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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1075 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2020
Langenscheid, Adrian

TRUE CRIME USA (MP3-Download)


ausgezeichnet

14 Fälle - 14 mal der Blick in menschliche Abgründe
Der Autor hat in seinem Buch 14 aufsehenerregende Kriminalfälle aus den USA zusammen getragen. Bis auf wenige Ausnahmen sind es Mordfälle, die mich , auch wenn sie Jahre zurück liegen, tief erschüttert haben. Gleich der erste Fall hat mich vor Wut die Fäuste ballen lassen und die Tränen in die Augen getrieben aus Mitleid, besonders weil hier die Justiz zum Täter wurde. 1944 werden in einer kleinen Stadt zwei kleine weiße Mädchen ermordet. Sofort wird ein 14jähriger farbiger Jugendlicher der Tat verdächtigt. Weitere Spuren werden nicht verfolgt und der Junge wurde tatsächlich hingerichtet. Auch die weiteren Fälle sind kaum auszuhalten. Da werden Kinder getötet, um die Mutter zu strafen, weil sie es gewagt hat, den Ehemann zu verlassen. Eine ganze Familie wird ausgelöscht, weil sich ein Verwandter beim Erbe übergangen fühlt. Das Buch ist deshalb ganz bestimmt nichts für zartbesaitete Gemüter. Für mich war es ein lesenswerter Blick in menschliche Abgründe und der Beweis, dass man Menschen alles zutrauen kann.

Bewertung vom 20.12.2020
Seeck, Max

Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1


gut

Zeitweise sehr spannend, aber wenig überzeugende Auflösung

Die finnische Kommissarin Jessica Niemi wird zum Schauplatz eines bizarren Mordes gerufen. Das Opfer ist die Ehefrau eines Autors, der gerade Furore mit einer Bestseller Trilogie macht. Kurz hintereinander gibt es weitere Tote und es lässt sich ein Muster erkennen. Der Täter mordet nach dem Vorbild des Romans. Und die weiblichen Opfer haben eine frappierende Ähnlichkeit mit Niemi, die ihrerseits Geheimnisse hat, die sie zu bewahren sucht.
Der Thriller beginnt unglaublich spannend. Mir als Leser ist mit jedem Satz klarer, dass etwas furchtbares passieren wird. Kurz bevor sich die Spannung löst, wechselt der Autor den Schauplatz, um dann den Spannungsbogen erneut aufzunehmen. Das ist gut gemacht und gab mir Raum für Spekulationen. Nach dem Auffinden des 1. Opfers konnte ich Niemi bei den Ermittlungen begleiten. Es wird Hinweisen nachgegangen, die in ihrer Gesamtheit für mich keinen Sinn ergaben. Auch die Opfer schienen nichts gemeinsam zu haben. Spätestens ab diesem Zeitpunkt fing meine Stimmung an zu kippen. Es fing damit an, dass mir das Ermittlungsteam nicht wirklich sympathisch war. Besonders Niemi blieb mir fremd und die Geheimniskrämerei um ihre Vergangenheit, die durch Rückblenden angestachelt wurde, fand ich eher langweilig. Ich konnte im Fortgang der Ereignisse keinen roten Faden erkennen. Motiv und Täter blieben weiterhin im Dunkeln. Die Auflösung selbst war in meinen Augen komplett unrealistisch und schweigt sich zum Motiv aus. Verschwörungstheoretiker werden sich darüber vielleicht eher freuen können. Vielleicht liegt es aber auch an mir, denn ich erwarte bei einem Thriller trotz aller schriftstellerischen Freiheit, dass die Handlung real möglich wäre. Das war hier in meinen Augen überhaupt nicht der Fall. Schade, denn der Autor konnte mich mit seinem Erzählstil zeitweise durchaus fesseln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2020
Möller, Günter-Christian

Die ertrunkene Angst (eBook, ePUB)


sehr gut

Was geschah mit der kleinen Elisabeth ?
1892 verliert der Junge Rune seine Eltern durch die Cholera und sein Zuhause durch einen nächtlichen Brand. Notgedrungen macht Rune sich auf den Weg zu entfernten Verwandten. Zu allem Unglück wird er auf seiner Wanderung in einer Gewitternacht von Räubern überfallen. In der gleichen Nacht brennt der Gutshof der von Waasens nieder und die kleine Tochter Elisabeth des Gutsherrn verschwindet. Jahre danach versucht Elisabeths Onkel die Geschehnisse von damals aufzuklären.

