt ist. Anja hat in der neuen Abteilung keine Eingewöhnungszeit, gleich an ihrem ersten Tag bekommt sie es mit dem Mordfall Baer zu tun. Die mit reichlich kriminalistischem Spürsinn ausgestattete Kommissarin erweist sich als gelehrige Schülerin und bemüht sich von Anfang an, ihr neues Team tatkräftig zu unterstützen.

Genau wie Anja habe auch ich Kriminalhauptkommissar Bussard mit diesem Fall kennengelernt. Bussard ist mir sofort sympathisch. Er wird als etwas mürrisch und eigenbrötlerisch, aber auch als hervorragender Ermittler und verlässlicher Kollege beschrieben. Besonders gut hat mir die Art und Weise gefallen, wie Bussard Anja die Arbeit am Tatort erklärt. Er kehrt nicht den Chef raus, sondern erläutert, worauf sie achten muss und lässt sie dann selbstständig die Antworten finden.

Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leiche auf Hochtouren laufen und es schnell einen Verdächtigen gibt, scheint eine Lösung des Falls nicht in Sicht – schlimmer noch, plötzlich gibt es keinen Fall mehr für Bussards Team, denn nachdem die NSA sich eingeschaltet hat, übernimmt das BKA die Ermittlungen.
Ich konnte gut nachvollziehen, dass Bussard sich über die Anweisung, die Finger von dem Fall zu lassen, ärgert – der Eindruck, den ich in der ersten Hälfte des Krimis von ihm gewonnen habe, bestätigt sich hier: er denkt gar nicht daran, sich einfach so ausbooten zu lassen. Er wendet sich eigentlich nur zum Schein einem anderen Fall zu, macht dann aber eine überraschende Entdeckung.

Thema des Krimis ist die Mathematik, genauer gesagt, eines der größten ungelösten Probleme der Mathematik: die Riemannsche Vermutung. Welche weitreichenden Auswirkungen ein Beweis der Riemannschen Vermutung nach sich ziehen würde, hätte ich nie für möglich gehalten – aber es geht wie so oft um Geld, um sehr viel Geld.
Die mathematischen Inhalte in diesem Krimi werden einleuchtend und nachvollziehbar erklärt, so dass auch ich, als nur mäßig an höherer Mathematik Interessierte, den Erklärungen und Hintergründen gut folgen konnte.

„Kopf oder Zahl“ ist ein spannender Krimi, der den Leser nicht nur in die Welt der Mathematik entführt, sondern auch das dreiste Vorgehen der NSA aufzeigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2014
Bienert, Thomas

Das Vermächtnis der Landgrafen


ausgezeichnet

Eisenach 1259. Zwei Stadtwächter finden auf ihrer morgendlichen Runde im Krimmelbach die Leichen zweier angesehener Eisenacher Bürger – ermordet mit einer Armbrust! Ein Täter ist nicht auszumachen, es wird ein Komplott oder eine politische Intrige für möglich gehalten. Für die Aufklärung des Falls wird ein unparteiischer Bürger gesucht, die Wahl fällt auf den in der Stadt beliebten und als untadelig bekannten Tuchhändler Dietmar Hellgreve. Wenig begeistert übernimmt Hellgreve die schwierige Aufgabe und beginnt zu ermitteln…

In seinem historischen Roman „Das Vermächtnis der Landgrafen“ nimmt Thomas Bienert den Leser mit auf eine spannende Reise ins 13. Jahrhundert zu den Begebenheiten rund um den Thüringer Erbfolgekrieg.

Der Autor wartet mit einer geballten Ladung an historischen Fakten auf und schildert die Vorkommnisse in Eisenach und Umgebung ab dem Frühjahr 1259.
Die Beschreibung der politischen Ereignisse ist dabei sehr gut gelungen, so dass man der Handlung um die neu entfachten Streitigkeiten zwischen dem Wettiner Landgrafen Albrecht, Sophie von Brabant und dem Herzog von Braunschweig bestens folgen kann. Im Verlauf der Handlung wird besonders deutlich, dass die eigentlichen Leidtragenden der politischen Ränkespiele der Mächtigen und des ewigen Gerangels um Besitztümer und Einfluss immer wieder das einfache Volk ist.

Die dramatischen historischen Geschehnisse wurden von Thomas Bienert mit einem spannenden Kriminalfall verwoben.
Dietmar Hellgreve stellt sich der unliebsamen Aufgabe der Mördersuche, doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, Ungereimtheiten und rätselhafte Spuren deuten auf eine weit reichende Verschwörung hin.
Hellgreve kommt der Auflösung der Mordfälle langsam näher, doch dann bremsen der einsetzende Krieg und die daraus resultierenden chaotischen Zustände seine Ermittlungen aus. Erst nachdem sich die Lage normalisiert hat, kann er die Jagd auf den Mörder wieder aufnehmen und dem Täter und seinem Auftraggeber das Handwerk legen.

„Das Vermächtnis der Landgrafen“ ist ein fesselnder historischer Roman, der die zweite Phase des Thüringischen Erbfolgekrieges in den Mittelpunkt stellt – informativ und spannend zugleich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2014
Elfgren, Sara B.;Strandberg, Mats

Schlüssel / Engelsfors Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Engelsfors zum Dritten – schon nach wenigen Seiten haben die jungen Hexen mich wieder in ihren Bann gezogen. Die düstere Kleinstadtatmosphäre ist wie auch in den beiden Vorgängerbänden allgegenwärtig, noch immer heißt die große Aufgabe: das Portal schließen, die Apokalypse verhindern, das Böse besiegen.

Diesmal beginnt die Geschichte nicht in Engelsfors, sondern im Grenzland - ein endloses graues Nichts, das manchmal von einem dünnen Licht durchbrochen wird. In diesem Grenzland trifft man auf Ida - im zweiten Band von Olivia ermordet, ist Idas Seele hier zwischen den Welten gefangen.

Mir haben die Szenen im Grenzland wahnsinnig gut gefallen. Ida hüpft durch Zeit und Raum und wird scheinbar willkürlich an unterschiedliche Orte gelotst. Sie erfährt so einiges aus der Vergangenheit und muss ein paar schreckliche Dinge ansehen, außerdem beobachtet und kommentiert sie ab und an das laufende Geschehen in Engelsfors. Besonders amüsant sind die Momente, wenn sie ihren noch lebenden Freundinnen begegnet und versucht, sich bemerkbar zu machen oder in das Geschehen einzugreifen – das geht natürlich nicht und sie ärgert sich mächtig und regt sich in typischer Ida-Manier furchtbar darüber auf.

In Engelsfors spitzt sich die Lage immer mehr zu. Die Zeit drängt, die Elemente spielen verrückt, neue Hexen tauchen auf - doch bei den Auserwählten scheint irgendwie alles aus dem Ruder zu laufen.
Minoo, Anna-Karin, Vanessa und Linnéa erfahren, dass man die Kraft und Seele aller sechs Elemente benötigt, um das Portal zu öffnen oder zu schließen. Eine Anforderung, die sie ohne Rebecka, Elias und Ida nicht mehr erfüllen können.
Abhilfe kommt anscheinend von Seiten des Hexenrats. Der Vorsitzende will einen eigenen Zirkel gründen und überredet Minoo, die Auserwählten zu verlassen.

Das ist der Augenblick, der die ganze Geschichte so richtig zum Rotieren bringt. Die Handlung dreht und wendet sich und die Mädchen wissen nicht mehr, was Wahrheit ist und was Lüge. Das Autorenduo versteht es sehr geschickt, auch den Leser in dieses Verwirrspiel miteinzubeziehen. Man fragt sich ständig, wer denn jetzt eigentlich die Guten sind. Wem können die Auserwählten noch trauen? Wer spielt hier ein böses Spiel?

Einen großen Part nehmen die persönlichen Angelegenheiten der Mädchen ein. Ihr Alltag und zwischenmenschliche Probleme drängen sich immer wieder in den Vordergrund und nehmen hier und da ein wenig die Spannung aus dem großen Ganzen rund um den drohenden Weltuntergang. Doch gerade diese kleinen Dramen haben mir sehr gut gefallen. Die Mädchen tagein tagaus zu begleiten, ihre Hoffnungen, Ängste und Sorgen mit ihnen zuteilen, ihre Gedanken und Gefühle vermittelt zu bekommen, mit ihnen zu leben, zu lieben und zu leiden, war für mich mitreißend und bewegend.

