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Everett
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Barsinghausen

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Insgesamt 699 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2011
Florescu, Catalin Dorian

Jacob beschließt zu lieben


sehr gut

Von Anfang an ist man als Leser in der Geschichte, in der Familiengeschichte von Jacob, die be-ginnt, wie sein Vater Jakob in das Leben seiner Mutter tritt. Erzählt wird auch von seinen Vor-fahren. Clemens der zur Zeit des dreißigjährigen Krieges lebte und Frederick, der den Weg von Lothringen uns rumänische Banat findet.
Trotz aller Geschehnisse zieht es Jacob wieder nach Hause und er beginnt erstaunlicherweise mit seinem Vater in einem unwirklichen Nirgendwo neu. Um zu überleben kann man auch einfach nur weiter machen. Die Kraft dazu scheint man aus den verschiedenen Facetten der Liebe zu ziehen und ist unsereinem, der in der sog. modernen Welt lebt, oft wirklich kaum nachvollziehbar. Aber, es wird einem bewusst, wie gut wir eigentlich leben, und die Zustände zu Jacobs Zeit kann man sich schlecht auch nur annähernd vorstellen.
Wirklich eindringlich werden die Lebensumstände beschrieben und die Kraft der Personen ist beeindruckend. Teilweise ist aber auch ihr Handeln erschreckend und muss schon von der Zeit geprägt sein, und dem Willen mit allen Mitteln ans eigene Ziel zu kommen, wie von Jacobs Vater. Der Autor schafft es mit seinem Stil hervorragend, die Balance zwischen dem Schrecknissen der Zeit, dem nicht gerade erfreulichen Leben von Jacob, den Leser gefesselt lesend beim Buch zu halten, ohne das man sich abgestoßen fühlt. Am Ende hätte zu gerne noch weiter gelesen, und mehr kann für ein Buch kaum sprechen.
Bisher war die Zeit, um die es in diesem Roman hauptsächlich geht, der zweite Weltkrieg, und die Gegend wo er spielt, gar nicht mein bevorzugtes Interessen- Lesensgebiet, doch dieser Roman hat mich überzeugt, und der Schreibstil des Autors ebenfalls.

Bewertung vom 04.02.2011
Stratmann, Cordula

Sie da oben, er da unten


weniger gut

Da hat sie nun nie mit gerechnet, von ihrem eigenen Mann Dieter erwürgt zu werden. Das hätte ihm niemand zugetraut, sie am allerwenigsten, wo sie ihn doch immer verbal runter geputzt hat und Dieter nie dagegen gehalten hat. Nun liegt Sabine da, tot im Wohnungsflur, und darf später ihre eigene Obduktion mit erleben, bevor sie in den Himmel kommt. Dort ist es irgendwie auch ganz anders, als sie es sich vorgestellt hatte.
Über Sabines Dasein im Himmel und Dieters Leben auf der Erde liest man in diesem Buch von Cordula Stratmann.
Wenn ich Frau Stratmann im Fernsehen erlebte, fand ich sie immer gut, musste lachen. Leider gefiel mir dieses Buch nicht so gut. Es gab vielleicht einige Stellen, wo ich mal grinsen musste, aber amüsiert habe ich mich nicht.
Es war gut und leicht zu lesen, hatte für mich aber keine Höhen und Tiefen. Ob man über dieses Thema nun überhaupt humorvoll schreiben kann, oder sollte?
Ich habe durchaus Sinn für Humor, auch für schwarzen, doch dieser Roman hat meinen Geschmack so gar nicht getroffen.

