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dorli
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Insgesamt 894 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2015
Günak, Kristina

Verliebt noch mal


ausgezeichnet

Hameln. Nachdem die 27-jährige Physiotherapeuten Thea Fuss vor einigen Jahren die Schattenseiten einer Beziehung kennengelernt hat, ist sie Single und geht voll und ganz in ihrer Arbeit auf. Thea teilt sich ein schönes Fachwerkhaus, in dem sie ihre erfolgreiche Praxis hat, mit drei weiteren Mietern. Psychotherapeut Dr. Grosser, Sachbuchautorin Margarete, IT-Spezialist Schröder und Thea bilden eine harmonische Hausgemeinschaft. Bis plötzlich allen eine Kündigung in den Briefkasten flattert: ihre gemütliche Bleibe soll an einen Investor verkauft und luxussaniert werden…

Ich mag den frischen Wortwitz in Kristina Günaks Romanen. Der macht die Geschichten so wunderbar frech und fröhlich und hat mir auch in „Verliebt noch mal“ ein Dauerschmunzeln ins Gesicht gezaubert.

Die Autorin schickt ganz unterschiedliche Akteure ins Rennen, die mit ihren herrlichen und zum Teil skurrilen Eigenarten für ein schwungvolles Geschehen sorgen.

Ich-Erzählerin Thea steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Einziges Handicap ist ihr anstrengender Emanzen-Modus, der sich nicht immer bändigen lässt und sie ab und an in recht blöde Situationen bringt.

Nach und nach stellt Thea dem Leser auf sehr vergnügliche Weise Nachbarn, Familie und Patienten vor und erzählt dann, wie der miese Vermieter und der böse Investor den friedvollen Alltag der Hausgemeinschaft durcheinanderwirbeln.

Neben der fristlosen Kündigung spielt natürlich auch die Liebe eine große Rolle – ein Part in dieser Geschichte, in der Theas 81-jährige Oma kräftig mitmischt. Oma ist etwas sonderbar, unangepasst und dickköpfig und vor allen Dingen davon überzeugt, dass Thea unbedingt einen Mann braucht. Da passt es gut, dass Oma von einem ansprechenden Exemplar geträumt hat und Thea jetzt eine baldige Hochzeit mit einem blonden Mann prophezeit. Heiraten will Thea eigentlich nicht, dennoch hält sie Ausschau und sondiert mögliche Kandidaten - doch keiner entfacht ein Gefühlsfeuerwerk bei ihr. Der einzige, der ihre Hormone unverständlicherweise Purzelbäume schlagen lässt, ist ein guter Kumpel - nicht gerade ihr Traummann und schon gar nicht blond…

„Verliebt noch mal“ ist randvoll gefüllt mit guter Laune - ein spaßiger Roman, der durchweg kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 03.01.2015
Stolzenburg, Silvia

Das Reich des Teufelsfürsten


ausgezeichnet

„Das Reich des Teufelsfürsten“ ist der zweite Band des Zweiteilers rund um den Fürsten Vlad Draculea – und auch dieser Teil hat mich durchweg begeistert.

Was sich im ersten Band schon erahnen ließ, wird hier zur grausamen Gewissheit: Vlad hat alle Menschlichkeit verloren und ist zu einem mordenden Ungeheuer geworden, nachdem seine Pläne, zuerst seinen Thron zurückzuerobern und dann seine große Liebe Zehra zu heiraten, anders als gedacht verlaufen.
Silvia Stolzenburg präsentiert Vlad so, wie die Geschichtsschreibung ihn sieht: als Sadisten und Gewaltherrscher. Er glaubt an die Macht der Angst und verbreitet als „Teufelsfürst“ Schrecken und Entsetzen. Seine Brutalität und Grausamkeit wird dabei von Silvia Stolzenburg sehr deutlich geschildert – es ist mir nicht nur einmal eiskalt den Rücken runter gelaufen. Vlad besteht nur noch aus flammendem Zorn, der sich in Folter und Mord äußert und aus unbändiger Wut, die nicht nur seine Gegner zu spüren bekommen, sondern die selbst vor dem eigenen Volk, engen Vertrauten und sogar Familienangehörigen nicht Halt macht.

