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bärin
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Bamberg

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Insgesamt 660 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2018
Lehnberg, Stefan

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 1801: die Freunde Goethe und Schiller fahren mit der Kutsche, was damals recht beschwerlich war, nach Franckfurth am Main, um Goethes Mutter zu besuchen. Sie werden um criminalistische Hilfe von den Stadträten gebeten, da sie befürchten, dass eine Verschwörung im Gange ist. Jemand möchte Napoleon Glauben machen, dass Kriegsvorbereitungen im Gange sind. Auch zwei Stadträte wurden ermordet, zudem sind mysteriöse, große Mehllieferungen in die Stadt unterwegs.

Die Beiden stürzen sich todesmutig in gefährliche Ermittlungen, überstehen einige sehr gefährliche Situationen und entgehen mehrmals nur knapp dem sicheren Tode.

Dieser, im Stil und der Sprache der damaligen Zeit angepasste Roman ist sehr spannend geschrieben. Ich habe bis zum Schluss mitgefiebert. Schön, dass auch die meisten Kapitel eher kurz gehalten sind. Besonders gut hat mir der edle kupferfarbene Einband des Buches mit den Herren Goethe und Schiller in Scherenschnitt-Art gefallen.

Bewertung vom 26.02.2018
Bach, Tabea

Die Kamelien-Insel / Kamelien Insel Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Unternehmensberaterin Sylvia ist beruflich sehr eingespannt und viel unterwegs. Ihrem Mann Holger, der als Immobilienmakler für die Reichen und Schönen tätig ist, geht es nicht anders. So kommt es, dass sie zwar ein tolles Penthouse bewohnen und einen Porsche fahren, sich aber eher selten sehen und wenig Freizeit haben. Als ein Brief mit der Mitteilung kommt, dass Sylvia von ihrer Tante eine Gärtnerei in Frankreich geerbt hat, überlässt sie es daher ihrem Mann, sich darum zu kümmern. Da ein Kunde abgesagt hat, verfügt Sylvia plötzlich über freie Zeit und beschließt, in die Bretagne zu fahren und ihr Erbe in Augenschein zu nehmen.

Beim Nachlass ihrer Tante handelt es sich um eine einmalig schöne Kamelieninsel, die nur durch eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden ist. Sylvia verliebt sich sofort in dieses wunderbare Fleckchen Erde. Auch der Gärtner Mael hat es ihr angetan. Doch sie erfährt zufällig, dass ein Investor die Insel platt machen will, um darauf ein Golfressort zu bauen. Sofort setzt sie alles daran, dies zu verhindern - doch ihr Mann hat andere Pläne...

Dieses sehr lebendig erzählte Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, man kann sich die schöne Landschaft und die Personen sehr gut vorstellen. Die Geschichte um die Kamelieninsel ist auch sehr spannend. Sylvia ist an einem Wendepunkt ihres Lebens angelangt, an dem sie erkennt, dass Geld und materielle Dinge ihr doch nicht so viel bedeuten, wie sie immer angenommen hatte. Sie trifft die richtige Entscheidung und ich denke, sie bereut es nicht.

Bewertung vom 20.02.2018
Ranisch, Axel

Nackt über Berlin


sehr gut

Die beiden 16-jährigen Freaks Jannik - in Bezug auf klassische Musik und Tai - in Bezug auf Technik haben eine Schnapsidee: sie sperren ihren betrunkenen Rektor, den sie auf der Straße aufgelesen haben, in dessen Wohnung ein. Der eher schüchterne Jannik lässt sich von seinem asiatischen Freund in diese Sache mit reinziehen. Aus Liebe zu ihm beteiligt er sich an dem perfiden Spiel, würde es aber lieber früher als später beenden. Doch Tai hat noch Einiges mit dem ungeliebten Schuldirektor vor. Im Laufe des Buches wird klar, dass er gute Gründe dafür hat. So wird aus einem Streich bitterer Ernst und ernste Rache. Es geht um den Selbstmord einer Mitschülerin der beiden.

