Benutzer
Benutzername: 
Leseigel
Wohnort: 
Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1077 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2021
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


sehr gut

Eine Frage nach Schuld

Rocco Eberhardt übernimmt eher zufällig die Verteidigung des bisher unbescholtenen Beamten und Familienvaters Nikolas Nölting. Dieser hat out of the blue in einer Bäckerei um sich geschossen und dabei einen Menschen getötet. Für Staatsanwalt Bäumler ein klarer Fall, Anklage Mord, lebenslänglich. Eberhardt will sich damit nicht zufrieden geben und sucht nach einem Motiv für die Tat. Nichts ahnend bringt er damit sich und sein privates Umfeld in Gefahr.
Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt. Es beginnt mit der Schilderung der Tat und ich habe mich sofort gefragt, warum. Der Autor erzählt die Vorgänge in einer Art Protokoll mit kurzen Kapiteln und in nüchterner Sprache. Daraus ergibt sich eine Dynamik, die die Spannung erhöht . Mir hat es zudem das Gefühl vermittelt, ich würde neben Eberhardt sitzen, wäre Mitarbeiter und nicht nur Leser. Weitere Spannung erhält der Roman, indem der Autor Hintergründe der Tat in einem parallel laufenden Handlungsstrang offenbart. Insoweit hatte ich einen Wissensvorsprung. Sehr gelungen fand ich die juristische Aufarbeitung des Falles. Das war sehr gut dargestellt, so dass man auch ohne einschlägige Vorbildung der Argumentation gut folgen konnte. Das Urteil war dann in meinen Augen auch gerecht. Interessant fand ich auch die persönliche Entwicklung Eberhardts vom desillusionierten Strafverteidiger hinzu einem Juristen, der wieder Spaß an der Arbeit hat, weil er er seine wichtige und sinnstiftende Rolle im Rechtssystem erkennt.
Obwohl der Krimi ohne die übliche Polizeiarbeit und blutige Details auskommt, fand ich ihn unterhaltsam und durch seine Realitätsnähe lesenswert.

Bewertung vom 07.02.2021
Dicken, Dania

Wo Tod statt Liebe wartet (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mutterliebe
Libby möchte nach Vincents Angriff auf sie , so schnell wie möglich wieder arbeiten, um ihn dingfest zu machen. Doch die Ermittlungen treten auf der Stelle und die Bedrohung durch Vincent hängt wie eine dunkle Wolke über Libby und Owen. Da bietet ein neuer Fall eine willkommene Ablenkung . Bei Renovierungsarbeiten wird das Skelett eines Teenagers gefunden . Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die damals dort lebende Familie . Libby und ihre Kollegen entdecken einen Sumpf von Eigenliebe und Gefühlskälte. Inzwischen hat Vincent sich eine neue Beute ausgesucht . Libby !

Diese Folge setzt wenige Wochen nach Vincents Mordversuch an Libby ein. Die Suche nach ihm und wie er allein durch seine Existenz Libbys und Owens Leben mitbestimmt ist während des ganzen Buches präsent. Besonders Owen leidet unter der Bedrohung, da er glaubt seine Beschützerrolle gegenüber Libby nicht zu erfüllen. Libby ist sich der Gefahr auch bewusst, versucht aber eher analytisch damit umzugehen. Mein Fazit zu Vincent ist, dass er der bisher übelste und skrupelloseste Sadist ist, den ich durch die Autorin kennengelernt habe. Der andere Fall hat mich ebenfalls emotional bewegt. Da waren meine Empfindungen Fassungslosigkeit, Trauer , grenzenloses Mitleid und absolute Genugtuung, als der Täter verhaftet wird.

Diese Folge war erneut sehr spannend und überzeugend in der Darstellung der Ereignisse und der Charaktere.

Bewertung vom 04.02.2021
Dicken, Dania

Profiling Murder - Fall 12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Undercover
Laurie und Jake werden Eltern, worauf sich beide freuen. Dennoch möchte Laurie bis kurz vor der Entbindung weiter arbeiten. Deshalb ist sie sofort bereit, sich zusammen mit Jake um den Mord an einem Studenten zu kümmern. Schnell finden die beiden heraus, dass der Mann Kontakt zu einer Sekte hatte. Jake entschließt sich zu einem Undercover-Einsatz. Doch Jake hat die Sektenmitglieder unterschätzt.

