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Insgesamt 778 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2021
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


sehr gut

Heutzutage scheint man pro Genre lieber einen anderen Namen zu verwenden damit die Käufer wissen was sie erwartet. Ich frag mich dabei ob es Leser gibt, die ausschließlich nach Namen kaufen und den Klappentext nicht lesen. Nun gut, Kristina Hauff ist ein Pseudonym der erfolgreichen Kriminalautorin Susanne Kliem. Also ein Genredebüt einer erfolgreichen Autorin.
„Unter Wasser Nacht“ spielt im Wendland, einer Region im Norden an der Elbe, mir selbst unbekannt, aber es muss im Grunde idyllisch sein. Hier leben zwei Familien Tür an Tür. Freunde aus der Vergangenheit, beide bekommen Kinder und das Leben nimmt seinen Lauf. Doch dann passiert das undenkbare, der Sohn Aaron des Ehepaars Thies und Sophie ertrinkt in der Elbe. Dieses lebenseinschneidende Ereignis nagt an der Ehe von Thies und Sophie. Wohingegen oberflächlich betrachtet das befreundete Ehepaar Inga und Bodo mit ihren Kindern Lasse und Jella ein erfülltes und glückliches Leben haben. Einst enge Freunde, werden nun mit Neid beäugt, weil die eigene Glückseligkeit zerbrochen ist.
Als die Ermittlungen zu Aarons Tod im Sande verlaufen taucht eine interessante Frau auf: Mara. Thies begehrt sie und die anderen Frauen fühlen sich von dieser doch eigenwilligen und starken Frau angezogen. Nur Fährfrau Edith weiß mehr.
Insgesamt ist der Roman gutgeschrieben, hat atmosphärische Passage (über das Wasser) und in der Tat merkt man, dass die Autorin Erfahrung hat Spannung in eine Geschichte zu bringen. Auch ist das ganze kurzweilig, weil die Stimmen denen wir lauschen in jedem Kapitel einem anderen Charakter des Buches gehören, wobei wir am meisten die Brille der Sophie aufhaben.
Spannung hat das Ganze, aber die einzelnen Personen sind aus meiner Sicht nicht immer zu Ende modelliert und nicht ganz rund. Hier hätte etwas mehr Tiefe der Charaktere dem Roman gutgetan.

Bewertung vom 03.03.2021
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


gut

Mehr Queen als Krimi!

Einerseits habe ich das Buch gerne gelesen und andererseits so gar nicht. „Das Windsor Komplott - Queen Elizabeth ermittelt“ ist ein Buch, dass uns mit in die Welt der britischen Monarchie mitnimmt. Wir sind mittendrin und zwar so nahe wie es nur geht, die Perspektive der Queen auf die Welt mit all ihren Bediensteten, ihrem doch charmanten, aber sehr direkten Gatten und all ihre Verpflichtungen. Es ist aus meiner Sicht auch der Kniefall der Autorin gegenüber einer Frau, die sich seit Jahrzehnten ihrem Amt verschrieben hat, nie aufgibt, loyal ist ihrem Volk gegenüber und die Pflicht nie aus den Augen lässt.
Das wird nun mit einem Mord in Windsor Castle gepaart und die Queen ermittelt nebenbei, mit Hilfe ihrer neuen Privatsekretärin Rozie. Die Queen wäre nicht die Queen, wenn hier nicht einiges anders laufen würde als man es sich bei detektivischer Arbeit denken würde. Sie hilft ihrem Personal auf die Sprünge könnte man sagen. Der Fall ist auch kniffelig und ich wäre bis zuletzt auch nicht auf die Lösung gekommen. Bloß bleibt da ein Rest-Fragezeichen stehen, der rote Faden ist da, aber er franzt ein wenig in alle Richtungen aus.
Alles in allem recht vergnüglich zu lesen, doch bin ich fest davon überzeugt, dass dieses Buch im Original sicher um längen besser ist. Nicht nur, weil ich die Übersetzung nicht immer grandios fand, sondern vor allem auch wegen des einzigartigen britischen Flairs, dass hier besonders zelebriert transportiert wird und dazu gehört natürlich, by all means, auch die Sprache.
Fazit: Dieses Buch ist eher was für Liebhaber der britischen Understatement-Kultur und der Monarchie. Für eingefleischte Krimi-Leser ist es eher eine Enttäuschung.