So erlebt Rektor Jens einige höllische Tage. Er geht im Geiste alle seine Sünden durch, sucht nach möglichen Tätern und kommt doch nicht darauf, wer sich hinter "Gott" verbirgt. Seine Nöte und Ängste sind gut nachvollziehbar, dadurch wird er einem sogar etwas sympathisch.

Das alles wird sehr spannend und humorvoll erzählt. Erste Liebe und Probleme in der Schule werden ebenfalls thematisiert. Die Sprache ist oft recht gewöhnlich, wird aber, wenn es um Janniks klassische Musik geht, direkt poetisch.

Bewertung vom 19.02.2018
Atherton, Nancy

Tante Dimity und der verlorene Schatz / Tante Dimity Bd.21 (eBook, ePUB)


sehr gut

In Finch ist ganz schön was los: zwei neue Bewohner sollen heute einziehen und fast alle Bewohner treiben sich geschäftig in der Nähe herum, um nicht den Umzugswagen zu verpassen. Der Neue ist passionierter Sondengänger und schon bald wollen alle das Gerät ausprobieren. Sie finden allerlei verloren gegangenes und stellen die Fundstücke sogar in einer Vitrine aus.

Lori Shepherd, die mit ihrer Familie in Tante Dimitys Haus lebt, findet auf dem Dachboden einen wertvoll wirkenden goldenen Armreif. Sie befragt Tante Dimity und erhält von ihr den Auftrag, den Mann zu finden, von dem sie das Schmuckstück erhalten hat. Dazu begibt Lori sich auf ihrer Suche nach London ....

Auch die 21. Geschichte um Lori und Tante Dimity ist wieder im altbekannten und bewährten, kuscheligen Stil geschrieben. Weniger Krimi als vielmehr Wohlfühlroman, aber immer wieder nett zum zwischendurch lesen. Die Personen sind wieder so lebensecht und sympathisch dargestellt (bis auf wenige Ausnahmen!), dass man am liebsten gleich nach Finch ziehen würde. Und Lori und ihre Lieben sind natürlich die reinste Bilderbuch-Familie!

Bewertung vom 10.02.2018
Urlacher, Max

Die Königin von Lankwitz


sehr gut

Berlin-Lankwitz: Bea, die alles Glitzernde liebt und eine Stimme wie ein Aschenbecher hat und die feinnervige Irene kennen sich aus dem Knast. Irene, die in ihrem früheren Leben Dessous bei KaDeWe verkauft hat, saß ein, weil sie ihren Ehemann mittels Rückwärtsgang erledigt hat. Bea, ehemalige Steuerfachgehilfin, wurde von ihrem Ex-Freund und Ex-Chef gelinkt und ist eigentlich unschuldig - nur glaubte ihr das niemand. Beide haben ihre Lebensmitte bereits überschritten und überlegen, welche Fähigkeiten sie besitzen, um in Zukunft über die Runden zu kommen. So kommen sie auf die Idee, eine Agentur zu gründen, um Rache an miesen Ehemännern oder fiesen Chefs zu verüben. Bea soll sich um die Anwerbung potentieller Kundinnen kümmern und Irene ist dann für die Ausführung verantwortlich. Alles läuft wunderbar, bis plötzlich Konkurrenz in dieser Geschäftssparte auftaucht ....

Es empfiehlt sich, dieses Buch mit einem Augenzwinkern zu lesen. Die Sprache ist oft rau und derb, Knastsprache und Berliner Schnauze geben sich die Hand. Die beiden Hauptpersonen Bea und Irene sind gut beschrieben und kommen sympathisch rüber. Der Schreibstil ist sehr flüssig, dieses humorvolle und skurrile Buch lässt sich leicht in einem Rutsch weglesen. Wer auf schwarzen Humor steht, ist hier richtig!

