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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 751 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2021
Gaiman, Neil

Das Graveyard Buch


ausgezeichnet

Geister, Ghule, Vampire, Hexen: Nobodys Leben auf dem Friedhof - ein ganz besonderes Buch

Als Nobody noch ein Baby war und auch noch nicht Nobody hieß, wurde seine Familie brutal ermordet. Baby Nobody, der natürlich gar nicht so richtig weiß, was geschieht, nutzt die Gelegenheit der offenen Haustüre und krabbelt davon und landet auf dem alten Friedhof. Der Mörder seiner Familie kann nicht finden und auch sonst scheint keiner das Baby zu vermissen. So wird es von den „Bewohnern“ liebevoll und nach einem gemeinsamen Beschluss aufgenommen. Sie nennen den Kleinen Nobody, kurz Bod, seine neuen Eltern sind Mr und Mrs Owens, die bereits vor langer Zeit verstorben sind und nun als Geister mit allen anderen dort im Laufe der Zeit Begrabenen auf dem Friedhof ihr Leben nach dem Tod führen. Als Vormund wird Vampir Silas eingesetzt, einziger Friedhofsbewohner, der nicht an den Gottesacker gebunden ist, sondern auch raus in die „normale“ Welt gehen kann und der somit die Verbindung zwischen dieser und Bod ist.

So wächst Bod auf, immer behütet und beschützt von seiner neuen Familie und allen anderen Friedhofsbewohnern. Er bekommt Unterricht, Silas besorgt ihm Nahrung von draußen, die vor vielen Jahren verstorbenen Kinder allen Alters sind seine Spielkameraden und er führt ein ziemlich gutes Leben. Doch natürlich möchte er wissen, wer er eigentlich ist, warum seine Familie ermordet wurde und von wem. Auch wenn er ein „Lebendiger“ ist, hat er sich mit der Zeit einige nützliche Geisterdinge angeeignet. So kann er nahezu unsichtbar werden für die Menschenwelt. Und das ist auch gut so, denn der Mörder von damals ist immer noch auf der Suche nach ihm, um zu beenden, was er damals begonnen hat.

Das ist mal ein ziemlich geiles Buch. Sorry, aber anders kann ich es nicht nennen. Es hat bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen schon allein durch den außergewöhnlichen Schreibstil und die wundervoll fantasievolle Umsetzung dieser grandiosen Idee. Wir begleiten Bod vom Baby bis ins Erwachsenenalter und diese Parallelwelt „Friedhof“ wächst einem dabei förmlich ans Herz, was sicher auch an den detailreichen Beschreibungen liegt. Es ist kein bisschen gruselig auf dem Friedhof, die Bewohner „leben“ dort ihr Leben, spielen, unterhalten sich, feiern, putzen die Gruft und wischen Staub. Aber es ist dennoch weit entfernt von einer Komödie, auch wenn es einige humorvolle Szenen hat. Mitzuerleben, wie Bod sich dem Leben stellt, Bekanntschaften macht und sich entwickelt, seine Abenteuer in fremden „Welten“, seine Freundschaft mit Scarlett und seine intensive und dennoch eher kühle Beziehung zu Silas, sein Umgang mit der tödlichen Bedrohung – all das macht aus diesem Buch ein nachhaltig beeindruckendes Fantasywerk. In meinen Augen nicht zwingend ein Kinderbuch und ich weiß nicht, ob 10-jährige das alles schon voll erfassen können. Ein bisschen älter sollten die Leser m.M.n. schon sein, zumal es ganz am Anfang und auch zwischendurch immer mal recht düster, mystisch und unheimlich zugeht.

Mir gefällt der außergewöhnliche Schreibstil, der viele Zwischentöne hat und dem Leser nicht alles vorkaut, sondern auch Platz für eigene Gedankengänge lässt.

„Das ist wie mit den Menschen, die glauben, woanders ein glücklicheres Leben zu führen, und dann feststellen, dass das so nicht funktioniert. Egal, wo du hingehst, du nimmt dich selber immer mit.“

Die Vermischung von Gegenwartszeit mit jahrhundertealter Vergangenheit durch die Friedhofsbewohner hat Flair und ich habe die Lektüre absolut genossen!

Das außergewöhnliche Cover und die Gestaltung der Umschlagseiten passt perfekt zur Geschichte. Das Buch ist gedruckt auf Umweltpapier – was ebenfalls passt, weil alles ein bisschen „dunkler“, grauer ist.

