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sabisteb
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Freiburg

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Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2011
Böttcher, Sven

Prophezeiung


gut

Die Hamburger Klimaforscherin Marvie Heller fühlt sich geehrt, als ihr alter Mentor Professor Eisele ihr einen gut dotierten Job an einem geheimen Klimaforschungsinstitut IICO vermittelt. Die Vertragsklauseln, vor allem auch die Geheimhaltungsklauseln sind zwar ungewöhnlich, die Lage sehr abgelegen und die Sicherheitsvorkehrungen für ein Klimaforschungsinstitut mehr als ungewöhnlich, aber zunächst denkt sich Marvie nichts dabei, denn sie ist damit beschäftigt sich darüber zu ärgern, dass man sie nicht ihren Fähigkeiten entsprechend einsetzt. Von ihrer Neugierde getrieben recherchiert sie daher heimlich, was in Institut getrieben wird und findet ein geheimes Wettervorhersageprogramm namens Prometheus, welches vergangene und aktuelle Wetterdaten schockierend korrekt berechnet besonders vor den Hintergrund seiner Prognose für die nächsten Monate: Dauerregen auf der Nordhalbkugel, Dürre auf der Südhalbkugel und eine halbe Milliarde Tote infolgedessen.
Warum wird diese Prognose geheimgehalten? Warum will keiner die Menschen warnen und evakuieren? Marvie kontaktiert ihren Mentor Eisele, der kann ihr aber nicht weiterhelfen. Auch ihre beste Freundin Helen, eine Reporterin, weiß nicht, was gespielt wird. Am Tag darauf wird Marvie gefeuert und ihre Freundin ermordet.
Was für ein Spiel wird hier gespielt? Wer will all diese Menschen einfach sterben lassen und warum? Kann man die Katastrophe noch aufhalten? Zusammen mit Philipp, Helens Bruder, macht sich Marvie auf die Suche nach der Wahrheit und findet einen Sumpf aus Rache, Intrigen und Machtgier.

Dieser Roman spielt in Naher Zukunft. Ein Datum wird nicht genannt, aber Merkel, Sarkozy (S. 280) und Gaddafi (S. 306)sind noch an der Macht. Hamburg leidet wie alle Küstenstädte unter einer Invasion von Feuerquallen, welche die Nordsee zu einer Todesfalle machen.

Der Autor malt eine düstere Vision, wie macht und Gier der wohlhabenden Staaten die restliche Menschheit ans Messer liefern, weil wir nicht teilen wollen. Weil wir nicht verzichten wollen. Dass wir, vor die Entscheidung gestellt, gut zu leben oder zu zu sein, immer das gute Leben wählen werden. (S. 439)
Er hinterfragt kritisch erneuerbare Energien und die Ziele einiger Firmen und Länder, wenn sie bestimmte Formen subventionieren und anderen, effektivere erneuerbare Energien ignorieren, weil sie politisch und Marktstrategisch nicht in den Plan passen.
Als ehrlicher, eloquenter Bösewicht dient hierbei der fiktive zweifache Nobellpresträger Milett, ein sehr zeiwspätliger Character mit validen Arguemten. Dazu als Kontrast der Gutmensch Marvie und Philipp der Realist.
Sprachlich teils eher umgangssprachlich (S. 26: kriegte statt bekam – umgangssprachlich) hat das Buch noch andere Probleme, die verhindern, dass Spannung entsteht. Zum einen ergeht sich der Autor selbstverliebt in meterologischen Details (Albedo (S. 43), Dansgaard-Oeschger-Ereignis (S 80), Milanković-Zyklen (s. 80), Schwabe-Zyklen (S. 81), Sornettes Theorem (S. 193), Peplosphäre (S. 368)) die in keine Anhang erklärt werden und bezieht sich auf Prominente, die kaum einer kennen dürfte (Wallace Smith Broecker (S. 37), Egon Friedell (S. 191), Spengler (S. 191), Paul Crutzen (S. 331), Rudolf Herrlich (S. 331), Patrick Dixon(S. 331), Aldo Bernardi(S. 331)) und spickt das Ambiente mit detailierten Beschreibungen der Handyklingeltöne, leider mit Liedern, die wiederum kaum einer kennen dürfte wie Gustav Holsts Jupiter (S. 290). Auch vom Emi Koussi dürfte wohl kaum einer bisher je gehört haben und mir ist ganz ehrlich egal was für Medikamente wer schluckt (Modafinil (S. 303)).
Selbst ohne diese überfl+ssigen Details zieht sich die Geschichte zäh wie Kaugummi, es passiert nicht wirklich viel, es wird geredet, geplottet und intrigiert, aber die Helden der Geschichte stehen dabei immer in der zweiten Reihe und werden des Raumes verwiesen.

