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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2017
Brensing, Karsten

Das Mysterium der Tiere


ausgezeichnet

Ein Sachbuchhighlight: extrem informativ, sehr unterhaltsam und zum Nachdenken anregend

„Wir Menschen sind schon eine merkwürdige Tierart“ (S. 318)

Meine Meinung:
Der Autor Karsten Brensing ist Meeresbiologe und hat in Verhaltensbiologie promoviert. Seinem Sachbuch „Das Mysterium der Tiere“ merkt man diesen wissenschaftlichen Background durchaus an, findet man doch allein 542 Fußnoten! Wer hier nun aber eine trockene wissenschaftliche Abhandlung erwartet – weit gefehlt! Wissenschaftlich? Auf jeden Fall! Trocken oder gar langweilig? Keine Spur! Denn Karsten Brensing versteht es ganz hervorragend, seinen Lesern auf sehr unterhaltsame und erfrischende Weise die „Welt der Tiere“ näherzubringen und geht dabei teilweise sogar bis auf die Molekularebene hinunter und betrachtet biochemische Prozesse. Hier finden sich die unglaublichsten Geschichten aus dem Tierreich und dazu noch einige sehr außergewöhnliche Tierarten, die ich zuvor noch gar nicht kannte. Beispiele gefällig? Gerne!

In diesem Buch werden Sie mikroskopisch kleine Bärtierchen kennenlernen, von explodierenden Bienen lesen, über geschlechtswandelnde Clownsfische staunen, Schnecken in Hamsterrädern vorgestellt bekommen sowie drogensüchtige Braunbären. Man kommt beim Lesen aus dem Staunen eigentlich kaum heraus. Scheinbar „ganz nebenbei“ und auch für Laien sehr gut verständlich bewegt Karsten Brensing dabei zentrale Fragen wie beispielsweise „Kultur bei Tieren“, „die Geheimsprache der Tiere“ oder auch das „logische Denken“ von Tieren. Wer hätte schon gedacht, dass selbst Einsiedlerkrebse und Spinnen eine „Animal Personality“ haben können?

Am Ende fasst der Autor seine Themen sehr gut zusammen und rundet das bislang gelesene in sich ab. Über hunderte Seiten und viele Kapitel hinweg hat uns der Autor dabei die Tiere dieser Welt näher gebracht. Er zeigt unglaubliche, erstaunliche und immer wieder überraschende Beispiele von „tierischem“ Verhalten auf, das den Blick der Leser auf die fantastische Vielfalt unserer Fauna verändert. So ist es am Ende nur mehr als folgerichtig, dass der Autor ein flammendes und fundiertes Plädoyer nicht nur für den Tierschutz, sondern für Tierrechte hält. Er geht sogar so weit, Tiere als dritte Personenform (nach natürlichen und juristischen Personen) einführen zu wollen. Wer dieses Buch aufmerksam und unvoreingenommen vom Anfang bis zum Ende durchgelesen hat, wird ihm hier kaum noch widersprechen wollen!

FAZIT:
Extrem unterhaltsam und immer wieder erstaunlich, sehr erfrischend zu lesen, sehr gut recherchiert und kritisch reflektiert mit einem flammenden Plädoyer für die Rechte der Tiere.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Reinhardt, Verena

Die furchtlose Nelli, die tollkühne Trude und der geheimnisvolle Nachtflieger


sehr gut

Ein spannendes Krimi-Abenteuer in zauberhafter Atmosphäre

Meine Meinung:
„Die furchtlose Nelli…“ ist ein „Spin Off“ des Kinderbuches „Der Hummelreiter Friedrich Löwenmaul“ der Autorin Verena Reinhardt und besticht insbesondere durch seine phantastisch und auch ein bisschen geheimnisvoll anmutende Atmosphäre des kleinen Wanderzirkusses Woimick. In diesem ganz besonderen Mikrokosmos treten Menschen und Tiere zusammen auf, wie beispielsweise die Messerwerferin Trude mit der furchtlosen Nelli, einer kleinen Haselmaus. Doch als der Wanderzirkus mit seinem Zeppelin mitten in der nebligsten und schwärzesten Nacht irgendwo im Nirgendwo landet, und auf einmal viele merkwürdige, ja teilweise sogar lebensgefährliche Vorkommnisse geschehen, geht unter den Artisten die Angst um! Hier wird es durchaus schon ein bisschen gruselig, sehr mysteriös und auf jeden Fall richtig spannend! Aber keine Sorge, bei all dem verliert die Autorin das anvisierte Alter ihrer Leser (ab 10 Jahren) nicht aus den Augen.

