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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 941 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2020
Noll, Laura

Der Tod des Henkers (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Ist es wirklich so unvorstellbar, dass unsere Vorfahren unbedarft waren und von den Gräueltaten der Anhänger des NS-Regimes nichts wussten? Wie sieht es denn heute aus? Gibt es nicht unzählbare Anhänger der Naziideologien, die sogar noch meinen, dass sie mit ihren Demos und lauten Parolen das deutsche Volk vor „fremden Blut“ retten können?

Beim Lesen des Buches „Der Tod des Henkers“ war es nicht nur die Ungerechtigkeit, die mich aufregte. Viel häufiger fragte ich mich, ob es tatsächlich Feigheit oder Angst vor der Bestrafung durch Fanatiker war, dass intelligente Menschen dem wahnsinnigen Reichskanzler folgten. Heinz Pannwitz ist die Hauptperson in dem Buch und er berichtet in der Ich-Form von dem Attentat auf den „Henker von Prag“. Die Rede ist von Reinhard Heydrich, der unter anderem auch für die „Endlösung der Judenfrage“ verantwortlich war. Er wollte unbedingt in einem Auto gefahren werden, welches nicht durch ein „lästiges“ Dach geschützt wurde. Dass dieser Wunsch ihm das Leben kosten sollte, ahnte er wohl nicht. Im Mai 1942 war Heydrich der Statthalter Hitlers in Prag. Im Mai des gleichen Jahres wurde ein Attentat auf ihn verübt und nur wenige Tage später starb er an den Folgen.

Die Autorin Laura Noll schrieb einen Roman, der spannend und zugleich berührend ist. Das Attentat auf Heydrich geschah tatsächlich und auch die unmenschlichen Vergeltungsmaßnahmen sind historische Fakten. Wie die Deutschen Machthaber in Tschechien agierten ist nicht nachzuvollziehen. Sie betrachteten die Einheimischen als minderwertig und meinten tatsächlich, dass sie allen weit überlegen seien. Der Tod von Heydrich wurde massenhaft gesühnt und der kleine Ort Lidice dem Erdboden gleich gemacht. Die Männer erschossen, Frauen in Vernichtungslager gebracht und Kinder an „arische Eltern“ verschenkt.

„Der Tod des Henkers“ ist kein üblicher Kriminalroman. Er zeigt auf, wie Gestapo und SS in den besetzten Ländern agierten und die dort lebenden Menschen grundlos töteten. Keine Frage, das Buch zeigt, wie Hitlers Anhänger ihre Umgebung in Angst und Schrecken versetzten. Fünf Sterne sind eigentlich nicht genug für diesen Tatsachenbericht. Eine Leseempfehlung ist dabei für mich selbst verständlich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2020
Dickie, John

Die Freimaurer - Der mächtigste Geheimbund der Welt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In seinem Buch über „Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt“ beleuchtet der Historiker John Dickie die vielen Facetten der Maurer. Woher kommt der Name? Wer waren die ersten Mitglieder und was bewog sie dazu, diesen Bund zu gründen? Er nennt berühmte Mitglieder und weist darauf hin, welche Ansichten über die Freimaurer den Tatsachen entsprechen und welche zum Bereich der Mythen gehören. Bei einem Radiointerview sagte Dickie, dass die Mafia ein Freimaurerbund für Kriminelle sei. Das nutzten die Betroffenen und luden ihn zu einem intensiven Gespräch ein. Das wiederum war der Beginn einer gründlichen Recherche an deren Ende das Buch stand.

Da ich gerne historische Romane lese, begegnen mir dabei immer wieder die Geheimbünde. Also nicht nur Freimaurer sondern auch Illuminaten und Vereinigungen. Aus dem Grund wollte ich ein Buch lesen, welches subjektiv und sachlich den Werdegang und die Bedeutung der Freimaurer beschreibt. Und ich wurde mit „Die Freimaurer – Der mächtigste Geheimbund der Welt“ nicht enttäuscht. Nicht alleine die vielen Fakten über die Maurer, deren Entstehungsgeschichte und deren berühmte Mitglieder gefielen mir. Der Autor berichtet ebenfalls viel über die Geschichte der USA und Europa. Welche Aktionen beeinflussten die Logen und wann waren sie sogar die treibende Kraft dafür?