1 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2011
Capus, Alex

Léon und Louise


ausgezeichnet

Louise und Leon lernen sich zum Ende des 1. Weltkrieges in einem abgelegenen Ort in der Nähe der Atlantikküste kennen. Lange währt ihre gemeinsame Geschichte nicht, da werden sie durch einen der letzten Luftangriffe getrennt und halten sich gegenseitig für tot. Leon heiratet und wird Vater. Dann sehen sich beide zufällig in der Pariser Metro wieder.
Wie reagiert Leons Frau Yvonne, wie geht das tägliche Leben weiter, und wie kommen alle durch den 2. Weltkrieg?
Alex Capus beschreibt die Geschichte, die Liebe zwischen Leon und Louise einfach wunderbar, eben-so das Zusammensein von Leon und Yvonne. Yvonne geht bemerkenswert mit dem Auftauchen der alten Liebe ihres Mannes um. Die Geschehnisse der Kriege gehören zur Geschichte und sind meiner Meinung nach nicht zu viel eingebracht. Zu der Zeit kann man dem Thema einfach nicht ausweichen und es gehörte zum Leben dazu. Dabei wird es nicht dramatisiert, oder in den Vordergrund gescho-ben. Aber die Bedrohung, Atmosphäre wird gut eingefangen und ich konnte mir die Situationen gut vorstellen. Leon ist kein Held, doch er versucht im Stillen etwas zu helfen, und ganz wichtig, seine Familie ohne große Entbehrungen durch die Kriegszeiten zu bekommen. Dabei finde ich, zeigen die Protagonisten eine enorme Größe das Leben durchzustehen.
Dieser Roman hat mir sehr gut gefallen. Er beschreibt eine ernste, und wundervolle Geschichte, in der die Personen auch Selbstkritik und Ironie zeigen. Geschrieben ist es in einem sehr schönen Stil, durch den Roman zog sich irgendwie eine Leichtigkeit, trotz des ernsten Themas.
Obwohl mich bisher Geschichten aus der Zeit der Weltkriege nicht sehr gereizt haben hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Sehr gelungen und empfehlenswert.

Bewertung vom 22.01.2011
Körner, Torsten

Geschichten aus dem Speisewagen


sehr gut

Ein Jahr lang in den Speisewagen der Bahn quer durchs Land. Seine Erlebnisse und Begegnungen und deren Geschichten hat Torsten Körner in diesem Buch nieder geschrieben. Und das äußerst gelungen. Das zeitlich begrenzte Beisammensein während einer Bahnfahrt bringt viele Leute zum Reden. Sie erzählen interessante Geschichten aus ihrem Leben, welche man bei einigen so gar nicht vermutet hat. So manche Überraschung hält eine Begegnung im Speisewagen bereit. Auch wenn dieser leider etwas von seinem früheren Komfort eingebüßt hat und in Gefahr läuft zu einem Auslaufmodell zu werden.
Es gab vielleicht einen Monolog eines Mitreisenden, der mir nicht so gut gefiel. Ansonsten fand ich die Geschichten aus dem Speisewagen sehr gut. Ich hatte die vorbeifliegende Landschaft richtig vor Augen und die Stimmung eines schmuddelig-graue Wintertages war zum Greifen, derweil sich ein Bahnreisender einen Platz im Speisewagen sucht, und nach einiger Zeit dem Autoren ein Teil seines Lebens erzählt.
Es braucht nicht immer haarsträubende, phantastische Geschichten, um den Leser zu fesseln und zum Nachdenken zu bringe. Gerne würde ich weitere Geschichten lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.01.2011
Moritz, Rainer

Madame Cottard und eine Ahnung von Liebe


sehr gut

Nathalie, eine alleinstehende Buchhändlerin und Robert, ein alleinstehender Deutscher, wohnen beide im selben Haus in Paris. Aber erst durch einen Wasserrohrbruch über Nathalies Wohnung lernen sie sich näher kennen, weil Robert ganz spontan seine Hilfe anbietet. Das überrascht ihn selber, doch Nathalie entpuppt sich als äußerst attraktive Gesprächspartnerin und auch Nathalie ist überrascht, dass ihr Roberts ruhige Art so gut gefällt. Beide kommen sich näher, ja, aber die Art wie der Autor dieses schreibt finde ich sehr schön. Dieser Roman kommt ganz ohne wörtliche Rede aus, doch die Unterhaltungen zwischen Robert und Nathalie sind wunderbar lebendig geschildert und obwohl hier ganz normales Leben stattfindet, ohne einschneidende, spannende Ereignisse, mag man dieses Buch nicht aus der Hand legen. Der Autor hat so lebensnah, berührend geschrieben, dass es ganz ohne diese Dinge auskommt. Ein schöner, ruhiger, doch fesselnder Roman über die Liebe, die einen überall und immer begegnen kann.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2011
Busquets, Blanca