Es entwickelt sich ein richtiger Krimi, der den Kombinationsgeist der unerschrockenen und latent vorlauten Nelli fordert, denn bis auf ihre getreue Gefährtin Trude scheinen alle anderen Zirkusmitglieder vollkommen neben der Spur zu sein! Stellenweise haben mich der Fall und das Duo Nelli & Trude schon ein bisschen an die guten, alten Fälle von Miss Marple oder Hercule Poirot erinnert. Ein bisschen schade fand ich es nur, dass die kleine Haselmaus Nelli oftmals etwas poltrig und schroff daher kam – das hatte ich irgendwie ein wenig anders erwartet, ist aber mein ganz persönlicher Geschmack.

Ganz begeistert war ich neben dem zauberhaften Setting und dem spannenden Kriminalfall auch von dem Einfallsreichtum und der Kreativität der Autorin. Neben den vielen wunderbaren Charakteren, u.a. dem kleinen Bauchredner und Marienkäfer Coccinellus, gibt es hier beispielsweise das praktische „Tigerbraun“ mit einer „magischen Komponente, in der das Prinzip der Tigertarnung eingefangen worden ist“ (S. 141), oder auch die merkwürdige Droge Valmü, die ein „Fünfuhrkoma“ erzeugen kann. Eine wahrhaft phantastische und unglaubliche kleine Welt also!

FAZIT:
Ein spannendes Abenteuer voller besonderer Charaktere und in dem zauberhaften Mikrokosmos des fliegenden Zirkusses.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Baswald, Bianca-Rafaéla;Baswald, Michael

Spoonfood


ausgezeichnet

Ich bin absolut begeistert – ein „must have“ (nicht nur) für jeden Suppen-Freund!

Zur Aufmachung:
Das Kochbuch ist sehr hochwertig produziert: Hardcover mit geprägtem Titel Leinen-Buchrücken, knapp 300 Seiten aus stabilem Papier und Lesebändchen. Zu allen Gerichten gibt es sehr schöne Food-Fotos ohne unnötigen Schnickschnack.

Zum Inhalt:
Immer, wenn ich ein neues Kochbuch durchblättere, habe ich ein paar „Post Ist“ zur Hand und klebe diese gleich an die Rezepte, die mir besonders gefallen und die ich gerne nachkochen möchte. „Spoonfood“ ist tatsächlich mein erstes Kochbuch (von vielen Kochbüchern), in dem nach dem ersten Durchblättern mehr Seiten mit „Klebi“ versehen sind als ohne! Mit über 120 sehr abwechslungsreichen und teilweise international angehauchten Rezepten bekommt man hier wirklich eine Menge Rezepte für die unterschiedlichsten Geschmäcker und Vorlieben. Dabei finden sich auch viele gluten- und / oder lactosefreie sowie vegetarische oder vegane Rezepte, was mir persönlich sehr gut gefällt.
Nach einer kurzen Einleitung und einem knackig knappen Überblick über die Basics startet auf S. 15 sogleich der Rezeptteil, den die Autoren nach den vier Jahreszeiten gegliedert haben:
• Frühling: 22 Suppen & 12 Eintöpfe, wie etwa eine würzige „Bärlauchcremesuppe (S. 21), der Klassiker „Spargelcremesuppe“ (S. 29) oder auch ein deftiges Hühnergulasch mit Pasta (S. 62)
• Sommer- 16 Suppen & 11 Eintöpfe, von der „italienischen Minestrone mit gerösteten Pinienkernen und Penne“ (S. 103) über den sehr leckeren „Brokkoli-Kartoffel-Eintopf mit Kokosmilch“ (S. 119) bis zum exotischen „Karotten-Kartoffel-Madras“ (S. 120)
• Herbst: 12 Suppen & 20 Eintöpfe: klassische „Gulaschsuppe“ (S. 144), „herbstliche Kürbiscremesuppe mit gerösteten Kürbiskernen“ (S. 151) oder auch ein veganes „Kartoffelgulasch“ (S. 175)
• Winter: 16 Suppen & 11 Eintöpfe, u.a. eine fruchtige „Karotten-Orangen-Suppe“ (S. 226), ein orientalischer „Kichererbsen-Tahini-Eintopf“ (S. 245) oder auch der „Wintergemüse-Eintopf“ (S. 257)
• Grundrezepte: Hier finden sich noch vielfach zu gebrauchende Basics für Brühen & Beilagen (wie etwa Croutons, Ciabatta und Fleischbällchen)