Mit „Schlüssel“ ist Sara B. Elfgren und Mats Strandberg ein großartiger Abschluss der Trilogie gelungen. Die Geschichte wurde über alle drei Bände hinweg äußerst durchdacht und ausgeklügelt aufgebaut und findet hier durch die Offenbarung aller Hintergründe und Absichten ein plausibles Ende.
Um die Vorkommnisse und Abläufe in Engelsfors verstehen und nachvollziehen zu können, halte ich es für sehr wichtig, die Bücher in der richtigen Reihenfolge („Zirkel“, „Feuer“, „Schlüssel“) zu lesen, da alle Ereignisse aufeinander aufbauen.

Es hat mir großen Spaß gemacht, die Engelsfors-Hexen durch diese für sie aufregende und gefährliche Zeit zu begleiten. Die Geschichte bleibt bis zum Schluss fesselnd, da zahlreiche Überraschungen und Wendungen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2014
Scheurer, Thilo

Neckarteufel


ausgezeichnet

Rottweil im Juni. An der Primmündung wird eine verweste Leiche gefunden. Das Ermittlerteam um die Kommissare Treidler und Melchior steht vor einem Rätsel – nicht nur, dass die Obduktion gleich drei mögliche Todesursachen ergibt, auch scheint niemand die junge Frau zu vermissen. Erst als ein Handy gefunden wird, kommen die Dinge langsam ins Rollen…

Thilo Scheurer beginnt diesen Krimi mit einem fesselnden Prolog – drei Tage nach der Johanninacht, eine Frau wurde vergiftet. Sie weiß weder wer sie ist, noch wo sie ist. Sie hat Durst, wird hin- und hergeschleudert. Sie hört kurz eine Polizeisirene und ein Mann redet immer wieder auf sie ein – mehr erfährt der Leser an dieser Stelle nicht.

Im Folgenden erlebt man gemeinsam mit den Kommissaren Wolfgang Treidler und Carina Melchior, was in den Tagen vor der Johanninacht in Rottweil geschehen ist.

Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leiche auf Hochtouren laufen und es einige Verdächtige gibt, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne zu liegen – schlimmer noch, mehrere rätselhafte historische Postkarten, jeweils mit Auszügen aus der Neckargeist-Sage beschriftet, deuten darauf hin, dass ein Serienmörder im Neckartal sein Unwesen treibt. Um einen weiteren Mord zu verhindern, ist Eile geboten und die beiden Ermittler greifen zu einer nicht wirklich bis ins Letzte durchdachten Maßnahme, die fast in einer Katastrophe endet…

Thilo Scheurer hat mir in „Neckarteufel“ alles geboten, was für mich zu einem unterhaltsamen Krimi dazugehört. Eine flüssig und mitreißend erzählte Geschichte, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gegeben hat. Dazu viele humorvolle Szenen, die dem Krimi eine große Portion Schwung verleihen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor seinen Kommissar mit einem recht losen Mundwerk ausgestattet hat – Treidler redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist: frech, dreist, manchmal sogar ruppig. Eine Sprache, die sehr gut zu ihm passt, die ihn offen und ehrlich wirken lässt und ihn unheimlich sympathisch macht. Die Dialoge sind entsprechend sehr lebhaft und bieten beste Unterhaltung.

Es hat mir wieder großen Spaß gemacht, mit Treidler und Melchior auf Verbrecherjagd zu gehen. „Neckarteufel“ bietet eine erstklassige Mischung aus Spannung und Humor und hat mir ein paar unterhaltsame Lesestunden beschert.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2014
Schwab, Elke

Pleiten, Pech & Leichen


sehr gut

Saarbrücken. Die 35-jährige Bäckereiverkäuferin Jennifer Klein ist laufend pleite. Um ihre Haushaltskasse ein wenig aufzubessern, verdient sie sich durch den Verkauf von zuvor im Einkaufszentrum gestohlenen Dingen ein wenig dazu, bis ihr eines Tages Karl Renner, der Chef vom Wachdienst, auf den Fersen ist. Bei der Verfolgung stürzt Renner unglücklich – und stirbt! Und damit fängt der Schlamassel für Jenny richtig an, denn der Wachmann soll nicht das einzige plötzliche Opfer in Jennys Nähe bleiben…

Elke Schwab erzählt diesen Krimi mit viel Pep und Schwung. Die Autorin präsentiert hier eine sehr muntere Hauptprotagonistin, die eine gute Portion kriminelle Geschäftigkeit mitbringt. Die Gelegenheitsdiebin gerät irgendwie von einer vertrackten Situation in die nächste, ständig drapiert sich das Chaos um sie herum.