Die Woll-Lust der Maria Dolors


gut

Maria Dolors sitzt nach einem Schlaganfall in der Wohnung ihrer Tochter und ist zum Beobachten und Zuhören degradiert, da sie nicht mehr sprechen kann. Das heißt aber nicht, dass sie nicht mehr hören kann! Während sie also die Geschehnisse in der Familie ihrer Tochter beobachtet und sich so ihre eigenen Gedanken macht, erinnert sich Dolors zurück an ihre Jungend, ihre große Liebe und ihr Leben.
Manchmal wechselt Dolors ziemlich abrupt die Erzählperspektive von der Gegenwart zur Vergangenheit. Das mag manchen Leser vielleicht stören. Doch so gehen nun mal ihre Gedanken, während sie in ihrem Stuhl im Wohnzimmer sitzt und strickt. Beide, Vergangenheit und Gegenwart, lesen sich äußerst interessant und die besten Geschichten schreibt das Leben der sogenannten ganz normalen Leute.
Noch kann Dolors stricken und sie strickt einen Pullover für ihre Enkeltochter, die doch so erschreckend dünn ist. Auch die anderen Familienmitglieder sind für so manche Überraschung gut.
Für mich ein schöner, gut zu lesender Roman, in dem die Persönlichkeit der Maria Dolors gut dargestellt wird. Sicher ist auch die Übersetzung aus dem katalanischen gelungen, denn sonst würde sich das Buch nicht so gut lesen lassen. Meiner Meinung nach müsste es mehr solcher Bücher geben, die voller Lebensweisheit des Alters sind, einem zeigen, dass es dann oft nicht mehr viel nützt und jeder seien eigenen Erfahrungen machen muss. Einfach lesenswert.
„Ein lebenskluger Roman für alle Frauen, von einst und heute, die keine Unschuldslämmer sind“.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2010
Kincaid, Greg

Ein Hund zu Weihnachten


sehr gut

Weihnachten ist nicht mehr fern und auf der Farm der McCrays in Kansas geht alles seinen nor-malen Gang, bis der jüngste Sohn Todd im Radio hört, dass das Tierheim des Ortes Pflegefamilien für die Tierhheimhunde über die Weihnachtstage sucht. Todd, der eine besondere Beziehung zu Tieren hat, ist sofort Feuer und Flamme. Doch er braucht einige Zeit, um auch seinen Vater zu überzeugen, einen Hund über Weihnachten aufzunehmen. Dieser muss sich erst seiner Ver-gangenheit stellen Dazu schaffen es die McCrays, dass sehr viele Leute aus dem Ort auch einen Hund aufnehmen.
Dieses, doch recht kleine, Buch fasst alles zusammen, was ein Buch mit dem Titel verspricht. Mit einfachen Worten erzählt der Farmer George McCray über seine Familie und den Hund, den sie Christmas nennen. Es ist einfach schön zu lesen und man möchte es gar nicht aus der Hand legen. Man liest über Tiere und dass sie sich eventuell ihren Menschen selber aussuchen, über Hilfsbe-reitschaft und wie gut man sich damit fühlt und dass man manchmal über seinen eigenen Schat-ten springen muss, um zufrieden zu werden.
Für so ein Buch braucht es keine hochlitarischen Worte, einfach und passend fesselt und trifft es den Leser viel mehr. Ich kann dieses Buch nur empfehlen, mir hat es gut gefallen und ich hätte gerne noch mehr gelesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2010
Roberts, Nora

Ein Haus zum Träumen


sehr gut

Cilla McGowan Großmutter hatte ein Farmhaus in eher ländlichem Bereich. Dieses Haus steht seit dem Tod der Großmutter, die zu ihrer Zeit ein bekannter Star war, leer und ist mittlerweile stark renovierungsbedürftig. Mit Hilfe ortsansässiger Handwerker macht sich Cilla ans Werk und nach dem Fund von Briefen an ihre Großmutter. Die von einer verbotenen Affäre erzählen, häufen sich seltsame Anschläge auf sie und andere in ihrer Umgebung. Dazu lernt sie aber auch echte Freundschaft kennen, und, wie sollte es anders sein, die Liebe zu ihrem Nachbarn Ford.
Auf eine angenehme und leichte Art beschreibt Nora Roberts (und deren Übersetzerin) die Geschichte mit viel Selbstfindung der Hauptperson Cilla, beschreibt Freundschaft und Zusammenhalt der kleinen Gemeinde und wie weit es einen bringt, wenn es Personen gibt, die einen lieben, einen so nehmen wie man ist, und die hinter einen stehen.
Dazu noch ist noch etwas Kriminalistik gefragt, denn wer war der Unbekannt, mit dem die Großmutter eine Affäre hatte, starb sie wirklich an Selbstmord und wer verübt die Anschläge auf Cilla und zerstört ihre Dinge? Die Liebesgeschichte von Cilla und ihrem Nachbarn Ford entwickelt sich mit der Geschichte und auch die Person von Ford ist interessant dargestellt. Halt ein Mann, mit seiner eigenen Einstellung, durchaus zum Verlieben.
Wieder wunderbare Unterhaltung von Nora Roberts, wie ich das Leser von dieser Autorin fast schon erwarte.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.12.2010
Wroblewski, David