Wie gesagt, hier ist mit Sicherheit für jeden Geschmack viel dabei, von bekannten Klassikern bis hin zu international angehauchten Suppen & Eintöpfen (indisch, mexikanisch, griechisch, polnisch, ungarisch…). Zu vielen Rezepten gibt es gleich noch praktische Tipps zu Variationen oder passenden Toppings.
Das Buch wird abgerundet von einem Saisonkalender, einem Glossar (auch w/ der österreichischen Bezeichnungen; z.B. Karfiol = Blumenkohl), und einem übersichtlichen Rezeptregister (nach Alphabet und nach Ernährungsgewohnheiten: vegetarisch, laktosefrei, glutenfrei, vegan).

Praktikabilität:
Ich habe inzwischen mehrere Rezepte aus diesem Buch nachgekocht, bei denen die Zutatenlisten i.d.R. erfreulich übersichtlich und die Zubereitungsanweisungen sehr verständlich waren. Die Ergebnisse waren stets (annähernd) so, wie sie (laut Rezeptbild) sein sollten und geschmacklich war bislang wirklich alles absolut top. Selbst meinen Kindern (7 & 9) hat es bislang immer geschmeckt - auch wenn in einem Fall die Paprika aussortiert wurde – wofür aber dieses Buch nichts kann… ; o )

FAZIT:
Eine wahre Schatztruhe (nicht nur) für jeden Suppen- & Eintopfliebhaber – kann ich nur uneingeschränkt und wärmstens empfehlen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2017
Zimmermann-Längle, Conny

Einfach backen


ausgezeichnet

Einfach lecker! 90 sehr abwechslungsreiche Rezepte für jeden Geschmack

Aufmachung / Inhalt:
Das 210 Seiten starke Hardcover-Backbuch startet nach ein paar einleitenden Worten der Autorin mit ein paar „Tipps & Tricks“ (S. 18 – 19) zu verschiedenen Teigsorten (z.B. dass man bei Rührteig die Eier immer einzeln zugeben sollte) oder auch zur richtigen Backtemperatur (Heißluft immer 20° niedriger als Ober- / Unterhitze), gefolgt von einem Überblick über die wichtigsten Backutensilien, die ambitionierte Hobbybäcker im Haushalt haben sollten („Backwerkstatt“ / S. 20 – 21).
Der Rezeptteil gliedert sich in die folgenden Kapitel:
1. „Das Back-Einmaleins“: 15 „Basics“-Rezepte, u.a. für Biskuitteig, Ölteig, Mürbeteig, Germteig (=Hefeteig) und Buttercreme, auf die im Folgenden viel zurück gegriffen wird
2. „Sonntagstorten“: 13 Rezepte, mit denen man bei jedem Kaffeekränzchen oder der Familienfeier punkten kann
3. „Kaffeeklatsch-Gebäck“: 10 abwechslungsreiche Rezepte von der Apfeltasche bis zu traumhaften Schokolade-Whoopies
4. „Cupcakes & Muffins“: 7 Rezepte, die insbesondere auch durch ihre tollen Toppings bestechen
5. „Backspass für Kinder“: 6 Rezepte, bei denen die Kleinen gut „mitmischen“ können (u.A. leckere „Keks-Lollies“)
6. „Backen wie früher“: 11 Rezepte, u.a. ein schnell zubereiteter und sehr leckerer Apfelkuchen
7. „Montagskuchen“: 10 Rezepte für leckeres Backwerk für jeden Tag, z.B. ein fruchtiger „saftig-süßer Kirschkuchen“
8. „Backen quer durchs Jahr“: Frühling (3 Rezepte), Sommer (3 Rezepte), Herbst (3 Rezepte – davon zwei mit Kürbis) und Winter (9 Rezepte); Die fix zusammengerührten und gebackenen „Palmbrezen“ eigen sich ganz hervorragend zum frühstück oder auch zum Mitnehmen

Meine Meinung:
Dieses Backbuch besticht für mich durch die große Abwechslung, von schnell zubereiteten Kleingebäck bis hin zu festlichen und etwas aufwändigeren Torten, die dank leicht verständlicher Anleitung aber dennoch gelingen sollten und für einen „wow“-Effekt auf der Kaffeetafel sorgen sollten. Neben ein paar „Kinderrezepten“ für kleine Naschkatzen finden sich auch einige Rezepte für schöne Kuchen und Torten mit Alkohol (Eierlikör, Rotwein, etc.).
Alle Rezepte, die ich bislang ausprobiert habe, konnte ich ohne großen Aufwand und mit sehr leckeren Ergebnissen zubereiten. Gerade auch die Basics-Rezepte finde ich dabei sehr hilfreich, da man auf dieser Basis auch selbst sehr gut variieren und experimentieren kann.

FAZIT:
Ein abwechslungsreiches und „rundes“ Backbuch mit vielen Rezepten für jeden Anlass und alle Geschmäcker.

Bewertung vom 22.11.2017
Licalzi, Lorenzo

Signor Rinaldi kratzt die Kurve


ausgezeichnet

Ein italienischer „Road Trip“ mit schrulligen, aber wunderbaren Charakteren

„Wer allein bleibt, stirbt.“ (Track 115)

Meine Meinung:
Grantelnde, ältere Herren stehen in der aktuellen Literatur ja hoch im Kurs. Ich denke da z.B. an den „Hundertjährigen“ oder auch an einen Mann namens „Ove“. Nun schickt also der italienische Autor Lorenzo Licalzi, der ehemals ein selbst gegründetes Seniorenheim leitete, einen weiteren Kandidaten ins Rennen: den 80jährigen, ziemlich verbitterten und schon fast einsiedlerisch lebenden Pietro Rinaldi. Doch als dieser beschließt, freiwillig aus dem Leben zu scheiden, kommt ihm zuerst die Mutter seines ungeliebten Schwiegersohns zuvor – und dann zu seinem Bestürzen auch noch seine Tochter und ihr Mann. So tritt auf einmal auch sein 15jähriger Enkelsohn Diego wieder in sein Leben, zu dem er zuvor so gut wie keinen Kontakt mehr hatte. Also machen sich die beiden in Pietros altem Citroen „Déesse“ und mit Familien-Hund Sid Richtung Rom zu Diegos Onkel auf, in dessen Obhut er seinen Enkel geben will.

Doch diese Reise verläuft – wenig überraschend – alles andere als geplant und geradeaus. Denn diese gemütliche Fahrt über die stimmungsvollen italienischen Landstraßen ist zugleich eine Reise in Pietros eigene Vergangenheit – und damit eine Reise zu sich selbst. Fast vergessene alte Freunde und ehemalige Lieblingsorte tauchen hier aus dem Nebel des Vergessenen auf, genauso wie neue Freunde und malerische Orte. Dabei erkennt Pietro nicht nur sich selbst in Diego wieder, sondern auch Einiges, mit dem er längst abgeschlossen hatte.