Neben Vlad steht auch sein Sohn Carol im Fokus dieser Geschichte. Vlad ist enttäuscht von Carol – ein Bücherkind, der zudem seinem verhassten Bruder Radu viel zu ähnlich sieht, und nicht der Krieger ist, den Vlad sich vorgestellt hat. Der Junge bekommt die Abneigung seines Vaters mehr als deutlich zu spüren.

Ab und an gönnt die Autorin dem Leser eine kleine Auszeit von dem schaurigen Geschehen und richtet den Blick auf Utz und Sophia von Katzenstein nach Ulm. Die Ehe der beiden verläuft unglücklich und wird durch Utz’ Vorhaben, seine Söhne Hans und Jakob auf eine Handelsreise mitzunehmen, auch nicht besser. Im Gegenteil, Utz beschwört mit dieser Entscheidung schwere Zeiten für seine Familie herauf.

Wieder einmal ist es Silvia Stolzenburg hervorragend gelungen, historische Fakten und fiktive Geschichte zu einem großartigen, spannenden Roman zu verbinden. Zusammen mit dem lebendigen, flüssigen Schreibstil und der wunderbar bildlichen Erzählweise wird die packende Handlung zu einem fesselnden Leseerlebnis.

Bewertung vom 01.01.2015
Weiß, Sabine

Das Geheimnis von Stralsund


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Das Geheimnis von Stralsund“ entführt Sabine Weiß den Leser in die Jahre 1627 bis 1630 nach Mönchgut auf Rügen und nach Stralsund.

Die 17-jährige Kapitänstochter Sina Cassers lebt mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester Dorthie auf Mönchgut. Alles wirkt unbekümmert und fröhlich, nichts scheint dieser heilen Welt etwas anhaben zu können.

Die unbeschwerte Zeit endet jäh, als der 30-jährige Krieg die Insel erreicht – Söldner besetzen Rügen, nehmen sich eiskalt und brutal alles, was sie wollen. Es wird geraubt, gebrandschatzt, geschändet, gemordet. Sina flüchtet mit ihrer Schwester in einem kleinen Boot, bekommt vorher von ihrer sterbenden Mutter einen Ring zugesteckt. Sie soll nach Stralsund gehen, bei Daniel von Garlstorf um Hilfe bitten und dort auf ihren sich auf einer Kauffahrt befindenden Vater Gideon warten.

Fast erfroren, werden die beiden Mädchen von dem Schiffer Leif Flake gerettet, der das winzige Boot nur zufällig in der tosenden See entdeckt. Leif bringt Sina und Dorthie nach Stralsund, wo Sina nach ihrer Genesung Daniel von Garlstorf ausfindig machen kann und bei ihm Unterkunft findet.

Während die Stralsunder ihre Stadt hartnäckig gegen die kaiserlichen Truppen verteidigen, hat Sina ganz eigene Probleme. Sie muss sich um die kleine Dorthie kümmern, hält täglich Ausschau nach ihrem immer noch nicht zurückgekehrten Vater, will beim Rat der Stadt den Mord an ihrer Mutter anzeigen und um Hilfe und Unterstützung für Mönchgut bitten. Außerdem beschäftigt sie das Geheimnis um den Ring ihrer Mutter unaufhörlich und sie fühlt sich sehr zu Leif hingezogen.

Auch wenn Sina im Mittelpunkt der Handlung steht, erlebt man einen Teil der Geschichte aus anderen Perspektiven und lernt zum Beispiel das harte Leben auf See kennen, indem man Leif bei seinen unermüdlichen und manchmal gefährlichen Einsätzen für Stralsund begleitet.

Sabine Weiß hat die dramatischen historischen Ereignisse des Krieges hervorragend mit einer lebhaften fiktiven Handlung zu einer spannenden Geschichte verwoben und ein umfassendes, vielschichtiges und vor allen Dingen sehr glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit gezeichnet. Die ausführlichen Beschreibungen der Schauplätze und die detaillierten Schilderungen von Sinas Erlebnissen und den Vorgängen in und um Stralsund haben mich ausnahmslos begeistert.

Besonders die jeweils vorherrschende Atmosphäre wird von der Autorin hervorragend vermittelt. Man kann die schönen, heiteren Momente ebenso spüren, wie die Ängste, Sorgen und Hoffnungen der Akteure.

Die Figuren werden von Sabine Weiß alle lebhaft und facettereich dargestellt, selbst kleinste Nebenfiguren wirken nicht oberflächlich, sondern bereichern die Szenerie außerordentlich.

„Das Geheimnis von Stralsund“ ist eine durchweg mitreißende Geschichte, eingebunden in die historischen Ereignisse in und um Stralsund während des 30-jährigen Krieges – spannend und unterhaltend von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 31.12.2014
Dübell, Richard

Das Buch der Finsternis


ausgezeichnet

Kloster Admont, 1486. Der 13-jährige Buchdruckergehilfe Quirin Klingseis ist mit seinem Meister Lukas Guldenmund im Kloster, weil der Abt seine Handschriftensammlung nachdrucken lassen will. Doch der Auftrag verläuft nicht wie geplant. Erst geht ein Teil der Druckerpresse kaputt, dann stürzt der Meister plötzlich wie von Sinnen auf Quirin zu, drückt ihm eine Schatulle in die Hand und fordert ihn auf, um sein Leben zu rennen und das Kästchen zum Bischof zu bringen. Auf keinem Fall darf der Burggraf von Gallenstein – laut dem Meister der Teufel persönlich – Quirin erwischen. Panisch läuft der Junge los und kann noch beobachten, wie sein flüchtender Meister in den tosenden Fluss springt und ertrinkt. Ängstlich macht Quirin sich auf den Weg nach Salzburg. Begleitet wird er auf dieser gefahrenvollen Reise von der 14-jährigen Anna Hutmann, die sowieso von zuhause ausbüxen wollte, weil ihr Vater sie gegen ihren Willen verheiraten will…

Ich bin ein großer Fan von Richard Dübells Romanen und auch mit seinem Jugendbuch „Das Buch der Finsternis“ konnte der Autor mich durchweg überzeugen.

Richard Dübell lässt seine beiden Hauptakteure auf ihrem gemeinsamen Weg vom Kloster Admont nach Salzburg spannende Abenteuer erleben. Quirin und Anna haben mit allerlei Gefahren und Unwegsamkeiten zu kämpfen, begegnen rätselhaften Gestalten und zwielichtigen Typen und müssen erleben, dass der erste Eindruck von einem Menschen durchaus täuschen kann und man nicht jedem ohne Weiteres vertrauen sollte.

Ganz nebenbei erzählt der Autor von Sitten, Bräuchen und Traditionen und von den Tücken und Nöten des Mittelalters und erklärt in der laufenden Geschichte typische Begriffe der damaligen Zeit. Immer altersgerecht und für die Zielgruppe gut verständlich formuliert.

Die mit einigen humorvollen Szenen gespickte Geschichte bleibt bis zum Schluss fesselnd, zahlreiche Überraschungen und Wendungen lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Ein toller historischer Jugendroman, der mich, obwohl ich das empfohlene Lesealter schon um einiges überschritten habe, ausgezeichnet unterhalten hat.

Ich kann „Das Buch der Finsternis“ allen empfehlen, die einen Ausflug in eine abenteuerliche Mittelalter-Welt machen möchten und denke, dass Leser ab 12 Jahre spannende Lesestunden mit diesem Buch haben werden.