Bewertung vom 16.04.2021
Rose&Szillat

Risa aus dem Schattenwald


sehr gut

Naturschutz, Freundschaft, Vertrauen und Mut – verpackt in eine hübsche Kindergeschichte

Nachdem Wolf Halgrimm Risa bei einer eigentlich verbotenen Dummheit unterstützt hat, wird er bestraft, in dem er zu Risa´s Onkel Joon auf die Burg der verlorenen Tiere muss, um dort „erzogen“ zu werden. Nun steht Risa also erst einmal allein da mit ihrem Problem. Zum Glück findet sie in Elfe Frigge eine Begleiterin. Unterwegs treffen sie auch noch auf Yorick, der ein Grumpfknoll und damit eigentlich der Feind ist. Doch er ist ebenfalls auf der Suche nach seiner Tierfreundin (Luchsin Lobra), die in der Burg gefangen gehalten wird und so schließen sie sich zusammen. Sie müssen queer durchs Land, in gefährliche Gebiete und erleben viele aufregende Abenteuer. Ob sie am Ende ihre Tierfreunde aus der Burg und den Schattenwald vor dem Abholzen retten können? Das müsst ihr selbst herausfinden.

Das Buch ist wunderhübsch aufgemacht! Das atmosphärische Cover (von Verena Körting gewohnt zauberhaft illustriert, genauso wie die vielen schwarz-weiß Zeichnungen im Innern) und der Buchrücken aus rotem Leinen – einfach ein kleiner Hingucker! Doch auch innen ist es sehr hübsch: vorne mit einer Landkarte, so dass man den Weg der Freunde stets verfolgen kann; dann gibt es gleich zu Anfang den Lumpalosa-Vertrag und immer wieder im Buch Auszüge aus dem Buch der Legenden – beides in anderer Schrift und auf einem auf alt gemachtem Papier gedruckt mit handschriftlichen Vermerken. Wirklich sehr hübsch gemacht! Durch Vertrag und Buch der Legenden erfährt man viel über das Land und seine verschiedenen Bewohner.

Die Story selbst ist süß. Nicht übermäßig spannend oder sehr aufregend, da es ja ein Buch für die etwas jüngeren Leser (8-10) ist und dementsprechend passt auch der recht einfache, leicht zu lesende Schreibstil. Ich könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass sich das Buch perfekt zum Vorlesen eignet.

Anfangs hatte ich so ein bisschen meine Probleme, wirklich in die Geschichte hineinzufinden. Sie hatte einige Längen und war irgendwie nicht ganz homogen. Doch das gab sich im Lauf des Buches, es wurde spannender und die Charaktere waren irgendwie greifbarer. Die Elfe Frigge ging mir tatsächlich ein wenig auf die Nerven mit ihrem ständigen „blumigen Gefluche“; das war für meinen Geschmack zu viel des Guten. Aber sonst: eine nette Geschichte über Natur, Freundschaft, Zusammenhalt, Mut und Vertrauen.

Ich hätte der Story eigentlich nur 3 oder 3,5 Sterne gegeben. Da das Buch aber rein optisch so wunderschön ist, runde ich gerne auf 4 Sterne auf. Jüngere Leser haben hier sicher ihre Freude daran, für ältere ist der Stil dann evtl. doch zu kindlich/zu einfach. Das ist aber absolut okay, da die Leseempfehlung ja 8-10jährige lautet. Passt also.

Bewertung vom 13.04.2021
Giordano, Mario

Tante Poldi und die Schwarze Madonna / Tante Poldi Bd.4 (6 Audio-CDs)


sehr gut

Poldi ermittelt wieder – und lässt sich durch keine noch so große Gefahr abhalten

Ich vergebe für das Hörbuch 4,5 Sterne – da es hier halbe Sache nicht gibt, runde ich tendenzmäßig auf 4 Sterne ab.