Bewertung vom 01.03.2021
Kamigaki, Hiro;Ic4design

Pierre, der Irrgarten-Detektiv, und die geheimnisvolle Stadt der Masken


ausgezeichnet

Achtung, Suchtgefahr für alle Familienmitglieder!

Dies ist bereits der dritte Band von Hiro Kamigaki & IC4DESIGN über Pierre den Irrgartendetektiv. Wobei IC4DESIGN ein Illustratoren-Zusammenschluss ist, der von Kamigaki in Japan gegründet wurde. Alle drei Bände sind großartig! Ist man auf den Geschmack gekommen, dann will man sie am liebsten alle haben.
Der Neuste ist: „Pierre, der Irrgartendetektiv und die geheimnisvolle Stadt der Masken“. Dieses Mal ist Karneval in Canal City und wir sind wieder mal auf der Jagd und zwar nach den Chaosrittern, die durch das Maze Egg die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Und wer ist für die Jagd am besten geeignet: natürlich Pierre! Canal City eine Fantasieversion von Venedig und macht dem Original alle Ehre!
Für alle die das Konzept noch nicht kenne und noch nicht süchtig, hier ein wenig zum Aufbau: Jede Doppelseite hat die gleiche Struktur. Es ist in erster Linie ein Labyrinth und dann noch ein riesiges Suchbild, da es immer versteckte Gegenstände gibt. Entweder sind einzelne Elemente zu finden oder es wird etwas gesucht um Aufgaben zu erfüllen, um der übergeordneten Geschichte zu folge. Aber im Grunde ist jede Seite ein sehr schwieriges Labyrinth und Suchbild zugleich. Überzeugend ist die Detailfülle. Wer sich die Zeit nimmt sich mal so eine Doppelseite genauer anzuschauen, entdeckt so wahnsinnig viele verschiedene Facetten!
Wer nun denkt: Ach, Kinderkram! Dem antworte ich: Ja! Aber ich mach das super gerne mit meinen Kindern und die sind keine 3 Jahre alt mehr. Sprich, es ist zwar ein Konzept, dass sich an ältere Kinder wendet, aber durch die etwas coolere Art der Illustrationen spricht es nicht nur Vorschüler und Grundschüler an, sondern auch Erwachsene und macht diese Reihe daher zu einer perfekten gemeinsamen Beschäftigung auf der Couch. Oft sind es auch genau diese Bücher in die Kinder ihre Nasen gemeinsam stecken und zusammensuche, ist das große Format der Bücher doch hervorragend dazu geeignet!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2021
Quaderer, Benjamin

Für immer die Alpen


sehr gut

Mit einem Schalk im Nacken des Steuerhinterziehers

Lichtenstein, der 4. größte Zwergstaat (Fläche betrachtet) in Europe, der sich nicht nur geografisch an die Schweiz schmiegt ist selten im Rampenlicht. Nun kommt Benjamin Quaderer mit seinem Debütroman daher und beleuchtet Lichtenstein wie mit einem Röntgengerät aus dem All.
„Für immer die Alpen“ ist ein fiktiver Roman der sich allerdings als Inspiration eines ehemaligen Bankmitarbeiter bedient: Heinrich Kieber. Er übergab die Steuerdaten an deutsche Behörden, die millionenschwere Steuerhinterziehung belegte.
Der Protagonist in diesem Debüt heißt Johann Kaiser und erzählt uns aus der Retroperspektive wie er zu dem Mann wurde, der die Daten wie ein Akt des Verrats an seiner Heimat, dem Fürstentum, an die Deutschen gab und somit Lichtenstein eine Schmach verpasste, die schwer zu verkraften war. Begonnen wird früh in seiner Kindheit und wir folgen ihm bis in die Bank und dann wieder hinaus in die Verbannung.
Benjamin Quaderer, selbst aufgewachsen in Lichtenstein, schrieb hier nicht nur seiner Heimat einen maßgeschneiderten Roman, sondern machte auch sich selbst einen Namen. In der Tat merkt man dem Roman den jungen energiegeladenen, ideenvollen Autor an. Was leicht beginnt, wird an mancher Stelle zu viel. Klar, er möchte sich ausprobieren und Alleinstellungsmerkmale wie Pflöcke in den Boden Ramen und postulieren: Auch ich bin jetzt auf dem literarischen Parkett. Aus meiner Sicht gar nicht notwendig. Weniger hatte dem Roman auch gutgetan, etwas mehr Stringenz hätte mir gefallen und sicher das Knistern und die Spannung erhöht.
Aber alles in allem ein wirklich sehr gelungenes Buch! Wer sich also mit der Steueraffäre und Lichtenstein auf fiktive Art beschäftigen möchte, greifen sie zu diesem gelungenen Debüt! Erwartet werden kann eine gut ausformulierte Prosa mit Witz und Drama, aber kein spannungsgeladener Roman, was aus meiner Sicht auch nicht der Anspruch des Autors war.