Nicht nur die plötzliche Polizeipräsenz in ihrem Leben bereitet Jenny Schwierigkeiten. Chef Wollny mäkelt nur an ihr herum, die Kolleginnen sind zickig, Vermieterin Silvia ist hysterisch und überängstlich und auch im familiären Bereich gibt es viel Trubel, denn ihre als Schmugglerin aktive Oma hat sich erwischen lassen und daher jetzt einige Probleme an der Backe. Selbst ihr süßer dreibeiniger Hund bringt sie ungewollt in die Bredouille. Zudem hat Jenny in punkto Männer nicht das glücklichste Händchen.
Wie gut, dass sie sich auf Freundin Anna hundertprozentig verlassen kann.

„Pleiten, Pech & Leichen“ ist ein angenehm zügig zu lesender Krimi, der nicht mit atemloser Höchstspannung daherkommt, dafür aber mit lebhaften Charakteren und einer großen Portion Humor punkten kann.

Bewertung vom 29.10.2014
Barry, Max

Lexicon


ausgezeichnet

Portland. Wil Parke wird am Flughafen von zwei Männern angegriffen und entführt. Der einfache Zimmermann glaubt an eine Verwechslung, wird jedoch schnell eines Besseren belehrt. Von Tom Eliot nach Broken Hill gebracht, soll Wil einem Feind das Handwerk legen, den er schon einmal besiegt hat – dummerweise kann Wil sich nicht daran erinnern…

San Francisco. Die 16-jährige Emily Ruff ist eine Falschspielerin, die mit Kartentricks den Leuten das Geld aus der Tasche zieht. Sie versteht es hervorragend, Menschen zu täuschen und zu übertölpeln – ein Talent, das in der Akademie perfektioniert werden soll…

Was für ein Buch! „Lexicon“ ist der erste Roman, den ich von Max Barry gelesen habe und ich bin begeistert.

Es ist einfach brillant, was für eine Geschichte Max Barry hier kreiert hat. Das Buch ist raffiniert und grausam, die Handlung ist von Anfang bis Ende ausgeklügelt und wahnsinnig gut durchdacht – ein Thriller voller Überraschungen und Wendungen.

Ohne lange Vorrede wird man direkt in das Geschehen geworfen. Es fällt von Anfang an leicht, den Überblick in dieser clever gestrickten Geschichte zu behalten - und das, obwohl Max Barry die Geschichte nicht chronologisch erzählt, sondern munter zwischen Zeiten und Orten hin und her springt.

Schnell macht Barry den Leser zu seinem Spielball. Kaum glaubt man zu wissen, was vorgeht, dreht Barry die Handlung und man bekommt einen ganz neuen Blick auf die Figuren präsentiert, der alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.
Immer mehr Fragen prasseln auf den Leser ein und man grübelt laufend, wer denn hier eigentlich die Guten sind. Wem kann man glauben? Wer ist der Bösewicht?

Die Akteure werden allesamt hervorragend charakterisiert. Den eigentlichen Mittelpunkt der Geschichte bildet Emily. Anfangs obdachlos, genießt sie in der Akademie alles, was ihr geboten wird. Mir gefallen ihre Neugierde und ihr selbstbewusstes Auftreten. Ihre starke Persönlichkeit, die sie im Verlauf der Handlung voll ausspielen muss, zeigt sich allein schon darin, dass sie lieber auf die ganzen Annehmlichkeiten verzichten und wieder auf der Straße leben würde, als sich von den Mitgliedern der Akademie verbiegen zu lassen. Emily erhält eine spezielle Ausbildung und lernt Beeinflussungstechniken, deren Wirkung einfach nur gruselig ist.

Nach und nach erfährt man die wirklichen Hintergründe und Absichten der Akademie und wird immer tiefer hineingezogen in eine machtgierige Welt, in der eine unglaubliche Rücksichtslosigkeit an den Tag gelegt und einem deutlich vor Augen gehalten wird, was ein einziges Wort alles anrichten kann.

Erst am Ende des Buches wird klar, wie die zahlreichen Handlungsfäden tatsächlich miteinander verschnürt und verflochten sind und wie eiskalt hier von Anfang an agiert wurde.