Bei einem Exorzismus spricht aus einer Nonne offenbar plötzlich ein Dämon – warum nur hat der dieselbe Stimme und Ausdrucksweise wie Poldi? Das fragen sich auch die Ermittler vom Vatikan und statten der Poldi einen Besuch ab. Da Poldi natürlich eine reine Weste hat, möchte sie einmal mehr auf eigene Faust ermitteln, was das nun wieder für eine Geschichte ist und vor allem: wer die Ordensschwester auf dem Gewissen hat. Einziger bisheriger Anhaltspunkt: die schwarze Madonna. An dieser scheint aber viel mehr zu hängen, als nur eine Heiligenfigur. Denn warum sonst wollen die Menschen in Poldis sizilianischer Heimat, dass sie verschwindet? Man droht ihr, man beleidigt sie, man wendet sich ab und grenzt sie aus. Selbst ihre gute Freundin, die traurige Signora Cocuzza, spricht nicht mehr mit Poldi. Zu allem Überfluss hat der Tod der Poldi auch noch offenbart, dass sie an ihrem 61. Geburtstag sterben wird. Verzweifelt Poldi nun? Nein! Denn mal im Ernst: was hat sie denn mit den Aussichten noch zu verlieren? Auf in die Ermittlung! Wieder einmal poltert Poldi auffällig, laut, selbstbewusst und wuchtbrummig durch Italien. Sie muss viele Gefahren überwinden, einige davon kosten ihr beinahe das Leben – oder doch zumindest die Freiheit.

Inzwischen ist mir Poldi sehr ans Herz gewachsen – genau so, wie all die anderen Charaktere; sogar der Tod in seinem schwarzen Ninjaanzug. Einmal mehr löst sie mit ihrer Intelligenz, ihrer Unbeirrbarkeit, ihrem Mut und ihrem bayerischen Ungestüm einen Fall. Doch der hat es diesmal echt in sich. Ist ja schließlich sogar der Vatikan involviert und auch ein vor Jahren stattgefundener Bombenanschlag mit politischem Hintergrund und einer „Geheimorganisation“ spielt eine Rolle. Klar, es ist alles schon sehr an den Haaren herbeigezogen, aber es handelt sich ja auch nicht um einen klassischen Krimi, sondern um Comedycrime (wenn es diesen Begriff denn gibt). Der Tod spielt diesmal eine recht große Rolle (ich könnte mich totlachen über ihn… ob das sein Plan ist?). Die Auflösung ist dann doch sehr überraschend – wie gesagt: nicht unbedingt glaubhaft, weil doch ein bisschen weit hergeholt alles, aber überraschend. Und sehr unterhaltsam. Es geht um Machtgier, um Rache, um Eifersucht und Neid – kurz: um all das, was die Menschheit eben so umtreibt. Man erhält diesmal auch einen etwas tieferen Blick in Poldis frühes Familienleben. Mit jedem Buch kommt ein bisschen mehr zutage von Poldis bewegter, schillernder, abenteuerlicher, gefährlicher Vergangenheit.

Der Sprecher macht seine Sache super! Jeder Charakter hat seine eigene Stimmlage und Poldis urbayerischer Akzent ist ohnehin der Brüller. Jalecktsmiamarsch!

Mir hat dieser 4. Teil wieder besser gefallen als der vorherige und ich freue mich schon auf Teil 5, der schon hörbereit in Warteposition liegt.

Bewertung vom 12.04.2021
Gembri, Kira

Das Geheimnis der Tierwandler / Ruby Fairygale Bd.3


ausgezeichnet

Magie, Fabelwesen, dunkle Geheimnisse, Abenteuer und die Suche nach der Vergangenheit – spannender 3. Teil

Nachdem die Fabelwesen von Ruby´s Geheimnis (sie ist eine Tierwandlerin, eine Pooka) wissen, haben sie aufgrund eines altern, überlieferten Liedes Angst vor ihr und verlassen die Pflegestation. Ruby ist verzweifelt, liegen ihr die Fabelwesen, die jetzt zum Teil auch noch von einer ominösen Krankheit befallen sind, doch sehr am Herzen. Gemeinsam mit Noah beschließt sie, der Krankheit auf die Spur zu kommen und stößt dabei auf einen seltsamen Fischkutter weit draußen auf dem Meer, dessen Kapitän offensichtlich Böses im Schilde führt. Gleichzeitig versucht Ruby auch immer noch, ihre Eltern zu finden. Dabei trifft sie auf den Jungen Flynn, der ihr fremd, aber doch vertraut ist. Was hat es mit ihm und mit dem seltsamen Hotel auf sich, in dem Flynn lebt?