Bewertung vom 23.02.2021
Chang, Jung

Die drei Schwestern


sehr gut

Drei Powerfrauen Chinas des 20. Jahrhunderts und dann auch noch Schwestern!

Wer kennt sie nicht die Autorin Jung Chang? Vielleicht sollte man lieber ihren globalen MEGAseller „Wilde Schwäne“ erwähnen damit es klingelt. Jung Chang, die weiterhin nicht in China publiziert werden darf, erläutert dem Westen die Geschichte des Landes. Erst mit „Mao“, dann mit „Kaiserinwitwe Cixi“ und nun mit den spannenden Soong Schwestern „Die drei Schwestern“ mit dem Untertitel „Das Leben der Geschwister Soong und Chinas Weg ins 21. Jahrhundert“.
Wer sich ein wenig für die Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert interessiert, findet mit diesem Buch eine spannende Lektüre. Es beleuchtet die einflussreichsten Schwestern und ihr Zusammenspiel.
Erstaunlich wie alle drei Schwestern, geboren zwischen 1888 und 1898, eine signifikante Rolle in China spielten und politisch Einfluss nahmen. Wie es auch erstaunlich war, dass alle drei zu dieser Zeit damals in die USA zum Studieren gingen und wohl die ersten Chinesinnen waren, die das konnten und dürften. Da ist die Älteste, Ei-ling (auch Ailing genannt), die einen Bankier (H.H. Kung) heiratet und somit zum Teil einer der reichsten Familien Chinas wird. Die mittlere, auch rote Schwester genannt, Ching-ling (auch Qingling), war mit Sun Yat-sen verheiratet, der als erster Präsident der Volksrepublik galt und übte Einfluss. Auch die kleine Schwester May-ling (Meiling) war politisch involviert, denn sie war mit Chiang Kai-shek (Nachfolger von Sun Yat-sen) verheiratet, der im 2. Weltkrieg den Widerstand gegen die Japaner anführte.
Ein interessantes Buch, dass uns die drei Schwestern definitiv näher bringt. Was ich vermisse ist der Bezug zur heutigen Gesellschaft, einen Bogen der hätte geschlagen werden können oder zumindest die Reflektion der Situation. Denn alle drei Schwester verstanden es sich die richtigen Männer an ihre Seite zu holen. Alle drei konnten nur, und das sehr erfolgreich, indirekt ihren Einfluss geltend machen. Allein ohne die Männer wäre das damals nicht möglich gewesen. Ein Aspekt den ich hier gerne als Ansatz hätte lesen mögen. Zwar sind die Fakten gut recherchiert, aber die ein und andere Bemerkung oder ein Erstaunen über die Abhängigkeit zum Mann hätte dem Buch gutgetan.
Das Buch umfasst 544 Seiten, aber der eigentliche Text endet auf Seite 466 Seiten. Danach folgen viele Seiten mit Anmerkungen, Bildnachweis und Register. Daher keine Sorge ein dickes Buch zur Hand zu nehmen, es ist bereichernd, interessant und spannender als so mancher Krimi! Aufgelockert durch reichlich Originalbilder.

Bewertung vom 22.02.2021
Dorsch, Walter;Zierer, Klaus

Schulkinder gleich Sorgenkinder?


ausgezeichnet

Momentan sitzen wir alle mit unseren Kindern im home schooling und bekommen mehr mit als das im normalen Alltag der Fall ist. Mehr Einblick in die Struktur, mehr Einblick in die Aufgaben, das Lernpensum und das Lernniveau. Auch wie die Kommunikation der Lehrer mit den Schüler*innen läuft. Hier kommen doch sicher viele ins Grübeln. Lernt mein Kind genügend? Wird mein Kind überfordert? Warum ist das Pensum so hoch/so niedrig? Schafft mein Kind das?
Wer sich als Elternteil zu viele Sorgen macht und schwache Schüler zu Hause hat, merkt schnell, dass das kann sich enorm auf das Familienleben auswirken! Daher hat mich der Titel dieses Ratgebers von Prof. Dr. Walter Dorsch und Prof. Dr. Klaus Zierer stark angesprochen: „Schulkinder gleich Sorgenkinder? - Schulprobleme als Familie meistern“ Nicht nur stellen sie das Problem in Frage sondern zeigen ganz klar, dass nichts isoliert betrachtet werden kann.
Die beiden versuchen uns weder ein Allheilmittel gegen den Druck, die Angst oder das Versagen zu geben, sondern versuchen zu erklären und aufzumuntern und Wege aufzuzeigen wie man an den Herausforderungen gemeinsam wachsen kann.
Die Professoren begleiten eine fiktive Familie über 7 Jahre lang. Es beginnt mit der Einschulung des jüngsten Kindes. Mutter, Vater, 2 Töchter (11 & 9 Jahre alt) und der kleine Bruder (6 Jahre alt). In jedem der 10 Kapitel wird eine Fragestellung anhand dieser Familie sehr anschaulich be- und erarbeitet. Ich nenne nur ein paar Stichwörter um die Vielfalt zu verdeutlichen: Geschwisterliebe, Lernfreunde, Leistungsmotivation, Lernfreude, Bildungswege, Freunde, Klassenclown, Tagesabläufe, Soziale Umgebung und viele andere komplexe Themenfelder.
Dieses Buch spricht alle Eltern an, die sich unsicher sind wie sie mit dem Thema Schule umgehen sollen, wenn es zu Reibungen kommt. Ich lasse das bewusst etwas breiter stehen, denn selbst wenn man hervorragende Schüler*innen hat, ist dieses Buch bereichernd.

Bewertung vom 19.02.2021
Niemeier, Heike

Essen gut, alles gut


sehr gut

Etwas mehr Leichtigkeit beim Essen hilft uns enorm!

Der Buchmarkt gibt unzählige Bücher über gesunde Ernährung her, mal sehr fachlich strukturiert, mal mit vielen anregenden Rezepten und mal auf die leichte Art wie „Essen gut, alles gut - Wie wir wieder lernen, auf unseren Bauch zu hören“ von Dr. Heike Niemeier.
Klar, es kommt immer darauf an wieviel Vorwissen die Leser*innen mitbringen und daher wird es in Ernährungsratgebern immer Informationen geben die schon bekannt sind, aber jeder hat andere Wissenslücken. Daher sollte man sich davon nicht abschrecken lassen und denken: „Noch ein Buch über gesunde Ernährung? – Nee, danke!“ Ganz im Gegenteil, denn die Autorin schrieb diesen Ratgeber überhaupt nicht trocken fachlich, sondern so charmant es eben geht, wenn es um Ernährung geht und gibt uns allen zu verstehen: Hey, euer Körper weiß eigentlich sehr genau was er will und ich gebe ich nur noch ein bisschen Hintergrundwissen und alltagstaugliche Tipps.
Die Themen werden kurzweilig präsentiert und können auch losgelöst voneinander gelesen werden, wenn etwas nicht interessiert zum Zeitpunkt einfach woanders weiterlesen. Die Vielfalt ist groß, wer es speziell will liest was der Köper mit der vielen Glukose tut den wir essen oder aber auch Kapitel mit klaren Botschaften wie: Nicht essen ist keine Lösung, wenn man abnehmen will.
Auch sind Themen dabei, die mit Vorurteilen aufräumen wie der Abschnitt über den Body Mass Index und dass er nur die halbe Wahrheit ist und Gewicht eben unterschiedliche Formen haben kann. Einfach und überzeugend geschrieben.
Dieses Buch nimmt Druck raus, schult den individuellen Blick auf sich selbst und versucht wieder etwas Intuition und Leichtigkeit in die Ernährung zu bringen geballt mit Fachwissen!
PS: Wer Teenagerkinder hat die sich den Kopf über ihre Ernährung zerbrechen und kurz vor einer Essstörung jeglicher Art stehen, ist dies GENAU das richtige Buch! Hier kann was gelernt und neu gedacht werden ohne Zeigefinder!