Die Geschichte des Edgar Sawtelle


weniger gut

Edgar ist der einzige Sohn von Gar und Trudy, die auf einer Farm im mittleren Westen eine Hunde-zucht betreiben. Er ist von Geburt an stumm, was aber der Verständigung mit seinem Umfeld und den Hunden keine Schwierigkeiten bereitet.
Edgar ist 14 Jahre alt, als der Bruder seines Vaters auf der Farm auftaucht und alte Streitigkeiten zwischen den Brüdern wieder aufflammen. Eines Tages findet Edgar seinen Vater sterbend in der Scheune. Ist er wirklich eines natürlichen Todes gestorben, oder stimmen Edgars Ahnungen, dass sein Onkel etwas damit zu tun hat?
Laut Klappentext wird Edgar noch einige Zeit in der Wildnis mit seinen Hunden verbringen.
Bevor sich allerdings die Lage für Edgar zuspitzt, habe ich den Roman etwa in der Mitte abgebro-chen. Diese Art von Schreibstil war so gar nichts für mich. Stellenweise konnte mich die Geschichte fesseln, doch grundsätzlich zog es sich für mich einfach zu lange hin und war zu undurchsichtig geschrieben. Erschien Edgar sein Vater im Regen, ist es als Metapher anzusehen, wegen seiner unbewussten Vermutungen? Die Aussage der hellsichtigen alten Frau gibt Sinn, aber er scheint sich nicht dran zu halten. Auch das Ende liest sich ausgesprochen uneindeutig. Ist die Wahrheit ans Licht gekommen?
Die Landschaftsbeschreibungen, die Arbeit mit den Hunden hat mir gut gefallen.
Doch die Handlung war mir einfach zu langwierig geschildert. Natürlich ist das Geschmackssache, zwischendurch gab es immer wieder Stellen, die mir gefielen, aber grundsätzlich trifft dieser Roman nicht meinen Lesegeschmack.

Bewertung vom 17.11.2010
Signol, Christian

Der Fluss der Hoffnung


gut

Benjamin wächst als Sohn eines Flusskapitäns in einem Tal der Dordogne in Frankreich auf. Mit 13 Jahren kann er endlich seine erste Flussfahrt mit seinem Vater machen. Seit der Kindheit verbindet ihn viel mit Marie, der Tochter eines Bootsführers seines Vaters, und sie scheinen füreinander be-stimmt. Doch erst droht der Dienst bei der Marine und dann zwingt ihn eine Intrige für lange Zeit fort zu gehen.
Christian Signol hat es geschafft, das Leben an und mit der Dordogne um die Mitte des 19. Jahrhun-derts eindringlich dazustellen. Die Verbundenheit der Menschen mit dem Fluss und der Natur, ihrem Zusammenhalt untereinander stellt er sehr gut dar.
Die Liebe von Benjamins Vater zu seinem Sohn zeigt sich in wenigen Worten und entsprechenden Taten. Ehrlich und immer zu Benjamin stehend. Dies spiegelt die Art der Leute am Fluss wieder. Die Schilderungen der Landschaft um die Dordogne, und der Gefühlswelt von Benjamin und Marie sind einfach und dabei ergreifend. Besonders, als sie nach Jahren der Abwesenheit wieder in ihre Heimat zurück kehren.
Ein Buch, dass sich dem Leser in kleinen Schritten erschließt, und der sich manchmal selbst am Fluss der Hoffnung wähnt, vielleicht am frühen Abend eines Sommertages.