Dieser Fall scheint rasch zu lösen zu sein. Der Täter muss ein Sektenmitglied sein Jakes Undercover-Plan ist nicht ganz ungefährlich, doch er glaubt die Risiken lassen sich gut handhaben. Aber man sollte seinen Gegner nie unterschätzen, denn plötzlich muss Laurie um den Vater ihres Kindes bangen. Mir hat imponiert wie Laurie trotz der Schwangerschaft versucht, Jakes Leben zu retten und sich sehr wohl bewusst ist, dass es für sie gefährlich werden könnte. Gut gefallen hat mir die Erzählweise. Die Autorin schildert die Ereignisse rund um Laurie und Jake in zwei parallel laufenden Handlungssträngen. Das erzeugt zusätzliche Spannung, weil ich über alle Informationen verfügte, Laurie und Jake aber wichtige Wissenslücken hatten , die zu falschen Entscheidungen führen.

Mir hat das Lesen wieder richtig Spaß gemacht und ich bedaure, dass ich vorerst das letzte Mal mit den beiden auf Mörderjagd war.

Bewertung vom 03.02.2021
Konrad Krumbachner

Verschenkte Tage: Ein Kriminalroman aus dunkler Zeit


ausgezeichnet

Gute Mischung aus Krimi und Zeitgeschehen
Der junge Leutnant Simon Trepper soll wenige Tage vor Kriegsende mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe, die Amerikaner aufhalten Für Trepper hat der Krieg jeden Sinn verloren und er will nur noch zusammen mit den ihm anvertrauten Männern den Wahnsinn überleben. Am Tag seiner Ankunft wird eine Familie im Dorf brutal ermordet. Da es keine Polizei mehr im Dorf gibt, bittet der Bürgermeister Trepper um Hilfe. Zuerst widerwillig und dann getrieben von dem Gedanken, endlich das richtige zu tun, macht Trepper sich auf Mördersuche.

In meinen Augen gelingt es dem Autor sehr gut, die Stimmung kurz vor Kriegsende darzustellen. Das Warten auf die Amerikaner, das Ende des Krieges, das Hoffen, dass der Schrecken ein Ende hat und gleichzeitig die Angst um das eigene Leben. Da erscheint es fast irrsinnig, dass Trepper sich auf die Suche nach dem Mörder macht angesichts der vielen Toten des Krieges. Aber diese Suche nach dem Mörder gibt Trepper halt und schafft Sinnhaftigkeit inmitten des Chaos. Sehr gut gefallen hat mir der Erzählstil des Autors, der den Mord aus Sicht des Täters schildert und Trepper und den Mörder aufeinandertreffen lässt, ohne dass Trepper es weiß, wen er vor sich hat. Überzeugt haben mich auch die Charaktere der einzelnen Personen, die der Autor nicht schwarz-weiß zeichnet, was sie realistisch erscheinen lässt. Besonders gut gelungen ist ihm das bei Trepper.

Für mich war der Krimi lesenswert, weil er gut geschrieben, die Handlung überzeugt und die Zeit, in der er angesiedelt ist, für zusätzliche Spannung sorgt.

Bewertung vom 31.01.2021
Clever, Florian

Schwert & Meister 1


ausgezeichnet

Vielversprechender Auftakt zu einer Mittelalter-Fantasy-Reihe
Woitilar ist Hüttenmeister und lebt mit seiner Frau Silena, Tochter Rhini und Sohn Glen in einem kleinen Dorf. Der Frieden zerbricht, als Gesandte des Herzogs von Fuldor ins Dorf kommen, Rhini bedrohen und von Woitilar fordern, dass er ihnen eine Stange des Erzes Niyn , dem besondere Eigenschaften zugeschrieben werden, verschafft. Trotz Bedenken willigt Woitilar ein, um seine Familie zu schützen. Kurz darauf kommen Krieger der Rashtei ins Dorf und bestehen auf eine große Menge Eisen , sonst würden sie das Dorf zerstören. Beide Aufgaben lassen sich nicht zur gleichen Zeit erfüllen. Dennoch macht sich Woitilar mit seinem Altknecht und dem 14jährigen Glen auf den Weg, um Niyn zu schürfen..