Bewertung vom 18.02.2021
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald (eBook, ePUB)


gut

Knusper knusper Häuschen….

Ein Sujet, das schon öfters bemüht wurde in Thriller, weil es für alle das schlimmste Szenario ist, dass passieren könnte: ein Kind verschwindet in einer alltäglichen Situation. Da schon oft gebraucht, reicht eine gute Geschichte fast nicht aus, auch viele andere Komponenten spielen mit hinein um dem Thriller eine besondere Note zu geben. Hat Sam Lloyd das mit seinem Debüt ‚Der Mädchenwald‘ geschafft?
Die 13jähriges Elissa verschwindet auf einem Parkplatz kurz bevor sie an einem Schachtunier teilnehmen sollte. Nur noch mal schnell was aus dem Auto holen und zack – weg war sie.
Es kommt wie erwartet, in einem Kellerraum wird sie gefangen gehalten und sie wird von dem brutalen Entführer regelmäßig besucht. Aber auch von einem Jungen namens Elijah in den Elissa ihre ganze Hoffnung setzt und ihr Überlebenswillen hängt viel an seiner erhofften Hilfe. Auch wird recht schnell klar, dass Elissa nicht das erste Mädchen ist, dass hier im „Mädchenwald“ landet….
In der Zwischenzeit läuft natürlich die Polizeimaschinerie heiß und Detective Superintendent Mairéad MacCullagh sucht das Mädchen auf Hochtouren.
Sprunghaft wird die Handlung erzählt, nicht stringent, was natürlich erst unübersichtlich ist, aber die Spannung steigert. Die dreigleisige Erzählweise ist mir positiv aufgefallen. Zum einen durch das Entführungsopfer, Elissa, die sich als starke Protagonistin mit Überlebenswillen zeigt und analytisch an die Fakten hält und ihre Lage realistisch einordnet ohne den Mut zu verlieren. Dann Elijah, den man nicht so richtig zu fassen bekommt und die Meinung über ihn schwangt, weil sein „Spiel“ noch unklar ist und zu Guter letzt die Polizistin, die Elissa sucht (und auch persönlich beleuchtet wird).
An einigen Stelle war es recht offensichtlich, das Ende war überraschend, aber auch etwas entgleist. Eine Mischung und daher ist mein Fazit: Ein solider Thriller, gute Unterhaltung, aber nichts Herausragendes.