Ich muss zugeben, die ersten Kapitel empfand ich etwas sperrig zu lesen. Das lag zum einen an der Vielzahl der Namen, die aufgrund der Verwandtschaft auch noch ähnlich klangen und der etwas altertümlichen Sprache, die der damaligen Zeit entspricht. Das gibt sich mit der Zeit und ich konnte mich auf die Handlung konzentrieren. Zu Beginn war mir keiner Protagonisten wirklich sympathisch und ich konnte nicht einordnen, wer gut oder böse ist. Jeder schien ein Geheimnis mit sich zu tragen. Wie an einem nebligen Herbsttag die Sonne durchbricht, kommt auch im Roman immer mehr die Wahrheit ans Licht und ich konnte ein Muster in den Handlungen erkennen. Dabei war manche Entwicklung allzu offensichtlich. Andere Informationen dagegen haben mich überrascht. Am Ende des Buches spitzt sich die Situation dann richtig zu und es bleibt einige Seiten unklar, ob das Gute gewinnt. Der Abschluss der Geschichte hat meinen Gerechtigkeitssinn nur bedingt befriedigt, entspricht aber wohl den damaligen sozialen Gegebenheiten.

Ist das Buch nun lesenswert oder nicht ? Selbst beim Schreiben meiner Eindrücke schwanke ich zwischen 3 und 4 Sternen. Das Buch als Krimi ergibt für mich eindeutig 3 Sterne. Lege ich den Focus auf die Erzählweise, die sozialen Hintergründe und die gut gelungenen Charaktere der Akteure neige ich zu 4 Sternen. Dieses Mal hängt die Bewertung stark von der Betrachtungsweise ab.

Bewertung vom 17.12.2020
Schmid-Spreer, Ursula; Schreiber, Stefan; Giesen, Sabine; Williams, Fenna; Gambrinus, Laura; Meyer, Martin; Teuner, Jan; Lamberts, Brigitte; Polkehn, Edith Anna; Raabe, Julia; Hartmann, Petra; Kuhn, Greta R.; Winter, Heike; Lange, Kerstin; Roth, Carolin; Woda, Bruno; Speidel, Joachim

Kreuzfahrt, Mord und Mittelmeer


sehr gut

Unterhaltsam, witzig, lesenswert
Die Anthologie beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher Kurzkrimis unterschiedlicher Autoren. Der Rahmen, der sie zusammenhält, ist die Kreuzfahrt und die damit verbundenen Landgänge. Wie nicht weiter verwunderlich haben die Kurzkrimis ein breites Spektrum. Die Bandbreite reicht von Körperverletzung über Diebstahl bis hin zu Mord. Über einige der Krimis konnte ich herzlich lachen, andere haben mich überrascht und einige konnten mich nicht wirklich begeistern. Das finde ich nicht schlimm bei der Vielzahl der Geschichten. Angenehm fand ich auch die Länge der Erzählungen, da man sie gut zwischendurch oder in Bus und Bahn lesen kann. Insgesamt wurde ich gut unterhalten und die Lektüre war abwechslungsreich. So macht eine Kreuzfahrt richtig Spaß !

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2020
Dicken, Dania

Ihre Schreie sind Musik (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Opfer oder Täter ?
Kyle, FBI-Agent in New York und der Ehemann von Libbys bester Freundin Julie, bekommt zufällig mit, dass seine Kollegen an einem Fall arbeiten, der für die BAU interessant sein könnte. Junge Frauen werden entführt und Jahre später tot aufgefunden. Kyle erzählt es Libby und tatsächlich schalten sich Libby und ihre Kollegen ein. Da scheint es das Schicksal gut mit den Ermittlern zu meinen. Eine der entführten Frauen wird lebend gefunden. Endlich gibt es eine Spur. Doch die Befragung der Zeugin wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt. Und die Zeit drängt, denn es gibt einen neuen Entführungsfall.