Wie in den beiden Vorgängerbänden spürt man auch hier die Liebe, die in den Beschreibungen der Insel und ihrer Bewohner steckt („Es gab Tage, an denen fragt ich mich, ob Patch Island der schönste Ort auf der Welt war. Und dann gab es noch andere Tage, da wusste ich es einfach.“). Ich hatte sofort wieder Fernweh und wäre am liebsten gleich nach Patch Island gereist. Die Story ist super spannend und fesselnd, man fiebert förmlich mit. Schön ist es, Ruby´s Entwicklung mitzuerleben. Sie wird älter, reifer und lernt vieles dazu. Toll auch, wieder all die altbekannten Menschen, Tiere und Fabelwesen zu treffen – man kennt sich ja inzwischen schon. Süß die ersten zarten Bande, die sich zwischen Ruby und Noah entwickeln.

Dieser dritte Teil offenbart nun tatsächlich Ruby´s Vergangenheit – und die hat es in sich! Ich bin über die Seiten geflogen, war gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Ein echter Pageturner. Süß die ersten zarten Bande, die sich zwischen Ruby und Noah entwickeln.

Die vielen Illustrationen in schwarz-weiß sind zauberhaft - wie man es von Verena Körting nicht anders gewohnt ist.

Ich würde gerne noch weitere Geschichten mit Ruby & Co. lesen und noch öfter nach Patch Island reisen. Bin mir aber nicht sicher, ob es einen 4. Teil geben wird; ich habe nichts dazu gefunden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.04.2021
Till, Jochen

Alien Academy Bd.1


ausgezeichnet

Ein unfassbar witziges, spannendes und rasantes galaktisches Abenteuer für kleine und große Alienfreunde

Planet Paras, irgendwo im Sonnensystem: Cody wundert sich, warum er so ganz anders aussieht als seine grünen Eltern, die noch dazu einen Rüssel haben. Aber da er sich nach seinem Unfall sowieso an gar nichts erinnern kann, wird das schon richtig so sein. An seinem allerersten Schultag trifft er im Schulshuttle seine Mitschüler – und keiner sieht aus wie der andere. Sehr seltsam. Noch seltsamer: die Eltern von allen sehen genau so aus wie Cody´s Eltern. Wie kann das sein? In der Alien Academy angekommen stellen Cody und seine neuen Freunde fest: alle, die hier sind, jeder Schüler der Academy, hatte diesen ominösen Unfall und kann sich an nichts erinnern. Und keiner will ihnen mehr dazu erklären. Also müssen sie es selbst herausfinden. Doch erst einmal heißt es: den ersten Unterrichtstag in der Academy mit ihrem Roboterlehrer Knowitall und all den neuen Eindrücken und Mitschülern hinter sich bringen. Was Cody und seine Alien-Mitschüler da schon so alles erleben, ist einfach irre und macht aus den eigentlich noch fremden Schülern eine verschworene Clique, die zusammenhält.

Ich habe so gelacht und das Buch regelrecht verschlungen. Was an diesem ersten Schultag so alles passiert, ist so witzig beschrieben, da bleibt kein Auge trocken. Jeder Charakter ist einmalig, hat seine Eigenheiten und Spleens und Liebenswürdigkeiten. Alles wunderbar detailreich, lebendig und mit einer vor Humor sprühenden Leichtigkeit aufs Papier gebracht, dass es eine Freude ist, Teil davon zu sein. Eine richtig coole und sensationell lustige, spannende, kurzweilige und einfach geniale Mischung! Es geht ziemlich rasant zu und es passiert ordentlich was an diesem 1. Schultag. Dennoch ist es nie zu viel oder zu übertrieben. Zum Ende hin erfährt Cody zu Hause, nach der Schule, endlich, was es mit dem Unfall, dem Gedächtnisverlust und den vielen unterschiedlichen Alien-Schülern auf sich hat und ist entsetzt! Das muss er morgen seinen neuen Freunden erzählen… doch ob es dazu kommt? Das Ende ist richtig gut und überraschend und ein absoluter Cliffhanger… das der 2. Teil dieser Reihe bei mir einziehen wird, ist keine Frage!

Die vielen schwarz-weiß-blau-Illustrationen sind sehr cool und passen durch ihre besondere Art (nicht „kindischsüßbunt“, sondern eben richtig cool) perfekt zur Story. Durch sie kann man sich die einzelnen Charaktere noch besser vorstellen und wird perfekt in die zur Geschichte passende Stimmung versetzt. Sehr gelungen!