Es ist schön, dieses besondere Trio zu begleiten und Stück für Stück näher kennenzulernen. Und es macht Spaß, Pietro beim Granteln und Meckern zuzuhören und seine schleichende Wandlung zu begleiten. Am Ende wachsen einem die Figuren ebenso sehr ans Herz, wie es bei den Charakteren untereinander der Fall ist. Das Ende, das sich Licalzi für seine Geschichte erdacht hat, ist sehr passend und rundet diese Geschichte perfekt ab, so dass man das (Hör)Buch ganz zufrieden zur Seite legen kann, auch wenn die Geschichte noch ein bisschen wohlig nachklingt.

Die Hörbuchproduktion habe ich als sehr gelungen empfunden. Sprecher Erich Wittenberg verleiht, obgleich selbst eigentlich noch ein bisschen zu jung, Pietro eine passende Stimme und bringt die Charaktere und die Story lebendig und abwechslungsreich rüber. Durch passende Betonung und ein angenehmes Lesetempo macht es Spaß, ihm zuzuhören.

FAZIT:
Ein berührender, bitter-süßer Road-Trip mit wunderbaren Charakteren.

Bewertung vom 22.11.2017
Doyle, Arthur Conan

Die große Sherlock-Holmes-Edition


ausgezeichnet

Eine wunderbare Kurzgeschichtensammlung mit den eher unbekannteren Fällen des Meisterdetektivs

Zum Inhalt:
Eines vorweg: Diese Ausgabe umfasst die 23 Kurzgeschichten der beiden Bände „Die Abenteuer des Sherlock Holmes“ sowie „Die Memoiren des Sherlock Holmes“, ist also weit davon entfernt, alle „Sherlock Holmes“-Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle zu enthalten! Insbesondere die allseits bekannten vier Romane („Eine Studie in Scharlachrot“, „Das Zeichen der Vier“, „Der Hund von Baskerville“ und „Das Tal der Angst“) sowie weitere rd. 30 Geschichten befinden sich NICHT in dieser Box! Dafür gibt es noch einen Bonus-Track („Arthur Conan Doyle spricht über Sherlock Holmes und Spiritismus“).

Mir persönlich gefällt diese Auswahl allerdings sehr gut, da ich die meisten Fälle noch gar nicht kannte. So macht es großen Spaß, den sehr abwechslungsreichen (Kriminal)Geschichten zu lauschen und dem Meisterdetektiv bei seinem Kombinieren und Deduzieren zu folgen. Die einzelnen Fälle sind nicht länger als ca. 1,5 Stunden, wodurch sich diese Sammlung perfekt als Begleiter auf Reisen oder auch für einen gemütlichen Abend zu Hause etc. eignet.

Zur Produktion:
Die CD-Box mit zwei MP3-CD´s und einer Gesamtspieldauer von rd. 22 Stunden ist sehr hochwertig und liebevoll produziert. In einem stabilen Pappschuber befindet sich neben dem Digipack mit den CD´s auch ein knapp 50 Seitiges Booklet mit folgendem Inhalt: „Die Wahrheit über Sherlock Holmes“ von Sir Arthur Conan Doyle selbst (!), ein Interview mit Sprecher Oliver Kalkhofe und „Anmerkungen der Übersetzer“ mit kleinen Hintergrundinformationen rund um die Fälle, besondere Abkürzungen etc.

Die Lesung der beiden Bände ist vollständig, d.h. ungekürzt, und wird gesprochen von Oliver Kalkhofe. Ich persönlich mag ihn sehr gerne und seine Stimme passt für meinen Geschmack sehr gut zu Dr. Watson, aus dessen Sicht die Geschichten ja geschrieben sind. Kalkhofes Lesetempo ist angemessen, die Aussprache stets gut verständlich und die Betonung punktgenau. Auch versucht Kalkhofe, verschiedenen Charakteren einen unterschiedlichen Klang zu verleihen, was manchen Hörbuchsprechern mitunter aber etwas besser gelingt als ihm. Das ist aber wirklich nur ein klitzekleiner Kritikpunkt an einer ansonsten sehr guten Produktion.