Ich lese gerne Thriller, weil ich zugegebenerweise die realistischen Schilderungen der brutalen Taten liebe. Doch dieses Mal musste ich mehrmals trocken schlucken, als die Verletzungen der tot aufgefundenen Opfer beschrieben wurden. Aber nicht nur ich war betroffen, sondern auch die FBI-Agentin Libby. Und genau so etwas macht den Thriller der Autorin für mich realistisch und Libby so sympathisch. Trotz der Schrecken, denen Libby täglich begegnet, sieht sieht sie immer den Menschen und nicht nur das klinische Opfer. In diesem Fall liegt der Fokus auf der Zeugin, ihrem Verhalten und ihren Beweggründen dafür . Während der Schilderungen schwankte ich zwischen Mitleid, Entsetzen und Zorn. Wie immer werden vergleichbare reale Fälle erwähnt, so dass der geneigte Leser , die Thematik vertiefen kann. Diese Folge endet mit einem überraschenden Ereignis, das ich so absolut nicht kommen sah. Zudem hat sich die Autorin einen fiesen Cliffhanger erlaubt. Da ich aber die Serie auf jeden Fall weiter lesen werde, steigert es nur meine Ungeduld.

Bewertung vom 29.11.2020
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen - Annas Traum vom Glück


ausgezeichnet

Annas Wille zu überleben
Köln 1941 Mitten im Krieg wächst die 8jährige Anna trotz allem beschützt bei ihrer Tante Marie und deren Mann Matthias, der eine Bäckerei betreibt, auf. Das ändert sich über Nacht, als Matthias an die Ostfront versetzt wird. Gemeinsam mit dem polnischen Fremdarbeiter Joseph versucht Marie die Bäckerei am laufen zu halten. Doch das Haus wird durch Bomben zerstört. Noch schlimmer wird es nach Kriegsende, als Hunger und ein unerbittlicher Winter Köln fest im Griff haben. Nur durch Annas Schwarzmarktgeschäfte bleibt die Familie, zu der mittlerweile auch der kleine Karl, Marie Sohn, gehört gerade so am Leben. Zu allem Unglück erkrankt Karl an Tuberkulose und das lebensrettende Penicillin ist nicht verfügbar. Wenn nur Matthias aus dem Krieg zurück wäre, doch der ist in Russland verschollen. Auch Anna wartet sehnsüchtig auf die Liebe ihres Lebens.
Die Autorin erzählt die Geschichte abwechselnd aus Maries und Annas Sicht. Das fand ich gelungen, da ich so die Ereignisse sowohl aus Sicht der Erwachsenen als auch der eines Kindes erleben durfte. Der Beginn ist geradezu heiter. Marie, Matthias und Anna sind eine glückliche Familie trotz des Krieges. Um so härter schlägt das Schicksal zu, als Matthias an die Front muss. Und als wäre der Krieg nicht genug, macht der Innungsmeister Büll Marie das Leben schwer, da Marie sich seinen Annäherungsversuchen widersetzt. Während des Krieges ein überzeugter Nazi, ist ihm auch nach Kriegsende das Glück hold. Er nutzt Maries Notlage erbarmungslos aus. Ich habe Büll von Herzen gehasst. Interessant war die Entwicklung der beiden Frauen. Zuerst ist Marie diejenige, die sich aufopferungsvoll um die beiden Kinder kümmert. Das ändert sich nach Kriegsende. Marie scheint allmählich die Hoffnung zu verlieren. Der Kampf um etwas Nahrung kostet ihre ganze Kraft. Die Kinder beginnen, sich ihr zu entfremden. Anna übernimmt immer mehr Verantwortung, kümmert sich um Karl und stellt sich den Gefahren des Schwarzmarktes. Beide Figuren sind mir dennoch ans Herz gewachsen, wobei ich ein wenig mehr mit Marie gelitten habe. Anna war manchmal ein sehr pubertierender Teenager.
Insgesamt muss ich der Autorin ein aufrichtiges Kompliment machen für ihre anschaulichen Schilderungen des Hungerwinters. Durch eindringliche Bilder und wenige Sätze war auch für mich der Schrecken dieser Zeit gegenwärtig und nachvollziehbar. Die Sprache war nie pathetisch und ich hatte auch nie das Gefühl, die Autorin würde zu sentimental werden.
Von mir für diesen bewegenden und historisch interessanten Roman 5 Sterne und eine überzeugte Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.11.2020
Kollender, Andreas

Mr. Crane


sehr gut

Elisabeths Geschichte
1914 Oberschwester Elisabeth trifft im Badenweiler Sanatorium auf den traumatisierten Soldaten Fischer. Er erregt ihre Aufmerksamkeit, weil er die Bücher von Stephen Crane liest, den Elisabeth 1900 genau hier getroffen hat. Die durch Narben im Gesicht gezeichnete Pflegerin Elisabeth und der an Tuberkulose erkrankte Schriftsteller Crane verbringen 1900 8 Tage zusammen. Beide fühlen sich zueinander hingezogen. Crane erzählt Elisabeth von seinem bewegten Leben. Elisabeth entflieht in Gedanken ihrem engen Leben und entdeckt die Leidenschaft.

Für mich war der Roman eine unglaublich berührende Liebesgeschichte und die Geburt einer starken Frau. Der Autor erzählt Elisabeths Geschichte auf 2 Zeitebenen. 1914 ist sie die selbstbewusste Oberschwester, die sich zu behaupten weiß und sich nicht um Konventionen schert Sie greift aktiv in Fischers Leben ein. Welch ein Gegensatz zu der unsicheren Elisabeth von 1900 zu Beginn ihrer schicksalshaften Begegnung mit Crane. Crane sieht in Elisabeth eine schöne Frau und behandelt sie auch so. Elisabeth, die Cranes Bücher schätzt, verliebt sich in ihn. Mich haben die Bilder, in denen der Autor diese aus der Zeit gefallene Liebe schildert, sehr berührt. Sie haben für mich einen besonderen Zauber entwickelt. Das Buch endet in meinen Augen hoffnungsvoll. Elisabeth ist mir im Laufe der Geschichte ans Herz gewachsen. Mr Crane blieb mir eher fremd und war durch seine sprunghafte Art sehr anstrengend. Zusammen schaffen sie einen meiner Meinung nach lesenswerten Roman.

Bewertung vom 22.11.2020
Zellner, Ingrid; Dorra, Simone

Ein Lied in der Nacht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schuld und Sühne
Raja findet nach dem Unfalltod seiner Frau Sita wieder zurück ins Leben. Eine große Hilfe hierbei sind die Bewohner des Kinderheims Dar-as-Salam. Als Moussa, eines der Kinder, auf einem Zeitungsbild seinen Peiniger aus der Vergangenheit erkennt, sind sich Raja und Vikram sofort einig, die Schuldigen der gerechten Strafe zuzuführen. Gemeinsam mit Vikrams Frau Sameera begeben sie sich in die Schlangengrube der Verbrecher und geraten in Lebensgefahr. Nicht genug erhebt Vikrams dunkle Vergangenheit ihr hässliches Haupt. Das feste Band der Freundschaft zwischen Vikram und Raja steht vor einer großen Zerreißprobe.

Das ist bereits der 5. Band der beiden Autorinnen, der mich in das faszinierende Kashmir entführt. Es ist mittlerweile beinahe wie ein Nach-Hause-Kommen, auf die vertrauten Figuren zu treffen. Dabei gefällt mir gut, dass die Handlung verhalten beginnt. Es ist eine gelungene Mischung aus Rückblicken auf Vergangenes, um in die Handlung rein zu finden und neuen Informationen. Im weiteren Verlauf der Ereignisse merkt man schnell, dass die Autorinnen auch hervorragende Krimischriftstellerinnen sind. Die Ermittlungen von Raja und Vikram, um den Kinderschänderring zu Fall zu bringen, sind sehr spannend, wobei die in meinen Augen exotischen Rahmenbedingungen gekonnt mit einfließen. Ein anderes großes Thema des Romans ist Schuld und Vergebung. Nach welchem Maßstab beurteile ich einen Menschen ? Nach seinen Taten in der Vergangenheit oder würdige ich sein aufrechtes Bemühen um Wiedergutmachung ? Auch diese elementaren Fragen werden unterhaltsam präsentiert, ohne zu langweilen. Im Gegenteil aus ihnen ergibt sich ein neues dramatisches Element der Erzählung.

Für mich war der Roman beste Unterhaltung und eine überzeugende Mischung aus spannender Krimihandlung und den kleinen und großen Nöten der beiden Freunden Raja und Vikram mit ihren Familien, eingebettet in den besonderen Zauber Kashmirs.