Bewertung vom 30.12.2014
Rößner, Susanne

Fangermandl


ausgezeichnet

Rosenheim. Es ist Winter. Eine anonyme Anruferin meldet bei der Kripo den Fund einer Leiche – wie am Telefon beschrieben wurde, finden die Ermittler eine Tote, aufgebahrt in einer Heuraufe, an einem abgelegenen See, inmitten hoher Schneemassen. Der Leichnam ist fast völlig ausgeblutet, die Unbekannte wurde zu Tode gequält. Niemand scheint die junge Frau zu vermissen…

Susanne Rößner beginnt ihren Debütkrimi „Fangermandl“ mit einem spannenden Prolog: Ein Psychopath ermordet auf grausame Weise eine Frau. Dann eine Wende, es war nur ein Albtraum – oder doch nicht?

Schon nach diesen ersten Seiten hat „Fangermandl“ mich fest im Griff. Die rasch aufgebaute Spannung bleibt bis zum Ende des Krimis durchgehend hoch.

Die Ermittlungsarbeit der Kommissare wird von Susanne Rößner sehr ausführlich geschildert, ohne dass die Handlung dabei langatmig wird. Man ist stets sehr nahe am Geschehen und kann prima miträtseln. Besonders die Ermittlungsmethoden von Eva & Co. haben mich begeistert. Da sind mal ganz neue, interessante Ideen dabei. Obwohl sich immer neue Spuren auftun, verlaufen die meisten Fährten im Sande, ein Erfolg will sich partout nicht einstellen. Der Mörder treibt weiterhin sein Unwesen.

Susanne Rößner schickt ganz unterschiedliche Charaktere ins Rennen – jeder hat seine Eigenarten und Besonderheiten. Das hat zur Folge, dass die Akteure sich nicht immer grün sind und sich des Öfteren angiften. Eine manchmal explosive Stimmung, die der Geschichte das gewisse Etwas verleiht und die Handlung sehr lebhaft macht.
Eva ist direkt und geradeheraus. Max stichelt gerne und nimmt jede sich bietende Chance wahr, sich vor der Arbeit zu drücken. Karl ist eher ruhig und nachgiebig. Martin versucht, sein Team zu führen, hat aber mit massiven privaten Problemen zu kämpfen, die ihn ab und an aus dem Tritt bringen.
Amüsiert habe ich mich über den Rechtsmediziner Dyrkhoff. Er strotzt nur so vor Überheblichkeit, sieht sich selbst als das Nonplusultra unter den Rechtsmedizinern und reibt dieses auch jedem ständig unter die Nase.
Auch den Mörder lernt man sehr gut kennen. In mehreren Passagen erzählt er von sich und seinen Taten und man erfährt sehr ausgiebig, wie er tickt. Nur über seine Identität habe ich bis zum Schluss gegrübelt.

Sehr gut gefallen hat mir auch der locker eingeflochtene bayrische Dialekt, der dem Krimi einen wunderbaren regionalen Touch gibt.

„Fangermandl“ ist ein spannender, sehr gut durchdachter Krimi, der mich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert hat. Ein großartiges Debüt.

Bewertung vom 30.12.2014
Löhnig, Inge

Mörderkind


ausgezeichnet

München 2014. Die 26-jährige Fiona erfährt, dass ihr Vater Ben gestorben ist, reagiert sie mit Gleichgültigkeit. Sie weint dem Mann, der sie vor 19 Jahren zum Mörderkind gemacht und ihre ganze Kindheit aus den Fugen geraten lassen hat, keine Träne nach. Dann betritt der Rettungsassistent Matthias „Darcy“ Stiller die Bühne und teilt ihr mit, dass Ben mit seinen letzten Worten seine Unschuld an dem ihm zur Last gelegten Mord beteuert hat…

Freising 1995. Julia ist wütend - Ben erwidert ihre Liebe nicht. Anders als erwartet, reagiert er mit Entsetzen und Ablehnung auf ihre Schwangerschaft…

„Mörderkind“ ist der erste Krimi, den ich von Inge Löhnig gelesen habe und ich bin begeistert. Die Autorin versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil hervorragend, schon auf den ersten Seiten eine spannende Atmosphäre aufzubauen, die den Leser bis zum Schluss nicht loslässt – ein vor Jahren sorgsam ausgetüftelter Racheplan wirkt bis in die Gegenwart nach, drängt sich plötzlich wieder in den Vordergrund und ruft neue, dramatische Ereignisse hervor.

Ich konnte von Anfang an bestens mit Fiona mitfühlen und die in ihr tobenden, widersprüchlichen Emotionen sehr gut nachempfinden. Ihre Reaktionen auf die Geschehnisse sind durchweg verständlich - die anfängliche Ablehnung gegenüber allem, was mit Ben zu tun hat, genauso wie später ihr unnachgiebiges Bestreben, trotz jeder Menge Gegenwind, die Rätsel der Vergangenheit zu lösen.

Während Fiona sich in 2014 auf eine immer dramatischer werdende Suche nach der Wahrheit macht, bekommt der Leser in dem zweiten Handlungsstrang nach und nach die folgenschweren Ereignisse aus 1995 präsentiert.
Julias Begeisterung für den von ihrer Mutter Renate ersonnenen Racheplan kann man durchaus nachvollziehen, zumal Julia in ihrer Wut blind für das eigentliche Ziel ihrer Mutter ist. Das tatsächliche Ausmaß ihres Handelns begreift Julia erst sehr viel später.

In diesem Kriminalroman gibt es keine polizeilichen Ermittlungen. Hier steht eine junge Frau im Mittelpunkt, die Geheimnisse und Intrigen aufdecken möchte. „Mörderkind“ ist eine rundum gelungene, spannend erzählte Familientragödie.

Bewertung vom 16.12.2014
Berwein, Saskia

Seelenweh / Leitner & Grohmann Bd.3


ausgezeichnet

Lehmanshain. In einem alten, abbruchreifen Haus wird die grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Schnell kann ihre Identität festgestellt werden: Es handelt sich um die 17-jährige Isabell Grunau, eine Ausreißerin, der niemand nachzutrauern scheint…

Saskia Berwein versteht es hervorragend, die Spannung schon auf den ersten Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Gleich im Prolog ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen – man begegnet Isabell, kurz bevor sie brutal ermordet wird. Im Folgenden macht man dann einen kurzen Ausflug 6 Jahre in die Vergangenheit, wo eine Frau ein unglaubliches Geständnis ablegt. Und dann geht es auch schon los mit den Ermittlungen im Mordfall Isabell Grunau.

„Seelenweh“ ist bereits der dritte Fall für Kommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann, für mich war dieser Einsatz in Lehmanshain der erste, den ich mit den beiden Ermittlern erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände habe ich die Akteure gut kennengelernt und hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Die Nachforschungen im Mordfall Isabell sind knifflig. Obwohl die Ermittlungen nach dem Fund der Leiche auf Hochtouren laufen und es einige Verdächtige gibt, scheint eine Lösung des Falls in weiter Ferne zu liegen – keine Spur erweist sich als greifbar. Dann betritt BKA-Sonderermittler Lars Rode die Bühne und hat einige neue Hinweise im Gepäck. Besonders die Bestätigung, dass es sich bei dem Mörder um einen Serientäter handelt, zwingt das Team zur Eile und damit auch zur Zusammenarbeit mit dem Mann vom BKA, denn es gilt, einen weiteren Mord zu verhindern.

Die Charaktere werden von Saskia Berwein allesamt interessant und vielschichtig präsentiert. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet.
Jennifer ist temperamentvoll und kann bissig und kratzbürstig sein. Gelassenheit und Geduld gehören nicht gerade zu ihren Stärken. Eine toughe Frau, die aber auch ihre verletzliche Seite zeigen darf. Als Jennifer selbst Ziel von Anschlägen wird, kann man ihre Beklemmung spüren, die Angriffe auf ihre Privatsphäre machen ihr mächtig zu schaffen.
Auch Oliver ist mir von Anfang an sympathisch. Er fühlt sich so wohl in seinem Job, dass er eine angebotene Beförderung ablehnt. Meist ist er ruhig und zurückhaltend, nur wenn der Hobbymusiker auf der Bühne steht, zeigt er ganz andere Facetten von sich.
Lars Rode kommt recht unsympathisch daher, aber die Vertreter von übergeordneten Behörden sind ja nie beliebt. Er bestätigt den ersten Eindruck dann auch schnell, als er das Ruder bei den Ermittlungen an sich reißt.
Kräftigen Gegenwind kassieren Jennifer und Oliver von Ricarda Anstett, die übergangsweise den Posten der Oberstaatsanwältin übernimmt und eine ganz eigene Vorstellung der Abläufe hat – die Auftritte von Frau Anstett haben mir sehr gut gefallen, man kann sich so herrlich über ihre anmaßende Art aufregen.

Mit „Seelenweh“ hat Saskia Berwein mir alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Thriller dazugehört. Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich von der ersten Seite an ins Geschehen gezogen hat, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln über Zusammenhänge, Motive und Täter gegeben hat.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass nicht nur der Fall gelöst wird, sondern auch die Hintergründe beleuchtet werden, die dazu geführt haben, dass jemand zu einem Serienmörder geworden ist.

„Seelenweh“ ist ein fesselnder und gut durchdachter Thriller mit einer schlüssigen, zu keiner Zeit vorhersehbaren Auflösung. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 16.12.2014
Simon, Lars

Kaimankacke / Torsten, Rainer & Co. Bd.2


ausgezeichnet

Ein Ferienhaus in der Nähe von Leksand/Schweden. Torsten Brettschneider steckt mitten in einer schriftstellerischen Flaute und auch seine Beziehung zu Linda scheint zu Ende, bevor sie richtig begonnen hat. Daher beschließt Torsten, den Rat seines Vaters, sich einen Tapetenwechsel zu gönnen, in die Tat umzusetzen und bucht eine Clubreise nach Costa Rica.

An seinem Reiseziel angekommen erwarten Torsten jedoch nicht wie erhofft Ruhe und Erholung, sondern seine chaotischen Freunde, nervige Miturlauber, missmutige Hotelangestellte und eine undurchsichtige Clubleitung – oder anders: ein abenteuerlicher, ereignisreicher Aufenthalt voller kleiner und großer Katastrophen…

Sommer, Sonne, Karibik – diese Kulisse hat Lars Simon für seinen Roman „Kaimankacke“ gewählt. Auch in seinem zweiten Roman rund um die Gödseltorp-Truppe wartet der Autor mit einer geballten Ladung frisch-fröhlichen Klamauks auf.
Reichlich Situationskomik, ganz viel Wortwitz und „krasse Vibrations“ geben der Geschichte eine Menge Schwung und sorgen für beste Unterhaltung.

Was für herrliche Gestalten im Club „Mucho Gusto“ aufeinander treffen! Ich kann gar nicht sagen, wer mir am besten gefallen hat – gut, Rainer steht unangefochten an der Spitze, dem kann keiner das Wasser reichen. Der Sozialpädagogikstudent im mittlerweile 11. Semester läuft mit seiner trockenen Art wieder oberstkrass zur Hochform auf, bricht eine Lanze für die unterdrückten Einheimischen und rettet ein ganzes Rudel Langusten.
Auch die anderen aus „Elchscheiße“ bekannten Akteure bereichern die Handlung mit ihren Eigenarten – Vater Gerd stänkert in alle Richtungen, Renate schwebt zwischen Karma und Kosmos und der fast neunzigjährige Bjørn hat Frühlingsgefühle.
Natürlich gibt es auch ein paar neue, nicht minder durchgeknallte Mitwirkende in dieser äußerst lebhaften und turbulenten Geschichte – als da zum Beispiel wären: die moppeligen, ständig kichernden Schwedentwins Freja und Frida, ein babbelndes, unaufhörlich meckerndes Ehepaar aus Hessen und die ziemlich verzogen wirkende Göre Vanessa-Elektra nebst ihrer Mutter Petra. Alle zusammen bilden eine kunterbunte Schar, die munter von einem Abenteuer zum nächsten stolpert.

„Kaimankacke“ ist eine durchweg spaßige, erlebnisreiche Reise – ein tolles, kurzweiliges Lesevergnügen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.12.2014
Aydin, Veronika; Klamroth, Kerstin

Bestattungsfragen / Elfriede Schmittke Bd.2


sehr gut

Hofheim. Tierbestatter Bodo Müller findet in einer seiner Kühltruhen die Leiche einer jungen Frau. Gleichzeitig ist aus einer anderen Truhe das jüngst verstorbene Kaninchen Oskar verschwunden.
Während die Polizei sich auf die Suche nach dem Mörder von Natalya Kolbe macht, bekommt Privatermittlerin Elfriede Schmittke den Auftrag, den Dieb des Deutschen Riesen zu finden.

„Bestattungsfragen“ ist Elfriedes zweiter Fall und auch mit diesem Krimi hat mich das Autorenduo Veronika Aydin und Kerstin Klamroth sehr gut unterhalten.

Was mir an Elfriede so unheimlich gut gefällt, ist ihre Natürlichkeit. Die ehemalige Polizistin und alleinerziehende Mutter eines Teenagers bleibt mit ihren Ermittlungen und Aktivitäten immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten – keine Superheldin, sondern eine Ermittlerin, die sich mit Spürsinn und guter Kombinationsgabe ans Werk macht.

Nicht nur der kniffelige Kriminalfall, bei dem sie tatkräftige Unterstützung von „Praktikant“ Pjotr/Elvis bekommt, erfordert Elfriedes Aufmerksamkeit, sie hat auch mit allerhand Trubel in ihrem Privatleben zu kämpfen.

Sohn Oliver hat Liebeskummer, Tante Ingeborg geht einem seltsamen Hobby nach, Freundin Carmen verzweifelt wegen einer ihr auferlegten Teilnahme an einer Kochshow, und Pflegehund Hugo beansprucht auch Elfriedes Zuwendung.
In Liebesdingen steht das Glücksbarometer für die Privatdetektivin auf Sonnenschein, sie und Arzt Carsten kommen sich näher.

Es hat mir großen Spaß gemacht, mit Elfriede auf Verbrecherjagd zu gehen und ihr Alltags-Tohuwabohu mitzuerleben - „Bestattungsfragen“ ist ein abwechslungsreicher, sehr unterhaltsamer Krimi.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2014
Schweikert, Ulrike

Hinter den Spiegeln


ausgezeichnet

Wien 1892. Komtess Luise von Waldenberg erwacht nach wochenlangem Koma und kann sich weder an ihren tragischen Sturz noch an sonst etwas erinnern. Der Unfall hat bei Luise nicht nur einen Gedächtnisverlust verursacht, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung bewirkt: vor dem Unglück zickig und überheblich, hat sich Luise zu einem freundlichen, liebenswerten Mädchen gewandelt.
Luise macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und stößt dabei auf Geheimnisse und Ungereimtheiten innerhalb der Mauern des Palais Waldenberg…