Ein Buch, das neben einer gehörigen Portion Spannung und ganz viel Humor nebenbei auch noch eine Ode an die Freundschaft, den Zusammenhalt und Vertrauen ist, gegen Ausgrenzung, für Vielfalt. Und: es macht einfach irren Spaß, in die Geschichte einzutauchen und mal so richtig abzulachen! Großartig! Mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2021
Fröhlich, Anja

Mops und Fidel suchen ihren Papa


sehr gut

Ein Bilderbuch über „Alleinerziehende“? Nicht wirklich – dennoch sehr spaßig und süß, mit richtig schönen Zeichnungen

Mops und Fidel, zwei kleine, etwas freche Wildscheinjungen finden mal wieder: Mama nervt mit ihrer Strenge – vielleicht sollten sie doch lieber bei ihrem Papa wohnen? Und schon machen die zwei Naseweise sich auf die Suche. Obwohl sie doch gar nicht wissen, wie ihr Papa überhaupt aussieht. Aber da sie selbst Streifen haben, muss Papa das ja auch haben. So fragen sie erst ein Streifenhörnchen und dann eine „Rehdame“, ob sie ihr Papa sind. Natürlich nicht. Also: das mit den Streifen war wohl nix. Aber sie sind ja WILDschweine, also muss Papa WILD sein – was sie zu einem wilden Bären bringt, der doch bestimmt jetzt aber ihr Papa ist. Doch der macht ihnen dann doch eher Angst und sagt auch, dass er ganz bestimmt nicht ihr Papa ist. Letztlich treffen sie dann aber doch auf ihren Papa. Mama, die die beiden überall verzweifelt gesucht hat, stößt auch dazu und so ist die Familie wieder vereint.

Das Buch ist als lustiges Bilderbuch zum Thema „alleinerziehend“ deklariert. Doch letztlich ist es das nicht – oder nur bedingt. Man erfährt nicht, warum der Papa nicht bei der Familie lebt und am Ende ist die Familie ja dann doch wieder zusammen. Das Thema „alleinerziehend“ ist also eigentlich nicht wirklich Thema. Da dem Leser der jetzt plötzlich wieder aufgetauchte Papa einfach so ohne Erklärung vor den Latz geknallt wird und dann alles Friede, Freude, Eierkuchen ist bei Familie Wildschwein, stört mich ein bisschen. Es fühlt sich nicht richtig an, mir fehlen hier Erklärungen.

Doch letztlich ist das vielleicht auch nur das Verkopfte von uns Erwachsenen. Wir denken zu viel über alles nach. Alles in allem ist es nämlich ein wirklich lustiges, wunderschön gezeichnetes Bilderbuch. Die Zeichnungen nehmen immer die ganze Seite oder sogar Doppelseite ein, sind herzallerliebst und detailreich und untermalen die Geschichte ganz wunderbar. Der Text ist kurz und einfach und sehr witzig und daher perfekt zum Vorlesen. Mops und Fidel sind zwei freche „mopsfidele“ Jungwildschweine, deren unbedarfte Suche nach ihrem Papa mich hat schmunzeln lassen.

Ein Bilderbuch, das super geeignet ist zum Vorlesen und zum gemeinsamen Betrachten. Es gibt viel zu entdecken im Wald (so sieht man auf einigen Bildern ganz im Hintergrund den Papa der beiden, der sie bei ihrer Suche beobachtet) und die Zielgruppe stößt sich auch sicher nicht dem für einen Erwachsenen eher unbefriedigenden, sehr einfachen Happy-End.

Fazit: lustig, kurzweilig, spannend und wunderschön illustriert. Ein sehr hübsches Kinder-Bilderbuch – daher auch gerne 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.04.2021
Esche-Belke, Susanne;Kirschner-Brouns, Suzann

Re-Power


sehr gut

Geballtes Wissen, diverse Yoga-Übungen und Rezepte und ein 28-Tage-Programm

Ich vergebe für dieses Buch 3,5 Sterne – halbe Sachen gibt es hier nicht, also runde ich auf 4 Sterne auf.

Basierend auf aktuellen medizinischen Fakten haben die Ärztinnen/Autorinnen Care-Pakete für die wichtigsten Organe zusammengestellt. Das Buch ist unterteilt in vier Kapitel, die sich jeweils einem anderen Organ/Thema widmen:

►HEALTH-CARE für den Darm
►HEART-CARE für die Schilddrüse (und Herz)
►MIND-CARE für Vagusnerv und Nebennieren
►SOUL-CARE für Hormone und Wohlfühlgewicht

Zusätzlich gibt es ein 28-Tage-Re-Power-Programm. Hier wird jeweils eine Woche lang eines der vier Themen angegangen, mit Flussdiagrammen zur Zubereitung der täglichen drei Mahlzeiten sowie dem einen oder anderen Rezept.