Fazit: Gute Idee, wenn auch alt, dazu langatmig, langweilig und zäh umgesetzt

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2011
Plichota, Anne;Wolf, Cendrine

Die Unverhoffte / Oksa Pollock Bd.1


gut

Bis vor kurzem war die dreizehnjährige Oksa Pollock ist ein normales französisches Mädchen mit russischem Migarationshintergrund. Sie liebt Kung Fu, Rollerblading und ist unzertrennlich von ihrem besten Freund Gus(tave).
Als ihre Eltern beschließen, zusammen mit Gus Eltern ein kleines französisches Restaurant in London zu eröffnen, beginnt für Oksa ein neues Leben in einer neuen fremden Stadt und einer neuen Schule. Als wäre das nicht genug an Neuem, beginnt sie nach und nach seltsame Fähigkeiten zu entwickeln. Sie kann Feuerbälle werfen, fliegen und noch vieles mehr. Diese neuen Kräfte machen ihr Angst, aber zum Glück steht ihre Familie hinter ihr und auch Gus ist jemand, der ihr immer zur Seite steht auf ihrem gefahrvollen Weg zu ihrer Bestimmung als Retterin der geheimnisvollen, verborgenen Welt Edefia, deren Huldvolle und Unverhoffte sie ist.

Oksa Pollock wird in den Medien immer mit Harry Potter verglichen, hat meiner Meinung aber nichts mit Harry Potter gemein, oder nur sehr wenig (den gemeinen Mathelehrer nämlich, der schon ein wenig an Snape erinnert). Diese Geschichte ist in vielerlei Hinsicht anders, ungewöhnlich und innovativ. Zum einen Lebt Oksa mit ihren Eltern und ihrer Großmutter in einem Generationenhaus. Das an sich schon ungewöhnlich in der heutigen Zeit, aber besonders in der Fantasyliteratur in welcher die erste Handlung normalerweise darin besteht irgendwie die Eltern loszuwerden. Die Helden sind normalerweise entweder Waisenkinder oder sie erleben ihre Abenteuer wie in Narnia in den Ferien, ohne ihre Eltern. In diesem Roman jedoch sind die Eltern und überhaupt die ganze Familie ein wichtiger Teil, der Oksa hilft, sie unterstütz und sie lehrt mit ihren Fähigkeiten umzugehen.
Die Magie ist auch neu und innovativ. Es gibt kein Zauberstabgefuchtel und magische Formeln, die "Magie" ist eine Mischung aus Kräuterkunde und Zaubersprüchen, eine Wissenschaft für sich. Die magischen Wesen sind auch keine altbekannten Klassiker wie der Greif, das Einhorn und Konsorten, hier wurden vollkommen neue Wesen erfunden, witzig, liebevoll und anders, wie das Ringelpupo. Plemplems oder der Kapiernix, die alle ihre Aufgabe und Funktion haben.
So innovativ diese Kreaturen und Oksas Fähigkeiten auch sein mögen, so ist besonders die Namensgebung sehr kindlich und teils eher irritierend. Schwer zu sagen, ob es an der deutschen Übersetzung liegt. Auch einige Handlungsweisen sind eher unlogisch, so die ganze Vorgehensweise des Bösewichts, dass er sich zurückhält in der Öffentlichkeit, und obwohl alle Bescheid wissen auch alle diese Farce aufrechterhalten. Das wirkt teilweise noch unausgegoren und unfertig.
Auch wird mir zu viel erklärt. Jede Handlung wird mit einer Begründung versehen und es wird auch viel erklärt warum Oksa sich gerade wann wie fühlt, das ist mir ein wenig zu viel des Guten und wirkt oft eher störend als hilfreich, teils sogar fast bevormundend, als wenn die Leser nicht in der Lage wären sich in eine Figur hineinzuversetzen und daher alles präsentiert bekommen müssen.

