Benutzer
Benutzername: 
leseratte1310
Wohnort: 
Niederrhein
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 3701 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2022
Vallejo, Irene

Papyrus


sehr gut

Schon das Cover hat mich angezogen. Aber wer – wie ich – Bücher mag, der kommt an Büchern über Bücher kaum vorbei. Die Autorin Irene Vallejo taucht in diese Welt ganz tief ein und geht weit in die Vergangenheit zurück. Dabei gab es nicht unbedingt Neues zu entdecken, aber dennoch ist es interessant und spannend und regt auch zum Nachdenken an.
Bücher sollte bewahren für alle Zeiten, doch es stellte sich heraus, das nichts für ewig, sondern ziemlich vergänglich ist.
Das Buch ist gut strukturiert und lässt sich angenehm flüssig lesen. Dabei schlägt die Autorin einen weiten Bogen über viele Jahrhunderte hinweg.
Interessant ist für mich, wie exzessiv manche Menschen hinter Büchern her waren. Ein Herrscher hatte die Idee, in seiner Bibliothek von Alexandria eine umfassende Sammlung zu haben und sie sollte sogar Kopien enthalten, da beim Kopieren immer wieder Fehler durch Unachtsamkeit oder Interpretation auftauchen. Welch ein wahnsinniges Unterfangen!
Die Autorin geht vielen Fragen in ihrem Buch nach: Warum gibt es Bücher? Warum werden manche zu Klassikern? Warum werden Bücher vernichtet und warum werden andere kopiert?
Es ist ein interessantes Buch über Sprache, Wörter und Bücher, das mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 30.04.2022
Schwarz, Gunnar

Riechst du ihre Angst?


ausgezeichnet

In dem kleinen Ort Hirschheim wurde eine Leiche gefunden. Die Frau wurde mit unzähligen Schnitten gequält und dann erwürgt. In den Händen hat sie ein Glas, in dem sich ein Tuch, das mit einem roten Band zusammengehalten wird, befindet. Das Tuch war mit einem Parfum getränkt, in den Ecken stehen Zahlen und das Band ist beschriftet. Was will der Täter damit kundtun? Da Marc Wittmann und sein Team offenkundig Unterstützung brauchen, wird die Psychologin Frieda Rubens hinzugezogen. Sie ist spezialisiert auf geistig abnorme Rechtsbrecher. Dann gibt es ein weiteres Opfer, das nach dem gleichen Schema getötet wurde. Der Täter ist wohl noch nicht fertig…
Dieser Thriller hat mich von Anfang an gepackt. Die Story ist sehr spannend und der Täter ist grausam. Er entführt seine Opfer, quält sie einige Tage und tötet sie dann. Seine Fantasien können wir in einem Chatverlauf miterleben. Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und ist fesselnd.
Marc ist nicht gerade ein ruhiger Ermittler, ihm gehen oft die Pferde durch. Er ist mit Ella verheiratet und hat eine kleine Tochter, die er sehr liebt. Doch die Beziehung ist nicht einfach, denn mit Frieda hatte er früher auch eine Beziehung, was Ella zu schaffen macht, aber auch die Zusammenarbeit mit Frieda erschwert. Doch das müssen sie beiseiteschieben und sich auf diesen Fall konzentrieren. Das ist es nicht hilfreich, dass die Reporterin Cheyenne Sturm immer wieder dazwischenfunkt und Marcs Kollegen Justus Brühl den Kopf verdreht.
Auch wenn einiges Private hier eine Rolle spielt, so ist die Spannung doch immer hoch. Das Ende ist überraschend, aber auch schlüssig.
Ich bin schon gespannt auf den nächsten Fall, denn Frieda und Marc gemeinsam lösen müssen.

Bewertung vom 30.04.2022
Winter, Claudia

Ein Lied für Molly (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bonnie Milligan lebt mit ihrem kleinen Sohn Josh in Dublin. Als sie mit ihrem Sohn Bus fährt, fällt ihr ein Stapel handschriftlicher Musiknoten in die Finger und Bonnie will den Besitzer ausfindig machen. So kommt es, dass sie auf ihrer Suche am Ende in einen kleinen Ort an der Westküste Irlands landet. In diesem malerischen Ort stößt sie dann auf ein Familiengeheimnis.
Dies ist mein erster Roman der Autorin Claudia Winter. Mir hat dieser gefühlvolle Roman gut gefallen. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. Der Schreibstil liest sich angenehm und die Handlungsorte sind toll und bildreich beschrieben. Die grüne Insel Irland hat eine ganz besondere Atmosphäre und ist voller Musik.
Aber auch die Charaktere sind gut und authentisch dargestellt. Bonnie war mir vom ersten Moment an sympathisch und sie tat mir leid, als sie sich mit dem schrecklichen Wasserschaden konfrontiert sah. Sie ist eine liebevolle Mutter für den kleinen Josh, auch wenn es nicht immer leicht ist. Aber auch Molly, Robert und Liam haben mir gut gefallen. Dazu kommt noch eine ganze Reihe von eigenwilligen, aber auch liebenswürdigen Charakteren.
Auch wenn das Ende der Geschichte früh ahnen kann, gibt es doch die ein oder andere unerwartete und überraschende Wendung.
Mir hat diese wundervolle und berührende Geschichte über das Leben, die Liebe und den Mut zum Neuanfang gut gefallen.

Bewertung vom 27.04.2022
Wultschner, Ramona;Hänsch, Lisa

Im Wald der wundersamen Wege


ausgezeichnet

Wie die meisten Kinder finden auch Hannes und Grete Spazierengehen langweilig. Doch hinter Oma Elfies Gartenzaun wird es abenteuerlich, denn dort gibt es wundersame Wege im Wald, wo man ganz besonderen Wesen begegnen kann. Oba Elfie hat sogar von einem Schatz erzählt.
Dieses interaktive Vorlesebuch für Kinder ab 5 Jahren ist einfach toll. Immer wieder muss man entscheiden, wo es weitergehen soll und entdeckt so immer wieder neue Dinge. Am Anfang des Buches gibt es eine Karte, in der die Wege des wundersamen Waldes zu sehen sind. Man kann die Wege verfolgen und muss sich immer wieder entscheiden, wohin man abbiegen will.
Die Sprache ist kindgerecht und fantasievoll und die passenden Illustrationen sind auch toll. Es macht einfach Spaß, Entdeckungen im Wald zu machen und wundersamen Wesen zu begegnen.
Ein QR-Code am Ende führt zu weiterem Material: Ein Spiel gibt es dort, Malvorlagen und sogar ein Rezept für Zimtschnecken.
Dieses Buch ist immer wieder interessant und spannend, da sich die Geschichte immer anders entwickelt, je nachdem wie man sich zwischendurch entscheidet. Den Kindern gefällt das sehr, daher empfehlen wir das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 27.04.2022
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau (eBook, ePUB)


sehr gut

Nur wenige Tage nachdem sich die Züricher Seepolizistin Rosa Zambrano in einer Kinderwunschpraxis Eizellen hat entnehmen und einfrieren lassen, wird der Arzt Dr. Moritz Jansen tot aufgefunden. War es ein Unfall oder wurde er getötet? Für diese Ermittlungen muss Rosa wieder mit der Kripo zusammenarbeiten. Jansen führte nicht nur die Praxis, sondern war auch an einem Biotech-Unternehmen beteiligt. Außerdem führen Spuren ins Rotlichtmilieu.
Dieser Roman lässt sich wirklich angenehm lesen. Die Handlung verläuft eher ruhig und ist dennoch spannend. Das ganze Handlungsumfeld ist sehr ausführlich und bildhaft beschrieben wird, so dass man Lust bekommt, auf Entdeckungsreise durch Zürich zu gehen. Es geht auch viel um Lukullisches, was einem manchmal das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
Die Charaktere sind gut und vielschichtig dargestellt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich mit Rosa anfreunden konnte. Sie hat die Kripo verlassen und ist zur Seepolizei gegangen, weil ihr das Wasser wichtig ist. Sie liebt die Gärtnerei und das Kochen und hat ein nicht ganz einfaches Verhältnis zu ihrer Familie. Mit ihrer gescheiterten Beziehung zu Leo hat sie noch nicht richtig abgeschlossen. In Jansens Umfeld gibt es eine Reihe von Personen, die ziemlich verschlossen sind. Von seiner Frau hatte er sich getrennt, was diese ziemlich erbost hat. Verdächtige gibt es also einige, doch was steckt dahinter?
Es ist ein komplexer Fall, der Rosa hier beschäftigt. Dabei stellt sich die Frage, wie weit darf Forschung gehen. Natürlich kann man mit Hilfe der CRISPR Methode Krankheiten heilen, doch wie weit darf man das Erbgut manipulieren? Darf nur einer oder ein Unternehmen von den Ergebnissen profitieren oder müssen diese Erkenntnisse Allgemeingut sein? Es ist ein Krimi, der zum Nachdenken anregt und der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 24.04.2022
Wieners, Annette

Die Diplomatenallee


sehr gut

Schon als Kind hat sich Heike Holländer für Graphologie interessiert und später auch studiert. Doch dann passierte etwas, das sie dazu brachte, ihr Studium abzubrechen. Mit der Graphologie will sie nichts mehr zu tun haben. Inzwischen ist sie mit Peter verheiratet und hat zwei Kinder. Zeitweise hilft sie im Schreibwarengeschäft ihres Mannes aus und begegnet so ihrem früheren Professor Buttermann wieder, der ihre Hilfe möchte. Doch Heike kann nicht vergessen, was damals geschehen ist, uns ist misstrauisch. Doch da Buttermann Informationen über ihren verschwundenen Bruder Johann besorgen kann, lässt sie sich schließlich doch überreden und gerät damit ins Visier von Stasi und BND.
Die Autorin Annette Wieners stellt das Leben im Bonn der siebziger Jahre sehr gut dar. Im Schreibwarengeschäft der Familie Holländer geben sich die Politiker und der Angestellte die Klinke in die Hand. Man kennt sich. Es ist die Zeit, als die DDR ihre ständige Vertretung in der Diplomatenallee in Bonn eröffnen will, was zu Beunruhigung führt - berechtigterweise, denn die Affäre Günter Guillaume ist ja bekannt.
Es ist auch interessant zu erfahren, was die Graphologie aus einer Schrift alles herauslesen kann.
Heike ist nicht unsympathisch, aber ihr Verhalten konnte ich oft nicht nachvollziehen. Nachdem ihr Studium auf so unrühmliche Weise zu Ende ging, heiratet sie Peter und überschreibt ihm das Geschäft ihrer Eltern. Ich hatte das Gefühl, dass beide eine Art Rettung suchten und sich schlicht etwas vormachten. Ihre Beziehung ist nach außen glücklich, doch mir kam sie etwas merkwürdig vor. Peter weiß nicht einmal, warum Heike ihr Studium abgebrochen hat und warum sie manchmal so seltsam ist. Er zweifelt an sich und Heike verschweigt ihm vieles. Buttermann ist ein unangenehmer und manipulativer Mensch. Nachdem Heike ihr Professor hilft, passieren viele Dinge, die Heike ängstigen, denn sogar ihre Familie gerät in Gefahr.
Erst nach und nach erfahren wir, was geschehen ist, damit Heike ihr Studium aufgab und was für eine traumatische Kindheit sie hatte.
Mich störte aber, dass am Ende doch einige Dinge passieren, die für mich absolut nicht schlüssig war.
Ganz konnte mich dieser Roman nicht überzeugen, obwohl ich die Geschichte interessant finde.

Bewertung vom 24.04.2022
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

Moira Rusconi kehrt nach Montagnola zurück, um nach ihrem Vater Ambrogio zu sehen, der einen Schlaganfall erlitten hat. In dem Tessiner Dörfchen geht es eigentlich ziemlich beschaulich zu, doch als ein Toter in einer Nevèra, einem der dort typischen historischen Eiskeller, gefunden wird, ist es mit der Idylle vorbei. Moiras Jugendliebe Luca Cavadini, der leitende Rechtsmediziner des Kantons, bittet Moira als Dolmetscherin einzuspringen. Doch dann wird sie in die Ermittlungen mit eingespannt und entwickelt einen ungeahnten Ehrgeiz, die Sache aufzuklären, was gar nicht so leicht ist, denn es gibt in dem Dorf eine Menge Verdächtiger, die auf den Toten nicht gut zu sprechen sind.
Hat mir dieser Krimi gut gefallen? Eigentlich schon, doch dann kommt ein „aber“. Die Handlungsorte und das Leben im Tessin sind sehr atmosphärisch beschrieben. Man würde am liebsten gleich einen Urlaub dort verbringen und in der Osteria die Köstlichkeiten genießen. Und nun zum aber: Ich finde es nicht glaubhaft, dass eine Aushilfsdolmetscherin in die Ermittlungen einbezogen wird. Genauso wenig glaubhaft war es für mich, dass bei Luca und Moira auf den ersten Blick die alten Gefühle hochkommen, nachdem sie sich zig Jahre nicht gesehen haben.
Die meisten Personen haben wir gut gefallen und waren sympathisch. Moira ist eine Frau, die man einfach mögen muss. Sie geht auf die Menschen zu und ist empathisch, dabei hat sie auch schon einiges hinter sich. Auch ihr Vater Ambrogio ist ein sympathischer Mensch, der das Leben genießt. In seinem Haus haben seine fünf Katzen das Sagen. Bei Luca Cavadini werden alte Gefühle wach, doch er ist verheiratet und hat einen kleinen Sohn. Ambrogios Nachbarin Agnes Tobler ist neugierig und übergriffig und eine Klatschbase. Der Tote war im Dorf beliebt, denn er war sehr hilfsbereit. Dass er dunkle Seiten hatte, ist wohl nur wenigen aufgefallen.
Am Ende löst sich dieser Fall schlüssig auf. Aber es bleiben offene Enden, die neugierig auf den Folgeband machen.
Ein sehr atmosphärischer Tessin-Krimi.