In diesem Buch wird geballtes Wissen vermittelt und zwar mittels eines lockeren Schreibstils, der gut zu lesen ist. Dennoch ist es sicher kein Buch zum mal nebenbei lesen – dafür ist das vermittelte Wissen, die Fachausdrücke etc. schlicht zu umfangreich und herausfordernd. Sicher steckt viele dahinter, was man für sich herzausziehen und umsetzen kann. Doch dazu ist es sicher notwendig, erst einmal eins der Kapitel zu verinnerlichen und danach mit dem Gelernten in das 28-Tage-Programm für das gewählte Thema einzusteigen, sofern man das möchte.

Meiner Meinung nach ist das Buch nichts für „Anfänger“. Jemand, der sich kaum bis gar nicht mit Ernährung, Organen, Hormonen und deren Zusammenwirken auseinandergesetzt hat, wird sich schwertun. Auch sind die Yoga-Übungen wohl nichts für einen Laien. Ich hatte schon viel mit dem Thema zu tun, tue mich aber dennoch schwer, hier alles einzuordnen und im Kopf zu sortieren. Ein sofortiges Starten mit dem Programm ist mir zumindest unmöglich, dafür ist alles noch zu „ungreifbar“. Da mir aber der Grundgedanke gefällt und ich damit auch völlig übereinstimme und mir sicher bin, dass das Re-Power-Programm für mich gut sein wird, werde ich es natürlich in Angriff nehmen. Dazu muss ich aber noch intensiver einsteigen in jedes einzelne Kapitel. Nur lesen bringt da nichts – man muss sich damit auseinandersetzen, damit arbeiten.

Was mir gar nicht gefällt und was mich regelrecht genervt hat, sind die vielen englischen und Fach-Begriffe. Das Thema selbst ist schon herausfordernd genug. Wenn ich dann noch Fremdwörter wie z.B. Longevity , Mental-Load, Freundinnen-Gossip, Sirtfood, DIM und viele andere googlen muss, stört mich das einfach. Womit ich leider auch nicht wirklich zurechtkomme, sind die Flussdiagramme im 28-Tage-Programm. Die erschließen sich mir schlicht nicht. Aber vielleicht habe ja auch nur ich Probleme damit.

Ich finde das Buch vom Grund her gut, der Schreibstil ist locker und kommt nicht so trocken wie eine wissenschaftliche Abhandlung daher, es gibt viele Illustrationen und Schaubilder, die das Ganze noch weiter auflockern. Und dennoch ist es für mich persönlich ein bisschen „kompliziert“. Nicht vom Thema her, sondern vom Umgang mit dem Buch, also wie ich es am besten und einfachsten umsetzen kann. Das habe ich für mich noch nicht herausgefunden und da muss ich wohl nochmal ran und damit arbeiten.

Ich bewerte das Buch mit 3,5 Sternen, also zwischen GUT und SEHR GUT.

Bewertung vom 04.04.2021
»Trindles & Read«, Laura Trinder und Benjamin Read

Emily und der löchrige Zeitzauber / Mitternachtsstunde Bd.2


ausgezeichnet

Rasant, spannend, witzig – Emily ist wieder in der Mitternachtsstunde unterwegs – ein magisches Abenteuer

Schon wieder muss Emily die Mitternachtsstunde retten. Immer mehr Gegenstände von der „normalen“ Welt gelangen neuerdings in die Mitternachtsstunde. Dies ist ein Problem, dadurch die Magie verloren geht und damit die ganze Mitternachtsstunde ebenso. „Bibliothek“ bittet Emily, die magische Welt erneut zu retten. Und so schlittert sie schon wieder in ein gefährliches, magisches Abenteuer. Dabei trifft sie auf ihre sehr große Pucá-Familie. Doch das ist kein freudestrahlendes Treffen, Emily wird erst einmal angefeindet und abgelehnt. Sie muss sich behaupten, um dazuzugehören. Ob ihr das gelingt? Schließlich steht sie noch ganz am Anfang ihrer Pucá-Laufbahn und kann sich bisher nur in einen Hasen verwandeln und so ein kleines bisschen auch in einen niedlichen Hund. Also weit entfernt von den großen, machtvollen Wesen, in die sich Pucá normalerweise verwandeln. Immer an Emily Seite: ihr guter Freund Tarkus, der Mitternachtspolizist, der ihr eine große Hilfe ist. Und natürlich ihr Igel Hoggins – ist er nun magisch, oder nicht?