Fazit: Insgesamt sehr innovativ. Man hütet sich, auf ausgetretenen Pfaden zu wandelnd, teils ein wenig zu sehr für meinen Geschmack, das wirkt fast schon aufgesetzt. Die Autoren haben neue Geschöpfe geschaffen, neue Prinzipien der Magie entwickelt und endlich einmal eine Heldin mit intakter Familie (und politisch korrektem Migrationshintergrund) geschaffen. Dennoch wirkt die Geschichte teilweise ein wenig unausgegoren. Keine All Age Fantasy, aber sehr schöne, charmante französische Fantasy (denn natürlich geht Oksa, wie es sich für eine echte Französin handelt auch in England auf eine französische Schule und spricht auch weiterhin Französisch, etwas, was in der Übersetzung leider verloren geht).

Bei der derzeitig aufgebauten Marketingmaschinerie, die dieses Buch bewirbt, ist der Erfolg wohl vorprogrammiert. Ich bin auf den Folgeband jedoch nicht gespannt.

9 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2011
Raven, Lynn

Das Blut des Dämons / Dawn & Julien Bd.3


gut

Aufgrund der grausamen Versuche, die ihr „Onkel“ mit Dawn durchführte, um ihren Wandel zu beschleunigen, liegt die Prinzessin Strigoja ein Drittel des Buches siech darnieder, während der Lamia/Vampir ihres Herzens sie mit seinem Blute am Leben erhält. Neidisch betrachten ihre Schulfreundinnen, wie sie binnen weniger Wochen das Untergewicht eines Supermodels erreicht und machen ihr das Leben dementsprechend schwer, indem sie sie zwingen wollen, zu essen.
Ein schwerwiegender Fehler, wie sich bald erweist, sowohl für den armen Papierkorb in Dawn Nähe und für den edlen Helden der sein letztes Blut für sie geben würde/wird, denn eine Lamia im Wechsel ist unberechenbar und unterscheidet im Blutrausch weder Freund noch Feind.
Julien lernt, dass der Weg in die Hölle mit guten Absichten gepflastert ist, und tritt einen Trip in seine ganz persönliche Hölle an, an deren Ausgestaltung Dawn einen großen Anteil trägt.

Hier nun der dritte und zum Glück letzte Teil dieser Trilogie. Was pathetisch begann geht genauso vorhersehbar weiter. Julien bricht alle Regeln, die ihm je heilig waren für eine 100 Jahre jüngere Teeniegöre in welche er vernarrt ist. Ja, Liebe macht blind und dumm, genau wie der Blutrausch.
Nachdem der Bildungsauftrag in Band 2 Spanisch umfasste, sind in diesem band nun Latein (S. 250) und Französisch dran, dabei wäre eine Übersetzung im Anhang wirklich nicht zu viel verlangt gewesen. Dazu noch ein Bisschen zweiter Weltkrieg und böse, böse Deutsche Besatzer, um auch ein bisschen Geschichte neben den Sprachlichen Fähigkeiten zu vermitteln. Wenn jemand aber sprachlich, grammatikalische Bildung nötig hat, dann die Autorin (bzw. deren Übersetzer), denn es heißt es ergibt Sinn, ist sinnvoll aber nie, nie, nie macht etwas Sinn (S. 183, S. 300. S.323, S.444).
Diesmal müssen neben den bisher bekannten Vorlagen der Biss Reihe auch Romeo und Julia dran glauben und das auch noch ziemlich platt und unambitioniert.
Die Handlung an sich war bereits im ersten Band absehbar und viele Änderungen im Plot, die zu Überraschungen führen könnten gibt es nicht. Das Gute sieht soweit und der Böse wird bestraft. Dabei gibt sie die Autorin tatsächlich Mühe, ein wenig Verwicklung herbeizuführen, aber selbst diese sind schon vorher absehbar und hätten auch durchaus eleganter gelöst werden können.

Fazit: Unambitionierte, vorhersehbare, abgekupferte, Romeo und Julia, Vampir, Teenagerschmonzette. Hier ist dringend ein Beipackzettel erforderlich: Drei Bände am Stück können zu Hirnerweichung führen. Lesen auf eigene Gefahr. Ja, auch hier war der Weg in die Lesehölle sicherlich mit guten Absichten gepflastert.

0 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2011
Morton, Kate

Der verborgene Garten


gut

Ein vierjähriges Mädchen allein auf dem Weg nach Australien, eine alte Frau auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und eine junge Frau auf der Suche nach ihrer Zukunft, verbunden durch ein Geheimnis, dass 100 Jahre bewahrt wurde.

