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Azyria Sun

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Insgesamt 689 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2021
Patterson, James

Der 3. Grad / Der Club der Ermittlerinnen Bd.3


ausgezeichnet

Unglaublich mitreißend, grauenhaft – einfach genial!

Worum geht’s?
Neben Lindsay Boxer fliegt ein Wohnhaus in die Luft. Ein Baby verschwindet. Einen Jungen kann sie aus dem brennenden Haus retten. Doch es ist erst der erste Fall in einer ganzen Serie von Anschlägen. Wer steckt dahinter? Und warum? Lindsay und ihr „Women’s Murder Club“ nehmen die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
„Der 3. Grad“ von James Patterson setzt die Serie um Lindsay Boxer und den Women’s Murder Club fort. Es ist fast noch spannender als die beiden Teile zuvor. Ein Anschlag folgt auf den nächsten. Die Beschreibung der Tatorte, der Täter, das Netz, das alles verbindet – einfach genial!

Lindsay, Cindy, Claire und Jill lernen wir auch hier weiter kennen. Die Freundinnen werden mir mit jedem Teil sympathischer – umso schrecklicher, dass wie in diesem Buch eine gute Freundin verlieren. Ob sich jemals ein „Ersatz“ für sie finden wird? Und Lindsay ist einfach super sympathisch. Hübsch, klug, eine absolute Powerfrau – wer will nicht sein wie sie? Und auch im Privaten scheint es aufwärts zu gehen. Sie lernt im Laufe der Ermittlungen Joe Molinari kennen, der auch einfach sympathisch ist. Ich bin sehr gespannt, wie es mit den beiden weitergeht, ob und was sich daraus entwickelt – ich würde es ihr gönnen!

Auch die Story selbst ist einfach genial. Ein Anschlag folgt auf den nächsten. Die Beschreibung der Tatabläufe, die „Weiße Kaninchen“, die Beschreibung der terroristischen Gruppen und ihrer Bildung. Es wirkt alles so real. So erschreckend. Ein Thema, das damals im Schatten von 9/11 noch genauso brandaktuell ist wie auch heute, bald 20 Jahre später. Und immer wieder haben wir einen rasanten Showdown – bis zum finalen, alles überbietenden Showdown am Schluss. Und einen wirklich romantischen Showdown bietet Patterson seinen LeserInnen auch noch :)

Fazit:
Mit „Der 3. Grad“ übertrifft James Patterson sich nochmals selbst. Wie kommen dem Women’s Murder Club nochmals näher. Lernen Lindsay besser kennen. Und dann sind wir dabei, wenn ein Ereignis das nächste jagt. Ein Anschlag folgt auf den nächsten. Der Autor lässt seinen LeserInnen keine Atempause und man fiebert mit bis zum Schluss – nicht nur bei der Verbrechensjagd, sondern auch mit Lindsay, die – vielleicht, vielleicht auch nicht – endlich ihren Seelenverwandten getroffen hat.

5 Sterne von mir für dieses rasante Thriller-Meisterwerk!

Bewertung vom 03.06.2021
Patterson, James

Die 2. Chance / Der Club der Ermittlerinnen Bd.2


sehr gut

Spannend, rasant und unerwartet!

Worum geht’s?
Lieutenant Lindsay Boxer trifft in ihrem zweiten Fall auf einen noch größeren Feind. Ein Serienkiller, der es auf Polizisten und ihre Angehörigen abgesehen hat. Und dann taucht wie aus dem Nichts ihr Vater auf, den sie seit 20 Jahren nicht gesehen hat. Kennt er den Killer?

Meine Meinung:
James Patterson bringt Lindsay in ihrem zweiten Fall „Die 2. Chance“ zurück in ihre Vergangenheit. Obwohl das Buch schon bald 20 Jahre alt ist, schafft es Patterson, eine Spannung zu erzeugen, die einen noch immer bannt. Es ist rasant, es ist aktuell, es ist spannend. Er wechselt zwischen dem Killer und Lindsay hin und her, was einen noch intensiver in den Bann zieht. Am Anfang ist es zwar kurz etwas langwierig, aber dann nimmt die Geschichte so richtig Fahrt auf.

Lindsay und ihr „Women’s Murder Club“ sind wieder zusammen. Cindy, Claire und Jill. Obwohl die vier Frauen komplett unterschiedlich sind, unterstützen sie sich, sind füreinander da und einfach eine geniale Clique. Neben den gemeinsamen Ermittlungen kommt auch das „Private“ nicht zu kurz und wir lernen die Frauen noch besser kennen und wer wäre nicht gern Teil dieser genialen, unschlagbaren Clique? Aber nicht nur das, auch Lindsays Vater taucht wieder auf. Sie hatte ihn schon komplett aus ihrem Leben gestrichen, nachdem er sie und ihre Mutter vor 20 Jahren Hals über Kopf verlassen hat. Ob ihre Frage nach dem Warum geklärt werden kann und die beiden wieder eine gemeinsame Basis finden werden? Das wird euch das Buch verraten ;)

Auch die Geschichte selbst hatte mich direkt in ihrem Bann. Obwohl das Buch schon vor 2 Jahrzehnten geschrieben wurde, hält Patterson die Spannung oben, überrascht einen, lässt seine LeserInnen mitfiebern. Die Twists in der Geschichte, die immer wieder sich aufbauenden Spannungspeaks, der finale Showdown – nicht viele Autoren schaffen es, über Jahre die Spannung hoch zu halten. Zu schnell ist die Technik und sind die Ermittlungsmethoden fortgeschritten in den letzten Jahren. Daher: Hut ab vor dieser wahrhaften Meisterleistung – das ist wahres Können, wenn ein Buch auch noch nach so vielen Jahren die LeserInnen in Atem hält!