Die Welt, die die beiden Autoren mit der Mitternachtsstunde geschaffen haben, ist einfach großartig. Es wimmelt dort nur so vor den verschiedensten magischen Wesen, manche harmlos und nett, andere gefährlich und düster. Und mittendrin Emily mit ihrer großen Klappe, die sie oftmals nicht im Zaum halten kann und ihrer überaus pfiffigen Art, das Leben und dessen Probleme anzupacken. Sie ist mutig und lebensfroh und ein bisschen rebellisch, hat aber das Herz am rechten Fleck, ist hilfsbereit und sehr witzig. Eine tolle Mischung, die gute Unterhaltung verspricht. Und so ist es auch. Es geht sehr rasant zu in diesem 2. Teil und durch den wunderbar athmosphärischen Schreibstil, der mich die Personen und Schauplätze bildhaft erleben lies (Kopfkino pur), konnte ich mich perfekt in die Geschichte hineinversetzen. Auch musste ich oft lachen und schmunzeln – Emilys Humor ist großartig und in Tarkus hat sie einen Freund, der dem in nichts nachsteht. Der Schlagabtausch zwischen den beiden ist so amüsant und liebenswert.

Schön finde ich, dass Emily im Vergleich zu Teil 1 eine Entwicklung erlebt hat. Sie „wächst“ also mit, was gut bei mir ankommt. Das Ende ist mächtig spannend und ich war wirklich gefesselt, was sicher auch an dem Spannungsbogen lag, der sich durch das ganze Buch zieht.

Spannung, Abenteuer, Magie und viel Humor und Spaß – eine tolle Mischung und daher vergebe ich gerne die volle Punktzahl. Ich bin sehr gespannt auf Teil 3. Da bekommt Emily ein Brüderchen, der zum Ende dieses Teils in der Mitternachtsstunde geboren wird. Das verspricht noch richtig aufregend zu werden.

Bewertung vom 31.03.2021
Benedikt, Caren

Die mit dem Feuer spielen / Das Grand Hotel Bd.2


ausgezeichnet

Gefühlvoll, bewegend, sehr spannend und ungemein fesselnd – eine absolut gelungene Fortsetzung

Bernadette ist schwer angeschlagen. Nach dem Tod ihres Sohnes Maximilian und dem Selbstmord ihres Mannes ist nun auch noch ihr anderer Sohn Alexander gestorben. Wie viel kann eine Frau ertragen? Sie funktioniert nur noch, damit der Hotelbetrieb weitergeht, doch eigentlich hat sie keine Kraft mehr. Wie schön, dass Tochter Josephine zurück nach Binz kommt, um sie mit dem Hotel zu unterstützen. Als Johannes auftaucht, ihr bisher unbekannter Schwager, verursacht dies zunächst große Ängste – gibt es da doch das Familiengeheimnis um ihren verstorbenen Mann, das keinesfalls ans Licht kommen darf.
Dann ist da noch Schwiegertochter Margrit, die Witwe von Alexander, mit ihrer Beziehung zur rechtsgerichteten Partei. Sie versucht, Bernadette in etwas hinein- und ihr das Geld aus der Tasche zu ziehen und sorgt ständig für Unfrieden im Hause von Plesow.
Auch Sohn Constantin hat in Berlin so einige Probleme und begibt sich immer tiefer in Gefahr. Seine Liebe zu Marie darf er keinesfalls öffentlich machen, da sie sonst zum Ziel von Vergeltungsschlägen werden könnte. Wem kann er überhaupt noch trauen?