Kate Morton erzählt in diesem Buch eine englisch/australische Familiensaga über 5 Generationen. Sie erzählt die Geschichte Georgianas, Elizas, Nells und Cassandras in drei sich abwechselnden, ergänzenden und überschneidenden Erzählsträngen. Ereignisse in der Gegenwart werden angerissen und dann in Rückblicken ausführlich erzählt, wobei hauptsächlich zwischen drei verschiedenen Zeitebenen gesprungen wird 1900-13, 1976 und 2005. Dazwischen eingewoben sind Märchen, die in poetischer Form die Ereignisse teils stark vorwegnehmen und das ist eines der Hauptprobleme des Buches. Die Autorin verpackt den kompletten Handlungsstrang von 2005 im ersten Märchen, anschließend jedoch weist sie auf höchst unelegante Weise regelmäßig auf diesen Zustand hin und spricht ihren Lesern somit die Intelligenz ab, das selber zwischen den Zeilen herauslesen zu können.
Einerseits ist der Schreibstil ansprechend und lässt einen in der Geschichte versinken, aber meist nur bis zu dem Augenblick, an welchem die Geschichte wieder einen erneuten Zeitsprung macht. Zwar ergänzen sich die Szenen und Situationen teils, jedoch wiederholen sich einige Elemente wirklich sehr aufdringlich, wie das Gewitter, das Cassandra Angst macht in ihrer ersten Nacht bei Nell und parallel dazu die erste Nacht von Nell bei ihren neuen Eltern, und dann auch noch die erste nach Elizas auf Blackhurst.

Alle drei Erzählstränge triefen von abgedroschenen Klischees.
Der Erzählstrang um 1900 erinnert stark an die Dickens Erzählungen. Gefühlsdusslige Armutsdarstellungen, die in einem Happy End münden, weil sich herausstellt, dass das arme, arme Waisenkind der vermisste Erbe ist. Der kleine Lord und David Copperfield lassen grüßen, das Ganze noch gewürzt mit „der geheime Garten“. Stimmungsvoll kitschig. Eliza muss durch ein Tal des Elends, um daraus für später ihre Kreativität zu schöpfen... Der ganze Erzählstrang verwurstet Dickens, Hodgeson Burnett und macht auf viktorianische Novelle mit Herzschmerz, Selbstaufgabe und Tragik.
Der Erzählstrang 2005 ist auf Rosamunde Pilcher Niveau: Schöne, vom Schicksal gebeutelte junge Frau fährt in Landschaftlich interessante englische Gegend, um dort eine neue Liebe und neuen Lebensmut zu finden. Schon nach der ersten Begegnung der Helden bzw. nach dem ersten Märchen ist dem Leser klar was kommen wird und wie es ausgehen wird.

Der Erzählstrang von 1975 ist relativ ereignis- und belanglos und plätschert vor sich hin.

Die Reaktionen einiger Handelnder Personen sind wenig glaubwürdig, so z. Bsp. Nells Reaktion als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde vor dem Hintergrund des ersten Weltkrieges und der Spanischen Grippe.
Wirklich spannende Handlungsstränge, wie Linus ungesundes Verhältnis zu Georgiana, Elizabeth und Ivory werden angedeutet und anschließend (wohl als zu brisant) unter den Teppich gekehrt.
S. 274: Hearse heißt Leichenwagen und nicht Sarg (coffin)
S. 229: „A der hohen Decke hin ein Kronleuchter, dessen Kerzen den gesamten Raum mit warmem Licht erfüllten.“ - Da ist die Autorin einem Irrglauben aufgesessen. In Schloss Sanssouci wurde vor kurzen ein Experiment durchgeführt. Man hat die Kronleuchter und Kerzenhalter mit Kerzen bestückt, um zu erforschen wie die damalige Beleuchtungssituation war. Das Ergebnis: Ernüchternd. Von Licht, hell oder erleuchtet keine Spur. Physikalisch war keine Helligkeit zu messen. Kronleuchter waren ein sinnloses, hübsch anzuschauendes Prestigeobjekt, ohne wirkliche Beleuchtungsfunktion.

Fazit: Schon jeder der Erzählstränge für sich genommen ist auf seine Weise schlimm, platt und belanglos, die Kombination ist aber die Krönung. Und das Sahnetüpfelchen sind die Märchen, die nach Holzhammermethode, dennoch versuchen intellektuell daherzukommen.

9 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.