Bewertung vom 07.02.2018
Ferrante, Elena

Die Geschichte des verlorenen Kindes / Neapolitanische Saga Bd.4


ausgezeichnet

In diesem vierten und letzten Teil der großen neapolitanischen Saga erzählt Elena weiter von ihrer besonderen Freundschaft zu Lila. In Elenas Leben tut sich einiges: sie verlässt ihren Mann Pietro, um wieder nach Neapel zu ziehen und mit ihrer großen Liebe Nino zusammen sein zu können. Dadurch bringt sie natürlich ihre Schwiegermutter gegen sich auf, bei der ihre beiden Töchter zeitweise leben. Sie bekommt noch eine Tochter zusammen mit Nino, doch der entpuppt sich als große Enttäuschung. Sie zieht mit ihren Kindern zurück in den Stadtteil ihrer Kindheit und wohnt nun ein Stockwerk über Lila, die sich zusammen mit Enzo mit einer Computer-Firma selbständig gemacht hat. Sie sind viel zusammen, beide haben kleine Töchter im gleichen Alter und wenn Elena, die wieder mehr schreibt, auf Lesereise geht, passt Lila auf ihre Kinder auf. Zeitweise verstehen sie sich wieder gut, aber nach einem schweren Schicksalsschlag für Lila kommt Elena erst mal nicht mehr an sie ran.

Der vierte Band endet mit der Frage: wo ist Lila abgeblieben? Genau mit dieser Frage begann der erste Teil dieser Reihe. Lila sprach schon immer davon, sich aufzulösen, auszulöschen - nun ist es soweit - sie ist spurlos verschwunden und mit ihr all ihre Sachen, als hätte es sie nie gegeben.

Der erste Band konnte mich noch nicht so ganz überzeugen, dennoch habe ich auch die nachfolgenden gelesen. Dieser letzte Teil war meiner Meinung nach der beste, ich konnte ihn kaum aus der Hand legen. Das ganze Auf und Ab in der Freundschaft der beiden, die Wirrungen in der Liebe, die Gewalt im Rione, die politischen Auseinandersetzungen - all das wird in einer anspruchsvollen Sprache erzählt, der man sich nicht entziehen kann. Dafür vergebe ich gerne fünf Sterne!

Bewertung vom 30.01.2018
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Das LKA Berlin ist am Rotieren - eine Mordserie sorgt für Angst und Schrecken, denn kein Geringerer als die bekannte Dompfarrerin ist das erste, grausam zugerichtete Opfer. Alle Opfer haben einen Schlüssel mit einer 17 eingeritzt bekommen. Diese Tatsache versetzt den LKA-Ermittler Tom Babylon in höchste Aufregung. Seine kleine Schwester Viola hatte den gleichen Schlüssel bei sich, als sie vor vielen Jahren verschwand. Tom ist geradezu besessen davon, sie wieder zu finden und glaubt nicht daran, dass sie ertrunken sein soll. Eigentlich will sein Chef, dass er sich aus diesem Fall heraus hält, doch Tom will hier unbedingt dabei sein und so bekommt er die Psychologin Sita Johanns zur Seite gestellt. Zusammen kommen sie den Ereignissen von damals in Toms Clique Stück für Stück näher.

Dieser spannungsgeladene Thriller wird abwechselnd mit Rückblenden aus Toms Jugend erzählt. Er fühlt sich verantwortlich für das Verschwinden seiner Schwester und lässt sich dadurch immer wieder zu unüberlegten und illegalen Aktionen hinreißen. Auch seine Partnerin Sita trägt ein düsteres Geheimnis und schwere Narben auf dem Körper und auch auf der Seele mit sich. Die Personen sind sehr genau und lebensecht gezeichnet, die rasante Handlung lässt keine Langeweile aufkommen. Einzig, dass am Ende noch ein paar Fragen offen bleiben, hat mich etwas gestört. Trotzdem eine volle Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 23.01.2018
Kunrath, Barbara

Töchter wie wir


ausgezeichnet

Mona ist gar nicht gut drauf - ihr 40. Geburtstag steht kurz bevor, ihr Job ödet sie an, sie hat zu wenig Zeit für ihr Pferd Chester und eine feste Beziehung hat sie auch nicht, geschweige denn eine eigene Familie. Dazu nervt sie ihre Mutter Hella, die zwar sehr gutsituiert ist, aber viel zu viel trinkt.

