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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 711 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2020
Henn, Carsten Sebastian

Der Gin des Lebens / Kulinarische Kriminalromane Bd.1


sehr gut

Kuschelige Krimiunterhaltung mit ordentlichen viel Gin im Glas oder gleich aus der Flasche

Cathy lebt in Plymouth in Südengland und ist Betreiberin eines kleinen Bed & Breakfast. Bei ihr geht es sehr herzlich zu und die dortigen Gäste sind meistens schon irgendwie zu Freunden geworden. Ihre eher heimliche Leidenschaft ist es, einen Gin herzustellen, der etwas ganz besonderes ist und genau so schmeckt, wie das Elixier, das ihr Vater einst kreiert hat. Aber so richtig kommt sie nicht weiter dabei und dann liegt direkt vor ihrem Gartenhäuschen ein Toter. Zur gleichen Zeit ordentlich weit weg in einem kleinen Dorf in Deutschland erlebt Bene gerade eine gar nicht gute Zeit. Mit seine Autowerkstatt krebst er am Existenzminimum, sein Heiratsantrag und das 'Ich verlasse dich' seiner Freundin überschneiden sich irgendwie sehr ungünstig und als er dann noch mit seinem Auto nicht auf der Brücke, sondern im Rhein landet, ist einfach Schicht bei ihm. Als er dann zuhause die eine noch existierende, einst von seinem Vater selbst hergestellte, Flasche Gin öffnet, nimmt alles einen sehr anderen Lauf. Kurze Zeit später sitzt er im Flieger nach Großbritannien und landest, in Cathys kleiner Herberge. Und dann beginnt es, ein spannender Kriminalfall rund um den Gin, über den man ja meistens eher wenig weiß. Aber das wird sich bald ändern. Hier wird man auf sehr unterhaltsame Weise zum Ginexperten und vielleicht auch Liebhaber dazu. Denn wer nach dieser wunderbar kuscheligen Von-allem-Etwas-Lektüre nicht testet, was denn nun wirklich dran ist an diesem Wacholdergebräu mit all den diffizilen und geheimnisvollen Botanicals, also das kann gar nicht sein. Ich wünsche allen unterhaltsame Lesefreuden und einen guten Gin im Glas.

Bewertung vom 08.03.2020
Esche-Belke, Susanne;Kirschner-Brouns, Suzann

Midlife-Care


ausgezeichnet

Frau ist immer noch Frau und das verdient Beachtung und Hilfe
Midlife-Care, ein ausgesprochen passender Titel für ein Buch, das angetreten ist, um Frauen in den mittleren Jahren zu helfen, gut mit ihrem Körper leben zu können und damit zurecht zu kommen, das da Dinge auftreten, die durchaus sehr belastend und einschränkend daher kommen können. Es ist ein Buch, das die speziellen biologischen Mechanismen des Körpers in dieser Zeit wissenschaftlich fundiert und verständlich darlegt und dann die ganze Palette an möglicherweise auftretenden Beschwerden vor den Lesern ausbreitet. Hier erfährt man, das 'das alles sein kann' und das man damit Ernst genommen wird. Das ist ganz klar die Haltung von diesem Buch und das ist sehr gut so. Und dann tritt natürlich das Wissen der beiden auf dem Cover abgebildeten Ärztinnen auf den Plan, das ganz große 'Was kann ich tun', ganz individuell für mich. Man erhält hier wirklich Antworten, die weitaus persönlicher rüberkommen als bei manchem Arzt in der Sprechstunde.
Ich finde dieses Buch sehr gelungen und für jede Frau, die es angeht, eine Bereicherung und weit mehr darüber hinaus.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2020
Burns, Anna