Bewertung vom 24.04.2022
Rotter, Christoph F. J.

Der Chat (eBook, ePUB)


sehr gut

Das erste Date von Ben und Viola läuft nicht besonders. Dann zeigt Ben Viola ein manipuliertes Handy, mit dem man Nachrichten von Menschen im Umkreis lesen kann. Viola ist erst beeindruckt, doch dann lesen sie etwas, dass sie erschreckt. Eine junge Frau soll getötet werden. Handelt es sich um einen Joke oder ist es bitterer Ernst? Viola und Ben begreifen den tödlichen Ernst der Lage und versuchen den Mörder von seiner Tat abzuhalten.
Es hat ein wenig Zeit gebraucht, bis mich die Geschichte gepackt hat. Sie ist durchaus spannend, auch wenn nicht alles wirklich realistisch ist. Die Sprache ist passend und das Buch flüssig zu lesen.
Die Personen sind gut beschrieben. Allerdings kann ich nicht sagen, dass sie mir so sympathisch waren, dass ich mitgefühlt habe. Viola und Ben bekommen beim ersten Date keinen Draht zueinander. Doch als Ben mit diesem manipulierten Handy seines Bruders Tommy auftrumpft, ist Viola Feuer und Flamme. Ich fand es blöd von Ben, dass er auf diese Weise versucht, Viola zu imponieren. Die Begeisterung von Viola und Ben ändert sich dann schnell in Bestürzung. Ben und sein Bruder wurden mir im Laufe der Geschichte sympathischer. Viola ist ständig mit ihrem Handy zugange, sie mochte ich immer weniger. Die Jagd der Beiden nach dem Mörder wird gefährlich und es wäre schlauer gewesen, die Polizei ihren Job machen zu lassen, denn aus der Geschichte kommen sie nur mit Glück heraus.
Dieser temporeiche und spannende Thriller ist nicht für Leser mit schwachen Nerven.

Bewertung vom 23.04.2022
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Zeiten ändern sich und Videotheken sind nicht mehr so gefragt. Auch die von Michael Hartung lief nie gut, aber die Streaming-Dienste machen es ihm noch schwerer. Als dann ein Journalist bei ihm auftaucht und ihn als den Verantwortlichen für eine Massenflucht erkannt haben will, bestätigt Hartung nach einigem Zögern diese spektakuläre Geschichte, die nichts anderes ist als eine Lüge. So wird er unverhofft in allen Medien zum Helden. Doch dann trifft er Paula, die damals dabei war. Er verliebt sich und er muss aus diesem Lügengespinst wieder herausfinden.
Maxim Leo hat einen angenehmen Erzählstil. Die Geschichte wird aus der Erzähler-Sicht beschrieben, so dass man ganz nah an dem Protagonisten dran ist. Es ist auch gut dargestellt, wie es den Medien immer nur darum geht, die reißerischste Schlagzeile zu haben und damit den Umsatz zu erhöhen.
Michael Hartungs Leben ist noch nie besonders erfolgreich verlaufen. Angefangen hatte er einmal bei der Bahn und danach die unterschiedlichsten Jobs gemacht, doch nichts lief gut und war von Dauer. Er weiß genau, dass die Geschichte des Journalisten nicht stimmt, doch dann lässt er sich darauf ein. Für ihn ist es so etwas wie ein Spiel und er ahnt nicht, welche Kreise die Geschichte ziehen wird. Es lohnt sich für Hartung, doch als er aus der Sache aussteigen will, begreift er, dass das nicht so einfach ist.
Es ist eine satirische Geschichte über einen ungewollten Helden. Sie hat mich gut unterhalten.