Ich erfuhr, wie der Name entstand und welchem Eingangsritual sich die künftigen Mitglieder unterziehen mussten und müssen. Welche wichtigste Tugend eines Maurers gefordert wurde und dass mit ihnen der Beginn von Verschwörungstheorien geboren wurde. Was hatte Napoleon mit den Freimaurern zu schaffen und was geschah 1813 in Leipzig. Nein, mehr zähle ich nicht auf, dazu ist das Buch zu umfangreich. Aber ich erwähne noch, dass Herr Dickie viele Fakten aufzählte, die als Quelle des Buches dienten. Jeder, der sich für die Geschichte von Geheimbünden interessiert und dabei auch etwas über die Geschichte der Welt erfahren möchte, sollte das Buch lesen. Die Übersetzerin, Frau Irmengard Gabler hat ebenfalls ganze Arbeit geleistet. Toll.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2020
Lausen, Bettina

Das Geheimnis der Reformatorin


ausgezeichnet

In Köln geht ein Mörder um und das veranlasst Jonata, ihrer Heimatstadt einen Besuch abzustatten. Der Tote ist ihr Vater, den sie vor vier Jahren überstürzt verlassen musste. Sie floh vor der Inquisition. Und daran hat sich nichts geändert, es ist also ein großes Wagnis für sie, wenn sie nach Köln zurückkehrt. Zum Glück hat sie gute und verschwiegene Freunde, die ihr bei der Suche nach dem Täter helfen. Dazu gehört auch Figen, eine junge Magd, die ebenfalls für die Übersetzung der Bibel und somit eine Reformation ist.

Das Köln schon 1522 Erzkatholisch war, sieht man heute noch am gigantischen Dom. Und eigentlich ist auch klar, dass dort die Inquisition blühte. Wie gefährlich es war, den Katholiken zu widersprechen, das erlebte Jonata am eigenen Leib. Alleine dieser Machtmissbrauch, der damit einherging ist heute in Köln glücklicherweise nicht mehr vorstellbar. Damals war es leider so und die Betroffenen wurden grausam gefoltert. Etliche stellten die Häscher auf öffentlichen Plätzen aus und das neugierige Volk durfte es unter anderem mit Pferdeäpfeln bewerfen. Auch Steine flogen und das ist wohl noch das harmloseste Bestrafen durch die Zuschauer.

Die Autorin beschrieb sehr eindrucksvoll, wie es damals zuging. Der Spannungsbogen war permanent gespannt und ich las das Buch allzu gerne. Auch die Wendungen sind treffend, sodass der Leser bis zum Schluss tatsächlich nicht weiß, wer der oder die Täter sein könnten. Es ist der zweite Band über die Reformatorin Jonata, aber für mich war es der erste. Und das tat dem Lesefluss keinen Abbruch. Ich war schnell gefangen von der Geschichte und das ohne Vorkenntnis. Fünf Sterne gebe ich gerne und eine Leseempfehlung ebenfalls.

Bewertung vom 26.09.2020
Witzel, Frank

Inniger Schiffbruch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Nach dem Tod der Eltern sichtet der Autor deren Nachlass und ihm kommen viele Erinnerungen an die Kindheit. Aber auch Träume bringen ihn zum Nachdenken und in einem spielte ein Nashorn eine große Rolle. Daher auch das Cover. Er denkt an viele Verbote, die er wegen „Verfehlungen“ hinnehmen musste. Aber auch Erinnerungen an die Kittelschürze der Mutter, die Kirchgänge am Sonntag und immer gleiche Rituale, wie das Bad am Samstag, erinnert er. Fotoalben und Dias gibt es ebenfalls noch und im Album sind keineswegs Schnappschüsse zu sehen. Die wurden ausgesondert. Es musste alles perfekt sein. „Unser Kind“ zum Vorzeigen und verewigt in einem hellblauen Album.