In „Hinter den Spiegeln“ nimmt Ulrike Schweikert den Leser mit auf eine Reise ins späte 19. Jahrhundert in die Welt des österreichischen Hochadels.
Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, Ort und Zeit in Szene zu setzen. Durch die hervorragenden Beschreibungen bin ich von der ersten Seite an mitten im Geschehen, kann die herrschaftliche Atmosphäre der Donaumonarchie spüren und mir dabei sehr gut vorstellen, wie Luises Alltag aussah.
Ulrike Schweikert präsentiert ganz unterschiedliche Facetten der damaligen Zeit - es hat mir großen Spaß gemacht, mich mit Luise inmitten des alten Adels auf Soireen, Salons, Tanzabenden und Bällen zu tummeln und die aristokratische Luft zu schnuppern. Ganz besonders aber habe ich die Aufenthalte in der Backstube der Zuckerbäckerei Bruckner genossen, eine wunderbare Welt, die nach Zimt, Schokolade und Karamell duftet und Wärme und Geborgenheit ausstrahlt.

Für ganz viel Spannung sorgt der Part der Geschichte, der sich hinter der glänzenden Fassade des Palais Waldenberg abspielt – hier stößt man gemeinsam mit Luise auf sorgsam vertuschte und verschleierte Intrigen, Machenschaften und Geheimnisse, die auf keinen Fall nach außen dringen und in der Wiener Gesellschaft bekannt werden dürfen. Es gilt, immer an das Ansehen der Familie zu denken, stets muss die Contenance bewahrt werden.
Unerklärbare Ereignisse und merkwürdige Unfälle sorgen für Unruhe im Hause Waldenberg. Schon bald wird klar, dass nicht jeder Luises Genesung so positiv gegenüber steht, wie es zunächst den Anschein hat. Doch wer hier wirklich ein falsches Spiel spielt, wird erst ganz zum Schluss deutlich.

Die Charaktere sind vielschichtig und interessant gezeichnet, so manch einer zeigt dabei erst im Verlauf der Handlung sein wahres Gesicht.

Luise ist eine liebenswerte, junge Frau, die ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen inklusive der ganzen Umgangsformen, Konventionen und Benimmregeln nachkommt, gleichzeitig aber die strenge Trennung der Gesellschaftsschichten infrage stellt.

Außer Luise leben im Palais Waldenberg noch ihr viel beschäftigter Vater Leopold und ihre stets kränkelnde Mutter Antonia sowie deren Bruder Philipp von Dahlbach samt Familie. Hinzu kommen noch eine ganze Reihe Bedienstete, zuständig für Küche, Haus und Hof.

Zuckerbäcker Stephan ist bis über beide Ohren in Luise verliebt. Er gibt sich unbeschreiblich viel Mühe, ihr zu gefallen und genießt ihre Nähe sehr. Obwohl ihm klar ist, dass eine Beziehung mit Luise aufgrund der unterschiedlichen Kreise undenkbar ist, scheint er die Hoffnung nicht aufzugeben.

Luises Verlobten Fürst Rudolf von Thernitz lernt man als garstigen Unsympath kennen – hier zeigt sich, dass der erste Eindruck täuschen kann.

Am meisten überrascht hat mich Großtante Josephine. Sie rauscht eines Tages in das Palais und verkündet, die Aufgaben von Luises Mutter zu übernehmen und sich intensiv um Luises gesellschaftliches Vorankommen zu kümmern. Ich habe mit einem herrischen, hochnäsigen, ja einem fast bösartigen Weibsbild gerecht – aber Tante Josefine ist ganz anders. Resolut und energisch zwar, aber sie durchschaut die Vorkommnisse im Hause Waldenburg und ist bemüht, wieder Ordnung und einen angemessenen Ablauf in den Haushalt zu bringen.

„Hinter den Spiegeln“ ist ein spannender historischer Roman, der mit einer großartigen Atmosphäre und einigen Überraschungen und Wendungen punkten kann - ein tolles Lesevergnügen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.