FAZIT:
23 spannende und abwechslungsreiche Fälle in einer ungekürzten, liebevollen und sehr hochwertigen Produktion. Nicht nur für Sherlock-Holmes-Fans ein Hörgenuss!

Bewertung vom 22.11.2017
Kling, Marc-Uwe

QualityLand Bd.1 (graue Ausgabe)


ausgezeichnet

Come to where the QUALITY ist – triefende Ironie und rabenschwarze Gesellschaftskritik

Meine Meinung:
„Qualityland“ ist der neue Roman von Bestsellerautor Marc-Uwe Kling, der Vielen sicherlich schon von seinen „Känguru-Chroniken“ bekannt sein dürfte. Während des Lesens habe ich in diesem Roman Höhen und Tiefen erlebt. Zunächst war er wie ein leckerer Schokopudding, von dem man einfach nicht genug bekommen kann: fluffig, schokoladig und mit genau der richtigen Süße. Dieser Roman sprüht regelrecht vor aberwitzigen und gleichzeitig größtenteils erschreckenden (Nahzukunfts-)Visionen: Hier fahren alle Autos von selbst (bei Wunsch inklusive Realitäts-Modus mit Beschimpfung der anderen Verkehrsteilnehmer), die Lieferdrohnen bringen ungefragt die neusten Produkte von „TheShop“ (noch bevor der Konsument sich selbst bewusst wurde, dass er sich genau dieses Produkt gewünscht hat), die Presse schafft sich ihre „Wahrheiten“ selbst und alle Menschen finden sich in einem Score-basiertem Ratingsystem wieder, das ihre Attraktivität und ihren Erfolg widerspiegelt. Wer hier durchs Raster fällt (d.h. einen Punktwert von unter 10 hat), gilt allgemeinhin als „Nutzloser“. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von psychisch kranken Maschinen: wie etwa Drohnen mit Flugangst oder Kampfroboter mit posttraumatischen Belastungsstörungen. All dies und noch viel mehr bringt Marc-Uwe Kling extrem witzig und zugleich gesellschaftskritisch rüber. Denn bei allem Humor fällt einem während des Lesens immer wieder auf, dass unsere heutige Gesellschaft vielleicht gar nicht mehr so weit von diesen Zuständen entfernt ist…

Mittendrin hatte ich bei diesem Buch allerdings eine richtige „Durststrecke“: der Pudding wurde langsam doch zu süß und ich hatte Sorge, dass mir auf Dauer doch der Appetit bis zum Ende abhanden kommen könnte. Der Hauptgrund hierfür waren die unterschiedlichen Handlungsstränge, von denen ich das Gefühl hatte, dass sie nicht mehr zueinander finden würden. Doch die Sorge war unberechtigt: Am Ende verknüpft Kling alle Stränge und schafft einen runden und in sich schlüssigen Plot – und ich war ehrlich gesagt begeistert!

Ein weiterer großer Pluspunkt sind für mich die wahren Helden dieser Geschichte: Auf der einen Seite „Peter Arbeitsloser“ (die Nachnamen der Menschen bestimmten sich nach dem Beruf der Eltern!), der als „Level-9-Maschinenverschrotter“ zeitweise zu den „Nutzlosen“ gehört. Dieser unscheinbare, kleine Mann, der ungeliebten und menschelnden Maschinen heimlich eine neue Heimat gibt, will es nicht mehr hinnehmen, dass andere über sein Leben bestimmen und ist alles andere als ein Nutzloser! Auf der andern Seite haben wir den Androiden und Präsidentschaftskandidaten „John of us“, der menschlicher und liebenswerter ist als die allermeisten Menschen, die man in diesem Buch antreffen wird.