Viele Parallelen zu meiner Kindheit las ich und denke, dass es den meisten Nachkriegskindern so geht. Man war wieder wer und wollte nur noch in die Zukunft schauen. Sich etwas leisten und die Gräuel des Krieges schlicht und einfach vergessen. Die Kittelschürze meiner Mutter gehörte zu ihrem Outfit wie die Dauerwelle und der Kirchenbesuch am Sonntag. Ausdrücke wie : „vom anderen Ufer“ oder „der Jud“, hörte ich ebenfalls. Ist es ein Wunder, dass viele Kinder auch mit der emotionslosen und teilweise sogar kalten Kindheit nicht zurecht kamen und bis heute darunter leiden. Auch der Autor erlebt seit 30 Jahren Selbstzweifel und beschreibt seine Besuche bei der Therapeutin.

Zu den erwähnten Filmen in „Inniger Schiffbruch“ „dbp20“ kann ich nichts sagen, wir hatten kein Fernsehen. Interessant, dass dieses Gerät bei den Wenzels in einen Raum unters Dach verbannt wurde. Ja, und dann die Erziehungsbücher der „uneinsichtigen Nazitante“ Johanna Haarer. Sie starb 1988 und ihre schriftlichen Ausschweifungen gibt es zum Glück nicht mehr. Von wegen, das Baby muss schreien, da es sonst Macht über die Mutter bekommt. Ja, es gab etliche Eltern, die sich daran hielten. Wie gut, dass das Erziehungsprogramm heute keine Anwendung mehr findet. Das Buch wurde nicht ohne Grund für die Longlist des „dbp20“ ausgewählt. Mir war aber das Hin und Her bei den kurzen Stippvisiten in Kindheit und Jugend des Autor zu wenig. Ich empfehle es aber trotzdem und ich denke, dass drei Sterne immer noch für ein gutes Buch stehen.

Bewertung vom 24.09.2020
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Mir gefällt der englische Titel „The lost boys“ wesentlich besser und er passt auch eher zum Inhalt des Buches. Aber der Verlag entschied es so und die Verantwortlichen dachten sich wohl etwas dabei. Fey von Hassell lebte mit ihrem Mann Detalmo und den beiden Jungen Roberto und Corradino in einem Palazzo in Italien und zwar in dem Ort Brazzá. Die Eltern wohnen in Berlin und der Vater Ulrich von Hassell wirkte aktiv im Widerstand gegen Hitler mit. Als ihr Ehemann mal wieder eingezogen wurde, musste sie mit ihren Kindern den Nazis folgen und wurde nach Innsbruck gefahren. Dort raubte man ihre Kinder. Sie wusste nicht, wohin diese kamen und auch ihr eigenes Schicksal war ungewiss.

„Bis wir uns wiedersehen“ ist eine Mischung zwischen Kriegsbericht, Biographie und Krimi. Die Autorin führt im Anhang auf, welche Quellen sie nutzte und wer von den Hinterbliebenen ihr halfen. Schon das Cover hat mich sehr bewegt. Es zeigt die junge Fey mit ihren beiden kleinen Söhnen, die kurz darauf in einem Waisenhaus untergebracht wurden. Es lag in der Nähe des Ortes Absam und dem Berg „großer Bettelwurf“. Wer heute in dem Ort nach dem Haus „Wiesenhof“ fragt, wird keine Auskunft bekommen. Niemand wusste irgendetwas. Das Foto trug auch Vater Detalmo bei sich als er lange von den Seinen getrennt war. Es war das einzige, welches er von den Söhnen hatte.

„Wir gingen wie 2 Götter auf Wolken“ soll Mussolini zu seinem Freund Hitler gesagt haben, als sie gemeinsam vor das „Volk“ traten. Das war in Berlin und sie wurden umjubelt wie kaum jemand nach ihnen. In Italien gab es auch etliche Anhänger Hitlers und auch dort blühte der Faschismus. Wer sich dagegen wehrte, musste mit heftigen Sanktionen und meistens mit dem Tod rechnen. In Deutschland schlugen die Versuche, den „Führer“ zu töten alle fehl. Einzig die Widerständler bezahlten mit dem Leben. Denunzierungen waren an der Tagesordnung und dieser Tatsache ist auch die Entführung der beiden Jungen zu „verdanken“.