Milchmann


weniger gut

Kunstvoll irgendwo in Raum und Zeit

Eine junge Frau erzählt von einem Stück ihrer Lebenszeit, irgendwo in einer Stadt, in der eine Art Ausnahmezustand herrscht. Die rechte Straßenseite grenzt sich ab von der linken, ein Stadtviertel separiert sich vom anderen und etwas weiter abseits ist sowieso Feindesland. Hier ist nichts konkret, auch nicht die Namen. Es ist nur von Schwester, drittem Bruder und z.B. Lehrerin die Rede. Insgesamt erinnert das Dahinter dieser Geschichte doch sehr an die Zeit des Nordirland Konflikts. Aber ob ohne oder mit fassbarer Einordnung, abstrakt und einfach außergewöhnlich ist dieses Buch auf jeden Fall, zu Beginn, im weiteren Verlauf und dann, sicherlich kann man das als konsequent gelten lassend, bis hin zum Ende, einem Ende, auf das ich, das muss ich schon sagen, geradezu hinarbeiten musste.
'Milchmann' weckt Empfindungen, sie sich nur sehr bedingt aus der Handlung der Geschichte ergeben. Vielmehr ist es die sehr andere Wahl der Darstellung mit dem Mittel des Worts und die emotionsarme Sprache, obwohl die Handlung da durchaus etwas anderes verdient hätte, die im Vordergrund stehen. Dazu kommt das Empfinden, das hier alles unter einer Art Blase stattfindet und man die Menschen aufrütteln müsste, um sie aus all den selbst geschaffenen Regularien und traditionellen Schemata heraus zu reißen, damit sie wieder zu einem menschenzugewandten Lebensmiteinander zurückfinden können. Und hier mitten drin in dieser eigenartigen Welt ist diese junge Frau, die sich Gedanken macht und sich irgendwie nicht beugen will, auch nicht beugen vor dem 'Milchmann', der weitaus älter ist als sie selbst und so etwas wie einen Terroristen mit Führungsrolle darstellt. Denn dieser nähert sich ihr immer vehementer und versucht, sie in Besitz zu nehmen.
Dieses Werk ist lang und die Herausforderung als Leser besteht darin, sich ehrlich und offen darauf einzulassen und so neue literarische Pfade zu erkunden. Aber das 'Erlesen' ist schon etwas schwer. Immer wenn man denkt, jetzt doch in der Geschichte angekommen zu sein, erwartet einen wieder ein langer ermüdender 'Monolog mit viel Ereignislosigkeit' und man fragt sich, wann wohl wieder etwas passiert, dass es einem dann wieder leichter macht, dabei zu bleiben.
Das Buch hat den Man Booker Prize erhalten, also gehe ich einfach mal davon aus, das es hohe künstlerische Qualitäten hat. Das finde ich ganz toll und ich wünsche der Geschichte viele Leser, die die Begeisterung hierfür teilen. Ich kann es leider nicht.

Bewertung vom 02.03.2020
Filipenko, Sasha

Rote Kreuze


ausgezeichnet

Ein hartes Leben, das russische Geschichte widerspiegelt und die Erinnerung daran muss bleiben

Alexander, alleinerziehender Vater einer kleinen Tochter zieht gerade ein, in ein Wohnhaus in Minsk. Etwas verwundert über das rotes Kreuz, dass er gerade an seiner Wohnungstür entdeckt hat, bekommt er rasch Aufklärung darüber, was es damit auf sich hat, denn Tatjana, seine über 90-jährige Nachbarin, taucht plötzlich hinter ihm auf und erklärt, dass sie das Kreuz dorthin gemalt hat, um sich zu erinnern, wo sie wohnt, weil sie Alzheimer hat und langsam all ihre Erinnerungen verliert. Sehr nachdrücklich bittet sie Alexander zum Tee und so muss sich dieser, zuerst eher widerwillig, einige der Erinnerungen der alten Frau anhören, obwohl er doch wirklich genug mit seinem eigenen Schicksal zu kämpfen hat und ja selbst gerade versucht, sich ein neues Leben aufzubauen, für sich und seine kleine Tochter. Aber die alte Dame lässt nicht locker und langsam entwickelt sich durch die wiederholten Treffen eine vertraute freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen. Und auch Alexander kann hier sein Innerstes öffnen und bei Tatjana Mitgefühl und Anteilnahme finden.
Die Erinnerungen der alten Frau sind ungeheuer bewegend erzählt und spiegeln sehr adäquat die Geschichte Russlands des 20. Jahrhunderts wieder. Gefühl und menschliches Leid begleiten dieses Geschichte, ihre Geschichte und die Geschichte ihres Landes, die niemals vergessen werden darf, das ist Tatjanas letzter großer Wunsch. Sie fleht geradezu darum, das Alexander sich ihrem Leben öffnet und ihre Erinnerungen für sie und alle Menschen bewahrt.
'Das ist alles, was sie noch will, denn Gott hat sie ausgetrickst. Sie wollte ihm ihre Erinnerungen ins Gesicht schleudern, ihm in die Augen schauen und ihn zwingen, sich dem zu stellen, was er hat geschehen lassen. Doch jetzt geht ihre Erinnerung und Gott hat gesiegt. Er muss sich dem Grauen ihrer Geschichte also nicht stellen, wenn sie bei ihm anklopft, an der Himmelspforte'. Das sind Tatjanas Worte und dem ist nichts hinzuzufügen. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 01.03.2020
Welk, Sarah

Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen


gut

Nachrichten machen und ganz vorne die Tagesschau

Das Sachbuch 'Tagesschau und Co.- Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen richtet sich an jüngere Kinder, die gerne erfahren würden, wie eine Nachricht, die sie abends im Fernsehen hören und sehen, eigentlich 'gemacht' wird. Wer entscheidet, dass sie besonders wichtig ist, wer und wie schreibt macht daraus einen Text, den die 'Nachrichtensprecher' dann vorlesen und der richtig und informativ bei den Zuschauern ankommt? Gar nicht so einfach und ganz schön viel Arbeit steckt dahinter, das ist schon mal klar. All die Fragen, die sich einem da so stellen, werden hier beantwortet und einige sehr bekannte Gesichter aus Tagesschau und Co. werden dazu interviewt. Das ist dann besonders interessant und man merkt auch, das sich diese Menschen viel Gedanken über ihren Beruf machen und darüber, wie die Informationen, die sie weiter geben, beim Fernsehpublikum ankommen.
Das Buch selbst ist gut bebildert, mit kleinen Merk- und Anmerkkästchen versehen und auch sonst recht flott gestaltet. Und wenn man den Titel auch so versteht, wie er gemeint ist, nämlich das hier vor allem die Tagesschau im Mittelpunkt des 'Nachrichtenmachens' steht, dann kann man damit gut leben. Mich selbst hat dieses 'alles ist Tagesschau' ein wenig gestört und auch einige der eigentlichen Adressaten des Buches, die Kinder, fanden das etwas ermüdend.

Bewertung vom 25.02.2020
Hope, Anna

Was wir sind


sehr gut

Das Leben ist eben so und hoffe auf ein gutes Morgen

Cate, Hannah und Lissa sind Freundinnen. Ihre gemeinsame Studentenzeit in einer viktorianischen Villa in London war einfach wunderbar. Da gab es soviel Leben, man hatte so unendlich viele Möglichkeiten für die eigene Zukunft vor Augen und man hatte Träume. Und dann ist da das Hier und Jetzt. Mitte Dreißig sind die Drei inzwischen und mitten drin in ihren eigentlich ganz alltäglichen Leben. Cate lebt etwas außerhalb von London, zusammen mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn. Das Kind fordert ihr viel ab, von ihrem familiären Umfeld fühlt sie sich alleingelassen und sosehr sie es auch versucht, ihr Leben, so wie es gerade ist, empfindet sie irgendwie als erzwungen und falsch. Das hier ist nicht sie. Bei Hannah ist eigentlich alles perfekt, ein Mann, der sie liebt und dem auch sie tiefe Liebe entgegen bringt und im Beruf läuft auch alles sehr gut. Doch da ist der ihr bisher versagte Kinderwunsch, für deren Erfüllung sie so viel auf sich nimmt, an körperlichen und psychischen Strapazen und das schon über Jahre. Und dann ist da noch Lissa, die den Traum einer Karriere als Schauspielerin lebt bzw. dafür lebt, ihn vielleicht irgendwann leben zu können und die sich mit Jobs und der Hoffnung, dass es dieses Mal klappen wird mit der Rolle, immer wieder aufs Neue, über Wasser hält.
Alle drei versuchen, aneinander Anteil zu nehmen und Freundin zu sein, aber letztendlich ist doch jeder in seiner eigenen unglücklichen gar verzweifelten Alltagswelt eingeschlossen.
Die Autorin vermag es sehr gut, einen als Leser mitfühlen zu lassen, am Leben der drei Protagonistinnen. Dazu kommt der recht häufige Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Personen an sich wie auch zwischen den zeitlichen Abläufen der Gegebenheiten, die das Geschehen lebendig hält.
Ich fand den Roman sehr angenehm zu lesen. In seiner ruhigen eher unspektakulären Art bietet er gute Unterhaltung mit Tiefgang, die einen vom Alltag abschalten lässt, um erneut darin einzutauchen. Das erscheint vielleicht etwas komisch, funktioniert aber richtig gut.