Ich habe schon einige Fantasy-Bücher des Autors gelesen und war immer begeistert von seinem packenden Erzählstil. Auch hier nimmt mich die Geschichte gleich gefangen. Ich habe sehr mit Woitilar gelitten, ein Mann, der seine Familie liebt, ehrenhaft ist und sich dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlt. Mir war eigentlich klar, dass er die gestellten Aufgaben nicht lösen kann, dennoch habe ich es gehofft. Glen ist der typische 14jährige, der voller Abenteuerlust ist und sich um Verbote und Regeln nur wenig schert. Es mehren sich die Anzeichen, dass er etwas besonderes ist. Doch es bleibt offen, ob zum Guten oder Bösen und schürt damit die Neugierde auf die Fortsetzung der Geschichte.

Der Autor hat mit dem vorliegenden Band eine mittelalterliche Welt voller Gefahren und Magie entworfen und eine Geschichte begonnen, die sich gut und spannend liest.

Bewertung vom 31.01.2021
Arnold, Daniela

Das Klagen der Möwen


sehr gut

Unter Verdacht
Die 16jährige Juna Thomsen wird brutal vergewaltigt und ermordet. Sie war die Tochter des auf der Insel bekannten und beliebten Arztes Sven Thomsen, den auch die ermittelnden Beamten Rieke und Uwe gut kennen. Besonders Uwe ist schwer erschüttert, da Sven ein seht guter Freund ist. Der Verdacht fällt schnell auf Carsten, auf dessen Sohn Juna häufiger aufgepasst hat. Für Carstens Frau Marie beginnt ein Alptraum. Das Haus wird von aufgebrachten Inselbewohnern belagert. Ihr Mann zieht sich immer mehr zurück. Da geschieht ein zweiter Mord und Maries Welt bekommt weitere Risse.

Der Krimi hat in meinen Augen zwei spannende Handlungsstränge. Da sind zum einen die Auswirkungen der Ermittlungen auf das Umfeld des Opfers. Besonders gut geschildert fand ich die Geschehnisse rund um Marie und ihren Mann, nachdem er unter Verdacht gerät. Der Mob, der vor dem Haus Mörder schreit , das Haus beschmiert ; die Eltern, die ihre Kinder nicht mehr mit dem kleinen Theo spielen lassen. Das ist sehr berührend und entspricht leider auch der Realität, wenn Menschen glauben, sie wären im Recht, weil sie aus der anonymen Gruppe heraus handeln. Der andere Handlungsstrang betrifft die Mordermittlung an sich, die sich schwierig gestaltet, da sich alle gut kennen und deshalb nicht immer objektiv sind. Durch den weiteren Mord kommt ein neues Element hinzu, das die Ermittlungen auf den Kopf stellt. Die Auflösung hat mir gut gefallen, aber das Gefühl der Befriedigung darüber , dass der Schuldige seine gerechte Strafe bekommt, wollte sich nicht so recht einstellen. Der Grund hierfür ist, dass manches in meinen Augen sehr tragisch war und seelische Verletzungen bleiben, die nicht schnell heilen werden.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Er war spannend und die Lösung war nicht alltäglich, aber stimmig.