Ihre Kindheit war nicht schön obwohl sie in eine wohlhabende Familie geboren wurde. Der Vater strafte sie mit Missachtung, da nur Söhne für ihn zählten. Die Mutter wollte eigentlich immer nur schön sein und bewundert werden, hatte aber auch kein gutes Leben mit ihrem kalten Mann und fing daher an zu trinken. Mona kann ihr so manches aus dieser Zeit nicht verzeihen und lässt sie das deutlich spüren.

Als sie beim Einkaufen dem Mädchen Shirin begegnet und ihr aus der Klemme hilft, ist das der Beginn einer Freundschaft und auch ein bisschen ein Tochterersatz für sie. Shirin hat auch eine schwierige Kindheit hinter sich und lebt bei Pflegeeltern.

In dieser bewegenden Familiengeschichte wird abwechselnd ein Kapitel von Mona und dann von Hella erzählt. So kann man mit beiden mitfühlen und Einblick in ihre Seele und Verständnis für ihre Handlungsweisen aufbringen. Anfangs konnte ich wenig Verständnis für Mona und ihre permanent schlechte Laune aufbringen. Aber je tiefer man in die Geschichte der Familie eindringt, besonders nach dem Rückblick zu der Zeit um Monas 18. Geburtstag, desto besser kann man alles verstehen.Auch ihr so extrem abweisender Vater hatte seine persönlichen Alpträume basierend auf einem Kindheitserlebnis. Ich fand dieses Buch sehr beeindruckend, es regt zum Nachdenken an. Die Protagonisten sind sehr lebendig beschrieben, der Schreibstil hat mir auch sehr gut gefallen.

Bewertung vom 19.01.2018
Geschke, Linus

Das Lied der toten Mädchen / Jan Römer Bd.3


ausgezeichnet

Die beiden befreundeten Journalisten Jan Römer und Stefanie Schneider, genannt Mütze, kümmern sich um ungelöste Mordfälle. Vor 20 Jahren wurde die 19-jährige Sonja erstochen im Wald auf dem Wilzenberg gefunden. Neben ihr stand eine Spieldose mit der Melodie "Hush little Baby", Sonjas Lieblingslied. Trotz umfangreicher Bemühungen wurde der Täter nie ermittelt.

Jan und Mütze fahren ins Sauerland und ermitteln im Umfeld der Ermordeten, doch alle hüllen sich in Schweigen. Sonja arbeitete damals in einem mysteriösen Gästehaus, das ein Jahr nach ihrem Tod abgerissen wurde. Was ist dort passiert? Haben die Ereignisse dort etwas mit Sonjas Ermordung zu tun? Da geschieht wieder ein Mord und wieder wird eine Spieluhr gefunden ....

Dies ist der dritte Fall für die zwei Reporter Jan und Mütze. Bisher kenne ich die beiden ersten Bücher dieser Reihe noch nicht, hatte aber keinerlei Schwierigkeiten deswegen. Das Buch wird aus der Sicht von Jan erzählt, der unter privaten Problemen leidet. Von seiner Kollegin erfährt man leider nicht sehr viel. Es ist sehr spannend geschrieben und ich dachte des öfteren, dass ich nun weiß, wer der Täter ist - aber dem war nicht so. Nach allerhand Irreführungen war das Ende für mich schon überraschend. Aber so soll ja ein guter Krimi sein! Die Protagonisten sind sehr sympathisch dargestellt, sehr gut gefallen hat mir auch der Boxer Arslan. Zum Ende hin konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen, so gebannt war ich von dem unheimlichen Szenario am Wilzenberg. Von mir also eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch!