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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2021
Tyrie, Gordon

Schottensterben / Hebriden Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Schwarzer Humor und ein verliebtes Highland-Rind - zum Brüllen

Der immer barfuß laufende Nicol wird, als er sich gerade daran macht, die angespülte Leiche am Strand zu verbuddeln, von einigen anderen Dorfbewohnern dabei gesehen. Da das als McKechnie vermutete Opfer bei keinem so wirklich beliebt war, bekommt er schnell Hilfe von der resoluten Val. Doch auch Hynch, ein ehemaliger Profikiller, beobachtet die Aktion. Ist er der Mörder? Ganz egal, die Leiche muss weg, wie auch immer. Wäre da nur nicht dieses neugierige Touristenpaar, das einfach zu viele Fragen stellt und immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Und dann ist da noch Thin Lizzy… die auf der Insel frei herumlaufende Highland-Kuh, die sich zu allem auch so ihre Gedanken macht und sich dann auch noch in Nicol verliebt.

Ich habe so gelacht! Das Buch ist von vorne bis hinten einfach nur köstlich. Die Charaktere werden so lebhaft geschildert, das Setting ebenso. Der Umgang aller untereinander, die immer störenden Touristen, das Hin- und Her mit dem Toten und nicht zu vergessen: die Kapitel, in denen Thin Lizzy, die Fladenkönigin, zu Wort kommt – umwerfend. Ich war ständig am Grinsen und am laut Lachen, habe meinem Mann immer wieder Passagen daraus vorgelesen (was zur Folge hatte, dass er das Buch dann auch gelesen und sich genauso beömmelt hat) und war schlicht richtig gut unterhalten. Schwarzer Humor at its best, ein paar Verstrickungen und immer wieder die Frage: wer ist der Mörder? Und: was stellt Lizzy wohl als nächstes an?

Ihr ahnt es schon: es ist kein ernsthafter Krimi, sondern eine Krimikomödie. Alle, die „Immer Ärger mit Harry“ oder auch „Eine Leiche zum Dessert“ mögen, die schwarzen Humor lieben und nicht immer alles so ernst und verbissen sehen und auch einfach für alle, die mal gerne wieder herzhaft beim Lesen lachen wollen, sei dieses Buch empfohlen. Ich hätte gerne noch viel mehr dieser schwarzhumorigen Hebriden-Krimis.

Bewertung vom 09.07.2021
Krusche, Lisa

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch


ausgezeichnet

Schräger Roadtrip mit genialen Charakteren – berührend, klug und witzig. Ein Geheimtipp!

Gustav sammelt kleine Dinge, die er auf seinem Weg findet und die in seinen Hosentaschen Platz finden. Die Fundstücke werden ordentlich beschriftet und katalogisiert. Außerdem spricht er mit seiner Wasserpflanze namens Agatha – dafür aber nicht mit dem Rest der Welt (Schweigegelübde, bis der neue Mann an der Seite seiner Mutter wieder weg ist). Er macht sich Gedanken, wer sein Vater sein könnte und während er also so sein Leben lebt, läuft ihm die unbefangene Charles über den Weg. Die zwei freunden sich an und Charles hat die Idee, gemeinsam mit Gustav dessen Vater zu suchen. Gustavs Opa muss auch mit, einer muss ja schließlich das Auto fahren – und Opa weiß auch, wer Gustavs Vater ist. Nur nicht, wo er ist. Nun beginnt ein Roadtrip der besonderen Art: von Berlin über die Slowakei und Ungarn bis nach Instanbul folgen Gustav, Charles, Opa und Agathe die Wasserpflanze der Spur von Emilio Galetti (so heißt er nämlich) und erleben dabei so einiges. Im Lauf der Zeit stoßen dann noch Opas uraltes Zirkuskaninchen Miffler dazu sowie Vida, eine orangener Plüschkrake, der zu Charles gehört.