Bewertung vom 16.02.2021
Rose, Tarik;Riedl, Matthias

Iss besser


ausgezeichnet

Lecker & gut umsetzbar

Wir alle haben uns schon sooooo oft den Vorsatz gegeben: ich muss mich gesünder ernähren! Und weil es so einen starken MUSS-Charakter hat, erstickt der gute Vorsatz im Keim.
Wir sollten das Ganze eher spielerischer sehen und uns auch mal auf was Neues einlassen. Klar, gesund ist IMMER besser, aber es kann auch super lecker sein! Und somit die Palette der Lebensmittel die wir konsumieren erweitern und uns ungeahnt bereichern. Danach mag man gar nicht mehr ohne bunt! Man wird die große Palette vermissen.
„ISS BESSER! Einfach gesund kochen“ hört sich so simple an und wisst ihr was? Ist es auch! Dieses Kochbuch von den beiden bekannten Autoren aus gleichnamiger NDR-Fernsehserie Tarik Rose & Ernährungs-Doc Dr. Matthias Riedl kann hier helfen.
Es enthält eine Einführung für alle die noch etwas unsicher unterwegs sind, die hilfreiches Wissen transportiert. Aber das Schöne an dem Buch ist, dass man gleich in die Rezepte eintauchen kann und bei jedem Gericht gibt es ein „Dr. Riedls Iss-besser-Tipp“. Kurz und knackig, dass kann man sich gut merken. Sprich, wenn man sich mal ein erstes Rezept raussucht, es kocht und den Tipp liest, dann bekommt nicht nur der Magen & Darm gutes Futter, sondern und unser Hirn bekommt auch was zum Kauen!
Klar, auch hier sind exotische (auf den ersten Blick) Gewürze und Lebensmitte enthalten, aber einfach mal machen. Nicht abschrecken lassen!
Die Rezepte sind in Gruppen zusammengefasst:
- Klein, aber fein
- Aud Feld und Flur
- Aus Fluss und Meer
- Aus Weide und Wald
- Süßes für die Seele
Und hinten drin gibt es einen schönen übersichtlichen Saisonkalender und das klassische Register nach Hauptinput sortiert.
PS: Mein großer Favorit ist momentan der Linsensalat und das Ofenhähnchen mit Sesam und Gemüse (was der Sesam für einen Unterschied macht, unglaublich!!!)

Bewertung vom 16.02.2021
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


ausgezeichnet

Mosaikhafte Erzählung

Zwei Schwestern, Aljona und Sofija, die eine 11. Jahre alt, die andere 8 Jahre alt verschwinden und eine Suche beginnt. Ein Plot der zunächst klingt wie bei vielen Thrillern. Doch hier ist schon der Einstieg kurios, denn wir erleben gleich hautnahe mit wie die beiden von einem Mann getrickt werden und sie in sein Auto lockt. Der Atem stockt einem, wenn der Punkt kommt in dem die Mädchen realisieren, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und das Handy aus dem Fenster fliegt.
Was noch so gänzlich anders ist, ist der Handlungsort: Kamtschatka – eine Halbinsel in Russland, sie ragt wie eine lange Zunge ins Meer. Durch die Karte zu Beginn des Textes kann man sich hier geografisch immer wieder gut orientieren ohne google maps zu bemühen! Ein so ferner Ort der durchaus auch sehr präsent ist in den Beschreibungen der Landschaft. Ein zentrales Element, das die Handlung daher nicht einfach woanders hin verpflanzen lässt.
Verwundert es doch, dass dieser Roman von einer Amerikanerin geschrieben wurde, Julia Phillips, und nicht von einer russischen Autorin. Noch mehr erstaunt einen, wenn nach der Lektüre klar wird, dass dies in der Tat der Debütroman der Autorin ist und dann verwundert nicht mehr, dass dieses Buch als einer DER besten Bücher des Jahres 2019 gehandelt wurde von diversen wichtigen Kritikern im englischsprachigen Raum. Die New York times hat es unter die TOP 10 des Jahres 2019 gewählt, ein starkes Urteil und in der Tat ein großartiger Roman.
Zurück zu den verschwundenen Mädchen. Wir erleben nun erst einmal mit wie sie verschwinden. Und dann? Dann beginnt „Das Verschwinden der Erde“ und der Leser beginnt zu verstehen was so großartig ist an diesem Roman: die Erzählweise, wie ineinanderfließende und doch fast eigenständige Kurzgeschichten wird hier über Frauen erzählt, die vom Verschwinden der Mädchen betroffen oder beeinflusst werden und die Dimensionen wachsen immer stärker zusammen. Ein Mosaik um das Verschwinden herum.
Aber geht es „nur“ um zwei verschwundene Mädchen? Mit Nichten! Es werden tiefgreifende Themen wie kulturelle, soziale und rassistische Reibungen deutlich. Und hier wird der Bogen zur amerikanischen Autorin dann doch wieder sichtbar. Am anderen Ende der Welt und irgendwie Ähnliches zu bewältigen.
Nur das Ende hätte ein wenig anders sein können, will es da doch eher den spannenden Bogen betonen wie es ein Thriller tun würde. Kritik auf zu hohem Niveau, der Roman hat mich nachhaltig beeindruckt und ist eine Wucht!