Bewertung vom 11.02.2020
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


sehr gut

Der Aal, das geheimnisvolle Wesen und so viel mehr

Patrik Svensson, der Autor dieser sehr besonderen 'Erzählung' nimmt uns hier mit auf eine Reise, die mit dem eigenen Erleben als Kind, beim gemeinsamen Aalfischen mit seinem Vater beginnt und ihn immer wieder dorthin zurückbringt. Denn nie empfand er mehr Nähe zu diesem Mann, als in den Zeiten, in denen sie sich zusammen dem Fangen dieses schon irgendwie einzigartigen Wesens widmeten, dem Aal. Man erfährt hier, wie wichtig der Aal schon in frühester Zeit für durchaus entscheidende Persönlichkeiten der ein oder anderen Epoche unserer Menschheitsgeschichte war und wie sehr diese die Beschäftigung mit seinen lange unergründlichen Geheimnissen geprägt hat, für ihr eigenes Schaffen in der Welt. Und dazu führen uns die Erkenntnisse über diesen Fisch, ja, es ist ein Fisch und schon dies war lange nicht anerkannt, zu der existenziellen Frage unseres Seins, dem Sinn des Lebens und der Möglichkeit, sich dieser Frage mit wirklich sehr faszinierenden Betrachtungen Philosophischer Natur auf dem Umweg über den Aal zu nähren. Man könnte dieses Buch sehr gut in kleinen Abschnitten lesen und es immer mal wieder zur Hand nehmen, um sich ein weiteres Kapitel rund um dieses Wesen eröffnen zu lassen. Aber irgendwie wird man dann doch so hineingezogen in diese Geschichte, dass man nicht anders kann, wie direkt weiter zu lesen.
Ich bin sehr beeindruckt von der Eleganz, mit der uns der Autor durch seine, mit so viel Interessantem gefüllte Erzählung geleitet. Ein wirklich sehr besonderes Buch. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber ich kann allen nur empfehlen, es einmal auszuprobieren, unbedingt!

Bewertung vom 04.02.2020
Höfler, Stefanie

Helsin Apelsin und der Spinner


sehr gut

Ein Mädchen, die Wut und jede Menge turbulentes wunderbar alltägliches Leben

Helsin ist ein sehr lebhaftes Mädchen und manchmal kann sie sehr ärgerlich werden, wie das allen mal so geht. Aber bei Helsin ist das anders. Sie bekommt dann einen regelrechten Anfall. Sie schreit und schlägt um sich und manchmal kommt auch etwas zu schaden, aber nach kurzer Zeit ist alles wieder gut. Die Kinder in ihrer Klasse kennen das schon und sie warten dann einfach, bis es vorbei ist und dann gibt man sich einfach die Hand. Bis zu dem Tag, als Louis in die Klasse kommt und Helsins Namen sehr lustig findet. Und dann bekommt er eins auf die Nase und danach auch nicht die Hand. Und dann ist da noch das mit Louis Leguan, den er mit in die Schule bringt und der dort gestohlen wird. Als Helsin dann auch noch merkt, das Louis ganz nett und Tom, ihr bester Freund irgendwie beleidigt ist und sie einen Brief bekommt, von ihrer finnischen Oma, von der sie bisher noch gar nicht wusste, dass es sie gibt, da wird doch alles etwas viel. Sie hat zwar echt ganz tolle Eltern, aber ihnen sagen, was gerade bei ihr schief geht, das kann sie erst mal nicht so richtig.
Die Geschichte mit Helsin, der Name kommt übrigens von Helsinki, ist echt toll, super gelungen, von Anfang bis Ende, voller kleiner 'Dramen' und vieler starker Gefühle. Wut, Angst, Freundschaft, Enttäuschung, Beleidigtsein, dazu eine neue Oma und irgendwie auch ein Opa, da braucht es dann auch Eltern, die so wie Helsins ihre sind und die da sind für ihr Kind, ganz egal, was gerade so dumm gelaufen ist. Ich kann das Buch nur empfehlen, für kleine Leser vielleicht ab neun, aber auch zum Vorlesen bringt Helsin Apelsin richtig viel Spaß.