Also dieses Buch hat es in sich. Es ist total crazy, cool, krass und einfach nur genial! Die Charaktere sind der Hammer und wunderbar gezeichnet. Gustav, der für mich autistische Züge hat, lebt in seiner Blase und ist sehr in sich gekehrt. Er lässt sich aber von der wunderbar unkonventionellen Charles, Tochter eines Künstlerehepaars, ins pralle Leben entführen. Sie zeigt ihm, dass es auf der Welt so viel mehr gibt, als man glaubt. Sie ist überzeugt, dass man nur gute Vibes ins Universum zu senden braucht und schon fügt sich alles. Gnadenlos optimistisch und unfassbar lebendig sieht sie immer eine Lösung, nie ein Problem – ich liebe sie! Opa, der ehemalige Zirkusclown, will einfach nochmal leben – raus aus dem Altersheim und rein ins Abenteuer. Das Leben ist zu kurz, um nur davon zu träumen.

Die Geschichte macht Spaß und bietet doch so viel mehr! Nicht einfach eine Kindergeschichte, sondern ein absolut lesenswertes, kluges Buch mit so viel Weisheit und Botschaft darin. Es gibt sehr viele bemerkenswerte Sätze und ich fühlte mich einfach immer berührt. Hier ist alles drin: es ist lustig, traurig, bewegend, amüsant, schräg, intelligent, völlig gaga, mystisch, spannend, fesselnd, verrückt, botschaftenvermittelnd, mutmachend, nachdenklich, genial! Ein Buch fürs Herz und für die Seele. Dass die Autorin es geschafft hat, das alles in knapp 190 Seiten zu packen ohne dass es überfordert oder einfach zu viel wird, zeugt von echter Schreibkunst. Ihr Stil ist super zu lesen, kommt direkt an und versteht es, zu fesseln. Man kann gar nicht anders, als gute Laune zu haben, wenn man diese Geschichte liest. Grandios!

Fazit: ein wertvolles, Mut und gute Laune machendes Buch, das direkt in Herz und Seele trifft - nicht nur für Kinder, sondern für jedes Alter. Ein echter Geheimtipp und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.07.2021
Jaenicke, Maren

Vampiluna


sehr gut

Süße, kindgerechte Vampirgeschichten, die Spaß machen

Drei Geschichten in einem Sammelband:

Teil 1: Neue Nachbarn – diese nervenden Vampirjungs müssen weg, ganz klar! (Vampi)Luna, (Vampi)Lotta, (Vampi)Milla und (Vampi)Nola lassen sich so allerhand Streiche einfallen, um Fritz, Bertie und Bohne zu vertreiben. Doch die zahlen es den Mädchen mit gleicher Münze heim. Doch dann tauchen Bagger auf, die die Ödelburg und damit das neue Zuhause der Jungs plattmachen wollen. Jetzt heißt es: zusammenhalten! Und plötzlich sind die Mädchen und Jungs sich gar nicht mehr so spinnefeind. Und zu siebt (die vier Mädchen, die drei Jungs plus Rabe Rabert) ist es in einer Gruft doch auch viel schöner. Kurzerhand ziehen sie alle zusammen.

Teil 2: Finstere Ferien – so schön das Zusammenleben ist, so manchmal geht man sich doch auf den Keks. Kurzerhand entschließen Vampiluna und ihre Mädels: Urlaub muss her! Sie reisen in das Hotel, in dem sie vor ca. 50 Jahren schon mal so viel Spaß hatten. Doch kaum angekommen stellen sie fest: das Hotel ist nicht mehr das, was es mal war. Ein anderes Luxushotel hat ihm den Rang abgelaufen. Da muss geholfen werden! Mit einer kleinen List und mit Hilfe von Fritz, Bertie und Bohne wollen alle gemeinsam es schaffen, das Hotel „Morgengrauen“ wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen.

Teil 3: Geniale Gefährten – Menschen sind gefährlich. Das weiß jeder Vampir. Doch als die Bande rund um Vampiluna auf das Menschenmädchen Annabelle trifft, überdenken sie ihre Meinung. Sie treffen sich immer häufiger mit ihr morgens, wenn es noch dunkel ist und haben viel Spaß miteinander. Alles wäre super, wenn es da nicht diesen fiesen Klassenkameraden gäbe, der Annabelle das Leben schwermacht. Die Vampirbande beschließt einzugreifen, um dem Menschenmädchen zu helfen.