Sehr schön fand ich, dass Frau Bailey unseren späteren Kanzler Helmut Schmidt würdigte, indem sie auch seine Meinung zum „Prozess“ gegen Ulrich von Hassel schilderte. Auch dass er der Witwe einen wahrlich empathischen Brief schrieb, adelt ihn. Ebenfalls beeindruckte mich ihr Zeugnis über Stauffenberg. Leider wird dies ja immer mal wieder von „Historikern“ beschmutzt. Ich werde das Buch mit Sicherheit noch öfter lesen und sobald sie reif dafür sind, es auch meinen Enkeln geben. „Wehret den Anfängen“, so denke ich und auch „Niemals vergessen“ ist ein Spruch, den ich mir zu Herzen nahm. Ich gebe diesem wertvollen Buch fünf Sterne und selbstverständlich eine Empfehlung.

Bewertung vom 23.09.2020
Seethaler, Robert

Der letzte Satz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Robert Seethaler schreibt über die Erinnerungen und Gedanken des Komponisten, Dirigenten und Musikdirektors Gustav Mahler. Zu dem Zweck platziert ihn auf ein Schiff und zwar oben am Deck. Der Blick aufs Meer gibt ihm Ruhe, so meint er. Umsorgt wird er von einem Jungen, der immer dann erscheint, wenn Mahler einen Wunsch hat. Unten sitzt seine Frau Anna mit Tochter Alma. Die zweite Tochter starb.

Nein, das war kein Buch für mich. Es stand ja auf der Longlist zum „Deutschen Buchpreis 2020“ und der Autor wird immer wieder sehr gelobt. Es war das erste Werk von ihm, welches ich las. Es soll ja ein Roman sein, jedoch ist es eine Aneinanderreihung von teil zusammenhanglosen Sätzen. Immer wieder schweifen die Gedanken des Musikers ab. Die Fäden werden nicht zu einem Zopf zusammengefügt. Dann wiederum gibt es ausführliche Dialoge zwischen Mahler und seiner Frau, die aber nichts vom Ende und den Auswirkungen der Diskussion verraten. Herr Seethaler ist ein guter Schauspieler, sein Schreibstil lässt aber zu Wünschen übrig. Drei Sterne gebe ich dafür und er hat mit Sicherheit viele Fans, die seine Bücher gerne lesen.

Bewertung vom 22.09.2020
Glaesener, Helga

Das Erbe der Päpstin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Gisla lebt mit ihren Töchtern Freya und Anna als Sklavin in Dänemark. Nachdem sie ermordet wurde, fliehen die beiden Kinder unter Lebensgefahr über die Grenze in Richtung Italien. Freya möchte zu ihrem Großvater, der ein enger Vertrauter und Mitglied der Garde des Papstes ist. Als auch Papst sowie Großvater ermordet werden, beginnt für Freya eine turbulente Zeit und sie muss mehr als einmal um ihr Leben fürchten.

„Das Erbe der Päpstin“ ist keine Fortsetzung und ist eigenständig zu lesen. Ich kenne das Buch „Die Päpstin“ nicht und empfand es nicht als Nachteil. Temporeich und immer wieder spannend, so präsentiert sich der Roman. Die Brutalität der Dänen kommt zum Ausdruck und auch die Mauer um Paris ist historisch verbrieft. Immer wieder gibt es Verrat und nur wenige Menschen haben das Prädikat „Freund“ verdient. Immer mal wieder verkleidet Freya sich als Mann und kann auf diese Weise ihr Leben retten. Aber auch die Tatsache, dass sie lesen kann, verhilft ihr zum Überleben. Sie lernt einiges über die Heilung und interessant fand ich dabei die Zitate aus sehr alten Schriften. Wie schon damals die Ärzte mit ihren bescheidenen Mitteln den Kranken halfen, das ist zu bewundern.

Einige Fragen bleiben offen oder die Ereignisse werden nicht bis zum Ende erzählt. Das gefiel mir nicht so gut aber vielleicht gibt es ja auch noch eine Fortsetzung von „Das Erbe der Päpstin“. Die Autorin weist am Ende des Buches darauf hin, welche Tatsachen sie im Roman verarbeitete. Es gibt einige Akteure, die in historischen Aufzeichnungen vorkommen und dazu zählt auch der brutale Krieger aus Dänemark. Was hingegen ihrer dichterischen Freiheit zu verdanken ist, das erwähnt sie ebenfalls. Ich gebe vier Sterne und empfehle das Buch sehr gerne weiter.