Fazit:
In „Die 2. Chance“ lässt James Patterson seine Hauptprotagonistin Lindsay Boxer nicht nur auf einen extrem gnadenlosen Täter treffen, sondern auch auf ihren Vater und damit auf ihre Vergangenheit. Obwohl das Buch vor 2 Jahrzehnten geschrieben wurde, ist es unglaublich spannend, aktuell und hält die LeserInnen in Atem. Lediglich die ersten Seiten sind etwas langatmig, aber danach bleibt es mit Plottwists spannend bis zum Ende und selbst am Ende hat der Autor nochmals eine Überraschung für seine LeserInnen in petto.

4 Sterne für dieses geniale Buch, das selbst nach 2 Jahrzehnten noch aktuell und spannend ist – das ist wahres Können!

Bewertung vom 01.06.2021
Bagci, Tarkan

Die Erfindung des Dosenöffners


ausgezeichnet

Die amüsante und interessante Philosophie über das Erreichen von Zielen und die Welt hinter Social Media

Worum geht’s?
Timur Aslans Traum ist es, Star-Journalist zu werden. Stattdessen ist er freier Mitarbeiter in einem kleinen Lokalblatt und soll die Bürger des Ortes interviewen. Dabei lernt er zufällig Annette kennen. Annette und ihre Geschichte über einen Dosenöffner, die ihn dann bis in die Schweiz führt und ihn auch hinter die Kulissen des Sinns des Lebens führt.

Meine Meinung:
„Die Erfindung des Dosenöffners“ von Tarkan Bagci ist ein amüsantes Buch. Ein Roman für Zwischendurch über ein Thema, das eigentlich absolut uninteressant ist. Aber der Autor bringt so viel Leben und Gefühle rein, dass es einfach eine Freude ist, das Buch zu lesen und sich mit Timur und Annette auf eine Reise zu begeben. Dabei erzählt er einmal aus der Gegenwart und zum anderen führt er uns in Erzählform in Annettes Vergangenheit. Dabei bringt Tarkan Bagci nicht nur den Dosenöffner in den Fokus, sondern auch das Sein und Schein der Leben in den Social Media und philosophiert darüber, wo man hinmuss, um anzukommen.

Die Hauptprotagonisten der Geschichte sind der junge freie Journalist Timur, der davon träumt, für eine große Zeitung zu arbeiten. Der viel zu viel Zeit am Handy verbringt und seine Freunde beneidet, die angeblich ein tolles, erfülltes Leben führen – zumindest, wenn man von den Bildern ausgeht, die sie auf den sozialen Medien verbreiten. Er selbst fühlt sich, als hätte er etwas verpasst, wäre hinterher, noch nicht da, wo er sein könnte. Als er für einen Artikel den örtlichen Kegelverein interviewt, trifft er auf Annette, die eigentlich Alexandra heißt. Sie hat ein Geheimnis und geht mit Timur einen Deal ein. Er fährt sie in ihrem Rollstuhl spazieren und sie erzählt ihm dafür von ihrem Geheimnis. Man mag beide sofort. Und auch Timurs Vater ist ein absolut lieber und familiärer Mensch, den man mit ins Herz schließt. Es macht einfach Freude, diese Menschen durch den Roman zu begleiten.

Auch die Geschichte selbst ist interessant und mitreißend. Annettes schlagfertigen Kommentare, die Reaktionen von Timur. Der Autor bring die LeserInnen zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Darüber, wo das Leben hinführt, ob man jemals ankommt und man nicht alles glauben soll, was auf den sozialen Medien passiert. Eine Geschichte, die einem Selbstvertrauen gibt. Die sich einfach lesen lässt und dennoch sehr tiefsinnig ist. Ich hätte Timur und Annette gerne noch viele weitere Seiten begleitet und hoffe sehr, dass wir ihnen irgendwann vielleicht wieder begegnen dürfen!

Fazit:
In „Die Erfindung des Dosenöffners“ von Tarkan Bagci dürfen wir Timur und Annette ein Stück begleiten. Zwei Personen, die einem sofort ans Herz wachsen. Der Autor nimmt uns mit auf eine Reise in die Schweiz, aber auch mit auf eine Gedankenreise um die Scheinwelt der sozialen Medien, den Sinn der Ziele im Leben und warum man immer mehr möchte. Eine tiefgründige Geschichte über etwas so Oberflächliches wie einen Dosenöffner – aber eine Geschichte, die amüsant ist, unterhaltsam und auch ein bisschen zu Herzen geht.

5 Sterne von mir für Timur und Annette und die anderen liebenswerten Personen in diesem heiteren und kurzweiligen Roman!

Bewertung vom 30.05.2021
Meyer, Chris

Der Blutkünstler / Tom-Bachmann-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Nicht nur der Täter, auch der Autor erschafft hier ein blutiges Kunstwerk

Worum geht’s?
Tom Bachmann ist ein Profiler, der sich wie kein anderer in die Seele von Serientätern hineinversetzen kann. Daher heuert das BKA ihn an, um den Blutkünstler zu fangen, einen Serienkiller, der der Grausamkeit eine neue Dimension verleiht. Er erschafft mit den Körpern seiner Opfer Kunstwerke. Auf der Jagd nach ihm wird Tom mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert und vor eine schwere Entscheidung gestellt.

Meine Meinung:
„Der Blutkünstler“ von Chris Meyer ist ein geniales Buch! Es ist grausam, psychopathisch, blutig – aber auf eine ästhetische Art. Der Autor beschreibt die Taten und die Opfer unglaublich genau. Jedes Detail findet Eingang in seine Erzählung. Nichts für schwache Nerven, aber interessant und mitreißend. Auch das Buch selbst ist an Spannung kaum zu übertreffen! Von der ersten Seite an fiebert man mit. Dabei schreibt es mal aus der Sicht der Ermittler, mal aus der Sicht des Täters, mal aus der Sicht von Aaron und gibt den LeserInnen so Einblick in die Gedanken und Taten der einzelnen Protagonisten, sodass man sich mit dem Buch noch mehr identifiziert. Ein bisschen hat mich das Buch an die Shepherd-Reihe von Ethan Cross erinnert, vor allem Tom und Aaron. Ob das ein bisschen die Vorlage war?

Tom Bachmann ist ein genialer Charakter. Und anders. Ohne zu spoilern nur so viel: Erlebnisse seiner Vergangenheit haben ihn fast emotionslos gemacht. Nüchterner als andere betrachtet er Dinge. Teilweise meint man, er kennt keine Empathie. Dennoch ist er ein genialer Ermittler, der sich in die Täter hineinversetzten kann und den die Taten auf eine gewisse Art auch faszinieren. Im Laufe der Geschichte trifft er auf Aaron, der zu seiner Kindheit wie ein Bruder für ihn war und der ein bisschen an Francis Ackerman jr. erinnert. Dann lernen wir noch die Mitglieder von Toms Ermittlungsteam kennen. Phillipp, der geniale IT-Nerd. Katja, mit der Tom eine Affäre hatte, bevor er wusste, dass sie auch Polizistin ist und die immer noch für ihn schwärmt. Und Ira, mit der Tom am engsten zusammenarbeitet und die auch eine dunkle Ermittlerinnenvergangenheit hat. Ein Team und Charaktere, die spannend sind, außergewöhnliche Eigenarten haben aber jeder auf seine Art perfekt mit den anderen harmoniert und ich hoffe, dass wir bald mehr von ihnen lesen werden!

Auch der Mörder ist genial dargestellt. Der Einblick in seine Gedanken, die der Autor uns gibt. Die Gedanken sind grausam, aber auf eine fast verstörende Art auch schon wieder verständlich. Die Gedanken eines Künstlers. Die Darstellung des Killers hat mir besonders gut gefallen und mich sehr fasziniert. Und auch die Geschichte selbst. Der Ablauf der Ermittlungen, wie man dem Killer immer näherkommt. Die sich immer mehr aufbauende Spannung, der Nervenkitzel und der fulminante Showdown am Ende! Ein geniales Buch, ein mitreißendes Buch, ein verstörendes Buch. Ein Team und eine Story, von der man nicht genug bekommen kann und unbedingt mehr möchte!

Fazit:
Mit „Der Blutkünstler“ hat Chris Meyer eine Figur erschaffen, die ihresgleichen sucht. Ein absolut grausamer Mörder, erschreckend lebendig dargestellte Folterszenen und Tatorte, ein Ermittlerteam aus außergewöhnlichen Charakteren und eine Story, die entfernt an die Shepherd-Reihe von Ethan Cross erinnert – besonders in Bezug auf Tom und Aaron – aber ansonsten deutlich aus der grauen Masse der Psychothriller heraussticht. Auch wenn nichts für schwache Nerven: Dieses Buch hat mich gefesselt und bis zum Schluss die Spannung immer weiter anschwellen lassen und ich kann es kaum erwarten, bis der nächste Teil dieser Reihe um den Profiler Tom Bachmann und sein Team erscheint!

5 Sterne und ein absolutes Must-Read für alle Fans von Psychothrillern, die das außergewöhnliche und blutige suchen!

Bewertung vom 26.05.2021
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

August Snow – ein Ex-Polizist mit Hirn, Herz und Humor

Worum geht’s?
Mit 12 Millionen Dollar Schadenersatz kehrt August Snow in das Viertel seiner Kindheit zurück, um es besser zu machen und ein neues Leben zu beginnen. Doch dann wird er in Ermittlungen hineingezogen, die ihm alles abfordern. Eine mächtige Unternehmerin wird tot aufgefunden - und hinter ihrem Tod steckt weit mehr, als August sich vorstellen kann.

Meine Meinung:
„Der gekaufte Tod“ ist der erste Krimi von Stephen Mack Jones – und er hat mich sofort gepackt! Er ist rasant, spannend und anders. Außergewöhnlich anders. Der Sprachstil – der Autor erzählt aus der Sicht des Ex-Polizisten und Ex-Marines August Snow – ist einfach genial. Sofort hat man eine Erzählstimme im Kopf. Und obwohl das Buch in der Gegenwart spielt, fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Zeit. Eine Zeit der Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß, Reich und Arm. Besonders gut gefällt mir die Beschreibung von Mexicantown, Detroit. Die Orte, die Straßen, die Gebäude – als wäre man selbst dort!

Auch die Protagonisten gefallen mir gut, allen voran natürlich August Snow. Er hat sich in der Vergangenheit nicht viele Freunde gemacht, aber die, die er an seiner Seite hat, sind wahre Freunde. Er selbst ist knallhart, aber seine Sprüche bringen immer wieder zum Schmunzeln. Schlagfertig, humorvoll und um keine Konfrontation verlegen. An seiner Seite kämpfen Tomás und Frank – auch die beiden schließt man einfach ins Herz und ich hoffe sehr, dass es weitere Bände geben wird, in denen wir die drei wiedersehen. Und auch Carmela und Sylvia – die älteren Nachbarinnen. Einfach urige Charaktere, die einem direkt ans Herz wachsen. Was als viele Einzelgänger beginnt, endet in einer großen Familie.

Die Geschichte selbst beginnt am Anfang langsam und war etwas verwirrend. Ab dem 2. Drittel war ich dann aber drin und konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Die Verwicklungen, die einzelnen Erzählstränge. War man zu Beginn noch verwirrt, wo das alles hinführen soll, war es am Ende klar. Die Spannung steigerte sich mehr und mehr und der finale Showdown – unglaublich lebhaft und explosiv! Auch der Aufbau der Verwicklungen und die Entwirrung des Ganzen – mich hat schon lange kein Buch mehr so gepackt und gefesselt. Bitte mehr davon!

Fazit:
„Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones dreht sich um den Ex-Polizisten August Snow. Man muss ihn einfach mögen. Er ist schlagfertig, man muss beim Lesen öfters mal schmunzeln. Aber er ist auch ein knallharter Profi mit anderen Profis an seiner Seite. Tomás, Frank und er sind einfach ein unschlagbares Team, das wir begleiten dürfen. Drei einsame Cowboys gegen den Rest der Welt. Aber drei, die die Welt retten und zu einem besseren Ort machen. Der Krimi selbst ist spannend und unglaublich mitreißend und rasant. Anfangs war es etwas unstrukturiert und verwirrend, aber dann wurde das Buch ein einzigartiger Pageturner und ein Ereignis folgte auf das andere.

4 Sterne von mir für diesen außergewöhnlichen Krimi um August Snow, von dem ich unbedingt mehr lesen möchte!!

Bewertung vom 24.05.2021
Jacobs, Anne

Rückkehr in die Tuchvilla / Tuchvilla Bd.4


gut

Endlich neues aus der Tuchvilla – es ist wieder heiter und ereignisreich, wenn auch etwas überladen

Worum geht’s?
Es ist 1930 und politisch ist einiges am Umschwung. Das Geld wird immer weniger wert. Die Aufträge gehen zurück und auch um die Tuchfabrik der Melzers steht es nicht zum Besten – und dann bekommt Paul Melzer eine Herzmuskelentzündung und kann sich nicht mehr um die Geschäfte kümmern. Schafft Marie es wie schon einmal, der Fabrik zu neuem Schwung zu verhelfen oder müssen die Melzers am Ende die Tuchvilla verkaufen?

Meine Meinung:
Mit „Rückkehr in die Tuchvilla“ hat Anne Jacobs den 4. Teil der Familiensaga um die Familie Melzer herausgebracht. Das Buch ist auch diesmal wieder spannend und ein Pageturner. Es passiert wieder viel, mal ist es emotional, mal rasant und zu keinem Zeitpunkt wird einem langweilig. Allerdings findet ich, dass es diesmal nicht ganz so sehr um die Familie Melzer geht – also die Familie, die hinter der Tuchvilla steht. Diesmal erfahren wir mehr über die angeheirateten Verwandten und die Angestellten. Das ist zwar auch interessant, weil auch Fanny Brunnenmayer & Co. mir mit der Zeit ans Herz gewachsen sind, aber von Marie und Paul hören wir eher wenig.

Marie und Paul sind inzwischen älter geworden und haben mit Kurti noch ein 3. Kind bekommen. Zum Glück verstehen sie sich wieder besser und ihre Liebe ist sogar noch gewachsen. Leider erfahren wir in diesem Teil nicht viel Neues von den beiden. Dafür erzählt uns Anne Jacobs etwas mehr von den Kindern, allen voran von Leo, der ganz in seiner Musik aufgeht. Umso mehr erfahren wir dafür von Liesl, Augustes ältester Tochter, deren Vater Klaus von Hagemann ist. Sie ist inzwischen eine junge Frau, arbeitet als Küchenhilfe bei den Melzers und macht sich auf, ihre Herkunft zu erforschen. Sie ist mir total sympathisch und ihr Teil in diesem Buch gefällt mir sehr gut. Auch Elvira von Maydorn, die Schwester von Alicia, Pauls Mutter, treffen wir wieder. Und sie gefällt mir richtig gut, eine resolute Dame, die sich nichts vormachen lässt und trotz ihrem Alter ihren Willen durchsetzt. Ein einfach einzigartiger und genialer Charakter!

Die Geschichte selbst konnte leider nicht ganz mit den Vorgängerbänden mithalten. Manchmal kam es mir so vor, als hätte die Autorin sich in der Vielzahl der Charaktere verloren. Was schade ist. Aber inzwischen sind so viele Menschen hinzugekommen, dass man nicht jedem einen Teil der Geschichte geben kann, sondern sich auf einzelne Charaktere konzentrieren sollte. Das war hier dann an einigen Stellen doch etwas viel und unübersichtlich bzw. oberflächlich, was ich schade fand. Auch der historische Bezug, der mir im 2. Band so gefallen hatte, kam hier etwas kurz. Dennoch hat mich die Geschichte gefesselt und ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen – und freue mich auf den nächsten Teil, der dann wohl im 2. Weltkrieg spielen wird. Ich hoffe, hier wieder mehr geschichtliches zu finden, da mich Anne Jacobs mir der Darstellung es 1. Weltkrieges in Band 2 sehr beeindruckt hat!

Fazit:
„Rückkehr in die Tuchvilla“ ist der 4. Band von Anne Jacobs Familiensaga um die Familie Melzer. Es ist, als wenn man zu einem Familientreffen heimkehrt. Wir sehen alle wieder, die wir in den ersten 3 Bänden liebgewonnen haben und dürfen sie ein Stück begleiten. Es ist spannend, es ist rasant, es ist emotional. Nur leider aufgrund der vielen unterschiedlichen Personen manchmal etwas oberflächlich. Obwohl die Geschichte mitreißt, fehlt mir auch ein bisschen der intensivere historische Bezug – da hoffe ich sehr auf den nächsten Band!

Dennoch gute 3 Sterne für diesen Einblick in das Leben der Familie Melzer und ihrer Angestellten!

Bewertung vom 24.05.2021
Steinlechner, Tanja

Die Tänzerin vom Moulin Rouge


sehr gut

Tanja Steinlechner erweckt das schillernde Paris des 19. Jahrhunderts zum Leben

Worum geht’s?
Louise Weber arbeitet als Wäscherin in Clichy. Doch sie hat einen Traum und den Mut, nach den Sternen zu greifen. Sie lässt ihr altes Leben zurück und geht nach Montmartre, wo sie als kleine Tänzerin beginnt und zur berühmten La Goulue aufsteigt. Doch es ist nicht immer alles Gold, was glänzt.

Meine Meinung:
„Die Tänzerin vom Moulin Rouge“ von Tanja Steinlechner beschreibt das Leben von La Goulue. Es ist keine Biografie, obwohl viele Teile am wahren Leben der Louise Weber angelehnt sind, die Autorin weist jedoch im Nachwort ausdrücklich darauf hin, dass es ein Roman ist und einige Teile daher auch Fiktion. Aber diese Mischung aus Fiktion und Wahrheit bringt die Autorin eindrucksvoll zusammen. Das Buch ist lebendig. Es ist mitreißend. Es katapultiert seine LeserInnen mitten hinein ins Paris des 19. Jahrhunderts und in das Leben am Theater. Die Autorin bringt uns mit Künstlern zusammen. Mit den großen Malern dieser Zeit, Dichtern, Schriftstellern aber auch den Größen der Bühne. Mit Direktoren, Tänzern und Tänzerinnen. Und mittendrin in diesem Trubel erleben wir die Eröffnung des Eiffelturms, die Entstehung des Moulin Rouge aber sehen auch die andere Seite der Medaille, die harte Arbeit der „kleinen Leute“ und das Schicksal, dem die Menschen dieser Zeit ausgesetzt waren.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht Louise Weber. Zu Beginn lernen wir die junge, sympathische Wäscherin, die mit ihrer Mutter in Clichy mehr haust als wohnt, kennen als Mädchen, das ihrer Vergangenheit und dem toten Vater nachtrauert, aber das auch für die Zukunft Träume hat. Träume, die sie mit aller Macht verwirklichen möchte. Und für diese Träume geht sie im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen! Was genau sie auf ihrem Weg von der kleinen Louise bis hin zur großen La Goulue erlebt, das müsst ihr selbst lesen, da möchte ich nicht spoilern. Nur so viel, wie ihr es auch anderswo über Louises Leben nachlesen könnt: Es ist der Aufstieg und der Fall einer der berühmtesten Tänzerinnen des Moulin Rouge. Von der sympathischen Teenagerin hin zu einer allesverschlingenden, selbstherrlichen Matrone, die von sich selbst eine komplett falsche Wahrnehmung hat und rücksichtslos ihre Karriere vorantreibt. Eine Frau, die alles verschlingt und doch nie satt wird, weil sie das, was sie braucht, von sich stößt.

Das Leben in der Wäscherei, eindrucksvoll beschrieben. Die harte Arbeit, der Dampf, man fühlt ihn direkt auf der Haut. Dann die Menschen, denen La Goulue im Laufe ihrer Karriere begegnet: Sie sind eine wunderbar schillernde und bunte Truppe, allen voran ihr guter Freund Valentin und ihre Freundin Mimi. Aber auch Auguste Renoir, Henri de Toulouse-Lautrec und und und. All die Großen ihrer Zeit sind vertreten. Und der Wandel der La Goulue – man sieht es vor sich und sieht es doch nicht kommen. Einfach einzigartig, wie die Autorin diesen Wandel bildhaft macht. Auch wenn mir das an einigen Stellen etwas zu schnell war und die Menschen zu schnell kamen und gingen war ich doch bis zum Schluss gefesselt und begeistert vom Leben und Werden der La Goulue, einer Frau, die ich bis dahin noch nicht kannte!

Fazit:
Mit „Die Tänzerin vom Moulin Rouge“ beschreibt Tanja Steinlechner den Aufstieg und den Fall der Louise Weber, bekannt als La Goulue. Dabei wirft sie ihre LeserInnen hinein in das arme Viertel von Clichy, wo Louise als Wäscherin mit großen Träumen beginnt und nimmt uns LeserInnen dann mit in das schillernde Leben von Paris. Den Beginn des Moulin Rouge, die Eröffnung des Eiffelturms. Es ist laut, es ist lustig und man kann den Puls der Nacht direkt fühlen! Wir erleben mit Louise ihren Aufstieg zur La Goulue, treffen ihre Freunde – bekannte Künstler – und müssen zusehen, wie sich Louise in etwas verwandelt, das sie selbst zerstört. Ein Buch, das von Anfang bis Ende fesselt und nur in der Mitte geht das Leben etwas zu schnell an einem vorbei.

4 Sterne von mir für di

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Bewertung vom 23.05.2021
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


sehr gut

Ein spannender True-Crime-Roman über die Frage der Schuld und die Grenze zwischen Gesetzt und Moral

Worum geht’s?
Frank Petersen ist Strafrichter und von sich, seinem Beruf und seinen Urteilen überzeugt – bis ein Angeklagter im Gerichtssaal erschossen wird. Von diesem Zeitpunkt an scheint sein Leben abwärts zu gehen und Frank stürzt in eine tiefe Sinnkrise, an der seine Ehe scheitert und er kurz vor dem Aus als Anwalt steht. Bis er die Frau trifft, die damals die Schüsse abgab.

Meine Meinung:
„Die Wahrheit der Dinge“ von Markus Thiele ist ein Roman, der auf zwei wahren Fällen basiert. Er beschäftigt sich mit den Themen Fremdenhass und Vorurteile und der Autor wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, was mir sehr gut gefällt, weil wir so erfahren, warum die Protagonisten so handeln, wie sie handeln und eine höhere Empathie mit den Personen entsteht. Auch die Schreibweise gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist anders, aber mir gefällt es, wie der Autor mit einfachen klaren aber extrem präzisen Sätzen alles auf den Punkt bringt und mit den Worten auch die Stimmung seiner Charaktere perfekt übermittelt.

Wir haben es mit zwei Hauptfiguren zu tun. Zum einen treffen wir Frank Petersen, der als Richter Strafsachen am Landgericht in Hamburg verhandelt. Bis zum Ende bin ich mir nicht sicher, ob er mir sympathisch ist oder nicht. Anfangs ist er hauptsächlich ein Mann, der von sich mehr als überzeugt ist und Kritik nicht annehmen kann, sondern seine Wahrheit als die einzige Wahrheit ansieht. Bis er auf Corinna Meier trifft. Erst durch sie wird seine Welt erschüttert. Und selbst dann dauert es noch fünf Jahre, bis er anfängt, darüber nachzudenken. Er verliert durch seine Art seine Frau, seinen Sohn, ist kurz davor, auch seinen Job an den Nagel zu hängen – doch dann setzt ein Umdenken ein. Er fängt an, hinter die Dinge zu sehen und versucht, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Dies beginnt, als er Corinna trifft, die mir von Anfang an sympathisch ist. Von ihr erfahren wir sowohl Dinge aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Sie ist eine starke Frau mit einem schweren Schicksal. Eine Außenseiterin, die nur ganz wenigen Menschen vertraut. Ich finde, sie ist ein bewundernswerter Mensch und hoffe, dass sie ihr Glück noch finden wird.

Auch die Geschichte selbst gefiel mir gut. Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die die Entwicklung von Corinna aufzeigt. Es war mal tiefgründig, mal spannend. Teilweise hätte es etwas ausführlicher sein können, um z.B. die Entwicklung von Frank noch mehr zu verdeutlichen und mich persönlich hätte auch ein weiterer Teil interessiert, nämlich die Erzählung der Gerichtsverhandlung, in der es zu den Schüssen kam, aus Sicht von Corinna. Die eigentliche Frage das Warum kam leider nicht so ganz raus. Was andererseits aber auch wieder positiv ist, weil der Autor seine LeserInnen so anhält, selbst noch weiterzudenken und in der Diskussion zu bleiben, wo Schuld beginnt und Gerechtigkeit endet. Ein fesselndes Buch, das in den Jahren 1990 und 2015 spielt, aber immer noch brandaktuell ist!

Fazit:
„Die Wahrheit der Dinge“ von Markus Thiele hat mich bis zum Ende gefesselt. Der Wechsel zwischen Corinnas Vergangenheit und der Gegenwart mit Frank, die auf wahren Begebenheiten basierenden Teile des Romans, der Schreibstil – es war rasant, es war spannend und es hat zum Nachdenken angeregt. Und obwohl die Ereignisse in der Vergangenheit spielen, ist das Thema immer noch aktuell – und wird es leider immer wieder sein. Teilweise hätte ich mir weitergehende Ausführungen gewünscht, um noch Tiefer in die Gedanken und Entwicklungen der Protagonisten eintauchen zu können, aber auch so hat mich das Buch nicht losgelassen.

4 Sterne für diesen aktuellen Roman, der auf einzigartige Weise zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 20.05.2021
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3


sehr gut

Ein weiterer rasanter und packender Thriller mit Jens und Rebecca

Worum geht’s?
Ein Unbekannter malt mit leuchtender Farbe Hashtags auf Autos und entführt die Frauen darin. Zunächst scheint alles darauf hinzuweisen, dass sich der Täter an Jens Kerner rächen möchte. Verbindet ihn wirklich etwas mit dem Täter? Oder ist alles anders, als es scheint?

Meine Meinung:
Mit „Der Fahrer“ von Andreas Winkelmann erleben wir den dritten Fall für Jens Kerner und Rebekka Oswald. Der Fall war wieder rasant, der Autor hat uns die Opfer begleiten lassen, kurz den Täter gezeigt aber vorwiegend haben wir diesen Thriller aus Sicht von Jens, Rebecca und ihrem Team erlebt.

Auch in diesem Teil kommen sich Jens und Rebekka näher und wir lernen die beiden und die anderen Teammitglieder – Rolf, Carina, die Baumgärtner – näher kennen. Es macht Spaß, mit ihnen zu ermitteln. Jens lässt sich diesmal von seinen persönlichen Gefühlen leiten – und in die Irre leiten? Rebecca überrascht wieder mit ihrem untrüglichen Gespür und ihrem Sinn zum Lösen von Rätseln. Und es kommt ein neues Mitglied ins Team, der digitale Forensiker Hellman-Tony. Er ist für mich noch nicht ganz greifbar, ich denke aber, dass er – sollten wir mehr von ihm hören – gut ins Team einfügen wird. Er ist zwar etwas nerdig und introvertiert, aber vorliegend findet er einen wichtigen Hinweis, der sie auf die richtige Fährte führt. Und auch die Baumgärtner, die in den ersten Teilen eher unnahbar über allen Stand, wird menschlicher. Eigentlich tat sie mir stellenweise schon ein bisschen leid, aber auch sie scheint nun fester ins Team eingebunden und wer weiß, vielleicht werden Jens und sie auch noch Freunde…

Die Story selbst ist wieder mitreißend. Wie wir das von Winkelmann kennen, hält er mit grausigen Details auch diesmal nicht zurück; dennoch konnte mich das Buch nicht ganz so begeistern, wie seine Vorgänger. Mir war die Story diesmal ein bisschen zu uneinheitlich und am Ende ging es dann plötzlich zu schnell. Dennoch war ich wieder begeistert von den Plottwists, den Spannungspeaks, der Geschwindigkeit der Story. Darin ist Andreas Winkelmann wirklich ein Meister und ich freue mich jetzt schon auf den 4. Teil um Jens, Rebekka und die anderen!

Fazit:
„Der Fahrer“ von Andreas Winkelmann konnte mich zwar nicht ganz so begeistern, wie die Vorgänger der Thrillerserie um Kerner und Oswald. Dennoch hat er mir gut gefallen, mich mitgerissen und immer wieder überrascht. Gut fand ich, dass auch Charaktere, die in den ersten Bänden eher unsympathisch waren, sich nun ins Team einfügen und wir von allen ihre Eigenheiten noch ein bisschen besser kennenlernen. Und auch hier hat Winkelmann wieder eindrucksvoll und grausam die Szenen zu Papier gebracht, die Entführung der Opfer, die Tatorte, das Vorgehen des Täters – glaubhaft, erschreckend und einfach genial.

4 Sterne von mir für diesen mitreißenden 3. Teil der Serie um Jens und Rebecca!

Bewertung vom 16.05.2021
Tinning, Gertrud

Die Frauen von Kopenhagen


sehr gut

Eine fesselnde Geschichte über den Kampf der Frauen und einen Mord

Worum geht’s?
In einer Weberei stirbt eine Frau. Nelly, eine der Arbeiterinnen, versucht, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, doch ihr werden nur Steine in den Weg gelegt und sie muss um ihre Stelle bangen. Immer wieder wird mit Kündigungen und Gehaltskürzungen gedroht und die Frauen in der Fabrik haben Angst um ihren Job und ihr Leben. Gelingt es Nelly, den Mord zu rächen und zugleich für bessere Arbeitsbedingungen für die Frauen zu kämpfen?

Meine Meinung:
Bei „Die Frauen von Kopenhagen“ von Gertrud Tinning soll es eigentlich um die Anfänge der Frauenbewegung gehen. Dabei webt die Autorin wahre Begebenheiten mit hinein, auch wenn das meiste wohl Fiktion ist. Wer sich allerdings nähere Einblicke in die Frauenbewegung erhofft, wird enttäuscht werden, da hierzu nur ganz am Anfang und am Ende des Romans ein paar Seiten geschrieben werden. Ich könnte mir eine Intensivierung jedoch gut in einem zweiten Teil vorstellen. Dennoch hat mich die Autorin gefesselt mit ihrer Darstellung der damaligen Zeit. Die Schwierigkeiten der Arbeiterklasse, den Arbeitsbedingungen in der Fabrik. Den Klassenunterschieden. Und auch der Darstellung des Lebens in der Stadt und auf dem Land. Nebenbei hat die Autorin noch einen Unfall mit in die Geschichte eingebracht, der eine Mordserie ausgelöst hat und die LeserInnen mit den spannenden Ermittlungen auf Trab gehalten.

Zu Beginn lernen wir Nelly kennen. Sie arbeitet in der Fabrik, ist sympathisch, setzt sich für die anderen ein und will nur Gerechtigkeit. Im Laufe der Geschichte lernt sie dann Johannes, den Bruder von Anna kennen und lieben. Die beiden scheinen wie geschafften füreinander, obwohl Johannes ein Landmensch ist und sich nichts mehr wünscht, als ein Leben auf einem Bauernhof und Nelly mit dem Stadtleben etwas ganz anderes gewöhnt ist. Im zweiten Kapitel lernen wir dann Johannes Schwester Anna kennen. Sie war mir sofort sympathisch! An ihr sehen wir, wie die Frauen auf dem Land verschachert wurden zum Vorteil ihrer Familien. Aber Anna ist stark und geht ihren Weg. Ihre Entwicklung in Kopenhagen hat mir sehr gut gefallen. Wie sie versucht, ihrem Bruder und letztendlich auch Nelly zu helfen. Wie sie es immer wieder schafft, mit nichts doch etwas zu erreichen. Sie gibt nie auf. Steht immer wieder auf, egal, wie schlecht es ihr geht und will nur die Wahrheit ans Licht bringen und für Gerechtigkeit kämpfen. Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit, die man so nur bewundern kann! Auf ihrem Weg begegnet Anna Dagmar, Karen und Niels. Vor allem Karen, die sich für die Frauenbewegung einsetzt, gefällt mir gut. Sie ist eine resolute Person, die nicht viel redet, sondern einfach macht und immer für andere da ist. Auch Dagmar und Niels helfen Anna bei ihrem Kampf und ihrer Suche.

Und ab dem Mord reißt auch die Spannung nie ab. Wie gesagt: Lediglich der Teil über die Frauenbewegung hat mir gefehlt, aber ich hoffe auf einen weiteren Teil, in dem tiefer in diesen Part der Geschichte eingetaucht werden könnte.

Fazit:
Mit „Die Frauen von Kopenhagen“ ist es Gertrud Tinning meisterhaft gelungen, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitergesellschaft, insbesondere der Frauen, im 19. Jahrhundert bildhaft und lebendig darzustellen. Wir lernen Nelly und Anna kennen und begleiten sie auf ihrem Weg. Nelly, die für die Stellung der Frauen in der Fabrik kämpfen möchte und Anna, die einerseits diesen Kampf führt und andererseits einen Mörder sucht und sich auch hier nach Gerechtigkeit verzehrt. Das Buch ist lebendig, spannend, rasant und immer wieder absolut unerwartet! Lediglich die Frauenbewegung kommt etwas zu kurz, dennoch hat mich der Roman bis zum Ende gefesselt.

4 Sterne für dieses sehr gelungene Buch über den Beginn der Frauenbewegung und die Mordermittlungen im 19. Jahrhundert!