Dieses Kinderbuch ist wieder einmal ein Beweis mehr, dass Selfpublisher-Bücher durchaus kleine Schätzchen und absolut lesenswert sein können. In dem Buch sind 3 Teile versammelt, jeder Teil mit ca. 80 Seiten (+/-). Ein Band besteht aus 14 bis 17 Kapiteln. Die einzelnen Kapitel sind also schön kurzgehalten. Die vielen hübschen sw-Illustrationen untermalen die Storys jeweils sehr gut und – ganz süß für die Leseanfänger – im Text sind viele Emojis integriert. Da macht das Lesen gleich nochmal so viel Spaß. Die Storys rund um Vampiluna & Co. sind sehr süß, ein bisschen frech und sehr lustig. Jede hat eine Botschaft, es geht hier vor allem um Freundschaft und Zusammenhalt, um Hilfsbereitschaft, Selbstbewusstsein und vorurteilsfreie Akzeptanz. Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, er ist wunderbar kindgerecht und gut zu lesen bzw. auch zum Vorlesen super geeignet. Die Erstleser haben sicher ihren Spaß an Vampirmädels und -jungs, die kein Blut trinken, dafür aber Nudeln in Tomatensauce lieben. Und auch Rabe Rabert, der in Reimen sprechende Rabe, ist immer wieder für einen Lacher gut. Ich hätte allerdings gern ein kleines bisschen mehr über die Vampire erfahren: wo kommen sie her? Gibt es Eltern? Familie?

Am Ende des Sammelbands findet man sogar noch ein Bingo-Spiel zum Ausschneiden oder Kopieren und selber Spielen. Eine nette Idee.

Fazit: für die jungen Erstleser ab 6 Jahren ein lustiges und pfiffiges Vampirabenteuer, alters- und kindgerecht und einfach nur süß.

Bewertung vom 07.07.2021
Wilke, Jutta

Das Karlgeheimnis


ausgezeichnet

Ein Kinderkrimi der besonderen Art: lustig, spannend, traurig, berührend und einfach schön

Emil trifft Finja zum ersten Mal an Karls Büdchen. Dort ist er jeden Tag, liest Karl ein bisschen vor, hilft ihm ab und zu aus und bekommt immer einen Lolli geschenkt. Doch nicht nur auf Finja trifft er dort, sondern auch auf einige andere Nachbarn und die Müllmänner, die morgens hier immer ihren Kaffee trinken. Alle kennen sich, unterhalten sich gerne. Das Büdchen ist für alle so eine Art Kommunikations-Treffpunkt. Emil ist gerne dort, weil das besser ist, als allein daheim zu sitzen. Zumal seine Mutter immer sehr viel arbeiten muss, damit sie finanziell über die Runden kommen. Außerdem vermisst Emil seinen Papa und hier hat er Ablenkung. Doch irgendwann verschwindet Karl spurlos und keiner weiß, was los ist. Dann tauchen auch noch Männer in schwarzen Anzügen auf, die sich für das Büdchen sehr zu interessieren scheinen. Finja – aufgeweckt, forsch und spontan – beschließt Karl zu helfen. Nicht nur, den Fall „Karl“ aufzulösen, sondern auch diverse andere Probleme anzugehen. Denn die finanziellen Probleme sind immens, Emil und seine Mama trauern um Emil´s Papa, das ganze Leben steht Kopf und ist so schwer geworden.

Rein vom Äußeren und dem Klappentext habe ich einfach ein nettes, kurzweiliges Kinderbuch erwartet. Doch was ich dann zwischen den Buchdeckeln entdecken durfte, ist so viel mehr! Die Geschichte ist mit so viel Gefühl und Liebe geschrieben, ich konnte gar nicht anders, als Emil sofort in mein Herz zu schließen. Seine eigene Trauer und seine Gedanken dazu, was seine Mama gerade durchmacht, seine Rücksicht, seine Nächstenliebe, sein übergroßes kleines Herz. Das alles hat mich tief berührt, traurig und glücklich gemacht. Doch auch der Spaß und die Spannung kommt hier nicht zu kurz. Die bildhaft geschriebenen Charaktere, die sich rund um das Büdchen treffen, lassen die Geschichte lebendig werden. Die zahlreichen super passenden Illustrationen von Ulf K. tun ihr Übriges dazu. Eine tolle Idee: alle Charaktere werden mittels eines von Emil geschriebenen Steckbriefs vor den einzelnen Kapiteln vorgestellt. Mit Bild und Beschreibungen. Wirklich süß!

Der Schreibstil ist flüssig und super zu lesen, die Kapitel nicht zu lang. Erzählt aus der Ich-Perspektive von Emil kann sich die/der junge Leser/in sicher super mit ihm identifizieren. Letztlich geht es um Zusammenhalt, Familie, Trauer, Freundschaft. Schön spannend eingepackt in eine kriminelle Handlung, gewürzt mit viel Gefühl und Emotionen und einer Menge Humor. Ein wunderbar vielschichtiges Kinderbuch, welches ich sehr gerne mit der vollen Punktzahl bewerte. Für alle Kinder und auch für alle anderen von 10 bis 100. Einfach zauberhaft, traurig, berührend, lustig und schön. Ein tolles Gesamtpaket.

Bewertung vom 04.07.2021
Giordano, Mario

Tante Poldi und der Gesang der Sirenen / Tante Poldi Bd.5 (6 Audio-CDs)


gut

Wenn Hochzeitsvorbereitungen von Mordfällen unterbrochen werden – ein neuer Fall für Tante Poldi

Ich vergebe 3,5 Punkte – da es hier aber keine halben Sachen gibt, runde ich tendenzmäßig ab auf 3 Punkte.

Poldi steckt mitten in den Vorbereitungen zu Ihrer Hochzeit mit Montana. Alle Welt will dabei sein bei diesem Großereignis und es gibt viel zu tun. Da kommt es gerade gelegen – oder ungelegen? Wie man´s nimmt – dass die Vorbereitungen wegen des Verschwindens des windigen Geschäftsmanns Aldo Favorotta auf Eis gelegt werden müssen. Dieser lockt, bevor er sich in Luft auflöst, Poldi mit einem Auftrag zu sich und eröffnet ihr, dass er Infos über Maria – Poldis gesuchte Zwillingsschwester – hat. Die steckt also auch wieder irgendwie mit drin. Dann noch die tote Slowakin, mit der Poldis Neffe zu Lebzeiten Kontakt hatte. Hängen diese Fälle zusammen? Wo ist Favorotta? Wo ist Maria? Was haben die beiden miteinander zu schaffen? Wie kam die Slowakin ums Leben? Fragen über Fragen – da rückt die Hochzeit erst mal in den Hintergrund.

Wie immer hat auch hier die Poldi ihren großen Auftritt als Ermittlerin/Detektivin. Immer mit Perücke und bunten, auffallenden Gewändern – Dezenz ist schließlich Schwäche. Es geht rasant zu, ein Vorkommnis jagt das nächste, es bleibt nicht bei einem Toten und Geld, Betrug, Verrat etc. sind auch mit an Bord. Dann ist da noch Maria, die plötzlich wieder auftaucht und den Neffen „entführt“, sich dann aber in einen alleinstehenden Bauern verliebt und überhaupt irgendwie friedlicher geworden ist. Zwischendrin die Hochzeitsvorbereitungen, die Suche nach dem verschwundenen Favorotta, die Ermittlungen am Mord der angespülten Leiche und des Mannes oben in den Bergen. Dann die seltsamen Geschäfte des Favorotta. Seine Ehefrau, die auch irgendwie komisch ist und und und. Puh… ganz schön viel. Das alles ist für mich fast zu viel. Auch wenn der Schreibstil gewohnt locker und frech und lustig ist, sind mir das zu viele Dinge auf einmal. Ich verliere ein bisschen den Faden, komme nicht mehr ganz mit. Bei einem Hörbuch möchte man ja nicht immer wieder zurück gehen, um sich die eine oder andere Stelle noch mal anzuhören. Viel zu umständlich.

Mir gefällt in dieser Krimireihe die bayerische Mundart, Poldis polternde, sehr selbstbewusste Art, die Naivität des Neffen, der sich aber auch gemausert hat und vor allem aber die Interaktion mit den anderen Charakteren: die traurige Signora, der Pater, die Schwestern von Poldi, der furzende Totti, der Tod, Montana und wie sie alle heißen. Das kam mir hier ein bisschen zu kurz und hat mir daher gefehlt.

Nichtsdestotrotz handelt es sich um einen lebendigen, rasanten, witzigen Krimi und – so wie sich das Ende für mich anhört – um das vorläufige Ende der Poldi-Reihe. Schade irgendwie; aber so eine Pause – wenn es denn nur eine Pause ist – ist vielleicht auch ganz gut, um frischen Wind reinzubekommen und sich zu sammeln für die hoffentlich nächsten Poldi´schen Krimiabenteuer.

Bewertung vom 03.07.2021
Hafermeyer, Franz

Tote lächeln nicht / Schwaben-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Ein Schwabenkrimi mit heftigen Mordfällen und witzigen Dialogen – viel Spannung, viel Humor, einfach gut

Elsa Dorn hat sich von München in die „Provinz“, also nach Augsburg versetzen lassen und wird sogleich der Soko Gabriel zugeteilt. Allerdings nicht als aktive Ermittlerin, sondern als Zuarbeiterin, die Akten sichtet und im staubigen Kabuff sitzt. Dabei geht es doch um einen Doppelmord – einen äußerst brutalen sogar! Und es bleibt auch nicht bei diesen beiden Leichen – weitere folgen. Elsa kann nicht anders und muss sich unerlaubt und heimlich in die Ermittlungen stürzen. Doch allein ist das schwierig. Gut also, dass sie auf Sven Schäfer trifft. Er ist aus dem Polizeidienst entlassen worden und jetzt als Detektiv unterwegs. Zudem ist er ein Grobian, sieht bisschen aus wie Bruce Willis, ist ein unmöglicher Aufschneider und arrogant. Doch auch Sven findet wenig Gefallen an der pfiffigen, aufdringlichen und direkten Elsa Dorn mit dem großen Hintern und dem noch größeren Appetit. Doch irgendwie schaffen die beiden es, sich gemeinsam auf den Fall zu konzentrieren und kreuzen damit die Wege des Serienkillers, der Mafia und des Rotlichtmilieus.

Ich mag Elsa Dorn, die ein wenig korpulente, immerzu hungrige, selbstbewusste, schlagfertige, schlaue Polizistin, die notgedrungen in ihrem alten Kinderzimmer wohnt. Und ich mag Sven Schäfer, der raubeinige Ex-Polizist mit den unkonventionellen Methoden, seiner Ketchup-Sucht, seiner Direktheit und seiner rauen Schale mit dem weichen Kern (er ist doppelter Kater-Vater). Doch zusammen sind die beiden ein echter Knaller! Ich musste so lachen beim Lesen ihrer Dialoge. Da sprüht der Humor, die Fetzen fliegen, die beiden schenken sich nichts, werfen sich Beleidigungen an den Kopf und doch spürt man irgendwie, wie es funkt zwischen ihnen (auch wenn bisher nichts läuft zwischen ihnen). Die zwei sind wie Katz und Maus, aber irgendwie auch wie Faust aufs Auge. Es passt überhaupt nicht und doch so gut. Ein großartiges Ermittler-Duo!

Die Story selbst ist brutal. Sehr blutige, extreme Morde, Rotlichtmilieu, Mafia, viel Blut und grauenhafte Details. Die Spannung ist immer ganz oben, weil man als Leser nicht weiß, wer nun dieser Engel Gabriel ist. Warum er die Morde verübt und wie die Opfer zusammenhängen. Hinzukommt noch ein Maulwurf bei der Polizei. Also viel Stoff für einen Krimi. Doch der Autor schafft es, all das in einer absolut fesselnden und doch auch super lustig-frechen und sehr unterhaltsamen Weise zwischen die Buchdeckel zu packen. Was sicher auch an der immer wieder eingestreuten bayerischen Mundart liegt. Ich habe mir schon die anderen 3 Bände (darunter ein Kurzkrimi) gekauft und werde sie garantiert genau so verschlingen, wie diesen 1. Teil.

Für alle, die bayerische (schwäbische) Krimis mit viel Spannung aber mindestens genau so viel Humor mögen, kann ich diesen Auftakt der Schäfer und Dorn-Reihe nur empfehlen. Von mir gibt´s auf jeden Fall die volle Punktzahl.

Bewertung vom 01.07.2021
Foley, Lucy

Sommernacht


ausgezeichnet

Eine Insel, eine Hochzeit, eine Leiche – spektakulärer Thriller

Jules heiratet nach nicht ganz 2 Jahren ihre große Liebe Will. Jules ist kein unbeschriebenes Blatt und Will ist in der Fernsehbranche ein Star. Klar, dass die Hochzeit ein Knaller sein muss, durchgeplant und exklusiv. Gut, dass sie von Hochzeitsplanerin Aoife, der Besitzerin des Anwesens auf der Insel, diese Hochzeitslokalität zu einem Schnäppchenpreis angeboten bekommt. Eingeladen sind neben den Familien auch Jules bester Freund Charles mit seiner Frau Hannah sowie die Kumpels des Bräutigams aus damaligen Internatszeiten. Was der schönste Tag im Leben werden sollte, entwickelt sich zu einem absoluten Grauen! Jeder scheint dunkle Geheimnisse zu haben, die ausgerechnet jetzt ans Tageslicht drängen. Dann dieser heftige Sturm und – natürlich – der grauenvolle Mord!

Der Aufbau des Buches ist grandios! Es springt zwischen den Zeiten hin und her (zwischen JETZT und dem VORTAG) und lässt die einzelnen Personen zu Wort kommen. Man erfährt also die Geschichte aus der Sicht von Aoife (Hochzeitsplanerin), Hannah (Begleitung von Charles), Jules (Braut), Johnno (Wills Trauzeuge), Olivia (Brautjungfer und Schwester der Braut) und Will (Bräutigam). Sie erzählen das aktuelle Geschehen, doch auch Dinge aus der Vergangenheit kommen ans Licht. Nach und nach ergibt sich ein Bild, Zusammenhänge werden klar und doch erfährt man als Leser immer mehr und anderes und aus neuen Blickwinkeln. Permanent herrscht eine maximale Spannung, die Atmosphäre ist düster und unfassbar fesselnd. Foley beschreibt die Gefühle und Empfindungen ihrer Charaktere eindrücklich und detailliert, aber niemals langatmig – es scheint fast, man kenne sie alle nun persönlich. Umso intensiver ist die Sogwirkung der Story: ich bin nicht nur Beobachter, sondern mittendrin. Ebenfalls Hochzeitsgast und Teil dieses atemberaubenden Geschehens. Das ist oft düster und bedrückend und traurig, aber immer furchtbar fesselnd und gnadenlos spannend. Das Ende ist der Knaller! Du meine Güte… was für ein Leckerbissen; ein Thriller zum Fingernägelkauen!

Ich bin auf den Foley-Geschmack gekommen und werde mir nun sicher ihr erstes Buch NEUSCHNEE kaufen.

Bewertung vom 01.07.2021
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


ausgezeichnet

Ein fesselnder Pageturner und super spannend

Alles beginnt damit, dass ein aufmerksamer Nachbar spät abends einen Mann sieht, der offensichtlich das Haus seiner Nachbarinnen auskundschaftet. Die aufgenommene Verfolgung endet jäh, als der Unbekannte ihm ein Messer ins Auge sticht. Nahezu zeitgleich fährt ein alter, verwirrter Mann auf seinem Fahrradgepäckträger einen abgetrennten Fuß spazieren. Und noch in derselben Nacht wird eine Joggerin bestialisch ermordet. Diese wohnte in dem Haus, welches von dem Unbekannten beobachtet wurde. Kerner nimmt die Ermittlung zum Mord auf, während sein Kollege Hagenah sich um die Sache mit dem Fuß kümmert. Doch bald geschehen weiterer Morde und Jens Kerner, Rebecca Oswald & Co. müssen alles daransetzen, weitere zu verhindern.

„Die Karte“ ist der vierte Teil der Kerner und Oswald Reihe. Ich kenne keines der Vorgänger, hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Für mich handelte es sich um einen abgeschlossenen Roman. Von Seite eins an hat mich Winkelmanns Schreibstil in den Bann gezogen. Es geht gleich mächtig rasant zu, es passiert so viel – ich wollte einfach immer weiterlesen um mehr zu wissen. Dazu beigetragen hat sicherlich die Tatsache, dass man als Leser einerseits die Story liest, dann jedoch auch der Mörder selbst zu Wort kommt und es auch immer wieder Zwischensequenzen über ein kleines Mädchen gibt, die scheinbar mit der Story selbst erst einmal nichts zu tun haben. Man fragt sich unweigerlich, wie diese ganzen Szenen zusammenpassen, wann hier die Fäden zusammengeführt werden, wer zum Kuckuck der Mörder ist und welches Motiv er hat. Der Spannungsbogen ist permanent ganz weit oben, ich bin förmlich durch die Seiten geflogen, habe mir immer gesagt: nur noch ein Kapitel, nur um dann doch weiter zu lesen.

Gut gefallen haben mir die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander. Rebecca Oswald bringt den eher hitzköpfigen Jens Kerner mit ihrer ruhigen, besonnenen, intelligenten Art immer wieder auf den Boden zurück und ist für ihn eine Art Anker. Zwischen den beiden bahnt sich eine Beziehung an, was sehr schön beschrieben ist und auch super in die Story passt. Auch die anderen Charaktere (und das Setting) sind bildhaft beschrieben, so dass sich feinstes Kopfkino abspielt. Ich habe Vermutungen angestellt, die aber im nächsten Moment wieder verworfen wurden, nur um von den nächsten abgelöst zu werden. Winkelmann versteht es, mich als Leser geschickt in die Irre zu führen, mich unglaublich neugierig zu machen auf den Fortgang der Geschichte und die vielen Anfangsfäden auf extrem fesselnde Weise ineinanderlaufen zu lassen.

Ein bisschen gestört hat mich das klischeehafte Thema der männerhassenden, erfolgreichen, sportlichen, sexy Frauen, welches sich hier wie ein roter Faden durchzieht. Das war mir to much – aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Das Ende wirkt dann vielleicht ein klitzekleines bisschen konstruiert, war aber dennoch völlig okay für mich. Ich kann nur 5 Sterne geben, weil mich das Buch wirklich nicht mehr losgelassen hat und ich es nahezu in einem Rutsch durchlesen musste.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.06.2021
Mirow, Benedict

Die Jagd beginnt / Die Chroniken von Mistle End Bd.2


sehr gut

Gut gegen Böse – actionreich und voller Fantasie; gelungene Fortsetzung

Cedrik, der Mistle End mittlerweile als sein Zuhause betrachtet und sich dort sehr wohl fühlt, muss wegen eines großen Feuers, das den Ort zu zerstören droht, all seine druidische Kraft aufbringen. Dank der Göttin des Winters, die er in der magischen Zwischenwelt, in die er hinübergleitet, wenn er seine Kräfte einsetzt, trifft, bekommt er das Feuer unter Kontrolle. Doch es stellt sich heraus, dass das Feuer nur ein Ablenkungsmanöver war, um aus der Bibliothek ein mächtiges Buch zu entwenden. Mit Hilfe dieses Buches kann man Tore aufspüren und nutzen, die einen sofort an andere, weit entfernte Orte reisen lassen. Das Buch wurde wohl nach London gebracht. Cedrik und seine Freunde, die Geschwister Emily und Elliot, nutzen verbotenerweise eines der noch aktiven Tore, um dem Buch nach London zu folgen. Sie wollen es dort aufspüren und wieder nach Mistle End zurückbringen, da es in den falschen Händen die Zerstörung von Mistle End und einen Krieg zwischen verfeindeten magischen Wesen bedeuten würde.

In London trifft Cedrik auf seinen ehemaligen Freund, jetzigen Erzfeind, den anderen Druiden Cratch. Dieser hat sich ganz der „dunklen Seite“ verschrieben und seine Macht wird immer größer. Er versucht, Cedrik auf seine Seite zu ziehen, um gemeinsam die Weltherrschaft zu erlangen. Doch Cedrik ist standhaft, was letztlich zu einem großen Showdown und einem Kampf zwischen Gut und Böse gipfelt.

Wie auch beim ersten Teil ist das Buch rein optisch ein echter Leckerbissen! Der hübsche Schutzumschlag mit Guckloch auf die überaus fantasievolle Zeichnung des Kraken. Sehr schön. Die Kapitel sind nicht so lang, somit perfekt für noch junge, unerfahrene Leser mit weniger Ausdauer.

Der Schreibstil ist detailreich, bildhaft und opulent, was das Setting betrifft. Was die Charaktere betrifft jedoch eher zurückhaltend und oberflächlich. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Für mein Gefühl wurde zu sehr auf Action und Spannung geschrieben, wodurch das Zwischenmenschliche bzw. die Charaktere an und für sich zu kurz kamen. Was den Kindern und anderen Protagonisten so alles zustößt, das Aufeinanderprallen von Gut und Böse, der brutale Kampf ist schon echt heftig und nichts für Sensibelchen.
Für meinen Geschmack ist hier ein bisschen zu viel passiert, als Leser bekommt man kaum Zeit zum Durchatmen. Die Szenen in der magischen Zwischenwelt, in denen Cedrik u.a. auf seinen Großvater, einen Gott, trifft, sind für mich eher verwirrend und seltsam und stören meinen Lesefluss irgendwie, weil sie so ganz anders sind als der Rest der Story. Seltsam eben.

Alle jungen und junggebliebenen Fantasy-Fans, die Harry Potter und Percy Jackson und generell den Kampf Gut gegen Böse mögen, kommen hier sicher auf ihre Kosten.
Da es eine sehr spannende, rasante, actiongeladene und sehr fantasievolle Geschichte ist, vergebe ich sehr gute 4 Sterne. An die hervorragenden 5 Sterne von Teil 1 reicht es aber nicht heran. Ich bin gespannt, wie es in Teil 3 weitergeht.

Bewertung vom 22.06.2021
Mayer, Gina

Die Reise / Das Internat der bösen Tiere Bd.3


sehr gut

Spannende und sehr abenteuerliche Fortsetzung der fantastischen Kinderbuchreihe

Ich vergebe 4,5 Sterne für dieses Buch – da es hier keine halben Sachen gibt, runde ich ab auf 4 Sterne.

Noël erfährt, dass die Direktorin des Internats, Mrs Moa, die Inseln verlassen hat. Vor ihrem Weggang hat sie ihm eine silberne Schatulle übergeben lassen, die jedoch gestohlen wurde. Noël findet heraus, dass Briefe seiner Mutter in der Schatulle waren. Die sind jetzt jedoch vernichtet worden. Noël muss wissen, was in den Briefen stand. Mrs Moa hat ihm diese schließlich sicher gegeben, damit er mehr über seine Mutter erfährt. Also macht Noël sich auf die Suche nach Mrs Moa. Auf dieser äußerst gefährlichen Reise begegnen ihm so manche Feinde, doch er erfährt auch viel Hilfe. Ob Noël es am Ende schafft, Mrs Moa zu finden und etwas über die Briefe zu erfahren… das müsst ihr schon selbst lesen.

Dieser 3. Teil gefällt mir schon wieder viel besser als sein Vorgänger. Hier kommt ordentlich Spannung auf, es wird sehr abenteuerlich und gefährlich und man fiebert förmlich mit Noël mit. Mit Bratz dem Kater und Mr Pi der Kakerlake kommen neue Charaktere dazu, die – wie alle anderen auch – bildhaft und detailliert beschrieben sind und die Story einfach rund machen. Die Botschaft dieses Teils ist auch wieder die Wichtigkeit von Freundschaft und Zusammenhalt. Und: auch wer unscheinbar und klein ist, kann viel bewirken.

Sehr gut gefallen haben mir die vielfältigen Beschreibungen des Settings. Die Schauplätze werden so bildhaft beschrieben, dass ich richtig in der Geschichte drin war. Genau das war es, was mir im Teil 2 ein bisschen gefehlt hat. Hier war es wieder super. Mit Mr. Pi kam dann noch ein netter Humor dazu, der die sonst sehr rasant-spannende Geschichte ein bisschen auflockerte.

Mir hat „Die Reise“ nun wieder sehr gut gefallen und ich freue mich auf den 4. Teil, der im November erscheinen wird. Eine absolut spannende, bunte, fesselnde und magische Abenteuerreihe, nicht nur für junge Leser*innen.

Hervorheben möchte ich – wie bei der ganzen Reihe – das brillante Cover! Die Guckloch-Stanzung und die wunderschönen Zeichnungen sind einfach wieder mal ein absoluter Hingucker! Auch die Illustrationen im Innenteil, immer zum Kapitelanfang, sind richtig toll.