Bewertung vom 30.01.2021
Udo, Weinbörner

Der lange Weg nach Weimar


ausgezeichnet

Steter Kampf ums Geld und künstlerische Anerkennung
Der Autor schildert Schillers Leben von 1783 bis zu seinem Tod 1805 . Folgendes hat sich nachdrücklich in meinem Gedächtnis festgesetzt. Obwohl Schillers Werke erfolgreich auf den Theaterbühnen Deutschlands aufgeführt wurden, hatte er sein ganzes Leben lang Geldsorgen. Die Angst im Schuldturm zu landen, war allgegenwärtig . Später trieb ihn die Sorge, seine Familie nach seinem Tod unversorgt zu wissen. Hinzu kamen erhebliche gesundheitliche Probleme, die ihn oft wochenlang aufs Krankenlager zwangen und ihn am Schreiben hinderten. Schiller war ein Dichter, dem seine Werke nicht immer zuflogen. So schrieb er an seinem Wallenstein mehrere Jahre, den Wilhelm Tell brachte er gerade mal in 6 Wochen zu Papier. Schiller hätte nicht existieren können, wenn er nicht ein Netzwerk von treuen Unterstützern und Freunden gehabt hätte, die für seine Schulden einstanden , seine Frau Charlotte bei der Pflege unterstützten und ihm immer wieder Mut machten. Was Freundschaft für Schiller bedeutete, zeigt sich nachdrücklich in seiner Ballade "Die Bürgschaft " Schiller starb mit nur 45 Jahren nach schwerer Krankheit in Weimar, beigesetzt in einem besseren Armengrab. Sein Ende hat mich sehr betroffen gemacht, weil ihm in meinen Augen die Hochachtung verweigert wurde, die ihm zugestanden hätte. Der Roman war für mich sehr aufschlussreich und ich habe Facetten Schillers kennengelernt, die mir bisher nicht bekannt waren. Überrascht hat mich, dass Schiller durchaus für weibliche Reize empfänglich war und auch bei der Damenwelt gut ankam. Meine Bewunderung gilt seiner in meinen Augen unbändigen Willenskraft zum Schreiben trotz der Widrigkeiten in seinem Leben, die manch anderen hätten verzweifeln lassen. Was muss es eine Genugtuung für ihn gewesen sein, dass er die letzten Jahre seines Lebens doch noch Anerkennung gefunden hat, die er sich immer ersehnt hat. Zeitweise hat sein Stern sogar den des allseits gefeierten Goethes überstrahlt. Leider hat es sich nicht in materieller Sicherheit nieder geschlagen.

Das Buch ist in einem angenehmen Erzählstil und bietet neben vielen interessanten Details aus Schillers Leben auch gute Unterhaltung.

Bewertung vom 30.01.2021
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


ausgezeichnet

Die Queen auf Mörderjagd
Nach einer Einladung mit Übernachtung auf Schloss Windsor, findet man einen der Gäste, einen jungen russischen Pianisten, tot in seinem Zimmer. Autoerotischer Unfall oder Mord ? Der MI5 glaubt an ein Komplott Putins und vermutet einen Schläfer in den Reihen des Schlosspersonals. Die Queen ist not amused und stellt mit Hilfe ihrer stellvertretenden Privatsekretärin Rozie eigene Ermittlungen an. Schließlich kann sie Zeugen nicht selbst befragen . Gleichzeitig sind alle anderen Bewohner des Schlosses bemüht, alles, was mit der unerfreulichen Geschichte zu tun hat, von der Queen fern zu halten.
So lange ich lebe, war immer Elisabeth die Königin von England. Und ich bewundere sie aufrichtig für ihre Stärke und Disziplin auch in unruhigem Fahrwasser. Aus diesem Grund wollte ich das Buch unbedingt lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht ! Im Gegenteil meine Erwartungen wurden übertroffen. Die Krimihandlung ist spannend mit einiger Tragik und wird überzeugend gelöst. Mit der stellvertretenden Privatsekretärin Rozie hat die Autorin eine sympathische Figur geschaffen, die als verlängerter Arm der Queen agiert. Rozie`s Familie stammt aus Nigeria. Sie ist jung, gut ausgebildet, intelligent und loyal . Loyal sind auch die anderen Mitarbeiter, nur glaubt jeder, er müsse die Queen vor unliebsamen Wahrheiten schützen und der eine oder andere hält sie auch für etwas tüdelig angesichts ihres Alters . Ganz souverän lässt die Queen alle in dem Glauben, während sie gut informiert und mit messerscharfen Verstand die Lage im Griff hat. Kein gutes Bild bietet der Leiter des MI5, der sich etwas verrennt und bei mir mehrfach für Heiterkeit gesorgt hat. Gut gefallen haben mir auch die Schilderungen einiger Abläufe im Schloss. Die Autorin erzählt die Geschichte mit einem heiteren Unterton, so dass ich oft schmunzeln musste. Aber die Handlung bietet auch ausreichend Spannungselemente, so dass nie Langeweile aufkommt. Und wer bisher kein Fan der Queen war, könnte es nach der Lektüre des Buches gut sein.