Wer sich auf diesen Roman einlässt wird ohne Zweifel viele Stellen zum Lachen finden – und vielleicht noch mehr Stellen zum Nachdenken. Auf jeden Fall darf man weder vor derber Sprache (hier wird geflucht und offen über Sex geredet – der by the way auch jedes mal bewertet wird) noch vor rabenschwarzer Ironie und bitterbösem Sarkasmus zurückschrecken („Ist der tote Künstler noch Kunst oder kann der weg?“ – S. 152).

FAZIT:
Triefende Ironie, rabenschwarzer Sarkasmus und (leider) hochaktuelle Gesellschaftskritik: Marc-Uwe Kling hält der modernen Gesellschaft schonungslos einen Spiegel vor.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2017
Green, John

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken


ausgezeichnet

Die Macht der Gedanken und das Universum in uns selbst – bewegend, poetisch und bittersüß

„ICH ist das Wort, das am schwersten zu definieren ist.“ (S. 82)

Meine Meinung:
Viele Bücher bestechen durch eine komplexe Storyline, einen zum bersten gespannten Spannungsbogen, unvorhersehbare Überraschungsmomente oder schockierende und faszinierende Auflösungen zum Schluss. Das alles… braucht John Green nicht! Denn „Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken“ ist eines dieser seltenen Bücher, die in ganz leisen Tönen daher kommen und es dennoch schaffen, ihre Leser still und heimlich um den Finger zu wickeln, zu packen und bis zum Schluss nicht mehr loszulassen.

Dies haben wir insbesondere Greens außergewöhnlicher Protagonistin, der 16jährigen Aza Holmes zu verdanken. Von außen betrachtet könnte man sie für einen ganz normalen Teenager in einem alltäglichen Leben halten. Doch tief in ihr drin brodeln ihre Gedanken - ständig und unentwegt – und ziehen sie immer tiefer hinab, befeuert von ihren diversen Phobien und Ängsten und bis hin zu selbstzerstörerischen Zwangshandlungen und schweren Panikattacken. Obwohl ihr das alles selbst bewusst ist, kann Aza diesem Teufelsreis nicht entkommen und denkt über sich selbst: „Ich konnte mein Leben lang nicht geradeaus denken oder auch nur einen Gedanken zu Ende denken, weil meine Gedanken keine Linien, sondern ineinander verknotete Schleifen waren, Treibsand, Wurmlöcher, die alles Licht verschluckten“ (S. 114). Trotz aller Probleme und Lasten, die Aza mit sich herumträgt, mochte ich sie doch von der ersten Seite an.

Das Besondere an diesem Roman ist, dass John Green seine Leser tief, ganz tief in das Leben, die Gedankenwelt, die Sorgen, Nöte und Ängste seiner Protagonistin abtauchen lässt. Mit jeder Seite, die wir umblättern, werden wir dabei Stück für Stück ein bisschen mehr zu Aza, spüren ihre Nöte und leiden mit ihr mit. Doch so schwierig alles zwischenmenschliche für Aza ist und so sehr sie mit sich selbst zu kämpfen hat – sie findet doch zwei Menschen, die ihr Halt geben und sie so lieben können wie sie ist („Holmsey, eines Tages bekommst du den Nobelpreis in Haarspalterei, und dann bin ich so stolz auf dich.“ - S. 47).

Man fühlt und leidet während des Lesens mit Aza mit, hofft mit ihr, zittert mit ihr und manchmal lächelt man auch mit ihr. Während Azas Gedanken unaufhörlich um die komischsten Dinge kreisen, kreisten meine Gedanken bittend darum, dass John Green doch ein Happy End für seine Protagonistin bereithalten würde. Ob diese Hoffnungen am Ende erfüllt wurden, verrate ich natürlich nicht. Hierzu möchte ich aber Aza selbst zitieren: „Das Problem bei Happy Ends ist, dass sie entweder nicht richtig glücklich sind, oder sie sind kein richtiges Ende“ (Aza, S. 272) – Ich sage nur soviel: Mir hat das Ende gut gefallen und mich mit einem wohligen Gefühl zurückgelassen.

FAZIT:
Leise, gefühlvoll und doch gewaltig – für mich schon jetzt ein Klassiker der modernen Literatur.