Caren Benedikt hat mich mit ihrem wunderbar detailreichen Schreibstil sofort wieder in ihren Bann gezogen. Ich habe mit den von Plesows gelitten, mit ihnen gebangt und gehofft und den einen oder anderen auch mal verflucht (ich sag nur Margrit). Mir gefällt, dass die Geschichte an zwei so unterschiedlichen Schauplätzen (Binz und Berlin) spielt und wie diese Unterschiede so deutlich hervorgehoben werden. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat einer der Charaktere – man kann sich also immer darauf einstellen, was nun kommen wird und um wen es jetzt geht. Die einzelnen Charaktere sind so wunderbar individuell beschrieben: Bernadette, die starke Frau, die so sehr leidet, Constantin, der Geschäftsmann, der über Leichen geht, aber auch eine sehr weiche Seite hat, Josephine, die quirlige junge Frau, die immer noch nicht ganz ihren Weg gefunden hat, Marie, die es durch ihre Geradlinigkeit geschafft hat, sich nach oben zu arbeiten, selbst der Hotel Rezeptionist ist einzigartig.
Jede/r einzelne ist ein Gewinn für die Geschichte und macht diese zu dem, was sie ist: grandiose Unterhaltung, die berührt und fesselt.

Die Familiensage findet in den 1920er Jahren statt. Damals herrschte noch Klassendenken, es gab die reichen Herrschaften, die vorgeblich alles haben und die ärmere Schicht, die nicht immer gut behandelt wurde. Mir gefällt sehr, dass Caren Benedikt zeigt, dass Wohlstand nicht gleichbedeutend ist mit Glück und dass Armut nicht immer die Endstation sein muss. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, egal welcher Herkunft und letztlich sind wir doch alle gleich.

Ich freue mich unbändig auf Band 3, der im Frühjahr 2022 erscheinen wird und kann es kaum abwarten, wieder nach Binz zu den von Plesows zu reisen und Teil ihrer Geschichte zu werden.

Bewertung vom 24.03.2021
Shinkai, Makoto;Nagakawa, Naruki

Das Geschenk eines Regentages


gut

Tiere als Botschafter für den Weg zum Glück – japanisch, seltsam, fesselnd

Ich vergebe für das Buch 3,5 Sterne – da hier nur ganze Sterne möglich sind, vergebe ich tendenziell 3 Sterne.

Erzählt werden hier eigentlich vier Geschichten, so ist es auch gegliedert:
1. Das Geschenk eines Regentages
2. Die Magie der Bilder
3. Das Band der Freundschaft
4. Die Wärme der Welt

Alle vier Storys haben die Einsamkeit, die Depression, das Traurige als Grundlage. Teil 1 handelt von der berufstätigen, strukturierten aber beziehungsmäßig unglücklichen Miyu und Kater Chobi, Teil 2 befasst sich mit der etwas rebellischen, aber insgeheim unsicheren Künstlerin Reina und Katze Mimi, Teil 3 erzählt die Geschichte der extrem depressiven Aoi, die sich die Schuld am Tod ihrer besten Freundin gibt und ihrem Kätzchen Cookie und in Teil 4 schließlich geht es um die ältere, alleinstehende Dame Shino mit unglücklichem familiärem Hintergrund und Streunerkater Kuro.

Zunächst ist die Erzählweise etwas verwirrend – doch so nach und nach verweben sich die Abschnitte zu einer Ganzheit – die Wege der Menschen und ihrer Katzen kreuzen sich. Doch nicht nur Katzen spielen hier eine Rolle. Auch John, den alten Hund von Shino darf man keinesfalls vergessen zu erwähnen, ist er doch irgendwie als Zentrum des Ganzen anzusehen.

Der Schreibstil ist typisch japanisch. Genauso, wie die Denkweisen und das Verhalten der Charaktere. Es ist keinesfalls mit europäischen oder amerikanischen Romanen zu vergleichen und man muss sich darauf einlassen können. Andernfalls wird man evtl. mit der Geschichte nicht zurechtkommen. Mich hat sie anfangs verwirrt, dann gefesselt, dann wieder ratlos zurückgelassen und mich im nächsten Moment wieder berührt. Ein ziemliches Gefühlschaos also. Müsste ich das Buch mit einem Wort beschreiben, wäre es SELTSAM – was ich aber gerne mit zwei weiteren Worten konkretisieren möchte, nämlich: DENNOCH FESSELND.

Ein Buch, dass sich von denen, die ich sonst lese, gänzlich unterscheidet. Ich empfinde es als höchst interessant, Einblick in die japanische Kultur zu erhalten, die so ganz anders ist als unsere. Dies gepaart mit den liebenswerten, teils weisen, teils naiven Tieren macht aus diesem Buch eine seltsam fesselnde Lektüre. Nicht absolut meine Welt, dennoch vergebe ich gerne 3,5 von 5 Sternen, was so viel wie zwischen GUT und SEHR GUT bedeutet.