Kleine Einschübe mit fiktiven Meldungen, Berichten und Protokollen unterstreichen das Geschehen und vermitteln dem Leser, wie durch geschickt eingesetzte Worte und Formulierungen sowie einseitiger Berichterstattung Menschen täglich aufs Neue manipuliert und in eine gewünschte Richtung gedrängt werden.

Max Barry erzählt spannend und mitreißend, die Figuren sind vielschichtig, die Dialoge lebhaft, die Handlung ist tiefgründig und actionreich. Dazu ein fein eingewobener Humor, der die Geschichte ausgezeichnet abrundet. Ein grandioser Thriller.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2014
Werner, Ingrid

Karpfhamer Katz


ausgezeichnet

Die 45-jährige Heilpraktikerin und Hobbyermittlerin Karin Schneider möchte das alljährliche Karpfhamer Fest genießen, doch ihre fröhliche Stimmung wird ein wenig getrübt. Nicht nur, dass sie auf den möglicherweise untreuen Ehemann einer Bekannten aufpassen soll, auch ihre Handtasche ist plötzlich verschwunden – gestohlen!

Am nächsten Tag erhält Karin mit der Post den angeblichen Abschiedsbrief ihrer ehemaligen Patientin Rosi Reitmeier. Rosi hatte am Abend vorher noch lautstark gegen den Zauner-Wirt und eigentlich auch gegen jeden der Volksfestbesucher gewettert und liegt jetzt nach einem Selbstmordversuch im Bezirksklinikum.
Karin hat das Gefühl, als Therapeutin versagt zu haben und eilt zu Rosi in die Klinik. Als Rosi vehement bestreitet, dass sie sich das Leben nehmen wollte, erwacht Karins Spürsinn und sie beginnt zu ermitteln…

„Karpfhamer Katz“ ist bereits Karin Schneiders 3. Fall - für mich war dieser Einsatz in Karpfham und Umgebung der erste, den ich mit der sympathischen Ermittlerin erleben durfte.

Ingrid Werner erzählt den Krimi mit viel Pep und Schwung. Es geht in diesem Buch frisch, locker und lebhaft zu, die Autorin präsentiert hier eine sehr muntere Ermittlerin - ich bin begeistert von Karin und der Art, wie sie die Dinge anpackt.

Karin geht beherzt und unerschrocken, manchmal auch etwas chaotisch zu Werke. Man ist durchweg sehr nah an Karin dran, erfährt all ihre Gedanken zum laufenden Geschehen und bekommt ihre unterschiedlichen Stimmungen bestens vermittelt. Immer geht es turbulent zu, Ruhe oder gar Langeweile scheint die Mittvierzigerin nicht zu kennen.

Durch ihren unbedingten Willen, Rosi zu helfen und die Hintergründe zu Rosis vermeintlichen Selbstmordversuch aufzudecken, bringt Karin Dinge ins Rollen, die immer dramatischer werden, irgendwann aus dem Ruder laufen und damit auch sie selbst in größte Gefahr bringen. Dass Karin in eine für sie sehr brenzlige Situation rutscht, mag auch daran liegen, dass sie ihre Mutmaßungen und Annahmen gerne herausposaunt und so auch dem Täter ihre eifrigen Ermittlungen zu Ohren kommen.

Trotz kleiner Erfolge gestalten sich die Ermittlungen überaus schwierig, zu viele Verdächtige und Motive ziehen Karins Blicke in unterschiedliche Richtungen. Karin hat das Gefühl, niemandem wirklich trauen zu können. Außerdem glaubt die Polizei ihren Ausführungen nicht und fordert sie auf, ihre Nase nicht in Dinge zu stecken, die sie nichts angehen.

Die Verknüpfung von Spannung und Humor ist Ingrid Werner hervorragend gelungen, so dass ich mich in diesem Krimi von der ersten bis zur letzten Seite richtig wohl gefühlt habe. Die Dialoge sind zum Teil in Mundart geschrieben und verleihen der Geschichte damit eine Extraportion Schwung.
Obwohl man früh ahnt, wer hier seine kriminellen Finger im Spiel hat, bleibt die Handlung bis zum Ende lebhaft und spannend.

Ein Niederbayern-Krimi randvoll mit bester Unterhaltung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.