Bewertung vom 02.02.2020
Maffay, Peter

Hier und Jetzt


sehr gut

Ein Rundgang über das Land, das ihn erdet und jede Menge aus seinem Leben

Peter Maffay besitzt ein Gut, Dietlhofen in der Nähe von Weilheim in Oberbayern. Dort hat er sich ein Zuhause, seine Erdung geschaffen, um Biolandwirtschaft zu betreiben und benachteiligten und traumatisierten Kindern eine Auszeit zu ermöglichen. Er lädt uns Leser ein, ihn auf einem Rundgang über seinen Hof zu begleiten und er lässt uns dabei Anteil nehmen, an dem, was ihm durch den Kopf geht, was ihn schon sehr lange beschäftigt. Es sind die elementaren Themen unseres Seins, der Glaube, der Sinn des Lebens, seine eigene Haltung dem gegenüber, was Menschen der Gesellschaft 'zurück geben' sollten, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Und er als einer von diesen Menschen, er tut genau dies. Er will zeigen, wie wertvoll die Natur ist und wie schön und erfüllend es ist, mit ihr zu leben. Er hilft traumatisierten Kindern hier in Deutschland und ist in seinem Heimatland Rumänien engagiert. Und warum er das alles tut. Erklärungen hierfür bietet sein eigenes Leben und auch darüber erfahren wir einiges, bis hin zum Hier und Jetzt, sein Hier und Jetzt. Und das ist sehr ehrlich, sehr reflektierend und ohne fades oberflächliches Gerede und Statements, wie man das so oft erlebt.
Mir hat dieses Buch sehr gefallen. Es tut gut, mit einem Menschen auf dieser gedanklichen Ebene 'in Kontakt treten' zu können und die Haltung des Anpackens, wenn man in der Lage dazu ist, auch für sich selbst mitzunehmen.

Bewertung vom 26.01.2020
Schiewe, Ulf

Der Attentäter


ausgezeichnet

Das Attentat von Sarajevo, der Weg zur Tat, mit schrecklichen Folgen

Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo war der Auslöser für den Beginn des 1.Weltkriegs. Viel wurde über dieses Thema geforscht, viel darüber geschrieben. Aber wie ist es dieser Tat gekommen, wer waren die Täter, warum haben sie es getan und was ist abgelaufen, davor.
In diesem Roman bekommt man Antworten. Erzählt wird die letzte Woche vor dem Attentat, aus drei unterschiedlichen Perspektiven. Da sind einmal die Täter, drei junge Männer, alle Tbc-krank, denen ihr Leben nichts mehr wert ist und die sich opfern wollen, für eine Tat, die, wie sie meinen, in dieser Situation das Richtige ist. Zumindest versuchen sie, überzeugt auf ihr Ziel hinzuarbeiten, doch je näher der Zeitpunkt des Attentats kommt, desto mehr kommen ihnen Zweifel, aber das darf nicht sein.
Dann ist da das Persönliche des Thronfolgerpaars, in das wir als Leser Einblick erhalten; was sie so denken in ihrem Alltag, wie ihr Umfeld aussieht. Und es ist berührend, dabei zu wissen, dass ihr Leben sehr bald enden wird. Und dann gibt es da noch die Geheimdienstler Markovic und Simon, die versuchen, dem Thronfolgerpaar den nötigen Schutz zu bieten und die irgendwie 'fühlen', das hier etwas im Gange ist.
Das Ganze ist ungeheuer spannend, authentisch, unter Einbindung sehr vieler tatsächlicher Fakten, in eine Dynamik eingebunden, die letztendlich so unaufhaltsam, für den Leser manchmal kaum ertragbar, zum Ende dieser zwei Leben führt, und damit tatsächlich zum Beginn eines so gravierenden grauenhaften Kapitels der Weltgeschichte, dem 1.Weltkrieg.
Ich bin sehr beeindruckt von diesem Roman und kann ihn, sehr überzeugt, nur weiter empfehlen.